Feelings aus der Asche
-Tims Sicht-
Ich ging die Herforder Straße in Bielefeld entlang und zog mir die Kapuze noch viel tiefer ins Gesicht, weil es immer stärker und stärker regnete. Was ein scheiß Wetter.
Egal, in welche Richtung ich mich drehte, die Regentropfen wehten mir ständig ins Gesicht und verschmierten meine Brillengläser immer mehr und mehr, sodass ich kaum noch den Bürgersteig vor mir sah.
Na ja, einen guten Vorteil hatte dieses Mistwetter ja, denn so konnte wirklich niemand sehen, dass ich gerade dabei war, still vor mich hinzuweinen. Immerhin kassierte ich so keine Aufmerksamkeit.
Ich wollte auch gar keine Aufmerksamkeit kassieren oder gar welche haben. Es gab nur eine einzige Sache, die ich unbedingt wiederhaben wollte, doch diese war vor einigen Wochen komplett aus meinem Leben verschwunden.
Die letzten zwei, bis drei Jahre kamen mir plötzlich so verdammt kurz vor, denn von den ein auf den anderen Tag war einfach alles zwischen uns vorbei und hinüber gewesen. Was hieß hier eigentlich von den ein auf den anderen Tag? Eigentlich war es ja noch nie wirklich perfekt gewesen...
Ich hatte keine Worte dafür, es war einfach komisch, jetzt, nach all den Jahren plötzlich wieder alleine zu sein und zu wissen, dass mein Herz für niemanden mehr schlug, als nur für mich allein'. Ich liebte ihn zwar noch, für immer würde ich das tun, aber nun war ich wieder Single - frei wie ein Vogel.
Ich bog einmal in die nächste Straße und landete daraufhin auf dem Hauptbahnhof, mit dem ich viele tolle Erinnerung verband. Hier hatten sich unsere Wege das allererste Mal gekreuzt.
Auch, wenn es mich höchstwahrscheinlich jeden Moment total ficken würde, ging ich zu Gleis zwei und strich mir nochmal schnell die Tränen aus den Augen. Wie oft hatte ich hier schon gestanden und heiß darauf gebrannt, dass mein Zug jeden Moment einrollen, ich einsteigen und zu ihm fahren würde?
Ich ging stumm weinend weiter und es brach mir richtig das Herz, als ich ausgerechnet am Gleis vier stehenblieb. Wie oft hatte ich hier schon gestanden, ganz ungeduldig auf ihn gewartet und bin jedes Mal freudig aufgesprungen, als sein Zug endlich eingerollt kam?
An diesem Bahnhof hatte ich Lukas das allererste Mal live und in Farbe gesehen. An diesem Bahnsteig haben sich unsere Wege das erste Mal gekreuzt und sollten sich eigentlich nie wieder trennen.
Lukas und ich hatten schon eine Zeit lang auf MySpace miteinander geschrieben, aufgrund unserer Musik, die wir beide machten. Ich hatte ihn durch Zufall auf YouTube entdeckt, ihn echt verdammt talentiert gefunden und ihn daraufhin, nachdem das Video nicht mal ein paar Sekunden zu Ende war, auf seinem Profil angeschrieben.
Wir hatten schnell beschlossen einen gemeinsamen Song zu machen, aber auch außerhalb der Musik schien die Chemie zwischen uns zu stimmen. Es war einfach nur perfekt gewesen.
Wir hatten verdammt viel miteinander geschrieben, nahezu täglich und wann immer wir die Zeit dazu gefunden hatten, wechselten wir einige Worte miteinander.
Es ging schon lange nicht mehr nur um einen gemeinsamem Song, sondern wir fragten immer wieder, wie es dem Anderen ging, was man den Tag über so gemacht hatte und erzählten uns alles mögliche, was für den anderen, hoffentlich, interessant genug zu sein schien.
Nur allein' durchs Schreiben hatte ich mich schon Hals über Kopf in Lukas verliebt und wollte diesen Mann so unbedingt mit Haut und Haaren haben, weshalb ich ihn auch so schnellst wie nur irgendwie möglich, mal im echten Leben sehen und mir so ein noch viel näheres Bild von ihm machen wollte.
Ich weiß noch ganz genau, wie ich damals regelrechte Luftsprünge in meinem Wohnzimmer gemacht und mich Marcel nur dumm von der Seite angestarrt hatte, als Lukas, auf die Frage, ob er denn mal gerne zu mir nach Bielefeld kommen und sich mit mir treffen möchte, mit einem:,,Ja klar, warum denn auch nicht?! :D'' geantwortet hat.
Ich wusste noch ganz genau, dass ich die ganze Woche, bevor Lukas kam, extrem aufgeregt war, kaum schlafen konnte und Alex sogar regelrecht darum angebettelt hatte, dass sie mit mir zusammen meine Wohnung ordentlich auf Vordermann brachte, damit Lukas sich hier auch richtig wohlfühlte.
Ich hatte kaum Schlaf gehabt, konnte es auch nicht wirklich und habe sogar tagelang darüber nachgedacht, was ich eigentlich anziehen und welche Bettwäsche ich extra für Lukas auswählen würde, nur damit er sich bei mir und meiner Wohnung, die er die Tage bewohnt hatte, auch vollkommen wohlfühlte und nicht direkt die Biege machen würde.
Als der Tag unseres allerersten Treffens war, war ich schon vier Stunden, bevor mein Wecker überhaupt geklingelt hätte, aufgewacht und hatte mich dann sogar schon fertig gemacht, weil ich so oder so nicht hätte weiterschlafen können.
Ich stand sogar schon eine halbe Stunde früher am Bahnhof, obwohl das gar nicht meine Art war, und ich mich viel eher um eine halbe Stunde verspätete oder völlig aus der Puste dort ankam, weil ich es gerade noch so geschafft hatte.
Doch an diesem Tag war einfach alles anders gewesen, ich war ein völlig anderer Mensch gewesen. Lukas hatte mich nach diesem Tag auch zu einem völlig anderen und viel, viel besseren Menschen gemacht.
Ich erinnerte mich noch ganz genau daran, wie aufgeregt ich gewesen war und wie mein Herz einmal kurz ausgesetzt hatte, als Lukas' Zug, aus Berlin, in den Bielefelder Hauptbahnhof eingerollt kam.
Als er dann den Bahnhof nach mir abgesucht hatte, war ich augenblicklich breit lächelnd auf ihn zu gerannt und hatte mich einfach so, ohne nur irgendeinen Ton von mir zu geben, in seine Arme geschmissen und hatte seinen atemberaubenden Duft eingeatmet, der mir später noch so vertraut wurde.
Lukas hatte, mit ein wenig zögern, dann schlussendlich doch seine Arme lachend um mich geschlungen, mich viel fester in diese gezogen und wir hatten eine Zeit lang erstmal Arm in Arm am Bahnhof gestanden. Schon dort war mir alles so vertraut gewesen.
Ich schüttelte einmal mit dem Kopf und ging dann wieder weg vom Bahnhof, weil ich einfach nicht daran denken wollte, denn es brachte sowieso nichts, mich in diesem melancholischen Wahn zu verlieren, wenn ich diese Zeit so oder so nie wieder zurückkriegte.
Ich entfernte mich immer mehr vom Bahnhof, von den Gleisen und von den ganzen Erinnerungen, die ich mit diesen verband und nur noch Erinnerungen bleiben würden, welche sich auch nicht noch einmal wiederholen würden.
Doch, dass ich nicht mehr an diese ganzen, eigentlich so schönen Erinnerungen denken wollte, hielt nicht gerade lange, denn diese ganze Umgebung erinnerte mich einfach viel zu sehr an ihn. Wir hatten in diesen Straßen so verdammt viel miteinander erlebt.
Am Hauptbahnhof allein' haben wir uns so oft abgeknutscht und herzlichst umarmt, als Lukas endlich wieder zu mir kam und wir uns lange nicht mehr gesehen hatten. Aber wir hatten hier auch oft genug schon zusammen geweint, als Lukas dann leider wieder gehen musste und wir uns lange nicht mehr sehen würden.
Diesen Weg, vom Bahnhof weg, Richtung Parkplatz, sind wir beide so verdammt oft, noch als Pärchen, Händchen haltend und breit lächelnd entlang gegangen und konnten auch dort nicht wirklich die Finger voneinander lassen und mussten öfters mal anhalten, um uns den ein oder anderen intensiven Zungenkuss zu geben.
Ich bog einmal rechts ab und versuchte die Gedanken an all das Schöne, was mich über Jahre hinweg so zahlreich begleitet hat, irgendwie zu verdrängen, doch das brachte nichts, weil ich in der nächsten Straße direkt auf die nächste Erinnerung mit mir und Lukas zu steuerte.
Der Laden Pommes Freunde, der erste Laden, den ich Lukas bei seinem allerersten Trip nach Bielefeld und unserem allerersten, gemeinsamen Treffen gezeigt hatte.
Lukas hatte enorm Knast gehabt, weil er, aufgrund der Aufregung, während der Zugfahrt kaum was gegessen hatte und unbedingt etwas essen wollte, weil er es bis in meine Wohnung, welche nun mal auf der anderen Seite der Stadt lag, höchstwahrscheinlich eh nicht mehr ausgehalten hätte.
Also hatten wir uns augenblicklich einen Tisch in diesem Laden gesucht, Lukas etwas zu essen bestellt und er hatte sich freudig einen Burger in den Rachen geschoben, während ich ihn nur lächelnd dabei zu gesehen und seine Schönheit dort zum ersten Mal so richtig wahrgenommen hatte.
Lukas und ich hatten in diesem Laden schon so verdammt oft gegessen, gelacht und stundenlang in diesem gesessen, bis wir dann irgendwann zur Bahn und daraufhin zu mir nach Hause gefahren sind. Wann immer ich Lukas vom Bahnhof abgeholt hatte, waren wir immer zu diesem Laden hier gegangen und hatten gemeinsamen irgendwas in diesem gegessen.
Es war ein Ritual zwischen uns geworden, es musste einfach sein und der Besitzer und die Mitarbeiter von diesem Laden wussten auch, dass, wann immer wir in diese Imbiss-Bude kamen, ich Lukas gerade vom Bahnhof abgeholt und wir uns endlich wiedergesehen hatten.
Doch ich würde diesen Imbiss höchstwahrscheinlich nie wieder betreten - zu mindestens nicht mehr mit Lukas zusammen und es tat echt weh, dass es nie wieder so sein und diese Zeit auch nie wieder zurückkommen würde.
Zwei, drei Jahre ziehen vorbei
Meine Stimme ist belegt, mein Herz ist wieder frei
Ich fahr' durch unsere Straßen, aber du bist nicht dabei
Über einen guten Monat war es nun her, als Lukas und ich endgültig miteinander Schluss gemacht und beschlossen hatten, in dieser Beziehung nicht mehr weiterzukämpfen.
Lukas war hier bei mir in Bielefeld gewesen und wir hatten eigentlich viel Spaß miteinander gehabt, viel gelacht, geknutscht, gekuschelt, guten Sex gehabt, doch irgendwas stimmte einfach nicht mehr.
Ich hatte gespürt, dass irgendwas mit meinem damaligen Freund nicht stimmte und ihn irgendwas beschäftigte. Doch Lukas hatte einfach nicht mit dem Ton rausgerückt, bis ich ihn schlussendlich auf sein komisches Verhalten angesprochen hatte.
,,Was ist los, Lukas?''
,,Nichts, es ist nichts los.''
,,Doch, du benimmst dich schon die ganze Zeit so komisch - irgendwas ist doch.''
,,Ach, ich hab' nur momentan etwas Stress, nichts weiter.''
,,Wie du hast Stress? Warum redest du dann nicht mit mir? Du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst und ich ein offenes Ohr für dich habe.''
,,Tim, ich kann das nicht...''
,,Was kannst du nicht?! Ich bin dein fester Freund, du kannst doch mit mir reden!''
,,Es nützt doch eh nichts, mit dir darüber zu reden - nie.''
,,Wovon redest du? Natürlich kann man mit mir reden!''
,,Eben nicht, Tim! Man kann nicht mit dir reden, das bringt doch alles nichts!''
So wütend und verletzt hatte ich Lukas noch nie gehört. Sein Blick war entsprechend seiner Tonlage gewesen und es verpasste mir immer noch einen fatalen Stich in mein Herz, wenn ich mir diesen vor meinen Augen verinnerlichte.
Lukas hatte mega bedrückt gewirkt, richtig nervös und wollte einfach nicht mit der Sprache herausrücken, was genau ihn momentan so beschäftigte und was für einen angeblichen Stress er hatte.
Für mich war dieses Verhalten mehr als komisch gewesen, denn normalerweise hatte er mir immer sofort alles erzählt und wenn sein Leben einmal etwas schwieriger wurde, hatte sich Lukas direkt an mich gewandt und mich um Rat gefragt. Mittlerweile verstand ich es auch, wieso es dieses Mal nicht der Fall gewesen war.
,,Warum solltest du denn nicht mit mir reden können?''
,,Tim, verdammte Scheiße, du machst mich krank!''
,,Ich mache was?!''
,,Dein Drogenkonsum, deine Wutausbrüche, deine Stimmungsschwankungen, deine Depressionen, deine BPS-Störung. Ich kann einfach nicht mehr, Tim.''
,,Ich habe mich doch gebessert! Ich versuche es doch unter Kontrolle zu kriegen, doch das ist alles nicht so einfach, Lukas! Verzeih' mir doch!''
,,Gebessert?! Die zwei Tage, in denen du es mal ohne einen Joint aushältst, nennst du ernsthaft gebessert?! Tim, diese ganze Scheiße geht doch wieder von vorne los, ich muss ständig Angst um dich haben, dass du dir was antust, wenn ich nicht hier bin. Man, ich kann doch nicht ständig auf dich aufpassen, du bist doch mein fester Freund, nicht mein Kind!''
,,Das stimmt doch alles gar nicht, Lukas! Und wenn, ich kann es doch dieses Mal wirklich durchziehen. Ich hör' auf mit den Drogen, ich geh' wieder in Therapie. Lukas, ich mach' wirklich alles für dich, aber verlass' mich bitte nicht!''
Ich hatte alles versucht, damit Lukas ja bei mir blieb, denn ohne diesen Mann an meiner Seite konnte ich einfach nicht leben und atmen.
Aber meine Versprechen hätte ich so oder so wieder gebrochen, denn da musste ich Lukas durchaus Recht geben, denn seine Worte stimmten, auch wenn es mich selbst so verletzte und ich es nicht ganz wahrhaben wollte.
Ich war ein gottverdammtes Kind! Leute mussten schon immer Acht auf mich geben und ich habe noch nie alleine irgendwas auf die Reihe gekriegt.
Meine Mama, die selbst noch in der Pubertät die einfachsten Sachen für mich übernehmen und machen musste. Alex, die zu mir in die Wohnung kam, um zu putzen und mir allgemein Haushalt zu erklären. Marcel, der mich nach irgendwelchen Eskapaden wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und Realität holte und mir dabei half, wieder auf mein Leben klar zu kommen.
Und Lukas, der, der die meisten Sorgen mit mir hatte. Lukas hatte so verdammt vieles mitbekommen, von dem Alex und Marcel bis heute noch nichts wussten. Ich hatte ihn oft genug vollkommen drauf angerufen, mehr als genug meine miese Stimmung an ihm ausgelassen, obwohl Lukas noch nicht einmal etwas dafür konnte und hatte ihn oft genug auch manipuliert, damit er gefälligst bei mir blieb und nicht schon viel früher mit mir Schluss gemacht hatte.
,,Lukas, bitte, ich zieh' das dieses Mal wirklich durch, ich schwöre! Verlass' mich aber bitte nicht!''
,,Tim, das glaubst du dir doch selber nicht. Du schaffst das nicht.''
,,Doch, natürlich werde ich das schaffen! Mit deiner Hilfe und Liebe klappt das Alles irgendwie schon!''
,,Das ist es doch, Tim, das meine ich! Mit meiner Hilfe - ständig nur mit meiner Hilfe! Was soll das denn, alter?!''
,,Wovon redest du?''
,,Du schaffst ohne mich nichts, Tim. Nur, wenn ich hier bei dir in Bielefeld bin, geht es dir gut und du hältst deine Versprechen. Aber kaum bin ich wieder in Berlin, kriege ich 'nen Anruf von Marcel, der mir sagt, dass du vollkommen drauf bist und unbedingt mit mir sprechen möchtest.''
,,Ich vermisse dich halt!''
,,Denkst du, ich tue das nicht, wenn ich wieder in Berlin bin?! Die leere Bettseite neben mir ist auch kein Zuckerschlecken, aber dennoch betrinke ich mich nicht, weil ich damit klar komme und es auch versuche. Meine Fresse, Tim, du kannst dir doch nicht ständig Teile schmeißen, nachdem ich im Zug sitze!''
Diese Worte aus Lukas' Mund zu hören, hatte mich echt sehr verletzt, denn es war nun mal die bittere Wahrheit und das musste ich auch einfach zu geben.
Sobald Lukas weg war, versank ich wieder viel zu tief in meiner Drogenwelt, wollte flüchten vor der grausamen Realität und einfach nicht alleine sein.
Natürlich hatte ich Marcel und Alex in Bielefeld, aber die beiden konnten mir eben nicht das geben, was Lukas mir ständig gab, wenn er hier bei mir war - Liebe.
Und so kam es dann halt, dass ich aus Langeweile zu sämtlichen Drogen griff, mir diese ein schmiss und irgendwann Marcel zu mir kam, und mich vollkommen drauf in irgendeiner Ecke vorfand, weil er das mittlerweile von mir gewohnt war.
Selbstverständlich wusste er den Grund dafür, rief deswegen auch immer direkt Lukas an und teilte ihm mit, was schon wieder nach seiner Abreise passiert ist. Doch ich konnte es meinem besten Freund auch nicht übel nehmen.
Marcel tat dies meistens nur, damit Lukas mit mir während des Trips reden konnte und ich so vielleicht etwas ruhiger wurde und vergaß, dass einige Kilometer zwischen uns lagen und ich mich nicht so einfach in seine Arme stürzen konnte.
Es tat echt verdammt weh, denn in dieser Hinsicht hatte Lukas so oft für uns gekämpft,seine ganze Kraft darangesetzt, alles versucht, damit es nicht wieder passierte und alles mögliche daran gesetzt, dass ich ja keine Drogen zu mir nahm.
Nicht oft genug hatte mich Lukas direkt, nachdem sein Zug gerade mal eine Millisekunde vom Bahnhof losgerollt war, angerufen und mit mir telefoniert, nur damit ich mir ja nichts ein schmiss und wenigstens noch irgendetwas von ihm hatte.
Und manchmal da hatte Lukas auch einfach meine Drogen geklaut und in seinen Rucksack gesteckt, damit ich erst zu meinem Dealer fahren und mir dementsprechend Neue holen musste. Doch Lukas wusste, dass ich dafür meistens viel zu faul war und es dann einfach ließ.
Lukas hatte einfach alles mögliche getan, um diese Beziehung nicht in die Brüche gehen zu lassen, doch auch irgendwann hatte er einfach keine Kraft mehr, sah es nicht ein, immer alleine für uns zu kämpfen und hat es deswegen irgendwann komplett aufgegeben.
Fünf, sechs Wochen ist es her
Seit wir beide wissen, es geht einfach nicht mehr
Wir haben am Anfang noch gekämpft, doch am Ende waren wir leer
Ich weiß absolut nicht, wie oft Lukas und ich es schon versucht haben, unsere Liebe neu zu schreiben, sie zu verbessern und sie nicht auslaufen und irgendwo unbeschrieben rumliegen zu lassen.
Lukas und ich hatten schon immer eine Art On-Off-Beziehung miteinander geführt, doch irgendwie haben wir immer wieder zueinander, aber trotzdem immer wieder auseinander gefunden. Es klappte nie so wirklich, egal was wir probierten.
Eigentlich waren die Gründe unserer Trennungen immer wieder dieselben gewesen. Mein Drogenkonsum, meine Stimmungsschwankungen, meine Krankheiten, mein Suchtverhalten, meine Wutausbrüche - alles ging nahezu auf meine Kappe, weshalb es nie so wirklich klappte, wie es eigentlich klappen sollte.
Lukas war natürlich die allerletzte Person auf diesem Planeten, die mich je wegen meinen psychischen Krankheiten oder sonstigem verurteilen würde, denn er verstand diese selbstverständlich auch. Doch irgendwann reichte es ihm auch und ich konnte nicht ständig alles auf diese schieben.
Das Problem war eigentlich ganz einfach: Ich tat absolut nichts gegen meine Probleme und wenn, dann hielten diese guten Vorsätze höchstens für zwei, wenn vielleicht vier Tage und dann ging diese ganze Scheiße wieder von vorne los.
Irgendwie wollte ich sie auch nicht in den Griff bekommen, denn ich bekam es einfach nicht hin und ließ die ganzen Therapien und Entzüge gar nicht erst zu, sondern brach sie ständig vorzeitig ab oder ging gar nicht mehr hin, bis Lukas irgendwann davon Wind bekam.
,,Lukas, du weißt doch, wie ich bin. Doch dieses Mal gehe ich wirklich in 'ne Therapie und in die Entzugsklinik - dieses Mal ziehe ich das komplett durch!''
,,Was ich nicht lache, wirklich. Du wirst es nie durchziehen, Tim, nie. Wie oft haben wir das schon versucht, hm?! Ständig hast du das Alles abgebrochen, ich hab' so viel Geld aus dem Fenster geworfen, nur damit mich irgendwann deine Therapeutin anruft und mir mitteilt, dass du nicht zu deinen Terminen kommst oder dich früher entlassen hast. Ich mach' das echt nicht mehr mit, Tim.''
Lukas stand auf.
,,Geh' doch nicht!''
Es war wieder der gleiche Grund, wie sonst auch, für unseren Streit gewesen und wir beide wussten, dass meine Worte nicht stimmten und ich es so oder so nicht durchgezogen hätte, egal wie oft ich ihm das versichert hätte.
Lukas hatte schon so viel Geld für mich verprasselt, nur damit ich meine Therapien nicht bezahlen musste und mich wenigstens ihm zu Liebe anstrengte und es mit dem Durchziehen auch wirklich probierte.
Doch stattdessen schwänzte ich meine Termine viel lieber, log Lukas ständig an, bis er es dann irgendwann doch herausbekam, zu recht wütend auf mich war und dann mal wieder mit mir Schluss machte, um irgendwann dann doch wieder zu mir zurückzukommen und mir zu verzeihen.
Eigentlich hatte ich auch bei diesem Mal gedacht, dass Lukas wiederkommen würde, doch so war es natürlich nicht, denn dieses Mal war er endgültig, für immer, gegangen.
Ich hatte genug Chancen gehabt. Ich hätte oft nach diesen greifen können, doch ich nutzte diese schamlos aus, nahm sie gar nicht wirklich ernst und verletzte Lukas, die Person, die ich eigentlich so sehr liebte, immer und immer wieder.
Irgendwann war es einfach genug gewesen, er wollte nicht wiederkommen und kein neues Kapitel unserer Liebesgeschichte beginnen. Lukas wollte dieses Buch endlich ruhen lassen, es ins Regal stellen und solange verstauben lassen, bis er es irgendwann wegschmiss, weil er nie wieder in diesem blättern, lesen oder gar hereinschreiben würde.
Sieben, acht Mal haben wir versucht
Unsere Liebe neu zu schreiben, in unserem alten Buch
Doch wir fanden keine Worte - irgendwann war es genug
Ich seufzte nur und lehnte mich gegen eine Hauswand, um mir meine Brille an meinem Shirt etwas sauber zu reiben, damit ich wenigstens etwas durch diese sehen konnte. Obwohl es nicht gerade schlecht wäre, dadurch vor ein fahrendes Auto zu laufen...
Ich fuhr mir einmal müde über die Augen und gähnte herzhaft, während ich mein Handy aus der Hosentasche kramte.
Ich hatte die ganze Nacht durchgemacht, war erst vor kurzem aufgewacht und torkelte nun völlig schlaftrunken durch die frühen Stunden von Bielefeld.
Ich zückte mein Handy, drückte den Knopf an der Seite und schaute, wie spät es eigentlich war, weil ich seit gestern Abend, als ich ziellos einfach losgegangen war, gar nicht mehr wirklich auf die Uhr geguckt hatte.
Halb sieben war es gerade mal und ich wusste gar nicht so recht, wo genau ich eigentlich hingehen sollte, denn nach Hause wollte ich nicht, weil mich alles dort viel zu sehr an ihn erinnerte.
Es roch alles noch viel zu sehr nach Lukas, die Bilder, die in meinem kleinen Flur von uns hingen, konnte ich noch nicht abnehmen, an meinem Bett und Sofa klebten viel zu viele Erinnerungen mit ihm - einfach alles bei mir Zuhause erinnerte mich viel zu stark an Lukas.
Ich steckte mein Handy wieder weg, seufzte und kramte dann nach meinem Portmonee, welches ich auch relativ schnell fand.
Ich öffnete dieses und zückte dann ein kleines Polaroid-Foto, dass ich, seitdem es aus dem Fotoapparat geschossen kam und man das Bild erkennen konnte, in meiner Brieftasche gut verstaut hatte.
Augenblicklich sammelten sich Tränen in meinen Augen, ich schlug wütend gegen die steinige Hauswand und sah mir mit Tränen gefüllten Augen das Foto an, was mich eigentlich so sehr fertigmachte und fickte.
Das Bild zeigte mich und Lukas, wie wir gemeinsam in seinem Bett in Berlin lagen und ich ihn, wie früher immer, ganz fest von hinten umarmte und gerade dabei war, ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, während Lukas breit und verliebt in die Kamera grinste.
Das Foto entstand kurz nachdem wir aufgewacht waren. Lukas hatte einen Tag zuvor auf einem Flohmarkt eine Polaroidkamera gekauft und diese, weil wir vom ganzen Tag so fertig gewesen waren, auf den Nachttisch stehengelassen.
,,Timi Schatz, ich muss die jetzt unbedingt mal austesten und ich möchte unbedingt, dass das erste Foto, mit dieser Kamera, eins von uns beiden wird.'', hatte Lukas damals lächelnd zu mir gesagt und widerwillig hatte ich mich ihm zu Liebe darauf eingelassen und völlig verpennt und noch nicht ganz wach, dieses verdammte Bild mit ihm gemacht.
Ich wischte die Tränen von dem Bild und es verpasste mir einen regelrechten Stich in mein kleines Herz, weil ich ganz genau wusste, dass ich diesen Moment nie wieder haben könnte.
Es war nun endgültig vorbei, Lukas würde nicht wiederkommen und ich werde es nie wieder erleben, dass ich mit Lukas in meinen Armen aufwache und ihm direkt einen Kuss auf die Wange drücken könnte.
Ich hatte es dieses Mal so vermasselt, so ein Bild würde nie wieder lebendig werden, sondern es würde nur ein Bild und ein Moment bleiben, den ich einfach nie wiederhaben könnte.
Doch zehn, elf Minuten sind vergangen
Seit ich aufgewacht bin, mit dir in meinen Arm
Doch das sind nur alte Bilder, die ich nicht mehr haben kann
Ich steckte das Bild in meine Hosentasche, zückte mein Handy daraufhin wieder und versuchte mich irgendwie abzulenken, um bloß nicht an das zu denken, was ich wegen meiner eigenen Dummheit nicht mehr haben könnte.
Ich klickte auf Instagram und versuchte mich anhand dessen etwas abzulenken. Die Story meiner besten Freundin ließ mich tatsächlich ein wenig schmunzeln, doch dann klickte ich weiter und mein erst gekommenes Lächeln verging augenblicklich.
Mit einem Mal hatte ich wieder ein fatales Stechen im Herzen, es sammelten sich erneut Tränen in meinen Augen und ich wollte mein Handy am liebsten auf die nasse Straße schmeißen und von einem Auto überfahren lassen, damit ich diese schrecklichen, ekelhaften Bilder nicht mehr sehen musste.
Es verletzte mich zu sehen, wie Lukas sich eigentlich nach der Trennung tröstete, denn das was er tat, ging absolut nicht und fickte mich einfach richtig. Höchstwahrscheinlich wusste er das auch und verbreitete es deswegen überall...
Lukas war tatsächlich bei Stefan in Braunschweig und ich wusste ganz genau, dass Lukas nicht nur mit ihm redete und Stefan ihm eine Schulter zum Ausheulen gab. Ich wusste ganz genau, was die beiden eigentlich miteinander trieben.
Es war doch schon immer so offensichtlich gewesen. Stefan stand auf Lukas, hasste unsere Beziehung und hatte immer alles daran gesetzt, ihm irgendwie nahe zu kommen und mich dementsprechend eifersüchtig zu machen.
Es war nicht gerade selten der Fall gewesen, dass er mich und vor allem Lukas, beim Feiern etwas mehr abgefüllt hatte, weil er wusste, wie wir beide auf Alkohol reagierten und wie wir zwei werden konnten, wenn wir erstmal ordentlich was intus hatten.
Lukas war besoffen extrem anhänglich, suchte bei alles und jedem irgendwie körperliche Nähe und wenn ich dann mal nicht in greifbarer Nähe war, ''opferte'' sich Stefan liebend gerne als Ersatz und kuschelte stattdessen mit Lukas.
Tja, und ich konnte durch Alkohol ziemlich aggressiv werden. Ich war im Allgemeinen ein sehr eifersüchtiger Mensch und wenn ich dann erst einmal was intus hatte, sprudelte diese Eifersucht nahezu über und da reichte nur ein falscher Blick von Lukas, auf einen anderen Mann, und ich rastete komplett aus.
,,Und wie du auch immer direkt eifersüchtig wirst, wenn Stefan mal etwas näher an mich heranrückt oder gar mit mir kuschelt.''
Lukas setzt sich mit einem sehr, sehr gesunden Abstand wieder neben mich.
,,Natürlich bin ich da eifersüchtig! Merkst du denn nicht, wie sich dieser Kerl ständig an dich heranschmeißt?!''
,,Jetzt tue mal nicht so, als wärst du so frei davon.'' Vorwurfsvoller Blick von der Seite.
,,Ich kuschel' nicht mit Stefan!''
,,Aber dafür mit Marcel! Denkst du etwa, sowas macht mich nicht eifersüchtig, wenn ich dich da manchmal mit deinem besten Freund sehe, hm?! Marcel kann sich genauso gut auch an dich heranmachen! Aber weißt du, warum ich dir das nicht unterstelle und sowas über euch denke?! Weil ich dir vertraue, verdammte Scheiße! Sowas macht man in einer Beziehung normalerweise - sich gegenseitig vertrauen!''
,,Marcel und ich kuscheln aber nur miteinander, wenn der Andere wegen irgendwas getröstet werden will! Wann kommen wir uns schon großartig näher?! Wir umarmen uns mal, ja - aber das war's dann auch. Stefan macht sich dafür aber ständig an dich heran und das auch noch so offensichtlich!''
,,Willst du mich eigentlich gerade komplett verarschen?! Stefan und ich verstehen uns halt gut miteinander und ich mag ihn einfach sehr. Ich fühle da nichts, wenn wir kuscheln und wenn ich besoffen bin, werde ich halt anhänglich, das weißt du doch. Aber da wird auch nie mehr zwischen uns laufen. Wir lieben uns nur platonisch.''
,,Ja, schiebe es auf deinen tollen Alkohol...'' Augen verdrehen.
,,Was soll das denn bitte heißen?!''
,,Du darfst immer alles auf den Alkohol schieben, aber ich nicht auf die Drogen. Weißt du, wenn ich irgendwann 'ne Fotze ficke und dich betrüge, dann schiebe ich es einfach darauf, dass ich auf Koks war - ich konnte doch gar nicht anders! Alter, das mit Stefan fuckt doch einfach nur noch ab und du stellst dich mal wieder als Unschuldslamm dar. Lukas Stretzner macht ja nie was, er ist ja so perfekt - ein richtiger Traummann. Aber Tim Wolbers natürlich nicht, der macht nur Fehler und ist ständig drauf. Weißt du was? Dann verpiss' doch doch zu Stefan, dein perfekter und makelloser Freund. Der muss auch nicht in Therapie und in die Entzugsklinik, da sparste du sogar Geld bei dem!''
,,Tim, das rechtfertigt doch gar nichts. Zwischen kuscheln und ficken liegen nochmal ganz andere Welten. Wenn Alex hier ist, kuschelst du auch ständig mit ihr! Und? Sag' ich was? Nein, weil das für mich unter guten Freunden normal ist! Aber klar, weil es 'n Kerl ist, ist es wieder schlimm. Genauso gut könntest du auch mit deiner besten Freundin in die Kiste springen. Alex kann sich auch an dich heranmachen.''
,,Sie ist verheiratet.'' Falsches Argument, Tim, falsches Argument.
,,Das ändert rein gar nichts, Tim. Stefan war auch in Beziehungen, als wir miteinander gekuschelt haben und trotzdem hat es dich angepisst.''
,,Ja, dann verpiss' dich doch zu ihm, du Arsch!''
,,Genau das meine ich, Tim. Mit dir kann man einfach nicht reden. Du schreist die Leute nur an. Und das pisst mich schon immer an, doch ich habe es irgendwie immer ertragen, weil ich dich liebe, man! Doch, ich kann das Alles einfach nicht mehr, Tim. Du suchst immer deine Schuld bei anderen und merkst dabei gar nicht, wie kaputt du nicht nur dich, sondern auch deinen gegenüber machst. Ich hab' das jetzt acht Jahre mitgemacht, doch ich kann das einfach nicht mehr. Ich will das nicht mehr. Ich liebe dich zwar immer noch, vom ganzen Herzen, doch so kann unsere Liebe einfach nicht mehr weitergehen, sie macht mich auf Dauer kaputt. Ich will nicht mehr.''
Viele, bittere Tränen.
,,Machst du...machst du...etwa...S-Schluss?'' Stummes Nicken.
,,Nein!''
,,Tue mir das nicht an! Lukas, ich liebe dich!'' Schreien, verzweifelt.
,,Tim, ich kann das nicht mehr...''
,,Lukas, bitte, ich tue alles, wirklich! Das war doch eben nicht ernst gemeint. Du weißt doch, wie ich bin! Bitte Lukas, verlass' mich nicht! Ich brauche dich! Verdammte Scheiße, ich liebe dich!'' Verzweifeltes Betteln, ein griff nach seiner Hand, zögern.
,,Tim, ich will das nicht mehr - zum allerletzten Mal! Es ist besser so, für uns beide. Viel Glück. Ruf' mich bitte nicht an, schreib' mir nicht und lass' mich gefälligst in Ruhe - für immer. Du wirst deinen Traummann noch finden.'' Lukas riss sich von mir los, ein letzter Kuss, Schmerz, ein gebrochenes Herz. Dann fiel die Haustür ins Schloss und ich sank weinend, verzweifelt schreiend, auf dem Boden zusammen.
Ich fing laut zu schluchzen an und es war mir in diesem Moment scheiß egal, dass mich einige Passanten schief von der Seite ansahen. Ich wollte Lukas einfach nur noch zurück!
Ich sah mir die Bilder von Lukas' Story an und es fickte mich in diesem Moment so richtig, weil ich mich wieder an Lukas' letzte Worte zurückerinnert hatte.
Einige Bilder von ihnen waren eindeutig Aftersex-Selfies, das erkannte ich von tausend Kilometern. Ich wusste doch ganz genau, wie Lukas nachdem Sex und einem gewaltigen Orgasmus aussah. Verstrubbelte Haare, schweißbedeckte Brust, riesige Pupillen, breites und befriedigendes Lächeln - Lukas holte sich eindeutig Tröstesex von Stefan!
,,Elendiger Wichser!'', nuschelte ich wütend auf die ganzen Fotos hin und packte mein Handy vollkommen wutentbrannt wieder zurück in die Hosentasche.
Ich wusste doch, dass Stefan Lukas sehr, sehr gerne mochte und schon immer etwas von diesem Kerl abhaben wollte. Das war einfach schon immer so gewesen, seit ihrer ersten Begegnung hatte ich gesehen, wie sehr er Lukas angegafft und wie dumm er aus der Wäsche geguckt hatte, als wir stolz vor versammelter Mannschaft verkündet hatten, dass wir ein Paar waren. Doch keiner wollte mir je so wirklich Glauben schenken und hatte meine Vermutungen ständig abgeblockt und klein geredet...
,,Ach, die verstehen sich halt einfach nur gut, Timi. Du bildest dir das Alles doch nur ein. Stefan steht auf Frauen, der würde nie näheres mit einem Mann anfangen, auch nicht mit Lukas. Vertrau' mir da mal.'', hatte Benni damals nur beruhigend auf meine Bedenken erwidert und mir einmal kräftig auf den Oberschenkel geklopft, sodass dieser noch Stunden danach weggetan hatte.
Ich musste, trotz, dass ich eigentlich so mies drauf und am Boden zerstört war, laut loslachen und einmal mit dem Kopf schütteln. Diese verdammten Idioten!
Jaja, wie sie alle Stefan und Lukas verteidigt haben, mir nicht geglaubt haben und kaum war endgültig Schluss zwischen uns, schmiss sich dieser Hurensohn aus Braunschweig sofort an ihn heran und fickte ihn, um ihm mal zu zeigen, was er all die Jahre, in denen er sich das mit mir immer wieder angetan hatte, so verpasste hatte.
Höchstwahrscheinlich spielte er für Lukas auch noch den perfekten Freund und es würde doch eh nicht mehr lange dauern, bis die beiden ein Paar waren und Hand in Hand durch Stefans tolles Braunschweig laufen würden. Bastard, du hast doch überhaupt keine Ahnung von meinem Lukas! Was weißt du denn schon über ihn?
Denn du lässt doch jetzt trösten
Von einem Kerl, der dich nicht kennt
Ich ging weiter und hielt daraufhin vor einer Bar und musterte diese einmal mit schief gelegtem Kopf. Sie schien noch offen zu sein.
Ich zuckte nur mit den Schultern, denn alles, was ich zum Leben brauchte, hatte ich sowieso schon längst verloren und es würde doch eh keinen jucken, wenn ich mich jetzt noch betrinken würde. Marcel würde das schon irgendwie wieder regeln.
Ich machte die Tür zur Bar auf, trat daraufhin in diese und wischte mir nochmal fix die Tränen aus dem so verheulten Gesicht, damit ich nicht irgendein Klischee erfüllte und mir der Barkeeper, aus Mitleid, einige Drinks aufs Haus gab. Mitleid brauchte ich jetzt echt nicht, das war mein geringeres Problem momentan.
Ich setzte mich auf einen der Barhocker, zog mir die Jacke aus und zog daraufhin den Aschenbecher näher an mich heran, weil ich gleich eine Kippe nach der Anderen rauchen und meine Lunge, sowie es Stefan momentan mit Lukas machte, so richtig ficken würde.
,,Hey, was willst du?'', fragte mich der Barkeeper lächelnd und putzte gerade ein Glas ab.
,,Vodka - pur.'', antwortete ich ihm und legte die Zigarettenpackung offen auf den Tresen.
Der Barkeeper sah mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, doch machte mir ein Glas Vodka fertig, das er mir direkt vor die Nase stellte, damit ich den Geruch direkt einatmen konnte.
,,Harte Nacht gehabt?'', fragte er mich und ich zuckte nur mit den Schultern.
,,Eher 'n hartes Leben.'', erwiderte ich gleichgültig und exte das Glas mit einem Zug aus.
,,Klos sind übrigens hinten rechts.'', sagte der Barkeeper noch lachend, ehe er sofort nachkippte und die Flasche direkt vor mir abstellte, damit ich mir selbst was einschenken konnte, da neue Gäste in den Laden kamen und das definitiv nicht mein letztes Glas sein würde.
Mein Handy vibrierte und ich zog es aus meiner Hosentasche. Lukas hatte ein neues Bild auf Instagram hochgeladen.
Ich tippte mein PIN sofort ein, klickte direkt auf die Benachrichtigung und brauchte erstmal zwei Gläser, bis ich richtig realisieren konnte, was auf diesem eigentlich zu sehen war.
Mein Magen drehte sich einmal und es war nicht des Alkohol wegen, sondern viel eher, wegen dem neuen, geposteten Bild von Lukas. War das vielleicht was ekelhaft.
Stefan hatte einen Arm fest um Lukas geschlungen und dieser grinste breit und verliebt zugleich in die Kamera, sowie er es bei mir damals auch ständig getan hatte.
Ich las mir die Bildbeschreibung durch und wollte am liebsten über den ganzen Bartresen kotzen, weil ich die beiden so unfassbar ekelhaft und einfach null passend fand. Das ging doch nicht! Lukas gehörte zu mir, man!
''Thank you, for helping me in this difficult time. I luv ya so much.'' Thanks for making me sick, af. I like to spit on your faces.
Ich schüttelte nur wütend mit dem Kopf, packte mein Handy mit einem lauten Knall neben mich auf den Tresen und exte daraufhin noch ein Glas Vodka.
Dann kramte ich das Polaroidfoto von mir und Lukas aus der Hosentasche und sah dieses vollkommen sauer, angepisst und wütend zugleich an. Dieser elendige Wichser!
Schön, dass sich Lukas direkt von wem anders bumsen lässt, nachdem ich weg vom Fenster bin. Ja, und ich sollte der Schlimme von uns beiden sein, alles klar. Ich bumste mich nicht direkt vom Nächstbesten, nur weil es mir so verdammt schlecht ging und ich dringend Trost brauchte.
Sorry, dass ich dummes Arschloch Gefühle habe und erst einmal meine Zeit brauche, um mich komplett von Lukas lösen zu können. Sorry, dass ich nicht direkt neue Bilder mit irgendeinem anderen Typen posten und meine mit Lukas vom Profil löschen konnte. Sorry, dass ich nicht perfekt bin.
Ich zückte mein Feuerzeug aus der Hosentasche, doch zündete mir keine Zigarette an.
Nein, ich zündete damit viel eher die ganzen Erinnerungen und die ehemalige Beziehung von Lukas und mir an. Dieser Kerl konnte mich mal!
Ich hielt das Foto, von einer besseren Zeit, über den Aschenbecher und kokelte es daraufhin an, während ich es brennend in diesen fallen ließ und dabei zu sah, wie alles von mir und Lukas mit einem Mal verbrannte.
Alles, was ich mit diesem Typen erlebt hatte, löschte ich nun mit diesem Feuerzeug aus. Ich wollte ihn einfach nur noch aus meinen ganzen Erinnerungen und Gedanken löschen, verbrennen und nie wieder sehen.
Im Aschenbecher liegt ein Foto
Und ich seh' zu, wie es verbrennt
Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen, ein stechender, unerträglicher Schmerz in meiner Brust. Ich konnte das einfach nicht.
Ich konnte diese Erinnerungen nicht einfach so verschwinden lassen und so tun, als wäre da nie etwas zwischen uns beiden gewesen, als hätte es Lukas und uns niemals gegeben. Ich liebe diesen Kerl! Er ist meine Liebe des Lebens, verdammte Scheiße!
Bevor das Feuer noch Lukas' wunderschönes Gesicht traf, holte ich das Foto aus dem Aschenbecher und machte es aus, weil es nicht brennen sollte, weil ich das einfach nicht vergessen wollte.
Ich sah mir heulend das Foto an, unzählige Tränen rieselten auf dieses, der verbrannte Geruch stieg mir in die Nase. Ich konnte Lukas nicht vergessen, ich liebe ihn, ich habe noch extrem starke Gefühle für ihn und ich möchte ihn gefälligst wieder zurück!
Ich zückte erneut mein Handy, öffnete Lukas' Instagramprofil, wo er mich rein aus Prinzip noch nicht blockiert hatte, und klickte auf sein neues, ekelhaftes Bild mit Stefan.
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, exte erneut ein Glas und tippte dann mit zittrigen Fingern und Tränen in den Augen ein Kommentar unter dieses.
''I miss you, I love you. Please, come back to me. I can't breathe without you. You're my everything.'' Gepostet, kein zurück mehr.
Und hol' die Hand aus meiner Tasche
Und zieh' die Feelings aus der Asche
Olli Schulz - Feelings aus der Asche
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