Die Nachhilfe [1]
-Tims Sicht-
,,Tim, jetzt räum' endlich dein verdammtes Zimmer auf!'', befahl mir meine Mutter wohl jetzt schon zum hundertsten Mal und sah mich bittend an.
,,Wozu denn? Sonst interessiert es dich doch auch nicht, wie mein Zimmer aussieht!'', blaffte ich sie nur von der Seite an und widmete mich wieder meiner Zeichnung.
,,Tim, wie oft soll ich dir das denn noch erklären?! Hier kommt gleich ein Junge vorbei, der dir Nachhilfe geben wird! Ich verlange ja nicht von dir, dass hier alles pikobello sauber sein und kein einziges Staubkorn mehr in diesem Zimmer existieren soll, sondern nur, dass es hier nicht mehr so krass müllig aussieht, damit sich dieser Junge etwas wohler fühlt.'', erklärte mir meine Mama, doch ich zuckte nur mit den Schultern.
Warum sollte ich für einen Typen, den ich noch nicht einmal kannte, extra mein Zimmer aufräumen?! Soll der doch denken was er will, ist mir sowieso scheiß egal.
,,Guck', hier, das brauchst du doch gar nicht, das kann ruhig in deinen Schrank geräumt werden und muss nicht auf dem Boden rumliegen.'' Meine Mama hielt eine frischgewaschene Boxershorts in der Hand und hielt mir diese kurz darauf unter die Nase.
Ich griff nur völlig genervt nach dieser und wollte gerade weiterzeichnen, doch da brach mir diese verdammte Miene vom Bleistift ab. Auch das noch!
,,Man, der ist bestimmt auch in der Pubertät und versteht das!'', erwiderte ich nur genervt und spitze meinen Stift an.
,,Trotzdem kannst du einmal in deinem Leben aufräumen, mein Freund! Du weißt, ich verlange nie etwas von dir - du brauchst nichts im Haushalt machen und so weiter. Aber dein Zimmer kannst du jawohl noch etwas aufräumen!'', meckerte meine Mama noch, ehe sie zur Tür ging und diese leise zu machte, als sie aus dem Raum trat.
Egal wie viel Wut in meiner Mutter kochte, sie machte Türen immer verdammt leise zu und knallte diese nicht, sowie es viele andere normalerweise immer taten. Rein theoretisch brachte es auch eher weniger etwas, Türen zu zuknallen, weil diese ja rein gar nichts dafür konnten.
Ich zuckte über meine Gedanken nur wieder vollkommen gleichgültig mit den Schultern und zeichnete in aller Seelenruhe an meinem Bild, das später eine Eule werden sollte, still und grinsend weiter.
Ich war gerade dabei meine Zeichnung zu beenden, da öffnete sich wieder meine Zimmertür und ich drehte mich stöhnend mit meinem Schreibtischstuhl zu dieser um.
Wie zu erwarten stand meine Mama im Türrahmen und begutachtete mein immer noch unaufgeräumtes Zimmer.
Sie schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf und sah mich wütend an.
,,Warum sieht es hier immer noch so aus wie vorher?! Timi, ich war zehn Minuten weg und es hat sich rein gar nichts verändert!'', fragte sie etwas lauter und trat nun endgültig in das Zimmer.
,,Ich hab' gezeichnet!'', erwiderte ich nur, deutete auf meine Zeichnung und meine Mama betrachtete diese.
Ich bekam mit, wie ihre Mundwinkel kurz nach oben zuckten, sie sich aber doch noch zusammen riss und nicht schon wieder so schnell schwach wurde.
,,Timi, sowas kannst du doch auch noch heute Abend machen.''
,,Mein Zimmer kann ich auch noch heute Abend aufräumen.'', konterte ich und grinste provokant.
Meine Mama verdrehte nur genervt einmal die Augen und ich wollte mich gerade wieder mit meinem Stuhl umdrehen, doch sie hielt noch rechtzeitig die Lehne fest, sodass ich gar keine Chance dazu hatte, mich vor ihr wegzudrehen.
,,Timi Schatz, du hörst mir jetzt mal ganz genau zu.'' Sie packte mich am Kinn und zwang mich somit, sie ansehen zu müssen.
,,Mir ist es normalerweise auch relativ egal, wie dein Zimmer aussieht, solange du dich so wohlfühlst, ist mir das auch vollkommen recht. Aber du bekommst gleich Besuch und das von keinem Freund, sondern von einem Jungen, welchen du überhaupt nicht kennst.''
,,Deshalb brauche ich ja auch nicht aufräumen, wenn ich ihn eh nicht kenne.'', unterbrach ich meine Mama und sie sah mich warnend an.
,,Räum' doch wenigstens das auf dem Boden weg, okay?! Das auf dem Schreibtisch kann von mir aus so bleiben und das auf dem Bett auch. Aber bitte packe diese unnötigen Sachen, die auf dem Boden herumliegen weg und die Drogen ebenso. Mein Schatz, das dauert keine fünf Minuten und dann bist du damit fertig und kannst ruhig weiterzeichnen, solange er noch nicht da ist.'', sagte sie jetzt in einem etwas sanfteren Ton und fuhr mir lächelnd durch die Haare.
Danach ließ sie mich los und ging Richtung Zimmertür.
,,Bitte Timi, tue es wenigstens einmal für mich.'', flehte meine Mama mich noch an und schloss daraufhin auch schon die Tür.
Ich drehte mich wieder mit meinem Stuhl um, zeichnete mein Bild zu Ende und räumte dann meiner Mutter zu liebe auf.
Klar, ich verstand es immer noch nicht so wirklich, wieso ich unbedingt mein Zimmer aufräumen sollte, nur weil ich Besuch von jemanden bekam, den ich noch nicht einmal ansatzweise kannte. Aber weil meine Mama mich so nett darum gebeten hatte, machte ich es schlussendlich doch.
Und außerdem ist sie ja von ihrem kleinen Wuttrip relativ schnell wieder heruntergekommen und hat versucht ordentlich mit mir zu reden, so wie sie es meistens immer bei mir tat. Es war ziemlich oft bei meiner Mutter so, dass sie einen erst einmal vollschnauzte und dann später ruhig mit der jeweiligen Person redete.
Allein' schon die Tatsache, dass sie mich Timi Schatz oder mein Schatz genannt hatte und mir sanft durch die Haare gefahren ist, zeigte, dass sie Anderen nie allzu lange böse sein konnte und merkte, dass jemanden anschreien überhaupt nichts brachte.
Sie war einfach so verdammt anders als mein leiblicher Vater, welcher, als er noch hier bei uns gewohnt hatte, immer nachdem Prinzip gelebt hatte, dass man mit einem lauten und strengen Ton selbstverständlich sehr viel erreichen konnte.
Vielleicht war das bei manchen ja so, aber bei mir hat damals schon lange nicht mehr gezogen und ich habe zum Ende hin allgemein nicht mehr auf meinen Vater gehört, weil ich ihn einfach nicht richtig ernst nehmen konnte und keinen wirklichen Respekt mehr vor ihm hatte.
Ich verzog einmal angewidert das Gesicht, als ich an meinen leiblichen Vater dachte und knallte aus Versehen etwas lauter als gewollt die Schublade zu, in welche ich meine Tütchen voller Gras versteckte.
Ich wusste ja überhaupt nicht, wer dieser Typ eigentlich war und wenn das so ein Anti Drogen-Typ sein sollte, dann sollte er auf gar keinen Fall erfahren, dass ich bei mir Zuhause Drogen habe und erst recht nicht, dass meine Mama davon auch Bescheid wusste und ab und zu selber etwas davon konsumierte.
Ich schmiss die letzte frischgewaschene Boxershorts in meinen Kleiderschrank und ließ mich seufzend auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Ich sah ungeduldig auf die Uhr, die über meinen Schreibtisch hing und fragte mich, wann dieser Typ wohl kommen und wer er eigentlich sein würde.
Genau zehn Minuten vor vier klingelte es an unserer Haustür und ich hörte, wie meine Mama sich vom Küchenstuhl erhob und zur Haustür ging, um diese zu öffnen und diesen mir unbekannten Jungen zu begrüßen.
Ich wusste so überhaupt nicht, wer dieser Kerl eigentlich war und ob er überhaupt in meine Stufe oder gar in meine Schule ging.
Meine Mama hatte nichts Großartiges über ihn verraten, außer, dass er ein Junge ist und mir Nachhilfe in Physik geben wird.
Ebenso hatte ich auch überhaupt keine Ahnung davon, wie meine Mutter überhaupt an solche Kontakte kam.
Fakt ist aber, dass ich überhaupt gar keine Lust auf diese Nachhilfe oder gar auf diesen Typen hatte.
Ich wollte nicht auch noch meine kostbare Freizeit mit diesem Scheiß verschwenden. Aber weil meine Mama mich monatelang versucht hatte, mich dazu zu bewegen, habe ich schlussendlich doch zugestimmt, weil mir einerseits diese andauernde, wiederholende Diskussion auf den Sack ging und zweitens, weil nicht jeder so eine Chance wie ich bekommt.
Ich konnte diese ja auch ruhig mal nutzen. Auch, wenn mir nicht gerade viel an der Schule lag, könnte ich mich dennoch ziemlich glücklich darüber schätzen, dass mir so eine Chance überhaupt geboten wurde und wenn dieser Junge dafür auch noch etwas Geld bekam, sprang für uns beide natürlich etwas heraus.
Er hatte etwas mehr Kohle in der Tasche und ich würde vielleicht endlich mal den ganzen Stoff kapieren und eventuell sogar eine gute Note schreiben. Also ganz so scheiße und unnötig war diese Nachhilfe nun auch wieder nicht.
Plötzlich öffnete sich meine Zimmertür und meine Mama trat ins Zimmer hinein, aber ohne diesen Typen.
Sie kam auf mich zu und lächelte mich breit an.
,,So Timi, er ist jetzt da.'', erklärte sie mir und sah sich in meinem Zimmer einmal schnell um.
,,Super, du hast aufgeräumt.'', lächelte sie noch viel breiter und ich nickte.
,,Hast du auch die Drogen gut versteckt?'', fragte meine Mutter etwas leiser nach, weil sie höchstwahrscheinlich dachte, dass dieser Typ uns belauschen könnte.
Ich öffnete meine Schublade, die an meinem Schreibtisch war, hob einige Stifte hoch und zeigte ihr mein spontan gewähltes Versteck.
,,Gut.'', kommentierte sie mein Versteck und ich schloss die Schublade wieder, um erwartungsvoll zu ihr hochzuschauen.
Ich wusste, dass noch etwas von ihr kommen würde, das sah ich an ihrem Blick und ich kannte diesen ziemlich gut.
,,Bitte sei nett zu diesem Jungen und behandel' ihn nicht wie den letzten Dreck. Ich weiß, dass du es nicht magst, auch noch außerhalb der Schule noch etwas zu lernen, aber dieser Junge opfert extra seine Zeit für dich, um dir etwas beizubringen. Gib' ihm bitte eine Chance und wenn was sein sollte, dann kommst du sofort zu mir, verstanden?!'', sagte sie eindringlich zu mir und ich nickte verstehend.
,,Alles klar. Du schaffst das schon, mein Schatz - es ist ja auch nur für anderthalb Stunden.'', lächelte sie mich aufmunternd an und ich zuckte nur mit den Schultern. Typisch.
,,Muss ich jawohl oder übel machen. Jetzt kann ich jawohl schlecht einen Rückzieher machen.'', murmelte ich leise und meine Mutter öffnete währenddessen die Tür.
Ich sah nur zu dieser und wartete ganz gespannt darauf, welcher Junge da gleich durch meine Zimmertür treten würde.
,,Na dann komm' mal rein.'', sagte sie lächelnd und machte eine einladende Handbewegung, welche zeigen sollte, dass er eintreten konnte.
Der mir unbekannte Junge kam langsam in mein Zimmer getreten und sah sich augenblicklich nachdenklich in meiner Bude um.
,,Ich geh' dann jetzt. Falls etwas sein sollte - ich bin unten im Wohnzimmer.'', verabschiedete sich meine Mama und ließ mich nun mit diesem Kerl alleine. Na das konnte ja noch was werden.
Während sich dieser Junge jeden einzelnen Zentimeter meines Zimmers haargenau ansah, begann ich stattdessen damit, ihn zu mustern.
Er sah eigentlich recht durchschnittlich aus und mir fiel nichts Spezielles an ihm auf, außer dass er für sein Alter, auf welches ich ihn schätzte, schon verdammt groß war.
Dieser Junge hatte irgendwelche Nike-Schuhe an, eine stinknormale dunkele Jeans, ein T-Shirt von irgendeiner Metalband und auch an seinem Gesicht gab es nichts weiter spektakuläres, außer vielleicht seine Hakennase.
Aber ich musste schon zu geben, so schlecht sah er gar nicht mal aus und ich würde ihn schon als einen verdammt hübschen Jungen bezeichnen.
Ich sah ihn noch einmal etwas genauer an und schätzte mal, dass er so ein bis zwei Jahre jünger als ich war und eine Klasse unter mir ging.
Also so schrecklich konnte es dann doch gar nicht mit ihm zusammen werden, weil er schon recht nett aussah und nicht so schien, als würde er irgendeiner Fliege etwas zu Leide tun.
Als ich nun wieder hoch in sein Gesicht schaute, schien dieser Junge wohl fertig mit der Begutachtung meines Zimmers zu sein, da sich unsere Blicke kurz trafen, weil er ebenfalls gerade dabei war, mich zu mustern.
Doch er wendete sofort ganz verlegen seinen Blick von mir ab, sah sich stattdessen unsicher im Raum um und spielte augenblicklich nervös mit seinen Händen. Ein schüchterner Typ also.
,,Äh...hey, ich bin Tim!'', stellte ich mich ihm vor und er sah wieder zu mir.
,,H-Hey...'', sagte er unsicher und trat von einer Stelle auf die Andere.
Irgendwie war sein Verhalten mir gegenüber schon verdammt komisch. So, als ob ich ihm irgendwann mal etwas getan hätte, obwohl ich erst seit ein paar Minuten überhaupt von seiner Existenz wusste.
Na ja, vielleicht war er auch viel eher der Typ Mensch, welcher andere Leute erst einmal richtig kennen lernen musste, ehe er sich diesen etwas näher öffnete.
,,Und du bist?'', fragte ich und grinste dabei ganz schief.
,,Ähm...L-Lukas...'', stotterte er und wendete seinen Blick nun doch wieder von mir ab.
Ich erhob mich nur von meinem Schreibtischstuhl und trat mit langsamen Schritten auf ihn zu.
,,Ist alles OK bei dir, Lukas?'', fragte ich etwas besorgt nach und dieser Junge sah wieder zu mir.
,,J-Ja. Sorry...i-ich bin....ähm...immer etwas unsicher bei...äh...bei n-neuen Leuten. Ähm... könnte ich vielleicht einen Stuhl haben?'', fragte er nun vollkommen nervös, kratzte sich am Hinterkopf und ich nickte.
,,Natürlich, ich hole dir schnell einen.'', stimmte ich grinsend zu und ging in eines der Zimmer meiner jüngeren Geschwister, um mir von dort einen Stuhl zu mopsen.
Als ich mir erfolgreich einen geklaut hatte, stellte ich diesen neben meinen, der vor dem Schreibtisch stand. Ich ließ mich auf meinem Schreibtischstuhl sofort wieder nieder und dieser Lukas tat es mir gleich, doch rückte noch ein Stückchen näher zu mir und stellte seinen Rucksack auf seinem Schoß ab.
,,W-Was habt ihr denn gerade so...in Physik?'', fragte dieser Lukas nach und fummelte an seinem Rucksack umher.
Irgendwie störte mich sein Verhalten mir gegenüber immer mehr und er machte mich ebenfalls unfassbar nervös damit.
Ich war auch nicht immer der offenste Mensch, wenn ich neue Leute kennen lernte, aber Lukas führte sich ja schon fast so auf, als hätte er Angst vor mir, obwohl ich ihm nie im Leben etwas getan hatte.
Vielleicht war es auch einfach seine Art und er konnte an seiner Schüchternheit nun mal auch nichts weiter ändern. Oder er war halt eben verdammt introvertiert.
,,Gott, das weiß ich gar nicht. Ich glaube aber, dass in meinem Hefter alles von der letzten Stunde drin ist, was wir eben behandelt haben. Der müsste irgendwo in meinem Schrank liegen. Ähm...könntest du vielleicht mal darangehen?'', fragte ich Lukas und deutete auf einen kleinen Schrank, welcher in der hintersten Ecke meines Zimmer stand und in dem sich all meine Schulsachen befanden.
,,Äh...klar.'' Lukas rückte mit seinem Stuhl etwas zurück, stand auf und ging zu dem besagten Schrank.
,,Sollte der gelbe Hefter sein.'', fügte ich noch hinzu, ehe er die Schranktür öffnete und ihm meine ganzen Schulsachen und Zeichnungen entgegen geflogen kamen.
,,Entschuldigung...'', entschuldigte Lukas sich und räumte alles wieder viel ordentlicher als vorher ein.
Doch ich bemerkte, wie er eine Zeichnung von mir etwas länger in seinen Händen hielt und diese ziemlich erstaunt musterte.
,,Oh, d-das sieht aber schön a-aus...so, so schön realistisch.'', lobte er mich stotternd und zeigte mir, welche Zeichnung genau er eigentlich meinte.
Es war eine Zeichnung einer Fledermaus, welche vor ein paar Tagen vor meinem Fenster umher geflogen ist und ich ihr solange völlig begeistert dabei zugeschaut habe, bis ich beschloss sie zu zeichnen.
,,Dankeschön!'', bedankte ich mich lächelnd bei ihm und Lukas räumte noch den Rest außer meinen gelben Hefter weg.
Lukas setzte sich wieder zu mir und sah sich mein Tafelbild von der letzten Stunde an, das ich ausnahmsweise mal komplett mit geschrieben hatte. Normalerweise hatte ich nach zwei Worten schon längst keinen Bock mehr und schob das Papier und den Stift nur von mir weg, um mir stattdessen Gedanken über andere, wichtigere Dinge zu machen oder ich zeichnete manchmal sogar etwas, was mir gerade so im Kopf umherspukte.
Aber da ich halt jetzt diese Nachhilfe habe, musste ich mich dazu zwingen, wenigstens in Physik mitzuschreiben, weil ich Lukas jetzt nicht so einfach hätte sagen können, was genau wir gerade haben, denn es interessierte mich ja auch nicht wirklich.
Ich sah mir kurz das Tafelbild an, doch verstand so überhaupt nichts von dem, was da so stand.
Das waren für mich nur irgendwelche Wörter und Zahlen, welche in meinen Augen überhaupt keinerlei Sinn ergaben, obwohl sie es irgendwo doch eigentlich schon taten.
Ich schaute kurz zu Lukas und dieser sah vollkommen interessiert und konzentriert auf das Blatt vor sich.
,,Da seid ihr also jetzt.'', murmelte er leise vor sich hin und blätterte zur nächsten Seite, welche sich Lukas noch einmal kurz ansah.
,,Das werden wir schon irgendwie hinbekommen, dass auch du den Stoff verstehst.'' Seine Stimme klang jetzt viel sicherer als vorhin und er grinste mich breit an.
Dann zückte ich auch schon ein kariertes Papier und einen Kugelschreiber, ehe wir mit der Nachhilfe anfingen.
[...]
Die anderthalb Stunden vergingen wie im Flug und Lukas war gerade dabei seine Sachen wieder einzupacken.
Er war in den letzten Stunden viel sicherer geworden und stotterte nicht mehr ganz soviel rum, so wie es am Anfang noch der Fall gewesen war.
Außerdem konnte Lukas den Stoff, obwohl er ihn selbst noch nicht einmal hatte, ziemlich gut erklären und ich habe in diesen anderthalb Stunden mehr über die Physik gelernt, als in den ganzen letzten Schuljahren, in denen ich mich schon mit diesem Drecksfach herumschlagen musste.
An sich war Lukas auch ein ganz angenehmer Lehrer und es war überhaupt nicht so schlimm, so wie ich mir das am Anfang eigentlich vorgestellt hatte.
Ich denke, dass die nächsten Nachhilfestunden mit ihm bestimmt sehr viel Spaß machen werden und irgendeine Zelle meines Köpers freute sich sogar darüber, Lukas bald wiederzusehen und mit ihm zusammen lernen zu können.
Lukas schnallte sich seinen Rucksack auf den Rücken und grinste mich augenblicklich an.
,,Ich begleite dich noch mit nach unten.'', erklärte ich ihm und er nickte.
Ich öffnete meine Zimmertür, ging hinaus und Lukas lief die ganze Zeit über stumm hinter mir her.
Bei der Haustür angekommen, öffnete ich diese und genau in diesem Moment, öffnete sich die Küchentür und meine Mama trat aus dieser hinaus.
Sie grinste uns beide an und trat näher auf uns zu.
,,M-Mein Vater...ähm...der sollte g-gleich kommen.'', stotterte Lukas leise und sah gespannt auf die Straße.
,,Er wird bestimmt jeden Moment gleich kommen.'', sagte meine Mama lächelnd und richtete sich ihren Dutt, den sie meistens immer trug, wenn sie kochte.
Lukas nickte kaum merklich und spielte ganz nervös mit seinen Händen. Ich stand nur stumm daneben und sah Lukas durchgehend von der Seite an und konnte meinen Blick kaum von ihm lassen.
Als dann ein schwarzes Auto in unsere Straße einbog und vor unserem Haus hielt, drehte sich Lukas zu mir und meiner Mama um und lächelte uns schüchtern an.
,,I-Ich werde dann mal l-los. Äh...Tschüss. Wir sehen uns dann...äh...dann nochmal die Woche halt.'' Lukas reichte mir und meiner Mutter zum Abschied noch die Hand und zog sich kurz darauf Schuhe und Jacke an.
,,Ja, ihr zwei seht euch nochmal die Woche, das stimmt. Tschüss, Lukas. Grüß' deine Eltern schön von mir.'', verabschiedete sich meine Mama grinsend von ihm und er nickte.
,,Werde ich machen.'', sagte er noch, ehe er die Treppen hinunter ging, unseren kleinen Weg zum Tor entlang ging, öffnete dieses und stieg dann in das Auto seines Vaters ein.
Sie fuhren augenblicklich los und wir winkten ihnen noch hinterher, ehe sie einmal abbogen und wir sie aus den Augen verloren und nicht mehr sehen konnten.
Ich schloss die Haustür und drehte mich dann zu meiner Mutter um, welche mich breit angrinste.
,,Du kennst seine Eltern?'', fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen nach und verschränkte die Arme vor der Brust.
Normalerweise kannte ich alle Freunde und Bekannte meiner Mama, weil sie immer so verdammt viele mit mir zusammen traf. Aber wer wusste auch schon, woher und wie lange genau sie Lukas' Eltern eigentlich kannte.
,,Ja, ich musste mal mit seinen Eltern zusammen auf eine Lehrerin warten, weil wir alle ein Gespräch bei ihr hatten und weil diese eine Verspätung hatte, kam man dann halt ins Gespräch und so hat sich das Alles halt eben ergeben.'', erklärte sie mir und ich nickte verstehend.
Also ging Lukas doch auf meine Schule. Aber schon komisch, denn ich habe ihn noch nie zuvor dort gesehen. Vielleicht bin ich aber auch schon ein paar Mal an ihm vorbei gelaufen, doch habe ihn nie zuvor richtig wahrgenommen.
,,Aber dir hat es doch mit ihm gefallen, oder? Und klar kommt ihr auch miteinander?'', fragte sie nun vollkommen neugierig nach und wieder nickte ich.
,,Das ist doch schön zu hören.'', lächelte sie mich an und ich erwiderte dieses.
,,Und weil das nun mal so schön ist, kannst du jetzt auch deine Geschwister zum Essen herunterholen.'', befahl mir meine Mama dann lächelnd und legte ihre Hand auf meinem Rücken ab, um mich Richtung Treppe zu schieben.
,,Warum muss ich das eigentlich immer machen? Sind doch deine Kinder!'', fragte ich genervt nach, doch lachte einmal kurz auf.
,,Weil ich für meine Kinder schon ständig Essen mache und du ihr großer Bruder bist. Sei mal froh darüber, dass du diese Aufgabe machen kannst. Denn du kannst wenigstens einmal am ganzen Tag das komplette Haus zusammen schreien.'', ermutigte sie mich weiterhin und ich gab mich geschlagen, ehe ich kurzerhand all meine ganzen Geschwister zum Essen nach unten rief.
,,Wie bei der Wollny-Familie.'', kommentierte es meine Mutter lachend, ehe wir gemeinsam in die Küche gingen.
,,Und? Hast du den Stoff nun etwas besser verstanden?'', fing meine Mutter während des Essens eine Konversation mit mir an und steckte sich dabei eine Kartoffel in den Mund.
,,Ich habe in diesen anderthalb Stunden mehr gelernt, als in den letzten Schuljahren, in denen ich dieses scheiß Fach schon habe.'', erklärte ich ihr mit vollem Mund.
,,Das ist doch auch mal was Schönes! Und Timi, erst den Mund leer machen und dann reden - so habe ich dich schließlich erzogen.'', tadelte mich meine Mama grinsend an und schnitt an ihrem Fleisch herum.
,,Aber wenn du sofort 'ne Antwort haben wolltest!'', konterte ich nur Schulter zuckend und steckte mir wieder etwas von dem äußerst leckerem Essen meiner Mutter in den Mund.
,,Na ja, Zuhause kann man's ja immer noch machen.'', meinte sie lachend und wischte meinem jüngsten Bruder Tilo, mit einem Lätzchen, dass Essen aus dem Gesicht.
,,Aber Lukas ist echt verdammt schüchtern. Also, er hat Anfangs so richtig krass umhergestottert. Ich mein', ich kann's ja verstehen, dass nicht jeder so ein krasses Selbstbewusstsein haben kann und jedem sofort seine halbe Lebensgeschichte erzählt, aber er wirkt fast so, als hätte ich ihm schon mal etwas angetan.'', erzählte ich meiner Mama und diese sah mich interessiert an.
,,Ich hab' mal von seiner Mutter erfahren, dass er von den oberen Klassen öfters mal schikaniert wird. Eigentlich ist Lukas schon ein recht offener Mensch, aber diese Leute, welche ihn ständig ärgern, die haben da schon einiges dran kaputtgemacht.'', erklärte sie mir und ich schaute sie einerseits erstaunt, aber anderseits auch verwirrt zugleich an.
Ich konnte mir das beim besten Willen einfach nicht vorstellen, dass ausgerechnet dass der Grund dafür sein sollte, weil ich noch nie zuvor in meiner Gegenwart erlebt hatte, dass Lukas von denen aus meiner Klasse oder allgemein von der ganzen Stufe gemobbt wurde.
Ich war nun mal in der höchsten Klasse an meiner Schule und normalerweise wäre mir sowas da schon längst aufgefallen.
Außer es passierte nicht von meiner Klasse aus oder er wurde hauptsächlich nur in den Pausen geärgert. Da ich in den Hofpausen das Schulgelände öfters mal verließ, um wenigstens für zehn Minuten mal meine Ruhe zu haben, konnte ich so etwas gar nicht mal so schnell mitkriegen.
Aber, wenn man mich mal auf dem Schulhof antraf, was aber auch eher eine Seltenheit war, stand ich meistens immer mit einer Gruppe von Leuten aus meiner Klasse zusammen und dort ist mir noch nie aufgefallen, dass sie sich ausgerechnet Lukas als Opfer nahmen.
,,Mir persönlich ist das noch nie aufgefallen, dass welche aus meiner Stufe Lukas geärgert haben. Er geht doch eine Klasse unter mir, oder?'', fragte ich nach und stocherte an meinem Fleisch herum, weil dort noch etwas Fett dran war.
,,Ja, das stimmt. Seine Mama meinte aber auch, dass es nicht so oft sei. Aber trotzdem ist es ziemlich frech von denen, dass man so einen wie Lukas unbedingt ärgern muss. Als ich mal kurz bei ihm Zuhause war, um das mit deiner Nachhilfe zu besprechen, war er eigentlich ganz nett und höflich, und ich vermute mal, dass er sich in der Schule auch nicht gerade anders benimmt.'' Sie schüttelte einmal mit dem Kopf und ich musste ihr in diesen Punkten vollkommen Recht geben.
Ich habe noch nie verstanden, weshalb man Leute irgendwie fertig machen musste, nur weil diese vielleicht etwas anders waren oder sich die Täter dabei besser fühlten. Ich sah da nämlich überhaupt keinen Sinn hinter, weshalb ich mich besser fühlen sollte, nur weil eine Person Dank mir vielleicht totalen Selbsthass auf sich entwickelte und im schlimmsten Fall sogar noch aufgrund meiner Boshaftigkeit Suizidgedanken bekam und es dann sogar auch noch machte.
Wenn ich mal mitbekam, dass eine Person grundlos gemobbt wurde, dann stellte ich mich auch sofort, ohne großartig zu zögern, auf die Seite des Opfers und half diesem, anstatt zu schweigend dabei zu zuschauen, wie die Person immer mehr an diesen Hänseleien kaputt ging.
Zwar hagelte es meistens ebenfalls Mobbing für mich, aber mir war im Allgemeinen eh alles scheiß egal, was andere Leute über mich dachten oder gar sagten.
Warum sollte ich auf die Meinung von Leuten reagieren, welche mir im Endeffekt eh nichts wert waren und mich kaum kannten und gar nicht wussten, wer ich eigentlich bin?
Ich schob meinen leeren Teller von mir weg und hielt mir meinen viel zu vollen Bauch augenblicklich fest.
,,Ich verstehe auch nicht, wie Menschen so etwas machen können. Wer andere mobbt ist entweder nur neidisch auf das, was die jeweilige Person hat oder der Täter will seine eigenen Fehler vertuschen.'', erwiderte ich darauf nur vollkommen in Gedanken verloren und meine Mama lächelte mich an.
,,Da bin ich ja jetzt erleichtert darüber, dass du sowas nicht machst. Da habe ich ja alles richtig gemacht.'' Sie nahm ebenfalls ihren letzten Bissen, lächelte mich erleichtert an und räumte alle Teller ab, um diese daraufhin abzuwaschen.
Ich half meiner Mutter dabei ein wenig und als diese Arbeit erledigt war, ging ich hoch in mein Zimmer, hörte etwas Musik und zeichnete wieder was.
-Vier Wochen später-
Lukas erklärte mir gerade etwas über mechanische Wellen und ich hörte ihm ganz aufmerksam dabei zu.
Ich fand es so unfassbar faszinierend, wie Lukas neben mir saß und total in seinem Element vertieft irgendwelche Dinge über die Physik erzählte.
Ich verlor mich in letzter Zeit viel zu oft in seinen wunderschönen blauen Augen und verspürte immer wieder ein sehr angenehmes Kribbeln in meinem Bauch, wenn sich unsere Blicke für eine kurze Zeit trafen, wenn er mal nicht wie verrückt in der Gegend umherschaute.
Und wie unfassbar beruhigend ich Lukas' Stimme eigentlich fand.
Lukas war zwar noch mitten im Stimmbruch, aber dennoch hörte es sich so verdammt schön an, wenn er sprach.
Von mir aus könnte er ruhig ganze viele Hörbücher vorlesen, auch wenn es mich nicht weiter interessierte, was genau er da eigentlich quasselte, aber solange ich seiner schönen Stimme lauschen konnte, war mir eh alles recht.
Ich seufzte einmal, weil ich mal wieder bemerkte, wie ich Lukas hier eigentlich anhimmelte und wie anders mein Körper nun schon seit einiger Zeit auf ihn reagierte.
Immer wenn ich an Lukas dachte, zog sich alles angenehm schön bei mir unten zusammen und jeder Millimeter in meinem ganzen Körper kribbelte wie verrückt und ich musste automatisch wie ein Vollidiot lächeln.
Vor allem, wenn er dann erst einmal direkt in meiner Nähe war, wurden diese Gefühle extrem aktiv und sie hörten gar nicht mehr auf, sondern wurden von Minute zu Minute immer intensiver und intensiver.
Dann kam nicht nur dieses herrliche Kribbeln und dieses breite Lächeln, sondern mein Herz schlug sofort einige Takte schneller und ich fühlte mich plötzlich so wohl und geborgen in seiner Nähe.
Ich wusste aber auch nicht so recht, wohin ich diese ganzen Gefühle einordnen sollte, weil ich sie nur bei Lukas habe und bei keiner anderen Person.
Ich war schon seit Wochen verdammt verwirrt darüber, was mir mein Körper eigentlich damit sagen wollte.
,,Tim? Tim? Hörst du mir überhaupt noch zu? Hallo?'' Jemand schnipste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht rum und ich erwachte augenblicklich aus meiner Starre.
Ich blickte in das leicht besorgte Gesicht von Lukas, der wohl gerade eben fertig mit seiner Erklärung geworden war.
,,Na klar! Ich hab' dir schon zugehört!'', grinste ich schief und spürte förmlich, wie mir die Röte nur so in Wangen stieß.
Gott, ich hoffe, er hatte nicht bemerkt, wie sehr ich ihn eigentlich angestarrt hatte!
Klar, sollte man eine Person ansehen, wenn diese mit einem sprach, aber ich habe ja kaum meinen Blick von Lukas gelassen und saß, ganz klischeehaft, auch noch so, dass ich mich an meinem Ellbogen an meinem Schreibtisch gestützt hatte und durchgehend bei seiner Rede gelächelt habe.
Ich hoffe, er bemerkte echt nicht, dass ich mich nun etwas anders in seiner Gegenwart fühlte.
,,Gut. Du sahst nämlich so aus, als wären deine Gedanken ganz woanders gewesen und glaub' mir, wäre das tatsächlich so gewesen, dann hätte ich dir das Alles nicht noch einmal erklärt.'', meinte er lachend und zwickte mir einmal kurz in die Seite, weshalb ich kurz zusammen zuckte und kurz darauf an dieser Stelle, eine angenehme Gänsehaut bekam.
Was wollte mir mein Körper bloß damit sagen?
Ich musste später echt mal viel intensiver darüber nachdenken, was in letzter Zeit so mit mir los ist, denn so langsam reagierte mein Körper nicht mehr normal auf Lukas.
,,Oh Gott, die Zeit ist ja gleich schon wieder rum.'', seufzte Lukas und packte langsam seine ganzen Sachen zusammen. Bitte geh' nicht und bleib' am Besten für immer bei mir.
,,Ja, so schnell kann die Zeit vergehen.'', erwiderte ich etwas betrübt und erhob mich von meinem Schreibtischstuhl. Ich wollte nicht, dass er jetzt schon ging, sondern dass er noch etwas hier blieb und mich weiterhin zu laberte, nur damit ich seine wundervolle Stimme hören konnte.
Was dachte ich hier eigentlich schon wieder? Und warum dachte ich das überhaupt?
Ich schüttelte einmal mit dem Kopf wegen meinen Gedanken und hoffte, dass Lukas dies nicht bemerkt hatte.
Ich sah zu ihm und sah, dass er all seine Sachen nun wieder eingepackt hatte. Du kannst sie ruhig auch wieder auspacken und wir hängen einfach noch ein paar Stunden dran.
Ich ging schweren Herzens zu meiner Zimmertür, öffnete diese und gemeinsam gingen wir die Treppen hinunter.
Danach warteten wir wie immer auf Lukas' Vater, der gleich vom Theater kommen würde, wie ich eines Tages mal von ihm erfahren hatte.
Und wenn Lukas erst einmal abgeholt wurde, würden wir uns auch erst wieder nächste Woche oder eventuell in der Schule sehen. Ich würde ihn am liebsten das ganze Wochenende über sehen.
Seitdem Lukas mir diese Nachhilfe in Physik gab, bemerkte ich ihn in der Schule jetzt auch viel öfters und wir begrüßten uns auch ab und zu oder wechselten sogar auch ein, zwei Worte miteinander.
Wir hatten uns auch schon ganz außerhalb von der Nachhilfe miteinander getroffen und ich würde Lukas schon zu meinen Freunden zählen, denn so verkehrt war er gar nicht und er war so verdammt anders als die ganzen Jungs aus meiner Klasse.
Lukas war für sein Alter schon verdammt reif und mit ihm konnte ich mich auch so gut über Dinge unterhalten, worüber sich normalerweise ''nur'' Erwachsene miteinander unterhielten.
Ich grinste ihn von der Seite an und genau in diesem Moment, fuhr das Auto von Lukas' Vater vor unser Haus.
,,Ich werden dann mal los. Tschüss, Tim. Wir sehen uns dann höchstwahrscheinlich nächste Woche in der Schule, falls du kommen solltest.'', verabschiedete sich Lukas lächelnd von mir und tat dann etwas, was wir noch nie zuvor miteinander getan hatten.
Er reichte mir nicht wie sonst seine Hand, sondern umarmte mich stattdessen.
Ich war Anfangs etwas überrascht, weil das jetzt so plötzlich von ihm kam, aber noch viel überraschender fand ich die Reaktion meines Körpers.
Ich fühlte mich plötzlich wie unter Strom, so, als würden tausende von Volt durch meine Adern gejagt werden, meine ganze Körperbehaarung stellte sich auf und es entstand eine angenehme Gänsehaut dabei und mein Herz schlug noch eine Takte schneller als vorher - wenn das denn überhaupt noch möglich war.
Völlig perplex schlang ich meine Hände unsicher um Lukas und zog ihn noch ein Stückchen dichter zu mir. Ich atmete seinen wundervollen Duft noch viel stärker als sonst ein und genoss diesen kurzen Moment, in dem ich Lukas das erste Mal in meinem Leben noch viel näher als sonst sein konnte.
Doch dieser Moment, war leider viel zu schneller vorbei und wir lösten uns wieder voneinander.
,,Gut, jetzt muss ich aber wirklich mal los, weil mein Vater heute Abend nochmal 'ne ganz große Probe hat, weil morgen schon die Premiere ist.'', erklärte mir Lukas und zog sich seine Schuhe und Jacke an.
,,Oh, echt? Ich wünsche ihm auf jeden Fall viel Glück und Spaß dabei.'', erwiderte ich grinsend und mir wurde mit einem Mal ganz heiß. Was ist denn nur los mit mir? Es war doch nur eine kleine, kurze Umarmung gewesen, mehr nicht.
Aber warum hatte mein Körper schon wieder so verdammt unnormal darauf reagiert? Ich verstand langsam meinen eigenen Körper nicht mehr und das war echt verdammt krass.
,,Wenn du willst, dann kannst du morgen auch gerne dabei sein, weil ich hätte da halt noch 'nen Platz neben mir frei. Also, nur wenn du halt möchtest und dich auch dafür interessierst.'', fragte mich Lukas dann plötzlich vollkommen schüchtern, kratzte sich am Hinterkopf und ich sah kurz zu dem Wagen seines Vaters, welcher zappelnd im Auto saß und zu irgendeinem neuen Hit im Radio abging.
Solange ich die Zeit mit dir verbringen kann, würde ich sogar Physikunterricht machen, nur weil ich dort neben dir sitzen und deine wundervolle Nähe spüren darf.
,,Klar, ich würde liebend gerne mitkommen. Muss ich denn irgendwas dafür bezahlen?'', stimmte ich zu, fragte nach und Lukas schüttelte augenblicklich mit dem Kopf.
,,Brauchst du nicht - muss ich auch nie.'', winkte Lukas sofort ab und grinste mich wieder breit an.
,,Das heißt ja, dass du so gut wie jede Woche kostenlos ins Theater gehen kannst.'', erwiderte ich lachend, doch Lukas schüttelte erneut mit dem Kopf.
,,So 'nen Luxus habe ich nun auch wieder nicht. Ich komme da halt nur kostenlos rein, wenn man Vater einer der Hauptrollen spielt. Ansonsten muss ich wie jeder andere Mensch auch Geld bezahlen, aber das ist halb so schlimm. Aber mir wird es wenigstens noch erlaubt, eine Person meiner Wahl ebenfalls kostenlos mitzubringen.'', erklärte mir Lukas etwas genauer und lächelte augenblicklich noch viel breiter.
,,Du kannst mir ja dann schreiben, wann das morgen ist und so.'' Lukas nickte und setzte dann zu seinen ersten Schritten an.
,,Tschüss, Tim. Wir sehen uns morgen. Ich freue mich schon drauf.'', verabschiedete sich Lukas nochmal von mir und drehte sich noch einmal grinsend zu mir um.
,,Tschüss, Lukas. Ich freue mich auch schon und ganz besonders auf dich.'' Die letzten Silben flüsterte ich, sodass hoffentlich nur ich diese gehört hatte.
Lukas stieg nur zu seinem Vater ins Auto und dann fuhren sie auch schon sofort los.
Ich schloss die Haustür, als ich sie nicht mehr sah und freute mich schon riesig auf morgen. Aber nicht nur wegen dem Theaterstück, sondern darauf, dass ich viele Stunden neben Lukas sitzen und seinen atemberaubenden Duft einatmen konnte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top