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,,Und du bist dir auch ganz sicher, dass du das tun willst? Es ist euer erstes Date", fragt mich Mina durch den Hörer, während ich mein Smartphone zwischen meiner Schulter und meinem Ohr festhalte, sodass ich weiterhin meine Fußnägel mit einem roten Nagellack bemalen kann.
,,Es ist kein Date, Mina! Und ich bin mir zu hundert Prozent sicher. Ich will Taehyung heute sagen, was ich für ihn empfinde", äußere ich selbstbewusst, doch allein der Gedanke daran lässt meinen gesamten Körper zittern.
Seitdem Taehyung mich gefragt hat, ob ich mit ihm zusammen zum Neujahresfest gehen möchte, kann ich an nichts anderes mehr denken.
Und als wir dort so alleine in seinem Restaurant saßen und er mir so viel anvertraut hat, habe ich zum ersten Mal wirklich bemerkt, was ich für ihn empfinde.
,,Dann brauchen wir einen Plan, wie du ihm deine Gefühle gestehst. Es muss perfekt sein. Wie wäre es, wenn du ihm bei dem Feuerwerk genau um Mitternacht deine Liebe gestehst!?", kichert Mina aufgeregt und ich höre, wie sie zusätzlich in die Hände klatscht.
,,A-Aber was wenn etwas schief läuft, Mina? Ich möchte ihn nicht verlieren. Er ist immerhin mein bester Freund", fange ich schließlich an alles noch einmal zu überdenken.
,,So viel zu den hundert Prozent", seufzt Mina laut. ,,Meinst du nicht, dass er dich auch aus einem speziellen Grund eingeladen hat? Das ist genauso wie in all diesen Animes! Die Charaktere gehen zusammen auf ein Fest, alles läuft perfekt und sie gestehen sich gegenseitig ihre Liebe. Und dann leben sie glücklich bis an ihr Lebensende."
,,Ich glaube nicht, dass irgendein Anime so abläuft und schon erst recht nicht das reale Leben", kichere ich über ihre Aussage.
,,Dann glaub mir eben nicht. Wenigstens darfst du zu diesem Fest! Mal abgesehen davon, dass mich Seungyoun sowieso nicht gefragt hat, will meine Mutter mit mir zu meiner Großmutter fahren. Nach Osaka! Ich würde das neue Jahr viel lieber an deiner Seite starten. Oder an Seungyouns", driftet sie am Ende leicht ab.
,,Du hättest Seungyoun doch auch einfach fragen können. Eigentlich kannst du ihn sogar immer noch fragen, immerhin ist es noch nicht zu spät", schlage ich vor, doch richte dann meine Aufmerksamkeit auf meine Zimmertür, die einfach geöffnet wird. ,,Warte kurz, Min-"
,,Sieh dir doch mal deinen Bruder an, Misaki! Sieht er nicht prächtig aus?", schreit unsere Großmutter fröhlich und zieht Takumi, der in einem prachtvollen Gewand, einem Kimono, gekleidet ist, welchen wir gestern erst gekauft haben, in mein Zimmer hinein.
Takumis Gesichtsausdruck ist, im Gegensatz zu unserer Großmutter, alles andere als begeistert oder fröhlich.
,,Ich wollte meine geliebten Enkelkinder schon immer mal in tradiotioneller japanischer Tracht sehen und nicht immer in diesen blöden Hanboks, die ihr zu Feierlichkeiten in Korea getragen habt", klatscht unsere Großmutter aufgeregt in die Hände und bevor ich Takumi ein wenig ärgern kann, stürmt schließlich Makoto, ebenfalls in einem traditionellen Kimono gekleidet, in den Raum.
,,Schau mal, Minnie-ane! Seh ich nicht total aus wie ein echter Japaner?", kichert er und stellt sich mit einer Art Superheldenpose vor mich, um sein Outfit perfekt zu präsentieren.
,,Wow! Du siehst super niedlich aus", lächel ich ihn an und begutachte sein blaues Gewand.
Auf Befehl unserer Eltern soll ich Makoto mit auf das Neujahresfest nehmen, was ich zunächst natürlich überhaupt nicht akzeptieren wollte.
Da Takumi nun jedoch zufällig auch dorthin geht und, zumindest nach meinen Erkenntnissen, kein Date hat, gehe ich sowieso davon aus, dass er den Abend mit Makoto verbringen und auf ihn aufpassen wird.
,,Jetzt musst nur noch du in deinen wunderschönen Kimono schlüpfen und dann machen wir ganz viele Familien- und Geschwisterfotos, ja?", jubelt unsere Großmutter. ,,Lass mich dir beim Anziehen helfen, Misaki."
Und mit diesen Worten scheucht sie meine Brüder schließlich wieder auf meinem Zimmer und, nachdem Mina mir am Telefon noch schnell viel Glück gewünscht hat, hilft sie mir mich anzukleiden.
SKIP
Meinen Kimono leicht zurecht zupfend atme ich tief ein, während Taehyung und ich schweigend nebeneinander her laufen.
Der Fakt, dass meine beiden Brüder direkt hinter uns laufen, macht die ganze Situation auch definitiv nicht angenehmer.
Beim Gehen streifen Taehyungs und meine Hand immer öfter leicht zusammen, was mich jedes Mal beschämt zu Boden schauen lässt.
Ich bemerke, wie Taehyung schließlich Luft holt, so, als wolle er etwas sagen, doch er kommt nicht dazu, da die Lichter des Festes endlich in Sichweite geraten und Makoto begeistert aufschreit und losrennt.
,,Makoto! Nicht rennen, sonst verletzt du dich noch", rufe ich ihm hinterher, da die hölzernen Sandalen, die er trägt, eine größere Gefahr zum Hinfallen bieten.
Taehyung kichert leicht auf meine Worte hin, was mich ihn verwundert anschauen lässt.
,,Ich finde es nur süß, wie du dich um ihn sorgst", antwortet er auf meine ungestellte Frage und gemeinsam gehen wir schließlich durch ein großes geschmücktes Tor mit japanischen Schriftzeichen, betreten somit das eigentliche Fest.
Erstaunt sehe ich mir die zahlreichen roten Lampions und Lichterketten an, während mir ein köstlicher Duft von all den zahlreichen Essenständen entgegen kommt.
,,Wow", staune ich, betrachte dabei die Menschen, die, ebenfalls in Kimonos gekleidet, an uns vorbeigehen, von denen niemand alleine gekommen ist.
Jeder hat einen Partner, mit dem er entweder Händchen hält oder ganz mit dem Arm eingeharkt ist.
Auch der Shintō-Schrein, von dem Taehyung so geschwärmt hat, wird von vielen Lichtern geschmückt.
,,Ich geh dann mal zu meinem Date. Viel Spaß euch", sagt Takumi emotionslos.
,,Bitte was?", frage ich sichtlich geschockt.
,,Du bist nicht die Einzige, die mit ihrem Date hier ist. Also pass gut auf Makoto auf", zwinkert er und geht eiskalt davon und lässt mich perplex und wütend zugleich zurück.
,,Das kann jetzt wirklich nicht wahr sein", hauche ich zu mir selbst, während ich beobachte, wie Makoto fröhlich an den Ständen vorbeiläuft und sich alles genau ansieht.
,,Das ist doch kein Problem, Misaki. Wir können doch auf ihn aufpassen", lächelt Taehyung mich freundlich und irgendwie beruhigend an. ,,Makoto? Soll ich dir mal die leckerste Spezialiät aus Kyōto zeigen?"
Sofort folgt Makoto Taehyung und auch ich folge den beiden, in traditionelle Kostüme gehüllten, Jungs langsam.
Einmal wollte ich Zeit mit ihm alleine verbringen. Aber mein Bruder musste es wieder zerstören.
Trotzdem frage ich mich, wer dieses besagte Date ist, immerhin hat Taehyung mir erzählt, wie traurig Yeeun darüber ist, dass sie nicht hierher kann.
An einem großen Stand angekommen, bestellt Taehyung die sogenannte Spezialität und gerade, als er seinen Geldbeutel herausholen will, halte ich der älteren Verkäuferin bereits mein Geld hin.
,,Misaki. Aber wa-"
,,Ist schon gut, Taehyung. Immerhin ist es ja für meinen kleinen Bruder", unterbreche ich ihn sofort, als er widersprechen will.
,,Taehyung? Bist du das denn wirklich?", fragt die ältere Verkäuferin schließlich und kneift dabei ihre bereits schon kleinen Augen noch mehr zusammen, um ihn scheinbar richtig erkennen zu können. ,,Mein Gott! Du bist aber groß geworden!"
,,Vielen Dank", verbeugt sich Taehyung höflich. ,,Das ist die Nachbarin meiner Großmutter. Und das hier ist meine neue Nachbarin, Misaki und ihr kleiner Bruder Makoto."
,,Sehr erfreut! Ich habe dich ja schon so lange nicht mehr gesehen. Du solltest deiner Großmutter wieder öfter einen Besuch abstatten. Ich erinnere mich noch, als du damals mit deiner süßen Schwester wild in ihrem Garten herumgetobt bist", kichert die Frau. ,,Wie geht es denn deinen Eltern?"
Auf diese Frage hin verkrampft sich plötzlich Taehyungs gesamter Körper und er stockt.
,,Was ist das, Taehyung?", fragt Makoto und hüpft hibbelig auf und ab, als er die besagte Spezialität ansieht und Taehyung wieder zurück in die Realität holt.
,,Das, mein Lieber, ist Takoyaki. Jeder aus Kyōto liebt es, aber dieses hier ist etwas ganz besonderes. Wenn man zu diesem Fest geht, holt man sich mindestens eine Portion davon, weil sie so beliebt ist. Es ist also schon fast zu einer Tradition geworden", erklärt Taehyung und reicht Makoto die dampfende Schüssel, bevor er sich schnell von der Verkäuferin verabschiedet und wir gemeinsam unseren Weg zwischen den Ständen fortsetzen.
Genüsslich mampft Makoto aus der kleinen Schüssel, während Taehyung und ich uns einige der anderen Stände, die kein Essen anbieten, ansehen.
,,Um Punkt Mitternacht wird es ein riesiges Feuerwerk geben. So viele Menschen wie hier heute sind, wird es eine wunderschöne Atmosphäre geben", schwärmt Taehyung und sieht sich einen der Fächer, die zum Verkauf angeboten werden, an.
Ich beobachte ihn dabei, doch bekomme einfach nicht mehr aus dem Kopf, wieso er bei der Frage nach seinen Eltern so eigenartig reagiert hat.
Wieso hat er nicht einfach gesagt, dass sie auf Geschäftsreise sind? So, wie er es mir erzählt hat?
Makoto setzt sich abseits auf eine Bank neben dem Stand, an welchem wir stehen, und sieht sich mit funkelnden Augen um, was mich zum Lächeln bringt.
Ich habe ihn lange nicht mehr so glücklich gesehen.
,,Ich wollte es vorhin nicht vor deinen Brüdern sagen, aber du siehst wirklich wunderschön aus. Dieser Kimono steht dir blendend", flüstert Taehyung mir plötzlich zu, weswegen mir sofort die Röte in die Wangen schießt.
,,D-Danke. Du siehst auch nicht schlecht aus", stottere ich eine Antwort heraus.
,,Wirklich? Der Kimono, den ich trage, ist schon so alt!", lacht Taehyung. ,,Aber vielen Dank. Wie wärs wenn wir uns ein gemütliches Plätzchen suchen gehen, an dem wir das Feuerwerk perfekt sehen können?"
,,Hört sich gut an", lächel ich zustimmend und Makoto gesellt sich wieder zu uns.
,,Ich weiß schon genau, wo wir hingehen. Kommt mit!", lächelt Taehyung fröhlich und nimmt schließlich meine Hand, wobei er mich dann, gefolgt von Makoto, hinter sich herzieht.
An seinem scheinbaren Ziel angekommen, stehe wir an einem kleinen Abhang, der von einem Zaun umzäunt ist, bei dem man einen atemberaubenden Ausblick über ganz Kyōto hat.
,,Wow. Taehyung, hier ist es wunderschön", staune ich, als ich die zahlreichen bunten Lichter der gemütlichen Stadt sehe, die ich jetzt mein Zuhause nenne.
,,Nicht wahr?", grinst Taehyung. ,,Und fast zum richtigen Zeitpunkt. Das Feuerwerk beginnt in wenigen Minuten."
Bei seinen letzten Worten spüre ich, wie meine Hände langsam zu zittern beginnen, aus Angst, was passieren wird, wenn ich mein geplantes Geständnis durchführe.
In meinem Kopf habe ich mir bereits alle Wörter zurecht gelegt und nun muss ich nur noch den geeigneten Augenblick abwarten.
,,Perfektes Timing. So einen Blick konnten wir uns in Seoul nur erträumen, stimmts Makoto?", lächel ich abwesend und als ich keine Antwort bekomme, drehe ich mich verwundert um. ,,Makoto?!"
Weit und breit ist keine Spur mehr von meinem kleinen Bruder, was meinen Puls von null auf hundert schnellen lässt.
,,Verdammt! Er muss uns verloren haben", flucht Taehyung leicht und ohne seinen Worten große Beachtung zu schenken, laufe ich den Weg zurück, den wir gekommen sind.
Doch ich kann Makoto nirgens erkennen.
Sofort rufe ich Takumi an, der, zu meiner Überraschung, sogar sofort abnimmt.
,,Nein, Misaki. Ich werde nicht auf Makoto aufpa-"
,,Er ist weg, Takumi. Makoto ist verschwunden", hauche ich traurig und meine Augen füllen sich langsam mit Tränen. ,,Ich habe ihn verloren."
🎎
Dieses Kapitel ist tatsächlich, wie Mina es gesagt hat, an einige Mangas/Animes angelehnt, da dort gefühlt immer irgendein Fest mit Feuerwerk stattfindet~
Vielen Dank nochmal an all die Glückwünsche zu meinem Geburstag!
I Purple You ♡
✎ japanese dictionary
• たこ焼き (takoyaki) - japanische Zwischenmahlzeit aus herzhaften, kugelförmigen Kuchen mit gehacktem Tintenfisch, hergestellt aus Weizenteig, der auf einer speziell geformten Bratpfanne gekocht wird
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