⊱ 01 ⊰
,,Dein Vater hat einen neuen Job angeboten bekommen. In Japan", hallen die Worte meiner Mutter in meinem Kopf umher, während ich verträumt aus dem Fenster des Flugzeuges schaue.
Ich hätte es wissen müssen.
Ich hätte wissen müssen, dass ich meine geliebte Heimatstadt Seoul verlassen muss.
Eigentlich war es von Anfang an klar, dass wir irgendwann nach Japan ziehen werden.
Es war nur eine Frage der Zeit.
Immerhin weist sogar schon mein Name darauf hin.
Minatozaki Minhee Misaki.
Kurz Misaki. Spitzname Minnie.
Oder der meines älteren Bruders.
Minatozaki Takumi.
Oder der meines jüngeren Bruders.
Minatozaki Makoto.
Japanischer geht es wohl nicht.
Und bald wird dieser Name niemanden in Seoul mehr etwas sagen.
Niemand wird sich an mich erinnern.
Es soll ein Neustart sein.
Ein Neustart für mich und meine Familie.
Ein Neustart in Kyōto.
,,Sehr geehrte Fluggäste. In Kürze erreichen wir Osaka. Wir bitten sie, sich hinzusetzen und ihre Anschnallgurte zu betätigen. Der Landeanflug wird bereits eingeleitet", unterbricht die Stimme der Flugbegleiterin meine Gedanken und ich sehe mich um.
Takumi ist neben mir eingeschlafen und hängt mit seinem Kopf auf meiner Schulter.
Ein Sabberfaden hängt aus seinem Mund, was mich ihn hysterisch wegschieben lässt.
,,Bah! Takumi! Pass doch auf", motze ich ihn angeekelt an und er reibt sich nur müde die Augen, bevor er mich schläfrig anguckt.
,,Stell dich nicht so an", gähnt er und streckt sich einmal, wobei seine Knochen knacksen und mich zusammen fahren lassen.
,,Du bist so widerlich!", meckere ich und drehe mein Gesicht wieder zum Fenster.
,,Das ist männlich", verteidigt er sich.
,,Wieso könnt ihr euch nicht einmal benehmen? Die Leute gucken schon!", belehrt uns schließlich meine Mutter von einer Reihe hinter uns.
,,Dann erklär ihm, dass ich kein verdammtes Kissen bin!", verteidige ich mich und verschränke meine Arme vor meiner Brust.
,,Mimimimi", ärgert mich Takumi weiter, doch ich ignoriere ihn so gut es geht und stecke meinen rechten Kopfhörer wieder in mein Ohr.
Die Wolken draußen lichten sich langsam und Landschaft erscheint.
Erstaunt sehe ich auf die vorbeifliegenden Städte und Landschaften.
Jede Menge Tempel fliegen vorbei.
,,Wow", hauche ich und mein Kopf wird plötzlich harsch zur Seite gedrückt, wobei mein rechter Kopfhörer aus meinem Ohr fliegt.
,,Mach mal deinen Dickschädel weg. Ich will auch was sehen!", meckert Takumi mich an und hält meinen Kopf vom Fenster weg.
,,Man Takumi! Das tut weh", jammere ich, woraufhin er mich loslässt und begeistert nach draußen schaut.
,,Ich freue mich schon unglaublich jeden Tag mit dir zu verbringen und unsere Zimmer einzurichten, Schwesterherz", grinst er, wackelt mit seinen Augenbrauen und legt einen Arm um mich.
,,Geh weg, du Klette", sage ich genervt und drücke ihn weg von mir.
,,Jetzt seid aber mal ruhig!", motzt mein Vater uns an, woraufhin wir verstummen und nur weiter aus dem Fenster starren.
,,Liebe Fluggäste. Bitte machen sie sich zur Landung bereit", ertönt die Stimme der Flugbegleiterin erneut und ich sehe bereits mehrere Flughafengebäude.
Wenige Momente später setzt das Flugzeug schon auf der Landebahn auf und bremst stark, um den Schwung aufzufangen.
Wir werden dabei stark in den Sitz gedrückt, bis das Flugzeug eine normale Geschwindigkeit annimmt und langsam zum Terminal fährt.
,,Willkommen in Osaka! Bitte betätigen sie erst ihren Gurt, wenn die Zeichen erloschen sind. Wir bedanken uns, dass sie sich für unsere Fluggesellschaft entschieden haben und mit uns geflogen sind. Wir hoffen sie hatten einen angenehmen Aufenthalt. Ihr Kapitän und Flugbegleiter", ertönt eine männliche Stimme und viele Menschen stehen bereits auf, obwohl die Zeichen noch leuchten.
Das Flugzeug rollt über den Flughafen bis es an einem Terminal andockt und die Anschnallzeichen schließlich erlischen.
,,Hallelujah!", schreit Takumi auf und stellt sich sofort hin.
Mein Vater boxt ihm als Warnung gegen den Oberarm, woraufhin Takumi sich versucht zu benehmen.
Manchmal frage ich mich wirklich, ob er der Älteste von uns ist.
Denn so verhält er sich auf jeden Fall nicht.
Langsam und geordnet verlässt meine Familie, zusammen mit allen anderen Passagieren, das Flugzeug und begibt sich zum Gepäckband.
Ich sehe mich interessiert um und lese die in japanisch geschriebenen Schilder.
Da meine Eltern Japaner sind, konnte ich, sogar noch bevor ich koreanisch gelernt habe, japanisch verstehen, sprechen und lesen, was natürlich ein Vorteil ist, wenn man nach Japan zieht.
,,Misaki! Dein Koffer", tippt Makoto mich freundlich an und zeigt auf das Band.
Schnell packe ich meinen tonnenschweren Koffer und hiefe ihn vom Gepäckband, während Takumi mich belustigend beobachtet.
,,Wenn du ein Wort sagst.. Ich schwöre ich reiße dir den verdammten Kopf ab", drohe ich ihm und er versteckt sofort sein Grinsen.
Nachdem wir schließlich all unsere Koffer beisammen haben, verlassen wir den Flughafen durch den Haupteingang, wo bereits ein Großraumtaxi auf uns wartet.
Menschenmassen laufen hektisch umher und ich atme die japanische Luft tief ein.
Wir beladen das Taxi mit unseren Koffern und setzen uns in den Wagen.
Mein Vater sitzt neben dem Fahrer.
Meine Mutter und Makoto sitzen in der zweiten Reihe und ich habe das Vergnügen mit Takumi auf der hintersten Bank zusammengequetscht eine einstündige Autofahrt nach Kyōto zu verbringen.
Gott sei Dank schläft er nach nicht einmal zehn Minuten ein und so kann ich gemütlich meine Musik genießen, während ich die vorbeiziehende Landschaft betrachte.
Japan ist wirklich ein wunderschönes Land, aber dennoch spüre ich, wie sich Heimweh in mir bildet.
Heimweh nach Seoul.
Meiner Geburtsstadt.
Diese Stadt war mir immer so unglaublich wichtig, aber ich muss mich damit abfinden, ein neues Leben zu starten.
Ein neues Leben mit neuen Bekanntschaften und Begegnungen.
Ein neues Leben mit neuen Kulturen und neuen Traditionen.
Ein neues Leben in Kyōto.
🎎
Herzlich Willkommen zu meiner neue FanFiction » kyōto « !!!
Ich hoffe, dass ihr dieser Story eine Chance gebt und mitfiebern werdet~
Momentan werde ich mich jedoch weiterhin noch hauptsächlich auf » infatuation « konzentrieren, aber ich hoffe, dass ich hier dennoch mindestens ein Kapitel pro Woche veröffentlichen kann ^^
Ich wünsche euch viel Spaß~
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