When I See You Again

-Tims Sicht-

,,Musst du wirklich gehen?'', fragte ich traurig und mir stiegen Tränen in die Augen.
Er nickte nur stumm und schaute geknickt auf den Boden.
Nein, er sollte nicht gehen! Von mir aus könnte jede erdenkliche Person aus meinem Leben verschwinden, aber nicht er!
Warum musste auch ausgerechnet er in eine andere Stadt ziehen?! Und dann auch noch in eine Stadt, die gefühlte tausende Kilometer entfernt ist und ich noch nicht einmal die Chance dazu habe, ihn irgendwie besuchen zu können.
Das ist doch alles scheiße, man!

,,Tim, es tut mir doch so unfassbar Leid! Aber ich kann da nun mal leider auch nichts dran ändern.'', versuchte mich mein fester Freund zu beruhigen und wischte mir einige Tränen aus dem schon verheulten Gesicht. Das Stechen in meiner Brust wurde immer größer, desto mehr er mich berührte. Nicht mehr lange und er würde mich nie wieder irgendwie berühren.
,,W-Wieso kannst du das nicht?'', fragte ich weinend nach.
,,Ich würde es doch so gerne können, aber das ist leider in keinsterweise möglich. Ich würde doch auch viel lieber hier bleiben, als an einen Ort zuziehen, wo du nicht bist.'' Er nahm mein Gesicht in seine Hände und presste unsere Stirnen aneinander.
Wir sahen uns gegenseitig tief in die Augen und auch ihm flossen die Tränen, wie Bäche die Wangen hinunter. Es verletzte mich so sehr, ihn so sehen zu müssen.

Keine Ahnung, wie lange wir so dastanden. Von mir aus hätte jede einzelne Jahreszeit an uns vorbeiziehen können und es wäre mir noch nicht einmal aufgefallen.
Ich wollte nur, dass dieser Moment nicht endet, sondern dass er für immer bleibt, nur damit ich mich nicht von Lukas trennen brauchte.
Doch selbstverständlich musste, wie sollte es auch anders sein, irgendwas diesen wundervollen Moment zerstören, denn ein Hupen unterbrach unsere Zweisamkeit und die ungeduldige Stimme von Lukas' Vater drang zu uns durch.

,,Lukas, jetzt steig' aber endlich mal ein! Wir wollen nicht erst heute Nacht ankommen!'', rief sein Vater vom Auto aus und machte eine Handbewegung, die zeigen sollte, dass Lukas endlich mal einsteigen sollte.
Doch Lukas ließ sich davon nicht weiter beirren, sondern legte seinen Lippen ganz langsam auf meine.
Bitte, lass' diesen Moment niemals enden!
Doch natürlich war dieser Moment, wie viele andere tolle Momente im Leben nun einmal eben auch, viel zu schnell vorbei.
Als Lukas und ich langsam nach Luft rangen mussten, lösten wir uns voneinander und er lächelte mich an.

,,Ich werde dich so sehr vermissen, mein Kleiner.'', flüsterte Lukas leise und vereinte wieder unsere Lippen miteinander. Mein Kleiner - ich werde diesen Kosenamen so sehr vermissen, wie nichts anderes auf der Welt.
Als wir uns wieder voneinander gelöst hatten, wischte er mir erneut einige Tränen aus dem Gesicht, doch ich hielt dieses Mal seine Hand festgedrückt an meiner Wange fest.
,,Ich werde dich auch vermissen - so sehr.'', flüsterte ich ebenfalls und umarmte ihn. Lukas strich mir liebevoll durch die Haare, drückte mich fester an sich und ich heulte nur weiterhin seine Schulter voll.

Ich hasste Abschiede einfach so sehr, sie waren einfach nur schrecklich und unerträglich.
Und jetzt verabschiedete ich mich auch noch ausgerechnet von meinem festen Freund - schlimmer konnte es doch echt nicht mehr werden. Wer weiß, ob wir uns überhaupt je wiedersehen?
Daran denken zu müssen, tat echt verdammt weh und das Stechen in meinem Herzen wurde immer doller und doller.
Ich wollte nicht, dass er ging und mich somit verlässt. Was sollte ich denn nur ohne ihn machen, wenn er für immer weg ist? Ohne ihn bin ich doch einfach nur ein Nichts und völlig hilflos.
Lukas ist doch die einzige Person, die mich immer wieder auf dem Boden hält, mir Halt gibt und mich immer wieder aus dieser Scheiße gezogen hat, wenn ich mal wieder in eines meiner tiefen, schwarzen Löcher gefallen bin. Ich würde das doch nie ohne ihn schaffen - niemals. 

Ein erneutes Hupen riss uns wieder aus unserer Zweisamkeit und ich sah zudem Auto, in dem seine Familie drin saß und so langsam aber sicher wurde Lukas' Vater immer ungeduldiger.
,,Ich muss jetzt leider gehen...'', flüsterte Lukas schweren Herzens in mein Ohr, löste sich langsam von mir und wischte mir ein allerletztes Mal meine Tränen aus dem Gesicht.
Es tat einfach nur so verdammt weh, dass er mich schon bald nie wieder so berühren würde.

,,Denk' daran, ich liebe dich. Bitte, vergiss das nicht.'' Von Wort zu Wort, brach seine Stimme immer mehr und mein Herz gleich mit. Bitte, bleib' bei mir.
Er küsste mich noch ein allerletztes Mal, streichelte meine Wange und ging dann langsam die Treppe hinunter.
,,Lukas, ich liebe dich auch - für immer.'', flüsterte ich leise und hoffte darauf, dass er es noch gehört hatte.

Beim Auto angekommen, öffnete er langsam die Autotür und schaute mich noch einmal mit seinen total verheulten Augen an.
Lukas stieg immer noch genauso langsam und zögerlich wie eben ein und am liebsten würde ich ihn jetzt aus diesem verdammten Auto zerren, ihn wieder in meine Arme schließen und ihn nie wieder loslassen. Aber jetzt gab es leider Gottes kein zurück mehr.
Warum musste sein Vater auch ausgerechnet einen Job in einer völlig anderen Stadt annehmen? Wegen dem Geld? Ich verstand die Welt einfach nicht mehr. 

Als Lukas dann endlich abfahrbereit im Auto saß, fuhren sie auch schon augenblicklich los.
Traurig winkte ich ihnen hinterher und bekam sogar noch mit, wie Lukas mir einen Luftkuss zu warf, doch der brachte mir nun leider auch nichts mehr. Gib' mir deine richtigen Lippen zurück, damit ich sie wieder mit meinen vereinen kann.
Da er fährt er einfach weg. Lukas, die Liebe meines Lebens, einfach weg.
Der Schmerz in meiner Brust wurde immer größer und größer. Jetzt ist er also weg - für immer.

Als ich das Auto seiner Eltern nicht mehr sah, öffnete ich schweren Herzens die Haustür und ging weinend die Treppen nach oben.
,,Scheiße, man!'', fluchte ich laut und trat meinen Rucksack weg, welcher daraufhin ein paar Meter weiter flog.
Ich kroch sofort in mein Bett und zog mir die Decke über den gesamten Körper. Ich wollte jetzt einfach niemanden mehr sehen und das für immer. Mein Leben ist ab jetzt eh vorbei, weil Lukas nicht mehr da ist.
Ich zog die Bettdecke noch enger um meinen Körper und bereitete mich jetzt schon mal auf meine kommenden Depressionen vor, die bestimmt ziemlich lange anhalten würden. Wenn nicht sogar für immer. 

Mein leises Weinen wurde von Stunde zu Stunde zu einem immer lauter werdenden Schluchzen. Ich konnte einfach nicht richtig realisieren, dass er einfach für immer weg ist.
Es hatte schon damals ziemlich doll geschmerzt, als er mir davon erzählt hatte, dass er wegziehen würde.
Aber, dass es so schrecklich sein würde, hätte ich echt nicht für möglich gehalten. Die Liebe meines Lebens ist einfach weg und daran konnte ich überhaupt nichts ändern, so gerne ich es auch möchte, es geht einfach nicht.
Das ist doch alles nicht fair! Warum immer ich? Ich habe doch überhaupt niemandem etwas Schlechtes getan. Also warum werde ich dann immer so bestraft? Kann mein Leben nicht einmal gut laufen, ohne dass mir etwas Schlechtes widerfährt?!
Ich hasse mein Leben einfach nur noch! Am Besten ist es doch, wenn ich gar nicht mehr da bin...

Meine negativen Gedanken wurden kurzerhand unterbrochen, als sich meine Zimmertür öffnete, doch das interessierte mich nicht weiter.
Ich würde ganz sicher nicht aus meinem Bett herauskommen, das konnte meine Familie sowas von vergessen.
Ich würde erst wieder aus meinem Bett herauskommen, wenn sie mir Lukas wiederbringen. Viel eher würde sie mich nicht wieder zu Gesicht bekommen.

,,Timi? Was ist denn los?'', hörte ich eine piepsige Stimme fragen und bei dieser niedlichen Stimme handelte es sich um keine andere Person als meine kleine Schwester Randi.
,,Es ist nichts.'', nuschelte ich weinend und wischte mir einige Tränen aus dem Gesicht.
,,Natürlich hast du was, du weinst doch.'', stellte sie besorgt fest und riss mir kurz darauf die Decke weg. Ich schaute nur kurz in ihr besorgtes Gesicht, doch wendete sofort den Blick von ihr ab. Sie sollte mich so nicht sehen - auf gar keinen Fall.

,,Tim, was ist denn passiert?'', fragte sie immer noch völlig besorgt nach und setzte sich zu mir ins Bett.
,,Es ist immer noch nichts.'', wiederholte ich und rümpfte die Nase.
Sie sollte sich keine Sorgen um mich machen, das möchte ich nicht. Sie hatte schon genug eigene Probleme und da musste ich sie nicht auch noch mit meinen belasten.

,,Timi, du kannst ruhig mit mir darüber reden. Ich werde Mama schon nichts davon erzählen, keine Angst.'', sagte Randi und griff nach meiner Hand.
,,Und außerdem, ich soll ja auch immer zu dir kommen, wenn ich irgendwelche Problem habe. Und heute drehen wir den Spieß einfach mal um.'', meinte sie aufmunternd und drückte einmal meine Hand. Ich seufzte nur und musste zugeben, dass sie in dieser Hinsicht total Recht hatte.
Ich mein', ich beschwerte mich sonst auch immer darüber, wenn sie nicht von ihren Problemen reden wollte und das lieber für sich behalten möchte. Dabei bin ich selbst noch nicht einmal besser.
Natürlich zwang ich meine kleine Schwester nie dazu, mir alles zu erzählen, denn sie hatte ja auch ihren eigenen Kopf und es war immer noch ihre Sache. Aber ich konnte die kleine Randi einfach nie traurig sehen. Sie ist mit Lukas zusammen einfach mein Ein und Alles.

Sie sah mich erwartungsvoll an und wieder seufzte ich nur.
,,Komm' schon, Timi. Mir kannst du es ruhig erzählen, denn ich behalte es auch ganz sicher für mich - da kannst du dir sicher sein. Ich würde dich nie bei irgendwem verpetzen, egal was du schlimmes gemacht haben solltest.'', lächelte sie mich an und ich schenkte ihr ein leichtes Lächeln zurück.
Irgendwie war ich ihr diese Erklärung ja schon schuldig und anscheinend machte sie sich ja auch ernsthafte Sorgen um mich. Und, wenn ich schon jemanden zum Reden hatte, warum sollte ich dann nicht die Initiative ergreifen? Also eigentlich spricht ja gar nichts weiter dagegen.
Ich atmete einmal tief durch, ging noch einmal tief in mich und erzählte meiner kleinen Schwester dann, was Sache bei mir war und sie hörte mir ganz aufmerksam zu.

-Zehn Jahre später-

,,Papa, guck' mal, wie hoch ich schaukel'!'', rief mein Sohn und ich schaute kurz zu ihm.
Ich lächelte ihn nur breit an und richtete meine Aufmerksamkeit dann wieder auf das Telefongespräch, welches ich mit Benni führte.
Obwohl ich gerade viel lieber meinen Sohn zu gucken wollte, anstatt so ein nervenaufreibendes Gespräch zu führen.

,,Tim, die Sache ist total ernst! Wenn wir nicht bald jemand neues finden, dann war's das mit dem Label, bevor es überhaupt erst richtig losgegangen ist!'', hörte ich Benni aufgebracht durch den Hörer sagen und ich fuhr mir komplett ratlos durch die Haare.
,,Ich mein', Arne hat aufgehört und Marcel nun auch. Stefan haben wir ja jetzt schon mal im Boot, aber der genügt uns ja auch nicht. Wir brauchen mindestens noch einen anderen Künstler.'', erklärte er mir unser Problem nochmal etwas genauer, aber dennoch war ich vollkommen ratlos.
Ja, wir brauchten dringend jemand neues für unser Label, das war mir auch bewusst. Doch das hörte sich alles viel leichter an, als es eigentlich ist.

Es lag nicht an den Künstlern. Viele hatten verdammt gutes Talent und waren auch richtig gut indem was sie machten. Es lag schlicht und ergreifend an Benni und mir.
In dieser Hinsicht hatten wir eindeutig einfach eine so krasse Meinungsverschiedenheit. Desto mehr wir uns damit beschäftigen, desto unerträglicher und nerviger wurde es. Wenn ich einen Rapper mal ziemlich gut und passend für uns fand, fand Benni ihn aber wiederum scheiße und umgekehrt war es genauso.
Tja, die fielen ja auch nicht wie Geld von Bäumen herunter, wie bei Animail Crossing zum Beispiel. Obwohl, dort kam es auch manchmal vor, dass statt Geld ein Bienenstock dort herunterfiel, man von diesen gejagt wurde und man dann ganz schnell in irgendein Haus flüchten musste, bevor man von ihnen zerstochen wurde.
Und so fühlte es sich gerade zwischen mir und Benni an, wenn wir nach einem geeigneten Künstler für unser Label suchten. Wir liefen von Baum zu Baum, rüttelten an diesem und statt Geld kam bei uns immer wieder so ein verkackter Bienenstock herunter und wir fanden kein Haus, in dass wir flüchten konnten, sondern wurden immer wieder und immer wieder von den verfickten Bienen zerstochen.

,,Benni, ich guck' heute Abend im Internet nochmal und wenn ich fündig werde, dann sage ich dir Bescheid, OK?!'', schlug ich seufzend vor, weil mir echt nichts Besseres momentan einfiel.
,,Na gut, mach' das ruhig.'', stimmte er zu.
,,Aber hoffentlich ist es dann auch endlich mal ein Rapper, der mir auch gefällt!'' Mit diesen Worten legte Benni endgültig auf und ich sah verzweifelt auf das Display, bei dem mir mein Hintergrundbild, welches meinen Sohn zeigte, angezeigt wurde.

Ich steckte das Handy wieder weg und vergrub die Hände in meinem Gesicht, während ich einmal laut aufseufzte.
Ich hätte nie in meinem gesamten Leben gedacht, dass es so anstregend sein konnte, einen neuen Künstler für sein eigenes Label zu finden. Im Allgemeinen habe ich mir diese ganzen Sache mit dem Label um einiges leichter vorgestellt, als mir Benni damals von dieser Idee erzählt hatte.
Aber da hatte ich mich gewaltig getäuscht, denn so ein Label beansprucht sehr viel Zeit, Energie und vor allem auch Nerven, was eigentlich gar nichts für so einen faulen Menschen wie mich war. Aber zum Glück hatte Benni schon damals beschlossen, dass er den ganzen geschäftlichen Kram übernehmen würde, damit ich nicht allzu viel Arbeit hatte, weil er auch ganz genau wusste, wie ich in dieser Hinsicht eigentlich drauf war.

,,Äh...entschuldigten Sie, ist alles gut bei Ihnen? Ich störe ja nur ungern', aber Ihr Sohn ist gerade auf einen Baum geklettert und ich habe ihn daruntergeholt, weil er dort nicht mehr herunterkam und nach Ihnen gerufen hat.'', hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir auftauchen und irgendwie kam mir diese Stimme ziemlich bekannt vor. Ich hatte diese schon mal irgendwo gehört, aber ich bin mir nicht mehr ganz so sicher, wo genau das eigentlich war.
Ich schaute auf und vor mir stand ein Mann, ungefähr in meinem Alter und hatte meinen Sohn an der Hand.
Etwas irritiert sah ich ihn an. Irgendwoher kannte ich doch diese Gesichtszüge, die kamen mir so verdammt bekannt vor.

Auch dieser Mann, der Felix immer noch an der Hand hielt, musterte mich ebenfalls etwas verwirrt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Stimme und diese Gesichtszüge schon mal irgendwo gesehen hatte. Aber woher genau war das nochmal?
Hm, die erinnerten mich nur an meinen Exfreund Lukas. Lukas? Nein, das konnte er doch nicht sein! Oder vielleicht doch? Nein, nie im Leben war er das! Was wollte der denn bitteschön ausgerechnet hier in Bielefeld und dann auch noch auf einem Spielplatz?!
Aber vielleicht sollte ich ihn doch mal nach seinen Namen fragen. Wer nicht wagt, der nicht verliert - so wie man immer sagt.

,,Erstmal Dankeschön, dass Sie meinen Sohn da heruntergeholt haben.'', bedankte ich mich lächelnd bei ihm und schaute kurz zu Felix, welcher mich schüchtern angrinste.
,,Ach, das ist doch überhaupt kein Problem für mich gewesen, weil der Baum eh nicht allzu hoch war und ich mein', ich bin ja auch so riesig.'', scherzte dieser Mannlachend und ließ meinen Sohn dann los.
Diese Lache kam mir auch total bekannt vor und ich könnte sie nur einer einzigen Person zu ordnen und diese Person war nun mal mein Exfreund Lukas. Er musste es einfach sein.

Als er sich dann wieder von seinem kleinen Lachflash erholt hatte, lächelte er mich ebenfalls wieder an.
,,Gut, dann störe ich nicht mehr weiter und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.'', verabschiedete er sich dann von mir und wollte gerade losgehen, doch ich hielt ihn am Ärmel seiner Jacke fest, woraufhin er mich nur wieder verwirrt anschaute.
Okay, ich muss ihn jetzt einfach fragen.

,,L-Lukas?'', fragte ich hoffnungsvoll nach und ließ seinen Ärmel los.
Er musterte mich nun auch etwas genauer, dann wurden seine Augen plötzlich ganz riesig und seine Miene erhellte sich. Anscheinend erinnert er sich noch an mich!
,,T-Tim? Bist du es wirklich?'', fragte er völlig fassungslos nach und begann augenblicklich zu grinsen. Oh mein Gott, er ist es wirklich!
Ich erhob mich von der Bank und stand ebenfalls fassungslos vor ihm.

,,Oh mein Gott, das ist echt krass.'', sagte ich völlig verblüfft und konnte einfach nicht glauben, dass er gerade wirklich vor mir stand. Lukas, meine Jugendliebe, stand gerade ernsthaft vor mir und erinnerte sich scheinbar noch an mich.
Ich dachte früher immer, dass er mich schon längst aus seinem Gedächtnis gelöscht hätte, weil er schon damals so ein kleiner Mädchen- und Jungenschwarm war und einfachen jede/n haben konnte. Aber dass er mich doch noch kannte, machte mich einfach verdammt glücklich.
,,Ich kann es kaum glauben, dass du gerade wirklich vor mir stehst.'' Lukas war immer noch total baff davon und berührte mich ganz kurz am Arm, was ein angenehmes Kribbeln durch meinen kompletten Körper trieb.

Wir standen eine Zeit lang so da, uns gegenseitig anstarrend und konnten einfach nicht fassen, dass wir gerade voreinander standen.
So viele Jahre waren seit unserer nicht gewollten Trennung vergangen und dennoch dachte ich fast jeden Tag an ihn.
Wir wurden einfach damals gegen unseren Willen fast schon brutal voneinander getrennt worden und konnten überhaupt nichts dagegen tun. Umso glücklicher war ich aber jetzt, ihn nach all den Jahren endlich wiederzusehen.

,,Hey, hast du vielleicht Lust noch mit zu mir zu kommen? Was trinken, oder so?'', fragte ich zögerlich und er grinste noch breiter.
,,Liebend gerne würde ich das tun.'', bejahte er es immer noch grinsend und ich hätte vor lauter Freude am liebsten einen Sprung in die Luft gemacht, weil Lukas zugestimmt hatte.
,,Gut! Aber wir müssten mit dem Auto fahren, weil ich etwas außerhalb wohne.'', erklärte ich ihm noch und er lachte kurz auf.
,,Hey, ich hab' damit überhaupt gar kein Problem. Vielleicht ist das ja sogar 'ne Chance und ich kann bei dir übernachten.'', erwiderte er darauf immer noch lachend und zwickte mir einmal kurz in die Seite.
,,Damit habe ich zum Beispiel überhaupt kein Problem.'', meinte ich grinsend und holte schon mal meinen Autoschlüssel heraus.

Als wir dann zu dritt zum Auto gingen, sah ich in meinem Augenwinkel, wie mein Sohn, immer wieder, Lukas verwirrt von der Seite musterte.
Logisch, ich hatte auch noch nie etwas von Lukas in seiner Gegenwart erwähnt.
Er wusste zwar, dass ich auf Männer stand und es auch noch keine weitere Frau, außer seine Mama, in meinem Leben gab, aber Lukas' Namen habe ich vor ihm noch nie in den Mund genommen.

,,Das ist ein alter Freund von mir.'', klärte ich ihn dann flüsternd auf, als ich ihm die Autotür aufhielt, damit er einsteigen konnte.
,,Ach so.'', erwiderte mein Sohn nur und grinste Lukas dann an.
Danach stieg ich ebenfalls ein, startete den Wagen und wir fuhren dann auch schon los.

Die Fahrt über schwiegen wir und man hörte nur die Musik, die aus dem Radio tönte.
Aber dennoch sah ich aber, wie Lukas mich immer wieder ziemlich lange von der Seite musterte und mich anlächelte.
Aha, interessant.

Bei mir Zuhause angekommen, lief Felix sofort in sein Zimmer und ich in die Küche, um mir und Lukas jeweils ein Bier herauszuholen.
Ich holte die kalten Biere aus dem Kühlschrank und drehte mich um.
Dabei erschrak ich mich fast zu Tode, weil Lukas plötzlich angelehnt im Türrahmen stand, obwohl er noch bis eben auf meiner Couch im Wohnzimmer gesessen hatte.

,,Oh Gott, erschreck' dich doch nicht so - bin doch nur ich.'', sagte Lukas lachend und ich spürte förmlich, wie mir die Röte nur so ins Gesicht stieß.
,,Ja man, wenn du so unerwartet im Türrahmen stehst!'', verteidigte ich mich und er ging immer noch lachend auf mich zu, um sich eines von den zwei Bieren zu nehmen.
Dabei berührten sich kurz unsere Hände und wieder zog sich ein Kribbeln durch meinen kompletten Körper. Nicht nur er war wiedergekommen, sondern meine früheren Gefühle zu ihm waren auch wieder da.

,,Trotzdem! Ich sehe jawohl nicht aus wie irgendein in Monster, oder?'', fragte Lukas immer noch lachend nach.
,,Nein, du bist schöner denn eh und je!'', erwiderte ich grinsend und musterte ihn noch einmal von Kopf bis Fuß. Er ist in den letzten Jahren echt noch viel schöner geworden.
,,Danke, du aber auch.'', grinste er und ich sah ein Funkeln in seinen Augen.
,,Dankeschön.'', bedankte ich mich ebenfalls grinsend bei ihm und wir gingen zu meinem Balkon, wo wir uns sofort auf den Holzstühlen niederließen.

,,Schönes Haus hast du.'', sagte Lukas dann und schaute sich in der Gegend um.
,,Dankeschön!'', bedankte ich mich und öffnete mein Bier.
,,Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, ausgerechnet hier ein Haus zu bauen?'', fragte er mich interessiert und öffnete sich ebenfalls ein Bier, als ich ihm den Öffner reichte.
,,Ich hab' das Haus von meinem Großvater geerbt und er hat das damals von irgendeinem Hippie abgekauft, der das glaube ich ausgerechnet hier gebaut hat, damit er mehr Verbundenheit mit der Natur und dem Frieden hat. Also, das meinte er zu mindestens damals zu meinem Opa und der wiederum zu mir.'', erklärte ich ihm und er lachte einmal kurz auf.

,,Wow, das ist doch mal ein pauschabler Grund.'', erwiderte Lukas darauf immer noch lachend.
,,Aber es ist wirklich verdammt schön hier. Man hat immer seine Ruhe und dann ist man auch noch so nah am Wald dran. Echt ein wundervoller Ort. Da werde ich ja glatt ein wenig neidisch, weil ich so etwas nicht habe.'', sagte er immer noch lachend und dieses Mal stimmte ich mit ein. Ja, ich konnte mich schon ziemlich glücklich schätzen, dass ich in so einer wunderschönen und vor allem sehr ruhigen Gegend wohnte.

,,Du wohnst anscheinend in einer Wohnung, oder?'', harkte ich nach und er nickte.
,,Normal, wenn man in einer Großstadt lebt.'', sagte er und nippte an seinem Bier.
,,Ach, wo wohnst du denn? Wieder in Bielefeld?'', fragte ich interessiert nach.
,,Ne, in Berlin, seit 'nem Jahr ungefähr.'', antwortete Lukas mir und ich sah etwas geknickt auf das riesige Feld vor uns.
Hm, dann würden wir uns bestimmt nicht wiedersehen, weil Berlin einfach so verdammt weit weg ist. Schade, eigentlich.

,,Und sonst? Was machst du im beruflichen Bereich so?'', fragte mich Lukas dann weiter aus.
,,Joa, ich hab' die Schule geschmissen, als du damals umgezogen bist und jetzt mache ich Musik - also, ich rappe.'', erklärte ich ihm und seine Miene erhellte sich.
,,Wirklich?'', harkte er lächelnd nach und ich nickte.

,,Ich mach' auch Musik, hab' sogar schon zwei Alben herausgebracht und zwei Mixtapes. Und momentan sitze ich gerade an meinem Dritten.'', erwiderte Lukas dann plötzlich und ich verschluckte mich fast an meinem Bier. Was? Er machte Musik? Wie krass ist das denn bitte? Vielleicht gibt es ja doch noch eine gemeinsame Zukunft für uns!
,,Wirklich?'', harkte ich nun fassungslos nach und er nickte.
,,Das ist ja der Wahnsinn!'', sagte ich nun etwas lauter.

,,Hehe, ja...'', machte er und schaute grinsend auf den Boden.
,,Du musst mir unbedingt deine Musik zeigen, weil ich habe ein selbst gegründetes Label mit einem Kumpel zusammen und du würdest bestimmt perfekt da reinpassen.'', erwiderte ich darauf vollkommen aufgeregt, stand auf und ging zu meinem PC.
,,Ja okay, dann komme ich wohl mal.'', hörte ich Lukas lachend vom Balkon aus rufen und er ging mir hinterher.

Und so kam es, dass Lukas mir einige Lieder von ihm zeigte und mir beim Hören der Lieder erklärte, was genau er da eigentlich für eine Art von Rap machte, was mich unfassbar faszinierte.
Ich wusste ja schon immer, dass Lukas irgendwann mal etwas im schauspielerischen oder im musikalischen Bereich machen würde, weil seine Eltern ja auch so veranlagt waren.
Aber dass er unbedingt Rapper wurde, hätte ich nie gedacht. Ich hätte viel eher gedacht, dass er genauso wie sein Vater Schauspieler wurde, aber das mit der Musik war mir auch ganz recht.

Ich schaute ihn grinsend von der Seite an und sah ihm dabei zu, wie er sich gerade ein Musikvideo von Blood Demons ansah.
Und dabei fiel mir auf, dass er immer so ein Funkeln in den Augen hatte, wenn er ausgerechnet mich sah. Dieses Funkeln erinnerte mich an früher, als wir noch zusammen waren, denn da hatte er dieses auch immer in meiner Nähe gehabt. Ob er vielleicht immer noch in mich verliebt ist?
Nein, das ist völliger Quatsch, was ich hier wieder denke! Lukas ist bestimmt schon seit Jahren über mich hinweg und wollte bestimmt nur noch mit mir befreundet sein. Wenn überhaupt.
Und sicherlich war er schon längst vergeben. Ich sollte mir am Besten keine falschen Hoffnungen diesbezüglich machen, bevor ich mich selbst enttäuschte.

Als das Video vorbei war, drehte Lukas seinen Kopf zu mir und lächelte mich an.
,,Hört sich ziemlich cool und fett an.'', sagte er daraufhin nur grinsend.
,,Dankeschön!'', grinste ich und trank den letzten Schluck meines Bieres aus.

,,Oh, mein Bier ist leer.'', erwiderte ich darauf nur und Lukas lachte kurz auf.
,,Vielleicht solltest du dir ein neues holen.'', schlug er grinsend vor und zwickte mir mal wieder in die Seite.
,,Werde ich auch machen. Möchtest du auch noch eins?'', fragte ich und deutete auf seine leere Flasche.
,,Klar.'', stimmte er zu und ich stand auf, um uns neue Biere zu holen.
Als ich wiederkam, überreichte ich Lukas das schon geöffnete Bier und setzte mich wieder auf meinen Stuhl.

,,Du, Timi?'', fragte Lukas dann plötzlich zögerlich und ich sah ihn fragend an, während ich einen Schluck von meinem Bier nahm.
,,Also...ich weiß ja, dass es mich eigentlich nichts angeht. Aber...wie ist das mit deinem Sohn passiert? Also...nimm das jetzt nicht persönlich, aber du warst doch eigentlich schon immer schwul, oder?'', fragte er immer noch genauso zögerlich wie eben nach und nahm danach einen großen Schluck von seinem Bier.
Och Gott...

,,Ach so. Joa...der ist halt entstanden, als ich total auf Drogen war und überhaupt nichts mehr mitbekommen habe. Ich war so dicht, sodass ich noch nicht einmal wusste, dass ich gerade 'ne Frau bumse und na ja, sie war halt auch mega drauf und so kam es halt, dass wir das Kondom beim Sex vergessen haben und er eben entstanden ist.'', erklärte ich ihm und Lukas sah mich mit großen Augen an.
,,Und seine Mutter? Was ist mit der?'', fragte er dann weiter nach und sah mich gespannt an.
,,Die hatte mir dann von der Schwangerschaft erzählt, weil sie von irgendwem meine Nummer bekommen hatte. Aber sie meinte, dass ich meinen Sohn nicht sehen darf, was mir dann aber auch relativ egal war. Und dann hat sie irgendwie meine Adresse herausgefunden und mir Felix eines Tages einfach so vor die Tür gesetzt, wie bei einem Kinderheim. Keine Ahnung, was die jetzt so treibt. Das Einzige was ich weiß ist, dass sie mit irgendeinem anderen Typen nach Amerika ausgewandert ist. Ich hab' schon seit Jahren nichts mehr von ihr gehört und bin auch ziemlich froh darüber, keinen Kontakt mehr mit ihr zu haben.'', klärte ich ihn weiter über meinen Sohn auf und ich hörte, wie er einmal erleichtert ausamtete. Warum das denn?
Normalerweise waren die Leute immer sehr erschüttert von dieser Story und wünschten sich, dass Felix' Mutter doch lieber hier in Deutschland ihm zu liebe geblieben wäre. Aber Lukas schien es wohl gut zu finden, dass sie doch nicht mehr hier war. Ob er doch noch etwas für mich empfindet?

,,Und sonst? Hattest du nach mir noch andere Beziehungen?'', fragte Lukas mich dann weiter aus und ich musste wegen seinen ganzen Fragen etwas schmunzeln. Auf irgendwas wollte er doch hinaus.
,,Nach dir hatte ich noch zwei andere Beziehungen. Aber diese waren das reinste Chaos und alles andere als perfekt. Die kamen halt irgendwann einfach nicht mehr mit mir klar, weil ich ja so meine psychischen Probleme habe - wie du ja weißt. Und dann hab' ich mich halt nur noch mit denen am Ende der Beziehung gestritten, bis dann endlich ein Schlussstrich gezogen und die Beziehung endgültig beendet wurde. Meinen letzten Freund hatte ich vor fast vier Jahren und ansonsten nur irgendwelche Affären, sonst nichts.'', erzählte ich ihm, trank von meinem Bier und er nickte verstehend.
,,Und du?'', drehte ich den Spieß endlich mal um.

,,Ich hatte so wirklich nur eine Beziehung nach dir, weil du mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wolltest. Keine Ahnung, aber ich denke heutzutage immer noch an dich und wie schön das Alles doch mit dir eigentlich war. Es gab keinen anderen Mann mehr in meinem Leben, der solche Gefühle in mir ausgelöst hat wie du.'' Ich rückte nach seinen Worten mit meinem Stuhl näher zu ihm und legte mein Bein auf seines.
,,Mir geht es genauso, Lukas. Kein Mann auf dieser ganzen Welt hat je in mir so viel Liebe ausgelöst, wie du es damals immer wieder bei mir getan hast. Ich denke auch noch heutzutage an dich, weil ich einfach nie wirklich mit dir abschließen konnte.'', flüsterte ich ihm entgegen und kam seinem Gesicht näher. Er nickte, umfasste mein Gesicht mit seinen Händen, um dann endlich wieder unsere Lippen miteinander zu vereinen.
Sofort überkam mich eine Welle des Glücks, mein Herzschlag beschleunigte sich um das Dreifache und mein ganzer Körper kribbelte wie verrückt. Seine Lippen fühlen sich noch genauso gut an wie früher - wenn nicht sogar noch viel weicher und zarter. 
Als wir uns voneinander gelöst hatten, lächelten wir uns an und ich rückte nun endgültig auf seinen Schoß.

,,Ich liebe dich noch genauso sehr wie damals, Timi.'', flüsterte Lukas nur lächelnd gegen meine Lippen und legte seine Hände an meine Hüfte.
,,Ich dich auch, Lukas.'' Ich legte meine Hände in seinen Nacken und vereinte wieder unsere Lippen miteinander.
Du fühlst dich noch genauso gut an wie vor zehn Jahren.

Und so kam es, dass Lukas und ich wieder ein Paar wurden.
Ich stellte ihn Benni vor und wir nahmen ihn bei Blood Demons augenblicklich unter Vertrag. 
Zudem zog Lukas auch noch zu mir nach Bielefeld und seitdem sind wir mit meinem Sohn zusammen eine sehr glückliche Familie.
Ich war glücklicher denn eh und je und das sollte sich auch nie wieder ändern.

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