⊱ 64 ⊰
Verwundert sehe ich meinen Bruder an und schaue dann zu Taehyung, als müsste ich ihn um Erlaubnis fragen, dass ich ihn kurz alleine lassen darf.
Taehyung nickt mit einem sanften Lächeln und ich gebe ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, bevor ich Takumi nach draußen folge, dorthin, wo er vorhin noch völlig betrunken auf einer Bank saß.
,,Was ist los, Takum-"
Bevor ich überhaupt fragen kann, nimmt er mich plötzlich fest in den Arm und unterbricht mich somit mitten im Satz.
,,Verzeihst du mir, dass ich nicht zu dir gestanden habe?", haucht er fast unhörbar. ,,Ich weiß, dass ich mich wie ein vollkommener Idiot verhalten habe und es tut mir aufrichtig Leid."
Ich löse mich leicht aus seiner Umarmung, sodass wir immer noch relativ nah aneinander stehen und sehe in sein tatsächlich sehr trauriges Gesicht, was mir eindeutig klar macht, dass er es ernst meint.
,,Danke, dass du mir und vor allem Taehyung heute geholfen hast", antworte ich mit ruhiger Stimme. ,,Du weißt nicht, wie unglaublich wütend ich auf dich war, als du bei dem Vorfall im Restaurant nicht zur Hilfe gekommen bist. Ich dachte nicht, dass mein eigener Bruder zu so etwas fähig wäre.."
Nach meinen Worten, die ich zum Ende des Satzes immer leiser ausspreche, senkt Takumi niedergeschlagen den Kopf.
,,Du hattest und hast auch immer noch jedes Recht sauer auf mich zu sein, Misaki", seufzt er. ,,Ich wollte nur, dass du weißt, wie Leid mir all das tut. Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass Junmyeon ein normaler Typ ist. Als er in Taehyungs Restaurant so dermaßen ausgerastet ist, hatte ich ganz einfach Angst vor den Auswirkungen, die es auf mich haben könnte, wenn ich mich gegen ihn stelle oder ihn versuche aufzuhalten. Ich war egoistisch und habe nicht an meine Mitmenschen gedacht. Vor allem habe ich nicht an meine eigene kleine Schwester gedacht, die mir so viel bedeutet. In schweren Zeiten warst du bisher immer an meiner Seite und den Blick, mit dem du mich in dieser Nacht angesehen hast, so völlig abwertend und enttäuscht, werde ich niemals vergessen. Ab dem Zeitpunkt wusste ich, dass ich falsch gehandelt habe."
,,Ich werde immer an deiner Seite sein, Takumi. Du bist mein Bruder und das wirst du auch bleinen, auch, wenn ich es mir vielleicht manchmal nicht wünsche, werde ich dennoch immer bei dir sein. Am Ende bleiben Geschwister nämlich immer zusammen", erkläre ich und er sieht mich mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen an. ,,Ich schätze du hast heute bewiesen, dass du doch sowas wie ein Gewissen besitzt, Bruderherz. Danke."
,,Das heißt du verzeihst mir?", fragt er mich mit großen Augen, als hätte er es selbst nicht erwartet.
,,Wie könnte ich nicht, du Idiot", kichere ich und boxe ihm leicht gegen den Oberarm. ,,Irgendjemand muss schließlich auf dich aufpassen, damit du keine Dummheiten anstellst!"
Takumi lacht kurz mit mir, sieht dann aber seufzend wieder zu Boden.
,,Du liebst sie wirklich, hm?", frage ich ihn und lege meine Hand an die Stelle seines muskulösen Oberarms, an der ich ihn kurz vorher noch getroffen habe.
Takumi nickt sanft und schenkt mir dann ein trauriges, verletztes Lächeln.
,,Ich weiß auch nicht was ich erwartet habe. Sie ist mit Junmyeon zusammen und ich hatte trotzdem was mit ihr. Ich dachte Junmyeon würde es niemals erfahren. Ich dachte, dass wir es vor ihm geheim halten könnten. Aber ich lag wohl falsch..", erwidert er mit zittriger Stimme.
,,Takumi..", hauche ich leise, da ich mir nicht sicher bin, wie ich reagieren soll, weil er sich mir gegenüber zuvor noch nie so verletzlich gezeigt hat. ,,Es gehören immer zwei dazu. Er ist vielleicht nur auf dich losgegangen, aber hätte Yeeun es nicht auch von ihrer Seite gewollt, wäre es nie passiert."
,,Allein wegen mir sind Taehyung und du überhaupt in diese Situation geraten", gibt er sich nun selbst die Schuld und lässt sich trostlos auf die Bank fallen. ,,Weil Junmyeon Rache an mir nehmen wollte, indem er dich verletzt. Er weiß genau, wie er seine Karten spielen muss, um seine Ziele zu erreichen."
,,Hör auf dir Vorwürfe zu machen, Takumi! Sofort", erhebe ich meine Stimme. ,,Yeeun hat hier ihr kleines Spielchen mit euch beiden getrieben. Sie wusste vermutlich genau, dass Junmyeon nicht sauer auf sie, sondern auf dich sein wird, wenn er es erfährt. Sie hätte wahrscheinlich nur nicht damit gerechnet, dass du dich im Endeffekt doch gegen sie richtest."
Takumi legt daraufhin niedergeschlagen den Kopf in die Hände.
,,Es gibt noch zahlreiche andere Mädchen dort draußen, die dich nicht verarschen und dich lieben werden", lächel ich und wuschel ihm durch seine etwas zerzausten Haare. ,,Es war die richtige Entscheidung, glaub mir."
,,Meinst du wirklich?", fragt er mich mit süßem Hundeblick, als er wieder aufschaut.
,,Natürlich. Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich denke mein großer Bruder ist ein richtiger Mädchenschwarm", kichere ich, sodass ihm schließlich auch ein kleines Lachen entflieht.
SKIP
Inmitten von jeder Menge Umzugskartons sitze ich in meinem Zimmer und sehe auf eine Zeichnung, die ich in einem meiner Zeichenblöcke wieder gefunden habe.
Sie zeigt den friedlichen und harmonischen Ausblick aus meinem Fenster.
Ich habe es in der ersten Woche, die wir hier gelebt haben, gezeichnet.
Damals sollte es traurig und düster wirken, doch durch all die Erfahrungen, die ich in Kyōto sammeln durfte, änderte sich meine jetzige Sichtweise auf meine alte Zeichnung.
Ich werde aus meiner Traumwelt gerissen, als ich das Klingeln an der Haustür wahrnehme und schnell aufspringe, vorher noch die entspannende Musik, die von meinem Handy abgespielt wird, ausschalte und dann die Treppen hinunter renne.
Takumi steht bereits vor der geöffneten Haustür und dreht sich dann um, um laut nach mir zu rufen, da er meine Anwesenheit scheinbar nicht bermerkt hat.
Der Auswirkungen des Alkohol scheinen wohl doch stärker zu sein als gedacht, was mich zum Kichern bringt.
Nachdem wir gestern spät in der Nacht zurückgekommen sind, haben wir selbstverständlich einen Anschiss von unseren Eltern kassiert, weswegen diese Takumi und mich bereits den gesamten Morgen lang ignorieren.
Trotz meiner Bitte durfte ich nicht zurück zu Taehyung, wie ich es ihm eigentlich versprochen hatte, als wir ihn Zuhause abgeliefert haben.
,,Du hast Besuch", grummelt Takumi und tritt einen Schritt zur Seite, sodass Taehyungs und mein Blick sich treffen.
Er hat sich scheinbar selbst verarztet und einige Pflaster in sein Gesicht geklebt, die neben seinem blauen Auge hervorstechen.
Jedoch ist das nicht, was mich ihn so erstaunt ansehen lässt.
Mein erstaunter Blick liegt vielmehr an dem riesigen Rosenstrauß von roten Rosen, die er in der Hand hält.
Mit den Füßen über den Boden schleifend geht Takumi an mir vorbei und die Treppen hinauf.
Mit einem glücklichen Lächeln stelle ich mich direkt vor Taehyung, als er unser Haus vollständig betreten hat.
,,Was verschafft mir die Ehre?", frage ich ihn, kann dabei meinen Blick aber nicht von dem Blumenstrauß in seinen Händen abwenden.
,,Ich dachte ich überrasche meine wunderbare Freundin einfach mal", kichert er und hält mir die Rosen vors Gesicht. ,,Überraschung!"
,,Wow, Taehyung.. Er ist wunderschön, vielen Dank", lächel ich fröhlich als ich den Strauß entgegennehme und daraufhin bewundere.
,,Taehyung! Dich habe ich hier gar nicht erwart- Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?", meldet sich plötzlich meine Mutter zu Wort, die aus dem Wohnzimmer zu uns in den Eingangsbereich kommt.
Mit leicht angezogener Augenbraue sehe ich sie an, als hätten Takumi und ich ihr und unserem Vater nicht oft genug versucht zu erklären, was gestern passiert ist.
Ihr Blick, der mir deutlich zeigt, dass sie verstanden hat, dass wir die Wahrheit gesagt haben, ist in diesem Moment unbezahlbar.
,,Ach. Das sind nur ein paar Kratzer", entgegnet Taehyung ihr mit einem strahlenden Lächeln.
,,Ich mache gerade Mittagessen. Heute isst du mit uns und ich möchte keine Widerrede hören, ja?", erwähnt sie, bevor sie wieder in der Küche verschwindet.
,,Du kannst schon mal in mein Zimmer gehen. Ich hole schnell eine schöne Vase", erkläre ich schnell und tue dies auch sogleich.
Schnell folge ich ihm dann in mein Zimmer, wo er sich bereits auf die Kante meines Bettes gesetzt hat.
,,Gibt es auch Zeichnungen von mir?", fragt er mich aus dem Nichts und ich bemerke, dass er meine Zeichnungen in der Hand hält.
,,Wenn es so wäre, würde ich sie dir sicherlich nicht zeigen", necke ich ihn und stelle die Vase samt Rosen auf meine Fensterbank vor meinem Fenster.
Taehyungs Arme schlingen sich von hinten um meine Taille und ziehen mich an ihn.
Sanft legt er sein Kinn auf meine Schulter.
,,Sie sehen wunderschön aus. Danke", bedanke ich mich erneut bei ihm, während er seine Wange leicht gegen meine drückt.
,,Rosen stehen für Liebe, nicht wahr?", haucht er leise, während ich nicht ganz verstehe, worauf er hinaus will. ,,Und ich werde dich solange lieben, bis die letzte Rose verwelkt."
🎎
no words just..
we'll get better
we want each other
we feel each other's soul
reach out your hand
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