🍀Un🍀
●Selena Gomez - The Heart Wants What It Wants ●
Als die Tür ins Schloss fiel, herrschte eine vollkommen vertraute Stille. Eine Stille des Schweigens, welcher mehr zu Ausdruck brachte, als Worte es je tun könnten. Kian und Amira, die beide nacheinander das vornehm große Duplexhaus betraten, bildeten einen gemeinsamen dunklen Schatten, der sich wie ein Fluch über sie, als auch über das ganze Gebäude gelegt hatte, sodass selbst die schönen auffällige Farben der Wände und die des kunterbunten Gartens einen leblosen, verwelkten Eindruck übermittelten.
Amira, die im Flur stehend, seine Nähe nicht länger ertrug und sich zudem darüber im Klaren war, was gleich kommen würde, lief mit festen Schritten den langen Flur entlang und nahm die edle Wendeltreppe nach oben, um ins Schlafzimmer zu gelangen. Dies sollte ihr einige ruhige Augenblicke verschaffen, bevor das ganze Theater von vorne anfing. Bevor das Reden, das Ausdiskutieren und letztlich das Streiten wie immer eintrat.
Kian hingegen, der seine Wut nicht zu bändigen wusste, blieb einige Sekunden lang regungslos an der Haustür stehen, ehe er sich seine Jacke auszog und es unachtsam in die Ecke schmiss. Die Jacke wurde er dadurch sehr schnell los, doch seine Angespanntheit, die jede kleinste Faser seiner Muskeln unterstrich, klebte weiterhin, wie eine zweite Haut an ihm. Er wollte nicht mit ihr diskutieren, er wollte sich nicht mit ihr streiten, wenigstens dieses eine Mal nicht, weshalb er sich dazu entschied, sich ins Wohnzimmer zu setzten um seine Gedanken zu ordnen. Ein abrupter Halt erfolgte jedoch nach einigen gemachten Schritten und Kian atmete tief aus. Er konnte seine Wut nicht zurückhalten, er konnte seine aufgestauten Gefühle nicht verdrängen, denn insgeheim wollte er sie zur Rechenschaft ziehen, er wollte sie anschreien, ihr ins Gesicht blicken und herausfinden, weshalb sie das getan hatte. Also machte er kehrt und stieg zügig die Wendeltreppe hoch, anschließend er mit zielstrebigen Schritten ebenfalls ins Schlafzimmer ging, wo er angekommen, sofort auf Amira traf, die ihm den Rücken zugekehrt hatte und sich ihren Satinblazer auszog.
»Das siehst du also als Lösung ? Dass wir nun die Tipps einer wildfremden Frau annehmen und uns auf diese Weise miteinander aussprechen sollen, Amira ?«, fragte Kian und gestikulierte wild mit seinen Armen herum.
Amira, die den Zorn aus Kians Stimme deutlich heraushören konnte, ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Ohne große Umschweife entkleidete sie sich weiterhin, indem sie sich eins zu eins aus ihren Accessoires befreite, währenddessen sie stillschweigend aus dem Fenster sah. Sie war zu müde von diesem Tag, zu müde von diesem Gespräch und von all den Streitereien. Sie wollte endlich ihre Ruhe, endlich von einer friedvollen Stille umworben werden und nicht von einer Stille, die sie scheinbar jeden Moment zu erdrücken intentionierte.
»Warum sagst du nichts, Amira ? Du wolltest doch sprechen... hier bin ich ! Sag was deinem ach so zerbrechlichen Ich auf dem Herzen liegt«, spottete er und nachdem Amira ihren Schmuck auf die Kommode niedergelegt und ihre Uhr auf die Marmorplatte ihres Schminktisches abstellt hatte, erst da drehte sie sich zu ihm um. Kians Emotionen prallten bei dessen Anblick wie eine Flutwelle auf sie ein, doch Amira zeigte dennoch keinerlei Emotionen, während sie ihn ruhig und ausgeglichen anblickte. Dies trieb Kian noch weiter zur Weißglut.
»Manchmal ist keine Antwort auch eine Antwort, Kian. Es war ein langer Tag, ich habe dem nichts hinzuzufügen«, sagte sie und wollte an ihm vorbeilaufen, doch da fasste Kian sie an ihrem Oberarm und hielt sie davon ab sich noch einen weiteren Schritt von ihm zu entfernen. Zumindest was die räumliche Distanz betraf. Seelisch, war sie schon lange nicht mehr bei ihm und darüber waren sich beide absolut im Klaren drüber.
»Nein !«, knurrte Kian auf und zog seine Ehefrau zu sich ran. Amira, die seine Nähe als absolute Qual empfand, blickte ihn mit aufgerissenen Augen panisch an und machte einige Schritte zurück.
Sekunden langes Schweigen erfolgte.
»Du... du hast Angst vor mir ?«, fragte Kian irritiert, als er sah, wie schnell sie von ihm zurückgewichen war. Doch sie antwortete auch dieses Mal nicht. Kian, der sichtlich überrumpelt von ihrer Reaktion war, fuhr sich aufgelöst und völlig von der Spur durch seine dichten mitternachtsschwarzen Haare. Was war nur los mit ihr ?
Entrüstet und erneut mit einem recht starren Blick gab sie ein 'Nein' von sich und obwohl sie dabei nicht einmal mit der Wimper zuckte, schenkte Kian ihr kein Glauben und das wusste sie mit Sicherheit, als sie mitbekam, wie sich eine winzige Falte auf seinem schönen Gesicht zwischen seinen dunklen gleichmäßigen Augenbrauen gebildet hatte.
»Du erträgst meine Nähe nicht Amira, aber du bist eifersüchtig, wenn ich mit einer anderen Frau spreche. Was soll das ?«
»Ich habe dir gesagt, dass ich nicht eifersüchtig bin !«,sagte sie erneut beherrscht, was Kian mit einem verärgerten Blick verneinte.
»Doch, doch das bist du. Sonst hättest du es heute nicht bei der Eheberatung zur Sprache gebracht.«
»Nein, das stimmt nicht !«, beteuerte sie ein weiteres Mal, was dazu führte, dass Kian ein gepresstes Murren von sich gab. Denn wie so oft, hasste Kian den Sturkopf auf den Amira des öfteren zurückgriff, anstatt der Wahrheit ins Antlitz zu blicken. Er fuhr sich erneut mit der Hand durch die Haare und fügte hinzu:
»Weißt du was ? Mrs. Gielow hatte recht mit dem was sie gesagt hat. Der erste Schritt, den wir machen müssen ist, uns gegenseitig die Wahrheit ins Gesicht zu sagen und uns auf unsere Fehler aufmerksam zu machen ... auf die Eigenschaften, die uns nicht zusprechen. Anfangs fand ich es absurd, aber...«
Er blickte Amira analysierend an, die weiterhin unbeteiligt da stand.
»... aber nun bin ich dran mit dem auspacken, Amira. Weißt du, was ich an dir hasse ? Ich hasse deine Ruhe, deine Emotionslosigkeit, deinen Sturkopf. Ja genau, das hasse ich an dir, denn all diese Eigenschaften von dir treiben mich in den Wahnsinn. Du bist immer diejenige die Recht bei allem behalten muss und wenn man dich auf deine Schwächen aufmerksam machen will, streitest du alles ununterbrochen ab. Du bist wie eine Wand, wie eine umzäunte Mauer, die seine Schutzwände hochhebt und alles blockiert, was versucht an dich ranzukommen. Doch auch du bist ein Mensch, auch du bist nicht perfekt und machst Fehler. Scheiße verdammt, gestehe dir das endlich ein !«
So aufgelöst hatte Amira Kian seit langem nicht mehr erlebt und jedes Wort, welches er aussprach, war zwar von seiner Wut geleitet worden, aber es entsprach der Wahrheit. Es entsprach dem, was er von ihr dachte und was er insgeheim von ihr hielt.
Amira, die seine Worte aufmerksam in sich aufgenommen hatte, schaffte es nicht den intensiven Schmerz, der dadurch in ihrer Brust entstand zu unterdrücken. Sie schwieg, auch dieses Mal, und wandte den Blick von ihm ab.
Zusammen verharrten sie einige Sekunden lang in dieser Schweigsamkeit, welches nur durch das ungleichmäßig laute Ausatmen von Kian unterbrochen wurde, ehe sie ihm dann wieder in die haselnussbraunen warmen Augen schaute, die sie hoffnungsvoll anblickten. Denn seinen Ansichten nach musste er doch irgendein Gefühl, irgendetwas aus ihr herauslocken können, auch wenn es nur mit schmerzhaften Worten gelang.
»Verstehe...«, antwortete sie hingegen und machte ihm seine letzte Hoffnung damit zunichte.
»Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast, was für ein schlechter Mensch ich doch bin. Nun, wenn das alles wäre...« Sie wollte gerade weiter laufen, doch Kian stellte sich ihr in den Weg.
»Hast du dem nichts hinzuzufügen ? Hast du rein gar nichts dazu zu sagen ?«
»Nein. Es ist deine Meinung und dein Urteil über mich. Du bist ein erwachsener Mann, Kian und ich habe mich da nicht einzumischen.«
Ungläubig starrte Kian sie an, ehe sich seine Lippen zu einer schmalen Linie verzogen und die Wärme aus seinen Augen durch die Tragweite ihrer Worte, wie weggespült wurden.
»Gut«, sagte er schließlich, als er wieder imstande war zu sprechen.
»Wenn das so ist, brauche ich auch keine Rücksicht mehr auf dich zu nehmen, wenn ich heute Abend mit meinen Kollegen unterwegs bin. Es wird spät werden, du brauchst nicht auf mich zu warten.«
Amira nickte und gab dabei immer noch keine Mimik von sich.
»Ist in Ordnung. Viel Spaß, bei dem was ihr macht«, antwortete sie nur noch und lief an ihm vorbei zur Schlafzimmertür.
»Danke. Ich hoffe, das sorgt nicht erneut für Stress zwischen uns«, sprach er emotionslos aus, was Amira dazu verleitete an der Türschwelle stehen zu bleiben.
»Keine Sorge, das wird es nicht.«
»Bist du dir da sicher ?«, fragte er, drehte sich um und betrachte sie von der Seite aus skeptisch.
Amira blieb weiterhin stehen und antwortete, ohne sich noch mal zu ihm umzudrehen:
»Kian ich habe dir gesagt, dass ich nicht eifersüchtig bin. Um eifersüchtig zu sein, müsste ich dich lieben und wir beide wissen, dass das definitiv nicht mehr der Fall ist.«
Mit diesen Worten trat sie aus ihrem gemeinsamen Zimmer raus und ging in das Bad, um schnell danach die Tür hinter sich zu schließen. Einige Sekunden lang lehnte sie sich an die harte Metalltür und nur kleine Atemzüge darauf hörte sie, wie die Haustür hart zugeschlagen wurde und sie nun vollkommen alleine Zuhause war. Tief ausatmend lief Amira anschließend auf die große elfenbeinfarbene Badewanne in ihrem Badezimmer zu und ließ sich lauwarmes Wasser in die Wanne einlaufen, um dann ein Bad zu nehmen. Während sie sich dabei seelenruhig hingelegt hatte und sich zu entspannen bestrebte, schloss sie müde die Augen und verschwand mit ihrem Gesicht unter Wasser. Endlich konnte sie komplett abschalten... endlich ertranken diese klagenden Stimmen in ihren Kopf und es kehrte Stille ein.
Nachdem sie sich ausgiebig gewaschen und einige ruhige Momente genießend aus der Wanne gestiegen war, trat sie wieder ins Schlafzimmer, ohne dabei überhaupt das Licht anzuschalten. Amira beschloss schnellstmöglich ins Bett zu gehen, denn nach Essen war ihr nicht zumute und selbst die Euphorie in der Vogue zu lesen, war verflogen. Also schlüpfte sie schnurstracks in ihren kuscheligen Pyjama gekleidet in ihre Bettseite und bevor sie überhaupt in Gedanken bis zehn zählen konnte, war sie tief und fest in einen unsanften Schlaf gefallen.
***
Am nächsten Morgen, als die Sonne durch die Fenster hindurch strahlte, murrte Amira auf. Doch wach war sie nun, weshalb sie sich an das helle Licht gewöhnend langsam die Augen öffnete. Als sie sich dabei umdrehte und sich zudem im Bett aufrichtete, bemerkte sie, dass seine Bettseite nach wie vor im gestrigen Zustand gemacht war. Die samtige türkisfarbene Bettwäsche, die zu der Inneneinrichtung des Schlafzimmers abgestimmt war, zierte nicht eine einzige Falte. Sie war perfekt, was ein Indiz dafür war, dass er gestern Nacht nicht nach Hause gekommen war. Die Stille brach über sie ein, als auch die letzten Vögel von draußen das Weite suchten und die friedliche Ruhe von der sie innerlich so oft gesprochen und sich diese gewünscht hatte, war nun angebrochen.
Mit einem Mal wurde sie sich dabei aber eines bewusst, je länger sie die Leere und ordentlich gemachte Seite anschaute. Und zwar, dass die friedliche Ruhe ein Scheinbild war. Sie ertrug es nicht. Sie ertrug ausgerechnet die durch ihn ausgelöste Ruhe nicht. Ehe sie es sich versah, zog sie die Beine zusammen und urplötzlich hallte ihre Stimme von den Wänden wider, als sie hemmungslos vor sich hin zu weinen begann und sich nicht mehr zu stoppen wusste.
Ja, zuvor wollte sie es. Sie wollte endlich ihre Ruhe von ihm haben, endlich ihren Frieden finden, aber erst jetzt realisierte sie, dass ausgerechnet durch diese Stille, unter diesen vier Wänden sie ihre eigenen innerlichen Schreie nicht mehr ignorieren konnte. Sie erklangen nun lauter, schriller denn je und so sehr sie sich auch weinend wünschte die Stimmen mögen aufhören, es klappte einfach nicht. Denn er war nicht hier.
Platz 12 ? 12 ? Nach nur 3 Kapiteln 😲 Ich dachte ich sehe nicht richtig !
Ich danke euch 😊😙
Au revoir 💕
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