Bonuskapitel
Hier ein Kapitel wie Leonardo und Alessia sich genauer kennengelernt haben. (Folgt auf das Kapitel 59, für alles die nochmal in die Geschichte reinkommen müssen)
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Leonardos POV
Langsam schlenderten wir die dunkle Straße hoch, die vom Club weg führte, wobei die Musik immer leiser wurde.
„Und? Arbeitest du jedes Wochenende in dem Club?", fragte ich Alessia, die stumm neben mir her lief, wobei ich vernehmen konnte, wie ihre hohen Schuhe unter dem Asphalt klackten.
„Ja, neben der Schulzeit muss ich arbeiten, damit wir irgendwie über die Runden kommen. Meine Mutter lebt nicht mehr und mein Vater kann wegen seiner Krankheit nur halbtags arbeiten"
„Oh", murmelte ich. „Das tut mir Leid. Bekommst du wenigstens gutes Trinkgeld?"
„Mhm ja...kommt immer drauf an wann ich Schicht hab aber am Wochenende ist es meistens sehr gut"
„Aber du musst nicht jede Schicht hohe Schuhe anziehen, oder?"
Sie lachte kurz leicht.
„Nein, zum Glück nur am Wochenende. Aber mir tun trotzdem jedes Mal die Füße danach weh"
Ich schenkte ihr ein kurzes schmunzeln, bevor wir weiter die Straße herunter schlenderten.
„Und du hast deinen Bruder da jetzt einfach stehen lassen?", unterbrach Alessia die Stille in der man nur die Geräusche unsere Schritte vernahm.
„Mhm ja der wird schon irgendwie nach Hause finden. Der hat ja seine Freundin und ihrer Brüder sind ja auch noch da"
Verwirrt musterte mich Alessia von der Seite.
„Ist ja eine etwas andere Gruppe als die klassischen großen Jungsgruppen. Macht ihr hier alles zusammen Urlaub?"
Nun war ich derjenige der etwas schmunzelte. „Na ja, Urlaub kann man es nicht wirklich nennen"
„Willst du mir das erklären?", hakte sie nur witzelnd nach, worauf ich stehen blieb.
Sie stoppte ebenfalls und blickte mit ihren dunklen braunen Augen zu mir hoch.
Mit den hohen Schuhen reichte mir ihr Kopf ungefähr bis zum Kinn.
Ohne würde sie mir wahrscheinlich nur bis zur Schulter gehen.
Ihre langen braunen Haare waren glatt und reichten ihr bis zur Taille, wobei sie jedoch leichte Stufen hatten.
„mhm na ja ist echt ne komplizierte Geschichte und der Clubbesuch heute Abend war auch eigentlich nicht geplant. Ich glaub da würden wir die ganze Nacht sitzen, wenn ich dir das erkläre"
Alessias Blick war nun von Neugierde und Verwirrung geziert.
„An sich hätten wir die ganze Nacht Zeit. Mein Vater schläft bestimmt schon. Der merkt bestimmt nicht mal wenn ich nach Hause komme"
Für einen kurzen Moment hielt ich inne.
Mir wurde seit Kindheit eingeprägt, dass ich nicht mit eingeweihten Menschen über die Mafia reden durfte.
Aber irgendwie kam in mir gerade eine ziemliche egal Haltung hervor.
Es war eine Mischung aus Hass auf Angelo und seine bestimmerische Art und eine immer mehr schwindende Hoffnung. Wer wusste denn schon ob wir die Sache überlebten.
Mit einem leisen seufzen nickte ich zu einer kleinen Parkbank, die an der Seite der Straße stand und einen Ausblick auf die Bucht bot.
Mit schlurfenden Schritten ließen wir uns auf dieser sinken, wobei mich Alessia neugierig betrachtete
Anscheinend hatte ich nun ihr Interesse geweckt.
„An sich ist die Sache nen bisschen kompliziert...hast du schon mal was von der Mafia gehört?"
Verdutz schaute sie mich an, bevor sie langsam nickte und ich dabei erkennen konnte, wie ihre Augen groß wurden.
„Kennst du etwas Leute von Ihnen?"
Ein schmunzeln schlich mir über die Lippen.
„Na ja kennen wäre untertrieben. Ich wurde hineingeboren"
Nun schossen ihre Augenbrauen in die Höhe und ich konnte vernehmen wie sie etwas auf der Bank von mir wegrutschte.
„Alles gut, ich tut dir nichts. Ist ja nicht so, dass wir alle mit einer geladenen Waffe herumlaufen und die Menschen abknallen", erwiderte ich auf ihr leichtes Wegrücken.
Was sie mit einem zaghaften Lächeln betitelte.
„Na ja von der Mafia hat man hier in der Umgebung nicht gerade die schönsten Nachrichten gehört"
„Ja, aber das ist wahrscheinlich die Cosa Nostra. Zu der zähle ich nicht"
„Und zu welchem Clan gehörst du dann?"
„Armani-Mancini", murmelte ich meinen Nachnamen.
Verwirrt schaute sie mich an.
„Kommt aus New York. Hier haben wir nicht so viel zu tun. Ist nicht ganz unser Gebiet"
„Also kommst du gar nicht aus Italien?", fragte sie verwundert. „Dafür sprichst du aber ziemlich gutes Italienisch.
„Doch, so halb zumindest. Ich bin in New York geboren, aber meine Eltern sind aus Italien und nach New York ausgewandert. Der einzige, der hier geboren ist, ist mein älterer Bruder"
„Meinst du den schwarzhaarigen, der so unfreundlich Drinks bestellt hat?", hakte sich nach, worauf ich leicht lachte.
„Ja, genau der. Er ist nen bisschen sehr selbst von sich überzeugt. Und seitdem er seine Freundin hat, ist das nur noch gestiegen"
„Ahhh", murmelte Alessia. „Meinst du die hübsche schwarzhaarige, die bei ihm stand?"
Mit einem Nicken bejahte ich ihre Frage.
„Anfangs war sie aber auch ziemlich von ihm abgeneigt, aber irgendwas muss er gemacht haben, sonst hätte er sie nicht rumbekommen"
„Du klingst irgendwie ein bisschen eifersüchtig?", entgegnete sie mit einem winzigen Schmunzeln auf den Lippen.
Nun war ich derjenige, der sie etwas entgeistert anstarrte, bevor ich mir einmal durch die Haare strich.
„Mhm...mag sein. Wir mochten sie beide Mal"
„Mochten? Also jetzt nicht mehr oder nur weil sie mit deinem Bruder zusammen ist"
„Nein, jetzt nicht mehr", erwiderte ich erleichtert und setzte mich etwas auf.
„Sie ist gar nicht, wie ich es mir in meinem Kopf vorgestellt hatte und das war dann glaube auch der ausschlaggebende Grund"
„Also ist sie genau wie dein Bruder?", stellte Alessia die nächste Frage und fuhr sich dabei etwas durch die Haare.
„Nein, gar nicht. Durch sie ist er wenigstens etwas erträglicher geworden, aber die zwei passen von ihrer Art viel besser zusammen. Zudem ist Kylie auch manchmal sehr abwehrend. Wenn ihr irgendwas nicht passt, dann hat sie einen relativ schnell abgeschrieben"
„Müsste sie deinen Bruder da von Anfang an nicht eigentlich abgeschrieben haben. So wie der sich vorhin an der Bar benommen hat, kann ich mir vorstellen, dass er nicht einer von den netten Typen ist, die ein auf ein Date einladen", bemerkte sie.
„Ja, das hat sie auch. Aber Angelo ist da ziemlich am Ball geblieben. Glaub sowas wie ein erstes Date hatten die auch gar nicht. Der stand immer spontan vor ihrer Haustür und hat sie belästigt"
Nun musste auch Alessia schmunzeln.
„Ich glaube damit könnte ich gar nicht umgehen"
„Ach also bist du eher eine Person die geplante Dates bevorzugt?"
Abermals schmunzelte sie etwas.
„Deutlich mehr, als wenn man ungefragt vor meiner Haustür steht"
Langsam wendete ich meinen Kopf und betrachtete sie.
„Hattest du schon eine Beziehung?"
Für einen kurzen Moment betrachtete sie mich ebenfalls.
„Ja, eine. Aber die ist schon länger her und ist auch nicht so schön geendet"
„Betrogen?", hakte ich nach , worauf sie den Kopf abwog.
„Na ja, eher auseinander gelebt, weil er umgezogen ist und dann betrogen"
„Ahh", murmelte ich und nickte dabei.
„Und du? Wie sieht es bei dir mit Beziehungen aus?"
Langsam zog ich die Luft etwas ein.
„Da war keine wirkliche Beziehung. Eher Bekanntschaften, aber keine von ihnen hat mich wirklich überzeugt"
„Ach so einer bist du? Man muss dich überzeugen?", witzelte sie.
„Na ja nicht überzeugen, aber es muss passen. Außerdem ist das mit dem Mafia Kram auch nicht ganz einfach wenn man nicht drüber reden darf"
„Ach also erzählst du das nicht den meisten?"
„Nein, wenn mein Bruder wüsste, dass ich es einem Mädchen erzählt habe, würde er mich köpfen. Kannst dich also geehrt führen. Du bist die erste"
Ein kurzen Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Keine Sorge, ich behalte es für mich"
Ich lächelte ebenfalls etwas, bevor ich meinen Blick wieder nach vorne wandte.
Dabei fiel mein Blick auf zwei Gestalten am Ende der Straße.
Ich kniff etwas die Augen zusammen, um sie besser zu erkennen.
Es waren zwei Männer, die stark angetrunken wirkten und lauthals miteinander redeten.
Auch Alessia hatte sie bemerkt und hatte nun eine dunklere Miene aufgelegt.
„Ich glaub wir sollten nun mal langsam los", vernahm ich sie murmeln, worauf sich mein Blick wandte.
„Du brauchst keine Angst haben, die zwei da vorne sind betrunken die nehmen uns sicherlich nicht einmal wahr"
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Die gehören bestimmt zur Mafia"
„Mafia?", kam es nun von mir, worauf sie nickte.
„Ja, da hinten ist eine Kneipe, wo sich manche Mitglieder regelmäßig besaufen und die Polizei auch ziemlich oft auftaucht"
„mhm...wahrscheinlich die Cosa Nostra. Dann sollten wir wirklich los"
Schnell erhob ich mich von der Bank.
„Passiert irgendwas, wenn sie dich erkennen?", fragte Alessia, wobei man einen besorgten Blick in ihren Augen erkennen konnte.
„Keine Ahnung...bestimmt, aber die sind sicherlich zu betrunken, um mich irgendwie zu erkennen"
Da lag ich jedoch falsch, denn im nächsten Moment vernahm man ein lautes Gebrüll.
Verwundert wandte ich herum und konnte erkennen wie die Männer am Ende der Straße sich nun zu uns gewandt hatten und der eine mit dem Finger auf uns zeigte.
„Los weg hier!", richtete ich mich an Alessia und packte sie an der Hand und zog sie hinter mir her.
Ich würde alleine sicherlich mit den zwei fertig werden, da sie offensichtlich stark angetrunken waren. Aber mit Alessia an der Seite war es zu unsicher. Am Ende taten sie ihr noch was.
Alessia stolperte mit den hohen Schuhen nur hinter mir her, worauf ich sie schließlich ergriff und hoch hob.
Dann steuerte ich schon in eine kleine Gasse in der man sich verstecken konnte.
Dort ließ ich sie herunter und drückte sie in eine Ecke sodass ich sie etwas verdeckte.
Ihre braunen Augen schauten mich Angst erfüllt an.
„Alles gut", flüsterte ich leise, als ich vernahm wie die Männerstimmen immer näher kamen.
„Sie sind stark betrunken. Ich kann mit den fertig werden. Egal ob sie zur Mafia gehören oder nicht"
„Wie denn? Die haben bestimmt Waffen dabei", wisperte sie, wobei man die Panik in ihrer Stimme heraushören konnte.
„Da sind sie nicht die einzigen", entgegnete ich und nahm ihre Hand und legte sie auf die Tasche an meinem Bein, wo man das kalte Metall der Waffe spüren konnte.
Nun wurden ihre Augen groß.
„Die treffen bestimmt nicht mehr bei dem Alkoholpegel"
Langsam nickte sie nur, wobei ihre Augen jedoch immer noch Angst erfüllt waren.
Vorsichtig legte ich meine Finger an ihr Kinn und drückte es etwas hoch.
„Entspann dich, die werden uns schon nicht entdecken"
Nickend schaute sie mich nur mit aufgerissen Augen an, wobei man das Gebrüll und die Schritte immer näher kommen hörte.
Vorsichtig zog ich sie etwas näher an meine Brust, sodass ich sie nun komplett verdeckte.
Nun zogen die Männerstimmen auch schon lauthals an uns vorbei.
Anscheinend hatten sie uns nicht entdeckt.
Erst als ihre Stimmen komplett verschwunden waren und man nur noch unseren Atem vernehmen konnte, gab ich Alessia etwas aus meinen Armen frei.
„Sind sie weg?", vernahm ich sie leise fragen, worauf ich nickte.
„Wo wohnst du genau? Wir sollten aufpassen, dass wir nicht die gleiche Richtung einschlagen wie sie"
„Die Straße hoch und dann links. Die sind bestimmt in die Innenstadt gelaufen, das müssen wir zum Glück nicht hin"
„Na dann", entgegnete ich und trat nun endgültig von ihr zurück, sodass wir aus der kleinen Gasse heraus laufen konnten.
„Hast du die eigentlich schon mal benutz?", druckste sie etwas herum, als wir nebeneinander die Straße hochliefen, wobei sie auf die Waffe in meiner Hosentasche deutete.
„Jaaa", entgegnete ich und konnte es nicht vermeiden durch die Frage etwas zu schmunzeln.
„Bei der Mafia kommt das nicht gerade selten vor"
„Und jemanden getötet?", fragte sie weiter, worauf ich nur den Kopf schüttelte.
„Angeschossen vielleicht, aber dass auch sehr selten. Bei der Mafia werden oft andere Methoden verwendet. Sonst kann man sein Opfer gar nicht mehr erpressen, wenn man es erschießt"
„Und dein Bruder?", hakte sie genauer nach, was mich kurz innehielten ließ.
„Ja, der schon"
Angelo war in solchen Sachen noch nie zaghaft gewesen.
Wenn ihm etwas nicht passte, dann griff dieser deutlich schneller zur Waffe als ich.
Die Drecksarbeit, wie sie gerne betitelt wurde, machte ihm deutlich mehr Spaß, was eigentlich ein ziemlicher Widerspruch war.
„Wir sind da!", holte mich Alessia aus meinen Gedanken zurück, worauf ich hochschaute.
Wir standen nun vor einem kleinen süßen Haus mit einem winzigen Vorgarten.
Langsam wandte sie sich zu mir herum.
„Danke fürs nach Hause bringen", murmelte sie nur und schenkte mir ein zaghaftes Lächeln.
„Und vorhin das mit den Typen. Alleine wäre das bestimmt nicht so gut ausgegangen"
„Mhm", murmelte ich und trat dabei einen Schritt auf sie zu, was sie gewähren ließ.
„Ich würde dich ja gerne öfter nach Hause begleiten nach der Arbeit, aber das wird wahrscheinlich nicht gehen"
„Na ja, so ist das leider wenn man auf verschiedenen Kontinenten lebt", entgegnete sie.
„Na dann gute Nacht und komm noch lebend zurück"
„Warte!", hielt ich sie jedoch davon ab sich umzudrehen.
Schnell hatte ich ihr Handgelenk ergriffen und sie zu mir herangezogen.
„Ich glaub du hast da was vergessen"
„Was..", wollte sie schon ansetzen, aber da hatte ich schon meine Hand in ihren Nacken gelegt und sie zu mir herangezogen.
Wie erwartet erwiderte sie den Kuss, wobei ich erstaunt war, wie gut sie küssen konnte.
Es war ein leidenschaftlicher Kuss, der nichts mit Gier oder Lust zu tun hatte.
Ihre Arme hatte sie um meinen Nacken gelegt und miteinander verschränkt.
Meine Hände dagegen fuhren einmal durch ihre Haare bevor sich sie an ihrer Taille platzierten und sie dort näher zu mir heranzogen.
Erst nach einer Weile löste sie sich langsam aus dem Kuss und betrachtete mich aus ihren großen braunen Augen, die Ähnlichkeit mit denen von einem Rehkitz hatten.
„Schade, dass das wohl der erste und letzte Kuss war"
Nun schmunzelte ich etwas.
„Ach ich glaub das kann man bestimmt noch ändern. Die Mafia verfügt erstaunlicherweise über eine ziemliche Auswahl an Privatjets"
„Was willst du mir denn damit sagen?", hakte sie belustigt nach, wobei sie den Kopf etwas schief legte.
„Na ja? Capri ist an sich ganz schön und ich kann mir vorstellen hier in der nächsten Zeit nochmal richtig Urlaub zu machen oder vielleicht willst du dir auch mal New York anschauen"
Nun wurden ihre Augen groß.
„Voraussichtlich du gibst mir deine Nummer ansonsten wäre das Ganze etwas schwer zu organisieren"
Nun lächelte sie, bevor sie mein Handy entgegennahm und ihre Nummer dort eintippte.
„Werde ich jetzt etwa eine deiner neuen Bekanntschaften?", fragte sie belustigt, bevor sie mir das Handy zurück reichte.
Ich schmunzelte nur und zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich lass ich Bekanntschaften nicht privat einfliegen und ich glaub auch nicht, dass du gerne eine wärst"
Ihre zusammengekniffen Augen betrachteten mich nun, wobei sie sich aber nicht das winzige Lächeln verkneifen konnte.
Ich dagegen schaute nur von oben auf sie herab, bevor ich erneut meinen Arm um sie legte und zu mir heranzog
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