8. Kapitel
Die Macht riss Kylo aus seinem Schlaf. Sie zerrte ihn durch die kalten Gänge. Er lies es zu. Er eilte der Macht nach, auch wenn es allem widersprach was sein Meister ihn gelehrt hatte.
"Kontrolliere die Macht, denn sonst wird sie dich kontrollieren."
Diesmal nicht. Er vertraute der Macht denn er wusste wohin sie ihn zog. Er wusste lediglich nicht was genau ihn erwartete, warum er in das Quartier der Torgrute sollte. Was würde er finden?
Schreie.
Das war es was ihn erwartete. Er hatte ihren Raum noch nicht ganz erreicht als er sie hörte.
Er kannte solche Schreie. Er hörte es nicht zum ersten Mal. Auch er war oft genug so aus Albträumen gerissen worden. Es gab kaum etwas das sich schrecklicher anfühlte als das.
Träume die man noch Stunden nach dem Erwachen Träumte. Träume die einen nie wirklich losließen, weil man tief im Innern wusste, dass es keine Träume waren. Es waren niemals Träume die einen so schreien ließen.
Es war immer real. Eine Erinnerung oder eine Vision lediglich als Traum getarnt. Doch es fühlte sich so real an.
Ihr Schrei ließ ihn zu Eis erstarren. Was sollte er tun? Sollte er eintreten? Nichts war nach einem solchen Traum schlimmer als Einsamkeit, denn Einsamkeit bedeutete in einen tiefen Abgrund zu stürzen. In ein schwarzes Nichts und dort im Dunkeln dem Wahnsinn Einlass zu gewähren. Er durfte sie nicht allein lassen. Sie war bereits einsam genug in dem Käfig in den er sie geschlossen hatte, so groß dieser Käfig auch sein mochte. Er durfte sie nicht in ihrer Einsamkeit der Verzweiflung und dem Wahnsinn zum Fraß vorwerfen. Doch was ging es ihn an, wie einsam sie war. Es war ihre Einsamkeit, ihr Problem. Er hatte eigene Probleme. Er....
Er trat ein.
Er war nicht der den sie sehen wollte. Wieso auch. Er war ihr Kerkermeister. Ihr Feind. Ein Ren.
Sie kniete auf dem kalten Stahlboden. Ihre Gesicht in den Händen vergraben, kniete sie da, schluchzend vor Verzweiflung. "Nein, nein... verschwinde!!" Sie schrie ihn an ohne ihn anzusehen. Das Gesicht noch immer vor Schmerz verzerrt. "VERSCHWINDE!!"
"Atme!" sagte er. Er dachte nicht daran zu gehen. "Konzentriere dich auf deinen Atem!" Er trat näher an sie heran und ging neben ihr auf die Knie. "Lass deine Atemzüge deinen Körper beruhigen, lass sie deinen Schmerz davon tragen. Atme!"
Sie gehorchte. Und mit jedem Atemzug wurde ihr Atem tiefer und schwerer. Sie vertraute ihm. Sie gehorchte ihm. Ihr Körper wurde ruhiger. Er umfasste mit festen Griff ihre Hüfte und richtete sie auf. Sie hielt ihre Augen noch immer geschlossen.
"Sieh mich an!" Er berührte ihre Wange als sie ihre Augen öffnete "Sieh mich an.......Es ist vorbei."
Tiefblau. Leuchtend. Blinde Augen die alles zu sehen schienen. Augen voll Wissen und Weisheit. Voll Weitsicht und Durchblick. Nichts schien ihnen zu entgehen.
"Es ist vorbei.... du bist wach."
Tränen füllten die tiefblauen, blinden Augen. Lautlos rannen sie über ihre Wangen und Schmerz erfüllte Kylos Herz. Schmerz der ihm bekannt vor kam. Als hätte er diese Art Schmerz vergessen. Als hätte er ihn vor sehr sehr langer Zeit einmal gekannt und vergessen. Mitgefühl.
Er fühlte ihren Schmerz in seiner Brust. Schmerz von Einsamkeit und Hilflosigkeit. Von Verlust und Verzweiflung. Ein Schmerz, der auch das stärkste Herz zerbricht.
Er fühlte etwas Feuchtes auf seinen Wangen. Sanft rannen Tränen auch über sein Gesicht. Er wusste um ihren Schmerz, um ihre Einsamkeit. Er wusste wie es sich anfühlte verloren zu sein.
"Schmerz ist lediglich ein Zeichen von Schwäche!"
Er hörte die Stimme seines Meisters. Er hörte sie so deutlich als würde er neben ihm stehen: "Schmerz ist das Resultat von Schwäche." Eine tiefe raue Stimme, die ihn den Kopf senken ließ. Eine grausame Stimme.
Durchbrochen von einem Klang der so viel schöner war. Ein Klang der sein Herz durchströmte und es mit warme sanfter Hoffnung auffüllte: "Schmerz ist was uns lehrt stärker zu werden."
Er hob seinen Kopf. Und sah sie an.
"Wenn wir stärker werden wollen müssen wir Schmerz zulassen und überwinden können." Mit ihren Worten wandte auch sie ihr Gesicht zu ihm auf.
Sie sahen einander an und schwiegen.
Sie schwiegen lange. Sie knieten da, auf dem kalten harten Stahlboden der Zelle und schwiegen. Lauschten dem Atem des Anderen ohne ein Wort zu sagen.
Bis Kylo die Stille durchbrach: "Du bist stark."
Es war Bewunderung in seiner Stimme. Und zugleich klang es gönnerhaft.
In ihrer Antwort lag dagegen Mitleid: "... du bist es nicht."
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