⊱ 10 ⊰
Taehyung scheint meinen Halt nicht zu bemerken, schlendert die Treppe hinunter und geht wieder aus der Haustür hinaus, um den nächsten Karton zu holen.
Auf Zehenspitzen nähere ich mich Makotos Zimmertür, aus welcher ich das Schluchzen wahrnehme.
Vorsichtig klopfe ich leicht mit meinem Zeigefinger dagegen und erhoffe mir eine Antwort, die ich nicht bekomme.
,,Makoto?", hauche ich leise und klopfe erneut sanft.
,,Geh weg, Minnie!", ertönt seine traurige Stimme aus dem Inneren und ich weiche verwundert einen Schritt zurück.
,,Was ist passiert, Makoto?", lasse ich nicht locker, erhalte jedoch erneut keine Antwort. ,,Ich komme jetzt rein."
Ich betätige die Türklinke und werde sofort aufgehalten, als Makoto von Innen mit all seiner Kraft gegen die Tür drückt.
,,Ich will nicht mit dir reden, Minnie-ane!", faucht er und versucht mich aus der Tür hinaus auf den Flur zurückzudrängen.
,,Hey, Makoto! Hör auf damit! Du weißt doch, dass du immer mit mir reden kannst", wehre ich mich und halte die Tür weiterhin offen.
Er mag vielleicht jünger sein als ich, aber er hat dennoch wirklich viel Kraft.
Als er dann bemerkt, dass er doch keine Chance hat, lässt er seine Zimmertür los, sodass ich fast in den Raum falle und verkriecht sich auf einer Matratze, die er scheinbar von unten hochgeschleppt hat, unter seiner Bettdecke.
Langsam setze ich mich neben ihn auf die schmale Matratze und streiche über seinen Rücken, der unter der Decke versteckt und zu mir gewendet ist.
,,Ich bin immer für dich da, Makoto", weise ich ihn hin. ,,Gefällt es dir nicht in deiner neuen Schule?"
Unter der Decke bewegt er seinen Kopf von links nach rechts.
,,Hat dich jemand geärgert?", frage ich besorgt und er schlüpft schließlich mit seinem Kopf hervor und dreht seinen Körper zu mir.
Seine Augen sind ein wenig angeschwollen und rot und seine Nase läuft ununterbrochen.
Zögerlich nickt er.
,,Die neue Schule ist doof! Ich mag nicht mehr in die Schule gehen. Ich will zurück nach Seoul und zu Yuuto", schmollt er und hält seine Tränen zurück.
Yuuto war sein bester Freund, als wir noch in Seoul gelebt haben.
Sie kennen sich seid ihrer Geburt und haben wirklich fast jeden Tag zusammen verbracht, sodass ich Yuuto auch schon ins Herz geschlossen hatte, da er sooft zu Besuch war.
In Seoul hatte ich zwar auch ein paar gute Freundinnen, aber seit unserer Ankunft in Kyōto hat sich noch keine von ihnen gemeldet, also schätze ich, dass ich ihnen scheinbar doch ziemlich egal bin und schon immer war.
Jedoch kann ich damit viel besser umgehen, als Makoto.
Sanft nehme ich ihn in den Arm und tröste ihn.
,,Du findest bestimmt einen genauso coolen Freund wie Yuuto! Du darfst dich nur nicht von anderen blöden Jungs unterkriegen lassen. Und erinnerst du dich an Yuutos Worte? Ihr werdet für immer beste Freunde bleiben, egal, wie weit die Entfernung zwischen euch ist. Wenn du willst, kann ich mit Eomma reden, ob er uns mal besuchen darf", erkläre ich und seine Augen leuchten sofort auf und seine Mundwinkel gehen ein wenig in die Höhe.
,,Das würdest du wirklich tun?", fragt er hoffnungsvoll und als ich als Antwort nicke, fällt er mir fröhlich um den Hals. ,,Vielen Dank, Oneechan!"
,,Und diese Jungs, die dich geärgert haben, musst du mir bei Gelegenheit mal zeigen. Ich würde gerne mal ein ernstes Wörtchen mit ihnen reden", knirsche ich leicht mit den Zähnen und als er die Umarmung löst, sieht er direkt viel glücklicher aus.
,,Das Essen ist bald fertig. Kommst du dann runter?", bitte ich ihn noch, bevor ich sein Zimmer verlasse und mich wieder nach unten in den mittlerweile vollbepackten Wohnbereich begebe.
Überall liegen Kartons in jeglichen Formen und Größen.
Ich erkenne einige unserer alten Möbel, aber auch nigelnagelneue noch verpackte Möbel.
,,Perfekt, dass du gerade dort stehst, Schwesterherz. Reich mir doch bitte mal den Schraubenzieher", nuschelt Takumi, der eine kleine Schraube mit seinem Mund festhält und dabei fokussiert auf das Regal eines noch nicht vollständig zusammengebauten Schrankes schaut, sein Arm nach dem Schraubenzieher ausgerichtet, der viel näher an ihm als an mir liegt.
Ohne jedoch Widerworte zu leisten, reiche ich ihm das Utensil.
,,In welches Zimmer sollen die Teile dieses Bettes?", fragt Taehyung, der mit viel Kraft ein Teil meines neu gekauften Boxspringbettes ins Haus hieft.
,,In meins! Warte! Ich helfe dir", biete ich an und wir schleppen es gemeinsam hoch in mein Zimmer.
,,Das wird ein Spaß, wenn Takumi und mein Vater dieses Bett nachher aufbauen dürfen", kichere ich und stemme die Hände kurz mit einem lauten Atemzug in die Hüften.
Taehyung schaut kurz auf seine Armbanduhr und überlegt dann kurz.
,,Ich sollte noch genügend Zeit haben, um es aufzubauen", murmelt er und nickt dann, als müsse er sich selbst überzeugen, dass er es rechtzeitig schafft.
,,Oh nein, Taehyung. Das musst du wirklich nicht machen. Ich werde meinem Vater und meinem Bruder auch dabei helfen und dann geht es viel schneller! Es muss auch nicht zwingend heute fertig werden. Ich schlafe auch gerne noch eine weitere Nacht auf einer Matratze", lüge ich am Ende und lächel ihn an. ,,Du musst dir deswegen keinen unnötigen Stress machen! Geh lieber rüber und leite das Restaurant. Also nicht, dass ich dich irgendwie loswerden will, aber-"
Ich werde abrupt unterbrochen, als Taehyung seinen Zeigefinger mit einem sanften Lächeln auf meine Lippen legt.
,,Das hier macht mir keinen Stress, Misaki. Es ist mir eher ein Vergnügen", sagt er leise, setzt sich dann im Schneidersitz auf den Boden, während er sich seine Brille aufsetzt und durch die Anleitung blättert.
Sprachlos starre ich ihn an.
Er bemerkt es nach wenigen Sekunden scheinbar, da er leicht anfängt zu Grinsen und dann den Blickkontakt zu mir sucht.
,,Ein bisschen Hilfe wäre trotzdem nicht schlecht", kichert er und meine Wangen färben sich leicht rosa.
,,N-Natürlich.. Tut mir Leid", stottere ich und geselle mich zu ihm auf den Boden, als mein Vater das Zimmer mit weiterem Zubehör meines Bettes betritt.
,,Ach! Baut ihr es etwa schon zusammen?", fragt er glücklich und irgendwie erleichtert.
,,Ich hoffe, dass ich Ihnen damit etwas Arbeit erspare, Mr. Minatozaki", erwidert Taehyung höflich.
,,Wenn das so ist, kannst du gerne öfter vorbei kommen", lacht mein Vater laut. ,,Ich hätte unten noch ein paar andere Möbel, die aufgebau-"
,,Dad!", rufe ich warnend, sodass er verstummt und rückwärts vorsichtig wieder den Raum verlässt.
,,Ihr seid wirklich eine süße Familie", kichert Taehyung und fokussiert sich dabei auf die kompliziert aussehende Anleitung.
,,Der Schein trügt", murmel ich und zucke zusammen, als meine Mutter auf einmal laut schreit.
,,Essen ist fertig!", schreit sie mit voller Lautstärke.
SKIP
,,Habt ihr euch heute in der Schule gut zurecht gefunden?", fragt Taehyung neugierig und nimmt mit seinen Stäbchen eines der Hähnchenstücke, die meine Mutter zubereitet hat.
,,Wir wussten zwar nicht, wo sich das Sekretariat befindet, aber sonst", sagt Takumi vorwurfsvoll und stopft sich einen Löffel Reis in den Mund.
Gerade als ich ihn wegen seinem dummen Kommentar unter dem Tisch treten will, stellt unsere Mutter schon die nächste Frage.
,,Wie kam es eigentlich dazu, dass deine Familie dieses Restaurant aufgema-"
Sie wird durch das laute Zurückschieben von Taehyungs Stuhl unterbrochen, der auf einmal hektisch aufsteht, sich seine Tasche schnappt und sich schnell verabschiedet.
Fassungslos starren wir alle auf die Haustür, als mein Blick zur Uhr schweift.
18 Uhr.
🎎
Es tut mir Leid, dass ich gestern kein Kapitel posten konnte! Ich war mit meinem Deutsch Leistungskurs essen und danach in einem sehr verstörenden Theaterstück von 'Die Verwandlung', weird
✎ japanese dictionary
• お姉ちゃん (-oneechan), 姉さん (-neesan) oder 姉 (-ane) ; Anrede für ältere Schwester
• ありがと (arigatō) ; Danke
• こんにちは (kon'nichiwa) ; Hallo
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