Kapitel 2


Keine 24 Stunden später, stehe ich vollbepackt mit zwei großen Reisetaschen auf dem Parkplatz vor der Akademie.
Tante Joyce steht direkt neben mir und versucht sich ein aufmunterndes Lächeln aufzuzwingen, was ihr mehr oder weniger gut gelingt.

„Bereit?", fragt sie mich unsicher und sieht dabei  so aus, als hätte sie die Entscheidung zwischen weinen oder lachen noch nicht getroffen.

„Habe ich denn eine Wahl?", nuschele ich vor mich hin, während ich den Weg in Richtung Haupteingang identifiziere.

Damit zu prahlen, dass diese Akademie die beste im ganzen Land ist, lässt sich der Rat nicht nehmen. Daher wird man auf dem Weg zu den Eingangstüren von Plakobots begrüßt, die regelmäßig Fotos von den erfolgreichsten Absolventen der Akademie abspielen lassen und natürlich auch einige Ausschnitte des luxuriösen Innenlebens der Schule präsentieren.

Das Innere der Akademie trotzt wie erwartet nur so vor Luxus, was mich nur auf den ersten Blick beeindruckt.
Egal wo ich hinsehe, überall springen mir goldene Akzente ins Auge. Selbst die Kugelschreiber, die bei der Eingangshalle auf dem informations Tisch feinsäuberlich platziert liegen, sind vermutlich vergoldet.

„Wenn man zu viel Kohle übrig hat..", murmle ich und ernte daraufhin einen verärgerten Blick meiner Tante.

Augenverdrehend frage ich sie, wo wir jetzt hinmüssen und Joyce deutet auf einen Wegbot, der auf uns zugeflogen kommt.

„Hallo, wie kann ich ihnen helfen?", kommt es von dem kleinen schwebe Roboter mit monotoner Stimme, der vor uns zum stehen kommt.

Ich überkreuze meine Arme und blicke ihn misstrauisch an, während Joyce jetzt diejenige ist die ihre Augen verdreht, wahrscheinlich über mein Verhalten verärgert und daraufhin antwortet : „Einmal zur Anmeldung, bitte".

„Folgen sie mir", erläutert der Wegbot und fliegt langsam voran, sodass wir gut mit ihm mithalten können.

Ich spüre wie mich Joyce am Ärmel zu sich zieht, um in mein Ohr zu flüstern : „Versuch wenigstens dich anzupassen, Stella.Wir erregen durch mich schon genug Aufmerksamkeit!"

Sie hat recht.
Viele Blicke richten sich auf uns, oder eher gesagt auf Tante Joyce, mir ist es allerdings wumpe.
Sollen sie doch starren und ihre Kommentare abgeben, die Leute werden ihr Karma für diese Unverfrorenheit schon noch erhalten. Trotzdem reiße mich um meiner Tante willen zusammen und spiele die stille Beobachterin, was ich ohnehin am besten kann.

So wie ich das sehe, gibt es übermäßig viele Ausgestoßene auf dieser Schule. Ich habe nicht erwartet, dass der Rat Ausgestoßene an einer Elite Akademie unterbringt. Durch die schwarze Kleidung der Menschen, sticht die farbige Kleidung von den Schülern der verschiedenen Welten umso stärker hervor.

Der Roboter führt uns durch die langen Gänge der Akademie, zwischen durch kommen uns massig Schüler entgegen, die wahrscheinlich gerade ihren Unterricht wechseln.

Halt macht er vor einer Tür, die mit dem Schildchen Büro ausgestattet ist.
Mit einem einfachen ‚Ziel erreicht' als Abschied fliegt er davon, wahrscheinlich zurück in Richtung Eingangshalle. Unsicher blicke ich mich um und überlege ob es möglich ist, doch irgendwie ein Schlupfloch vor dem Rat zu finden.

„Denk nicht mal dran, Azylia!", zischt meine Tante, während sie mein Gesicht genauestens analysiert.

„Schon gut?" zicke ich, als sie wenig später immer noch nicht aufhört mich anzustarren, mit diesem ‚Ich weiß was du denkst Blick'.

Ohne mir eine klare Antwort zugeben, öffnet sie die Tür in meine persönliche Hölle. Jetzt gibt es kein zurück mehr, denke ich schulterzuckend und folge ihr in den Raum hinein.

Das Direktorat ist geräumig, luxuriös und prunkvoll, genau wie die gesamte Akademie. Wenigstens haben die hier Stilbewusstsein, schlimm wäre es, wenn es trotz des ganzes Geldes hässlich aussehen würde.

Ein großer Holzschreibtisch steht in dem Raum, dieser hat ebenfalls wieder die selben Goldverzierungen, als wäre Gold hier so etwas wie das Wappen der Akademie.

An dem Schreibtisch sitzt eine ältere Dame mit einer Lesebrille und arbeitet anscheinend gerade am Computer. Dieser sieht aus, als hätte man ihn direkt aus dem Mittelalter hierher teleportiert.

Dieses Ebenbild passt so gar nicht zu den hochtechnisierten Robotern, die überall in der Schule ihre Aufgaben erfüllen.
Die großen Bestimmer, die diese Akademie finanziert haben, hatten wohl keinen Penny mehr über um der Sekretärin ein ordentliches Equipment zu besorgen.

Die Dame scheint uns nicht zu bemerken, da sie keinerlei Anstalten macht zu uns hochzusehen.
Joyce räuspert sich neben mir schon wie eine verrückte, um die Aufmerksamkeit der Dame zu erlangen, doch selbst das bekommt Sie nicht mit.
Vielleicht hat Sie ihr Hörgerät nicht drin.

Mir wird das langsam zu doof und in meinen Händen staut sich langsam das Blut, da mir die Henkel der Reisetaschen alles abschnüren.

Deswegen bewege ich mich entschlossen auf den Schreibtisch zu und klopfe verhältnismäßig laut mit meinen Knöcheln auf die obere Ablage.
Joyce zieht hinter mir scharf die Luft ein und ich kann ihre Standpauke schon in meinen Ohren klingeln hören.

Ich hoffe aber, dass diese sich in Grenzen halten wird, da die alte Dame reagiert und ihre Aufmerksamkeit endlich auf uns, oder eher gesagt mich richtet.

Sie lächelt uns freundlich an und sagt in einem Tempo, welches nicht von dieser Welt scheint: „Was kann ich für sie tun?"

Sie hört sich beinahe an wie dieses Faultier aus Zoomania, fehlt nur noch, dass sie einen schlechten Witz reißt.

Da ich nicht in Erwägung ziehe zu antworten, stellt sich Tante Joyce nun wieder neben mich und erläutert : „Azylia von Moonoria, sie fängt dieses Jahr hier an der Akademie an."

Ich lächele die Dame freundlich an, als sie ihre Augen durchlöchernd auf mich richtet.
Bis jetzt finde ich sie noch ganz sympathisch, weil sie die einzige ist, die meiner Tante keinen giftigen Blick zugeworfen hat.

Sie scheint wohl auch symphatie Punkte für mich übrig zu haben, denn sie wendet sich lächelnd von mir ab und tippt irgendwas auf ihrem Computer ein.

Ich stelle mich schon seelisch darauf ein, dass wir hier nun die nächste Stunde verbringen werden, aber die Sekretärin ist mit ihren Fingern überraschend flink und ich halte schon in weniger als fünf Minuten sämtliche Pläne und Schlüssel in der Hand, die ich wohl brauchen werde.

„Die Akademie wünscht ihnen einen schönen Aufenthalt", erwähnt die Frau zum Abschied gelassen und wendet sich wieder ihrem Computer zu.
Joyce und ich werfen uns einen belustigten Blick zu und verlassen daraufhin das Büro.

„Zeit für mich zu gehen...", flüstert Joyce mit geknickter Stimme, sie weiß ganz genau, dass ich eigentlich nicht hier sein möchte.

Kurz überlege ich einfach alles hinzuschmeißen, aber ich tue das hier für meine Tante.
Damit es ihr einigermaßen gut gehen wird und sie es schafft sich ohne eine Strafe meinetwegen durchzuschlagen.

„Das ist es wohl..", spiele ich bei ihrer Trauer Nummer mit, um erstens, die Stimmung ein bisschen zu lockern und zweitens, nicht zu heulen.
Leicht lächelnd zieht sie mich in ihre Arme und ich sauge ihr blumiges Parfüm in mir auf.

„Ich hab dich lieb", flüstere ich erstickt in ihre Halsbeuge.
Ich kann spüren wie ihre Brust von ihrem Lachen vibriert, als sie sagt : „Wow, meine Lia zeigt ihre Gefühle."

„Leg es nicht drauf an", kichere ich und ziehe sie enger in die Umarmung.

„Ich hab dich auch lieb, mein Schatz", verpricht sie mir, bevor Joyce sich aus der Umarmung löst und mir zum Abschied einen feuchten Kuss auf die Wange drückt.

Ich beobachte ihre Gestalt, bis sie nur noch als schwarzer Fleck zu erkennen ist und warte darauf, ob sie sich nocheinmal umdreht.
Aber so ist Joyce nicht, Abschiede liegen ihr nicjz besonders, genauso wenig wie mir.


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