Einunddreißig
𝒜 𝓁 ℯ 𝒶
ᴡɪʟʟɪᴀᴍs
Scheiße, das konnte jetzt nicht wahr sein.
Zuerst erkannte ich ihn nicht, doch als er so grob und hektisch die Tür aufriss und sich zu mir in die Kabine quetschte, war ich mir sicher.
»Was tust du da?«, rief ich aufgebracht und wich zurück, bis meine Waden gegen die Toilettenschüssel hinter mir stießen.
Nein, das war unmöglich.
»Alea«, sagte er meinen Namen. So, wie früher. Nur fehlten bei mir jetzt jegliche positiven Gefühle ihm gegenüber. Vor mir stand allen Ernstes Jeff. Jeffrey Dunkin.
Ungläubig sah ich ihn mir an, während er die Tür abschloss. Jeffs braune Haare wirkten ungewaschen und gingen ihm bis zum Kinn. Er sah total fertig aus. Blasse Haut, müde Gesichtszüge und absolut eingefallen.
Er war einen Kopf größer als ich und stand breitbeinig vor mir. Muskulös war er noch immer und oberflächlich betrachtet schien er auch hübsch. So wie er mich ansah und musterte, schüttelte es mich innerlich.
Der Drang, ihn zu schlagen, wuchs.
Doch ich hielt mich zurück, denn ich wusste, wenn ich Jeff wütend machte, konnte er grob werden.
»Was du da tust«, wiederholte ich. Ich konnte meinem Ex-Freund nicht Mal mehr in die dunklen, braunen Augen sehen, so sehr widerte er mich an.
»Ich will mit dir sprechen, allein. Da draußen geht es echt schlecht, wenn du dauernd an seinen Lippen hängst. Hör mir zu«, meinte er mit tiefer Stimme und kam mir einen Schritt näher. Hatte er mich da draußen die ganze Zeit beobachtet? Wie krank war er?
»Bleib da stehen und mach die Tür auf, Jeff«, zischte ich. Ich durfte mir jetzt nicht anmerken lassen, welche Panik sich in mir ausbreitete. Hier unten konnte mich im Notfall niemand hören. Jeff hatte ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen und früher dachte ich einmal, ich konnte ihn einschätzen. Aber der Kerl da vor mir, hatte mir bewiesen, dass er unberechenbar war. Und er war zu vielem fähig.
In der Zeit, in der wir zusammen waren, konnte ich mich an einen Streit erinnern, der ausgeartet war.
Jeff hatte mich beleidigt und ich ihn. Daraufhin war ihm die Hand ausgerutscht und ich hatte es ihm in meiner Verzweiflung, ihn nicht zu verlieren, verziehen.
Es kam nie wieder vor, aber gerade eben war ich mir nicht sicher, ob er doch zuschlagen würde.
»Alea, du sollst mir zuhören, habe ich gesagt«, brüllte er und ich zuckte bei dieser plötzlichen Lautstärke zusammen. Ich wusste ja, dass er laut werden konnte. Aber das traf mich alles unvorbereitet. Woher wusste er, wo ich nun arbeite? Wieso folgte er mir auf die Toilette? Warum sperrte er sich mit mir hier drin ein? Das zwischen uns war vorbei, auch wenn es ein heftiges Aus war, es war vorbei.
Meine Gedanken fuhren Achterbahn und ich malte mir in meiner Angst die schrecklichsten Szenarien aus.
Nachdem Jeff festgestellt hatte, dass er mich mit dem Gebrüll vorerst zum Schweigen brachte, erschien ein dreckiges Grinsen auf seinen Lippen.
Früher hätte ich das Grinsen als sexy und schön betitelt. Es hätte mir gefallen.
Heute konnte ich nur angewidert die Augenbrauen zusammenziehen und wünschte mir, er würde nicht so grinsen.
»Ich würde dich jetzt gerne nackt auf mir haben, Prinzessin«
Wieder trat er einen Schritt näher. Instinktiv holte ich mit der Hand nach seinem Gesicht aus, aber mein Ex-Freund war schneller. Er schnappte sich beide Handgelenke, drehte mich gegen eine der hölzernen, mit Filzstift beschmierten Seitenwände und donnerte sie kraftvoll dagegen.
Mein Hinterkopf krachte Sekunden später auch gegen die stabile Wand und ich stöhnte schmerzvoll unter seinem Griff auf.
Würde er so weit gehen? Würde Jeffrey mir noch mehr wehtun? Ich wusste nicht, wie er mittlerweile tickte. Aber offensichtlich war er breit, mir körperlichen Schmerz zuzufügen. Die Frage war nur – wie weit würde er gehen, mich zu verletzen?
»Du tust mir weh«, flüsterte ich und unterdrückte ein Wimmern, als Jeff meinem Gesicht so nah kam, dass ich seine eiskalte Nasenspitze an meiner spürte. Mein Handy lag oben im Nebenzimmer, die Tür war verriegelt und meine Hände außer Gefecht.
Mit meinen Beinen konnte ich auch nichts anstellen, denn er presste sich mit seinem gesamten Gewicht gegen mich. Es war schmerzhaft, unangenehm und ich fühlte mich grottenschlecht. Als müsste ich kotzen, so fühlte sich mein Magen an. Mein Herz klopfte so wild, wie als würde ich von einem zwanzig minütigen Sprint nachhause kommen und mir war so eiskalt, als wäre ich nackt in fünfzig Zentimeter tiefen Schnee gesprungen.
»Du hast mir auch wehgetan«, sagte er und klang wieder komplett beherrscht und ruhig. Als er den Satz beendete, stellten sich einige Haare an meinen Armen auf.
Er war gruselig und ich wollte hier einfach nur weg. Die Stellen, an denen er meine Arme festhielt, brannten. Es war, als stünde meine Haut dort in Flammen.
Ich hatte ihm wehgetan? War das sein Ernst? Jeff kam in diesen Club, folgte mir zu den Toiletten und nagelte mich hier fest, um mir zu sagen, dass ich ihn verletzt hatte? Ich?
Sobald die Tür aufgehen sollte, würde ich schreien. So laut und schrill, wie ich konnte. Aber solange hier niemand auftauchte, musste ich die Ruhe bewahren. Wenn ich seine Aussagen kommentierte, könnte ich Zeit schinden. Ich musste aber darauf achten, ihn nicht zu verärgern.
Das klang alles so krank, aber mir blieb nichts anderes übrig. Die Situation schien total aussichtslos.
»Wie habe ich dir wehgetan? Wann?«
»Damals, als du mich verlassen hast und gerade eben, als ich mitansehen musste, wie du diesen Typen da küsst«
Jeff verengte die Augen und holte durch die Nase Luft. Er roch an mir. Den Kopf neigte er so, dass seine eiskalten Lippen meine Halsbeuge berührten. Dort atmete er nochmals tief ein und ich verkrampfte mich mit fest geschlossenen Augen. Es war widerlich, einfach nur widerlich.
»Du riechst noch genauso gut, wie früher, Alea«, hauchte er gegen meine Haut und ich biss die Zähne zusammen. In meinen Knien zuckte es, aber er drückte sich immer fester gegen mich.
Engte mich ein, fügte mir Schmerzen hinzu, die ich zuvor noch nie verspürt hatte.
Meine Arme würden dort, wo er mich stabilisierte, ganz sicher blau und grün werden.
Auf seine Aussage konnte und wollte ich nichts erwidern, denn mein Kopf war wie leer gefegt und in meinem Hals bildete sich ein Kloß, der mir langsam aber sicher die Luft zum Atmen nahm. Wenn das so weiter ging, würde ich einen Panikanfall bekommen.
»Warum hast du mich verlassen, Alea? Es lief doch so gut zwischen uns. Der Sex war toll, du warst toll, wir beide gemeinsam waren ein tolles Paar«
Diesmal hörte ich ihn ganz dicht an meinem Ohr flüstern und drehte den Kopf weg von ihm, doch er ließ es nicht zu. Meine Arme schob er über meinem Kopf zusammen und umgriff mit einer großen Hand meine Handgelenke. Mit der freien Hand packte er mein Kinn und drehte mein Gesicht so, dass ich in seine braunen Augen sehen musste.
»Du hattest Violet«, würgte ich hervor. Die Angst, dass er mir etwas antat, trieb mir Tränen in die Augen, die mir schließlich auch über die Wangen liefen.
»Aber du und ich waren auch zusammen, Baby. Du hättest gar nichts von ihr erfahren sollen. Wir waren doch so glücklich zusammen«, murmelte er enttäuscht. Aus seinem Mund klang jedes Wort so gekünstelt und unecht.
»Was willst du jetzt von mir hören, Jeffrey? Ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben«, sagte ich angespannt und traute mich nicht, wegzusehen. Ich wollte nicht nochmals, dass er mein Kinn so grob umfasste.
Ich wollte gar nicht, dass er irgendwas von mir umfasste, anpackte oder berührte. Doch er tat es.
Gnadenlos und völlig im Reinen mit sich selbst, fuhr er mit der freien Hand meine Wange entlang, glitt über meinen Hals. Mit dem Zeigefinger fuhr er mein Dekolleté entlang. Mein Atem ging hektischer, nicht, weil ich erregt war. Ich war komplett am hyperventilieren. Er sollte mich gefälligst nicht dort so schamlos anfassen. Als er die Hand unter mein Shirt gleiten ließ und den Rand meines BHs berührte, packte mich der blanke Zorn.
»Fass mich nicht an, Jeffrey. Nimm deine dreckigen Finger von mir, du Vollidiot«, rief ich aus und ehe ich mich versah, presste er die Hand auf meinen Mund und erstickte jeglichen Ton, den ich von mir gab. Meine Augen weiteten sich, als ich kaum noch Luft bekam und er den Druck noch mehr verstärkte. Schluchzend kniff ich die Augen zusammen.
»Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche. Früher hat es dir gefallen, Alea. Ich verstehe gar nicht, was dein Problem gerade ist. Der Typ da an der Bar? Bitte, der hat doch nichts zu bieten«, sagte er. Der war doch krank, dieser Psycho.
Was zum Teufel war mit ihm passiert?
Ich öffnete die Augen, soweit ich konnte. Vor mir stand der totale Absturz von Jeffrey Dunkin. Er machte mir richtig Angst, wenn er so etwas sagte.
»Ich will dich, Alea. Ich habe dich vor ein paar Tagen in diesem netten Café wiedergesehen und seitdem kann ich nur noch an dich denken, verstehst du mich? Es tut mir leid, dass das mit Violet passiert ist. Wirklich. Aber sie spielt jetzt keine Rolle mehr«
Was meinte er damit, dass sie keine Rolle mehr spielte? Dachte ich gerade ernsthaft an Mord? Oh mein Gott. Was, wenn ich die Nächste auf seiner Liste war? Was, wenn Jeffrey Dunkin mich umbringen wollte? Was, wenn er mich weiter gegen meinen Willen berührte?
Mir wurde ganz schwarz vor Augen, aber gerade als ich kurz davor, unter deiner riesigen Hand halb zu ersticken, löste er sie von meinem Mund und packte mich an meiner Brust.
Er stöhnte auf, während er seinen erregten Schritt an mir rieb und ich mich panisch unter seinem Gewicht wand. Oh nein, das durfte nicht wahr sein.
Wollte er mich...
»Hilfe!«, brüllte ich und keuchte auf, als Jeffrey mir einen Schlag verpasste. Direkt ins Gesicht. Schmerzen schossen durch meinen Gesicht, als er ein weiteres Mal zu schlug, weil ich wie irre zu schreien begann.
Das konnte nicht wahr sein.
»Hör auf, Jeffrey! Fass mich nicht an!«, kreischte ich.
»Halt dein verdammtes Maul!«, rief er und ich zuckte zusammen. Mein Magen verkrampfte sich, nachdem der dritte Fausthieb meinen Bauch traf. Ich wehrte mich, versuchte die kommenden Schläge mit den Armen abzufangen, doch dieser Kranke war einfach zu stark. Wie konnte ich so jemanden jemals auch nur ansatzweise lieben? Wie konnte ich ihn in mein Leben lassen, wenn er das nun mit mir anstellte?
Mir blieb keine Zeit zum Schreien, überall war dieser Schmerz und mein eigenes Blut dröhnte so laut, dass ich beinahe das Klopfen an der äußeren Frauentoilette überhört hätte. Mein Körper sackte unter Jeffs Gewalteinwirkung ein, der immer wieder: »Du hättest mich nie verlassen dürfen«, sagte.
Weinte er? Was stimmte nicht mit ihm?
Liefen Tränen oder Blut über mein Kinn?
»Hilfe!«, es war der letzte Ruf, den ich zustande brachte. War das wirklich ich gewesen? Meine Stimme war so...ich erkannte sie nicht mehr wieder. Schrill, panisch und vollkommen verzweifelt. Aber es war laut.
Ich schlug die Augen auf, nachdem Jeff mich an den Schultern gepackt und erneut gegen die Wand drückte. Wann war ich in die Knie gegangen?
»Es hätte alles so perfekt laufen können«, zischte er. Seine braunen Augen glänzten hasserfüllt und ich wusste, dieses Erlebnis würde mich bis in meine Träume verfolgen.
Gerade, als er noch etwas sagen wollte, krachte die verriegelte Kabinentür auf und riss Jeffrey zu Boden.
Sein Kopf schlug an der Toilettenschüssel auf und knockte ihn somit aus. Ob er tot war, wusste ich nicht. Er öffnete jedenfalls nicht seine Augen.
Vor mir stand Kyson. Er riss die Augen auf, sah von Jeffrey zu mir. Kyson wollte einen Schritt auf mich zu machen und rief den Namen meines Bruders, als mir schwarz vor Augen wurde und ich in mir zusammensackte.
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ʙʀᴏᴡɴ
Natascha, Ryan, Clio, Liam und Lissa waren auf der Tanzfläche, während ich bei den Getränken saß und auf Adam und Kyson wartete, die auf die Toilette mussten.
Gerade griff ich nach meinem Glas und wollte es zu meinen Lippen führen, als ich Adam auf der anderen Seite entdeckte, der seine Schwester in den Armen hielt und gerade aus zum Ausgang rannte.
Die Leute, die nicht vollkommen betrunken waren und den Ernst der Lage verstanden, machten augenblicklich Platz.
Voller Angst rief ich Clios Namen, der sofort zu mir kam und mich mit besorgtem Blick fragte, was los sei.
»Adam trägt Alea gerade zum Ausgang. Irgendetwas ist da unten passiert. Gib bitte dem Rest-«
Als ich Kyson erkannte, der nun auch auftauchte und Ryan zu sich winkte, unterbrach ich mich selbst und befahl Clio, bei den Getränken zu bleiben und eilte zu Kyson, der komplett aufgebraust auf Ryan einredete.
Nachdem ich nah genug bei den zwei stand, hörte ich Kyson sagen: »Ich habe sie schreien gehört und bin rein, da war so ein seltsamer Kerl. Adam meinte was von einem Jeffrey und er war so aggressiv, dass ich ihm seine Schwester in die Arme drücken musste. Er wäre sonst auf den Typen losgegangen und der ist offensichtlich ohnmächtig. Ich habe einen Puls bei ihm auf die Schnelle gespürt und den Notruf verständigt, aber ich muss jetzt los. Kümmer' dich bitte um ihn, ich muss zu-«
All das, was aus Kysons Mund geflossen kam, nahm ich in mir auf und versuchte es so schnell wie möglich zu verstehen. Doch Ryan war schneller und unterbrach Kyson. Er packte ihn an der Schulter und sprach: »Adam kümmert sich um Alea. Du kannst danach zu ihr, Kyson. Wir müssen jetzt nach diesem Typen schauen«
Kyson schüttelte heftig den Kopf und schlug Ryans Hand von seiner Schulter. Der Lärm um uns herum war wirklich laut, aber die beiden schrien sich hier fast schon ins Gesicht.
»Ich kann jetzt nicht nochmal da runter, Ryan. Adam hat gesagt, das ist ihr Ex-Freund. Ich habe sie schreien gehört, ich...ich muss jetzt für sie da sein. Der Notarzt ist gleich hier und wahrscheinlich muss der Kerl ins Krankenhaus, dort können wir weiterschauen. Jetzt will ich zu ihr, hast du mich verstanden?«, schrie Kyson entschlossen.
Ich an Ryans Stelle, wäre schon lange aus dem Weg gehuscht. Und Ryan verstand, dass Kyson nichts mehr abbringen konnte von seinem Plan. Also nickte er und meinte: »Ich geh runter zu dem Typen. Sally, gib bitte dem Rest Bescheid«
Ich beneidete ihn dafür, dass er solch einen ruhigen Kopf behielt. Das konnte ich zwar auch, aber hier ging es um meine beste Freundin.
Ich war zwar Krankenschwester, aber gerade eben leiteten mich meine Emotionen viel zu stark, als dass ich ruhig bleiben könnte.
Doch ich nickte und sah Kyson nach, der zum Ausgang joggte. Ryan rannte die Treppen nach unten und Clio winkte mich zu sich.
Eilig bahnte ich mir einen Weg durch die tanzende Masse an Menschen und klopfte auf den Tresen. Eine von Aleas Kolleginnen erschien und erkannte mich wieder. Ihren Namen wusste ich leider nicht mehr.
»Alea wird gerade ins Krankenhaus gefahren. Was genau passiert ist, kann ich nicht sagen. Hier wird gleich der Notarzt reinstürmen und Platz brauchen. Könnt ihr dafür sorgen, dass die Leute sich in eine Ecke verziehen?«
Die Frau mit den hübschen Augen verlor ihr Lächeln und nickte sofort. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand sie und kurz darauf hörte der DJ auf, Musik zu spielen. Die Leute stoppten in ihrer Bewegung und sahen verwirrt zum DJ-Pult. Aleas Kollegin griff nach dem Mikrofon und fing an zu sprechen, doch ich konnte sie nicht verstehen, da Clio auf mich einredete.
»Wie, Alea wird ins Krankenhaus gebracht? Was passiert hier gerade?«
In meinem Kopf ratterte es, aber ich erinnerte mich an eine aufgelöste Alea, die nach einem Streit mit Jeffrey Dunkin tränenüberströmt vor meiner Tür stand und mir erzählte, er hätte sie geschlagen.
Von da an hasste ich den Typen und ich konnte mir denken, was unten in der Toilette passiert war. Ein eiskalter Schauder lief mir über den Rücken und ich presste meine kalte Hand auf meine Lippen, als ich verstand, was das bedeutete.
»Sally? Verdammt, was ist los? Was ist passiert? Warum sollen die Leute Platz für den Notarzt machen?«
»Aleas Ex-Freund hat sie angegriffen«, flüsterte ich vor mich hin und meine Gefühle überschlugen sich. Ich spürte Hass.
Angst um Alea und Panik.
Wie weit war er gegangen? Was genau war da unten abgegangen?
»Sally, was ist passiert?«
Natascha kam auf uns zu, gefolgt von Liam und Lissa, die absolut keinen Plan hatten. Alle starrten mich an und wollten Antworten. Aber das war einfach zu viel. Ich musste zu meiner besten Freundin. Und ich musste dieses Arschloch von Jeffrey Dunkin umbringen.
Im Augenwinkel erkannte ich die Sanitäter, welche die Treppen herunter rannten und dann verschwanden.
Ich wünschte mir, sie würden sich nicht so beeilen.
»Sally?« Es war wieder Clio, der mich an der Schulter rüttelte und mich zurückholte.
»Alea wurde zusammengeschlagen von ihrem Ex-Freund. So wie Kyson das erzählt hat, liegt der ohnmächtig in der Toilette. Adam bringt Alea gerade zum Krankenhaus und Kyson ist mit ihnen auf dem Weg dorthin. Ich werde mir jetzt ein Taxi nehmen und ein paar Sachen von ihr holen, falls sie im Krankenhaus bleiben muss«
Fassungslosigkeit war in die Gesichter von den Anderen geschrieben, doch Clio fing sich schneller als der Rest.
»Ich habe nur einen Shot getrunken und ich denke, dass Aleas Wagen hier steht. Ich fahre euch zwei Nachhause«, damit deutete er auf Liam und Lissa.
»Dann fahren wir zu Alea und du holst ein paar Sachen von ihr und ich setze euch beim Krankenhaus ab. Sind dann alle versorgt?«
Clio hielt sich eine Hand an die Stirn und Natascha meinte: »Ryan und ich warten derweil in Kysons Wohnung«
Clio nickte daraufhin nur und drehte sich zu einer Barkeeperin und fragte nach Aleas Sachen.
Die gab sie ihm natürlich nicht, doch glücklicherweise konnte ich sie überzeugen.
Sie kannte mich gut, da ich häufig bei Aleas Schichten hier im Club war.
Ich warf Clio die Schlüssel zu und wir gingen nach draußen.
Als Ryan fünf Minuten später zum Wagen von Alea hetzte, stiegen wir ein.
Natascha saß auf seinem Schoß, da wir zu sechst etwas erfinderisch werden mussten.
Ich saß auf dem Beifahrersitz und dachte andauernd an Aleas Gesicht. Sie war blass, ihre Augen waren geschlossen, sie war definitiv nicht bei Bewusstsein gewesen.
Ich hatte Angst um meine beste Freundin. Wer wusste schon, wie sehr er sie verletzt hatte? Was, wenn sie innere Verletzungen hatte und nun kollabierte? Ich betete, dass ich falsch lag und es ihr den Umständen entsprechend gut ging.
»Kyson hat ihn ausgeknockt, als er die Tür aufgetreten hat. Alea muss kurz danach zusammengeklappt sein. Aber so wie ich das rausgehört habe, hat sie Blutergüsse, aber nichts hat geblutet.«
Das musste nichts heißen, aber ich wollte den Teufel nicht an die Wand malen, also sagte ich zu meiner eigenen Beruhigung: »Alea ist taff. Sie packt das.«
Doch diese Worte beruhigten mich nicht vollständig.
Nachdem Clio die vier ausgeladen hatte und ich in meinen Händen eine Tasche mit Aleas Klamotten in der Hand hielt (falls sie wirklich im Krankenhaus bleiben musste), fuhr Kysons Kumpel in Richtung des Klinikums.
Ich erklärte ihm den Weg und bat mehrfach darum, dass er Gas geben sollte.
»Sie packt das, Sally. Wir sprechen hier von Alea Williams«, versuchte mich Clio zu beruhigen, als diese beschissene Ampel vor uns auf Rot sprang und ich frustriert aufschrie.
Ob er mich oder sich selbst beruhigen wollte, wusste ich nicht.
»Grün! Fahr, fahr, fahr! Beeil dich!«
Das tat er und Aleas kleiner Wagen stand noch nicht mal richtig in einer Parklücke, da sprang ich raus, schlug die Tür mit der freien Hand hinter mir zu und eilte der Notaufnahme entgegen.
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