Dietrich Dracula (Grusel/Humor + HÖRBUCH)
2. Platz beim "Fortuna Award" 2022 von _MaliaFox_
Als Hörbuch, gruselig gelesen von @taybor auf YouTube
https://youtu.be/fE29mxgIvxs?si=eDWHGPOULcC_j4sy
Folgende Inhalte mussten als Vorgabe in der Geschichte vorkommen:
Neologismen: "Notizbuchgekritzel"
Orte: Schloss Bran, Rumänien
Zitat: "Sag mir nicht, wie alt du bist oder wie gebildet und gebildet du bist, sag mir, wohin du gereist bist und was du weißt." - Mohammed
Sprüche: "Besser stumm als dumm"
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„Oh, Irma, ich fühle mich furchtbar." Mit hochgelegten Beinen lag er auf seinem Lieblingsohrensessel und pfefferte ein in rotem Leder eingebundenes Büchlein an die Wand.
„Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte die winzige Mopsfledermaus mit fiepsiger Stimme, während sie vor ihm kopfüber am erkalteten Kamin baumelte.
„Schau dich doch um", er deutete kraftlos in die Runde. Mittelalterliche, mit rotem Leder bespannte Möbel, Ritterrüstungen, Truhen, und Bilder, deren Augen verdammt lebendig wirkten, dekorierten den weiten Saal. „All der alte Plunder. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Es ist Zeit für einen Tapetenwechsel."
Er schaute sich um. „Wie hat schon Mohammed gesagt: Sag mir nicht, wie alt du bist oder wie gebildet und gebildet du bist, sag mir, wohin du gereist bist und was du weißt."
„Aha. Du bist zwar alt, aber nicht besonders schlau. Die letzten 800 Jahre hier im Schloss hat dich das auch nicht groß gestört. Saug einfach mal wieder eine ordentliche Jungfrau aus." Sie flatterte zu einem Beistelltisch und beäugte die rot-violetten Weintrauben in der verzierten Obstschüssel. „Dieses komische Gefühl kommt bestimmt von dem ekligen veganen Zeug, dass du neuerdings in dich hineinkippst."
Damit schlug sie ihre winzigen Zähnchen in eine der Früchte und begann für ihre Größe erstaunlich lautstark zu schmatzen.
„Smoothies", meinte er genervt. „Und die sind nicht eklig, sondern beinahe genauso eisenhaltig wie Blut. Man muss halt nur mehr davon trinken. Außerdem ernährst du dich ja offensichtlich so vegan wie ich. Nur weniger manierlich."
„Das ist etwas vollkommen anderes", kam die nuschelnde Antwort durch das Schmatzen und Saugen. „Fledermäuse lieben süße Früchte. Und für mein Maul kann ich ja wohl nichts. Ansonsten esse ich auch Fleisch: Fliegen, Falter, Spinnen, ... Du hingegen, bist jedoch ein Vampir und kein Mensch."
„Ja, ja. Aber heute ist das alles nicht mehr so einfach. Die jungen Dinger stehen nicht mehr auf Anmachsprüche eines älteren Herren in Smoking."
„Pah. Als wenn das früher anderes gewesen wäre, Herr Graf Dietrich Dracula. Nur warst du damals der offizielle Schlossherr und sie haben sich nicht getraut, dir zu widersprechen."
Irma ließ die leergesaugte Fruchthülle fallen und meinte, auf die hölzerne Standuhr deutend: „Wo wir gerade davon sprechen: Heute ist Sonntag und es ist bereits kurz vor acht. Sieh zu, dass du dich nützlich machst, ansonsten schmeißen dich die neuen Eigentümer irgendwann raus."
Dietrich stöhnte auf. Private Investoren hatten Schloss Bran, das Gemäuer, in dem er seit acht Jahrhunderten hier in Rumänien lebte, übernommen. Er hatte sich ihnen als Hausmeister mit Sonnenallergie vorgestellt. Sie verpflichteten ihn jedoch, zusätzlich zweimal pro Woche eine Nachtführung für die Touristen zu übernehmen. Das war die Bedingung dafür, dass er weiterhin die Einliegerwohnung oben im Dachstuhl bewohnen durfte. Damals am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss verstaatlicht. Er dachte, das sei keine schlechte Sache. Die Behörden kümmerten sich um die Instandsetzung, während er nachts kleinere Hausmeisterarbeiten übernahm. Netter Versuch. Der Staat musste leider ebenfalls sparen.
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Zehn Minuten später führte er in seinem Smoking mit dem hohen schwarzen Stehkragen und rotem Cape ein Grüppchen Touristen durch die mittelalterlichen Säle und Korridore. Zwei Familien mit Kindern und ein Rentnerpaar. Er erzählte ihnen von der Geschichte des Schlosses, die er miterlebt hatte. Außerdem klärte er sie darüber auf, dass er selbst, Graf Dietrich Dracula, im Grunde nichts mit Vlad dem Pfähler zu tun hatte. Diesen Vlad Dracula gab es nur in der frei erfundenen Erzählung eines Autors aus dem vorletzten Jahrhundert. Dieser hatte sich damals nicht mal die Mühe gemacht, sich bei ihm persönlich vorzustellen.
Ein blondes, etwa sechs Jahre altes Mädchen kicherte: „Du bist wirklich ulkig. Aber dein Kostüm ist super-cool. Vor allem die Eckzähne und Ohren. Fast wie echt."
„Ja, nicht wahr?", meinte er breit lächelnd und sah mit Genugtuung, dass die Kleine sich verunsichert zu ihren Eltern zurückzog.
„Darf ich noch ein Foto machen?", fragte ein etwas älterer dicklicher Junge mit unvorteilhaft gestreiftem T-Shirt. Vermutlich war er ihr Bruder.
„Tut mir wirklich leid, aber die Tourismus-Behörde hat Fotos auf diesem Schloss strengstens verboten." Diese neumodischen Smartphones waren ihm ein Graus. Als wenn es nicht schon anstrengend genug wäre, sämtliche Spiegel auf der Tour zu umgehen. „Du kannst später gerne eine Ansichtskarte als Souvenir kaufen."
Oh, Mann. Jede Woche der gleiche Sch ... Er musste hier dringend weg. Aber das war nicht so einfach. Die „echte" Welt außerhalb des Dorfes kannte er nur aus dem Fernsehen und seit Kurzem aus dem Internet.
Deutlich problematischer war jedoch die Tatsache, dass Henrich van Helsing, der jüngste Spross der berühmten Vampirjägerfamilie, es auf ihn abgesehen hatte. Nicht nur das, er bediente sich leider modernster Technik: Kameras, Drohnen, Satellit. Sobald Dietrich auch nur einen Fuß aus der Tür des Schlosses setzte, wäre der Hightech-Jäger auf seinen Fersen und würde ihm hölzerne Bolzen und Pfeile um die spitzen Ohren ballern.
Das mit dem Zwang, Blut zu trinken, war nur ein Gerücht. Es war eher ein Hobby als eine Pflicht. Pilze, Nüsse sowie die erwähnten eisen- und mineralienreichen Smoothies taten es auch. Leider galt das ebenfalls für die Möglichkeiten, sich in eine Fledermaus zu verwandeln oder als Nebelschwade in die Nacht hinauszuziehen. Er konnte nicht mal fliegen.
Während sich die zähe Führung dem Ende näherte, fasste er einen gewagten Plan. Diese Nacht oder keine. Heute würde er das alte Gemäuer hinter sich lassen und ein neues Leben, na ja, oder zumindest ein neues Dasein, beginnen.
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Während die Touris den spärlich beleuchteten Bergweg in Richtung Parkplatz hinuntertapsten, hatte er einen geheimen Seitenausgang genutzt. Über den steilen Trampelpfad quer durch das Gebüsch war er deutlich flinker an den Autos, wie die nachtblinden Menschen. Jetzt schnell. Welches der drei Fahrzeuge sollte er nehmen? Kombi, Familien-Van oder Kleinwagen? Am besten den Kleinwagen. Der gehörte sicher den Rentnern.
„Du bist echt eine Niete", kam eine fiepsige Stimme von links. Irma hing an einem Busch und beobachtete ihn mit ihren Knopfaugen. „Die sind alle abgeschlossen, wie willst du denn dort reinkommen? Vielleicht solltest du es doch erst mal mit Bildung versuchen, bevor du das mit den Reisen angehst?"
Verdammt. Daran hatte er nicht gedacht. Egal. „Die müssen aufschließen, bevor sie losfahren. Das schaffe ich schon."
„Ist klar."
In diesem Moment kamen die Besucher auf den düsteren Parkplatz marschiert. Die Familie hielt auf den Van zu. Dieser stand nahe an seinem Versteck. Die große Heckklappe öffnete sich automatisch. Sie warfen ihre Jacken in die tiefe Ladefläche, der Vater tippte auf den Kopf zum Schließen – und wartete ab. Mist. Dort kam er niemals heimlich rein.
„Irma ...?", wandte er sich an seine treue Freundin.
„Ja, ja." Sie schoss mit flinkem Flattern davon.
Nur Augenblicke später kreischten die Kinder auf, schlugen mit ihren Händen und sprinteten über den Parkplatz. Die besorgten Eltern direkt hinterher. Perfekt. Er dankte der Fledermaus in Gedanken und war mit einem Satz an der Heckklappe, öffnete sie, rollte sich durch den Spalt hinein und drückte den Knopf zum Schließen. Mit einem dumpfen Klacken lag er in der Finsternis hinter der Sitzreihe. Zum Schluss bedeckte er sich noch mit den Jacken, damit sie ihn nicht sahen, sollten sie einen Blick in den Laderaum werfen. Geschafft!
Die Türen öffneten sich und die Familie stieg ein.
„War das wirklich eine Fledermaus, Papa?", fragte die Kleine.
„Keine Ahnung. Kann schon sein. Aber normalerweise halten sie sich von Menschen fern. Ist ja nichts passiert."
„Bestimmt war das Dracula! Buuuaaahhh!", versuchte der Junge seine Schwester zu ängstigen.
„Mamaaa!"
„Frederik! Das reicht!", kam die strenge Ansage der Mutter.
Damit fuhr der Van rumpelnd über das Kopfsteinpflaster los. Während der Streit in die nächste Runde ging, suchte Dietrich mit Bedacht nachdem Öffnungsmechanismus der Heckklappe. An einer Ampel zwischendurch würde er hinausspringen und verschwinden. Leider existierte kein entsprechender Schalter. Okay, wozu auch? Normalerweise fuhr niemand im Kofferraum mit. Dann musste er halt schnell sein, sobald die Familie die Klappe öffnete. Die Fahrt dauerte nicht lange, scheinbar nächtigten sie im gleichen Dorf. Er machte sich sprungbereit.
„Kinder, lasst die Jacken ruhig im Auto", kam die Ansage des Vaters. „Es ist warm und wir fahren morgen früh eh direkt wieder los."
Verdammt.
Sobald die Familie außer Sicht war, kletterte er über die Sitze und versuchte, die Türen zu öffnen. Verschlossen. Auch die Hupe oder Ähnliches funktionierten nicht. Vampire waren deutlich kräftiger als Menschen. Aber alles Rütteln, Reißen und Klopfen war nutzlos. Der deutschen Ingenieurskunst des Herstellers hatte er nichts entgegenzusetzen. Frustriert würde er abwarten müssen, bis morgen früh jemand das Fahrzeug öffnete.
In diesem Moment klopfte es an der Scheibe neben ihm. Ein hageres, von fettigen Haaren umrahmtes Gesicht tauchte auf. Der Mann grinste gehässig und lüftete seinen Schlapphut wie zum Gruß.
Mist. Auch das noch. Henrich van Helsing. Vermutlich hatte einer seiner technischen Helfer seinen Abgang am Schloss beobachtet und das Auto verfolgt. Erneut versuchte er erfolglos, die Scheibe mit bloßen Händen einzuschlagen. Der Vampirjäger schüttelte den Kopf und trat weiterhin grinsend einen Schritt zurück. Was zum Teufel hatte der Kerl vor? Er hob eine Armbrust mit einem langen Bolzen. Verdammt!
Es krachte als das Geschoss die Seitenscheibe pulverisierte, die Stelle passierte, an der er Augenblicke zuvor gesessen hatte, und im Futter der Rückbank stecken blieb. Ha! Hatte der Trottel ernsthaft angenommen, einen Vampir zu erwischen, wenn dieser sich auf den Schuss vorbereiten konnte? Dafür hatte er ihm einen Ausgang geöffnet.
Nässe spritzte in sein Gesicht und Körper. Van Helsing hatte unterhalb seiner Armbrust eine Art Spritzpistole angebracht, die Flüssigkeit in den Innenraum verteilt hatte.
„Weihwasser? Soll das ein Scherz sein?", rief Dietrich.
Zähnefletschend kletterte er langsam in Richtung des zerstörten Fensters, um dem Ganzen mehr Dramatik zu geben. Der Kerl würde gleich sehen, was er davon hatte sich mit dem mächtigsten Vampir der Gegenwart anzulegen.
„Absolut nicht, mein Freund", kam die schnarrende Antwort des Jägers.
Vorne an der Armbrust züngelte ein Bunsenbrenner mit einer langen Stichflamme auf. Oh, verdammt. Kein Weihwasser. Benzin. Damit wurde klar, warum er das Fenster zerstört hatte. Das war nicht gut. Selbst wenn er jetzt hinausspränge, würde die Flamme seine Kleidung entzünden. Neben einem Holzbolzen ins Herz und Sonnenlicht war Feuer die einzige Möglichkeit, einen uralten Vampir wie ihn zur Strecke zu bringen. Welch Ironie, dass er sein 1.000-jähriges Dasein auf der Rückbank eines deutschen Familien-Vans aushauchen würde. Er verkniff sich einen blöden Kommentar und sah seinem Ende mit Würde entgegen. Besser stumm als dumm.
Wie in Zeitlupe brannte sich jedes Detail dieses letzten Augenblickes in sein Gehirn. Die lodernde Flamme, die sich unaufhörlich den wabernden Benzindämpfen näherte. Die Feinheiten im frohlockenden Gesicht van Helsings: Die blitzenden Augen, die gelben Zähne seins feisten Grinsens, die winzigen Schweißperlen auf dessen Stirn.
Ein medizinballgroßes pinkes Einhorn mit goldenem Flügeln kam von links durch sein Gesichtsfeld geschossen und schlug die Armbrust mit der lodernden Flamme zur Seite. Dieses Mal zögerte er nicht. Eine Sekunde Ablenkung war mehr als ausreichend. Mit einem flinken Sprung hechtete er durch die Öffnung und stürzte sich auf den Jäger. Gemeinsam kippten sie nach hinten. Das Feuer schoss weiterhin aus der Spitze der Waffe und durfte ihn nicht berühren. Seinen urtümlichen Kräften und übermenschlicher Geschwindigkeit hatte er im Nahkampf jedoch nichts entgegenzusetzen. Mit einem kräftigen Ruck entriss er ihm die Armbrust und warf sie im weiten Bogen in die Finsternis.
„So, mein Freund", intonierte er und umfasste den Hals des Vampirjägers. Dietrich hob ihn röchelnd mit seiner Rechten in die Höhe, sodass dessen Füße hilflos über den Boden baumelten. „Hättest du mal gleich Geschossen, statt hier den großen Zampano zu machen. Aber dafür ist es jetzt zu spät."
„Nein! Lass ihn!", kam eine Mädchenstimme von links.
Irritiert drehte er seinen Kopf. Dort stand das Mädchen im rosageblümten Pyjama in der Tür und hatte ihre Fäustchen in die Hüften gestemmt.
„Aber er wollte mich töten! Das zahle ich ihm mit gleicher Münze heim", verteidigte sich Dietrich, ohne den Mann herunterzulassen. Inzwischen lief dessen Gesicht deutlich rot an.
„Aber du tust ihm doch weh!"
„Äh ... ja. Das mit dem Töten, ohne wehzutun, ist schwierig."
„Mein Papa sagt immer, man soll seine Streitigkeiten mit Worten austragen, nicht mit Fäusten. Willst du sagen, mein Papa lügt?"
„Hm ... Nein, natürlich nicht. Da hat er schon recht."
„Also dann ..." Sie funkelte ihn an und tappte mit ihrem Hasengesicht-Hausschuh auf dem Boden. Eine Geste, die sie sich vermutlich von ihrer Mutter abgeschaut hatte.
Verdammt. Er konnte schlecht van Helsing vor den Augen der Kleinen umbringen. Ansonsten würde sie noch schlecht von Vampiren denken und bekäme Alpträume.
„Also gut." Dietrich ließ den röchelnden Mann mit dem lilablauen Gesicht herunter und trat einen Schritt zurück.
„Und jetzt gebt euch die Hände!"
„Was?!", fragte er ungläubig. Das ging zu weit.
„Hrchrrch ...?" Van Helsing schien das ähnlich zu sehen.
„Na macht schon. Das ist nicht sooo schlimm. Das hat sogar mein blöder Bruder geschafft."
Zögerlich gaben sich die beiden ungleichen Opponenten die Hände. Wobei Dietrich bewusst kräftig zudrückte und mit Genugtuung die Knochen des Vampirjägers knirschen hörte. Zumindest dieser kleine Sieg war ihm vergönnt.
„Aber ...", die bis eben noch feste Fassade der Kleinen bröckelte, und Tränen stiegen in ihren Augen auf, „unser Auto ist kaputt und stinkt ganz furchtbar. Wie sollen wir denn morgen weiterfahren?"
Van Helsing zuckte nur mit den Schultern. Den Hals reibend wendete sich der Vampirjäger wortlos ab und schlurfte über das Kopfsteinpflaster in die Finsternis davon.
„Ähem... ja. Das tut mir wirklich leid", antwortete der Vampir und rieb sich mit der Hand den Nacken.
Er überlegte fieberhaft, wie er dem Mädchen helfen konnte. Am Ende war es ja seine Schuld, dass all das passiert ist. Hätte er sich nicht im Kofferraum versteckt ... Da kam ihm eine Idee.
„Hier", er griff sich an das besudelte Smokinghemd, das er noch immer trug, und löste die beiden Manschettenknöpfe von den Ärmeln. „Gibt die deinen Eltern."
„Uiii, die Steine in der Mitte glitzern aber schön im Mondlicht."
„Das sollte auf jeden Fall für eine neue Scheibe, die Reinigung und einen Mietwagen für den Rest eurer Reise reichen", ... oder für ein neues Auto, fügte er in Gedanken hinzu. „Da musst du dir keine Sorgen mehr machen."
„Daaankeee!" Sie stürzte auf ihn zu und umarmte seine Hüfte. Sich die Nase zuhaltend trat die Kleine direkt einen Schritt zurück. „Pah ... du stinkst genauso wie das Auto. Bäh."
„Ja, ich gehe mich gleich umziehen. Dann wünsche ich dir noch eine gute Nacht und einen schönen Resturlaub." Er winkte zum Abschied, hielt jedoch kurz inne, bevor er sich auf den Rückweg machte. „Sag, wie heißt du eigentlich, meine Kleine?"
„Brunhilde. Aber meine Freunde nennen mich Buffy!"
🦇🦇 🦇
In flinken Schwüngen flog Dietrichs Hand mit der Schreibfeder über die Seiten seines roten Büchleins. Die Mopsfledermaus hockte auf seiner Schulter und schaute fasziniert auf das Notizbuchgekritzel.
„Wenn du genauso schnell denken würdest, wie du schreibst, könnte man glatt meinen, du hättest einen Plan."
Er verscheuchte die überneugierige Flattermaus, deren Krallen in sein Schulterblatt piksten.
„Habe ich auch, Irma. Aber jetzt lass mich doch mal in Ruhe meine Strategie zu Ende aufschreiben."
„Strategie? Oha. Klingt ja gewichtig. Ziehst du in den Krieg?"
Genervt legte er die Feder zur Seite und wandte sich an seine kleine Freundin, die mit schiefem Kopf über das Schreibpult stakste und versuchte, sein Gekrakel zu entziffern.
„So ähnlich. Ich habe mir eine Investmentstrategie zurechtgelegt, mit der ich das Schloss von den Investoren zurückkaufen werde. Außerdem will ich mir ein Auto mit verdunkelten Scheiben und einem Chauffeur zulegen, damit ich endlich aus diesem Mief rauskomme."
„Aha. Und was machst du mit van Helsing? Der lauert weiterhin dort draußen."
„Keine Ahnung." Er zuckte mit den Schultern. „Daran arbeite ich noch ..."
„Sehr schön. Ganz der alte Graf, immer erst auf das Wichtigste konzentrieren." Hörte er da eine gewisse Ironie heraus? „Und wie genau sieht deine glorreiche Investmentstrategie aus? Ein paar von den rostigen Rüstungen verkaufen?"
„So ein Nonsens, die gehören mir doch gar nicht. Das ist ja das Problem. Aber ein Vetter in Amerika hat für mich vor Kurzem einige Aktien eines Brausegetränkeherstellers gekauft. Ich werde ihn bitten, diese abzustoßen. Damit sollte die Basis gelegt sein."
„Vor Kurzem? Brausegetränk? Und das soll ein Investment sein?"
„Ja, das war 1919, glaube ich. So ein schwarz-braunes Zeug..."
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Erklärung des Titels: Der scheinbar spießige Name „Dietrich" passt natürlich erstmal nicht zum klassischen „Dracula". Aber: Laut Wikipedia entstand zur Zeit der Deutschritter um 1200 an der Stelle des heutigen Schlosses Bran, die Burg Dietrichstein. Nach einem urkundlich erwähnten Komtur namens Dietrich (lat. Theodericus). Wer weiß, vielleicht war es bereits damals der heutige Hausmeister mit seiner Sonnenallergie, der sich diese erste Burg erbauen ließ? 😉
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