🌸Quatre - Réunion № 2🌸

Toygar Isıklı - Anlatamam (Melodie)


Ein Türklopfen erklang um Punkt 16 Uhr. Kian und Amira Barroso wirkten starrer, unruhiger denn je, als sie den Augenkontakt auch dieses Mal vermeidend und einen gewissen Abstand zueinander herstellend, das Büro von Mrs. Gielow betraten.

»Willkommen. Setzten Sie sich doch bitte.«

Kurzes Schweigen. Beide nahmen Platz.

»Kann ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten ? Vielleicht eine Tasse Kaffee oder Tee ?«

»Einen Kaffee bitte.«

Beide antworteten gleichzeitig. Mrs. Gielow gab ihrer Sekretärin kurze Anweisungen am Telefon.

»Nun, wie sah die kommende Woche nach unserem ersten Gespräch aus ?«

»Hervorragend.«

»Blendend.«

Beide hatten unterschiedliche Antworten abgegeben.

»Haben Sie versucht miteinander zu sprechen oder sich entgegenzukommen ?«

»Wir haben gemeinsam gefrühstückt.«

»Ist das denn bei Ihnen nicht üblich, Mr. Barroso ?«

»Seit einer geraumen Zeit nicht mehr. Ich habe viel auf der Arbeit zu tun und muss dementsprechend deutlich früher im Büro sein.«

»Und wie ist das Frühstück verlaufen ?«

Stille.

»Wir haben uns gestritten.«

»Verstehe.«

»Und deshalb bin ich eher zur Arbeit gefahren.«

»Wie immer...«

»Hast du etwa ein Problem damit Amira ?«

»Warum sollte ich ? Ich bin es ja nicht anders gewohnt, dass du selbst bei der kleinsten Angelegenheit Zuflucht auf der Arbeit suchst.«

»Ach, so siehst du das Ganze also ? Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich geblieben und wir uns den ganzen Tag gestritten hätten. Wa-«

Es klopfte an der Tür. Kian Barroso verstummte.

»Mrs. Gielow. Ihre Bestellungen.«

»Danke. Stellen Sie diese bitte auf den Tisch ab.«

Einige Sekunden verstrichen. Die Sekretärin stellte die Bestellungen ab und wandte sich zum Gehen.

»Einen Moment bitte. Können Sie mir vielleicht etwas Milch und Zucker bringen ?«

»Aber selbstverständlich, Mr. Barroso.«

Nach gefüllten Minuten brachte sie ihm diese. Dann verließ sie den Raum erneut.

»Streiten wird, wie ich Ihnen gegenüber schon einmal erwähnt habe, rein gar nichts bringen, Mr. und Mrs. Barroso. Sie haben also gegenseitig nicht das Gespräch zueinander gesucht ?«

»Nein, haben wir nicht.«

Kian Barroso trank aus seinem schwarzen Kaffee. Ohne Milch und ohne Zucker. Mrs. Gielow runzelte die Stirn. Anschließend begegnete Kian Barroso ihrem Blick.

»Amira trinkt nie ihren Kaffee ohne Zucker und Milch. Das verträgt sie nicht.«

Mrs. Gielow war erstaunt. Sie kritzelte unauffällig eine Notiz in ihren Block.

»Also, beginnen wir doch erst einmal damit Sie beide besser kennenzulernen. Erzählen Sie mir von sich. Wie lange sind Sie schon verheiratet ?«

»Vier Jahre. Ich war damals 20 und Kian 21 Jahre alt.«

»Verstehe. Also haben Sie sich während der Schulzeit kennengelernt ?«

»Nein. Wir waren beide bereits am Studieren.«

»Waren Sie an derselben Universität ?«

»Nein.«

»Und wie genau haben Sie sich dann kennengelernt ?«

Beide mussten kurz schmunzeln.

»Ich war in meinem Lieblingscafé und wollte an meinen Skizzen weiterarbeiten, die ich darauf die Woche am Central Saint Martins Collage of Art and Design vorlegen musste.«

»Sie sind Modedesignerin ?«

»Leider nicht. Ich musste das Studium abbrechen.«

»Und Sie, Mr. Barroso ?«

»Ich hatte mich in demselben Café mit Freunden verabredet. Da bin ich auch Amira zum ersten Mal begegnet.«

»Haben sie sich auf Anhieb gut verstanden ?«

Spöttisches Gelächter erklang.

»Keineswegs. Amira hat mich vor den Gästen zur Schnecke gemacht, als ich ihr einen Kaffee ausgeben wollte.«

»Ist das so ?«

»Er war äußerst eingebildet. Das ließ ich mir nicht gefallen.«

Mrs. Gielow lächelte.

»Verstehe. Was ist dann passiert ?«

»Kian und ich stammen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten ab. Ehrlich gesagt bin ich nicht davon ausgegangen ihm je wieder zu begegnen.«

»Aber das sind Sie. Man sieht sich bekanntlich immer zweimal im Leben.«

»Exakt. Kians Onkel... Onkel Cesário war ein Professor an der University of Arts London zu der auch mein Collage dazugehörte und als er ihn einige Monate nach unserer ersten Begegnung besucht hatte, sind wir uns wieder über den Weg gelaufen.«

»Kam erneut ein Treffen zum Kaffee trinken zustande ?«

»Ja, aber erst nach vielen vielen Monaten. Amira war sehr hartnäckig und hat alles darauf gesetzt, um mich zu vergraulen. Sie hat bewusst beim Essen geschmatzt, sich unmöglich benommen und mich öfters hereingelegt, als ich ihr näher kommen wollte. Sie hat einfach alles getan, damit ich mich von ihr fernhalte.«

»Aber Sie wussten, dass das alles nur geschauspielert war ?«

»Natürlich wusste ich das. Amira hatte so etwas Reines an sich. Es schien, als könnte ich ihr geradewegs in die Seele blicken. Ich wusste sofort, wenn sie etwas vor mir zu verbergen hatte.«

Amiras Züge verhärteten sich. Sie wandte den Blick ab.

»Was hat Ihr Mann anschließend gemacht, Mrs. Barroso ?«

»Er hat jede Situation ausgenutzt, um mich zum Essen auszuführen. Er sprach von nichts anderem. Nur ein Dinner behauptete er die ganze Zeit über und ich wäre ihm maßlos verfallen.«

»Mhh also hat Ihr Mann doch noch recht behalten. Denn so wie es aussieht, stellte das gemeinsame erste Dinner einen guten Grundbaustein für den Start Ihrer Beziehung dar.«

»Wohl eher kaum. Das erste Date war katastrophal.«

»Das stimmt.«

Kian lachte auf.

»Nach diesem Desasterdate hätte ich mich erst recht von Kian abwenden und ganz schnell flüchten müssen...«

»Aber Sie sind geblieben.«

»Ja, das bin ich.«

Schweigen trat ein.

»Nun kommen wir zu einem anderen Punkt: Wie sieht ihre Beziehung zu ihren Eltern und zu ihren Freunden aus ?«

»Was hat das mit unseren Eheproblemen zu tun ?«

»Kian werd' nicht unhöflich !«

»Schon in Ordnung, Mrs. Barroso, natürlich darf Ihr Mann mir solche Fragen stellen. Es hat sogar sehr viel damit zu tun, Mr. Barroso. Äußere, unabhängig vom Eheleben eintretende Gegebenheiten haben einen enormen Einfluss auf die Beziehung von Paaren. Phasen können dadurch entstehen, gegenüber denen man maßlos ausgesetzt ist und die man mit ertragen muss. Mrs. Barroso, Sie haben gerade eben noch erwähnt, dass Sie und Ihr Mann aus unterschiedlichen Schichten stammen. Sind Ihre Familien mit dieser Situation zurechtgekommen ?«

»Meine Eltern haben die Beziehung vollstens unterstützt und Kian soweit es ging in unsere Familie integriert.«

Kurze Stille.

»Meine Eltern hingegen waren nicht so tolerant. Sie waren der Ansicht, dass Amira nur hinter unserem Vermögen her wäre.«

»Sie haben sich aber davon nicht abbringen lassen, wie es aussieht. Wie ist aktuell Ihre Beziehung zu Ihren Eltern ? Haben Sie ein gutes Verhältnis zu Ihnen ?«

Kian räusperte sich. Amira blieb still.

»Wir haben keinen Kontakt zu meinen Eltern und Amiras Eltern sind während ihres Studiums bei einem Autounfall tödlich verunglückt.«

»Waren Sie da schon ein Paar ?«

»Ja...«

»Und Sie sind danach immer noch bei Ihr geblieben ?«

»Ich habe Sie geheiratet.«

Amira zuckte zusammen.

»Ich habe gedacht, dass auch Kian mich alleine lassen würde, genau wie meine Eltern, aber das tat er nicht. Er hat sich meinetwegen gegen seine Eltern gestellt.«

»Wie hat sich das angefühlt, Mrs. Barroso ?«

»Es war, als hätte mir jemand die Hand gereicht und mich aus den tiefen Ecken der Finsternis herausgezogen. Ich habe keinem Menschen danach so sehr vertraut wie Kian. Er hat nicht nur gesagt, dass er mich liebt. Er hat es mit Taten bewiesen.«

»Bereuen Sie es Mr. Barroso, sich gegen Ihre Eltern gestellt zu haben wegen Ihrer Frau ?«

Kurzes Schweigen trat ein.

»Nein, niemals. Ich würde dasselbe jederzeit wiedertun.«

Amira stand abrupt auf.

»Entschuldigen Sie mich Mrs. Gielow, ich brauche etwas frische Luft.«

Fußschritte erklangen. Die Tür öffnete sich, fiel ins Schloss und die Stille kehrte ein.

~
Die Augen funkeln. Die Liebe spiegelt sich in Ihnen wider. Der äußere Panzer wirkte kalt, steinhart, doch das zierliche Lächeln, welches sich um die Lippen der beiden legte, sobald Sie über die gemeinsame Vergangenheit sprachen, durchbrach diese Wände und offenbarte die nackte Wahrheit. Was war nur geschehen, dass das Paar nicht die Ehe, sondern wahrhaftig nur noch die Erinnerungen als größten und kostbarsten Schatz vor Augen sah ?
~

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top