23. An der Front
Liebes Tagebuch,
ich kann nicht glauben, dass ich dies Schreibe, doch so ist es nun mal.
Heute ist meine erste Tochter Briana vierzehn Jahre alt, ich fühle mich so alt wenn ich in ihr hübsches Gesicht sehe. Sie hat so viele ihrer Familienmitglieder nie kennengelernt und wird es vermutlich auch nicht. Ihre Hochzeit findet in wenigen Stunden statt und ich weiß nicht wer sich schlechter fühlt, ich oder Briana.
Ich dachte, Lothar wäre verrückt als er mir seine Pläne für einen Schulungsort für Henotello Erstgeborene zeigte. Ich dachte, er würde doch nicht wirklich von seinen eigenen Kindern solch ein Opfer verlangen. Die Kinder aufgeben, als wären sie nichts.
Er tat es mit Mutter, Nelenia und mir, doch niemals dachte ich er wäre auch so herzlos zu seiner eigenen Familie. John erzählte mir, dass seine Zwillinge Polly und Linius, bereits in dieser >Akademie< seien und er sie seit Monaten nicht gesehen habe.
Dies also ist sein Plan, er will uns zu Zuchtvieh verkommen lassen. Ich hätte ihm die Misshandlung meiner Geschwister und mir verziehen, aber meine Tochter weint seit vielen Tagen und dass kann ich nicht vergeben. Lothar verheiratet sie mit einem seiner treuen Kommandanten, Fuchs, ist der Name.
Er ist ein mann weiter über seine dreißiger und grausam wie kein zweiter.
Was wird er meiner kleinen vierzehnjährigen Tochter antun? Wie kann sie sich wehren, wenn selbst ihre Mutter sich nicht wehren konnte. Ich war sechzehn als Lothar beschloss mich zu nehmen und wie ich wird Briana sich nicht wehren. Dafür kenne ich sie zu gut.
Ich habe gefleht und gebettelt, er solle warten bis sie älter ist, reifer, fähig mit einem Ehemann umzugehen, aber niemals hätte Lothar noch ein oder zwei Jahre auf einen wertvollen mit der Gabe behafteten Soldaten verzichtet. Ich weiß, er wird dasselbe mit Dimitri, Emma und Liam tun, sobald sie alt genug sind um wertvoll zu sein.
Verbittert denke ich an jene erste Nacht zurück in der Lothar mich in sein Bett zwang. Hätte ich mich gewehrt, würden meine Kinder nun keine Qualen leiden. Es ist meine Schuld. Wie Mutter habe ich uns weiter in die Sklaverei geführt.
Verzeiht mir. deine tieftraurige Sandrine Henotello.
Es war drei Uhr nachmittags als der Convoy aus neuen Rekruten im Militärlager Reihn ankam. Dieses Lager war eines der ältesten und bekanntesten und lag am Fluss Reihn, dessen Name es trug. Seit gut sechzig Jahren wütete hier ein nie enden wollender Guerịllakrieg.
OneSheeps größte Leistung und Bärenstein größte Schmach.
Doch trotz größter militärischer Anstrengung war es bis heute nicht gelungen OneSheeps Widerstand zu brechen. Die Organisation schien endlose Ressourcen zu haben. Dösend lehnte Kyrie an der Rückwand des Transporters und träumte. In ihren Träumen herrschte ein reges durcheinander von einem Jungen mit Gitarre und einem Rennen durch den dichten Wald.
Sie jagte jemanden, das wusste sie, doch egal wie nahe sie der Person auch kam, nie war sie schnell genug. Als Antonio sie weckte, war daher Frustration ihr erstes Gefühl. Antonio bemerkte ihren Gesichtsausdruck und hielt Abstand. Blinzelnd wartete Kyrie wie die anderen jungen Menschen darauf, dass sich die Plane lüftete und sie angeordnet wurden auszusteigen.
Ihre steifen Glieder streckend, grübelte sie über ihre neue Behausung nach. Sie hoffte natürlich auf ein Einzelzimmer, jedoch war ihr klar wie sinnlos diese Hoffnung sein würde. Laute Stimmen lenkten ihre Aufmerksamkeit auf den durch Stoffe verhüllten Transporterausstieg.
Zwei Menschen stritten sich dahinter. Sie schrien sich an. Seltsamerweise kam Kyrie die weibliche der beiden Stimmen bekannt vor, sie konnte sie nur nicht richtig einordnen.
"Ich habe meine Befehle! Und niemals werde ich Mr. Good enttäuschen!"
Wie aufs Stichwort wurde die Plane beiseitegeschoben und Kyrie sah in das verhasste Gesicht Magentas. Diese lächelte spitz mit hochrotem Kopf.
"Willkommen im Lager, Nava. Ich hoffe doch es gefällt dir." Kyrie schwieg, begnügte sich damit ihr Gegenüber böse anzusehen. Ihre Ausbilderin warf ihr eine Kusshand zu und verschwand dann aus ihrem Blickfeld. Nacheinander kletterten die Soldaten aus dem Transporter und stellten sich auf dem matschigen Parkplatz in einer Reihe auf. Es nieselte leicht. Mit offenem Mund sah sich Kyrie um. Sie traute ihren Augen nicht. Das Lager war kaum ein Lager, es war wie eine Stadt aufgebaut. In militärischer Ordnung waren große Holzhütten gebaut worden. Jede sah aus wie die andere, es gab keine Schilder oder Zeichen. Alleine das Krankenhaus war markiert, warum konnte Kyrie sich nicht zusammenreimen. Umgeben war die Stadt von einem hohen Elektrischen Zaun, dessen Summen langsam zu einem Hintergrundgeräusch wurde.
Auf dem Parkplatz gingen immer wieder Menschen vorbei und starrten die Neuen neugierig an. In der Stadt selbst mussten noch sehr viel mehr Menschen leben und arbeiten. Nach Magenta suchend drehte Kyrie sich im Kreis und fand sie auch sofort. Sie sprach mit einem unbekannten Mann mit schulterlangen Haaren und beeindruckendem Bizeps und trat dann zu ihr. Das leichte Lächeln auf ihren Lippen, ließ Kyrie frösteln.
Sie konnte das Gefühl, das ihr beim Anblick Magentas durch die Adern jagte durchaus benennen, doch wer gesteht sich schon gerne Angst ein. Kyrie begrub dieses Gefühl und spürte wie Gleichgültigkeit ihre Züge glättete. Daraufhin verschwand Magentas Lächeln und kalte Wut strahlte stattdessen aus deren Augen.
"Vor vielen Jahren war ich auch einmal ein Rekrut wie du. Ich habe die Eingangsprüfungen geschafft und meine Reproduktion ohne Komplikationen überstanden. Ich weiß also was dir passiert ist. Ich weiß wie furchtbar weh das alles getan hat."
Magenta beugte sich vor. In dieser unmittelbaren Nähe konnte Kyrie mehr als nur Wut in Magentas Augen sehen. Da war auch ein tiefer Schmerz, für dessen Ursprung sie verantwortlich zu sein schien.
"Conrad, mein Reproduktionspartner, hat mich durch die schlimmsten Phasen dieser Ausbildung gebracht und du hast ihn ermordet. Ich werde dir also ein Versprechen geben, Nava, ich werde das letzte sein, dass du siehst bevor du stirbst. Denn ich werde der Grund sein."
Kyrie tat unbeeindruckt, doch in ihrem Inneren war sie aufgewühlt. Da war Hass und Furcht, und so sehr sie versuchte es zu unterdrücken, sogar ein kleines bisschen Mitleid. Um Magenta nicht das letzte Wort behalten zu lassen, trat Kyrie ihr mutig entgegen.
"Dann werde ich immerhin nicht jämmerlich sterben, wie Conrad. Wehrlos in einem Hurenzimmer." Schock breitete sich auf Magentas Gesicht aus und mit offenem Mund sah sie Kyrie an. Triumpf zauberte ein böses Lächeln auf Kyries Lippen und mit Schwung drehte sie sich zu den anderen Rekruten um, nahm ihren Platz in der Reihe ein. Als die neue Autoritätsperson zu den Frischlingen trat, stand Magenta immer noch glühend vor Wut und Unglauben wo Kyrie sie zurückgelassen hatte. Misstrauisch taxierte Kyrie den neuen Befehlshaber.
Es war der Mann mit dem Magenta sich vorhin gestritten hatte.
Seine breitschultrige Figur ragte bedrohlich vor ihnen auf. Kyrie schätze ihn auf 1, 80, bei weitem nicht so imposant wie Conrad gewesen war, doch was er an höhe misste, machte er an breite wett. Seine langen Haare flossen in braunen Strähnen über seinen muskulösen Rücken und die braunen Augen beobachteten jede ihrer Bewegungen. Wie Kyrie und die Rekruten trug er eine grüne Militäruniform, besaß allerdings auf Schultern und Brust Abzeichen und Rang.
Doch etwas fehlte: das Pythonissam-Armband, das ihn als Henotello auszeichnete.
Magenta trug es am linken Arm. Ein einfaches schwarzes Band, um den Oberarm gewickelt und mit einer Sicherheitsnadel an der Kleidung befestigt. Der Neue, nun offensichtlich ein einfacher Soldat verschränkte die Arme und ließ seinen Blick über seine jungen Rekruten huschen.
Er sah auf ein Klemmbrett in seiner Hand und schnalzte dann unzufrieden.
"Na gut. Sie haben mir da offenbar nur die Spreu geschickt. Hört mir zu ihr kleinen, nichtsnutzigen Idioten! Mein Name ist Osiris, Offizier dieses Lagers. Ich habe keine Zeit für dummes Geplänkel und fange deshalb gleich an. Ihr wurdet aufgrund eurer Fähigkeiten einer Kampfeinheit zugeordnet. Wechseln gibt's nicht, also versucht es erst gar nicht!" Kyrie zuckte wie die anderen zusammen. Osiris redete nicht, er schrie. Seine tiefe Stimme hallte über den Parkplatz.
"Im Anschluss auf diese Einführung werden euch eure Gruppenführer beiseite nehmen um die Einzelheiten eures Dienstes zu besprechen. Als erstes, dies hier ist eine militärische Operation und kein Sommerlager. Ich weiß die Holzhütten sagen euch etwas Anderes, aber lasst euch nicht täuschen. Seid jederzeit auf einen Angriff der Rebellen vorbereitet. Diese Rebellen sind grausame Monster, die es nur darauf abgesehen haben euch zu töten. Wenn ihr nicht zum Dienst im Lazerte eingeteilt seid, bleibt draußen! Dasselbe gilt für die Essensausgabe und das Gebäude der Führungsregie. Ihr werdet niemals einfach so mit einem Vorgesetzten sprechen. Falls es ein Problem gibt, meldet es eurem Gruppenführer. Wir haben hier schließlich Krieg zu führen und nicht euch Babys zu bewachen. Die Schlafhütte hat exakt diese Funktion, es ist keine Chillerlounge. Die Leute da drinnen wollen schlafen und ihr stört sie besser nicht.
Jeder von euch hat die Aufnahmetests wie auch das Basisprogramm erfolgreich abgeschlossen. Ich gehe also davon aus das ihr Militärgeschichte, Notfallpläne und die allgemeinen Verhaltensregeln unseres Militärs kennt. Zusätzlich erwarte ich, dass ihr eure Kräfte vollkommen unter Kontrolle habt. Sollte es zu irgendeiner Zeit eures Dienstes hier zu zweifeln an dieser Kontrolle kommen, werdet ihr umgehend jeden Ranges enthoben und zurück ins Basisprogramm geschickt. Und damit meine ich das volle Programm, inklusive des Abschlusstests."
Der Abschlusstest war das Hervorbringen eines Nachkommen. Osiris drohte mit dem Verlust eines weiteren Kindes. Kyrie sah sich um und erkannte in den panischen Gesichtern ihrer Kameraden, das diese Drohung durchaus eine starke Wirkung hatte. Selbst Antonio schien bei dem Gedanken mulmig zu werden.
"So das ist das wichtigste. Ah, da kommen schon eure Gruppenführer." Osiris zeigte in die Richtung sechs Frauen und Männer. Sie alle waren Ende Zwanzig Mitte Dreißig und trugen die typische Militärkleidung mit dem Zeichen der Pythonissam. Sie sahen alle unterschiedlich und doch gleich aus. Ihre Gesichter zeugten von Krieg und Gewalt. Einer allerdings fing Kyries neugierigen Blick auf und lächelte sie offen an. Er war schwarzhaarig, hatte hohe Wangenknochen und die stechenden blauen Augen eines Raubtieres auf der Jagd.
Gekonnt stellten sie sich in einer reihe vor den neuen Rekruten auf und salutierten Osiris.
"Eure Frischlinge. Trainiert sie gut und schnell.", warnte er sie bevor er sich umdrehte und zu einer der Holzhütten ging. Kyrie machte sich nicht die Mühe, dem Mann hinterher zusehen und beobachtete stattdessen die Gruppenführer. Eine Frau mit einem schwarzen Bob und schräg gestellten Augen trat vor. Sie lächelte nicht, faltete nur stumm ein Papier auseinander und las dann vor.
"Ruby, Mikhail, ihr seid in meiner Gruppe."
Ein Mädchen mit leuchtend roten Haaren und ein Junge mit tiefschwarzer Haut traten vor.
"Ich bin Yuki und eure Gruppenführerin. Folgt mir." Als nächstes trat der einzige blonde Mann vor. "Hi, ich bin Barbie. Mir folgen Tate und Abraham."
Wieder folgten die Soldaten ihrem neuen Gruppenführer. Eine Frau mit kurzen braunen Haaren und einer Narbe an der linken Wange wollte vortreten, wurde durch ein Räuspern jedoch aufgehalten. Es war der schwarzhaarige Mann, dessen Blick Kyrie gefangen nahm.
"Antonio, Nava, Padme, folgt mir." Kyrie trat ohne zu zögern zu dem Mann und zusammen mit Antonio und einem sehr viel kleineren Mädchen, das Padme sein musste, betraten sie die organisierten Reihen des Militärlagers.
"Mein Name ist Leon Bärenstein. Ich bin ein Cousin von Loke Bärenstein. Er hat mir viel von dir erzählt Nava. Ich bin schon sehr gespannt auf deine Fähigkeiten."
Unwillkürlich spürte Kyrie röte ihre Wangen hinaufsteigen und biss sich auf die Unterlippe. Antonio schnaubte und brachte damit die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Wie er es immer wollte. Kyrie verdrehte bei seinem Verhalten nur die Augen. Leon sah nur kurz in Antonios Richtung und blickte dann wieder nach vorne. Vor einer großen Hütte, die exakt so aussah wie alle anderen blieb Leon stehen.
"Das ist die Kommandozentrale. Haltet euch von dort fern, ihr habt nichts mit der Führung zu tun. Ihr seid Niemande."
Eine klare Aussage, die Kyrie nur wenig interessierte. Es war nie ihre Absicht gewesen zu führen oder Ideen einzubringen. In ihrem Herzen herrschte nur der Wusch Rebellen zu töten, wie war ihr egal. Antonios finsterer Gesichtsausdruck machte sichtbar wie verletzt sein Stolz bei Leons Beschreibungen war. Padme dagegen war so still und klein, würde Kyrie nicht einen steten Gedankenfluss neben sich fühlen, wäre es als ob das Mädchen gar nicht da wäre. Vielleicht, dachte Kyrie belustigt, war dies Padmes Gabe. Nutzlos, aber so schätzte sie das kleinere Mädchen auch ein. Ihre hellbraunen Haare waren streng zu einem Zopf gebunden, sie hatte braunen Augen und eine blasse Haut. Nichts an ihr war außergewöhnlich. Nichts an ihr schien von Bedeutung. Kyrie beschloss sie zu ignorieren, wie Antonio es bereits tat. Leon ging weiter bis er vor einer weiteren identisch aussehenden Hütte stehen blieb. Schon jetzt hatte Kyrie vergessen welche der Hütten das Kommando dieses Lagers beherbergte.
"Das ist die Essensausgabe. Das Essen ist scheiße, aber wenn ihr früh genug da seid, habt ihr bessere Chancen was Gutes abzubekommen." Antonio räusperte sich und zeigte auf das kleine Gebäude vor ihnen.
"Isst man da drinnen?", fragte er kleinlaut. Leon funkelte ihn an.
"Sieht die Scheiß-hütte etwa groß genug für alle Soldaten aus? Nein! Ihr holt euch eure Ration von drinnen und geht wieder raus. Die Hütte ist im Prinzip nur eine große Küche."
"Aber was ist wenn es regnet?", ließ sich Padmes dünnes Stimmchen aus dem Hintergrund vernehmen. Kyrie sah sie verblüfft an. Sie hat sie schon fast vergessen. Leon fuhr sich frustriert über die Stirn und seufzte laut.
"Himmel noch mal ihr seid Soldaten keine Mimosen. Wenn es regnet stellst du dich wo unter oder du isst im Regen. Ist mir im Grunde scheißegal."
Leon wirkte als würde er mit dreijährigen sprechen. Aber egal wie genervt er aussah, nun musste Kyrie doch noch eine Frage stellen.
"Warum sehen alle Hütten gleich aus? Ist doch total verwirrend."
Leons raubtierblick wandte sich zu ihr. Antonio und Padme machten sich neben ihr ganz klein.
"Nun, Nava, wenn wir hier alles markieren würden, wäre es für die Rebellen leicht, wichtige Hütten zu zerstören. Viele der Holzbehausungen sind leer und machen es im Falle eines Angriffs noch schwieriger zu differenzieren."
Kyrie lächelte, sie verstand nun.
"So kennen sich die Rebellen nicht aus.", hauchte sie erfreut. Leon trat näher, Kyrie musste ihren Kopf in den Nacken legen um seinem intensiven Blick begegnen zu können.
"Genau. Aber keine Sorge, es ist nur am Anfang verwirrend. Nach einiger Zeit kennt ihr euch hier gut aus."
Seine Nähe war überwältigend, sie fühlte sich wie ein gejagter Hase, dessen Hescher immer näher kam. Mit pochendem Herzen trat sie zurück und brach den Blickkontakt ab. Er ließ sie Abstand gewinnen, doch ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
"Gehen wir weiter." Während sie weitergingen zeigte Leon auf die bereits erwähnte Schlafhütte, welche nur von Soldaten während des Bereitschaftsdienstes verwendet werden durfte. Normale Soldaten, von denen es hier offenbar auch reichlich gab, schliefen in Zelten zwischen den Holzhütten. Gerade als Kyrie sich ebenfalls mit einem Zelt als ihr neues Zuhause abgefunden hatte, brachte Leon sie zu einer Hütte. Vor dieser saßen zwei Soldaten, beide Henotellos und warteten. Leon blieb stehen und stellte sie vor.
"Das sind Stella und Darwin. Eure neuen Gruppenmitglieder. Stella, Darwin, das sind Antonio, Padme und Nava."
Stella trat vor und reichte ihnen nacheinander die Hand. Sie hatte ungewöhnlich dunkle Haut, beinahe schwarz, doch ihre Augen strahlten in einem wunderschönen Himmelblau. Kyrie hatte noch nie jemanden getroffen, der so einzigartig und schön war. Wie geblendet starrte sie das ältere Mädchen an. Darwin nickte ihnen höflich zu, hielt ansonsten aber Distanz.
Seine feuerroten locken reichten bis zu den Schultern und glitzerten unnatürlich.
Gelangweilt wandte Leon sich zu der Hütte um. Sie sah genauso alt und einfach gebaut aus wie jede andere in dieser Stadt. Nichts besonderes.
"Das meine Frischlinge, ist unsere Hütte. Unsere Basis. Kommt rein, Stella, Darwin ihr auch." Darwin zuckte zusammen als Leon ihn ansprach und wandte den Blick seiner braunen Augen zum Boden. Die schultern hochgezogen folgten die älteren Soldaten sofort, doch Antonio, Padme und Kyrie sahen sich an. Belustigt stellte sie fest, dass selbst Antonio davon ausging, dass sie den Anfang machte und nun da sie sich nicht bewegte, all seinen Mut sammelte um selbstbewusst voranzugehen.
Mit einem furchtlosen Lächeln kam sie ihm zuvor und betrat die alte Hütte. Durch ein neuwertiges gläsernes Dach strahlte die Sonne in den etwa 20 quadratmeter großen Raum. Kyrie konnte nirgends eine Heizung entdecken und auch sonst schien es hier nichts elektronisches zu geben.
Eine Art Wohnzimmer mit Tisch und Sesseln nahm den meisten Platz ein. Auf dem Tisch lagen viele Papiere und in den Regalen an den Wänden lagen kleine Messer und geschnitzte Tiere. Im hinteren Teil des Raumes war durch eine Trennwand etwas versteckt. Stella bemerkte Kyries interessierten Blick und flüsterte:
"Das ist das Schlafzimmer."
"So wie ihr Neulinge seht, ist der vordere Teil der Hütte unser Wohnzimmer und Besprechungszimmer. Wir sind Henotellos, wir machen keine Fußsoldaten-Aufträge, wir werden gerufen wenn's wirklich ans Eingemachte geht. Bis wir gebraucht werden, trainieren wir gemeinsam und bereiten Taktiken vor, um bestmöglich auf alles vorbereitet zu sein. Im hinteren Teil schlafen wir. Es gibt keine Betten nur Schlafsäcke. Gegessen wird draußen." Leons sah auf seine Uhr und blickte dann unruhig in die Gesichter seiner Leute.
"So, dass war das wichtigste. Ich hab noch was vor. Wenn ihr fragen habt. Stella und Darwin helfen euch." Mit diesen Worten verschwand Leon durch die Eingangstür der Hütte und hinterließ drei verwirrte Neulinge und zwei bedrückte Kameraden. Kyrie hatte ein Gefühl, dass ihre Rache schwerer zu bekommen war als sie zunächst angenommen hatte. Stella lächelte und nahm die Mädchen an der Hand, führte sie hinter die Trennwand zu den Schlafsäcken. Darwin versperrte Antonio sowohl den Weg als auch den Blick. Verstohlen sah sich Stella um, sie wirkte nervös und knetete ihre rabenschwarzen Hände.
"Ich muss euch noch etwas erklären bevor Leon zurückkommt. Ihr müsst das wissen.", Stella atmete tief durch den Blick zum gläsernen Dach gerichtet. Kyrie sah sie aufmerksam an, was würde ihrer neuen Kameradin wohl solche Probleme bereiten.
"Kameraden vom gleichen Rang werden wegen sexueller Verbindungen harsch bestraft," Stella schluckte hart, "die Führungsregie aber nicht. Haltet euch von den Offizieren und Generellen fern. Besonders Osiris. Außer uns Henotello-Mädchen gibt es hier keine Frauen und dieser Mangel fällt auf. Zu besonderen Anlässen oder Feiern holen sie sich gerne Henotello- Mädchen. Sie schieben immer einen guten Grund vor, aber lasst euch nicht verarschen. Ihr seid nur Fleisch, wie in der Ausbildung. Solltet ihr schwanger werden, heißt es zurück in die Babyfaktory."
In Stellas blauen Augen glitzerten Tränen, die sie mühsam zurückhielt, Padme zitterte neben Kyrie wie Espenlaub. Kyrie selbst empfand Achtung für das Mädchen vor ihr. Stellas Schönheit hatte sie sicherlich schon oft auf solche Partys gebracht und dennoch stand sie fest wie ein Baum vor ihnen und warnte sie. Mit einem Lächeln strich Kyrie über Stellas Arm.
"Danke für die Warnung. Ich werde sie beherzigen und keine Sorge, solange ich hier bin, wird uns sowas nicht passieren." Verwundert starrte ihr Gegenüber sie an.
"Und woher weißt du das?"
"Weil ich es einfach nicht zulassen werde.", flüsterte Kyrie verheißungsvoll mit einem selbstbewussten Lächeln auf ein Lippen.
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