Von träumenden Geschichten (Deutsch/Fantasy)
Weist du was die Gedanken nachts tun, wenn du träumst? Sie treffen sich zum Kaffeklatsch. Dort in den Räumen aus Staub und Schatten, die von den Korridoren des Willens abgehen. Ganz ungestört sitzen sie da und spinnen die schönsten Geschichten. Weite weiße Schneelandschaften, grüne Regenstiefel und die Katzen die an der Decke laufen, nur um ein paar zu nennen. Heute aber will ich berichten von einer bestimmten Geschichte. einer Geschichte, die sich still und leise Fortgeschlichen hat. Hinaus aus dem Raum der Gedanken durch die sie entstanden ist. Ihr raschelndes Tüllkleid durch die Tür schlüpfend ohne, dass die Gedanken es bemerkten. So stand sie nun da auf dem langen düsteren Flure. Und du musst wissen, dass Geschichten immer so aussehen, wie etwas in ihnen. So sah diese Geschichte aus wie ein junges Mädchen mit warmer Haut. Neugierig blickte sie den Korridor auf und ab, entschloss sich und lief los in eine Richtung die ihr gefiel. Leer sind die Flure
und sie traf nichts an, außer dem schier endlos wirkenden Flur und den von ihm abzweigenden Türen. So weit war sie noch nie gelaufen, daher wurde sie dem Laufen nicht leid und tanzte irgendwann zwischen den Türen weiter den Korridor entlang.
Die Türen, die still und leise neben ihr in ihren Rahmen hingen, waren teils verschieden und teils glichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Von Zeit zu zeit erschrak sie aufgrund einer wiederkehrenden Folge von gleich aussehenden Türen, befürchtend sich im Kreise zu drehen. Doch dann und wann kahmen Türfolgen von solcher Unterschiedlichkeit, dass sie nur staunend zwischen ihnen ging. Eine tiefblaue mit bronzenen Löwen, die in ihre Richtung zu springen schienen. Eine mit der Farbe von trockener Erde, von einem Überhang bedacht, der über und über bewachsen war mit den sonderlichsten Steinkräutern. Oder auch eine meergrüne, leicht feucht erscheinend und sich mit einer unsichtbaren Strömung hin und her bewegende.
Doch bald schon wurden ihre Füße müde. Schritte wurden langsamer und sie wünschte sich einen Ruheort um zu rasten von ihren Tänzen und staunendem laufen.
Doch die Türen hier waren ganz und gar ungemütlich. Die eine mit Stufen aus feuchtem Stein mit Pfützen in denen sich Fischchen tummelten. Die andere mit ausgetretenen Holzstufen, die von Schlamm und Dreck verziert wurden. Eine weitere mit dünnen gläsernen Stufen, die zu zerbrechlich schienen um sie auch nur zu berühren.
So zog die Geschichte weiter, wenn auch langsamer und nicht mehr so begeistert wie zu beginn. Aber dennoch die verschiedenen kunstvollen Türen betrachtend.
Als sie nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit schien endlich eine zureichend bequeme Türschwelle fand setzte sie sich sogleich mit einem rascheln hin und begann zu rasten.
Erst saß sie nur auf einer Stufe, aus weichem Moos und so schön breit, dass ein Dackel und ein Kakadu darauf eine wunderbare Unterhaltung hätten haben können. Sie besah sich die gegenüberliegende Tür. Schimmernd wie ein Käferflügel, doch mit einem nassen Dächlein und zu großen Teilen von Flechten bewachsen.
Nach einer Weile rückte sie ein paar Moos-Stufen hinauf um sich an den Türstock zu lehnen. Ihre Augen schließend genoss sie die Wärme des Sonnenlichts, das hier nicht schien. Doch schon bald war ihr der Rahmen zu unbequem und so lehnte sie sich, nun genau in der mitte der obersten Stufe sitzend, gegen die warme Tür mit der Textur von Baumrinde.
Zufrieden ihre Augen wieder schließend vertraute sie ihren Rücken der Tür hinter sich an und träumte vor sich hin.
[ ... ]
Mith. 07.04.2021
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