Kapitel Siebenundvierzig: Zusammen

F A I T H

Mit großen Augen sehe ich mir die Location an, die sich in den letzten Stunden komplett verändert hat. Meine Hand wandert zu meinem Mund, der offen steht. Ich bin sprachlos, was meine beide Freundinnen sehr amüsant finden. Zusammen stehen wir in einer Reihe am Eingang und während in meinem Gesicht Unglaube zu lesen ist, spiegelt sich in den Augen von Hails und Ella stolz wider.

»Wir haben tolle Arbeit geleistet, Schwesterherz«, höre ich Ella lächelnd sagen, bevor sie ihre Hand hebt, um mit Haylee abzuklatschen.

Die funkelnden Sterne leuchten auf uns hinab, die sie oben an der Decke befestigt haben. Die Stoffe, die den blauen und endlosen Himmel abbilden, lassen die glitzernden Lichter noch heller erscheinen. Auf jeder Seite haben Ballone und weiße Blüten ihren Platz bekommen, während in der Mitte die ovalen Tische mit silbernen Akzenten, weißen Blumen und die überzogenen Stühle das Bild abrunden.

In der Ecke kann ich die kleine Bühne mit den Instrumenten für die Band erkennen, die uns diesen Abend unterhalten wird. »Ihr seid der Wahnsinn! Wow, vielen lieben Dank ihr beide. Das sieht so atemberaubend aus.«

Hails legt ihren Arm um meine Schultern und zieht mich zum Ausgang. »Warte mal ab, Faith. Draußen sieht es noch besser aus und ich kann es kaum erwarten, dich da entlang schreiten zu sehen.«

Schmunzelnd schüttle ich den Kopf, auch wenn mich meine innerliche Aufregung beinahe aufkreischen lässt. Heute ist endlich der Tag, wo Heath und ich offiziell wieder Mann und Frau werden. Ich kann es kaum glauben, aber wir haben wochenlang darüber geredet und auch wenn es für mich nicht notwendig ist, wollte Heath unbedingt diesen Schritt noch einmal mit mir wagen.

Nach unserem Liebeskampf, aus dem wir als Gewinner hinaustreten, war es mir egal. Ein Stück Papier kann kein bisschen unsere Gefühle beschreiben, die wir zueinander hegen. Es kann nicht annähernd unsere tiefe Verbundenheit bezeugen und aus diesem Grund war es für mich nichts Bedeutungsvolles mehr. Nur hat Heath auf mich eingeredet, mich versucht zu überzeugen und hat am Ende gewonnen, weil ich seine Gründe absolut verstehen kann.

»Ich kann es auch kaum glauben und ich bin so froh, dass ihr dieses Mal dabei sein werdet.«

Hails sieht mich aus wässrigen Augen an, während Ella mich anstrahlt und ebenfalls ihren Arm um mich legt.

Zusammen erreichen wir den wunderschönen Garten, der mit allen Farben geschmückt ist und ein unglaubliches Bild abgibt. Die Stühle sind mit einem royalblauem Satin Tuch überzogen, während in der Mitte der Weg mit weißen Blüten verziert ist. Am Ende des Ganges ist ein Hochzeitsbogen aufgestellt und mit weiteren weißen Blumen beschmückt worden. Eher schlicht und genau das mag ich so sehr daran.

»Ich danke euch. Ihr seid so wahnsinnig tolle Menschen, die ich niemals verlieren will.«

»Wir lieben dich auch, Kampfzwerg«, erwidert Ella mit einem Zwinkern, bevor sie mich wieder nach drinnen zieht. »Aber jetzt müssen wir dich zurechtmachen. Wir können nicht zulassen, dass du mit Jeans und einem langweiligen Shirt den Mann deiner Träume heiratest.«

Lachend lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen. »Das würde ihm gefallen«, sinniere ich, während mir Hails bestätigend zunickt.

»Das ist mir egal. So kannst du nicht heiraten. Ich habe dir ein wundervolles Kleid ausgesucht, dass perfekt zu dir passt, Kampfzwerg. Du wirst schon sehen.«

»Da hat sie recht, Faith. Es passt wirklich zu dir, nicht so wie dieses Kleid für das Sommerfest.«

Sieht so aus, als hätte ich dieses Mal Glück. Hätte Ella ein weiteres Rüschenkleid für mich ausgesucht, wäre ich schreiend davon gerannt. Aber zugegeben, wäre es auch meine Schuld. Immerhin hätte ich mir das Kleid auch selbst kaufen können. Diesen Stress wollte ich mir jedoch nicht antun und Ella hat es dann angeboten, was ich dankend angenommen habe.

Ich hoffe nur, dass Zuckerschnecke recht behalten wird.

°°○°°

Nach einigen Stunden kann ich endlich Luft holen, auch wenn alles in mir kribbelt und meine Nervosität ein neues Level erreicht hat. Ich könnte gleichzeitig lachen und weinen, nur traue ich mich nicht, weil Ella wirklich tolle Arbeit mit dem Make-Up und dem Kleid geleistet hat.

»Du siehst wunderschön aus, Faith. Oje, jetzt werde ich noch anfangen zu flennen«, ruft meine Mom aus, als sie mich erblickt. Mit offenen Armen gehe ich auf sie zu. Sanft drücke ich sie an mich. »Danke, dass du da bist«, flüstere ich ihr leise ins Ohr.

Seit dem mein Vater uns verlassen hat, ist unser Verhältnis ein wenig zusammengebrochen. Kurz nachdem ich meinen Collegeabschluss in den Händen hatte, hat sie ihre Koffer gepackt und ist von einem Ort zum anderen gereist, um so viel wie möglich von der Welt zu sehen. Ich war traurig darüber, aber ich konnte meine Mutter verstehen. Alles in dieser Stadt hat sie an den Mann erinnert, der sie ohne ein Wort verlassen hat. Trotz dessen ist sie zurückgekommen, um an diesem wichtigen Tag bei mir zu sein und mich zu unterstützen.

»Ich bin immer für dich da, mein Schatz. Auch wenn wir uns kaum sehen.«

Ein Klopfen unterbricht unseren besonderen Moment, sodass wir beide den Kopf drehen und Hunter im Türrahmen erblicken. Er hat sich selbst übertroffen, da er in seinem Anzug wirklich gut aussieht. Hails wird die Augen nicht von ihm abwenden können.

»Seid ihr bereit? Die Zeremonie beginnt gleich und der Bräutigam kann es kaum erwarten unsere wunderschöne Braut zu sehen.« Tief hole ich Luft, bevor ich nach dem Brautstrauß greife. Bei meiner Mutter hake ich mich ein, da ich sie darum gebeten habe, mich an Heath zu übergeben. »Wir sind bereit.«

Hunter flitzt davon, damit er rechtzeitig an seinen Platz ist und Heath als sein Trauzeuge beistehen kann.

Sobald die Musik zu spielen beginnt, schreiten wir zusammen den Weg entlang und als ich meinen zukünftigen Mann erblicke, erscheint ein breites Grinsen auf meinem Gesicht.

In seinem Smoking sieht er zum Anbeißen aus und als ich Blickkontakt mit ihm herstelle, durchfährt mich ein Blitz der vollkommen Glückseligkeit und Zufriedenheit. Ich kann all die Liebe, die er mir gegenüber empfindet, darin erkennen, sodass alles um mich herum in einem Nebel verschwindet. Alles, was ich sehen kann, ist dieser Mann vor mir, der mich aus glänzenden Iriden anblickt und mir ein Lächeln schenkt, das mir weiche Knie beschert.

Mit jedem Schritt, dem ich mich ihm nähere, wird dieses Gefühl noch intensiver. Auch wenn mir meine Wangen von dem Lächeln bereits schmerzen, kann ich nicht damit aufhören. Heath hatte recht. Diese Trauung ist etwas, dass uns beide noch mehr verbindet und all den anwesenden Menschen hier zeigt, wie wahre Liebe alle Hürden bekämpfen kann.

Als ich nah genug bin, streckt er mir die Hand aus, die ich ohne zu zögern ergreife. Meiner Mutter nickt er kurz zu, bevor sie in der ersten Reihe Platz nimmt. »Wow, du siehst in deinem Kleid atemberaubend aus.«

»Danke, das Kompliment kann ich nur zurückgeben.«

Rick räuspert sich, bevor er anfängt zu reden, jedoch sehen wir uns weiterhin an. Nichts wird mich dazu bringen, den Blick von meinem Schmuggelhasen abzuwenden.

»Wir haben uns heute hier versammelt, um die Liebe zwischen Faith und Heath Thompson zu feiern. Die beiden haben einige Hürden zusammen bewältigen müssen, weshalb sie sich entschieden haben, ihr Ehegelübde zu erneuern.«

Ehegelübde erneuern? Wovon redet Rick? Heath schüttelt schuldbewusst den Kopf, bevor er sich zu mir hinunterbeugt.

»Ich habe vor einer halben Stunde den Anruf bekommen, dass die Annullierung unserer Ehe nicht rechtsgültig ist.«

»Wieso das?«, hake ich verwirrt nach. Ich verstehe gerade kein Wort, das aus seinem Mund kommt.

»Meinetwegen. Es könnte sein, dass ich vergessen hatte, die Papiere zu unterschreiben. Wir waren keine Sekunde geschieden, Zuckerdöschen.«

Achselzuckend schaut er mich an. Laut lache ich los und kann nicht glauben, dass er das wirklich vergessen hat. Anscheinend wollte das Schicksal nicht, dass wir uns trennen. Kurz wendet er seinen Blick zu Rick, der ihn erwartungsvoll anblickt, bevor er tief Luft holt und mich entschlossen ansieht.

»Meine liebste Faith. Ich möchte dir vor allem danken. Für alles, was du für mich getan hast und noch weiter tun wirst. Danke, dass du mir immer zuhörst und gleichzeitig meine beste Freundin bist. Danke, dass du immer für mich da bist und für deine Hartnäckigkeit, auch wenn ich versuche dich von mir zu stoßen. Danke, dass du mir gezeigt hast, wie schön und lebenswert mein Leben sein kann und danke dir, dass du an mich glaubst. Selbst dann, als ich es nicht konnte. Ich bin unfassbar glücklich, dich an meiner Seite zu haben. Als meine Frau, beste Freundin, mein Zuckerdöschen und als den wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich liebe dich.«

Vollkommen gerührt löst sich eine Träne aus meinem Augenwinkel, die Heath mit seinem Finger auffängt. Meine Hand greift nach seiner Krawatte, zieht ihn zu mir herunter, damit ich ihm einen sanften Kuss geben kann.

»Mein liebster Heath. Es gibt so viel über unsere Liebe zu erzählen. Jeder Tag ist besonders und jede Sekunde davon bin ich glücklich, dich an meiner Seite haben zu dürfen. Aus diesem Grund will ich dir ein Versprechen geben. Ich verspreche für dich da zu sein, dich aufzufangen und mit dir zusammen unsere Träume zur Wirklichkeit zu machen. Ich verspreche dir Mut zu geben, Trost zu spenden und all deine Ziele zu erreichen. Und weißt du, wieso? Weil wir beide zusammengehören, ein Team sind und du mein für immer bist. Mein Held, meine große Liebe, mein Schmuggelhase und meine Zukunft. Ich liebe dich.«

Sobald der letzte Satz meinen Mund verlassen hat, kollidieren unsere Münder aufeinander, während unsere Seelen zusammenschmelzen.  Jubel bricht aus, dem ich keine Beachtung schenke. Das Einzige, was in diesem Moment zählt, ist der Mann, der mich in seinem Armen hält und mich nie wieder loslassen wird.

Ich bereue keinen Tag, diesen Mann in mein Leben gelassen zu haben, weil ich erst durch ihn erfahren habe, was es bedeutet zu leben.

Und dafür danke ich ihm von ganzem Herzen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top