Erinnerung
Es war wieder einmal einer dieser Tage.
Ich hatte wieder jeden Tag viel Hausarbeit zu erledigen und nicht genügend Zeit, ein krankes, nörgelndes Kind, Hunger und Durst und eine Hausarbeit zu schreiben. Es kam alles zusammen. Mal wieder. Ich ahnte schon, dass der Tag lang werden würde und wurde nicht enttäuscht.
Aber fangen wir von vorne an.
Mein Plan war es, ganz entspannt in diesen wundervollen Frühlingsmorgen zu starten. Jedoch machte meine kleine Tochter, die liebe Jolli mir einen Strich durch die Rechnung. An diesem Tag hatten wir uns entschlossen mit dem Fahrrad zu fahren. Sportlich für die Mama und lustig für das Kind. Der Kindergarten war mit dem Fahrrad gerade einmal 5 Kilometer entfernt. Am Eingang des Kindergartens stürzte meine Tochter mit dem Fahrrad. Meine Kleine weinte, schrie über das blutige Knie und mit Erschrecken sah ich, dass ihr sonst so zierliches Handgelenk beängstigend anschwoll. Die Platzwunde an ihrem Kopf blutete und mein Herz als Mutter setzte aus. Rasch fuhren wir zum Arzt, Jolli weinte noch immer als wir den überfüllten Wartebereich betraten und ich dachte: „Das wird lustig."
Jolli wurde immer müder und um sie wach zu halten, unterhielten wir uns leise als sie mich plötzlich und unerwartet fragte: „Wie küssen Tintenfische?" Meerestiere hatten es meinem Kind schon immer angetan, denn mein kleiner Wassermann liebte das Meer und seine Tiere abgöttisch. Tiere des Meeres haben Jolli schon immer magnetisch, ähm magisch angezogen.
Ich musste verdutzt dreingeschaut haben, da sie mich unentwegt anstarrte und noch immer auf eine Antwort wartete. Aus meiner Starre lösend, antwortet ich ihr: „Keine Ahnung." Man kann als Mama auch nicht immer alles wissen, oder? Da Kinder bekannterweise sehr fordernd sein können, wenn es um Nichtwissen geht, bohrte mein kleiner Wassermann immer und immer wieder nach. Schlussendlich fing ich an zu Googlen, durchsuchte das rettende Internet nach Antworten. Sehr schwierig mit der damaligen spärlichen Internetverbindung, aber ich fand eine Seite und erklärte ihr, dass wir gemeinsam dem Geheimnis auf die Spur gehen würden. Zuhause, nachdem der Kinderarzt sich um ihre Verletzungen gekümmert hätte.
Aufgrund ihrer Verletzungen wurden wir dann widererwartend schnell behandelt. Jolli hatte überall und nirgendwo Verbände und die Platzwunde an ihrem Kopf wurde gepflastert. Die Ärztin verteilte immer lustige farbenfrohe Magnete an ihre kleinen Patienten. Ich weiß nicht ob der Zufall es so wollte, aber diesmal war es ein kleiner Tintenfisch. Jolli fand dies sehr lustig und fing an zu lachen. Da wusste ich, dass alles wieder gut werden würde und es nur kleine, nicht besorgniserregende Verletzungen waren. Der Schock über den Sturz war größer. Auf unserem Rückweg gingen wir noch in eine Apotheke, um Schmerzmittel und Verbände zu kaufen. Im Verkaufsraum lag ihr Lieblingsbadeschaum und mit leuchtenden Augen erlaubte ich meiner Tochter, sich eine kleine bunte Tüte mitzunehmen. Aufgrund ihrer Verletzungen musste das Baden in den nächsten Tagen jedoch ausbleiben.
Zu Hause angekommen, das Kind hatte im Auto geschlafen, war Jolli hellwach. Es war bereits Mittag und wir hatten beide Hunger. Nudeln waren nicht nur ihr Lieblingsessen, sondern auch genau das Richtige Heilmittel. Besser als aller quietschbunter Badeschaum oder magnetische Meerestiere.
Jolli wäre nicht Jolli, so dass sie Ihre Frage erneut stellte. „Mama, wie küssen Tintenfische?" Ich erinnerte mich an die Antwort und meiner erfolgreichen Suche. Zufrieden saß Jolli vor dem Fernseher und knabberte an einem Apfel, während das Nudelwasser auf dem Herd fröhlich blubbernd dafür sorgte, dass der kleine Bauch bald gefüllt wurde. Eine Antwort auf ihre Frage fand sie ebenfalls. Kindgerecht natürlich.
Später haben wir dann noch gemeinsam auf der Seite Tinti.eu eine Schatzkarte und mehrere Seiten mit dem Drucker in meinem Arbeitszimmer ausgedruckt. Beim Thema Basteln hatte ich schon immer zwei linke Hände, aber mit Jolli zusammen wurde es ein schönes Schiff. Ein aufregender, aber doch schöner Tag ging zu Ende.
Ach ja, da war ja noch was wegen der Hausarbeit. Am Abend fand ich Zeit einigen Seiten zu schreiben, nicht so viel wie ich mir erhofft habe, aber es war in Ordnung. Die Liebe eines Kindes ist vielmehr wert als, irgendwelche Hausarbeiten. Es war mir immer wichtig, dass es Jolli gut ging und gut gehen wird.
Denkt immer daran, liebt eure Kinder bedingungslos und so wie sie sind. Sie geben so viel Liebe zurück.
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