Zeichnen

(ein seltsames Etwas, vielleicht noch mit Fortsetzung.)

Wenn seine Hände über das gebleichte Papier fuhren, mit dem Kohlestift in der Hand, war er ehrlich glücklich. Doch niemand erfuhr jemals von der großen Leidenschaft dieses jungen Mannes, da die Welt ihn in einer Schublade sah.

Statt sich ausleben zu können, sah man in ihm nur den eiskalten General, Augen starr, Herz aus Stein. Sein Sein stand für Kälte, Beherrschtheit, auf die er selbst auch ein wenig stolz war, und natürlich klare, ungetrübte Logik.
In den Augen des Fremden besaß der General nicht ein Fünkchen des goldenen Glücks, der Fantasie. Auch beim zweiten Hinsehen entdeckte man nicht anderes als ein jungen gebrochenen Mann, einer von vielen.

Nicht einer von den Vielen die General Armitage Hux je kennengelernt hatten, wäre je auch nur auf die Idee gekommen, dass dieser nicht nur als unschuldiger Junge von seinem schrecklichen, grauen Vater misshandelt wurde, sondern auch für genau dessen Tod verantwortlich war.

Doch eben dieser Sohn hatte nichts je daran bereut, aus der festen Überzeugung, dass es der Vater tatsächlich verdient hatte. Am Tag konnte sich Armitage zwar einreden, dass es ihn nicht störte, sein letztes Familienmitglied aus eigener Schuld verloren zu haben, dass es ihn nicht störte für den Tod eines weiteren Menschen seiner tausend Morde verantwortlich zu sein. Doch wenn der General die Augen schloss, sah er ihn vor sich, das Gesicht seines Vaters, wettergefärbt, mit dem von Alkohol geröteten Augen und dem bösartigen Mundwerk. Wenn diese Träume kamen und gingen, so fuhr der General jedes Mal aus dem Schlaf hoch, orientierungslos, die einzigste Stütze die er besaß, sein Papier und ein Kohlestift. Wenn seine gesamte Hoffnung an seinen Händen hing, so erschufen sie Abbildnisse seiner Träume. Sie setzten dahin ein alkoholisiertes Gesicht, wo anders hin ein erhobene Hand, immer bereit, hinabzufahren und zu zerstören. Doch irgendwann wurden die Nächte nicht genug für die unruhigen Hände Armitage's, bald wollten sie immer zeichnen, die Lebensgeschichte aufs Papier bringen, stumm erzählen. So sehr auch versuchte die Gegenwart zu bewahren, desto mehr entglitt sie ihm und machte einer gigantischen dumpfen Wolke in seinem Kopf platz.
Und Armitage fing an, seine Hände zu beruhigen, indem er seine Umwelt für ewig einfing, zeichnete Strich für Strich, reale Gesichter aus Papier.

Jeder Leberfleck, jeden sonst so kleinen Makel wollte er einfangen und so saß er da, den Weltraum und seine realitätsraubende Wolke um sich und zeichnete.

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Unbearbeitet

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