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,,Aufbauen war definitiv leichter als es wieder abzubauen", nörgelt Takumi, der zusammen mit Taehyung eines der weißen Regale aus meinem Zimmer auseinander baut.

,,Wem sagst du das?", lacht Taehyung und stützt sich erschöpft mit seinem Ellbogen auf dem Boden ab, während er mit der anderen freien Hand eine weitere Schraube lockert.

,,Und ich dachte ihr seid starke Männer", pruste ich auf, als ich ihre völlig fertigen Gesichter sehe.

,,Auch starke Männer brauchen mal eine Pause", streckt sich Takumi daraufhin, steht auf und setzt sich in meinen rollenden Schreibtischstuhl. ,,Etwas zu Trinken wäre jetzt ganz nett."

Mit angezogener Augenbraue sieht er mich abwartend an.

,,Dann geh in die Küche und hol dir was", entgegne ich ihm frech, was er wohl offensichtlich nicht erwartet hat, da er kurz nachdenken muss, was er als nächstes von sich gibt.

,,Ich mache das hier für dich. Ist es denn zu viel verlangt, dass mir meine kleine Schwester einmal in ihrem Leben einen Gefallen tut?", schmollt er wie ein kleines Kind und guckt mich mit seinen großen Augen an.

,,Na schön", gebe ich nach und lege noch schnell die Bücher, die ich zuvor in meiner Hand gehalten habe, in einen der Umzugskartons.

Auf dem Weg nach draußen stütze ich mich auf Taehyungs Rücken ab um überhaupt zu meiner Zimmertür kommen zu können, da sie das Regal direkt davor gelegt haben und ich nun irgendwie ohne Unfälle darüber klettern muss.

,,Was möchtest du trinken, Baby?", frage ich Taehyung noch, als ich es sicher zu meiner Tür geschafft habe.

Das Runzeln von Takumis Stirn, aufgrund des Kosenamens, den ich für Taehyung verwendet habe, entgeht mir dabei nicht, doch ich ignoriere es gekonnt.

,,Ein Wasser reicht", lächelt Taehyung und legt nun auch den Schraubenzieher aus der Hand, vermutlich um ebenfalls eine Pause zu machen.

,,Kommt sofort", erwidere ich sein Lächeln und schließe die Tür hinter mir, nachdem ich auf den Flur hinaus getreten bin.

,,Meinen Kaffee bitte mit ein bisschen Milch und zwei Zuckerwürfeln!", schreit Takumi mir noch aus meinem Zimmer hinterher.

Mit normalem Tempo schlendere ich die Treppen hinunter, die wie am ersten Tag immer noch leicht knartschen, und gehe durch unser Wohnzimmer, dass mittlerweile nur noch aus Kartons besteht, in unsere Küche.

Ich befülle ein Glas mit Wasser und stelle eine saubere Tasse unter die Kaffemaschine, als ich das Klimpern von Schlüsseln hinter mir höre.

,,Deine Mutter und ich fahren gleich die ersten Möbel rüber in unser neues Haus in Osaka", erklärt mir mein Vater, der auf einmal hinter mir auftaucht. ,,Passt solange bitte auf Makoto auf, ja?"

,,Selbstverständlich", seufze ich und nehme das Glas und die Tasse in meine Hände, als der Kaffee vollständig durchgelaufen ist, um wieder nach oben zu gehen.

,,Hör mal, Minhee", hält er mich jedoch auf, indem er mir mit einem seiner Arme den Weg versperrt. ,,Ich weiß, dass weder du noch deine Brüder davon begeistert sind, dass wir wieder umziehen, aber ihr könnt mir und eurer Mutter keine Vorwürfe machen. Wir haben dabei an euch gedacht."

,,Hättet ihr an uns gedacht, dann wärt ihr nie auf diese dämliche Idee gekommen nach gerade mal einem Jahr in Kyōto wieder umzuziehen. Hat es euch nicht schon gereicht uns unsere eigentliche Heimatstadt damals zu entreißen?", zische ich genervt und gleichzeitig wütend, gehe dann ohne ein weiteres Wort an meinem Vater vorbei und zurück nach oben.

Bevor ich jedoch in mein Zimmer eintrete, stoppe ich abrupt als ich höre, wie sich Takumi und Taehyung unterhalten.

,,Sie kann manchmal wirklich anstrengend sein und handelt sehr oft unüberlegt, aber trotzdem hat sie tief in ihrem Inneren eine gute Seite", erklärt Taehyung meinem Bruder.

,,Meinst du ich wüsste das nicht? Ich habe mich wirklich in deine Schwester verliebt. Meine Liebe zu ihr war aufrichtig", erwidert Takumi sofort gereizt. ,,Aber ihre war es nicht. Mir ist egal, wie oft sie sich noch bei mir entschuldigen will. Ich werde ihr nicht verzeihen. Sie hat mir vermutlich genau die gleichen Lügen erzählt wie Junmyeon. Yeeun interessiert mich nicht mehr. Ohnehin bin ich hier bald weg."

,,Ich verstehe", seufzt Taehyung, der jetzt scheinbar ein wenig eingeschüchtert ist. ,,Ich will sie auch nicht in Schutz nehmen, aber am Ende des Tages ist sie immer noch meine kleine Schwester. Du solltest dich mit dem Beschützerinstinkt auskennen."

,,Wie hast du denn eigentlich vor die Beziehung mit meiner Schwester aufrecht zu erhalten?", fragt Takumi ihn plötzlich aus dem Nichts und allein aus seiner Stimme kann ich bereits die Skepsis heraushören.

,,Eigentlich wollte ich-", beginnt er leise auf Takumis Frage zu antworten, doch Taehyungs Antwort nicht hören wollend, platze ich schnell ins Zimmer und setze ein Lächeln auf.

,,An die Arbeit, meine Herren! Ihr habt lange genug Pause gemacht", grinse ich und reiche ihnen ihre Getränke, wobei Takumi sein Kaffee wohl etwas zu schwarz zu sein scheint.

SKIP

,,Mina hat die Abschiedsparty scheinbar für Samstag geplant", murmel ich vor mich hin, nachdem ich diese Information aus ihrer Nachricht entnehmen konnte.

,,Samstag?", fragt Taehyung erneut nach, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er es beim ersten Mal gehört hat.

Verwundert drehe ich mich auf meinen Bauch, sodass das Kissen der Couch unter mir liegt und ich meine Ellbogen daneben jeweils abstützen kann und dadurch Taehyung, der gerade in der Küche Abendessen zubereitet, ansehen kann.

Seitdem meine Eltern uns von dem Umzug mitgeteilt haben, sind Taehyung und ich tagtäglich zusammen, egal, ob wir etwas unternehmen oder nur bei einem von uns Zuhause rumsitzen.

Wir versuchen so gut es geht unsere letzten gemeinsamen Momente in Kyōto noch zu genießen.

,,Ja, Samstag. Stimmt etwas nicht?", erwidere ich irritiert und lege mein Handy zur Seite, um ihm meine volle Konzentration zu widmen.

Taehyung dreht sich von der Herdplatte weg und sieht in meine Richtung.

,,Also.. naja..", beginnt er und kratzt sich dabei nervös an seinem Nacken. ,,Wie soll ich das sage-"

,,Sag es einfach", fordere ich ihn auf, während ich bereits ein ungutes Gefühl in mir verspüre, dass was er mir sagen wird vermutlich nichts Gutes ist.

,,Meine Großmutter hat Yeeun und mich zu sich eingeladen, damit wir wie eine richtige Familie nach langer Zeit mal wieder zusammen essen können. Sie macht extra mein Lieblingsessen. Leider fällt es auch auf genau diesen Samstag", erklärt er mir und sieht mich dabei kein einziges Mal an. ,,Sie hat es schon länger geplant."

,,Und du willst lieber zu deiner Großmutter anstatt deine Freundin zu verabschieden, die für immer von hier wegzieht?", frage ich mit Entsetzen in der Stimme.

,,Nein. Nein! So ist es nicht", versucht er mich zu besänftigen, legt die Schürze zur Seite und kommt zu mir vor das Sofa. ,,Ich kann dich am Morgen wenn ihr fahrt auch noch verabschieden!"

,,Das ist nicht dasselbe, Taehyung!", entgegne ich und überkreuze die Arme, während ich beginne zu schmollen. ,,Ich will, dass du bei der Feier dabei bist. Sonst möchte ich auch nicht gehen."

,,Es ist eine Party für dich und Takumi. Du bist einer der Hauptgründe, dass diese Party überhaupt stattfindet. Was würde passieren, wenn du dann nicht kommst?", seufzt er und geht vor mir in die Hocke, nimmt eine meiner Hände in seine und streicht zärtlich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. ,,Sowieso bin ich kein Partygänger. Was soll ich denn dort, Misaki?"

,,Vielleicht deine Freundin verabschieden, die du über alles liebst?!", gifte ich ihn an, reiße meine Hand aus seinem Griff und stehe auf.

Sofort greift er nach meinem Arm, damit ich nicht gehen kann, doch ich ziehe ihn direkt weg.

,,Du kannst deine Großmutter jeden verdammten Tag sehen und entscheidest dich trotzdem dafür an diesem einen bestimmten Tag zu ihr zu gehen, obwohl ich gehen muss?", frage ich ihn wütend, während eine Träne über meine Wange läuft. ,,Bin ich dir wirklich so unwichtig?"

🎎

Irgendwie war mein Kopf beim letzten Kapitel ein bisschen afk und ich habe das Kapitel gepostet, obwohl ich es nicht einmal zu Ende geschrieben hatte, lmao
Ihr solltet also noch mal das Ende vom letzten Kapitel lesen, falls ihr das noch nicht getan habt, i'm so sorry <3

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