30. Kapitel

Etwas erschrocken starrtete ich in das Gesicht von Angelo, das aber nur von einem genervten Ausdruck geziert wurde.

Anscheinend war er so schlauch gewesen und hatte davor die Tür abgeschlossen.
„Ignoriere es einfach", hörte ich ihn murmeln und wurde ein paar Sekunden später wieder von ihm geküsst.

Jedoch endete der Kuss so schnell wie er angefangen hatte, da er abermals durch das laute mittlerweile Hämmern an der Tür gestört wurde.
„Willst du nicht schauen wer dahinter ist?", fragte ich und hob eine Augenbraue etwas an.

Ich hörte wie er genervt aufseufzte, aber sich anschließend von mir erhob und aus dem Bett stieg.

„Angelo!", pfiff ich ihn aber nochmal zurück, kurz bevor er die Zimmertür öffnen konnte.
Ich sah wie er sich zu mir umdrehte und die Augenbrauen hochzog.
„Willst du dir nicht was drüber ziehen. Zumindest unten rum", wies ich ihn daraufhin und musterte die mittlerweile noch größer gewordenen Beule in seiner Boxershorts.

Ich konnte sehen wie sich ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen legte, aber er sie schließlich doch seine Hose schnappte und sie wieder anzog.

„Da siehst du mal, was du alles anrichten kannst", vernahm ich noch seine Stimme kurz bevor er sich zur Tür drehte
Ich musste automatisch etwas schmunzeln und schaute ihn dann dabei zu wie er die Zimmertür aufschloss, nachdem das Klopfen immer noch nicht aufgehört hatte.

Dann öffnete er sie einen Spalt, sodass nur er hinausschauen konnte.

An seiner Körperhaltung konnte ich sofort erkennen, dass sich jemand dahinter befand, den er nicht leiden konnte.

„Was machst du hier?", vernahm man Sekunden später auch schon seine tiefe Stimme, die etwas bedrohlich klang.
„Dich daran erinnern, dass wir heute wieder Training haben", erklang darauf auch schon Martina, worauf ich mich ebenfalls gerade im Bett hinsetzte.

Nun hatte sich meine Laune ebenfalls in den Keller befördert.
Was machte sie denn jetzt wieder hier?

Jedoch kam es zu keiner weiteren Antwort von ihr, denn Angelo hatte bereits die Tür vor ihrer Nase geschlossen und sich wieder zu mir herumgedreht.

„So wo waren wir stehen geblieben?", fragte er und beugte sich über mich.

Jedoch kam es nicht zu weiteren Küssen, denn im nächsten Moment ertönte wieder das laute Klopfen an der Tür.
Genervt stöhnte Angelo einmal auf und schaute mich mit einem entschuldigenden Blick an.

Ich seufzte und kroch dann unter ihm hervor.
Dann schnappte ich mir mein Shirt und zog es wieder drüber.
„Ich denke es wäre schlauer, wenn wir es für heute lassen. Sie wird wahrscheinlich nicht aufhören zu nerven bis sie das bekommt, was sie will", murmelte ich schließlich.

Nun durfte ich in seine etwas verwundertes Gesicht schauen.
„Was? Nein, ich kann das Training mit ihr auch ausfallen lassen", probierte Angelo mich davon abzuhalten.

„Ist gut", entgegnete ich aber nur.
Zwar sagte ich das so locker, aber wurde gleichzeitig in meinem Kopf von einer Stimme zusammengeschrien und gefragt ob ich den Verstand verloren hätte.

Aber irgendwie hatte Martina gerade ziemlich den Moment versaut.
„Kylie!", hielt Angelo mich davon ab mich weiter anzuziehen und umschlossen mein Handgelenk mit seinen Fingern.

„Ignorier sie doch einfach. In ein paar Minuten ist sie weg und das Training lass ich heute einfach ausfallen"

Jedoch kam ich nicht mehr zum antworten, da im nächsten Moment ein lautes Klicken ertönte und die Zimmertür mit einem Ruck aufsprang.
Erschrocken fuhr ich herum und durfte nun in das Gesicht von Martina schauen, welches mich gehässig angrinste.

Hatte sie etwa das Türschloss geknackt.
Auch Angelo war etwas verwundert darüber und man konnte sehen wie sich auf seiner Miene ein paar Falten ausbreiteten, die eindeutig der Wut galten.

„Aaaaaangelo", ertönte auch schon Martinas viel zu hohe Stimme im Raum, wobei sie seinen Namen extra lang zog.
„Wir haben gleich Training, also lass bitte dein Flittchen in Ruhe und komm"

Wütend schnaubt ich auf und machte ein paar Schritte, um auf sie loszugehen.
Wie hatte sie mich gerade genannt?

Jedoch konnte ich sie nicht mehr in Stücke fetzen, da Angelo mich am Handgelenk packte und davon abhielt.

„Raus mit dir", knurrte er dann an Martina gerichtet und musterte sie mit einem aggressiven Blick.
Sie dagegen bewegte sich aber nicht von der Stelle.
„Ich werde nirgendwo hingehen. Du kennst die Vereinbarung, die du mit meinem Vater geschlossen hast"

Ich hörte wie Angelo ansetzten wollte etwas zu erwidern, aber ich unterbrach ihn bereits in dem ich mich in sekundenschnell zu ihm herumdrehte.
„Ich denke sie hat Recht", murmelte ich leise, worauf ich nur einen verwunderten Blick von ihm erntete.

„Was? Nein!"

„Es wäre besser, wenn ich gehen würde, dann könnt ihr in Ruhe trainieren und es gibt nachher keinen Stress mit deinem Onkel oder ihrem Vater"

Dann fuhr ich auch schon wieder herum, dabei spürte ich wie Angelo nach meinem Handgelenk greifen wollte, aber ich es rechtzeitig wegzog.

Zwar wusste ich, dass es gerade das dümmste war, was ich machen konnte, aber ich hatte auch keine Lust auf Streit mit Martina, ihrem Vater oder Roberto.

Außerdem könnten Angelo und ich auch noch wann anders das Bett zum einstürzen bringen.

Ich steuerte schnell durch den Raum und zwängte mich dann an Martina vorbei, die mich nur triumphierend anschaute.

Ich rollte nur einmal mit den Augen, denn auf so ein kindisches Verhalten konnte ich gerne verzichten.
Klar, ich war auch nicht gerade besser, aber ich mochte sie nun mal nicht.

Anschließend lief ich denn Flur runter und hüpfte dann fast die Treppen herunter.
Jedoch wurde ich an Handgelenk festgehalten gerade, als ich die Haustür öffnen wollte.

Ich drehte mich um und durfte nun auf Angelos nackte Brust schauen sowie in seine schwarzen Augen, die mich verwirrt und auch teilweise verletzt betrachten.

„Kylie", sprach er bestimmt schon zum tausendsten Mal meinen Namen aus, wobei ich spürte wie meine Knie weich wurden.
Er hatte immer noch die selbe Reaktion auf mich wie am Anfang.

„Du weißt, dass du nicht gehen musst. Ich lasse sie gerne links liegen und das erst Recht wenn du hier bleibst"

„Ich weiß", murmelte ich und stellte mich etwas auf die Zehnspitzen, um im einen Kuss auf die Wange zu geben.
„Und dafür bin ich dir auch wirklich dankbar, aber ich denke wir sollten es trotzdem lassen. Mach mit ihr das Training und ich ruf dich heute Abend nochmal an. Ich will einfach nur keinen Streit mit ihr"

Zwar klang meine Stimme dabei ruhig, aber er wusste bestimmt genau wie sehr mich diese Worte auch selber schmerzten.
Jedoch war es glaube ich besser, wenn wir es einfach dabei beließen.

In wahrscheinlich ein paar Tagen wäre sie wieder weg und wir hatten endlich unsere Ruhe, also brachte es jetzt auch nicht so ein Drama draus zu machen.

Schließlich hieß es ja auch der Klügere gibt nach.

„Bis heute Abend", murmelte ich noch und ergriff dann das kalte Metall der Türklinken.
Anschließend drückte ich diese herunter und verschwand aus der Tür.

Ich konnte noch hören wie sie mit einem leisen Klicken ins Schloss fiel und dann Stille herrschte.
Ich atmete einmal tief ein, was aber trotzdem nicht die schlechte Laune verhindern konnte, die ich momentan hatte.

Auch wen ich teilweise selbst dafür verantwortlich gewesen war.

Schließlich gab ich mir einen Ruck und lief die Treppen der Veranda herunter zu einem Taxi, was am Rande des Bürgersteigs parkte.

Ich konnte von Glück reden, das ich noch Geld dabei hatte, sonst wäre die Rückfahrt wahrscheinlich deutlich länger gewesen.

Ich öffnete die Tür und ließ mich anschließend auf den Sitz fallen.
Anstatt aber die Straße sowie die Nummer meines Hauses zu sagen, gab ich dem Taxifahrer aber eine andere Adresse.

„Können sie zum Friedhof von Manhattan fahren?"

Er nickte darauf nur und startete anschließend den Wagen, sodass wir uns in Sekundenschnelle mitten im Straßenverkehr von New York befanden.

Die Fahrt dauerte nicht lange bis wir schließlich in der etwas heruntergekommenen Straße hielten, wo sich der Eingang des Friedhofes befand.

„Danke fürs Fahren", murmelte ich noch an den Taxifahrer gerichtet, nachdem ich ihm das Geld in die Hand gedrückte hatte.
Anschließend öffnete ich auch schon die Wagentür und stieg aus.

Mit schnellen Schritten steuerte ich auf das alte mittlerweile dunkelgrüne Tor des Friedhofes zu, wobei es leicht aufquietschte, als ich meine Hände um die Gitterstäbe legte und es etwas öffnete.

Ich quetschte mich vorsichtig durch den kleinen Spalt und lief dann weiter über den Kiesweg.
Ich musste gar keine Anweisungen geben wo ich hin wollte, denn meine Füße kannten den Weg bereits schon und trugen mich automatisch dorthin.

Erst als ich die Sonnenblumen auf dem Grab erkannte, blieb ich stehen.
Langsam sackten meine Knie etwa ein und ich spürte wie sie nach wenigen Sekunden das etwas nasse Gras berührten.

Nachdenklich schaute ich auf den Grabstein, wo Caras Name sowie Geburts- und Sterbedatum eingraviert war.

Wieder kam in mir das Gefühl der Trauer hervor.
Ich vermisste sie einfach so dolle.
Zwar war Scarlett auch eine echt gute Freundin geworden, aber sie konnte einfach nicht Cara ersetzten und die gemeinsamen Erinnerungen, die wir gehabt hatten.

Vom auf unsere Dachterrasse Zelten bis die Zimmer meiner Brüder auf den Kopf stellen und uns anschließend von ihnen durchs Haus jagen lassen, war alles dabei.

Mit einem etwas traurigen Gesichtsausdruck wandte ich meinen Blick zu den anderen Blumen, die an das Grab gelegt worden waren.
Dort erkannte ich ebenfalls die Rosen, welche ich mit Aiden vor ein paar Wochen hergebracht hatte.

Mittlerweile waren sie vertrocknet und sahen nicht mehr so schön aus wie am Anfang.
Ich seufzte einmal und fischte sie dann aus den anderen Blumentöpfchen und Kränzen heraus.

Wahrscheinlich müsste ich demnächst mal neue besorgen gehen. Schließlich sah dass nicht mehr sonderlich schön aus, wenn dort vertrocknete Blumen langen.

Ich wollte mich erheben, aber zuckte im nächsten Moment erschrocken zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte.

~ • ~
Auch wenn spät ist, aber hier ist trotzdem noch ein Kapitel
Und auch hier mal wieder ein Rate Spiel für euch.
Von Cole haben wir schließlich auch lange nichts mehr gehört, oder?

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