⊱ 09 ⊰

,,Danke, dass ihr auf mich gewartet habt, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen!", lächelt Taehyung zufrieden, während wir über die Hauptstraße und in eine der kleinen Nebengassen gehen.

,,Ach was", schnaubt Takumi leise und wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

,,Aber natürlich war es nötig! Immerhin warst du so nett und hast uns zur Schule begleitet, also wieso sollten wir nicht auch dich auf dem Rückweg begleiten? Außerdem kennst du dich viel besser in Kyōto aus, als wir", erwidere ich und ignoriere Takumi gekonnt.

,,Wie gerne wäre ich jetzt an Makotos Stelle und schon Zuhause", seufzt Takumi und läuft einen Schritt schneller als wir, wobei er sich die Hände in die Hosentaschen steckt.

,,Und vielleicht kann ich auf dein Angebot zurück kommen, dass wir ab sofort jeden Tag zumindest zusammen zur Schule hingehen?", frage ich schüchtern und Taehyung nickt freundlich.

,,Ich kann jedoch für nichts garantieren, also bitte sei nicht wütend, wenn ich verschlafen sollte", kratzt er sich verlegen an seinem Nacken.

,,Da kenne ich noch Jemanden, also gar kein Problem", kichere ich und zeige mit meinem Blick auf Takumi, der so tut, als hätte er es nicht gehört.

,,Und du hattest übrigens vollkommen Recht: Sana ist wirklich ein wahres Genie. In Japanisch konnte sie jede Frage des Professors beantworten, ohne auch nur kurz darüber nachzudenken. Woher kennt ihr euch eigentlich? Ihr scheint ziemlich enge Freunde zu sein", erkläre ich nachdenklich.

,,Wir waren schon damals zusammen im Kindergarten. Ich würde sagen, dass wir sowas wie beste Freunde sind. Wir wissen sehr viel übereinander und ich weiß, dass ich ihr immer vertrauen kann. Seitdem ich denken kann, war sie irgendwie für mich da und deswegen schätze ich sie auch so sehr als Freundin. Zu Anderen ist sie sehr schüchtern, aber du solltest sie mal erleben, wenn wir alleine irgendwo sind! Sie kann echt witzig und teilweise so idiotisch wie ich sein", erzählt Taehyung mit einem breiten Grinsen und leuchtenden Augen.

Wenigstens scheint sie eine wahre Freundin für ihn zu sein.

,,Sie hat eine Vorliebe für Animes und falls du sie jemals besuchen solltest, dann wirst du nicht um ihre Millionen von Mangas, die überall feinst säuberlich sortiert sind, herum kommen", kichert Taehyung und ich zucke kurz zusammen, als aus dem Nichts ein lauter Knall aus der Richtung vor uns ertönt.

Während Taehyung und ich in unser Gespräch vertieft waren, habe ich gar nicht bemerkt, dass wir bereits in unsere Straße eingebogen und auf der Zielgerade zu unserem Haus sind.

Schnell kann ich die Ursache des lauten Geräuschs feststellen.

Vor unserem Haus steht ein riesiger Lastwagen, dessen Klappe gerade geöffnet wurde.

Unser Vater steht erwartungsvoll daneben und wirft einen Blick ins Innere des Wagens, vermutlich um festzustellen, ob es unsere Möbel sind oder ob etwas fehlt.

Ein Mann versucht dann mithilfe unseres Vaters einen größeren Schrank aus dem Wagen herauszuholen und schaffen es ihn am Boden abzustellen, als dieser schließlich ins Schwanken gerät und droht auf unseren Vater zu kippen.

Innerhalb weniger Sekunden sprinten Takumi und Taehyung voraus und stützen den Schrank mit ihrem Körpergewicht in letzter Sekunde, sodass niemand verletzt wird.

,,Das war.. knapp", murmelt mein Vater schockiert, als ich ebenfalls angerannt komme.

,,Alles okay?!", frage ich besorgt und sehe auch zu meinem Bruder und Taehyung, die beide nicken.

,,Sie sollten wirklich vorsichtiger sein!", meldet sich Taehyung zu Wort. ,,Es hätte sonst was passieren können!"

,,Da muss ich ihm Recht geben. Wer kommt auf die bescheuerte Idee einen schweren Schrank nur zu zweit zu tragen?!", mischt sich Takumi ebenfalls ein.

,,Es ist ja Gott sei Dank nichts passiert", schreite ich schnell ein und höre dann unsere Mutter hysterisch hinter uns aufatmen.

,,Das tut mir so schrecklich Leid! Ich hätte diesen Schrank einfach nicht aus Seoul mitnehmen sollen", gibt sie sich die Schuld, woraufhin ich ihr beruhigend über die Schulter streiche.

,,Vielen Dank, Taehyung! Du hast bereits so viel für uns getan. Möchtest du vielleicht mit uns zusammen essen? Das wäre das Mindeste, was wir als Dank tun können", bietet sie ihm an, während ihr Puls langsam sinkt.

,,Mrs. Minatozaki. Das ist wirklich nicht nötig. Ich helfe gerne", lehnt Taehyung dankend ab.

,,Wir müssen erst einmal die Möbel hineintragen, bevor es hier irgendetwas zu Essen gibt", erklärt unser Vater und schaut überlegend auf die vielen Kartons. ,,Die zweite Lieferung sollte morgen kommen, aber hier ist erst einmal das Wichtigste."

,,Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch beim Tragen und Aufbauen helfen", bietet Taehyung freundlich an. ,,Aber ich muss vor 17 Uhr fertig sein, damit ich das Restaurant öffnen kann."

,,Ein weiteres paar helfender Hände kann doch nie schaden. Das Angebot schlage ich garantiert nicht ab", lacht unser Vater und nachdem wir im Haus unsere Rucksäcke abgestellt haben, helfen Takumi und Taehyung jegliche Kartons und Möbel hinein zu schleppen, während ich unserer Mutter beim Kochen helfe.

,,Wo ist denn Makoto?", frage ich sie verwundert, als sie gerade einen kritischen Blick auf den Reiskocher vor sich wirft.

,,In seinem Zimmer. Ich weiß nicht genau, was mit ihm los ist, aber als er nach Hause kam, hat er nicht viel erzählt und ist sofort in seinem Zimmer verschwunden. Scheinbar war sein erster Schultag nicht sehr gut", seufzt sie und sieht sich noch einmal das handgeschriebene Rezept an.

,,Misaki? Ich habe hier einen Karton mit deinem Namen drauf. Wo ist dein Zimmer, damit ich es dir dort direkt hinstellen kann und du es nicht selbst tragen musst?", ruft Taehyung aus dem Flur in die Küche hinein und ich lasse sofort alles stehen und liegen.

Ich zeige ihm den Weg in mein neues Zimmer und er stellt den schweren Karton in der Mitte des Zimmer ab, schaut sich dann interessiert um.

,,Du hast dir ein schönes Zimmer ausgesucht", lächelt er und ich öffne den Karton, um einen Blick hineinzuwerfen.

Erschrocken schließe ich ihn sofort wieder, doch Taehyung scheint gesehen zu haben, was sich darin befindet und weitet seine Augen.

,,Was ist das, Misaki?", fragt er verwundert und kniet sich ebenfalls vor den Karton.

,,N-Nichts! Gar nichts!", versuche ich ihn abzuwimmeln, doch als ich bemerke, dass er nicht locker lassen wird, löse ich meinen Griff um den Umzugskarton und Taehyung öffnet diesen vorsichtig.

Erstaunt und irgendwie beeindruckt nimmt er eines der Blätter in die Hand.

,,Du zeichnest?", fragt er interessiert, woraufhin ich verlegen nicke.

,,Das ist verdammt gut, Misaki! Du hast wirklich Talent, wow", schwärmt er und sieht sich meine zahlreichen Zeichnungen genauer an. ,,Wieso wolltest du sie vor mir verstecken?"

,,Ich bin sehr unzufrieden mit ihnen. Es sind nur kleine Skizzen, die mir spontan eingefallen sind und ich bin erst stolz darauf, wenn es wirklich vollendet ist", erkläre ich und er überreicht mir die Blätter, als er merkt, wie unangenehm es mir ist.

,,Ich bin wirklich beeindruckt! Du solltest dich mit Sana zusammen tun. Sie liebt es zu zeichnen, aber ist, genau wie du, nie zufrieden", kichert er und erhebt sich wieder.

Ich tue es ihm gleich, verstecke meine Zeichnungen wieder im Karton und folge Taehyung auf den Flur.

Jedoch stoppe ich abrupt, als ich ein leises Schniefen wahrnehmen kann.

🎎

Ich weiß endlich zu wem ich bei meinem China Austausch komme, yayy~

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