Kurzgeschichte 6
Endlich mal wieder eine Geschichte!
Es war eine neblige, mondlose Nacht, als Sarah und ihr Freund Max sich entschlossen, zur alten Villa am Stadtrand zu gehen. Die Villa war ein verfallenes Herrenhaus, das seit Jahrzehnten verlassen war. Sarah hatte ein ungutes Gefühl, aber Max bestand darauf, das Abenteuer zu wagen.
Die Eingangstür knarrte laut, als sie sie aufstießen, und das Innere der Villa war düster und unheimlich. Der muffige Geruch von Feuchtigkeit und Verfall lag in der Luft. Mit einer Taschenlampe bewaffnet, bewegten sie sich durch die großen, leeren Räume. Die Wände waren mit verblassten Tapeten bedeckt, und überall lagen Trümmer und Staub.
Als sie einen besonders düsteren Raum erreichten, begann Max, sich seltsam zu verhalten. Er drängte Sarah in eine Ecke und wurde zudringlich. „Lass uns ein bisschen Spaß haben“, sagte er mit einem gruseligen Lächeln.
„Nein, Max, hör auf!“, protestierte Sarah und versuchte, ihn wegzustoßen.
Max’ Gesicht verzerrte sich vor Wut, und er packte sie grob an den Armen. „Warum wehrst du dich?“
Mit einem plötzlichen Ruck riss sich Sarah los und rannte zur Tür hinaus. Sie hörte Max hinter sich her brüllen, aber sie rannte weiter, durch die dunklen, labyrinthartigen Flure der Villa. Ihr Herz raste, und ihre Atemzüge gingen stoßweise, als sie plötzlich über eine lose Diele stolperte und zu Boden stürzte. Verzweifelt kroch sie weiter, bis sie eine dunkle Gestalt vor sich sah.
Der Mann kniete sich zu ihr hinunter. Er war groß, mit blassen, markanten Gesichtszügen und tiefen, durchdringenden Augen. „Keine Angst“, sagte er mit einer beruhigenden Stimme. „Ich werde dir helfen.“
Bevor Sarah reagieren konnte, spürte sie, wie eine unglaubliche Kraft sie aufhob. Der Mann trug sie mühelos aus der Villa hinaus in die kühle Nacht. Sie liefen durch den nebligen Wald, bis sie an einem verborgenen Eingang ankamen, der zu einer unterirdischen Welt führte. Hier stellte sich der Mann als Viktor vor, ein Vampir, der seit Jahrhunderten lebte.
Viktor brachte Sarah in seine verborgene Stadt, die tief unter der Erde lag und von Vampiren bevölkert war. Die Stadt war atemberaubend schön, mit gotischen Gebäuden, die von sanftem, mystischem Licht erhellt wurden. Sarah war fasziniert von der Eleganz und dem Geheimnis dieser Welt. Viktor zeigte ihr die mächtigen Fähigkeiten und die unsterbliche Schönheit, die das Leben als Vampir mit sich brachte.
„Warum hilfst du mir?“, fragte Sarah eines Abends, als sie auf einem Balkon mit Blick über die leuchtende Stadt standen.
„Weil ich in dir etwas Besonderes sehe, Sarah“, antwortete Viktor. „Du bist stark und mutig. Du verdienst eine zweite Chance, ein neues Leben.“
Sarah fühlte sich von dieser neuen Welt magisch angezogen und bat Viktor, sie ebenfalls in einen Vampir zu verwandeln. „Ich möchte bei dir bleiben und diese Welt kennenlernen“, sagte sie entschlossen.
Bevor Viktor jedoch zustimmen konnte, tauchte plötzlich Max auf. Seine Augen glühten rot, und seine Gesichtszüge waren von Wut und Eifersucht verzerrt. „Du wirst mir gehören, Sarah!“, schrie er.
Viktor stellte sich schützend vor Sarah. „Du hast hier nichts verloren, Max“, sagte er ruhig. „Lass sie in Frieden.“
Ein erbitterter Kampf entbrannte zwischen Viktor und Max. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit und Kraft kämpften sie, ihre Bewegungen waren ein verschwommener Tanz von Angriffen und Verteidigungen. Max kämpfte wild und unkontrolliert, während Viktor ruhig und präzise blieb, seine Jahrhunderte an Erfahrung zeigten sich in jedem seiner Schritte.
Sarah stand am Rand des Kampfes, hin- und hergerissen zwischen Angst und Faszination. Jeder Schlag und jeder Aufprall ließ den Boden unter ihr erzittern. Sie wusste, dass das Ergebnis dieses Kampfes über ihr Schicksal entscheiden würde.
Der Kampf schien endlos, bis Viktor schließlich die Oberhand gewann. Mit einem letzten, entschlossenen Schlag warf er Max zu Boden. Max lag regungslos da, besiegt und bewusstlos. Viktor trat vor Sarah, sein Gesicht entschlossen und doch sanft.
„Die Entscheidung liegt bei dir, Sarah“, sagte Viktor mit ruhiger Stimme. „Du kannst zu mir kommen und ein neues Leben beginnen. Oder du kannst in deine alte Welt zurückkehren.“
Sarah zögerte nur einen Moment, bevor sie sich entschloss. Sie wollte die Freiheit und die Unsterblichkeit, die Viktor ihr bieten konnte. Mit einem Nicken gab sie ihr Einverständnis, und Viktor verwandelte sie in einen Vampir.
In einem rituellen Akt ließ Viktor sie von seinem Blut trinken, und Sarah spürte, wie eine neue Energie sie durchströmte. Ihre Sinne wurden schärfer, ihre Kraft wuchs, und sie fühlte sich lebendiger als je zuvor.
Gemeinsam verließen sie die unterirdische Stadt und kehrten zur Oberfläche zurück, bereit, die Welt als unsterbliche Wesen zu erkunden. Max, besiegt und gebrochen, wurde aus der Vampirgemeinschaft verbannt und verschwand in die Dunkelheit, während Sarah und Viktor ein neues Kapitel begannen, vereint in ihrer ewigen Existenz.
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