Die Nachhilfe [3]
-Tims Sicht-
Nach drei Tagen, in denen ich krank war, war ich endlich wieder in der Schule und hatte gerade eben Hofpause.
Dieses Mal hatte ich nicht, wie sonst, für meine Manieren das Schulgelände verlassen, weil ich letzte Woche Freitag leider Gottes von einem Lehrer dabei erwischt wurde, wie ich gerade das Schulgelände eigentlich, wie sonst eben auch, verlassen wollte.
Ich kam gerade noch so mit einer kleinen Ermahnung davon, aber dennoch konnte ich es nicht riskieren, noch einmal erwischt zu werden, weil es ja schon mehrfach dieses Schuljahr vorkam und weil man dann höchstwahrscheinlich kein Auge mehr zu drücken würde und ich dann wahrscheinlich meinen zweiten Verweis kassierte. Zudem würde ich dann wahrscheinlich auch noch suspendiert werden und ich hatte erst recht überhaupt keinen Bock darauf, die ganzen Aufgaben Zuhause zu machen.
Also blieb mir zurzeit nichts Anderes übrig, als schön brav ein paar Pausen auf dem elenden Schulhof zu verbringen, bis sich die Sache wieder gelegt hatte und ich nicht sofort in die Mangel genommen wurde.
,,Tim Wolbers, mach' gefälligst deine Zigarette aus! Du kennst doch die Schulordnung oder willst du sie etwa noch ein ein paar weitere Male bei mir abschreiben, damit du sie mal endlich begreifst?!'', ertönte die schrille Stimme von Frau Schmitz plötzlich neben mir und ich zuckte kurz zusammen. Auch das noch.
Ich habe gerade eben noch darüber nachgedacht, erst einmal von der Schule aus keinen Ärger zu bekommen und jetzt wurde ich doch glatt ausgerechnet beim Rauchen erwischt.
Ich stöhnte nur einmal genervt auf, schmiss die gerade eben erst angefangene Zigarette schweren Herzens auf den Boden und drückte sie mit meiner Fußsohle aus.
,,Besser so?'', fragte ich genervt nach und sie zog die Augenbrauen nach oben.
,,Durchaus, ja. Hast du denn noch mehr dabei? Vielleicht auch Drogen?'', fragte sie mich weiter aus und allein' von ihrer Stimme könnte ich schon glatt Ohrenkrebs bekommen. Bah, wie ich diese Frau einfach abgrundtief hasste.
Schon nach unserer ersten gemeinsamen Unterrichtsstunde damals in der fünften Klasse, habe ich sie schon gehasst und dies beruhte auf Gegenseitigkeit.
Ich wusste ganz genau, wie sehr sie mich eigentlich hasste und wie sehr sie nur auf den Tag wartete, an dem ich endlich von der Schule flog oder von ganz allein' ging.
Nur durfte sie dies nicht so offensichtlich zeigen wie ich, weshalb es immer eine riesige Freude für mich war, sie zu provozieren.
So wie du mir, so ich dir.
,,Hast du nun oder hast du nicht?'', drängelte sie und sah mich mit ihrer Brille an, welche ihre Augen noch viel größer wirken ließen. Solche Teller hatte ich noch nicht einmal, wenn ich auf Koks war.
,,Und wenn, Sie würden eh nichts davon kriegen.'', lächelte ich provokant und sie verschränkte nur die Arme vor der Brust.
,,Du hast dich in dem letzten Schuljahr rein gar nicht verändert, Wolbers! Na ein Glück haben wir keinen Unterricht mehr miteinander, du bist ja überhaupt nicht zu ertragen.'' Frau Schmitz schüttelte über mein Benehmen nur einmal mit dem Kopf und ich zuckte nur vollkommen desinteressiert mit den Schultern. Was juckte es mich auch schon, was die Alte über mich denkt? Sie sollte sich mal glücklich schätzen - schließlich finanziere ich später ihre Rente.
,,Unmöglich bist du!'', zischte sie noch, ehe sie sich den anderen Schülern zu wandte und ihnen kurzerhand ihre Zigaretten, ihre Feuerzeuge und das gesamte Drehzeug abzog. Schlampe.
,,Ich bin übrigens auch sehr glücklich darüber, dass ich Sie nicht mehr ertragen muss! Ich frage mich aber viel eher, wie es ihr Mann mit Ihnen eigentlich aushält! Wären Sie meine Frau, dann hätte ich mich schon längst erschossen!'', rief ich ihr noch grinsend zu, als sich Frau Schmitz von unserer Raucherecke, im Rondell, entfernte.
Ich konnte sogar noch vom Weitem erkennen, was für einen empörten und zugleich auch geschockten Blick sie mir zu warf, ehe sie ihre Runde auf dem Schulhof einfach weiterging.
Ist ja nur die Wahrheit, nichts weiter.
Als ich dann vollkommen nutzlos und vor allem ohne Zigaretten in der Gegend rumstand, gesellte ich mich zu Tom und Niklas, die Jungs, mit denen ich mich am Besten aus der ganzen Klasse verstand.
Zwar stand ich bei denen auch nicht gerade anders rum, als da drüber im Rondell alias die Raucherecke, aber wenigstens konnte ich mich mit ihnen etwas unterhalten und die Pause so irgendwie herumkriegen.
Doch gerade unterhielten sich die beiden über irgendein Mädchen, welches angeblich verdammt große, riesige Titten haben sollte und sie spekulierten darüber, wer von den beiden sie wohl eher in die Kiste bekommen würde.
Früher hätte ich mich das bestimmt wahnsinnig und vor allem riesig interessiert und ich hätte auch sicherlich an dieser Konversation zahlreich teilgenommen, vor allem, wenn es um Titten und Sex ging.
Aber zurzeit schwirrte mir nur noch Lukas durch den Kopf, sodass mir Weiber momentan einfach nur noch am Arsch vorbei gingen und ich bei sämtlichen Situationen viel eher über Lukas nachdachte - sogar bei der täglichen Mastrubation.
Ich hätte es wirklich nie im Leben für möglich gehalten, dass mich ein männliches Wesen so sehr erregen konnte, vor allem weil es sehr erschreckend war, wie wenig Zeit ich nur noch für meinen Orgasmus brauchte und wie intensiv und heftiger dieser plötzlich nun war, nur weil ich ganz allein' an niemand anderes als Lukas dachte.
Dass das vielleicht nur ganz allein' an meinem pubertierenden Körper lag, wagte ich schon lange zu bezweifeln.
Aber ich hatte mich ja nun jetzt schon so einigermaßen mit dem Gedanken angefreundet, weshalb diese Gedanken nicht mehr allzu schlimm für mich waren und ich diese zugegebenermaßen sogar noch viel mehr als sonst genoss.
Sie waren einfach nur schön und verdammt herrlich.
,,Haha, guck' mal, die dumme Schwuchtel hat keine Freunde und verbringt die Hofpause ganz allein', wie traurig.'', holte mich Niklas' Stimme plötzlich wieder zurück in die Realität und ich sah die beiden von der Seite an, wie sie lachend nebeneinander standen und über irgendjemanden zu lästern schienen.
,,Das wundert mich auch ehrlich gesagt nun wirklich nicht, wenn man schwul ist. Wetten der hat irgendeinen Flirtversuch bei einen seiner Kumpels gestartet oder er hat sich gar vor denen geoutet und jetzt sind die, zu recht, total angeekelt von ihm und wollen nichts mehr mit ihm zutun haben?!'', stieg Tom direkt mit in das Gespött ein und sie brachen daraufhin alle beide in schallendes Gelächter aus.
Vollkommen empört sah ich die beiden an und hätte ihnen am liebsten für diese Aussagen in ihr dreckiges Schandmaul geschlagen.
Was denken die bitte, wer sie sind, dass sie so über Homosexuelle erziehen können? Und, wie konnte man das überhaupt?
Ich schüttelte einmal vollkommen verständnislos mit dem Kopf und versuchte anhand ihrer Blicke zu erkennen, über wen sie eigentlich genau herzogen.
Doch im Moment sahen sich die beiden nur gegenseitig an und gackerten wie die Hühner umher, sodass ich rein gar nichts erkennen konnte.
,,Ohne Witz, mich wundert es ja nicht, dass er schwul ist. Ich mein', hast du ihn dir mal angesehen? Der ist so potthässlich, dass ihn noch nicht einmal ein Mädchen knallen würde, wenn er beim Sex seine scheiß Fresse halten würde und es stockfinster in dem Zimmer wäre.'', spottete Niklas weiterhin über diesen mir unbekannten Jungen und wischte sich einige Tränen, vor lauter lachen, aus den Augen.
,,Ist einfach so, man. Alter, das geht ja schon bei seiner Frisur los. Diese Haare sind einfach so hässlich, wie der son total schwulen Pony hat, der ihn komplett in den Augen hängt und welchen er andauernd so wegstreichen muss, weil der so stört.'', machte Tom weiter und machte die Bewegung, welche dieser Junge anscheinend immer dann machte, einmal nach.
Wie konnte man sich denn nur über Haare aufregen?
,,Und hast du mal seine Zähne gesehen?'', fragte Tom dann nach und sah Niklas seinem Gesichtsausdruck entsprechend an.
,,Ja man, die sind wie bei so einem Kaninchen. Seine Mutter hat sich sicherlich von 'nem Rammler besteigen lassen und deshalb sehen die jetzt so aus. Und seine Nase, alter. Son richtiger Zinken.'' Die beiden lachten noch viel lauter als eben und ich verdrehte einmal nur die Augen
Natürlich, und ihr beide seid die hübschesten Wesen auf der ganzen Welt, ihr scheiß Gesichtsgrätschen.
,,Und weißt du, was ich von Ronny gehört habe, der in seine Klasse geht?!'', fing Niklas an.
,,Was denn?'', fragte Tom sofort vollkommen erwartungsvoll und interessiert nach.
,,Der soll ja angeblich an einem Fuß nur vier Zehen haben, oder so. Konnte Ronny auch nicht so richtig beschreiben, was das da eigentlich ist.''
,,Was? Nie im Leben! Wer hat denn schon nur vier Zehen?'', fragte Tom irritiert nach und hielt sich vor lachen den Bauch fest.
Ja, sich über das Aussehen anderer lustig zu machen ist ja so witzig, ihr scheiß Idioten, mit noch weniger IQ als ein zerrotztes Taschentuch.
,,Frag' mich das doch nicht, das ist ihm nur beim Schwimmen aufgefallen. Aber er ist halt auch wirklich so'ne richtige Mistgeburt, dieser kleine Arschficker. Er ist schwul, 'n scheiß Streber, hat keine Freunde und zudem ist er noch viel hässlicher als Vera Int-Veen. Tja, da halt wohl jemand viermal die Arschkarte im Leben gezogen. Aber Schwule haben auch nichts anderes verdient. Das muss doch richtig ekelig sein, von einem anderen Mann in den Arsch gefickt zu werden oder gar einen Mann zu küssen - bah.'' Niklas rotzte einmal auf den Boden und ich sah die zwei nur völlig angewidert an.
Zwar waren mir Tom und Niklas noch nie wirklich sympatisch gewesen, aber jetzt werden sie sich ganz bestimmt keine Sympathiepunkte mehr bei mir sammeln.
Wie konnte man nur solche ekelhaften Worte von sich geben und sich dabei dann auch noch cool oder gar lustig fühlen? Ich werde den Sinn dahinter wahrscheinlich wohl nie verstehen und bin auch ziemlich froh darüber, denn nachher lasse ich mich auch noch von so einer dummen Scheiße mitreißen und bin dann selbst noch nicht einmal besser.
,,Guck mal, der ist jetzt voll traurig, nur weil wir die Wahrheit gesagt haben. Aw, du kleines schwules Baby, geh' doch zu deinem Stecher und lass' dich schön ordentlich in den Arsch ficken, dann geht es dir gleich wieder viel besser.'' Sie zogen beide gleichzeitig einen Schmollmund und lachten danach wieder.
Ich suchte wieder nach ihren Blicken und dieses Mal erkannte ich sogar, über welche Person sie die ganze Zeit über schon hergezogen hatten.
Augenblicklich weiteten sich meine Augen und Wut flammte in mir auf. Die machten sie da doch nicht gerade ernsthaft über meinen Lukas lustig, oder?!
Ich formte meine Augen augenblicklich zu Schlitzen und sah die beiden nun vollkommen wütend von der Seite an. Wie konnten sie es eigentlich nur wagen, solche gemeinen Sachen über Lukas zu sagen?
Lukas ist doch so ein unfassbar lieber Mensch, tut keiner Fliege etwas zu Leide und die beiden hatten echt nichts Besseres zutun, als ihn grundlos fertigzumachen.
,,Ihr fühlt euch auch nur besser, wenn ihr über Andere herzieht, oder?'', sagte ich nun auch endlich mal etwas zu ihrem ganzen Gespött und verschränkte die Arme vor der Brust.
Sofort verstummte ihr Gelächter und sie sahen mich nun vollkommen irritiert an.
,,Was meinst du denn?'', fragte Tom verwirrt nach und ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
,,Ich meine damit, dass ihr nicht Lukas fertigmachen sollt', weil er euch rein gar nichts getan hat und ihr gar nicht das Recht dazu habt, um so über ihn zu lästern.'', erklärte ich ihnen etwas genauer und sie sahen sich kurz gegenseitig an, um sich irgendwelche vielsagenden Blicke zu zuwerfen, welche ich natürlich nicht verstand.
,,Lass' uns doch machen was wir wollen, Wolbers!'', erwiderte Niklas bedrohlich, trat auf mich zu und versuchte mich einzuschüchtern, woran er aber kläglich scheiterte. Als ob ich vor diesen Spasten, welcher noch nicht einmal einen Zahnstocher zerbrechen könnte, irgendwie Angst hätte.
,,Aber was soll man auch noch großartig von dir erwarten, da du ja anscheinend mit dieser scheiß Schwuchtel befreundet bist, weil wir dich ja oft genug mit der draußen herumrennen sehen haben und im Theater wart beide zusammen auch noch. Bah, seid ihr jetzt etwa beste Schwuchtelfreunde fürs Leben, oder was?'' Niklas warf mir einen angeekelten Blick zu und ich lachte kurz auf, weil sein Verhalten einfach nur lächerlich war. Wie konnte man bloß so ticken und sich dann auch noch mit diesen Worten wohlfühlen, welche man da von sich gab?!
,,Na wenigstens ist Lukas viel reifer als ihr beiden zusammen und setzt sein Gehirn richtig ein, damit er nicht so viel dumme Scheiße von sich gibt, so wie ihr das tut.'' Ich stieß Niklas völlig gleichgültig und ohne jegliche Angst von mir, ehe ich näher auf die beiden zu trat.
,,Ich weiß ja nicht, in welcher Welt ihr lebt, aber in dieser Welt hier wird Homosexualität schon lange akzeptiert und ist normal. Lasst ihn doch schwul sein, meine Güte, wenigstens kann er seinen Schwanz irgendwo hineinstecken und geht im Gegensatz zu euch nicht ganz so leer aus. Und um perfekt durchs Leben zu kommen muss man nicht so aussehen, als wäre man in einer Schönheitschirurgie entstanden. Es kommt viel eher auf die inneren Werte an und wenn diese hässlich sind, dann ist der ganze Mensch im Allgemeinen einfach nicht perfekt. Und vielleicht ist Lukas nicht der Schönste für euch, aber im Gegensatz zu euch würde er nicht auf ein Plakat der Sterbehilfe e.V. kommen. Der Grund warum ihr immer andere fertig machen müsst, ist doch nur der, dass ihr euch selbst nicht wirklich akzeptieren könnt' und andere leiden sehen müsst, damit ihr euch wenigstes etwas besser fühlt und nicht in eurem Selbsthass erstickt. Nicht Lukas ist ekelhaft, sondern ihr. Und ja, ich bin wirklich mit ihm befreundet und es ist mir scheiß egal, welche Sexualität genau er hat. Wenn ihr was gegen unsere Freundschaft habt, dann ist das nicht unser Problem und ihr könnt' es gerne auch ruhig für euch behalten, was genau ihr davon eigentlich haltet.'', sagte ich nun wütend und die beiden sahen mich mit riesigen Augen an.
,,Ach ja, dann k-kannst du dich...r-ruhig v-verpissen...du...du s-scheiß Junkie!'', stotterte Niklas nur und versuchte verzweifelt mich irgendwie einzuschüchtern, indem er sich vor mir aufbaute.
,,Ich verpisse mich doch liebend gerne! Vor allem wenn ich nicht mit solchen unterbelichteten Menschen wie euch rumhängen muss!'', erwiderte ich grinsend und drehte mich um, um zu verschwinden.
Doch noch bevor ich endgültig aus ihrer Sichtweite verschwand, drehte ich noch einmal fix zu ihnen um.
,,Also, ich geh' dann jetzt mal zu Lukas, gehe mit ihm zusammen auf den CSD, schwinge ein paar Regenbogen-Flaggen mit ihm umher und und unterstützte als sein bester Schwuchtelfreund, seine Homosexualität in vollsten Zügen. Danach sehen wir uns noch ein Musical an, bei dem wir selbstverständlich jede einzelne Silbe mitsingen können und dann lackieren wir uns auch noch gegenseitig die Fingernägel, so wie das Schwule in euren Augen höchstwahrscheinlich machen.'', meinte ich noch sarkastisch und zwinkerte ihnen grinsend zu.
Ich sah noch einmal in ihre empörten und zugleich auch angewiderten Gesichter, ehe ich mich nun endgültig wegdrehte und weiter auf die Bank zu steuerte, auf der Lukas saß und betrübt auf den Boden schaute.
Ganz leise setzte ich mich neben ihn und sah Lukas von der Seite an.
Lukas hatte seinen Blick weiterhin auf den Boden gerichtet und scharrte völlig in Gedanken verloren mit seinen Füßen etwas Sand, welcher unter der Bank lag, zusammen.
Er musste wohl haargenau mitbekommen haben, wie Tom und Niklas über ihn hergezogen haben, denn er saß nicht gerade weit entfernt von uns.
Ich glaube aber, dass er meine Verteidigung nicht mitbekommen hatte, weil ich dort um einige Töne leise als die beiden gesprochen hatte und Lukas mich bestimmt schon längst neben sich bemerkt hätte und auch um einiges glücklicher wirken würde, wenn er denn nur wüsste, dass wenigstens eine Person auf seiner Seite stand.
,,Hey.'', begrüßte ich ihn immer noch leise und legte meine Hand auf Lukas' Rücken ab, weshalb dieser kurz zusammenzuckte und mich endlich zu bemerken schien.
Lukas schaute auf und sah mich irritiert, aber auch überrascht zugleich an. Logisch, dass er so reagierte, denn in der Schule hatten wir sonst keinen weiteren Kontakt miteinander.
Wir begrüßten uns zwar ab und zu und quatschen auch mal kurz miteinander, wenn sich denn die Möglichkeit ergab, doch ansonsten passierte jeglicher Kontakt zwischen uns eher außerhalb der Schule.
,,T-Tim...H-Hey.'', begrüßte Lukas mich ebenfalls so leise und grinste etwas.
,,Na, wie geht's?'', fragte ich grinsend nach und richtete mich auf.
,,Hm ja, eigentlich ganz gut.'', antwortete er bedrückt und sah sich stumm auf dem Schulhof um.
,,Hast du das eben mitbekommen?'', fragte ich vollkommen vorsichtig nach und Lukas nickte.
,,Leider ja. Aber ich bin es schon gewohnt von den beiden fertiggemacht zu werden, also ist das halb so wild.'', erwiderte Lukas seufzend und stieß einige Steine weg, die auf dem Boden herumlagen.
,,Ach, die beiden können auch nicht anders. Was denkst du, wie schrecklich es die Mädchen wegen denen haben. Wenn die nur mitbekommen, dass gerade eine von ihnen momentan ihre Tage hat, dann mobben sie diese einfach deswegen, obwohl das etwas vollkommen normales ist und sie ja auch nicht wirklich etwas dafür können.'' Ich schüttelte nach diesen Worten nur einmal verständnislos mit dem Kopf und fragte mich selbst, wie ich mich eigentlich, all die Jahre, so gut mit den beiden verstehen konnte.
Eigentlich waren Niklas und Tom so viel anders als ich. Aber ich hatte mich ja auch schon mit ihnen angefreundet, bevor sie solche fiesen Arschlöcher wurden.
,,Wenn man es nötig hat.'', erwiderte Lukas bloß Schulter zuckend und sah wieder hinunter auf den sandigen Boden.
Mir gefiel Lukas' Verhalten gerade so überhaupt nicht, auch wenn er dafür eigentlich nichts konnte. Normalerweise war er nie so abweisend zu mir und schien sich sogar ziemlich darüber zu freuen, wenn ich in seiner Nähe war. Aber wenn man gerade eben erst fertiggemacht wurde, war es auch überhaupt kein Wunder, dass man so traurig und abwesend zu Anderen war.
,,Das sind zwei richtige Vollidioten, die einfach keine Ahnung von irgendwas haben. Hör' bloß nicht auf die, die wissen sich halt nicht anders zu helfen. Sie müssen andere fertigmachen, sonst kommt der Selbsthass und der Neid wieder in ihnen hoch.'', versuchte ich Lukas aufzumuntern und dieser nickte.
,,Ich glaube aber, dass sie dich erst einmal 'ne Zeit lang in Ruhe lassen werden, weil ich dich vor ihnen verteidigt habe und sie auch richtig krasse Angst vor mir haben, auch wenn sie es nie einfach so zu geben würden.'' Lukas schaute nun wieder zu mir hoch und ich sah ganz genau, wie seine Mundwinkel nun wieder nach oben zuckten.
Süß.
,,Du...h-hast mich...v-verteidigt?'', fragte Lukas vollkommen fassungslos nach und ich nickte grinsend.
,,Wow...Danke.'', bedankte er sich lächelnd bei mir.
,,Dafür doch nicht. Ist doch selbstverständlich, dass ich so etwas für meine Freunde tue.'', lächelte ich ebenfalls und legte den Arm um Lukas.
Ich sah einmal kurz zu Tom und Niklas, welche uns gerade ebenfalls musterten und uns deswegen angeekelte Blicke zu warfen. Von mir aus sollten sie ruhig denken was sie wollen und irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen, das war mir eh egal.
,,Danke, dass du immer so nett zu mir bist, Tim.'', flüsterte Lukas leise und sein Lächeln wurde noch ein ganzes Stück breiter. So ein verdammt schönes Lächeln.
,,Gerne doch.'' Ich nahm meinen Arm wieder von ihm weg, doch rutschte ganz unauffällig näher an Lukas heran, was er ein Glück nicht ganz mitbekam.
Ich wollte einfach nur in seiner Nähe sein.
Den Rest der Hofpause saßen wir gemeinsam auf der Bank und ich lauschte Lukas' wunderschönen Stimmchen, weil er mir gerade von einem Theaterstück erzählte, bei dem er eine kleine Rolle, neben seinem Vater, spielen würde.
Ich achtete zwar nicht allzu genau darauf, was genau er da eigentlich von sich gab, aber allein' dass ich seine Stimme hören konnte, machte mich um einiges glücklicher, sodass ich sogar auch noch die restlichen Stunden in der Schule aushielt.
Ach, ich freute mich schon sehr darauf, ihn am Freitag endlich wiederzusehen und etwas mehr Zeit mit ihm zusammen verbringen zu können.
-Freitag-
Ich hatte gerade Nachhilfe und Lukas schrieb mir irgendwelche Aufgaben auf, damit ich diese später beziehungsweise gleich lösen konnte.
Das machten wir Freitags immer so, um zugucken, ob ich den Stoff auch wirklich verstanden hatte oder ob wir nächste Woche dort noch ein wenig weiterüben mussten.
Ich sah ihm nur grinsend dabei zu, wie er meine Aufgaben aufschrieb und sich ab und zu im Raum umsah, um sich irgendwelche Zahlen für mich auszudenken.
Wir waren sogar heute extra ins Wohnzimmer gegangen, damit ich viel näher bei ihm sitzen konnte.
Meine Ausrede dafür war, dass meine Geschwister oben viel zu laut wären und ich mich dort nicht wirklich konzentrieren konnte. Das war noch nicht einmal wirklich gelogen, weil ich mich hier wirklich um einiges besser konzentrieren konnte.
Aber der eigentlich Anlass dafür war viel eher, dass ich so Lukas viel näher sein konnte. Oben hätte jeder von uns nämlich seinen eigenen Stuhl und da konnte ich mich ja schlecht einfach so auf Lukas' Schoß setzen, nur weil ich ihm unbedingt etwas näher sein wollte.
,,Hier, deine Aufgaben!'' Lukas schob mir das Blatt Papier entgegen und ich sah mir die Aufgaben an.
Auch, wenn Lukas mir gerade noch ganz ausführlich erklärt hatte, wie man das Alles ausrechnete, hatte ich es schon längst wieder vergessen. Und ja, daran waren unter anderem auch meine Schwärmereien gegenüber Lukas Schuld, die ich so langsam mal in den Griff bekommen sollte.
Auch, wenn ich nie wirklich etwas dafür konnte, dass meine Gefühle noch viel intensiver waren, sobald Lukas direkt in meiner Nähe war. Aber ich musste echt aufpassen, dass sie dabei nicht die Überhand übernahmen.
Wenn Lukas nicht da war, war es ja vollkommen OK über ihn nachzudenken und geistesabwesend deswegen zu sein. Aber wenn er direkt neben mir saß, musste ich echt aufpassen, dass ich mich wieder viel intensiver auf den eigentlich Stoff, der nicht den Namen Lukas trug, zu konzentrieren.
Lukas gab sch schließlich verdammt viel Mühe damit, mir den Stoff ordentlich beizubringen und ich sollte dies auch nicht wie den letzten Dreck behandeln, denn dann könnte er seine Freizeit auch viel sinnvoller nutzen und müsste sich nicht ständig einen vom Wolf erzählen, obwohl ich eh nicht weiter aufpasste.
,,Tim? Tim?'' Lukas schnipste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum und ich erwachte aus meiner Starre.
,,Was?'', fragte ich vollkommen verwirrt nach und ich starrte wieder auf das Blatt Papier mit meinen ganzen Aufgaben drauf.
Ich merkte, wie ich augenblicklich ganz rot anlief und meine Hände zu schwitzen begangen.
Auch wenn mir sonst nichts großartig peinlich war, war es mir jetzt schon ziemlich unangenehm, wenn mich ausgerechnet Lukas dabei erwischte, wenn ich ihn wie ein verknalltes Mädchen anstarrte und anhimmelte.
Wenn ich mich weiterhin so auffällig verhielt, dann würde es nicht mehr lange dauern und Lukas würde bemerken, was ich eigentlich in seiner Gegenwart fühlte. Ob das nun positiv oder negativ ausfallen würde, konnte ich überhaupt nicht beurteilen.
Zwar meinten Tom und Niklas, dass er angeblich schwul ist, aber die beiden konnten viel reden, wenn der Tag lang war und man wusste schließlich auch nicht, ob die beiden das nur erfunden hatten, um etwas zu haben, mit dem sie ihn aufzogen konnten.
Ich hatte wirklich überhaupt keine Ahnung davon, wie Lukas in dieser Hinsicht eingestellt war und wie er überhaupt darauf reagieren würde, wenn ich ihm meine Liebe ihm gegenüber gestehen würde.
Höchstwahrscheinlich würde er total angeekelt sein, würde sofort wieder zu sich nach Hause fahren, würde mir nie wieder Nachhilfe geben, mir die Freundschaft augenblicklich kündigen und mich in der Schule gar nicht mehr weiter beachten oder im schlimmsten Fall sogar auch noch auslachen, wenn ich ihm über den Weg lief.
Am Besten würde das denn auch noch mit Tom und Niklas zusammen passieren und ich wäre dann die potthässliche Schwuchtel, die noch nicht einmal unter den krassesten Bedienungen von einem Mädchen gefickt werden würde.
,,Hallo? Erde an Tim? Hallo? Bist du überhaupt noch da?'' Lukas fuchtelte mittlerweile mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum und ich schüttelte einmal mit dem Kopf aufgrund meiner Gedanken.
Ich sollte über dieses ganze Thema viel lieber nachdenken, wenn ich allein' war und nicht, wenn die betroffene Person direkt neben mir saß und mich verwirrt und besorgt zugleich anstarrte.
,,Ähm...sorry...i-ich war...in...in...äh...Gedanken.'', erwiderte ich nur stotternd und nahm meinen Füller in die Hand.
,,Ach so, nicht schlimm.'', winkte Lukas grinsend ab und ich spürte seinen Blick förmlich auf mir ruhen.
Ich starrte auf mein Blatt Papier mit meinen ganzen Aufgaben, von denen ich noch nicht einmal eine Einzelne auch nur irgendwie verstand.
Das waren für mich nur irgendwelche zusammengewürfelten Zahlen, welche in meinen Augen überhaupt keinerlei Sinn ergaben.
,,Äh...Lukas? Ich glaube...ich glaube, ich verstehe das noch nicht so richtig.'', gab ich vollkommen schüchtern zu und Lukas sah mich fragend an.
,,Was genau denn nicht?'', harkte er nach und rückte ein Stückchen näher zu mir, was mein Herz augenblicklich einige Takte schneller schlagen ließ. Oh Gott!
,,Wie man das rechnet halt. K-Können wir...also können wir noch eine...eine Aufgabe zusammenrechnen?'' Lukas grinste bei dieser Frage, wahrscheinlich auch wegen meiner Unsicherheit, noch viel breiter und nickte augenblicklich.
,,Selbstverständlich können wir das machen!'', antwortete er lachend und bewegte seine Hand in die Richtung des Taschenrechners.
Doch wir beide hatten den gleichen Gedanken, weshalb meine Hand kurz darauf auf die von Lukas' lag und sich augenblicklich ein angenehmes Kribbeln durch meinen kompletten Körper zog.
Wir sahen uns sofort gegenseitig an und wie so oft verlor ich mich ziemlich schnell in seinen wunderschönen blauen Augen.
Ich wusste nicht, wie lange wir so da saßen und uns nur gegenseitig in die Augen sahen. Es hätten Tage, Wochen oder gar Monate vergehen können und es wäre mir überhaupt nicht aufgefallen.
Ich verlor mich viel zu schnell in seinen Augen, aber ich liebte es, weil sie mich verdammt beruhigten und ich mich dadurch glatt wie high fühlte.
Es war einfach ein so atemberaubendes Gefühl, ihm einfach nur in seine hübschen Augen zu schauen und an nichts anderes weiter zu denken.
Wenn es eine Fernbedienung fürs Leben geben würde, dann würde ich genau jetzt die Pausetaste drücken und nie auf die Idee kommen, je wieder auf Play zu drücken. Ich könnte bis ans Ende meiner Tage einfach nur hier sitzen, in seine blau-grünen Augen blicken und würde in vollsten Zügen unsere Zweisamkeit genießen.
,,Du hast so wunderschöne Augen, Lukas. Hat dir das schon einmal jemand gesagt?'', flüsterte ich leise und strich mit meinen Fingern ganz leicht über seinen Handrücken, sodass sich augenblicklich eine angenehme Gänsehaut auf seinem Arm ausbreitete.
Lukas schüttelte als Antwort nur mit dem Kopf und ich rückte noch ein ganzes Stückchen näher zu ihm.
,,Glaub' mir, sie sind wirklich wunderschön. Diese Farben ist einfach so wundervoll, sodass ich mich immer viel zu schnell in ihnen verliere.'' Ich verschränkte unsere Finger miteinander und Lukas' Wangen färbten sich leicht rötlich.
,,Deine sind aber auch verdammt schön, Tim. Sie sind zwar ziemlich dunkel, aber leuchten meistens immer so hell, wenn ich in ihnen schaue.'', flüsterte Lukas ebenfalls und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Ich rückte noch dichter an ihn heran, sodass sein warmer Atem meine Wangen angenehm streifte.
Ich bewegte meine freie Hand ganz zögerlich zu seinem Kopf und fuhr ihm ganz langsam durch die Haare.
Als ich merkte, dass es Lukas überhaupt nichts ausmachte, tat ich diese Aktivität eine Zeit lang und Lukas lächelte mich weiterhin ganz stumm an.
,,Du hast so verdammt weiche Haare.'', meinte ich irgendwann ganz leise und Lukas fuhr mir ebenfalls kurz durch die Haare, weshalb meine komplette Kopfhaut augenblicklich zu kribbeln begann.
,,Du auch.'', erwiderte er grinsend und fuhr mir noch ein paar weitere Male durch die Haare, was sich unfassbar schön anfühlte und ich wollte, dass er niemals damit aufhören würde.
Ich hatte mich vorhin gewaltig geirrt, weil genau jetzt der richtige Zeitpunkt war, um die Pausetaste fürs Leben zu drücken.
Es fühlte sich einfach so schön an, wie Lukas' lange Finger durch meine Haare fuhren und ab und zu sogar mal mein Ohr streiften.
Ich bekam an meinem ganzen Körper augenblicklich eine ganz angenehme Gänsehaut, was Lukas sofort bemerkt und ich in seinen Augen ein kleines Funkeln erkennen konnte.
Ja, mein Körper reagiert nur ganz allein' wegen dir so, das hast du ganz richtig erkannt, du süßes Kerlchen mit dem schönen Lächeln.
,,Schön...'', kommentierte Lukas meine Gänsehaut, nahm seine Hand von meinen Haaren weg und strich mir stattdessen über den Arm.
Als er mich nun so zärtlich streichelte, kribbelte mein ganzer Körper durchgehend und mein Herz schlug so verdammt schnell, sodass ich schon Angst davor hatte, dass es mir gleich jeden Moment aus der Brust fliegen und direkt in Lukas' Gesicht springen würde.
Aber dennoch sollte er nicht damit aufhören, mich zu streicheln oder gar anzufassen!
Auch ich traute mich nun mehr und bewegte meine Hand ebenfalls woanders hin. Sie wanderte zu Lukas' Nacken und ich kraulte diesen zärtlich.
Lukas gab ein zufriedenes Seufzen von sich und schloss die Augen. Glücklich und erleichtert zugleich stellte ich fest, dass es ihm nichts auszumachen schien, was wir hier gerade taten.
Im Gegenteil, es schien ihm verdammt zugefallen, was ich an seiner Gänsehaut, die er ebenfalls am kompletten Körper hatte, seinem Dauer-Lächeln und seinem viel zu schnellen Herzschlag, erkennen konnte.
Wie gerne ich Lukas jetzt doch küssen wollen würde. Nur ein kleiner Schmatzer würde mir schon reichen, damit ich wenigstens einmal seine weich aussehenden Lippen berührt hätte.
Ich habe mir nämlich schon ziemlich oft die Frage gestellt, wie diese Lippen wohl schmecken und ob sie denn wirklich so weichen waren, wie in meiner Vorstellung.
Das waren sie wohl ganz bestimmt, nur würde ich das leider, leider niemals erfahren. Oder?
Ich mein', zwar sagt man doch bekanntlich: Wer nicht wagt, der nicht verliert. Aber könnte das denn wirklich so einfach sein?
Aber die Reaktionen von Lukas' Körper sprachen schon sehr dafür und ich glaube kaum, dass sein Körper so auf mich reagieren würde, wenn er nicht irgendetwas für mich fühlen würde.
Ich wagte sehr zu bezweifeln, dass zwei Freunde, die sich noch nicht solange und gut kennen, sich ohne jeglichen Zusammenhang streicheln und dann auch noch ausgerechnet solche Reaktionen von ihren Körper bekommen.
Es musste eindeutig mehr dahinter stecken und ich wollte unbedingt wissen, was genau das eigentlich ist.
Ich sah kurz unsicher zu Lukas' Lippen und nährte mich dann ganz zögerlich seinem hübschen Gesicht, was er aber nicht mitbekam, weil er seine Augen immer noch geschlossen hatte.
Nur noch wenige Zentimeter trennten unsere Lippen voneinander und ich konnte seinen warmen Atem noch viel intensiver auf meiner Haut spüren, seinen schönen Duft noch viel intensiver einatmen und sein Herz noch viel deutlicher schlagen hören.
Während ich mich ganz langsam seinen Lippen näherte, legte Lukas seine Hand nun auf meinem Rücken ab und streichelte mich dort unbeirrt mit seinen Fingern weiter.
Es war nicht mehr viel Platz zwischen unseren Lippen und ich wurde immer aufgeregter und aufgeregter, aber auch ein bisschen Angst kam in mir hoch, weshalb ich kurz zögerte, aber dann doch allen Mut zusammennahm und meine Lippen auf die von Lukas legte.
Dieser hörte plötzlich damit auf mich zu streicheln und ich rechnete jeden Moment damit, dass er mich gleich von sich stoßen würde. Doch das Gegenteil geschah!
Lukas zog mich an meinem Rücken noch viel näher zu sich und erwiderte den Kuss kurz darauf. Seine Lippen waren tatsächlich weich und schmeckten nachdem Fencheltee, welchen wir gerade tranken!
Wir lösten unseren Kuss aufgrund des Luftmangels voneinander und ich lächelte Lukas leicht unsicher an.
Dieser sah mir kurz in meine Augen, doch sein Blick wanderte direkt wieder hinunter zu meinen Lippen und er sah diese vollkommen verlangend an.
Ich zögerte selbstverständlich keine Minute und zog ihn an seinem Nacken dichter zu mir, sodass sich unsere Lippen wieder miteinander vereinten.
Und was ich bei diesem Kuss fühlte, war einfach nur unbeschreiblich!
Mein ganzer Körper begann wie verrückt zu kribbeln und es fühlte sich so an, als stünde ich unter Strom und man würde mir tausende von Volt durch meine Adern jagen, mein Herz schlug noch einige Takte schneller und heftiger gegen meine Brust, sodass man meinen Herzschlag wahrscheinlich auch noch von vierzig Metern hören würde und auf meinem Gesicht breitete sich augenblicklich ein breites Lächeln aus, sodass ich automatisch in diesen tollen Kuss hineinlächeln musste.
Auch Lukas schien dieser Kuss sehr zugefallen, denn ich konnte deutlich spüren, wie sich jedes einzelne Nackenhaar von ihm augenblicklich aufstellte, seinen Herzschlag hörte ich noch viel intensiver und auch auf seinem Gesicht breitete sich sofort ein riesiges Lächeln aus.
Doch aufgrund des Luftmangels lösten wir uns leider wieder voneinander und ich strich über seine leicht geröteten Wangen.
,,Das war...wirklich schön.'', flüsterte Lukas immer noch lächelnd und ich nickte direkt zustimmend.
,,Noch viel schöner als in meinen ganzen Vorstellungen.'', erwiderte ich ebenfalls lächelnd und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
,,Geht mir genauso. Deine Lippen schmecken noch viel süßer und das liegt nicht nur an dem Tee, in cen wir etwas Zucker hineingetan haben.'' Lukas fuhr mir durch die Haare und leckte sich einmal über die Lippen.
Als Antwort bekam er nur von mir meine Lippen, die ich wieder auf seine drückte und er zog mich noch ein Stückchen dichter an sich heran.
Nach einer gewissen Zeit traute ich mich noch ein Stückchen weiter und leckte über seine Unterlippe, damit er seinen Mund öffnete.
Zaghaft öffnete Lukas irgendwann seinen Mund und sofort ließ ich meine Zunge hineingleiten. Ich erkundete die mir noch unbekannte Mundhöhle und als Lukas dann damit anfing, seine Zunge mit meiner zu umspielen, stöhnte ich augenblicklich in den Kuss hinein.
Irgendwann schwang ich mein Bein über Lukas und setzte mich somit auf seinen Schoß.
Ich löste unseren andauernden Kuss voneinander, aber nach ein paar Sekunden, nahm Lukas mein Gesicht wieder in seine warmen, weichen Hände und zog mich zu einem erneuten Zungenkuss zu sich.
Ich schlang meine Beine um seine Hüfte, rückte noch ein Stückchen näher an ihn heran und Lukas' Hände wanderten hinunter zu meinen Hintern, an welchem er mich zögerlich, aber dennoch bestimmt noch viel näher zu sich zog, sodass nun kein Blatt Papier mehr zwischen uns passte.
Lukas ließ seine Hände dort still liegen und ich fuhr mit meinen Fingern wieder durch seine verdammt weichen Haare.
Lukas begann damit, ganz zärtlich meinen Hintern zu massieren, weshalb ich ab und zu mal leise in den Kuss hineinstöhnte, wenn Lukas mal etwas fester zu packte oder gar in ihn hineinkniff.
Wow!
Wir knutschen eine Weile miteinander rum und genossen diesen wundervollen Augenblick in vollsten Zügen.
Wie viel Zeit wir für die eigentlich Nachhilfe noch hatten, wusste ich nicht.
Mir war in meinem tiefsten Inneren bewusst, dass jeden Moment meine Mama hereinplatzen könnte und mich dabei erwischen würde, wie ich mit einem Jungen herumknutschte. Aber das war mir sowieso egal, weil ich schon von vornherein, aufgrund meines Opas, wusste, dass sie rein gar nichts dagegen haben würde.
Sie wusste zwar noch rein gar nichts von meiner Bisexualität, aber ich denke, falls sie uns erwischen sollte, dass sie das viel eher ziemlich süß finden und sogar auch mega feiern würde.
Dann würde sie mich bestimmt auch noch fragen, ob mir Lukas wirklich immer nur Nachhilfe in Physik gegeben hat oder ob wir nicht noch ganz andere Themen außerhalb der Physik miteinander behandelt hätten.
Ein kleines Lachen entwich mir bei diesem Gedanken und dieser Vorstellung, und Lukas löste den andauernden Zungenkuss voneinander.
Ich rückte ein Stück nach hinten, um die Schönheit vor mir etwas besser betrachten zu können, die momentan gerade vor mir saß und mich über beide Ohren hinweg angrinste.
Auch seine Augen sah jetzt völlig anders aus. Sie waren viel dunkler geworden, seine Pupillen waren geweitet und funkelten so unfassbar schön vor lauter Liebe.
Ich konnte wetten, dass es in meinen Augen momentan gerade nicht viel anders aussah, beziehungsweise, ich im Allgemeinen nicht viel anders als Lukas aussah.
,,Das war noch viel schöner, als wie ich es mir je erträumt habe.'', sagte ich lächelnd und fuhr Lukas' Seiten entlang, weshalb dieser kurz zusammenzuckte, sich aber schneller wieder entspannte.
,,Geht mir genauso. Ich habe mir das Alles hier schon so oft vorgestellt, aber keiner meiner Vorstellungen übertrifft die Realität.'' Lukas zog mich wieder etwas dichter zu sich und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
,,Du riechst so unbeschreiblich gut, Tim.'', murmelte Lukas und ich gab ihm einen Kuss auf die Haare.
,,Du riechst auch gut, Lukas. Ich liebe deinen Duft so verdammt sehr, sodass ich ihn 24/7 durchgängig einatmen könnte, aber immer noch nicht genug davon hätte.'' Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab und atmete diesen atemberaubenden Duft ein. Einfach nur herrlich, wie dieses Kerlchen roch!
Nach einer Weile drückte mich Lukas dann sanft, aber dennoch bestimmt von sich weg und sah mir lächelnd in die Augen.
,,Ich muss dir was gestehen, Tim.'', fing Lukas an und ich sah ihn nun ganz angespannt an.
Ich erwartete jetzt schon das Schlimmste. Dass er mir sagen würde, dass er mich nur aus Spaß geküsst hat und jetzt deswegen vollkommen angewidert von mir sei und mir deswegen keine Nachhilfe mehr geben wird und die Freundschaft beendet sei, nur wegen meinen Gefühlen ihm gegenüber.
Ich merkte, wie meine Hände augenblicklich ganz schwitzig wurden und ich rutschte nervös auf Lukas' Schoß herum.
Dieser schien meine Unsicherheit sofort zu bemerken, denn er zog mich noch viel näher zu sich, streichelte meinen Hintern wieder und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Es ist bestimmt nichts, keine Angst. Lukas wird dir schon gleich sagen, was eigentlich zwischen euch los ist, und ob er gleich empfindet.
,,Also...ich...ich bin schon...na ja, seit Monaten in dich verliebt und hätte nie gedacht, dass du auch...halt...dass du mich halt eben auch liebst oder allgemein auch auf Jungs stehst.'', gab Lukas schüchtern zu und alle negativen Gedanken von eben waren wie weg geblasen und ich lächelte noch viel breiter, soweit das überhaupt noch möglich war.
,,Wirklich? Wie das denn?'', fragte ich neugierig nach, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass man sich direkt in eine Person verlieben konnte, obwohl man diese noch nicht einmal ansatzweise kannte. Schwärmen vielleicht, ja - aber verliebt sein doch nicht!
Lukas und ich kannten uns ja nun auch noch nicht solange und vor der Nachhilfe wusste ich zum Beispiel noch nicht einmal von seiner Existenz, weshalb ich jetzt ziemlich gespannt darauf war, wie er sich da überhaupt in mich verlieben konnte.
,,Als...als ich vor 'nem Jahr hierher gezogen bin, habe ich dich halt ziemlich oft gesehen und fand dich auf irgendeine Art und Weise verdammt interessant und wollte unbedingt mehr über dich wissen. Und als ich bemerkt habe, dass du ebenfalls, wie ich, ziemlich oft das Schulgelände während den Pausen verlässt, habe ich irgendwann damit angefangen, dich immer während den Hofpausen zu beobachten. Na ja, ich fand ich halt schon immer so wunderschön und so unfassbar attraktiv, dass ich mich halt nach und nach immer mehr in dich verschossen habe.'', erklärte er mir nun genauer und ich gab ihm sofort danach einen Kuss, weil ich seine Beichte und ihn allgemein so unfassbar niedlich fand.
,,Weißt du noch, als du damals nachsitzen musstest und ich auch da war?'', fragte Lukas plötzlich und ich dachte kurz nach.
Ich weiß zwar noch, dass ich mal nachsitzen musste, aber an Lukas konnte ich mich nicht mehr so ganz erinnern.
Ich wusste aber noch, dass er glaube ich zwei Stühle von mir entfernt saß und mich die ganze Zeit über angestarrt und ich mich gefragt hatte, weshalb ausgerechnet so jemand wie er nachsitzen musste, weil Lukas nicht wie der typische Draufgänger aussah und auch ansonsten ziemlich vernünftig war und sich so gut wie immer an alle möglichen Regeln hielt.
,,Etwas. Zwar nicht mehr ganz so genau, aber ich weiß noch ganz genau, wie du mich die ganze Zeit über angestarrt hast und ich mich gefragt dabei gefragt habe, wieso ausgerechnet so jemand wie du nachsitzen musst und was du getan hast, um es bis hierhin überhaupt zu schaffen.'', antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und seine Mundwinkel zuckten noch viel weiter nach oben, weil er sich höchstwahrscheinlich noch ganz genau daran zu erinnern schien, wie er mich durchgängig angestarrt hatte.
Wirklich, selbst wenn ich ihn angestarrt hatte, hatte er nicht peinlich berührt weg guckt, sondern schien richtig vertieft in mir zu sein, sodass ich mich die ganze Zeit über gefragt habe, ob ich irgendwas am Gesicht oder an er Brille hatte, weshalb man mich jetzt so sehr und lange anstarren musste.
,,Ich habe das Nachsitzen damals völlig freiwillig auf mich genommen, nur damit ich bei dir sein konnte. Ich weiß, das klingt total kitschig, aber als ich erfahren habe, dass du auch nachsitzen musst, wollte ich es unbedingt auch, weil ich dich so noch viel länger als sonst bewundern konnte.'' Ich zog Lukas nach diesem Satz an meinem Nacken näher zu mir und küsste ihn erneut auf seine ganz weichen Lippen.
,,Das ist so süß, so etwas hat noch nie jemand für mich getan.'', erwiderte ich darauf lächelnd.
,,Ich kann auch noch viel süßer werden.'', meinte Lukas dann noch.
,,Na dann schieß' mal los.'', befahl ich Lukas und sah ihn nun vollkommen interessiert an.
,,Na ja, und als deine Mama damals meinen Eltern erzählt hatte, dass du ein paar Schwierigkeiten in Physik hast und meine Eltern dann den Vorschlag gemacht haben, dass ich dir ja ruhig Nachhilfe geben könnte, da weißt du gar nicht, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, als du zugestimmt hast. Ich gebe dir diese Nachhilfe quasi nur, damit ich bei dir sein kann. Was denkst du, warum ich kein Geld hier für verlange. Solange ich mit dir Zeit verbringen kann, brauche ich kein Geld der Welt. Und Gott, du weißt nicht, wie aufgeregt ich damals war, als ich zum ersten Mal in deinem Zimmer stand und mir das dann alles ganz haargenau angeschaut habe, weil ich mir immer vorgestellt habe, wie du wohl so lebst.'', beichtete Lukas mir und lachte dann einmal kurz auf.
,,Oh man, ich war so bescheuert und dass ich dir das auch noch erzähle, ist noch viel bescheuerter. Du denkst jetzt bestimmt wahrscheinlich, dass ich besessen oder so von dir bin.'' Lukas schüttelte über sich selbst einmal mit dem Kopf und ich fuhr ihm nur durch die Haare.
,,Nein, das ist doch voll süß. Wenn du wüsstest, was ich alles im Bezug auf dich gemacht habe. Deine ganzen Bilder auf meinem Handy abgespeichert, dich überall auf meinem Handy und Computer als Hintergrundbild und ich habe vor meinem Opa von dir geschwärmt.'', gab ich zu und nun lachte Lukas.
,,Na da bin ich ja ziemlich erleichtert darüber, dass du genauso schlimm bist wie ich.'' Ich stimmte mit in sein Lachen ein und vereinte wieder unsere Lippen miteinander.
Als die reguläre Nachhilfe vorbei war, bettelten Lukas und ich, meine Mutter und seinen Vater an, dass Lukas heute hier schlafen durfte.
Nach längerer Diskussion gewannen wir und jetzt lag ich hier, mit Lukas in meinen Armen in meinem Bett und zog den warmen Köper dichter an mich heran.
Ich konnte es kaum fassen, dass ich hier gerade wirklich mit ihm lag und er meine Liebe ebenfalls erwiderte.
Noch vor einem Monat hätte ich es nie im Leben für möglich gehalten, dass ich je irgendwelche Gefühle für ein männliches Wesen entwickeln könnte.
Doch jetzt bin ich ziemlich glücklich darüber, dass es doch so gekommen ist und besser hätten meine Gefühle wirklich nicht entscheiden können.
Lukas war einfach nur die perfekte Wahl und ich glaube, dass ich noch viele schöne Momente mit ihm zusammen erleben werde. Und einer von diesen begann gerade jetzt.
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