Trost
-Lukas' Sicht-
Nervös und besorgt zugleich fuhr ich mit dem Auto Richtung Bielefeld.
Meine Hände begangen von Kilometer zu Kilometer immer mehr zu schwitzen und ich hatte so Angst, dass sie mir jeden Moment vom Lenkrad abrutschen würden, weil sie eben so unfassbar feucht waren.
Ebenso wurde ich immer besorgter und besorgter, desto näher ich Timis Haus kam.
Seit fast vier Wochen hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Er hatte mich weder angerufen, noch mir eine Nachricht geschickt. Noch nicht einmal auf seinen sozialen Netzwerken war er mehr aktiv.
Anrufe nahm er gar nicht erst entgegen - noch nicht einmal auf seinem scheiß Festnetz. Und auf meine ganzen, unzähligen Nachrichten reagierte er überhaupt nicht und sie wurden noch nicht einmal zugestellt.
Seit fast vier Wochen zeigte mir sein Online-Status immer das gleiche beschissene Datum und die gleiche beschissene Uhrzeit an.
Ich hatte jede erdenkliche Person gefragt, ob sie denn wüsste, was mit Timi los sei und wo er denn bloß stecken könnte.
Erst Marcel, dann ein paar Freunde und Bekannte von ihm, die ich von seinen Geburtstagsparty kannte, seine Geschwister, seine Freundin. Selbst seine Mutter hatte ich extra angerufen und gefragt, ob sie denn wenigstens wüsste, was mit ihrem Sohn los sei und wo zur Hölle er bloß abgeblieben ist.
Doch Fehlanzeige. Niemand konnte mir sagen, was mit Timi passiert war. Es war einfach so, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden und würde nie wieder auftauchen.
Ich hatte echt verdammte Angst um Timi. Ich hoffe echt, dass er sich nichts getan hatte und nicht seit vier Wochen irgendwo völlig leblos rumlag.
Da Timi sehr weit abgelegen wohnte und sein nächster Nachbar mehrere Kilometer entfernt lag, würde man ihn also nicht allzu schnell finden. Selbst, wenn seine Leiche anfangen würde zu stinken, würden dies nur seine Haustiere riechen.
Die Gedanken an einen toten Timi taten echt verdammt weh und ich bekam Tränen in den Augen. Meine Sicht verschwamm kurz und ich wischte mir schnell die Tränen weg, um mich weiter auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.
Er wird schon nicht tot sein, keine Angst. Hoffentlich.
An Tims Haus angekommen, parkte ich sofort mein Auto und stieg daraufhin auch schon augenblicklich aus.
Das Gras war extrem hochgewachsen und erreichte schon fast meine Knie. Anscheinend hatte Timi in dieser Zeit noch nicht einmal das Haus verlassen.
Diese Erkenntnis schockte mich sehr. Hoffentlich hatte er sich wirklich nichts angetan.
Ich ging die Treppen hoch zu seinem Haus und zückte aus meiner Hosentasche den Zweitschlüssel heraus. Timi hatte mir diese irgendwann mal gegeben - keine Ahnung warum.
Vielleicht aber, damit ich in solchen Situationen, wie jetzt eben, jeder Zeit reinkommen konnte.
Ich öffnete die Haustür und sofort kam mir ein widerlicher Gestank entgegen. Puh, hier stinkt es aber echt gewaltig. Das grenzt ja fast schon an Körperverletzung, was sich meine Nase da eigentlich antun muss.
Der Gestank war eine ekelige Mischung aus Schweiß, Marihuana, Rauch, Kot und Pisse. Letzteres wahrscheinlich viel eher wegen seinen Haustieren, die er zu dieser Zeit nicht herausgelassen hatte beziehungsweise nicht oft genug mit ihnen rausgegangen war.
Angewidert verzog ich das Gesicht und öffnete erst einmal ein paar Fenster, damit hier mal wieder vernünftige Luft rein kam.
Augenblicklich kam mir Heisenberg entgegen gerannt und ich war sichtlich geschockt, als ich ihn sah. Der sonst so bummelige Hund, welcher von Timi ordentlich verwöhnt wurde, war auf einmal spargeldünn. Auch Gustavo gesellte sich zu uns und sah ebenfalls gleich aus.
Was ist denn bloß schreckliches passiert, dass Timi selbst seine Haustiere vernachlässigt und ihnen keinerlei Beachtung schenkt? Zwar hatte Timi hin und wieder mal seine depressiven Phasen, hat aber in diesen nie seine Haustiere vernachlässigt.
Ich ging in die Küche und gab den Tieren erst einmal ordentlich Trinken und Futter.
,,Was ist eurem Herrchen bloß schreckliches passiert, dass selbst ihr darunter leiden müsst?'', fragte ich die Tiere, so als könnten sie mir eine Antwort auf meine ganzen, unzähligen Fragen geben.
Ich blickte mich in der Küche um und war nach wie vor vollkommen geschockt.
Dreckiges Geschirr, verschimmeltes Essen und wie zu erwarten hatten die Tiere hier ordentlich ihr Geschäft verricht. Aber übel nehmen konnte man es ihnen nicht, denn, wenn man kaum oder gar nicht raus gelassen wurde, dann blieb einem wohl nichts anderes weiter übrig.
Ich seufzte nur, füllte die Näpfe noch einmal nach und schaute mich dann weiter in Timis Haus um.
Im Bad kam mir fast mein Frühstück wieder hoch, weil es hier ebenfalls so widerlich roch. Ich öffnete das kleine Fenster und mein Blick fiel ins Waschbecken. Selbstverständlich war ich wie immer geschockt über das, was mir da geboten wurde.
Im Waschbecken lag ein riesiger brauner Haarbüschel. Das konnten ja nur Tims Haare sein. Neben dem Waschbecken sah ich noch einen angeschlossenen Rasierer liegen und der Spiegel, der über dem Becken hing, war etwas kaputt.
Warum hatte er sich seine Haare abrasiert? Und warum hatte er den Spiegel kaputt gemacht? So viele Fragen schwirrten mir gerade durch den Kopf und ich wusste nicht so recht, was ich von all dem eigentlich denken sollte.
Ich zog den Rasierer aus und entsorgte die Haare. In der Dusche fand ich noch ein paar Haare und mein Blick blieb die ganze Zeit über gleich.
Ich konnte nicht wirklich realisieren, was hier gerade alles abging. Tim vernachlässigte seine Haustiere, es stank hier so, als wären hier tausende von Stinkbomben hineingeschmissen worden und zudem hatte er sich auch noch seine wunderschönen Haare abrasiert.
Ich kannte das ja schon mit Tims depressiven Phasen, aber dass er sich so dabei benimmt, war mir komplett neu. Wenn er mal wieder so drauf war, dann war er für einige Tage nicht erreichbar, aber rief mich dann irgendwann an, ich fuhr meistens zu ihm nach Bielefeld und blieb dort für einige Tage, lenkte ihn ab und tröstete ihn.
Aber das, was hier gerade alles passierte, hatte ich noch nie erlebt. Was ist denn bloß passiert?
Ich kam an Tims Schlafzimmer an und vernahm ein leises Schluchzen. Erleichtert atmete ich aus. Zum Glück wusste ich jetzt, dass er noch lebte.
Ich legte meine noch immer schwitzige Hand auf die Türklinke und öffnete diese langsam. Sofort verstummte Tims Schluchzen und ich blickte mich nur im Raum um. Natürlich war ich nach wie vor schockiert.
Zigarettenstummel lagen auf dem Boden, leere Verpackungen von Essen ebenfalls, hier stank es ebenso wie sonst was, kaputte Glasflaschen und auch Timis geliebte Bong war in tausende Teile zerschmettert worden.
Dann glitt mein Blick zu Timi, den ich gar nicht sah.
Wie ich es schon kannte und gewohnt war, lag er eingerollt unter seiner Bettdecke und man sah überhaupt nichts von ihm hervorblitzen.
Aber der Rest, der sich um das Bett herum abspielte, kannte ich überhaupt nicht. Es musste echt was ganz Schreckliches passiert sein.
Langsam ging ich zu seinem Bett und ließ mich auf der Bettkante nieder. Sanft strich ich über seinen Körper und wieder fing er an zu weinen.
,,Sh Kleiner...ich bin ja da.'', flüsterte ich, griff unter die Bettdecke und suchte nach Tims Hand. Als ich diese fand, legte ich meine Hand auf seine und strich sachte ihm über den Handrücken. Mit der anderen Hand strich ich weiterhin über seinen Körper.
,,Ich bin bei dir, keine Angst.'', sagte ich leise und vernahm ein Nicken.
Ab da blieb es ruhig und ich streichelte Timi weiter, während er immer mehr und mehr weinte. Der Arme.
,,L-Lukas?'', brach er dann die kurzzeitige Stille zwischen uns.
,,Ja?'', machte ich nur und Timi lugte aus seiner Bettdecke hervor. Ich musterte ihn und es verpasste mir ein Stich in mein Herz, als ich ihn so sah.
Seine Augen waren ganz rot und voller Tränen, an seinen Wangen klebten getrocknete Tränen, er war noch viel dünner geworden, sodass ich jeden seiner Knochen sehen konnte und seine Haare waren fast genauso kurz wie die von Benni.
Ich nahm meine Hand, welche noch bis eben auf seiner gelegen hatte und strich ihm über sein blasses, aber trotzdem so schönes Gesicht.
,,Was ist denn passiert?'', fragte ich besorgt nach und Timi brach erneut in Tränen aus. Scheiße. Ich schloss ihn in meine Arme und er schmiegte sich an mich.
,,Sh...bleib' ruhig.'', flüsterte ich beruhigend in sein Ohr und strich ihm sachte über den Rücken.
,,S-Sie...hat es wieder getan. D-Direkt vor meinen Augen und s-sie...hat...auch nicht aufgehört, als sie mich bemerkt hat.'', stotterte er schluchzend und krallte sich in mein T-Shirt. Augenblicklich veränderte sich meine Miene und ich wurde wütend. Hatte dieses Drecksweib ihn doch ernsthaft wieder mit einem Anderen betrogen.
Ich streichelte Timi wieder eine Zeit lang, bis er sich, dann nach kurzem Schweigen, von mir löste.
,,Die Alte ist doch bescheuert.'', sagte ich wütend und Timi nickte zustimmend.
Ich konnte seine Freundin schon von Anfang nicht ausstehen und hasste dieses Weib einfach. Sie war so unfassbar arrogant und fühlte sich so toll, nur weil ihr Vater reich war und sie von ihm alles mögliche in den Arsch gesteckt bekam.
Zwar war sie echt verdammt hübsch, wenn ich das so sagen durfte, aber sie hatte noch viel weniger IQ als ein zerrotztes Taschentuch, welches im Mülleimer lag. Zudem verletzte sie auch noch meinen Timi und das machte sie noch viel unsympathischer.
Nein, ich konnte diese Frau einfach nicht ausstehen - zumal Timi sie liebte und mich nicht.
Tim legte sich wieder hin und vergrub sich in seiner Decke. Er sah mich nachdenklich an und ich legte wieder meine Hand auf seine.
,,Lukas?'', fragte er wieder.
,,Ja?'', machte ich nur.
,,K-Kannst du...ähm...dich zu mir legen?'', fragte er schüchtern nach und ich nickte. Ich zog mich sofort bis auf T-Shirt und Boxershorts aus und legte mich zu Timi ins Bett.
Ich lächelte ihn an und strich ihm übers Gesicht. Er lächelte ebenfalls, doch brach kurz darauf wieder in Tränen aus. Natürlich handelte ich schnell und hob meinen Arm nach oben.
,,Komm' her, Kleiner.'', befahl ich ihm sanft und zog ihn zu mir. Timi legte seinen Kopf auf meiner Brust ab und sah dankend zu mir hoch.
Ich wusste auch nicht so recht, was in diesem Moment in mir vorging, aber ich gab Timi einen Kuss auf die Stirn. Im selben Atemzug wollte ich mir am liebsten selbst dafür eine klatschen, aber es schein Timi nichts großartig auszumachen, da er sich noch viel mehr an mich kuschelte.
Nochmal Glück gehabt.
,,Danke.'', nuschelte Timi in mein T-Shirt.
,,Für dich doch immer.'', flüsterte ich und küsste seinen Kopf.
Danach war erneutes Schweigen angesagt, doch ich brach es nicht, da ich wusste, dass Timi die Ruhe in solchen Moment mochte und er schon etwas sagen wird, wenn er darüber reden wollte.
Ich strich weiterhin über seinen dürren Körper und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr, während Timi immer mehr und mehr weinte und mein Herz immer mehr und mehr brach.
Für Ausstehende würde das Ganze hier wahrscheinlich ziemlich merkwürdig wirken. Selbstverständlich tröstete man seinen besten Freund in solchen Situationen, aber man küsste ihn nicht, kuschelte auch nicht so intensiv mit ihm und streichelte ihn erst recht auch nicht am ganzen Körper.
Aber irgendwie schien es zurzeit die beste Lösung zu sein, um ihn ruhig zu kriegen. Ich wusste doch nur zu gut, wie sehr sich Timi nach so etwas sehnte. Timi hatte mir schon so oft erzählt, wie sehr er sich eigentlich nach Treue sehnt und einfach nur vom Herzen geliebt werden möchte. Ich könnte ihm das Alles geben.
Seine ehemaligen Beziehungen waren eh nie die Besten gewesen.
Anfangs waren die Beziehungen immer noch vollkommen OK, aber nach und nach begangen die Weiber damit, Timi zu hintergehen, ihn zu belügen und zu betrügen.
Wenn Timi das dann erstmal herausfand, dann fiel er in seine depressiven Phasen und in ein sehr tiefes schwarzes Loch. Und dann dauerte es meistens ewig, bis man ihn dort wieder herausgeholt hatte.
Dieser Mann musste echt schon einiges in seinem Leben durchmachen.
Seine Kindheit war echt nicht atemberaubend gewesen und war alles andere als eine Bilderbuch-Kindheit. Desto älter er wurde, desto schlimmer wurde es.
Seine Eltern hatten sich seitdem er überhaupt denken konnte, nur gestritten und gegenseitig fertig gemacht, sich kaum um ihn und seine Geschwister gekümmert und waren im Allgemeinen alles andere als gute Eltern gewesen.
Sein Vater, der regelmäßig zu Alkohol griff, hatte seine Mutter ständig irgendwelche Vorwürfe gemacht, sie des öfteren auch mal geschlagen und als Timi dann ungefähr elf war, fing sein Vater auch bei ihm damit an, regelmäßig Gewalt auszuüben.
Seine Mutter konnte nicht viel dagegen unternehmen, so gerne sie es auch damals wollte und heutzutage auch zutiefst bereute, denn entweder saß sie heulend in irgendeiner Ecke, griff zu Alkohol und Drogen oder war einfach nicht Zuhause.
Als seine Mama dann endlich die Schnauze voll hatte, zog sie mit ihm und seinen Geschwistern zusammen in ein Frauenhaus. Und genau zu diesem Zeitpunkt fingen Timis Depressionen und sein Drogenkonsum an.
Während sich seine Mutter immer mehr besserte, fiel er immer tiefer in das Loch, in welches sie zunächst drin gesteckt hatte. Ebenso wurde er immer schlechter in der Schule und brach diese schlussendlich auch ab, weil er das einfach nicht mehr konnte. Dass er keinen Schulabschluss hat, machte ihn heutzutage immer noch ab und zu mal fertig, obwohl es doch gar nicht mal so schlimm war und auch seinen berechtigen Grund hatte.
Dann kamen noch seine ganzen Freundinnen dazu, die ihn ständig betrogen, der Tod seines Großvaters, welcher ihm sehr nahe stand und da gab es noch viele weitere Dinge, die sein Leben so sehr fickten.
So viel musste dieser Kerl schon durchmachen und daran denken zu müssen, tat echt verdammt weh.
Timi hatte das Alles überhaupt nicht verdient. Er war doch so ein netter und liebevoller Mensch und hatte noch nie jemanden etwas Böses getan. Also, warum bestrafte man ihn dann so? Ich verstand das überhaupt nicht.
Warum traf es nicht die Menschen, die es eigentlich am meisten verdient hätten? Warum war das Leben manchmal so unfair und scheiße?
So viele Fragen schwirrten mir momentan durch den Kopf und ich verstand einfach nicht, womit Timi das Ganze eigentlich verdient hatte.
,,Ich hör' dein Herz schlagen.'', riss mich seine Stimme plötzlich aus meinen Gedanken.
,,Wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre.'', sagte ich lachend und Timi nickte.
,,Das stimmt, Lukas.'', murmelte er leise und lächelte.
,,Weißt du, ich höre dein Herz gerne schlagen, weil ich dann weiß, dass du noch existierst und ich bin sehr froh über deine Existenz.'', fügte er noch hinzu und legte seine Hand in der Nähe meines Herzens ab. Wie süß Timi manchmal ist. Okay, was heißt manchmal, eigentlich ist er immer süß.
Ich wusste ganz genau, warum ich mich in diesen Mann verliebt habe.
,,Ich bin auch froh über deine Existenz.'', erwiderte ich grinsend und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf.
,,Wirklich?'', harkte Timi skeptisch nach und ich nickte augenblicklich.
,,Warum sollte ich nicht? Du bist der beste Freund, den man sich überhaupt nur wünschen kann und ein wundervoller Mensch noch dazu. Also wer nicht froh darüber ist, dass du existierst, der ist doch total bescheuert im Kopf.'' Ich lächelte noch breiter und auch Tims Gesicht zierte nun ein Lächeln.
,,Danke, Lukas.'', flüsterte er leise und schlang seine Arme um meinen Bauch. Ich strich über seinen Arm und war einfach nur glücklich darüber, hier mit ihm liegen und ihn in meinen Armen halten zu können.
Eine Zeit lang blieb es ruhig zwischen uns und ich streichelte Timi weiterhin.
Es wunderte mich schon etwas, dass er mich noch nicht auf meinen zu schnellen Herzschlag angesprochen hatte. Vielleicht dachte er auch nur, dass es die Aufregung sei, die mein Herz so schnell schlagen ließ. Aber da täuschte er sich gewaltig, denn nur er und seine Nähe allein' waren Schuld daran, dass mein Herz so extrem wie dass eines Kaninchens schlug.
Ich verlor keinen weiteren Gedanken daran, was Timi wohl über meinen Herzschlag dachte, sondern genoss einfach die Zweisamkeit mit ihm.
Es fühlte sich einfach so verdammt richtig an, hier mit ihm in meinen Armen zu liegen und ihn zu streicheln. Ich würde das am liebsten bis an mein Lebensende machen.
Aber viel lieber würde ich noch viele andere Dinge tun, als ihn zu streicheln und ihn nur in meinen Armen liegen zu haben.
Ich würde ihn am liebsten jetzt küssen, meine Hände seinen ganzen, dünnen Körper entlangfahren lassen, mich weiter runterarbeiten, dann seine Boxershorts ausziehen und seinen Schwanz...ich konnte mein heißes Kopfkino gar nicht weiterführen, da mich Timi erneut aus meinen Gedanken riss.
Timi befreite sich aus meinem Griff, setzte sich aufrecht hin und starrte an die Schlafzimmertür. Ich setzte mich ebenfalls aufrecht hin und rückte unauffällig etwas näher zu ihm.
Er starrte ziemlich gespannt auf die Schlafzimmertür, was mich darauf schließen ließ, dass er sicherlich über irgendetwas nachdachte. Bestimmt dachte er gerade an sie.
Dieser Gedanke verpasste mir einen Stich in mein Herz, denn es schmerzte einfach viel zu sehr, ständig daran denken zu müssen, dass Timi sich wahrscheinlich nie in mich verlieben würde. Timi war vollkommen hetero und das musste ich halt eben akzeptieren. Auch, wenn es mir nicht gerade leicht fiel.
Ich blickte diesen wunderschönen Mann von der Seite an und merkte, wie sich erneut Tränen in seinen Augen sammelten.
Ich reagierte natürlich sofort und schloss ihn wieder in meine Arme.
,,Bleib' ruhig, Timi. Ich bin bei dir, keine Angst.'', flüsterte ich in sein Ohr und strich ihm beruhigend über den Rücken.
,,Lukas?'', fragte Timi und ich gab wie immer die gleiche Antwort von mir.
,,Würdest du mich je für irgendwas hassen?'', fragte er schluchzend nach und ich wischte ihm einige Tränen aus dem Gesicht.
Wie könnte ich diesen Mann nur jemals hassen? Er ist einfach alles für mich.
,,Tim, ich würde niemals auf die Idee kommen, dich zu hassen.'', antwortete ich wahrheitsgemäß.
,,Wirklich nicht?'', harkte er unsicher nach und löste sich von mir. Ich nahm nur sein Gesicht in meine Hände und sah ihm tief in die Augen.
,,Wirklich, Tim. Ich würde dich für nichts auf der Welt hassen, egal was du getan hast oder gar tun wirst. Du bist alles für mich und ich würde nie in meinem gesamten Leben auf die Idee kommen dich zu hassen.'', sagte ich in einem ernsten Ton und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Keine Ahnung, was in diesem Moment mit mir los war. Ich wusste ja, dass ich in Timi verliebt bin, aber anscheinend hatte ich meine Gefühle gerade nicht wirklich unter Kontrolle und tue irgendwelche Dinge, die meine Gefühle einfach so fabrizieren.
Natürlich kam ich mir im nächsten Moment wieder total bescheuert dabei vor, weil ich Timi so behandelte, als wäre er mein fester Freund. Obwohl diese Vorstellung schon recht schön wäre.
Aber anscheinend schien es auch dieses Mal Timi nichts großartig auszumachen, denn er lächelte mich an und legte seine Hände auf meine, weshalb diese angenehm zu kribbeln begangen.
,,Weißt du Lukas, eigentlich habe ich Sarah gar nicht mehr wirklich geliebt.'', gab Timi plötzlich zu und ich schaute ihn leicht verwundert an.
,,Wieso das denn nicht?'', fragte ich meinem Gesichtsausdruck entsprechend nach und versuchte meine Glücklichkeit so gut wie es eben ging, zu verstecken. Nicht, dass er noch ahnte, dass ich auf ihn stand und insgeheim ziemlich froh darüber war, dass er dieses Biest nicht mehr liebte.
,,Keine Ahnung. Ach, eigentlich hab' ich all meine Freundinnen nie wirklich geliebt. Das hat sich immer so falsch mit denen angefühlt - keine Ahnung...so fremd halt.'', erklärte er mir und ich nickte, aber trotzdem war ich verwirrt. Was meinte er wohl damit, dass es sich so falsch und fremd mit seinen ganzen Freundinnen angefühlt hatte? Und warum sollte ich ihn genau deswegen hassen? Hoffentlich klärte Timi mich noch auf.
Es blieb mal wieder eine Zeit lang ruhig zwischen uns und wir schauten uns nur gegenseitig in die Augen. Ich liebte seine Augen, sie sind einfach so wunderschön.
Doch plötzlich räusperte sich Timi und löste sich aus meinem Griff.
Etwas traurig sah ich ihn an, doch war gespannt darauf, was nun folgen würde.
,,Lukas, ich muss dir was beichten.'', nuschelte er leise und schaute von der Bettdecke auf.
,,Was denn?'', fragte ich besorgt nach und strich ihm über seine wenigen Haare.
,,A-Also eigentlich stehe ich gar nicht auf Frauen, sondern auf Männer halt - also...einen Mann.'', vertraute Timi mir an und meine Augen weiteten sich augenblicklich. Er ist schwul?
,,Du bist schwul?'', fragte ich leicht geschockt nach und er nickte leicht verlegen.
,,Also falls du damit ein Problem haben solltest, dann kannst du auch gerne gehen und ich würde die Band...'', weiterkam er nicht, da ich ihn sofort unterbrach.
,,Quatsch keinen Mist, Tim! Ich wäre die letzte Person auf diesem Planeten, die mit deiner Homosexualität irgendein Problem hätte. Ist doch völlig OK und normal, dass du auf Männer stehst. Dafür brauchst du dich doch nicht schämen und vor allem nicht bei mir.'', sagte ich dann lächelnd und Timi sah mir wieder in die Augen.
,,Danke, Lukas.'', bedankte er sich erleichtert und umarmte mich einmal.
,,Dafür doch nicht.''
Er löste sich wieder von mir und lächelte mich an. Es ist so toll zu sehen, dass er so glücklich ist. Und es freute mich natürlich umso mehr, dass ich es mal wieder geschafft habe, ihn so glücklich zu machen.
Aber eine Sache blieb mir trotzdem im Gedächtnis. Ich musste nämlich unbedingt wissen, wer dieser mysteriöse Mann war, auf den Timi stand.
,,Wer ist eigentlich der Glückliche, auf den du stehst?'', fragte ich grinsend nach, obwohl es mir innerlich das Herz zerbrach, dass Timi vielleicht bald wieder in einer Beziehung sein und diese höchstwahrscheinlich nicht mit mir sein würde.
,,Also, ich hab' ihn vor fast sechs Jahren kennengelernt. Ich liebe ihn schon, seitdem ich ihn das erste Mal in meinem Leben gesehen habe. Es ist wie Liebe auf den ersten Blick gewesen.'', erzählte er mir und seine Mundwinkel zuckten nach oben.
,,Und weiter? Warum hattest du denn noch deine ganzen Freundinnen, wenn du eh wusstest, dass du ihn liebst und auf Männer stehst?'', fragte ich irritiert nach.
,,Na ja, ich wollte es halt Anfangs nicht wahrhaben, dass ich mich in einen Mann verliebt habe und eigentlich schwul bin, weil ich mich eben noch nie wohl bei Frauen gefühlt habe und dieser Typ dann Gefühle in mir ausgelöst hatte, die ich bis dato noch nie irgendwo bei irgendwem gefühlt habe. Ähm...also habe ich mir halt irgendwelche Frauen gesucht, um nicht mehr an ihn denken zu müssen. Doch diese haben dann wiederum damit angefangen, mich zu betrügen und zu belügen, weil ich ihnen eben nicht das geben konnte, wonach sie sich so sehr sehnten - also, Sex halt, versteht sich. Und dann bin ich halt immer wieder in mein tiefes schwarzes Loch gerutscht, wie du ja weißt. Ich habe halt immer mehr gemerkt, dass mich nie im Leben jemand von Herzen lieben wird oder mich gar so akzeptieren wird, so wie ich nun einmal bin. Ich mein' Lukas, schau' mich doch mal an. Wer verliebt sich denn schon freiwillig in so jemanden wie mich? Richtig, niemand.'', erklärte Timi mir, seufzte und bekam erneut wieder Tränen in den Augen. Oh mein Gott, mein armer Timi.
In wen auch immer sich Timi da verliebt hatte, aber dieser Typ ist doch echt bescheuert, dass er diese Chance nicht ergreift und mit ihm eine Beziehung eingeht.
Wenn Timi mich fragen würde, ob ich mit ihm zusammen sein möchte, dann würde ich natürlich keine Millisekunde zögern, sondern sofort einwilligen.
,,Tim, glaub' mir, es gibt bestimmt jemanden da draußen, der Alles an dir liebt.'', versuchte ich ihn aufzumuntern, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.
,,Nein Lukas, so eine Person gibt es nicht und wird es auch nie geben. Wie gesagt, schau' mich doch mal an. Ich bin ein totaler Junkie, null attraktiv und komme doch gar nicht von meinen verdammten Drogen los. Dazu habe ich auch noch Depressionen, Borderline und 'ne Essstörung. Ich lisple, sehe alles andere als schön aus und mein Charakter ist auch nicht gerade der Schönste. Lukas, niemand tut sich sowas wie mich freiwillig an. Die ganzen Frauen sind nicht ohne Grund weg gerannt, als sie mein wahres Ich kennengelernt haben.'', widersprach er mir und ich funkelte ihn nur wütend von der Seite an. Ich hasste es, wenn Timi so über sich dachte und sprach. Er ist doch so viel mehr als das.
,,Timi, glaub' mir doch einfach mal, dass es wirklich eine Person da draußen gibt, die dich genauso liebt, so wie du nun mal bist. Klar, du hast deine Probleme, aber das macht dich doch nicht zu einem schlechten Menschen. Und scheiß doch mal auf deinen verdammten Sprachfehler, der fällt doch fast gar nicht auf und um ehrlich zu sein, finde ich ihn ziemlich süß. Und für mich bist du der schönste Mensch, den ich je in meinem Leben gesehen habe und dein Charakter ist auch alles andere als scheiße, denn er ist wundervoll und du sollst ihn gefälligst auch behalten und dich für niemanden verändern. Ich habe mich nicht ohne Grund in dich verliebt, Timi.'', sagte ich dann vollkommen in Gedanken verloren, doch schlug mir beim letzten Satz augenblicklich die Hand vor den Mund. Fuck, oh nein, das hatte ich doch nicht gerade ernsthaft gesagt, oder? Oh Gott, hoffentlich hat Timi diese Worte überhört.
Timi schaute mich nur leicht erschrocken an und ich wollte am liebsten im Erdboden versinken und nie wieder auftauchten. Scheiße, ist das vielleicht peinlich.
,,Du liebst mich?'', harkte Timi dann unsicher nach und ich nickte verlegen.
,,Wie lange das denn schon?'', fragte er und legte seine Hand auf meine. Sofort kribbelte es in meinem ganzen Körper und meine Mundwinkel zuckten kurz nach oben.
,,Seitdem ich dich das erste Mal in meinem Leben gesehen habe.'', gab ich wahrheitsgemäß zu und sah in meinem Augenwinkel, wie Timi anfing zu grinsen.
,,Süß.'', meinte er grinsend. Wirklich? Er findet das süß? Ich fand diese ganze Situation hier alles andere als süß.
Erneut blieb es eine Zeit lang ruhig zwischen uns und ich wusste nicht so recht, was ich tun oder gar sagen sollte.
Eigentlich sollte er das Ganze hier überhaupt nie erfahren und ich wollte es bis an mein Lebensende geheimhalten und mit in mein Grab nehmen.
Doch nun hatte ich es, ausgerechnet auch noch vor ihm, ausgesprochen und daran ändern konnte ich nun auch nichts mehr, obwohl ich es so gerne wollte.
,,Lukas, bitte sieh' mich an.'', befahl mir Timi flüsternd, umfasste mein Kinn und zwang mich somit, ihm in die Augen zu schauen.
,,Weißt du, dieser Mann, in den ich verliebt bin - das bist du.'', hauchte er gegen meine Lippen, ehe er diese mit seinen vereinte.
Anfangs war ich etwas geschockt, doch entspannte mich kurz darauf wieder, schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Endlich!
Auf diesen Moment hatte ich so viele Jahre gewartet und jetzt ist er endlich da! Es ist so schön zu wissen, dass Timi das Gleiche empfindet wie ich.
Lächelnd lösten wir uns voneinander und ich legte meine Hände in seinen Nacken, um ihn sofort wieder zu einem erneuten Kuss hinunterzuziehen.
Tim setzte sich auf meinen Schoß und schlang die Beine um meine Hüfte. Ich stupste mit meiner Zunge währenddessen gegen seine Lippen und kurzerhand öffnete er diese, um mir Einlass zu gewähren.
Meine Zunge erkundete seine Mundhöhle und ich vernahm ein leises Stöhnen von Timi, was mich in den Kuss schmunzeln ließ.
Doch ich sollte nicht ewig der Dominate von uns beiden sein, denn Timi löste unseren andauernden Zungenkuss und schubste mich sanft in die Kissen.
Er beugte sich grinsend über mich, griff unter mein Shirt und fuhr langsam mit seinen Fingern meine Brust auf und ab.
Mein Atem verschnellerte sich augenblicklich und Timi grinste noch viel breiter in den Kuss hinein, als er dies bemerkte.
,,Du weißt gar nicht, wie verrückt du mich machst, Timi.'', hauchte ich und legte wieder meine Lippen auf seine.
Während unseres Kusses rückte er etwas weiter nach hinten, um mir über die Seiten zu streichen, was mir angenehmes Kribbeln an diesen verschaffte.
Timi löste den Kuss kurz und lächelte mich breit an, während seine Augen vor Liebe anfingen zu funkeln.
,,Du bist so ein wunderschöner Mann, Lukas.'' Timi fuhr mir durch die Haare und meine komplette Kopfhaut begann wie verrückt zu kribbeln.
,,Du bist ebenfalls ein wunderschöner Mann, Timi.'', erwiderte ich grinsend, zog ihn zu einem erneuten Kuss zu mir herunter und ich spürte förmlich, wie er in den Kuss hineinlächelte.
,,Du liebst mich also auch, wenn ich wie der letzte Penner aussehe, total stinke und genauso kurze Haare wie Benni habe?'', fragte Timi lachend nach, als wir uns kurz voneinander gelöst hatten und ich nickte.
,,Einen schönen Menschen entstellt doch bekanntlich nichts.'', sagte ich ebenfalls lachend und kurz darauf spürte ich wieder Timis Lippen auf meinen.
Und das war gerade erst einmal der Anfang einer wundervollen Beziehung, die für immer halten sollte.
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