Date mit einem Star. 3. Kapitel - Erkenntnis
Als Cynthia am Montag ins Büro lief, war sie fröhlich wie schon lange nicht mehr.
Die Nacht war noch sehr gut verlaufen. Sie war mit Noah noch zu einer Bar gefahren und sie hatten sich so lange unterhalten, bis die Bar schloss. Nach diesen verpatzten Kuss war irgendwie alles anders zwischen ihnen geworden. Wenn jemand behauptete, eine Freundschaft zwischen Mann und Frau kann es nicht geben, dann kannte er Noah und Cynthia nicht. Da es früher Morgen war, als die beiden aus der Bar heraus gewankt waren, lud Noah sie noch zu einem Frühstück ein und sie kicherten so lange albern herum, bis der steife Ober sie bat, die anderen Gäste doch nicht zu stören.
Noah hatte ihr versprochen, dass er sich wieder melden würde und wieder waren beide in hektisches Kichern ausgebrochen.
Den Samstag verschlief Cynthia einfach und am Sonntag packte sie das Kleid wieder vorsichtig ein. Sie hatte es Noah wieder geben wollen, doch er hatte das abgelehnt.
"Geschenkt ist geschenkt. Wer weiß, ob die es nicht irgendwann wieder brauchen kannst."
Sie hatte gelacht.
Als ob sie je wieder so ein Kleid anziehen würde. Aber es war eine schöne Erinnerung an ihren Ausflug in die Welt der Reichen und Schönen.
Sie musste unbedingt alles Matt erzählen.
Einen Moment blieb sie stehen und erhielt wüste Beschimpfungen von anderen Leuten, die missmutig zu ihrer Arbeitsstelle hasteten.
Matt!
Hoffentlich war er nicht mehr sauer auf sie.
Schnell holte sie ihm und Alan, dem Portier einen Kaffee und sich natürlich einen Chai Latte. Dann hastete sie ins Bürogebäude.
"Guten Morgen, Alan. Hier ist dein Kaffee. Ist Matt schon hier?"
Alan sah sie mit großen Augen an.
"Weißt du es denn noch nicht? Matt arbeitet nicht mehr hier!"
Sie ließ beinahe die Becher fallen, die sie in der Hand trug.
"Was? Er hat gekündigt?"
Alan schüttelte den Kopf.
"Nein! Ach Mädchen. Es tut mir leid, dass du es gerade von mir erfahren musst. Ich dachte, ihr erzählt euch immer alles gegenseitig."
Sie keuchte leise.
"Was? Was hätte er mir erzählen sollen?"
Alan sah sie mitleidig an.
"Geh am besten zu Jason. Er kann es dir bestimmt besser erklären als ich."
Cynthia rannte zu den Fahrstühlen und drückte hektisch mehrmals auf den Knopf. Dabei fluchte sie, weil der Fahrstuhl so lange brauchte.
Endlich kam sie in dem Großraumbüro an und rannte zu ihren Arbeitsplatz.Matts Platz sah so ordentlich und sauber aus, wie schon lange nicht mehr. Besser gesagt: er war leer. Nichts erinnerte mehr an ihn. Die verkümmerte Topfpflanze, die sie ihm geschenkt hatte, war verschwunden. Es gab keine Akten mehr, die chaotisch auf dem Tisch verteilt waren. Der PC war sorgfältig abgedeckt und der Stuhl stand ordentlich unter dem Tisch. Nicht einmal die kleinen Aufkleber, die Matt überall an der Wand verteilt hatte, waren da. Es sah so aus, als ob Matt nie hier gearbeitet hatte.
Sie stellte die Becher auf ihren Arbeitsplatz und ging zu Jason ins Büro.
"Wo ist er? Wo ist Matt?"
Jason sah sie mitleidig an und es schien so, als ob er genau wusste, was in ihr vorging.
"Oh Cynthia. Es tut mir leid. Matt ist in New York für einige Zeit."
Sie riss die Augen auf.
"In New York? Was macht er denn da?"
Jason führte sie zu einem Stuhl und zwang sie sanft, sich zu setzen.
"Der Kerl hat endlich das gemacht, was ich ihm schon seit Jahren vorgeschlagen habe. Du weißt selbst, dass er überqualifiziert für diesen Job ist. Er macht eine Fortbildung und wird irgendwann einmal einen höheren Posten bekommen."
Cynthia sackte in sich zusammen.
"Ich verstehe nicht. Wann?"
Jason lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und kreuzte seine Arme vor der Brust.
"Als du letzte Woche früher gegangen bist, tauchte er auf einmal bei mir auf. Und er bat darum, dass er sobald wie möglich zu dieser Fortbildung gehen durfte. Es war gerade ein Platz frei. Was hätte ich denn tun sollen? Ihn hinhalten? Das konnte ich nicht. Am Freitag räumte er seinen Schreibtisch und ging."
Cynthia schluchzte leise.
"Aber wieso?"
Jason berührte leicht ihre Schulter.
"Mädchen! Weißt du es wirklich nicht? Nur wegen dir ist er noch hier geblieben. Hast du wirklich nicht bemerkt, wie sehr er dich mag?"
Sie zuckte schluchzend mit den Schultern.
"Er war mein bester Freund!"
Jason seufzte.
"Er wollte aber immer mehr sein. Wahrscheinlich ist es durch seine zugegebenermaßen flapsigen Art nicht bei dir angekommen. Aber als du dich mit diesen anderen Mann trafst, war er wohl der Meinung, dass er das Feld räumen muss. Es tut mir leid, Cynthia."
Sie nickte und stand auf.
Wie ein Zombie ging sie zur ihren Arbeitsplatz und setzte sich zitternd hin.
Matt wollte mehr?
Natürlich hatte er immer diese Sprüche gebracht, aber sie hatte nie angenommen, dass er alles auch nur ansatzweise ernst gemeint hatte. Sie sah zu den Akten, die sie bearbeiten sollte. Ein Brief lag ganz oben und er trug Matts Handschrift.
Schnell öffnete sie ihn.
Meine liebste Cynthia,
es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe. Ich habe es nicht so gemeint, als ich sagte, dass du nicht in Noahs Welt passt. Das stimmt nicht. Du passt überall hin und Noah kann sich glücklich schätzen, dass er dich hat.
Ich werde mich zurückziehen. Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst, aber ich kann es nicht ertragen, wenn ein anderer Mann das Glück hat, dich zur Freundin zu haben.
Ich liebe dich schon so lange, war aber zu blöd, es dir zu sagen. Mein Fehler.
Ich hoffe du wirst glücklich.
Matt
PS: Du sahst am Freitag wirklich sagenhaft in diesem Kleid aus.
Cynthia schluchzte leise, dann nahm sie die Kopfhörer und setzte sie auf.
Jetzt sagte er ihr das! Jetzt, wenn er weg war.
Mechanisch machte sie sich an die Arbeit.
Zwei Jahre später
"Mädchen! Wenn du so weitermachst, bist du nur noch Haut und Knochen. Wo sind deine schönen Kurven geblieben?"
Sie versuchte Alan anzulächeln, was ihr aber nicht gelang.
Seit einem halben Jahr ging das nun schon so. Sie lächelte kaum noch, machte ihre Arbeit und vergaß zu essen.
Ach ja! Und sie vermisste Matt.
Er hatte es sich wohl in den Kopf gesetzt, dass er wirklich komplett aus ihrem Leben verschwand, denn er hatte nicht einmal mehr seine neue Handynummer. Natürlich hatte Cynthia ihn gesucht. Sie hatte mehr als hundert mal in der Zentrale in New York angerufen, aber entweder kannte man ihn nicht oder er war nicht im Haus. Sie gab es irgendwann einmal auf, diese schnippische Sekretärin, die Matt wohl seit neustem hatte, zu beten, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Entweder hatte er sie nie erhalten oder er ignorierte Cynthia einfach.
Nach und nach kam Cynthia die Erkenntnis, dass Matt für sie eben nicht nur ein guter Freund war. Noah war das. Ihn vermisste sie nicht, wenn er sich mal wochenlang nicht meldete, aber Matt hatte sie seit dem ersten Tag vermisst.
Manchmal erwischte sie sich sogar, dass sie nach ihm googelte. Er war mittlerweile sehr erfolgreich, wenn man den Geschäftsberichten trauen durfte. Sogar einige Klatschblätter berichteten von dem Newcomer in der Geschäftswelt, der allerdings wohl ein sehr unangenehmer Workaholic war. Die Bilder, die Matt angeblich zeigten, konnte Cynthia irgendwie nicht mit dem Matt in Einklang bringen, den sie kannte.
Die Bilder waren meist auch verschwommen und man sah ihn nur von Weitem, aber er trug immer einen tadellosen Anzug und seine Haare hatte er wohl nach hinten gegelt.
Diesen Matt kannte sie nicht. Sie kannte den Surfer, der es auch schon einmal fertig gebracht hatte, in bunten Shorts und Shirt ins Büro zu kommen.
Sie vermisste ihn. Sehr!
Die ersten Nächte hatte sie sich in den Schlaf geweint und langsam war ihr bewusst geworden, dass auch sie Matt geliebt hatte.
Wie konnte sie nur so blöd gewesen sein?
Alan tippte ihr leicht auf den Arm.
"Träumst du? Das solltest du schleunigst lassen. Heute kommt der neue Chef. Wenn er sieht, wie du Löcher in die Luft starrst, wirst du dich wohl bald nach einem neuen Job umsehen müssen."
Wieder zuckte ihr Mund, als ob sie lächeln würde.
"Ich mache meine Arbeit, Alan. Deswegen wird er mich bestimmt nicht feuern."
Ohne weiter auf Alan einzugehen, lief sie zu den Fahrstühlen. In der Kabine sah sie zu dem verhassten Spiegel. Nun war sie schlank, aber sie sah dennoch schrecklich aus. Da sie nicht mehr oft aus der Wohnung ging, war sie sehr blass. Die Kleidung, die vor einem halben Jahr noch sehr eng war, hing nun an ihr herunter wie ein Sack.
Sie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus und sobald die Tür aufging, hastete sie zu ihrem Arbeitsplatz und blieb erstaunt vor dem Tisch stehen.
Ein Becher stand vor der Tastatur.
Sie schaute sich um, aber niemand schien ihn dahin gestellt zu haben. Vorsichtig nahm sie ihn in die Hand, aber er war nicht mehr ganz so heiß.
Wahrscheinlich hatte ihr Jason einmal zur Abwechslung einen Kaffee gebracht. Wurde auch mal Zeit. Doch als sie den ersten Schluck nahm, riss sie erstaunt die Augen auf.
Es war ein Chai Latte und zwar genau so, wie sie ihn mochte. Noch einmal schaute sie sich um, denn sie traute Jason bestimmt nicht zu, dass er sich die Mühe gemacht hatte, zu dem kleinen Café zu laufen.
Aber wieder schien niemand ihr Erstaunen zu bemerken.
Seltsam!
Sie setzte sich hin und begann mit ihrer Arbeit. Wieder arbeitete sie wie eine Maschine die Akten durch. Mittlerweile brauchte sie dafür nicht einmal mehr Kopfhörer, um sich zu konzentrieren.
"Cynthia? Kommst du bitte mal in mein Büro?"
Erstaunt sah sie zu Jason, der lässig an der Bürotür stand und sie anlächelte.
Sie stand auf und ging zu ihm.
"Ja?"
Er bat sie in sein Büro und schloss die Tür.
"Ich muss dir leider mitteilen, dass du nicht mehr für mich arbeitest."
Sie riss die Augen auf.
"Bitte was? Ich bin entlassen?"
Warum lächelte er dann so?
Er schüttelte den Kopf.
"Das habe ich nicht gesagt. Du wirst versetzt. Packe dein Kram und gehe in den 15. Stock."
Ihre Schultern sackten nach unten.
"Aber...aber das ist die Chefetage!"
Er nickte.
"Genau. Wir haben einen neuen Chef und er sucht eine zuverlässige Vertretung seiner Sekretärin, da seine eigentliche Sekretärin nicht mehr den Anforderungen entspricht. Es ist für ein paar Wochen, bis er jemand anderes hat."
Cynthia setzte sich.
"Was? Aber ich tue es? Ich bin doch keine Sekretärin."
Jason zuckte mit den Schultern.
"Der Boss scheint da anderer Ansicht zu sein und ich bin es ehrlich gesagt auch."
Sie rang mit ihren Händen.
"Aber was ist danach? Habe ich meinen Job noch? Ich brauche das Geld, Jason!"
Ihr Boss, ihr ehemaliger Boss, zuckte erneut mit den Schultern.
"Das kann ich dir nicht sagen. Aber nun beeile dich. Der neue Chef ist nicht dafür bekannt, dass er gerne lange wartet."
Er schob sie regelrecht aus dem Büro und Cynthia blieb nichts anderes übrig, als ihre Habseligkeiten in einen Karton zu packen, den man ihr auf den Tisch gestellt hatte.
Mit zitternden Knien stellte sie sich in den Fahrstuhl und drückte den Knopf zur 15. Etage. Als sie ausstieg, stieß sie beinahe mit einem Handwerker zusammen, der durch den langen Flur lief.
Trotz der Handwerker war es hier sehr ruhig. Anders als in dem Großraumbüro. Es roch nach frischer Farbe und nicht nach Schweiß oder kalten Kaffee.
Sie ging langsam den Flur entlang und sah auf die Namensschilder der Türen. Doch alle waren entfernt und sie sah, dass sie alle erneuert wurden. Nur ein Schild war wohl fertig und da stand ihr Name. Unauffällig schaute sie auf die Tür daneben, in der wohl der Oberboss sein Büro hatte, doch auch hier fand man noch kein Namensschild.
Nun ja. Sie würde ihn wohl früh genug kennen lernen.
Sie klopfte leicht an ihre Tür und trat dann ein.
Erstaunt blieb sie stehen.
Das war nun wirklich was anderes als ihr alter Arbeitsplatz. Alles war hier groß und hell. Es stand sogar eine Pflanze auf einen der Schränke. Ungläubig sah sie die Pflanze an. Genau so eine hatte sie Matt geschenkt. Aber die würde bestimmt nicht so gesund und grün aussehen.
Sie stellte den Karton und ihre Tasche auf den Tisch. Leise seufzend sah sie auf den Kalender, der neben dem PC lag. Es sah sehr chaotisch darin aus. Die letzte Sekretärin hatte wohl nicht viel von Ordnung und Struktur gehalten oder ihr neuer Chef warf gerne einmal Termine um. Das konnte ja heiter werden.
Sie entfernte die kleinen Klebezettel und machte den PC an. Sie hatte einen virtuellen Kalender und sollte die Termine ihres Chefs übertragen. Nach einer Weile stutzte sie. Jeden Tag hatte er mindestens fünf Termine und die meiste Zeit war er außerhalb des Büros. Nur am heutigen Tag waren keinerlei Termine eingetragen und am morgigen Tag waren hinter den meisten Terminen Fragezeichen gezeichnet worden. Seltsamerweise waren diese Fragezeichen sehr fest auf das Papier geschrieben worden, als ob da jemand sehr wütend gewesen war.
Nun ja. Das ging sie nichts an. Nachdem sie diese Arbeit erledigt hatte, ging sie auf den Flur, aber außer einem Handwerker, der schon seine Sachen zusammen packte und ihr einen Gruß zuwarf, bevor er ging, war niemand hier. Die Anmeldung war verwaist und aus den anderen Büros kam kein Laut.
Jason hatte doch gesagt, dass der neue Chef sie erwartete. Aber er schien nicht hier zu sein. Oder vielleicht doch?
Leise klopfte sie an seine Tür und trat dann ein. Hier war es noch heller als bei ihr. Der Schreibtisch stand genau vor der Fensterfront. Eine Sitzecke lud zu gemeinsamen Arbeiten ein und es gab sogar einen Kühlschrank und eine kleine Kochstelle. Ihr Chef schien wirklich sehr viel zu arbeiten, dass er sich sogar sein Büro wie eine Mini-Wohnung ein richtete.
Nun ja. Er schien tatsächlich nicht hier zu sein.
Sie ging zur Tür.
"Deine Inspektion hat aber nicht lange gedauert. Ich habe dich neugieriger in Erinnerung."
Cynthia blieb schockiert stehen, drehte sich aber nicht zu der Stimme um.
Matt!
Ihre Hand lag immer noch auf der Türklinke und sie zitterte am ganzen Körper.
Er war hier!
Moment mal. Er war der neue Chef?
Sie hörte, dass er näher kam.
Sie schluckte.
"Dann war der Chai Latte von dir?"
Ein Finger berührte von hinten sanft ihre Wange.
"Ja. Ich weiß doch, was du morgens gerne trinkst."
Sie drehte sich langsam zu ihm um.
Ja, das war wirklich Matt, obwohl sie ihn anders in Erinnerung hatte. Wo war die wilde Lockenmähne mit dem unmöglichen Haarschnitt? Wo war die sonnengebräunte Haut? Wo das lässige Outfit?
Vor ihr stand ein taffer Geschäftsmann. Der Anzug und die Schuhe hatte bestimmt so viel gekostet, wie ihre gesamte Wohnungseinrichtung. Wie sie schon auf den Bildern gesehen hatte, frisierte er nun sein Haar straff nach hinten, was nicht unbedingt schlecht aussah. Aber Cynthia vermisste seine Locken.
Sein Körperbau war allerdings immer noch wie vorher und auch seine blauen Augen strahlten wie das blau des Meeres.
"Du bist wieder da!", bemerkte sie unnötigerweise, was ihn zum Grinsen brachte.
"Ja, ich bin wieder da. So schnell wollte ich eigentlich gar nicht mehr nach Hause kommen, aber man hat mich davon überzeugt, dass ich hier gebraucht werde. Und ich sehe, dass derjenige nicht gelogen hat."
Cynthia senkte den Kopf.
"Unser alter Chef war alt. Es hat hier nicht mehr viel bewegt. Wahrscheinlich dachte er, dass es jahrelang so funktioniert hat und man..."
Er legte einen Finger auf ihren Mund.
"Du plapperst, Cynthia.", meinte er sanft. "Wenn ich mich recht erinnere, hast du immer geplappert, wenn du nervös warst. Mache ich dich nervös?"
Sie schluckte hart.
"Du bist der neue Chef!"
Er holte tief Luft und murmelte etwa, dass wie "eine harte Nuss" klang.
Vorsichtig nahm er ihre Hand, als ob er Angst hatte, dass sie jederzeit aus dem Büro rennen könnte. Dann führte er sie zu der Couch und setzte sich mit ihr hin.Ihre Hand ließ er dabei nicht mehr los.
Er holte erneut tief Atem und fuhr sich dann über das Gesicht.
"Ich habe keine Ahnung, wo ich genau anfangen soll, aber schon als du das erste Mal im Büro aufgetaucht bist,war ich sprachlos und das passiert mir wirklich sehr selten. Natürlich wollte ich nicht gleich auf dich losgehen und deswegen ließ ich es so aussehen, als ob wir nur Freunde sind. Aber bei mir war es schon immer mehr. Ich dachte, es würde sich mit derZeit mehr entwickeln, wenn ich nur immer in deiner Nähe bleiben würde. Ich weiß nicht, wie oft Jason zu mir gesagt hat, dass ich nach New York sollte, um meine Karriere mal anzugehen. Doch ich hatte Angst, dass ich dich dann verlieren würde. So verging die Zeit und erst als Noah hier auftauchte, merkte ich, dass ich schon viel früher hätte handeln sollen. Das es zu spät war, erkannte ich endgültig, als er dich einlud und du dir sogar einen Tag frei nahmst, nur um mit Noah zusammen zu sein."
Sie schüttelte den Kopf.
"Es passierte nichts. Wir sind nur Freunde. Der Funke sprang einfach nicht über."
Er nickte.
"Das weiß ich jetzt, aber als ich dich an diesem Freitagabend bei der Premiere sah, deutete ich es so, als ob du ganz glücklich in Noahs Welt warst. Du unterhieltest dich mit jemanden und lachtest. Ich weiß nicht, wer die Frau war, aber es schien so, als ob ihr beide auf einer Wellenlänge surfen würdet."
Wieder schüttelte sie den Kopf.
"Stacey und ich verstanden uns so gut, weil wir beide die Exoten unter diesen ganzen Prominenten waren. Wir sind beide nämlich beide eigentlich sehr normal."
Er nickte.
"Auch das weiß ich jetzt, aber damals habe ich es anders gesehen." Er fuhr sich erneut über das Gesicht. "Himmel, ich sah dich in diesem Wahnsinns Kleid und wusste genau, dass Noah dir das gekauft hatte. Und ich verfluchte mich, weil ich es nicht konnte."
Sie sah ihn in die Augen.
"Aber Matt! Es war nur ein Kleid und es passt mir nun auch nicht einmal mehr."
Er lachte hämisch.
"Das sehe ich. Mir wurde klar gemacht, dass ich daran schuld bin. Ich konnte es eigentlich nicht glauben, da du dich nicht gemeldet hast, aber da gibt es jemand, der mir ganz schön den Kopf gewaschen hat."
Sie sah ihn fragend an.
"Wer?"
Er schnaubte.
"Derjenige, von dem ich glaubte, dass er dein Lover wäre."
Sie riss die Augen auf.
"Noah?"
Matt nickte und zog sie näher an sich heran.
"Ich war wirklich sehr ungerecht zu dir, Cynthia. Und das, obwohl du nicht einmal in meiner Nähe warst."
Sie hob beide Augenbrauen.
"Wie das?"
Er schnaubte und nahm sie in seine Arme, wie er es früher auch immer getan hatte. Sie lehnte sich gegen seine Brust und schloss die Augen. Himmel, wie sehr hatte sie das vermisst. Wie sehr hatte sie ihn vermisst!
"Ich war in New York und dachte eigentlich, dass du dich wenigstens einmal bei mir melden würdest. Aber ich hörte nichts von dir."
Sie drehte ihren Kopf zu ihm.
"Ich habe dich gesucht und sehr oft angerufen. Du hattest eine neue Nummer und deine Sekretärin war nicht gerade hilfreich. Ich weiß nicht mehr, wie viele Nachrichten ich dir hinterlassen habe, aber du hast nicht einmal geantwortet."
Er seufzte.
"Ja. Noah hat es mir erzählt."
Sie runzelte die Stirn.
"Noah? Wie das?"
Er zog sie enger an sich.
"Vor etwas vier Wochen kam er in mein Büro. Eigentlich wollte ich ihn rausschmeißen lassen, weil ich wirklich nichts mit deinem Lover zu tun haben wollte. Aber er ließ nicht locker, bis ich ihm zuhörte. Er meinte, dir ging es schlecht und ich sei daran nicht ganz unbeteiligt. Er versicherte mir glaubhaft, dass ihr beide nie ein Paar gewesen wardt. Er erzählte, dass du so viel abgenommen hättest, weil ich dich einfach so im Stich gelassen hatte und das er sich Sorgen machte. Außerdem sollte ich endlich deine Nachrichten beantworten, sonst würde er mir in die Fresse hauen."
Er streichelte sanft über ihre Arme.
"Honey, ich habe nicht übel Lust, dich in ein Restaurant zu schleifen. Wo sind deine sexy Kurven hin?"
Sie seufzte und schloss die Augen.
"Ich habe einfach vergessen zu essen. Schimpf nicht und erzähle weiter."
Er lachte leise.
"Ich konnte es nicht glauben, dass ich so falsch gelegen habe. Vor allem glaubte ich nicht, dass du mir Nachrichten hinterlassen hast. Nun ja. Es stellte sich heraus, dass meine Sekretärin wohl die Hoffnung hatte, Misses Matt Wilson zu werden. Sie gab irgendwann zu, dass sie die erste Nachricht tatsächlich vergessen hatte, aber als du nochmal anriefst, war ihr klar geworden, dass wir wohl etwas enger befreundet waren, als ihr lieb sein konnte. Sie hat mir nie gesagt, dass du angerufen hast. Ich habe sie bis letzte Woche für mich arbeiten lassen, ihr aber dann erklärt, dass ich sie nicht nach Los Angeles mitnehme,"
Cynthia kicherte, obwohl ihr die Frau auch etwa leid tat.Aber nun verstand sie diese wütende Fragezeichen im Kalender wenigstens.
Sie sah zu Matt.
"Und wie geht es nun weiter? Ich bin jetzt deine Sekretärin, bis du die Schnauze voll von mir hast?"
Er schüttelte ernst den Kopf, dann beugte er sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen.
Es traf sie wie ein Blitzschlag. Ihr Herz schlug Purzelbäume, auf ihrer Haut bildete sich eine Gänsehaut und sie konnte nichts anderes zu tun, als ihre Augen zu schließen.
Matt war der Richtige!
Das war ihr vorher auch schon klar, aber nun wurde es ihr richtig bewusst.
Auch er schien etwas erschüttert.
"Himmel, Cynthia! Wenn ein einfacher Kuss schon so was auslöst, kann ich mir kaum ausmalen, was wir beide zusammen im Bett veranstalten!"
Sie lachte laut auf und küsste ihn.
"Das müssen wir unbedingt ausprobieren."
Er wackelte mit den Augenbrauen.
"Oh ja. Aber dafür musst du erst einmal arbeiten. Sag die Termine morgen ab und wenn du dabei bist, für übermorgen auch."
Sie grinste ihn an.
"Was ist denn das für eine Einstellung?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Offiziell fange ich erst nächste Woche an. Diese Termine habe ich nur rein gesetzt, falls du mich zum Teufel gejagt hättest."
Er hob sie von der Couch und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.
"Beeile dich. Ich rufe im Hotel an und bestelle uns etwas zu essen. Und dann werden wir die Betten dort ausprobieren! Eine Woche lang! Bis ich meine Wohnung hier habe.Und dann geht es dort weiter!"
Sie lachte leise und fuhr ihm durch das Haar, bis die Locken zurück kamen.
"Sehr gute Idee, Boss!"
Vier Wochen später
Noah sah auf die Einladung und lächelte.
"Was liest du da?"
Emily, seine Freundin, schmiegte sich an ihn und er gab ihr einen Kuss auf die Nase.
"Der Teufelskerl hat es endlich geschafft. Cynthia wird bald Misses Matt Wilson."
Emily freute sich ehrlich. Das liebe Noah so an ihr. Sie neidete kaum jemanden etwas und freute sich selbst mit wildfremden Leuten.
"Wir sind übrigens eingeladen. Sie heiraten am Strand."
Emily klatschte begeistert in die Hände.
"Oh, da freue ich mich. Ich habe schon so viel von Cynthia und Matt gehört und will sie wirklich gerne kennen lernen."
Er nahm sie in seine Arme und sah zu ihr herunter.
"Nicht eifersüchtig, weil ich sie mal geküsst habe?"
Emily schüttelte den Kopf.
"Nein! Du hast ja erkannt, dass sie nicht die Richtige ist.Das bin nämlich ich!"
Er lachte und küsste sie hart auf den Mund.
"Richtig! Das bist du!"
-ENDE-
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So, das war die erste "Leiche", die auf meinem Laptop rumgedümpelt ist und nun das Leben als Kurzgeschichte führt. Eigentlich sollte es wieder so eine Art Klischeebuch werden, wie Bad Dad, aber ich kam nicht richtig rein.
So könnte ich es nun mit einigen Geschichten machen. Was haltet ihr davon?
Liebe Grüße
Maike
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