Die Konzertbuddies
-Tims Sicht-
Lukas, Freitag, 18:04 Uhr:,,Nur noch eine Station und dann bin ich da! 😊 Hoffentlich passiert jetzt nicht irgendwas Doofes, wo alles schon so glatt gelaufen ist. Ich sollte mich mal nicht zu früh freuen. 😅''
Timi, Freitag, 18:05 Uhr:,,Keine Sorge, dann hole ich dich, damit du nicht so weit laufen musst. 😜 Bis gleich ❤''
Lukas, Freitag, 18:06 Uhr:,,Na ob du das noch schaffst, alter Mann? Die armen Knochen. 😝 Freue mich schon auf dich! 😊 ❤''
Vollkommen amüsiert sah ich auf unseren gemeinsamen Chat und zog einmal stark an der Zigarette. Ich aschte auf den Boden, sah nach oben zur Anzeigetafel und lehnte mich seufzend gegen die Säule.
In zwanzig Minuten würde sein Zug endlich bei mir eintreffen. Mein Herz schlug sofort etwas schneller und eine Gänsehaut legte sich auf meinen Körper. In 1200 Sekunden würde ich ihn wiedersehen.
Ich steckte mein Handy weg, drückte die Kippe mit der Schuhsohle aus und schob mir einen Kaugummi zwischen die Lippen. Ich sah mich in der Gegend um und trat näher ans Gleis, in der Hoffnung, seinen Zug schon sehen zu können.
Etwas ungeduldig trat ich von einer Stelle auf die Nächste und kam mir wie in der Schule vor, wenn der Lehrer angekündigt hatte, die Klausur von letzter Woche auszuteilen.
Seelenruhig ging dieser durch die Gänge und legte sie jedem Schüler vor die Nase, während man nervös auf dem Stuhl herumrutschte und am liebsten wegrennen wollte, sobald dieser vor einem stand.
Aber dann ging die Aufregung erst so richtig los, wenn der Lehrer dich musterte und du an seinen Augen nicht erkennen konntest, welche Note du hast. Zum Glück gingen diese Moment meistens schneller vorbei, als dieser hier.
Seit einer Stunde stand ich schon am Bahngleis, weil ich es Zuhause nicht mehr ausgehalten hatte. Im Sekundentakt öffnete ich die App, um zu checken, ob mit seinem Zug noch alles in Ordnung ist.
Ich wollte ihn endlich bei mir haben. Ich wollte seine Nähe spüren, seinen angenehmen Duft in der Nase tragen und seiner wunderschönen, tiefen Stimme lauschen, der ich stundenlang bei den belanglosesten Dingen zu hören konnte.
In fünfzehn Minuten würde sein Zug im Bahnhof eintreffen. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust, meine Hände begangen zu schwitzen und wieder trat ich ans Gleis, um den Kopf herauszustrecken.
Wie ein Irrer lief ich dieses auf und ab und alle Passanten um mich herum, warfen mir immer wieder einen irritierten Blick zu. Es ist alles gut, Timi, es ist nur Lukas, der aus dem Zug steigen würde, nichts weiter.
Mitten auf dem Gleis blieb ich stehen und meine Augen weiteten sich. Es ist Lukas, der da aus dem Zug steigen würde! Lukas Stretzner, der wohl tollste und liebste Junge, den die Welt je gesehen hat.
Der Kerl, der mit seit letztem Samstag komplett den Kopf verdreht hatte. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann zuletzt eine Sekunde vergangen ist, in der ich nicht an ihn gedacht hatte.
Je näher der heutige Tag rückte, desto nervöser wurde ich. Ich hatte so vieles für ihn vorbereitet und noch immer Angst, dass es nicht genug ist. Ich hatte ihm sein Lieblingsessen, Getränke und neue Bettwäsche gekauft, von der wusste, dass sie ihm gefallen würden.
Ich hatte meine Wohnung auf Hochglanz poliert und sogar neue Pflanzen besorgt, weil die Anderen schon so schäbig aussahen. Ich wollte unbedingt, dass er sich wohlfühlte und nicht gleich die Biege machen würde, wenn er einen Schritt in meine Wohnung getan hatte.
Schon die ganze Woche machte ich mich wegen dem Zusammentreffen mit Lukas total verrückt. Ich hatte eine riesige To Do-Liste abgearbeitet und trotzdem kam in mir die Sorge auf, dass ich vor lauter Euphorie irgendwas Wichtiges vergessen hatte.
,,Oh mein Gott... Oh mein Gott... Oh mein Gott...'' Ich spuckte den Kaugummi auf den Bordstein und zündete mir zur Beruhigung eine Zigarette an, die ich in nicht mal zwei Minuten komplett aufgeraucht hatte.
Wieder sah ich mich nach seinem Zug um, checkte die App und versuchte meinen Herzschlag zu normalisieren, denn es würde schon alles gut gehen. Lukas und ich sahen uns schließlich nicht zum ersten Mal.
Wir hatten das schon längst hinter uns und er hatte mir mehrfach bestätigt, wie toll es mit mir zusammen war und dass er das gerne wiederholen wollte. Wir hatten uns super verstanden und das würde jetzt genau so sein.
Ich lächelte, lehnte mich zurück an die Säule und die Schmetterlinge flogen in meinem Bauch einige Loopings. Lukas würde gleich bei mir sein, mich in den Arm nehmen und alle Sorge und Ängste wären vergessen.
Wenn ich in sein wunderschönes Gesicht sah, würde alles wieder gut sein, schließlich war es letztes Wochenende genauso. Da hatte ich auch vollkommen aufgeregt an der Halle gestanden und bin sofort aufgesprungen, als ich ihn einige Meter entfernt gesehen habe.
Aber kaum stand er vor mir und hatte mich mit einem breit lächelndem 'Hey, alles gut?' begrüßt, war alles um mich herum vergessen. Sofort konnte ich mich beruhigen, endlich etwas essen und hatte mich mit ihm unterhalten.
Eine angenehme Gänsehaut legte sich auf meinen Körper. Gleich würde ich ihn wieder bei mir haben. Wir hatten uns eine Woche nicht gesehen, aber trotzdem hatte ich ihn unendlich vermisst und konnte ein Wiedersehen kaum noch abwarten.
Ich entsperrte mein Handy, ging auf WhatsApp und klickte auf sein Profilbild. Das Lächeln auf meinen Lippen wurde sofort breiter, als ich das Bild sah, was vergangenen Samstag entstanden ist. Der Tag, an dem wir uns das allererste Mal getroffen hatten.
Lukas und ich hatten uns über das Internet kennengelernt. Meine Lieblingsband Stripped hatte vor einigen Monaten einen Beitrag eines Fans gepostet, der die Wände seines Zimmers mit den wichtigsten Meilensteinen der Band bemalt hatte.
Es war wunderschön. So viel Liebe zum Detail und die Stunden Arbeit, die in diesem Werk steckten, wollte man am Besten nicht wissen. Alles harmonierte perfekt zusammen und wirklich jeder Fan würde alles dafür geben, um in diesem Zimmer zu leben.
Neben dem künstlerischen Talent hatte mich aber noch etwas ganz anderes beeindruckt. Im Beitrag hatten sie den Namen des Künstler erwähnt und von ihm ein Bild gepostet, damit man ihm beim nächsten Konzert für die geilen Wände beglückwünschen konnte.
Mein Herz hatte sofort schneller zu schlagen begonnen und mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich ihn gesehen hatte. Automatisch hatte mein Finger auf sein Profil geklickt und schlagartig wurde mir klar, dass ich diese Person unbedingt kennenlernen wollte. Nicht nur, weil sie so ultrahübsche Wände hatte, sondern auch, weil sie dazu noch unfassbar gut aussah.
Dieser jemand war Lukas. Ich hatte ihn einfach mal angeschrieben und ihm gesagt, wie hübsch ich seine Wände fand, dass er wirklich Talent hatte und ich so neidisch darauf wäre, dass er zwischen diesen leben durfte.
Trotz der Flut an Nachrichten, die er nachdem Post bekommen hatte, hatte er mir sofort geantwortet. Er hatte sich für das Kompliment bedankt, aber direkt hinterhergesetzt, dass er gegen Bezahlung auch das ein oder andere Zimmer für mich gestalten könnte.
Diese Schlagfertigkeit hatte mich zum Schmunzeln gebracht und wir hatten mit dem Schreiben gar nicht mehr aufgehört. Lukas ist genau so ein großer Fan wie ich und er hatte sich so darüber gefreut, endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem er seine Leidenschaft teilen konnte.
Schnell hatte sich eine gute Freundschaft daraus entwickelt. Wir schrieben fast täglich miteinander, führten Videocalls und rasteten zusammen aus, wenn Stripped etwas Neues gepostet hatte.
Nach all den Monaten des Schreibens, hatten wir uns letzte Woche zum ersten Mal live und in Farbe gesehen. Passend zum neuen Album, hatte unsere Lieblingsband eine Deutschlandtour ankündigt, die durch mehrere Städte führte.
Bereits eine Minute nachdem Post, hatte mich Lukas gefragt, ob ich denn auch nach Berlin kommen würde, weil unbedingt dorthin, aber nicht alleine gehen wollte. Natürlich hatte ich sofort zugestimmt und mich so auf ihn gefreut.
Ich war wirklich nervös vor unserem ersten Treffen und hatte im Hotel tausend Mal mein Outfit gewechselt, mir neues Deo unter die Achseln gesprüht und bin im Minutentakt auf den Balkon gegangen, um eine zu rauchen.
Sehr früh war ich an der Location, weil ich uns die besten Plätze sichern wollte, um Lukas zu beeindrucken. Ich wollte ihm das Alles so schön wie möglich gestalten und ihm alle Wünsche erfüllen, die er an dem Tag hatte.
Immer wieder hatte ich mich nach ihm umgesehen, mein Handy gecheckt und mir wäre fast das Herz in die Hose gerutscht, als er da auf einmal um die Ecke gebogen kam und sich von seinen Eltern verabschiedet hat.
Lukas hatte mich sofort entdeckt, wir hatten uns umarmt und schnell war das Eis zwischen uns gebrochen. Wir hatten uns wirklich gut miteinander verstanden, irgendwelche dummen Witze gemacht und draußen vor der Halle getanzt, als die Band ihren Soundcheck gemacht hat.
Er ist genau so wie im Internet. Der liebste und netteste Mensch der Welt, der hier und da einen frechen Spruch auf den Lippen hatte, aber im gleichen Atemzug auf einmal so schüchtern sein und keinen Mucks von sich geben konnte.
Lukas hatte mich unglaublich fasziniert und ist mir an diesem Abend noch viel sympathischer geworden. Wir hatten zusammen so viel gefeiert, dass mir am nächsten Tag alles wehgetan hatte, wie schon lange nicht mehr.
Ich lachte und musterte sein Profilbild, welches Lukas mit dem Frontmann Sam zeigte. Er lächelte breit in die Kamera und sah genau so glücklich und aufgeregt aus, wie er in diesem Augenblick auch tatsächlich war.
Schon lange hatte Lukas davon geträumt, die Jungs mal zu treffen. Er war schon auf einigen Konzerten, hatte jedoch immer Pech, weil sie manchmal nicht herauskamen oder erst herausgekommen sind, wenn er bereits Zuhause war.
Doch ich hatte ihm versprochen, dass es dieses Mal klappen würde, egal was kommen sollte. Und siehe da, ich hatte mein Versprechen gehalten und Lukas zum glücklichsten Menschen auf dem Planten gemacht.
Ich würde seinen Gesichtsausdruck niemals vergessen, als die Tür zum Backstage mal wieder aufgesprungen war und wir viel eher damit gerechnet hatten, dass jemand aus der Crew herauskommen würde, um etwas in den Tourbus zu laden.
Dementsprechend gelangweilt hatte Lukas dagestanden und einen Fick darauf gegeben. Aber gerade, als ich ihn darauf hinweisen wollte, wer da zwischen dem Türrahmen stand, hatte Sam bereits seine Hand auf seine Schulter gelegt und ihn gefragt, ob er nicht der Junge aus der ersten Reihe ist.
Lukas war vollkommen überfordert und hatte nur vor sich hin gestammelt. Die Jungen hatten ihn angelächelt und waren erstmal zu den anderen Fans gegangen, während ich Lukas ausgelacht hatte, der mich gefragt hatte, ob das gerade wirklich passiert ist.
Als wir als Allerletzte herankamen, ist Lukas so schüchtern und unsicher gewesen, dass ich ihn am liebsten fressen wollte. Er hatte kaum ein Wort herausbekommen, konnte noch gerade so nach einem Foto und Autogramm fragen und ein 'Danke' über die Lippen bringen.
Von außen sah er etwas verstört und überfordert aus, aber ich wusste, dass in ihm ein regelrechtes Feuerwerk hochging und er in diesem Augenblick die ganze Welt hätte umarmen können.
Stattdessen hatte ich all das abbekommen und auch noch heute, knapp eine Woche später, bedankte sich Lukas jeden Tag für diesen schönen Abend und dass ich ihm das Alles ermöglicht hatte.
Mein Bauch kribbelte angenehm, als ich an den Tag zurückdachte. Er war wirklich toll, wobei das Konzert und das anschließende Treffen mit der Band für mich noch nicht mal das Highlight gewesen sind.
Ich hatte mich wirklich gefreut, keine Frage, aber ein anderer Faktor überwog. Noch zehn Minuten. Mein Herz schlug immer schneller und das Adrenalin kochte jetzt schon über, obwohl dieser wunderschöne Mensch noch nicht einmal vor mir stand.
Schon bevor wir uns getroffen und uns überhaupt kennengelernt hatten, fand ich Lukas unglaublich attraktiv. Er ist wirklich süß, hatte viel Sinn für Humor, ist intelligent und auch sein Charakter bestand aus purem Gold.
Am Samstag hatte er mir aber endgültig den Boden unter den Füßen weggerissen. In Natura sah er tausendmal hübscher aus. Dieses wunderschöne Aussehen gepaart mit seinem unverwechselbaren Duft, hatte mich vollkommen verrückt gemacht.
Ich konnte die Augen kaum von ihm lassen. Sein Lachen hatte mich zum Schmelzen gebracht, sein süßes Lächeln hatte meine Knie weich werden und seine geröteten Wangen hatten mein Herz fast aus der Brust springen lassen.
Auch während des Konzerts konnte ich mich auf nichts Anderes konzentrieren. Ständig lag mein Blick auf ihn, obwohl ich die komplette Show noch nicht gesehen hatte und mich sonst nichts außerhalb der Bühne interessierte.
Aber er sah einfach nur zum Fressen aus, wenn er tanzte, total abging und bereites nachdem zweiten Song wie ein Ochse geschwitzt hatte. Lukas sah so glücklich aus, hatte jedes Wort aus dem Herzen mitgesungen und am liebsten hätte ich ihn gepackt und geküsst.
Ich hatte mich an diesem Abend Hals über Kopf in ihn verliebt. Ich hatte schon seit längerer Zeit etwas für ihn empfunden, doch an diesem Abend hatte er mich endgültig um den Finger gewickelt.
Ich wäre ihm gerne nähergekommen. Als wir draußen auf die Band gewartet hatten, konnte ich für einen kurzen Moment seine Nähe spüren. Lukas hatte wie aus dem Nichts seine Arme um mich gelegt und sich für den schönen Tag bedankt.
Da es etwas kalt geworden ist, hatte ich Lukas meinen Hoodie geliehen, weil dieser sich viel zu dünn angezogen hatte. Er hatte noch immer gefroren und so stark gezittert, sodass er die Arme um mich behalten hatte.
Es hatte sich so toll angefühlt. Ich kam mir anfangs etwas unbeholfen vor, weil ich damit wirklich nicht gerechnet hatte. Aber schnell konnte ich mich aus der Starre lösen, hatte ihm über den Rücken und durch die langen Haare gestreichelt.
Immer wieder hatte er ein mehr als zufriedenes Seufzen von sich gegeben, sein Gesicht in meiner Brust vergraben und nuschelnd von sich gegeben, dass ihm schon etwas wärmer wurde.
Im Hotel hatte diese Nähe dann leider abgenommen. Wir hatten einfach auf dem Bett gesessen, uns noch etwas zu Essen bestellt und immer wieder hatte Lukas fassungslos auf sein Handy und das unterschriebene Ticket geschaut.
Ich sah nach oben zur Anzeigetafel und quietschte leise auf. In einer Minute ist er endlich da! Ich konnte es kaum noch erwarten und stellte mich etwas näher an den Bahnsteig.
Dieses Mal sah ich tatsächlich vom Weitem einen Zug, der langsam auf uns zugerollt kam. Die ersten Passanten machten sich schon mal startbereit und griffen nach ihren Koffern.
Ich sprang währenddessen von einer Stelle zur Nächsten und würde Lukas nicht gleich da sein, hätte ich mir nochmal eine Kippe angezündet, weil ich mit einem Mal ganz nervös wurde. Keine Sorge, Timi, ihr habt euch schon gesehen...
Der Zug kam zum Stehen und sofort öffneten sich die Türen. Die ersten Fahrgäste stiegen aus, während ich mich nach Lukas umsah. Augenblicklich legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich den zu groß gewachsenen Jungen auf dem Bahngleis stehen sah.
Er sah sich nach mir um, umklammerte fest seinen Koffer und ich quetschte mich an den ganzen Menschen vorbei, die sich in die Arme fielen oder einfach stehenblieben. Oh mein Gott, er sah schon wieder so gut aus!
,,Hey!'', begrüßte ich ihn lächelnd und tippte auf seine Schulter. Lukas zuckte etwas erschrocken zusammen, musste dann aber sofort lächeln, als er mich erkannte. ,,Na!'', strahlte er über beide Ohren und kämmte sich eine verlorene Strähne aus dem hübschen Gesicht.
Ich musterte ihn von oben bis unten und öffnete meine Arme, damit er sich in diese fallen lassen konnte. Lukas presste sich dicht an mich und streichelte mir zärtlich über den Rücken, während ich zu Wachs mutierte.
Eine noch viel stärkere Gänsehaut legte sich auf meinen Körper, mein Herz sprang mir fast aus der Brust und die Schmetterlinge in meinem Bauch setzten sich mit einem Mal frei und machten mehrere Loopings.
Es fühlte sich so schön an, seine Nähe wieder spüren zu können. Schon die ganze Woche hatte ich mich danach gesehnt und nun hatte ich ihn hier. Ich fuhr ihm durch die Haare, dessen Spitzen frisch geschnitten wurden und seufzte zufrieden auf.
,,Wie war die Fahrt?'', fragte ich lächelnd, als wir uns nach einer viel zu kurzen Zeit voneinander gelöst hatten. Gerne hätte ich ihn noch etwas länger in den Armen gehalten, aber ich wollte nicht, dass er von meinen Gefühlen mit bekam.
Ich wusste, dass Lukas auch auf Männer stand und es freute mich. Aber ehrlich gesagt hatte ich ihm nie gebeichtet, dass ich ihn nicht nur aufgrund von Stripped angeschrieben hatte. Ich wollte ihn nicht wegen meiner Gefühle verlieren.
Die kleine Fellnase ist mir in den wenigen Monaten, in denen wir uns schon kanten, wirklich ans Herz gewachsen. Ich wollte das nicht mehr missen, denn ich konnte mit Lukas über so viele Dinge reden, lachen und hatte das Gefühl, einen guten Freund in ihm gefunden zu haben.
Ich konnte immer zu ihm kommen, egal was ist. Er hatte immer ein offenes Ohr für mich und konnte mich sofort wieder aufmuntern, obwohl so viele Kilometer zwischen uns lagen.
Ich wollte das nicht aufgrund meiner Gefühle zerstören, denn auch wenn es hier und da einige Neckereien gab und wir uns doch sehr nahe waren, musste das für Lukas nichts Tiefgründiges sein. Ich bin ihm wahrscheinlich eh zu alt...
,,Ach, soweit ganz angenehm. Aber ab Wolfsburg kamen irgendwelche Fußballfans dazu, die haben den ganzen Wagon unterhalten.'', antwortete Lukas lachend und als hätten sie es gehört, kamen fünf sehr betrunkene Männer aus dem Zug gefallen.
,,Ohje, da hattest du für die letzten Stationen nochmal richtig Spaß.'', erwiderte ich grinsend, als wir sie eine Weile beobachtet hatten und sie irgendeine Hymne vor sich hingröhlend an uns vorbeigingen.
Lukas und ich warfen uns einen amüsierten Blick zu, während ich nach seinem Koffer griff, damit wir aus auf den Weg zu meinem klapprigen Audi machen konnten, den ich hier in der Nähe geparkt hatte.
,,Du kannst dich ruhig schon reinsetzen.'', sagte ich zu Lukas, der mir gerade seinen Rucksack gab, damit ich diesen zu seinem Gepäck in den Kofferraum legen konnte.
,,Okay...'' Lukas warf mir ein Lächeln zu, das mein Herz schneller schlagen ließ und öffnete die Beifahrertür.
Ich musterte ihn von der Rückbank aus, konnte mal wieder nicht glauben, wie hübsch er ist und als ich alles verstaut hatte, stieg ich zu ihm in den Wagen.
,,Hast du deiner Mama schon geschrieben, dass du angekommen bist? Du weißt, ich muss die Tage auf dich aufpassen, damit sie dich in ganzen Stücken wiederkriegt.'', fragte ich Lukas grinsend, während ich ausparkte.
,,Oh fuck, das hätte ich jetzt völlig vergessen. Ich wollte ihr schon schreiben, als der Zug in den Bahnhof eingerollt ist, aber da haben mich die Fußballfans so abgelenkt..'', erwiderte er erschrocken und holte sein Handy aus der Jackentasche.
,,Danke für die Erinnerung. Meine Mama wäre ansonsten vor lauter Sorgen gestorben.'', lachte Lukas und ging auf WhatsApp. Ich erwiderte sein Lachen, pikste ihm in die Seite und konzentrierte mich auf den Verkehr.
,,Das ist übriges der Lokschuppen, jetzt siehst du ihn nicht nur auf Bildern.'', tippte ich Lukas lächelnd auf die Schulter und zeigte aus dem Fenster, als ich gerade an einer Ampel hielt.
,,Oh mein Gott!'', japste er. ,,Können wir uns bitte schon hinstellen, Timi? Wir müssen morgen die Ersten sein!'' Lukas wurde ganz aufgeregt und rutschte mir fast auf den Schoß, um das Gebäude, aber auch mich, mit Hundeaugen zu mustern.
,,Ja klar, ich stell' mich jetzt die ganze Nacht dahin. Hast du 'n Zelt und Campingkocher eingepackt?'', sagte ich lachend und Lukas lehnte sich mit schmollender Miene auf dem Beifahrersitz zurück.
,,Haha, sehr witzig, du Arschkind...''
,,Mach' dir mal keine Sorgen, da wird morgen schon keiner stehen. Hier ist alles total entspannt, das ist nicht Berlin. Wir schaffen das.'', beruhigte ich ihn lächelnd und streichelte über seine Schulter.
,,Jaja, weiß ich doch. Aber ich bin soooo verdammt aufgeregt! Ich hätte nicht damit gerechnet, die Jungs so schnell wiederzusehen.'', erwiderte Lukas total euphorisch und rutschte leicht nervös von einer Ecke in die Nächste.
Ich konnte darüber nur lachen und wollte ihn schon wieder fressen. Wenn ich könnte, würde ich jetzt nach seinem wunderschönen Gesicht greifen, ihm über seine leicht geröteten Wangen fahren und unsere Lippen miteinander vereinen.
Stattdessen warf ich ihm ein Lächeln zu und drückte aufs Gas, als die Ampel auf grün schaltete. Ich seufzte leise, umklammerte fest das Lenkrad und hätte auch nicht damit gerechnet, Lukas so schnell wiederzusehen.
Eigentlich hätten wir uns erst im Spätsommer bei dem Oper Air in Berlin erneut getroffen. Aber da mein bester Freund von einer fiesen Grippe heimgesucht wurde und sich nicht in der Lage dazu fühlte, dass Konzert zu bestreiten, ohne irgendwohin zu kotzen, hatte ich Lukas gefragt, ob dieser nicht mitkommen wollte.
Ich wollte die Karte ungerne verfallen lassen und bevor ich sie jemand anderes gab und alleine gehen mussten, ist mir Lukas eingefallen. Soweit voneinander entfernt wohnten wir schließlich nicht und er würde auch nicht alleine sein.
Meine Mundwinkel zuckten noch viel mehr in die Höhe, denn Lukas hatte sich wie ein Honigkuchenpferd darüber gefreut, dass ich ausgerechnet ihn gefragt hatte. Es gab zwar einige Freunde, die ich hätte mitnehmen können, aber mit ihnen wäre es so viel anders geworden.
Sie mochten Konzerte, aber nicht so, wie ich sie mochte. Sie würden niemals auf die Idee kommen, sich schon 10 Stunden vor Einlass vor die Halle zu setzen und direkt in den Innenraum zu rennen.
Vor allem wollten sie nicht in der ersten Reihe stehen, denn am Rand ging es wesentlich entspannter zu. Nach der Show musste es dann auch sofort nach Hause gehen, weil sie kein Foto oder Autogramm wollten.
Ich schmunzelte, denn meine Freunde und Familie erklärten mich des Öfteren mal für verrückt, weil ich für eine einzige Band durch ganz Deutschland fuhr, stundenlang in der Kälte oder Hitze vor der Halle warteten und fast jedes Wochenende unterwegs bin.
Sie würden es niemals verstehen, wieso ich auf mehrere Konzerte einer Tour ging, obwohl es immer das Gleiche ist. Meine Mama hatte in der Jugend häufig die Krise bekommen, wenn ich sie schon wieder nach Tickets zum Bestellen gefragt hatte.
Doch mittlerweile hatte sie sich damit abgefunden, denn jeder hatte seine Leidenschaft. Andere gingen jedes Wochenende im selben Club feiern und ich ging eben auf dasselbe Konzert meiner Lieblingsband – so viele Welten lagen da nun nicht zwischen.
Aber immerhin hatte ich Lukas, der dem überhaupt nichts entgegenzusetzen hatte und ähnlich verrückt wie ich ist. Auch wenn er die Leidenschaft aufgrund von finanziellen und altersbedingten Gründen noch nicht so ausleben konnte, wie er es gerne wollte.
Zum Glück ließ ich ihn jetzt schon etwas Blut lecken und zeigte ihm, wie schön so ein Tourwochenende sein konnte. Übermorgen würden wir nämlich noch nach Hamburg fahren, um auf ein weiteres Konzert zu gehen.
Anfangs hatten wir das gar nicht geplant. Aber bei einem unserer Telefonate, wo wir nochmal über das Wochenende geredet hatten, hatte Lukas eher beiläufig erwähnt, dass wir Hamburg ja auch noch mitnehmen könnten, wenn wir schon dabei sind.
Irgendwie hatten wir die ironische Bemerkung dann soweit gesponnen, dass ich die Karten einige Tage später im Briefkasten liegen hatte. Lukas wohnte eh in der Nähe und seine Eltern konnten ihn von dort aus am Sonntag abholen.
Ich durfte sogar bei ihm übernachten, weil er am nächsten Tag, aufgrund des Feiertags sowieso keine Schule hatte. Es freute mich riesig, denn endlich konnte ich diese hübschen Wände auch mal von Angesicht zu Angesicht sehen.
Außerdem konnte ich noch einen weiteren Tag mit Lukas verbringen, bevor wir uns auf unbestimmte Zeit voneinander verabschieden mussten. Ich lächelte ihn von der Seite an und war mehr als froh darüber, ihn bei mir zu haben.
,,Möchtest du etwas zu Essen? Ich hätte nämlich vor was zu bestellen.'', fragte ich Lukas, als ich sein Gepäck aus dem Kofferraum holte und ihm noch einen Beutel in die Hand drückte, in dem sich alle Sachen für morgen befanden.
,,Ach, ist der Herr sich zu eitel, mir etwas zu Kochen?'', neckte mich Lukas lachend und zog die Augenbrauen nach oben.
,,Sei froh, dass ich dich mit meinen Kochkünsten nicht belästige.'' Ich schloss das Auto ab und griff nach seinem Koffer. ,,Ansonsten würdest du morgen nicht bei Stripped, sondern wegen einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus liegen.'', gab ich schief grinsend zu und schloss die Haustür auf.
,,Als ob du so miserable kochst. Nudeln wirst du jawohl hinkriegen, oder?''
,,Ich hab's mal probiert und die sind angebrannt.'', zuckte ich mit den Schultern.
,,Sie sind angebrannt?'' Stutzig blieb Lukas auf der Treppe stehen und legte den Kopf schief. ,,Wie lässt man denn Nudeln anbrennen?''
,,Keine Ahnung, die sind einfach angebrannt und das Wasser ist übergelaufen.'', antwortete ich lachend und musterte ihn mit ratlosen Augen.
,,Seitdem darf ich bei meiner besten Freundin nicht mehr an den Herd, geschweige denn alleine in die Küche.''
,,Du bist ja einer. Du kannst dich doch nicht nur vom Lieferdienst ernähren. Was hast du eigentlich für'n Stoffwechsel, dass du noch immer so dünn bist?'', schüttelte Lukas grinsend mit dem Kopf.
,,Also... Was willst du essen? Wir sind schon in der Wohnung und du hast noch immer nicht geantwortet.'', warf ich die Frage nochmal in den Raum und musste automatisch lächeln, als Lukas sich vollkommen erschöpft auf dem Sessel niederließ.
Er sah wirklich süß aus, wie er damit geschlossenen Augen saß, seine Haare ihm locker ins Gesicht fielen und er alle Vieren von sich gestreckt hatte. Was würde ich jetzt dafür geben, um mich auf seinen Schoß zu setzen und ihn küssen zu können...
,,Lukas? Lukas, bist du noch da?'', fragte ich lachend, als er nach einer geschlagenen Minute noch immer keine Antwort von sich gegeben hatte. Ich stellte mich vor ihn, kitzelte seinen Hals und unzufrieden verzog er das Gesicht.
,,Na komm', wenn du mir sagst, was ich bestellen soll, lass' ich dich auch in Ruhe, versprochen.'', sagte ich grinsend, als er die Augen langsam öffnete. Lukas gähnte, streckte sich ausgiebig und rieb sich übers Gesicht.
,,Können wir Pizza bestellen? Ich hab' richtig Kohldampf! Ich war so aufgeregt, ich konnte die ganze Fahrt nichts essen, obwohl ich mir so viel eingepackt habe.'', gab er zu und wurde etwas roter um seine Wangen.
,,Ach, wie süß! Aber dann gibt es Pizza.'', grinste ich.
,,Ähm... Timi? Wo schlafe ich überhaupt?'', fragte Lukas, als ich unsere Bestellung aufgegeben hatte und nochmal kontrollierte, ob auch wirklich alles stimmte.
,,Äh...'', machte ich nur, schickte die Bestellung ab, steckte mein Handy weg und biss mir auf die Unterlippe. Ich sah mich im Wohnzimmer um und mein Blick blieb an der leeren Fläche hängen, an der bis gestern Abend noch meine Couch gestanden hatte.
Eigentlich sollte meine Neue schon längst da sein, doch das Unternehmen hatte einige Lieferschwierigkeiten. Da ich den Sperrmüll nicht mehr abmelden konnte, musste ich die Alte dringend herausschmeißen.
Ich hätte da eventuell noch etwas regeln können, so ist das nicht. Ich hätte sie auch mit einem Kumpel, der einen Transporter besaß, einige Tage später abliefern können, wenn ich ihn gefragt hätte.
Doch Gerüchten zufolge hatte ich die böse Absicht, mit Lukas zusammen in einem Bett zu schlafen, nachdem feststand, dass er zu mir kommen würde. Falls er dem Vorhaben aber nicht zu stimmen sollte, hätte ich noch eine Luftmatratze.
,,Hättest du... Also... Hättest du ein Problem damit, mit mir zusammen in einem Bett zu schlafen? Du weißt, ich musste die Couch leider wegbringen.'', schlug ich schüchtern vor und mir wurde mit einem Mal ganz heiß.
,,Ja klar, alles gut, passt schon.'', winkte Lukas gelassen ab und setzte sich aufrecht hin. ,,Bei dir mache mir da keine Sorgen, das irgendwas passiert. Im Hotel wäre ich dir ja auch fast weggepennt.'', setzte er lachend hinterher.
Erleichtert atmete ich aus, denn das hätte wirklich nach hinten losgehen können. Ich wollte mich schließlich nicht aufdrängen und wie irgendein notgeiler Sack wirken, der körperliche Nähe dringend nötig hatte.
Ich stand auf Lukas, aber ich wollte ihm nicht zu nahe treten. Ich wollte ihn auf gar keinen Fall abschrecken, denn Lukas hatte in Sachen Jungs noch nicht allzu viel Erfahrung und wirkte teilweise noch sehr unsicher.
Aber warum hatte ich auch damit gerechnet, dass er es verneinen könnte? Wir sind miteinander befreundet und kennen uns. Er hatte keine Angst und würde er sich unsicher fühlen, hätte er sich ein Hotel genommen.
Wir lagen am Samstag auch zusammen in einem Bett. Okay gut, wir lagen seitlich zueinander gedreht und hatten uns unterhalten. Aber es hatte nicht den Eindruck gemacht, als wäre es unangenehm für Lukas.
Es war vollkommen in Ordnung für ihn und er hatte auch nicht verkrampft gewirkt. Er hatte total lässig dagelegen und wenn sich unsere Füße mal berührt hatten, hatte er mich angelächelt und einfach weitergeredet.
Ich sollte aufhören mich so verrückt zu machen. Ich interpretierte sowieso viel zu viel da hinein. Lukas interessierte das Alles wahrscheinlich nicht mal im Ansatz, denn er hatte nicht die leiseste Ahnung, was in mir vorging.
Für ihn bin ich ein Kumpel, mehr nicht. Ein ganz normaler Freund, der den gleichen Musikgeschmack wie er hatte, alle Kleidungsstücke an Merch besaß, jedes einzelne Detail der Band wusste und alle Interviews im Schlaf mitsprechen konnte.
Lukas würde nie im Leben auf die Idee kommen, dass ich mehr für ihn empfand. Wahrscheinlich dachte er, dass ich nicht in seiner Liga spielen würde, weil er noch so jung und unbeholfen ist. Wenn er nur wüsste, wie nah ich ihm gerne wäre...
,,Die Pizza kommt in 'ner halben Stunde. Hoffentlich verhungerst du bis dahin nicht. Ich würde dann deine Bettseite beziehen. Wenn du willst, kannst du fernsehen oder an den Laptop. Oder du kommst mit ins Schlafzimmer.'', lächelte ich Lukas an.
,,Mach' ruhig alles fertig. Ich will mich nicht dazwischendrängen. Ich arbeite an einem Videokonzept weiter, was mir spontan im Zug kam.'', antwortete er grinsend, ging an seinen Rucksack und holte sein Notizbuch heraus.
,,Okay, aber falls was sein sollte, sag' Bescheid.'', war das Letzte, was ich noch sagte, ehe ich ins Schlafzimmer ging, die Tür hinter mich schloss und mich frustriert aufseufzend gegen diese lehnte.
Ich raufte mir durch die Haare und versuchte meinen Herzschlag zu normalisieren. Noch eine Sekunde länger mit Lukas und es wäre eskaliert. Ich hatte keine Ahnung, wie ich dass die nächsten Tage mit ihm aushalten sollte.
Ich mochte die Gefühle, die er in mir auslöste. Sie fühlten sich wunderschön an und ich wollte nicht, dass sie aufhörten. Jedoch hatte ich keinen Plan, wie ich das hinbekommen sollte, ohne sie hervorblitzen zu lassen.
Wenn Lukas nicht da ist, hatte ich sie unter Kontrolle. Aber ihn jetzt bei mir zu haben, machte mich völlig wahnsinnig. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, denn ich hatte keinen Schimmer, wie Lukas darüber dachte.
Er sah in mir wahrscheinlich nur einen guten Freund, mehr nicht. Nie im Leben hätte er die Absicht, etwas mit mir anzufangen und allein' der Gedanke ekelte ihn total an.
Lukas fand mich nicht mal im Ansatz attraktiv. Dass er letzten Samstag in meinen Armen lag, war nur der Kälte geschuldet, denn er hatte mal erwähnt, dass er sehr anhänglich sein konnte.
Ich seufzte leise und schob einen Riegel vor meinen Kopf. Ich wollte mir durch meine Gefühle nicht das schöne Wochenende kaputtmachen. Ich bin wirklich glücklich, ihn hier zu haben und wollte es nicht komisch werden lassen.
Ich möchte die Zeit mit ihm genießen. Ich hatte mich die ganze Woche so auf ihn gefreut. Was passieren würde, stand noch in den Sternen. Hoffentlich würde sich alles wieder legen, wenn wir uns erst im Sommer wiedersahen.
Ich schüttelte mit dem Kopf, holte die Bettwäsche aus dem Kleiderschrank und bezog dieses. Hin und wieder kamen Gedanken zu meinen Gefühlen auf, aber ich blockte sie gekonnt ab. Ich wollte nichts davon hören.
Auf die Sekunde genau klingelte dann der Lieferant an der Haustür und Lukas und ich stürzten uns wie Verrückte auf das italienische Gericht und verschlangen ein Stück nachdem Anderen.
Während wir aßen, erzählte mir Lukas von seiner Zugfahrt, die bis auf die nervigen Fußballfans, die alle möglichen Ballermannhits gegrölt hatten, entspannter nicht hätte sein können.
Es freute mich riesig, das Alles so problemlos geklappt hatte und er sich auch bei mir wohlfühlte. Lukas fragte mich, was ich in der Zeit gemacht hätte, bevor er kam und ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich die Wohnung auf Vordermann gebracht hatte.
Er lachte darüber, pikste mir in die Seite und erwiderte, dass das überhaupt nicht nötig gewesen wäre, so lange ich da bin. Das Lächeln auf meinen Lippen wurde nach diesen Worten noch viel breiter und mein Bauch kribbelte angenehm.
[...]
,,Zu wann soll ich morgen den Wecker stellen?'' Ich schmiss mein Handy auf meine Bettseite und musterte Lukas, der sich schon bis zur Nasenspitze zugedeckt hatte.
,,Wann sollten wir denn an der Halle sein? Du meintest ja, dass es hier etwas entspannter ist.'' Lukas setzte sich auf und sah einfach nur zu süß aus, wenn seine Haare in allen Richtungen abstanden.
Sofort machte mein Herz einen Hüpfer und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Wenn ich könnte, würde ich ihm die verirrten Strähnen aus dem Gesicht fahren und ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchen. Schluss jetzt, Timi!
Nachdem wir die Pizzen gegessen hatten, saßen wir noch zusammen auf dem Balkon und hatten über Gott und die Welt geredet. Aber schnell hatten wir festgestellt, dass uns so langsam die Augen zu fielen.
Lukas war noch immer erschöpft von der Zugfahrt und auch ich hatte die letzte Nacht kaum ein Auge zugekriegt, weil ich viel zu aufgeregt war und mir so viele Gedanken darüber gemacht hatte, wie das Wochenende verlaufen könnte.
Außerdem wollten wir morgen natürlich die Allerersten an der Halle sein und konnten dementsprechend nicht bis in den späten Nachmittag schlafen. Auch wenn es hier deutlich entspannter ist, konnte es dennoch einige Fans geben, die die gleiche Idee hatten.
,,Um 8 Uhr reicht vollkommen. Dann duschen wir schnell, machen uns fertig und holen uns zum Frühstück unterwegs was – in der Nähe ist ein richtig guter Bäcker. Das wird reichen, denke ich.'', lächelte ich und legte mich mit einem gesunden Abstand neben ihn.
,,Na hoffentlich! Nicht, dass da schon zwanzig Leute stehen!'', erwiderte Lukas etwas skeptisch.
,,Hast du etwa nicht die ganzen Zelte gesehen, die schon vor der Halle standen?'' Ich drehte mich in seine Richtungen und zog die Augenbrauen zusammen.
,,Wie Zelte? Wo waren da denn welche?'' Lukas schreckte mit einem Mal hoch und sah mich mit großen Augen an. ,,Oh Gott, dann müssen wir ja jetzt schon aufbrechen, wenn da Leute campen! Scheiß' auf Schlaf!''
,,Lukas, leg' dich wieder hin, da waren keine Zelte. Das wird morgen schon, keine Sorge. In Berlin hat es auch funktioniert.'' Ich griff nach seinem Handgelenk und zog ihn zurück ins Bett, aus dem er gerade springen wollte.
,,Man, hör' auf mich zu verarschen, du Idiot!'', zickte Lukas und verprügelte mich mit einem Kissen.
,,Nicht, wenn du dich weiterhin so süß aufregst.'', erwiderte ich mit ausgestreckter Zunge und nahm ihm lachend das Kissen weg.
,,Ich bin so aufgeregt, Timi! Ich freue mich so, die Jungs wiederzusehen. In Berlin war es so schön.'', gab Lukas sich lächelnd geschlagen und strampelte hibbelig mit den Beinen.
,,Hoffentlich kann ich die Nacht schlafen. Ich mache mir schon wieder viel zu viele Gedanken. Wenn ich nerve, kannst du mich ruhig auf den Flur schicken. Ich rede sowieso schon wieder wie ein Wasserfall.'' Lukas wurde etwas roter um seine Wangen und versteckte sich hinter der Bettdecke.
,,Keine Sorge, ich zieh' dir 'ne Bratpfanne über, dann erledigt sich das von selbst.'', erwiderte ich lachend. ,,Muss ich nur aufpassen, dass ich dich nicht aus Versehen ins Krankenhaus haue.'' Er verdrehte grinsend die Augen und verpasste mir einen Boxer auf den Oberarm.
,,Jetzt wird aber geschlafen!'', befahl mir Lukas etwas beleidigt und legte sich vernünftig hin. Ich gab ihm sein Kissen wieder und wenn ich könnte, würde ich ihn in meine Arme ziehen.
Ich würde ihn küssen, über seinen Rücken streicheln und seinen wunderschönen Duft einatmen, der schon seit Stunden in meiner Nase lag und mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab.
Ich würde wirklich alles dafür geben, um Lukas so nah sein zu können. Aber es würde nicht mehr als eine Vorstellung bleiben, die ich mir unbedingt aus dem Kopf schlagen sollte.
Ich seufzte leise, stellte den Wecker, den Lukas nochmal kontrollierte, nahm mir die Brille ab und löschte das Licht. Ich warf die Bettdecke über mich und schloss daraufhin die Augen.
,,Timi?''
,,Hmmm?'', machte ich nur, weil ich schon fast im Land der Träume versunken war und dachte, es würde Lukas ähnlich ergehen.
,,Ich bin schon richtig aufgeregt! Denkst du, dass wir die Jungs nochmal treffen? Wo werden wir stehen? Ob schon welche da sind?'', fragte er in die Nacht hinein.
,,Lukas, schlaf' jetzt, sonst kommst du morgen nicht aus dem Bett. Wir kriegen das hin, keine Sorge.'' Ich öffnete die Augen und sah ihn genervt an.
,,Aber...''
,,Gute Nacht, Lukas. Träum' was Schönes.'' Ich stupste ihm lächelnd gegen die Nase, schloss die Augen und kehrte ihm den Rücken zu. Ich hörte ihn beleidigt aufschnauben, aber dann sein leises Lachen.
,,Hast ja Recht.''
Ich lächelte triumphierend, kuschelte mich tiefer in die Decke und versuchte mich wieder auf das Einschlafen zu konzentrieren. Doch mein Herzschlag normalisierte sich nicht, weil mir sein herrlicher Duft immer wieder in die Nase stieg.
Mein kompletter Körper begann zu kribbeln und einen angenehme Gänsehaut legte sich auf diesen. Ich seufzte zufrieden auf und drehte mich langsam zurück. Ich öffnete die Augen und sah in sein hübsches Gesicht.
Sofort legte sich ein breites Lächeln auf meine Lippen. Er sah so niedlich aus, wenn er schläft. Sein Mund war leicht geöffnet, seine Haare fielen ihm locker ins Gesicht und er schnarchte leise.
,,Du bist so süß.'', flüsterte ich und fuhr ihm die verirrte Strähnen die Ohren. Ich blieb an seinem makellosen Gesicht hängen und strich mit dem Daumen zärtlich über seine leicht geröteten Wangen.
Lukas bewegte sich etwas und sofort schreckte ich zurück. Er brabbelte irgendwas und seine Hand, die bis eben noch auf seiner Seite lag, rutschte plötzlich auf meine Schulter. Ich mustere diese mit großen Augen und alles kribbelte.
Ich streichelte ihm vorsichtig über den Arm und mein Herz machte einen riesigen Hüpfer, als ich sah, wie sich eine angenehme Gänsehaut auf diesen legte. Wow, löste ich tatsächlich solche Gefühle in ihm aus?
Ich fuhr seinen Arm auf und ab und wanderte hin und wieder zu seinem hübschen Gesicht, über welches ich liebevoll streichelte. Jedes Mal seufzte Lukas zufrieden auf und sein breites Lächeln brachte mein Herz zum Rasen.
Er ist wirklich besonders. Ich mochte ihn wirklich gerne und bin so froh, ihn bei mir haben zu können. Ich freute mich schon auf die nächsten Tage und wollte ihn am liebsten gar nicht mehr gehen lassen.
Ganz vorsichtig und langsam fuhr ich mit meinen Füßen unter seine Bettdecke. Ich stupste diese leicht mit seinen an und glitt mit den Zehen zu seinen Waden, um mich an diesen zu wärmen.
Lukas murmelte irgendwas, aber schnarchte dann wieder. Am allerliebsten wollte ich mich in seine Arme legen, doch das wäre zu viel des Guten. Ich wollte es nicht übertreiben, denn die Gefahr, dass er aufwachte, ist zu groß.
Also streichelte ich weiterhin über sein Gesicht, seinen Arm und fuhr mit meinen Zehen seine Beine auf und ab. Sein angenehmer Duft stieg mir immer intensiver in die Nase, während ich mich wie im Himmel fühlte.
,,Gute Nacht, Lukas, schlaf' schön.'' Lächelnd schloss ich die Augen, rutschte etwas näher an ihn heran und fuhr noch eine Weile über seinen Körper, ehe ich im Land der Träume versank, wo Lukas und ich uns küssten.
[...]
,,Okay Timi, du kannst mich schon herauswerfen. Ich lauf' dann schon mal zur Halle. Das ist doch der Eingang, oder? Da stehen schon die Schleusen. Sind wir richtig?'' Wie ein Kind an Weihnachten, dass gleich seine Geschenke bekam, saß Lukas auf dem Beifahrersitz.
,,Da steht noch keiner, Lukas. Ich finde sicherlich gleich einen Parkplatz und dann können wir da in Ruhe hingehen. Nichts mit Laufen. Alles ganz entspannt.'', erwiderte ich beruhigend und hielt an, um einen anderen Wagen ausparken zu lassen.
,,Jaja und gleich kommt 'ne große Gruppe, die alles für sich einnimmt! Kannst du bitte die Kindersicherung rausmachen?'', meckerte Lukas und versuchte die Autotür zu öffnen, während ich nicht mehr als ein Lachen übrig für ihn hatte.
Ich ließ das Auto, welches ausgeparkt hatte, an mir vorbeifahren und nahm dann seinen Platz ein. Ich warf einen amüsierten Blick zu Lukas, der wie gebannt aus dem Fenster sah und dieses wahrscheinlich sofort einschlagen würde, wenn sich jemand vor die Halle stellte.
Ich fand es wirklich süß, wie aufgeregt er ist, aber er sollte trotzdem einen Gang herunterfahren. Heute Morgen war er bereits um sechs Uhr wach, weil er nicht mehr schlafen konnte.
Er hatte sich schon fertig gemacht und war total ungeduldig. Ich hatte versucht mich zu beeilen, wollte mich von Lukas aber auch nicht hetzen lassen, weil wir das Alles schon hinbekommen würden.
,,Na endlich!'', stöhnte Lukas erleichtert aus und fiel fast aus dem Auto, als er wie ein Verrückter an der Tür rüttelte, die plötzlich wieder aufging. Sein halber Körper ragte auf dem Bürgersteig und ich bekam den Lachflash meines Lebens.
,,Ey, du bist so doof, Timi!'', beschwerte sich Lukas, setzte sich wieder auf und sah mich mit beleidigter Miene an.
,,Wieso? Was kann ich denn dafür, wenn du wie ein Gestörter an der Tür rüttelst?!'' Keiner Schuld bewusst, hob ich die Hände in die Luft und machte den Motor aus.
Lukas streckte mir die Zunge heraus, schnallte sich ab und stieg aus dem Auto.
,,Geh' schon zur Halle, du aufgedrehtes Huhn. Ich komm' gleich nach.'', befahl ich ihm, als Lukas von einer Stelle zur Nächsten sprang und immer wieder einen unsicheren Blick Richtung menschenleere Halle warf.
,,Danke!''
Wären wir in einem Cartoon, wäre jetzt eine fette Staubwolke hinter Lukas, so schnell flitzte er zur Location, die schätzungsweise nur 100 Meter von uns entfernt war. Ich schüttelte grinsend mit dem Kopf und ging zur Rückbank, um unser Frühstück herauszuholen.
Ich packte alles in einen Beutel und als ich mir sicher war, dass wir alles hatten, schloss ich das Auto ab und machte mich deutlich entspannter auf den Weg zu Lukas, der sich vor einen der Schleusen gestellt hatte.
,,Oha, hast du also den blutrünstigen Kampf um die letzte Schleuse gewonnen? Ich bin stolz auf dich.'', kam ich lachend auf ihn zu, stellte den Beutel ab und applaudierte einmal.
,,Sehr witzig.'', verdrehte Lukas die Augen und verpasste mir einen Boxer auf den Oberarm.
,,Ich hab' doch gesagt, dass wir das schaffen und du dir keine Sorgen machen brauchst. Wir hätten auch erst in einigen Stunden kommen können.''
,,Jaja, halt die Klappe.''
Ich lachte noch viel lauter, nahm ihn einmal fest in den Arm und packte unser Frühstück aus. Die nächsten vier Stunden verbrachten wir damit, vor der Halle zu warten. Aber dieses Mal war es nicht so nervig wie sonst und es machte mir überhaupt nichts aus.
Mit Lukas zusammen verging die Zeit wie im Flug. Normalerweise sah ich nach langer Zeit aufs Handy und es waren gerade mal fünf Minuten vergangen, obwohl es mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam.
Aber jetzt erschrak ich mich fast zu Tode, als ich auf die Uhr sah und realisierte, dass wir schon seit vier Stunden in der Kälte standen und hin und wieder von einigen Passanten gefragt wurden, ob es hier etwas umsonst gab.
Mittlerweile standen wir nicht mehr alleine hier, sondern einige andere Fans hatten sich zu uns gesellt. Manche von ihnen kannte ich sogar, wenn auch nur oberflächlich. Wir schrieben und unterhielten uns, wenn wir uns sahen, das war's aber auch.
Ich lächelte und sah zu Lukas, der sich gerade mit zwei Mädels unterhielt, die auf uns zu gekommen waren und ihn gefragt hatten, ob er nicht derjenige ist, der diese krassen Wände hatte.
Mein Bauch kribbelte und irgendwie machte es mich total stolz, dass er ständig darauf angesprochen wurde. Ich wendete den Blick von ihm ab und schob mir eine Pommes zwischen die Lippen, die ich hier beim Imbiss geholt hatte.
,,Na, hast du genug mit deinen Fans gequatscht?'', fragte ich Lukas lachend, als dieser wieder zu mir kam und hielt ihm die Packung entgegen, damit er sich eine handvoll Pommes in den Mund stopfen konnte.
,,Ich hätte nicht gedacht, dass ich so beliebt bin.'', erwiderte er mit vollem Mund und lächelte unsicher.
,,Mich wundert es, dass du noch keine Gästeliste bekommen hast.'' Immer noch lachend wuschelte ich ihm durch die Haare und Lukas verdrehte die Augen.
,,Pfff, Stripped wird irgendwann meine Vorband, du wirst schon sehen!'', sagte Lukas großkotzig und warf seine etwas länglichen Haare, die ihm unkoordiniert im Gesicht hingen, nach hinten.
,,Na da bin ich aber mal gespannt.'', grinste ich und zwinkerte ihm vielsagend zu.
Auch die letzten zwei Stunden, die wir vorm Einlass hatten, vergingen wie im Flug. Wir hörten der Band beim Soundcheck zu, wo Lukas bereits bei den ersten Tönen, mit einem Mal aufsprang und mich sofort mitriss.
Wir tanzten zusammen , sangen lauthals mit und es war uns in diesem Moment vollkommen egal, was alle anderem um uns herum gedachten, denn es zählten nur wir beide.
Es machte so viel Spaß mit ihm und es machte mich so glücklich, dass morgen nochmal erleben zu können. Es würde etwas stressig werden, weil wir erstmal nach Hamburg fahren mussten, aber auch diese Fahrt würde mit ihm sicherlich schnell vergehen.
,,Holt schon mal eure Tickets und Ausweise heraus! Und runter von den Schleusen!'', wies der Security uns an und Lukas und ich gingen einige Schritte zurück. Ich lächelte ihn an und holte die Eintrittskarten aus meiner Bauchtasche, um ihm seine in die Hand zu drücken.
,,Oh Gott, Timi, gleich geht's los! Denkst du, wir kriegen das hin?'' Lukas sprang nervös auf und ab und biss sich unsicher auf die Unterlippe.
,,Wir schaffen das, keine Sorge.'', beruhigte ich ihn grinsend. ,,So lange hier nicht gleich vor lauter Aufregung umkippst. Dann landen wir überall, aber nicht in der ersten Reihe.'', setzte ich lachend hinterher.
,,Idiot...'', verdrehte Lukas die Augen und verpasste mir einen Boxer auf den Oberarm.
Kurz darauf wurden die Schleusen geöffnet und Lukas trat sofort in diese, um sich kontrollieren zu lassen. Ich hatte ihn extra vorgelassen, weil er der weitaus Schnellere von uns beiden ist.
Keine Ahnung, ob es an den langen Beinen lag, aber in Sachen in die Halle rennen, konnte ihm keiner was vormachen. Er lief wirklich jedem um, der ihm in die Quere kam und das Einzige, was man von ihm noch sah, war eine Staubwolke.
Ich ließe meine Karte einscannen, zeigte den Ausweis und ließ mich von dem Sercurity einmal abtasten. Ich bekam noch einen Sticker aufs Ticket und sofort rannte ich los, um Lukas einzuholen, der schon die Treppenstufen heruntersprang.
Noch einmal ließ ich die Eintrittskarte kontrollieren und dann konnte ich endlich in den Innenraum. Ich sprang die Treppenstufen herunter und atmete erleichtert aus, als ich mich neben Lukas an der Metallstange festhalten konnte.
,,Oh mein Gott...'', keuchte ich und pfiff aus dem letzten Loch.
,,Na alter Mann, biste von den paar Metern schon fertig?'', neckte mich Lukas lachend und pikste mir in die Rippen.
,,Wie zur Hölle kannst du so entspannt bleiben? Du macht doch keinen Sport!'', erwiderte ich fassungslos, atmete einmal tief durch und versuchte meinen Herzschlag zu normalisieren.
,,Ich reduziere das, was mir wichtig ist und spare meine Energie für Momente wie diese auf.'', grinste Lukas überzeugend.
,,Aber Timi, wir haben es geschafft! Oh mein Gott, wir sind wirklich in der ersten Reihe und in der Mitte! Das Warten hat sich sowas von gelohnt und die Show wird sicherlich genau so toll!'', sabbelte Lukas drauf los und krallte sich am Geländer fest, um wie ein Flummi auf- und abzuspringen.
,,Ich hab' doch gesagt, dass wir das schaffen und du dir keine Sorgen machen brauchst. Na immerhin normalisiert sich dein Blutdruck für die nächsten anderthalb Stunden.'', antwortete ich lachend und legte den Arm um ihn, während ich ihm durch die Haare wuschelte.
Lukas streckte die Zunge heraus und lachte mich ebenfalls an. Ich warf einen kurzen Blick auf seine Lippen und sah wieder hoch in seine Augen, die leicht funkelten. Ich kam mit meinem Kopf etwas näher und wechselte den Blick zwischen seinen Lippen und Augen.
Lukas krallte sich an der Metallstange fest, musterte mich aufgeregt und rutschte näher an mich heran. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust und auf meinen kompletten Körper legte sich eine angenehme Gänsehaut.
,,What the fuck! Hey! Mik, komm' mal bitte her!'' Völlig erschrocken fuhren Lukas und ich auseinander, als auf einmal total gedrängelt wurde. Wir sahen uns verwirrt um und blickten zu der Gruppe Mädels, die neben uns stand.
Wir folgten ihren Blicken und sofort legte sich ein breites Lächeln auf unsere Lippen. Der Schlagzeuger Mik stand mit einem gesunden Abstand vor der ersten Reihe und filmte uns mit seinem Handy.
Lukas und ich wanken ihm lächelnd zu und quietschten sofort glücklich auf, als er in unsere Richtung sah und zurückwank. Dann verschwand er auch schon wieder und wünschte uns noch viel Spaß beim Warten.
,,Also... Stand da gerade wirklich Mik, oder haben wir uns das eingebildet?'', fragte Lukas mit glitzernden Augen nach und lehnte sich über das Geländer, in der Hoffnung, um die Ecke sehen zu können.
,,Ich glaube, er stand wirklich da.'', erwiderte ich lächelnd und sah zu der Gruppe neben uns, die sich kaum noch einkriegten und im Sekundentakt ihren Feed aktualisierten, um nicht die Insta-Story zu verpassen, die gerade entstanden war.
,,Wollen wir uns setzen? Jetzt sind die Plätze eh gesichert.'', fragte mich Lukas lächelnd und sofort stimmte ich zu. Dicht aneinandergepresst ließen wir uns auf dem Boden nieder und lehnten unsere Rücken gegen das Stück Metall.
Meine Arme und Beine begangen sofort angenehm zu kribbeln, weil Lukas diese berührte. Ich warf ihm ein schüchternes Lächeln zu und fragte mich, was passiert wäre, wenn Mik nicht dazwischengekommen wäre.
Ob wir uns tatsächlich geküsst hätten? Unsere Gesichter waren sich schon sehr nah und hätten wir jeweils einen Schritt auf den Anderen zugemacht, hätten sich unsere Lippen mit großer Wahrscheinlichkeit getroffen.
Aber sofort verwarf ich den Gedanken wieder, denn es wäre nichts dergleichen passiert, wenn Mik nicht dazwischengekommen wäre. Lukas wollte nichts von mir, ich sollte mir das echt mal aus dem Kopf schlagen.
Ich bin ein Kumpel, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Lukas wirklich etwas von mir wollen würde, hätte er mir das schon längst gezeigt und auch schon vor geraumer Zeit etwas gesagt.
Der Junge ist schließlich nicht auf den Mund gefallen. Wir konnten sonst auch über alles reden. Ich seufzte leise, warf einen Blick zu Lukas und dieser lächelte mich an. ,,Danke, dass du mich mitgenommen hast.''
,,Nicht dafür.'', grinste ich und klopfte ihm auf den Oberschenkel.
Auf die Sekunde genau begann das Konzert unserer absoluten Lieblingsband. Von der ersten Minute an waren Lukas und ich Feuer und Flamme, sangen uns die Stimmen kaputt und sprangen wie verrückt auf und ab.
Doch immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich, anstatt die Show einfach zu genießen, mein Blick viel lieber an Lukas hängenblieb, der total glücklich aussah und das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam.
In diesem Moment wurde mir nochmal vor Augen geführt, dass es kein Fehler gewesen ist, ihn gefragt zu haben, ob er mich begleiten wollte. Es ist schön, dass ich ihm damit so eine Freude bereiten konnte. Nur ich allein' machte ihn so happy...
,,So... Für den nächsten Song wünsche ich mir, dass ihr eure Liebsten mal so richtig in den Arm nehmt!'', kündigte Frontmann Sam das nächste Lied an und ein leises Seufzen entwich meinen Lippen, was Lukas Dank der Lautstärke nicht wahrnahm.
Die ersten Takte des Songs 'Guessing' wurden gespielt, bei dem sich die Fans immer in den Armen lagen, kuschelten und im Idealfall sogar miteinander knutschten.
Neben dem eher rockigen Sound von Stripped, war dieser Song ungewöhnlich ruhig gestimmt und nur von einer Akustikgitarre begleitet. Der Song ist eine typische Liebesballade, die wahrscheinlich auf jeder Hochzeit gespielt wurde.
Ich sah zu Lukas, der ausnahmsweise etwas lockerer neben mir stand, sich ans Geländer lehnte und mitsang. Er warf einen Blick zu mir und strahlte mich mit dem wohl schönsten Lächeln an, welches ich je gesehen hatte.
Mein Bauch kribbelte und eine angenehme Gänsehaut legte sich auf meinen Körper. Ich erwiderte sein Lächeln und wollte wirklich alles dafür geben, um ihm irgendwie nah sein zu können.
Ich warf einen Blick in die Menge, wo sich unzählige Pärchen, Freunde und flüchtige Bekannte, die sich vor der Show erst kennengelernt hatten und sich jetzt schon wie eine Familie vorkamen, in den Armen lagen.
Meine Augen fielen zurück auf Lukas, aber ich schlug mir den Gedanken aus dem Kopf, von hinten die Arme um ihn zu legen. Es würde nichts bringen. Außerdem wollte ich mir das Wochenende wegen meiner Gefühle nicht zerstören lassen.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als diesen wunderschönen Jungen seelenruhig von der Seite zu beobachten, der breit lächelnd jedes einzelne Wort mitsang und so glücklich wirkte, wie schon lange nicht mehr.
Unauffällig rutschte ich etwas näher an ihn heran, streifte leicht seinen Arm und konzentrierte mich wieder auf die Show, während ich einen Hebel in meinem Kopf betätigte, der alle Gedanken für den Moment verschwinden ließ.
Als die letzten Takte des Songs erklungen und Sam sich gerade verbeugen wollte, sah ich in meinem Augenwinkel, wie Lukas sich zu mir drehte. Unsere Blicke trafen sich und breit lächelte ich ihn an.
,,Ge...'' Weiter kam ich nicht, denn Lukas legte seine etwas schwitzigen Hände um mein Gesicht und presste unsere Lippen aufeinander. Sofort erstarrte ich und brauchte erstmal eine Sekunde, um zu realisieren, was hier gerade passierte.
Lukas begann damit, seine Lippen langsam auf meinen zu bewegen. Ich legte meine Hände an seine Hüfte, zog ihn näher zu mir, ließ mich auf den Kuss ein und genoss die Wärme, die von ihm ausging.
Wir bewegten unsere Lippen immer schneller aufeinander, während Lukas leicht ungeduldig über meine Unterlippe leckte. Spielerisch zog er an dieser, ehe ich ihm den gewünschten Einlass gewährte.
Ich stöhnte leise auf und meine Knie wurden ganz weich, als er seine Zunge zärtlich miteinander umspielte. Ich schlang die Arme um ihn und streichelte über seinen wunderschönen Rücken.
Lukas krallte sich an meinen Haaren fest und wurde in seinen Bewegungen immer hektischer. Unsere Zungen lieferten sich einen heißen und leidenschaftlichen Kampf ab. Mir wurde heiß und alles kribbelte.
,,Wow...'', hauchte ich ihm fassungslos gegen die Lippen, als wir uns voneinander gelöst hatten. Ich sah ihm tief in seine funkelnden Augen und hatte keine Ahnung, wo hinten und vorne ist. Ist das gerade wirklich passiert?
Mein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Augenblick aus der Brust springen, meine Knie zitterten vor Aufregung und alle Haare meines Körpers stellten sich wie Soldaten in Reih' und Glied auf.
,,Oh mein Gott...'', lächelte Lukas, fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und drückte mir nochmal einen federleichten Kuss auf die Lippen, der mich fast zum Explodieren brachte.
Lukas und ich strahlten uns an und lösten uns voneinander, um mit großen Augen festzustellen, dass alle, wirklich alle Blicke der gesamten Halle ausschließlich auf uns lagen.
Lukas, der etwas verunsichert von der ganzen Situation wirkte, griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich drückte diese einmal fest und zog ihn näher zu mir.
,,Okay wow, das hatten wir in zehn Jahren Bandgeschichte auch noch nicht.'', war das Einzige, was Sam dazu zu sagen hatte, der uns erstaunt ansah. ,,Da kann einer nicht nur besonders gut zeichnen, sondern auch küssen.''
Lukas klappte mit einem Mal die Kinnlade herunter und wir konnten von Glück reden, dass die Band den nächsten Song anstimmte, weil er ansonsten in Ohnmacht gefallen wäre.
,,Alles gut?'', schrie ich ihm ins Ohr, weil es mit einem Mal laut wurde. Lukas lächelte mich an und nickte stumm. Er musterte mich und sein Blick fiel auf meine Lippen.
Vollkommen schüchtern hauchte er mir einen Kuss auf, strahlte mich an und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Band, um zu tanzen und den Song mitzusingen.
[...]
,,Ich bin wirklich im Eimer...'' Ich drückte Lukas, der vor dem Merch auf dem Boden saß, einen Becher Wasser in die Hand und kniete mich vor ihn, um über seine Beine zu streicheln.
,,Du wolltest für die letzten drei Songs unbedingt in den Moshpit. Ich hab' dich gewarnt und dir gesagt, dass das hart wird.'', erwiderte ich lachend und setzte mich neben ihn, während ich einen Schluck aus dem Becher nahm.
,,Ach, sei ruhig!'', meckerte er und verpasste mir einen Boxer auf den Oberarm. ,,Dass du auch immer Recht haben musst...'' Lukas legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, trank sein Wasser mit einem Zug aus und schloss die Augen.
Ich lächelte, ließ meinen Blick durch die noch immer gut gefüllte Halle schweifen und konnte nicht glauben, was vor circa einer Stunde eigentlich passiert ist. Lukas hatte mich geküsst!
Noch immer bekam ich schnelles Herzrasen und eine angenehme Gänsehaut legte sich auf meinen kompletten Körper, als ich daran zurückdachte, wie weich seine Lippen waren und wie süß diese eigentlich schmeckten.
Ich fühlte mich wie in einem Traum und hoffte, niemals aus diesem aufzuwachen. Es fühlte sich verdammt schön an und es ist genau so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte.
Doch trotz dieser positiven Gefühle, fragte ich mich, warum Lukas das getan hatte. Ob es wirklich das ist, was ich vermutete, oder ob es einfach aus dem Affekt heraus passiert ist, weil alle anderen um uns herum sich ähnlich nah waren.
Ich wollte ihn unbedingt fragen, den Augenblick aber auch nicht kaputt. Wir waren noch vollkommen energiegeladen und aufgedreht von dem Konzert und so ein Gespräch wollte ich nicht in einer vollen Halle führen.
Am Besten wartete ich, bis wir bei mir Zuhause waren. Ich wollte nicht sofort mit der Tür Haus fallen und den Abend aufgrund meiner Gefühle kaputtmachen, denn gerade fühlte sich alles total schön an.
Endlich ist das passiert, was ich mir immer gewünscht hatte. Lukas und ich hatten uns geküsst, auf einem Konzert unserer Lieblingsband und zu dem Song, zu dem ich tatsächlich schon immer mal knutschen wollte.
Vor allem ist es kein kleines Küsschen, sondern ein extrem heißer Zungenkuss gewesen, den Lukas mir da verpasst hatte. Der Junge wusste geschickt mit seiner Zunge umzugehen.
Ein dreckiges Grinsen legte sich auf meine Lippen und meine Mitte zog sich angenehm zusammen. Der Kuss kaum so unerwartet, dass ich gar nicht so recht wusste, wie ich damit umgehen sollte.
Ich freute mich riesig, aber auf der anderen Seite schwebte noch immer diese Ungewissheit im Raum, was hinter diesem steckte. Hatte Lukas mich wirklich nur geküsst, weil er von der Stimmung so angeheizt war?
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Lukas das einfach grundlos gemacht hatte. Vor allem bei so jemanden wie mich, der ihm viel bedeutete und bei dem er es sich nicht verscherzen wollte.
Lukas würde niemals so mit mir spielen. Er hatte keine Ahnung von meinen Gefühlen, aber ich konnte nicht glauben, dass dahinter nicht doch irgendein Gedanke steckte.
Innerlich musste ich lachen, weil das vollkommen absurd ist. Als ob Lukas sich irgendwas dabei gedacht hat. Ja wahrscheinlich, hatte er den Zungenkuss geplant und schon die ganze Woche mit dem Gedanken gespielt. Träum' weiter, Tim.
Es ist einfach aus dem Affekt passiert, mehr nicht. Ich sollte mir nichts weiter darauf einbilden. Ich bin nicht Lukas' Typ und er konnte sich auch nichts sonst was mit mir vorstellen.
Wir sind Freunde, das war's. Lukas suchte eh nach einem Jungen in seinem Alter. Dass ich Gefühle für ihn hatte sollte am Besten für immer mein Geheimnis bleiben. Lukas sollte das niemals erfahren.
,,Willst du dir noch was kaufen?'', fragte ich, als wir unsere Becher ausgetrunken hatten. Lukas, dessen Kopf noch immer auf meiner Schulter lag, öffnete die Augen und sah einmal hinter sich.
,,Hmmm... Also wir sind ja mit Auto...'', erwiderte er nachdenklich und drehte sich in die Richtung des Standes, an dem unzählige Fans standen, um sich etwas zu kaufen.
,,Ja, mit Auto.'', sagte ich und steckte unsere Becher zusammen. ,,Wir sind mit einem Auto hier und mit keinem LKW, also überleg' dir gut, was du haben willst.'', lachte ich ihn an und pikste ihm in die Seite.
Lukas verdrehte grinsend die Augen, streckte frech die Zunge heraus und wir erhoben uns vom Boden. Er fragte mich, ob ich auch noch etwas haben wollte, ehe er sich in der Schlange anstellte und ich die Becher wegbrachte.
Während ich mich gegen die Theke lehnte und darauf wartete, endlich dranzukommen, warf ich immer wieder einen Blick zu Lukas, der sich gerade mit einigen Fans unterhielt.
Ich lächelte, mein Bauch kribbelte und sofort musste ich an unseren Kuss denken. Am liebsten wollte ich die Zeit zurückspulen, den Pausenknopf drücken und die Fernbedienung zerstören, um diesen Moment niemals enden zu lassen.
Ich seufzte leise, kam ran und als ich unseren Pfand eingelöst hatte, trat ich zurück zu Lukas. ,,Wir haben Fans.'', begann er zu kichern und zeigte einmal auf die Gruppe, mit der er eben noch gesprochen hatte.
,,Wie meinst du das denn?'', legte ich fragend den Kopf schief und wir traten einige Schritte nach vorne.
,,Die haben mich wegen dem Kuss angesprochen. Die fanden das total heiß und feiern das.'', grinste Lukas über beide Enden, was meine Mundwinkel automatisch nach oben zucken ließ.
,,Ach so ist das...'' Ich warf ihnen einen lächelnden Blick zu und sah dann zu Lukas, der mich einmal musterte und sich an mich presste, obwohl neben ihm genug Platz war. Okay Tim, jetzt oder nie!
,,Apropos Kuss... Wa...''
,,Ey, was wollt' ihr haben?'', abrupt wurde ich unterbrochen, als ein Mitglied der Crew mich und Lukas zu sich winkte. Er lächelte mich entschuldigt an, während wir ans Geländer traten, um unsere Bestellung aufzugeben.
Wir bekamen unseren Merch, welchen ich in einen Beutel steckte, den der Sercurity zum Glück nicht bemerkt hatte. Dann stellten wir uns an den Rand der Toiletten und warteten darauf, dass die Band hoffentlich herauskam.
Dass Lukas meine Frage nicht aufgriff, beruhigte mich, denn ich hatte keine Ahnung, ob ich mich jetzt nochmal trauen würde, ihn zu fragen, ob ihm der Kuss etwas bedeutet hatte.
Ich hatte wirklich Sorge, dass ich das Alles in den falschen Hals bekommen hatte. Es musste wirklich keine tiefere Bedeutung haben. Ich wollte das nicht zerstören...
Heute ist es so schön und der Zungenkuss hatte den Tag perfekt gemacht. Wenn wir jetzt auch noch Stripped trafen, wäre das der beste Abend, den ich in meinem ganzen Leben haben durfte.
Ich sollte warten, zumindest so lange bis wir bei mir Zuhause waren. Jetzt in dieser überfüllten Halle würde eh kein richtiges Gespräch zustande kommen und es ist auch nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte.
Ich lehnte mich gegen die Wand, atmete einmal tief ein und mein Herz schlug etwas schneller, als ich sehen konnte, wie die Sercurity die ersten Menschen herauswarf, beziehungsweise fragte, ob diese noch etwas zu erledigen hatten.
,,Komm' mit...'' Ohne eine Antwort abzuwarten, griff ich nach Lukas' Hand und verschwand mit ihm zusammen auf den Toiletten.
,,Was machen wir hier? Ich hätte auch draußen warten können, wenn du pinkeln musst. So extrem musst du nun auch nicht auf mich aufpassen.'', erwiderte Lukas lachend und sah mich verwundert an.
,,Die schmeißen die Ersten raus. Deswegen, wenn jemand kommt, wasch' dir die Hände oder geh' in die Kabine.'', klärte ich ihn auf und Lukas' Miene erhellte sich.
,,Verstehe...''
,,Aber warum warten wir nicht beim Tourbus?'', wandte Lukas fragend ein. Ich musste sofort grinsen, denn auch wenn dieser Kerl alles über die Band wusste, war er in Sachen Konzerten immer noch etwas unerfahren.
,,Manchmal machen sie auch Fotos in der Halle. Solange einer von der Crew nichts anderes sagt, warten wir hier.'', erwiderte ich lächelnd und ging einmal zur Tür, um diese einen leichten Spalt zu öffnen.
,,Oh Gott, wenn mich jetzt meine Eltern sehen könnten, würden sie mich für verrückt erklären.'', musste Lukas lachen und stellte sich neben mich. ,,Aber ich liebe es. Danke, dass du mich eingeladen hast.'', lächelte er und drückte mir einen Kuss auf.
Meine Knie wurden zu Wackelpudding und mein Herz schlug sofort einige Takte schneller. Ich konnte von Glück reden, dass ich die Türklinke festhielt, denn ansonsten wäre ich einfach umgekippt.
Den Gedanken, dass der Zungenkuss während des Konzerts, doch mehr bedeutet haben könnte, weil Lukas mir jetzt auch noch seine Lippen aufdrückte, schob ich nach hinten, denn ich wollte mich nicht schon wieder verstricken.
Stattdessen griff ich nach seiner Hand und zog ihn aus den Sanitärräumen. ,,Hey Alessia, weißt du, ob die Jungs noch herauskommen?'' Ich tippte ihr auf die Schulter und etwas verwundert drehte sie sich um.
,,Hey, Timi!'', begrüßte sie mich lächelnd und mit einer kurzen Umarmung. Wir hatten nicht viel Kontakt, aber wenn wir uns mal auf Konzerten sahen, unterhielten wir uns gerne miteinander.
Ich wusste, dass sie mit einigen Crewmitgliedern gut befreundet ist und konnte sie deswegen als verlässliche Quelle einordnen, wenn es um solche oder ähnliche Fragen ging.
Nicht selten hatte ich mal erlebt, dass unwissende Fans von anderen nach draußen geschickt wurden, damit die Jungs früher aus dem Backstage herauskamen und sie die Chancen bekamen länger mit ihnen zu quatschen.
,,Neee, aktuell weiß ich noch nichts. Stacy spricht aber gerade mit Fabian. Ich hoffe mal, dass sie was herausbekommt. Die Sercurity hat uns noch zehn Minuten gegeben.'', seufzte sie leise und sah mich entschuldigt an.
,,Und hast du was herausbekommen?'', fragte Alessia etwas aufgeregt, als ihre Freundin auf uns zu kam.
,,Also die Jungs geben keine Fotos in der Halle, weil die Veranstalter das nicht wollen.'', erwiderte sie betrübt. Lukas zog sofort einen Schmollmund, während ich seine Hand einmal aufmunternd drückte.
,,Aber Fabian hat mir versichert, dass sie gleich herauskommen. Also haben wir beim Tourbus noch eine Chance.'', merkte sie lächelnd an und musterte uns einmal vielsagend.
Ich konnte ihre Worte noch nicht einmal verarbeiten, da zog mich Lukas plötzlich in die Richtung des Ausgangs, kickte diesen mit seinem Fuß auf und zog mich mit schnellen Schritten in die Richtung des Tourbus.
,,Alter Lukas, nicht so schnell!'', keuchte ich auf, aber konnte über sein Benehmen nur noch lachen.
,,Was nicht so schnell? Die Jungs können jeden Moment herauskommen! Was ist, wenn da niemand steht und die dann einfach losfahren? Oh Gott, Timi!'', erwiderte er vollkommen überdreht und wurde noch etwas schneller.
Ich konnte darüber nur lachend mit dem Kopf schütteln, aber sparte mir den Kommentar, dass wir sicherlich nicht die Einzigen waren, die die Idee hatten, auf die Jungs zu warten.
Nur zu gut konnte ich nachvollziehen, was gerade in Lukas vorging. Es ist nicht so, dass ich nicht mehr aufgeregt bin, wenn die Jungs vor mir waren, aber trotzdem stand ich dem Ganzen etwas Gelassener gegenüber.
Mittlerweile fühlte es sich eher so an, als würde ich flüchtigen Bekannten über den Weg laufen, die ich lange nicht mehr gesehen hatte. Natürlich freute ich mich und konnte es manchmal nicht glauben.
Aber das Lukas noch immer wildes Herzklopfen bekam, leicht zitterte und kein Wort herausbekam, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Vor allem hatte er die Jungs erst letzte Woche zum allerersten Mal getroffen.
Als wir beim Tourbus ankamen, standen ungewöhnlicherweise nur fünf Menschen dort. Erstaunt zog ich die Augenbrauen nach oben, aber freute mich auch, weil so eventuell noch etwas mehr Zeit blieb, um mit den Jungs zu quatschen.
Lukas und ich stellten uns zu ihnen und sahen uns in der Gegend um. ,,Na, mal wieder viel zu dünn angezogen?'', erwiderte ich lachend, als Lukas nach nicht einmal zwei Minuten in der Kälte die Arme um mich schlang.
,,Wann ist das denn so frisch geworden?'', fragte er zitternd und vergrub sein hübsches Gesicht in meiner Halsbeuge.
,,Ich hab' dir gesagt, dass du dir noch einen Pulli einpacken sollst...'', tadelte ich ihn grinsend an.
,,Ach halt die Klappe, du Arsch!'', meckerte Lukas und verpasste mir einen Boxer auf den Oberarm.
,,Du hättest dir ja noch einen kaufen können.'', pikste ich ihm in die Seiten.
,,Schnauze!''
Ich lachte, streichelte ihm durch sein dunkelblondes Haar und schlang die Arme um ihn. Ich legte mein Kinn auf seinem Kopf ab und atmete seinen wunderschönen Duft ein, der mich schon die ganze Zeit umgab.
Es fühlte sich wie letzte Woche an, wenn nicht sogar besser. Ich hätte nicht gedacht, dass das letzte Wochenende noch einmal getoppt werden könnte. Aber da hatte ich die Rechnung ohne Lukas und den Zungenkuss gemacht.
Ich lächelte, hauchte ihm einen Kuss auf den Kopf und ignorierte die Stimmen in meinem Kopf, die sich natürlich wieder fragen mussten, warum Lukas das getan hatte. Ich wollte diesen Augenblick einfach genießen. Es fühlte sich so gut an!
Gerade, als ich mich vollkommen in Lukas verloren hatte, sprang die Backstagetür auf. Mit einem Mal wurde es total laut und Lukas und ich wurden ungewollt dichter an die Wand gepresst. Wir sahen uns gegenseitig mit verwirrten Augen an und lösten uns etwas voneinander.
,,Oh... Timi... Oh mein Gott! D-Da... A-Also... Sam... Paul...'', bekam Lukas nur heraus, der mir fast die Hand zerquetschte. Ich verzog leicht schmerzverzerrt das Gesicht, aber sofort legte sich ein breites Lächeln auf meine Lippen.
Ich stellte mich auf, musterte ihn von der Seite und streichelte ihm beruhigend über den Handrücken. Lukas tippelte nervös von einer Stelle zur Nächsten und zerkaute sich die Unterlippe.
Ich wollte ihn am liebsten fressen, aber stattdessen zog ich uns etwas weiter in die Menge. ,,Ach schaut mal, wer da ist...'' Sam, der gerade mit einem Fan ein Foto gemacht hatte und ihm den Edding wiedergab, warf einen Blick zu uns.
,,Heiße Einlage, Jungs. Ich hätte nicht gedacht, dass mich zwei knutschende Typen so anmachen könnten.'', sagte er grinsend, kam auf uns zu und legte einmal den Arm um Lukas' Schulter.
,,Vor allem du... Hattest du letzte Woche nicht schon genug von uns?'' Sam lachte und ich konnte spüren, wie Lukas' Herz pulsierte. Dieser sah ihn total verstrahlt an und war nicht im Stande, irgendwas zu sagen.
,,Morgen sind wir auch wieder da.'', fand ich grinsend meine Stimme wieder und sah ihn einmal vielsagend an.
,,Ach, morgen seid ihr auch in Hamburg...'', strahlte er uns an und Lukas brachte nur ein Nicken hervor.
,,Na dann hoff' ich mal auf eine ähnlich heiße Show.'', zwinkerte Sam und ließ von Lukas ab, der ihm mit großen Augen hinterher sah.
,,Ja, Sam hat dich wirklich wiedererkannt...'', erwiderte ich lachend, legte die Arme um und bewahrte Lukas davor, einfach umzukippen.
,,Können wir noch ein Foto zusammen machen?'', ergriff ich dann das Wort, denn Lukas, der wahrscheinlich das Gefühl hatte, dass das Alles nur ein Traum ist, sah ich für diese Frage nicht in der Lage.
Auch letzte Woche musste ich ihn regelrecht zu der Band schubsen, weil er sich einfach nicht getraut hatte. Er sah einfach nur zum Fressen aus, wenn er vollkommen überfordert war und nicht wusste, wohin mit sich.
,,Na klar! Zusammen oder einzeln?'', stimmte Sam sofort lächelnd zu und musterte Lukas einmal von der Seite, der überhaupt nicht wusste, wohin mit seinen Gefühlen und den Ereignissen, die gerade passiert waren.
,,Wir können ruhig zusammen machen. Oder was sagst du, Lukas?'' Ich stieß ihm leicht in die Seite. Lukas bewegte seinen Kopf in meine Richtung und konnte nicht mehr als ein Nicken hervorbringen.
Ich gab dem Tourmanager mein Handy, legte den Arm um Lukas' Hüfte und wir schossen einige Fotos mit Sam und dem Rest der Band, die sichtlich Spaß daran hatten, die Schönheit neben mir komplett aus der Bahn zu werfen.
Während wir unsere Tickets unterschrieben ließen und Lukas sich auch nochmal dazu durchringen konnte, nach einer Umarmung zu fragen, musterte ich ihn lächelnd von der Seite.
Es ist total schön, ihn so glücklich zu sehen. Es war definitiv keine dumme Entscheidung, Lukas mitzunehmen und seine Eltern davon zu überzeugen, dass ich auf ihn aufpassen konnte.
Seine Augen strahlten, seinen schnellen Herzschlag konnte man wahrscheinlich bis nach Marokko hören und immer wieder musste ich ihn stützen, damit er nicht in Ohnmacht fiel.
Innerlich musste lachen, denn nach allem, was heute passiert ist, würde Lukas mir wahrscheinlich bis ans Ende meiner Tage für dieses wunderschöne Wochenende danken.
,,Dankeschön, dass ihr da wart! Kommt gut nach Hause und hoffentlich sehen wir uns bald wieder!'', verabschiedete Strippend sich lächelnd von uns und stieg in den Tourbus.
,,Und bis morgen Lukas und Timi!'' Gerade, als der Busfahrer die Tür schließen wollte, streckte Frontmann Sam seinen Kopf hindurch, zwinkerte uns vielsagend zu und lächelte uns freudestrahlend an.
,,Bis morgen!'', sagten Lukas und ich gleichzeitig, winkten ihm zu und sahen uns einmal mit großen Augen an. Ich wusste, dass die Band mein Gesicht kannte, aber so intensiv hatten sie sich auch noch nicht an mich erinnert.
Wir traten einige Schritte zurück, als der Tourbus ausparkte und daraufhin das Gelände verließ. Nach und nach entfernten sich auch die allerletzten Fans von der Halle und gingen Richtung Parkplatz.
,,Oh Gott, was ist denn los?'', erwiderte ich lachend, als Lukas sich in meine Arme schmiss.
,,Danke!'', stieß er theatralisch aus und schlang die Arme fester um mich.
,,Hey, warum weinst du denn jetzt?'', fragte ich etwas besorgt nach und löste Lukas etwas von mir.
,,Ich weine, weil alles so schön ist. Ich kann das gerade alles nicht glauben. Das Konzert, dass Zusammentreffen mit der Band und... Alter, Sam hat uns erkannt und mich angefasst!'', sagte Lukas ganz aufgeregt.
,,Ich werde diese Jacke nie wieder waschen. Ich muss die versiegeln!''
,,Ohje, jetzt drehst du aber komplett durch...'', musste ich sofort lachen und schüttelte mit dem Kopf.
,,Aber es freut mich, dass dir das Konzert so viel Spaß gemacht hat.'', fügte ich lächelnd hinzu und nahm ihn noch einmal in den Arm. Ich konnte nicht in Worte beschreiben, wie glücklich ich darüber bin, diesen Kerl angeschrieben zu haben.
,,Danke, dass du mich überhaupt eingeladen hast. Vollkommen egal, wo wir morgen stehen und ob wir die Jungs treffen werden, das hier toppt nichts mehr.'' Lukas kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus.
Ich hielt ihn noch eine Zeit lang im Arm, dann beschlossen wir langsam Richtung Auto zu gehen. Doch der Weg dauerte etwas länger als gewöhnlich, denn Lukas hielt ständig an, um sich zu umarmen und sich für den schönen Abend zu bedanken. Er ist zum Fressen!
Als wir endlich beim Auto ankamen, stiegen wir in dieses und schnallten uns an. Ich parkte aus und auf dem Weg nach Hause, hielten wir noch am MC Drive, weil Lukas' Magen unaufhörlich knurrte.
Vor meinem Block angekommen, stiegen wir augenblicklich aus und Lukas schnappte sich den neu gekauften Merch und die Getränke, während ich die riesige Tüte voller Essen an mich nahm.
Ich schloss die Haustür auf, wir gingen die Treppen nach oben und bei der Wohnungstür angekommen, drehte ich den Schlüssel noch zweimal um, ehe wir in die Wohnung traten.
,,Was ein Abend...'', seufzte Lukas zufrieden auf und ließ sich vollkommen erschöpft auf der Couch nieder. Ich musterte ihn lächelnd, packte die Tüte aus und setzte mich zu ihm.
,,Und morgen gibt es den ganzen Spaß nochmal.'', erwiderte ich lächelnd, klopfte ihm aufmunternd auf den Oberschenkel und öffnete die Verpackung des BBQ Burgers.
,,Oh mein Gott! Kannst du dir das vorstellen, dass wir die Band morgen nochmal sehen?'', sagte Lukas total aufgedreht, schreckte mit einem Mal auf und packte mich einmal an den Schultern um mich durchzuschütteln.
,,Wir sehen Stripped morgen nochmal!''
,,Jetzt beruhig' dich...'', lachte ich und strich ihm über die Arme.
,,Hier, iss was, ansonsten kippst du mir noch um...'', befahl ich ihm grinsend und schob ihm seine Pommes entgegen. Lukas streckte mir die Zunge heraus, verdrehte die Augen, aber schob sich dann eine handvoll in die Mund.
Ich musterte ihn lächelnd von der Seite und während wir das Fast Food verputzten, stellten wir schon mal einen groben Plan für morgen auf. Eigentlich wollte ich kotzen bei dem Gedanken daran, morgen so lange Auto fahren zu müssen. Gleichzeitig freute ich mich aber, Lukas erneut so glücklich machen zu können. Mit ihm zusammen würde die Fahrt wahrscheinlich eh halb so schlimm werden und schneller vorbeigehen, als ich gucken konnte.
Als wir aufgegessen hatten, brachte ich den Müll in die Küche und Lukas ging ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und schon mal bettfertig zu machen, weil er für morgen fit sein wollte.
Ich sah ihm lächelnd hinterher und während ich den Tisch abwischte, seufzte ich einmal leise, denn noch immer ging mir der Zungenkuss nicht aus dem Kopf. Ich wollte unbedingt wissen, ob das irgendwas zu bedeuten hatte.
Aber ich konnte ihn nicht fragen, zumindest nicht jetzt. Ich wollte dieses wunderschöne Wochenende nicht zerstören, nur weil ich meine Gefühle nicht im Griff hatte.
Ich sollte damit aufhören, mir irgendwas darauf einzubilden, denn Lukas hatte mich aus Spaß geküsst, mehr nicht. Wenn da ein ernster Hintergrund hinter stecken würde, hätte Lukas das nicht während eines Konzerts gemacht.
Ich brachte den Lappen in die Küche und schüttelte mit dem Kopf. Auf der anderen Seite konnte ich mir aber auch nicht vorstellen, dass Lukas so mit jemanden spielte und das aus Lust und Laune machte.
Klar, Lukas wusste nichts von meinen Gefühlen ihm gegenüber. Wir waren uns nah, aber in seinen Augen wahrscheinlich eher mit der Absicht, weil wir uns so gut verstanden und keinerlei Berührungsängste hatten.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich das Thema angehen und ob ich es überhaupt ansprechen sollte. Lukas hatte bei der Aktion einen klaren Kopf, aber vielleicht interpretierte ich da doch zu viel rein.
Aber wann ist der perfekte Zeitpunkt, um ihn darauf anzusprechen? Jetzt konnte ich es nicht machen. Wir waren viel zu fertig vom Konzert und wenn Lukas negativ reagieren sollte, wollte ich den Tag so nicht überbrücken.
Nachdem morgigen Konzert ist es auch scheiße. Und vor meiner Heimfahrt wollte ich mich auch nicht mit Lukas streiten. Ich hatte einfach viel zu viel Angst diesen wundervollen Menschen zu verlieren.
,,Du kannst jetzt ins Bad gehen, Timi...'' Vollkommen erschrocken zuckte ich zusammen. Ich drehte mich um und sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich Lukas in Boxershorts und T-Shirt vor mir stehen sah.
Ich musterte ihn und wenn ich könnte, würde ich ihn packen und unsere Lippen miteinander vereinen. Er sah einfach zum Fressen aus mit seinen leicht verstrubbelten Haaren und der Zahnpasta, die ihm noch im Mundwinkel hing.
,,Ähm... Timi? Timi? Bist du da?'', holte mich Lukas' fragende Stimme zurück in die Realität, als ich ihn eine Zeit lang gemustert hatte.
,,Äh... Ja, alles gut...'', schüttelte ich einmal mit dem Kopf und lächelte schief. Ich konnte spüren, wie ich um meine Wangen etwas roter wurde und wollte am liebsten im Erdboden versinken.
,,Sag' mal... Ist alles in Ordnung mit dir?'', fragte Lukas plötzlich nach und hielt mich am Handgelenk fest, als ich gerade an ihm vorbeigehen wollte.
,,Ja, was soll denn sein?'', harkte ich irritiert nach und zog die Augenbrauen zusammen.
,,Keine Ahnung, du wirkst irgendwie so abwesend seit dem Kuss...'', erwiderte er unsicher und spielte mit dem untersten Saum seines Shirt. ,,Bin ich dir damit zu nah getreten?''
,,Was? Nein!'', stritt ich es sofort ab und versuchte dabei so gelassen, wie möglich zu klingen. ,,Es ist alles gut, der Kuss hat mir nichts ausgemacht...''
Ich wollte mich gerade an Lukas vorbeidrängeln, da hielt dieser mich wieder am Handgelenk fest. Mit genervten Augen sah ich ihn an, denn ich wollte nicht über das Thema reden.
,,Timi, irgendwas ist doch. Du kannst mir ruhig sagen, wenn du den Kuss nicht wolltest, das ist okay. Ich bin dir nicht böse.'' Er biss sich auf die Unterlippe und musterte mich mit schüchternen Augen.
Ich seufzte leise, denn natürlich hatte mir der Kuss nichts ausgemacht. Viel eher im Gegenteil, er ist das Beste, was mir in den letzten Monaten, neben dem Kennenlernen mit Lukas, passieren konnte.
Jedoch ist auch genau das, was mich an ihm störte. Es ist ein Zungenkuss, mehr nicht. Ein Zungenkuss, der aus der angeheizten Situation entstanden ist, weil Lukas einfach Bock darauf hatte, jemanden zu küssen.
Da ich in unmittelbarer Nähe stand, hatte es mich eben getroffen. Außerdem konnte sich Lukas sicher sein, dass ich ihm dafür keine Ohrfeige verpasst hätte und auch sonst standen nur Frauen neben und hinter ihm.
Woher sollte Lukas auch wissen, was er damit in mir ausgelöst hat? Ich hatte meine Gefühle nie offenbart und wahrscheinlich machte ich in seinen Augen noch nicht mal den Anschein, als könnte ich Interesse an ihm haben.
,,Warum hast du mich eigentlich geküsst?'', rutschte es dann plötzlich aus mir heraus. Etwas erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund, denn eigentlich wollte ich diesen Satz nur denken.
,,Äh...'', machte Lukas und seine Kinnlade klappte leicht nach unten. Mit ratlosen Augen sah er sich in der Küche um und kratzte sich über den Handrücken, während ich über diese Reaktion verwundert die Augenbrauen nach oben zog.
,,Warum hast du dich denn auf den Kuss eingelassen?'' Guter Spielzug, Lukas. Er verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte möglichst selbstbewusst zu wirken.
,,Warum denn auch nicht?'', zuckte ich unsicher mit den Schultern, weil ich mir auf die schnelle keine passende Antwort einfiel.
Nun entglitt Lukas alles aus dem Gesicht. Er krallte seine kurzen Fingernägel in den Oberarmen fest und wirkte sichtlich unzufrieden mit den Worten, die ich da von mir gab.
Ich musterte ihn mit besorgten Augen, denn auf einmal wirkte Lukas so unsicher. Seine Haltung wurde ganz verkrampft und ich hatte das Gefühl, als würde er sich unwohl in meiner Gegenwart fühlen.
Es brach mir das Herz, denn genau das wollte ich verhindern. Genau aus diesem Grund hatte ich nicht vor, den Kuss in irgendeiner Art und Weise zu erwähnen, weil es komisch zwischen uns werden würde. Warum beließen wir es nicht einfach dabei?
Obwohl ich ihn fragen wollte, was los ist, fühlte sich meine Zunge wie taub an. Auch fühlte ich mich unfähig, mich zu bewegen. Als hätte mich jemand festgekettet und den Schlüssel weggeworfen.
Lukas kratzte sich immer wieder über die Arme, senkte den Blick und zerkaute sich die Unterlippe. Nur zu gerne wollte ich wissen, was gerade in seinem Kopf abging und warum er den Zungenkuss überhaupt angesprochen hatte.
Warum musste dieser tolle Abend, in so einem Desaster enden? Wir hätten uns einfach ins Bett legen und schlafen sollen. Dann wären wir am Morgen aufgewacht, hätten uns fertiggemacht und wären nach Hamburg gefahren.
Stattdessen war die Situation jetzt total angespannt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das lösen sollte, denn ich wollte nicht, dass wir uns morgen den ganzen Tag anschwiegen, oder nur das Nötigste von uns gaben.
Wir hatten so ein schönes Wochenende geplant und das sollte auch weiterhin so bleiben. Es sollten definitiv nicht die letzten Konzerte mit Lukas sein und vor allem sollte der Kontakt zwischen uns nicht abbrechen.
Ich seufzte leise und sah zu Lukas, der nachdenklich mit seinen Haarsträhnen spielte. Er wackelte leicht mit den Zehen und wollte sich wahrscheinlich für immer in Luft auflösen.
,,Lukas, warum hast du mich geküsst?'', ergriff ich dann fragend das Wort, denn das hier würde uns nicht weiterbringen. Ich trat auf ihn zu, hob sein Kinn an und zwang ihn somit, mir in die Augen zu sehen.
,,Äh...'', machte dieser sofort und biss sich auf die Unterlippe. ,,Ich... Ich... Ähm... Ähm...'' Lukas sah sich mit unsicheren Augen in der Gegend um und trat einige Schritte zurück.
,,Also...'' Er atmete einmal tief durch, fuhr sich durch die Haare und traute sich gar nicht, mir in die Augen zu sehen. Vollkommen verwirrt zog ich die Augenbrauen nach oben, denn so kannte ich Lukas gar nicht.
Normalerweise sagte Lukas sofort etwas, wenn er Sorgen hatte. Wir hatten kaum Geheimnisse voreinander und vor allem jetzt verstand ich nicht, was ihm so die Sprache verschlagen hatte.
Eigentlich hätte er damit rechnen müssen, dass ich die Frage irgendwann stellen würde. Denn natürlich ließ mich die ganze Geschichte nicht kalt und die Antwort interessierte mich.
Ich verstand überhaupt nicht, warum Lukas sich jetzt so davor zierte. Er konnte ruhig sagen, dass er mich einfach aus Spaß geküsst hatte, irgendwann würde ich schon damit klarkommen.
,,Ach man...'', hörte ich Lukas plötzlich laut aufseufzen. Er ließ den Kopf hängen, raufte sich durch die Haare und versuchte sich zu sammeln. Ich musterte ihn mit gespannten Augen und gab ihm die Zeit, die er brauchte.
,,Timi, kannst du mir etwas versprechen?'', kam es dann von ihm.
,,Klar, was denn?'', fragte ich und mein Herz begann leicht zu rasen. Was würde jetzt wohl kommen?
,,Versprich' mir, dass du mich nicht hasst, wenn ich dir gleich etwas verrate.'' Lukas' Augen füllten sich mit Tränen und mit großen Augen musterte ich ihn.
,,Das wird niemals passieren. Egal, was du jetzt sagst, das wird nichts zwischen uns ändern – versprochen.'', erwiderte ich lächelnd und wollte ihn gerne in den Arm nehmen.
,,Okay...'' Lukas atmete einmal tief durch, strich sich einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und versuchte sich die Tränen zurückzuhalten. Es schmerzte, ihn so zu sehen, aber hoffentlich würde es gleich eine Erklärung dafür geben.
,,Ich... Ähm... Also seit letzten Samstag...'', stotterte Lukas leise und sah sich wieder mit ratlosen Augen in der Küche um. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah nach oben an die Decke.
,,Fuck...'', brachte er zwischen einigen Seufzern hervor, während ich wie angewurzelt vor ihm stand und nicht wusste, ob ich ihn in den Arm nehmen, oder einfach nichts machen sollte. Ich fühlte mich so hilflos.
,,Okay, scheiß' drauf, ich mach' das jetzt...'', sprach Lukas zu sich selbst, schloss einmal die Augen und ging tief in sich. Ich spannte mich leicht an und hoffte, nicht jeden Moment umzukippen.
,,Timi, ich... Also... Ich hab' dich nicht nur zum Spaß geküsst, um das schon mal klarzustellen. Ich... Ich hab' Gefühle für dich.'', gab Lukas es dann schüchtern zu, während mir die Kinnlade herunterfiel. ER HAT WAS?
Ich zwickte mir einmal unauffällig in den Arm, denn ich konnte nicht glauben, welche Worte da gerade seinen Mund verlassen hatten. Der Zungenkuss war kein Spaß, denn Lukas hatte ernsthaft Gefühle für mich.
,,Schon als wir miteinander geschrieben haben, habe ich da was gemerkt. Ich find' dich unglaublich attraktiv und du bist so sympathisch. Ich mag dich wirklich gerne, Timi. Es macht so viel Spaß, Zeit mit dir zu verbringen – egal ob das jetzt online oder in der echten Welt ist.'' Oh mein Gott, was geht hier bitte ab?
,,Und letzten Samstag... Also wow, du hast mir wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich hätte nicht gedacht, dass du mich noch viel mehr überzeugen könntest. Du bist so hübsch, hast einen tollen Charakter und vor allem bist du so witzig!'', strahlte Lukas. Dieses Lächeln machte mich schwach...
,,Seit diesem Tag sind alle Sicherungen bei mir durchgebrannt. Immer wenn wir schreiben, hab' ich totales Bauchkribbeln, beim Telefonieren rast mein Herz und wenn ich Bilder von dir sehe, krieg' ich das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Ich kann nur noch an dich denken und die Gefühle, die du in mir auslöst. Ich hatte das schon immer so ein bisschen. Aber nur bei besonderen Sachen, wenn du mich zum Beispiel gelobt hast, oder so. Aber jetzt ist es ständig da.''
,,Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, als du mich gefragt hast, ob ich mit auf das Konzert kommen möchte. Du hast hier so viele Freunde und trotzdem fragst du ausgerechnet mich. Das hast mich total glücklich gemacht.'' Lukas spielte mit dem Saum seines Shirts und lächelte mich schüchtern an.
,,Ich hab' mich wirklich darüber gefreut, die Band schneller als erwartet wiederzusehen. Aber vor allem habe ich mich auf dich gefreut, Timi. Dieser eine Tag mit dir zusammen war schon so verdammt schön und als ich dich verlassen musste, hab' ich dich sofort vermisst.''
,,Umso glücklicher bin ich also, hier bei dir zu sein und noch einen weiteren Tag mit dir verbringen zu dürfen. Zumindest hoffe ich das, denn ich hab' wirklich Angst, dass du mich gleich ins Auto steckst und zum Bahnhof fährst, weil dich das Geständnis so überfordert.'', seufzte er.
,,Ich weiß auch nicht, was da mit mir durchgegangen ist. Eigentlich wollte ich diese Gefühle nicht offenbaren, aber ich habe es kaum noch ausgehalten. Schon am Bahnhof wollte ich am liebsten nach deinem Gesicht greifen und dich küssen.'' Er wurde etwas roter um seine Wangen und sah auf das Laminat.
,,Bei dem Song sind mir alle Sicherungen durchgebrannt. Ich hab' all meinen Mut zusammengenommen und es einfach gewagt. Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, dass du so auf den Kuss einsteigst. Viel eher damit, dass du mich wegdrückst und fragst, was die Scheiße soll.''
,,Deswegen habe ich dich jetzt darauf angesprochen, weil du das eben nicht gemacht hast. Aber du warst auf einmal so komisch und irgendwie hatte ich Angst, dass du das nur getan hast, um mich nicht zu verletzen oder die Stimmung kaputtzumachen. Ich weiß doch auch nicht, was da in mich gefahren ist.''
,,Ich kann verstehen, wenn dich das Alles jetzt total überfordert und du nicht weißt, was du sagen sollst. Ich hätte das nicht machen dürfen. Es ist schon schlimm genug, dass ich mich überhaupt so offenbart habe. Ich bin so ein Idiot...'' Lukas' Stimme brach immer mehr und kaum hatte das allerletzte Wort seinen Mund verlassen, liefen ihm die Tränen die Wange herunter.
Noch immer stand ich vollkommen reglos da und musste das Alles erstmal verarbeiten. Lukas hatte mir gerade gestanden, dass er auf mich steht, der Zungenkuss geplant war und dass er ähnlich starke Gefühle für mich übrig hatte, wie ich für ihn.
Ich konnte gar nicht beschreiben, welches Feuerwerk gerade in mir hochging. Aber ich konnte dieses nicht richtig genießen, als ich bemerkte, wie Lukas kompletter Körper bebte und dieser sich seine Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Er vergrub die Hände im Gesicht und schluchzte unaufhörlich.
Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen, denn Lukas hatte diesen Sorgen gar nicht nötig. Er sollte sich viel eher glücklich darüber schätzen, dieses Geständnis gemacht zu haben, denn ohne ihn hätte ich mich wahrscheinlich niemals getraut, diese Gefühle ans Tageslicht zu bringen.
Und warum zeigst du ihm dann nicht, wie gern' du ihn hast? Ich musterte ihn mit besorgten Augen und trat dann langsam einige Schritte auf ihn zu. Ich löste die Hände von seinem wunderschönen Gesicht und verschränkte stattdessen unsere Finger miteinander.
Lukas sah auf und blickte mich mit verwunderten Augen an. Ich lächelte aufmunternd, strich beruhigend über seine Handrücken und zog ihn an diesen näher zu mir. Ich konnte seinen schnellen Atem an meinen Wangen spüren, welche angenehm zu kribbeln begangen.
Ich drückte mich näher an ihn und löste einer unserer Hände voneinander, um diese stattdessen um seine Wange zu legen. Lukas' Pupillen weiteten sich, aber er entfernte sich nicht von mir, was mich unglaublich glücklich machte.
Ich schloss die Augen, neigte den Kopf leicht nach links und kam seinem Gesicht näher. Ich verschwendete keine kostbare Sekunde mehr, sondern überbrückte die letzten Zentimeter und presste unsere Lippen aufeinander.
Lukas, der damit scheinbar gar nicht gerechnet hatte, zuckte zunächst zusammen. Aber in der nächsten Sekunden entspannte er sich wieder und seufzte zufrieden auf.
Langsam begann ich damit, meine Lippen auf seinen zu bewegen. Er legte seine leicht schwitzige Hand auf meine, krallte sich an diesen fest und erwiderte den federleichten Kuss.
Mein Herz raste und eine angenehme Gänsehaut legte sich auf meinen kompletten Körper. Ohne die ganzen Menschen um uns herum und der lauten Musik, fühlte sich das Alles noch viel schöner an.
Aber unterstützt wurden diese atemberaubenden Gefühle von dem Gedanken, dass das hier nicht aus Spaß passierte. Lukas ging es ähnlich wie mir und wahrscheinlich stieg in seinem Körper gerade ein gleiches Feuerwerk hoch.
Als wir uns schon eine Weile einige schüchterne Küsse aufgedrückt hatten, nahm ich allen Mut zusammen und stieß seine Lippen vorsichtig in zwei. Lukas gewährte mir sofort den gewünschten Einlass und ließ meine Zunge in seine Mundhöhle gleiten.
Er stöhnte zufrieden auf und drückte sich näher an mich, was mich zufrieden grinsen ließ. Ungewohnt langsam ging ich auf Erkundungstour und stieß seine Zunge kaum merklich an.
Lukas, der noch etwas zögerte und dem ich beruhigend über den Handrücken strich, begann damit, seine Zunge vorsichtig mit meiner zu umspielen. Meine Knie mutierten zu Wackelpudding und ich war kurz davor in Ohnmacht zu fallen.
Ich hatte schon viele Partner und Affären gehabt, aber keiner von denen konnte im Ansatz das verursachen, was Lukas gerade in mir auslöste. Der Kerl brachte mich wirklich noch zum Durchdrehen.
Es fühlte sich unglaublich schön an, seine Hand zu halten, ihn zu küssen und ihm zärtlich über seine leicht erhitzte Wange zu streicheln. Sein vertrauter Duft stieg mir immer wieder in die Nase und gab mir das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
So lange hatte ich mich nach diesem Augenblick gesehnt und er ist noch viel besser, als in all meinen Vorstellungen. Lukas konnte total gut küssen und die Gefühle bestärkten diese Gier nach mehr.
,,Wow...'', stießen wir beide fast gleichzeitig aus, als wir uns irgendwann voneinander lösten. Ich nahm sein wunderschönes Gesicht zwischen meine Hände und drückte unsere Stirnen aneinander.
,,Du weißt nicht, wie glücklich es mich macht, dass es dir ähnlich geht.'', sagte ich lächelnd, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und Lukas entglitt mit einem Mal alles aus dem Gesicht.
,,Du... Du... Auch?'' Ich nickte und musste sofort lachen, weil dieser Junge einfach zum Fressen aussah. Ich küsste ihn und schloss ihn daraufhin in eine liebevolle Umarmung.
Lukas schlang die Arme um mich und so standen wir erstmal da. Immer wieder streichelten wir uns über den Rücken, die Arme oder die Brust. Es machte mich so glücklich, was für eine Wendung der Abend genommen hatte.
Schon krass, dass ich mir gestern um diese Uhrzeit noch den Kopf darüber zerbrochen hatte, was Lukas tun würde, würde ich ihn küssen. Und jetzt hatte ich ihn in den Armen liegen und konnte es ohne Bedenken tun.
,,Schön, dass du da bist.'', strahlte ich und vereinte unsere Lippen miteinander. Schnell artete das Ganze in einem heißen und leidenschaftlichen Zungenkuss aus, der meinen Körper zum Explodieren brachte.
Wir knutschten noch eine Weile rum, ehe wir beschlossen ins Schlafzimmer zu gehen. Unsere Körper waren von den Hormonen noch etwas aufgepeitscht, aber trotzdem merkten wir, dass das Konzert Spuren hinterlassen hatte.
Außerdem mussten wir morgen ausgeschlafen sein, um die Autofahrt zu überleben. Obwohl ich das Verpassen des Konzerts noch nicht einmal schlimm finden würden, so lange ich Lukas in den Armen halten konnte.
Ich seufzte leise auf, schmiss die Bettdecke über mich und kurz darauf kam Lukas unter diese gekrochen. Er sah mich mit seinen wohl besten Hundeaugen an und sofort hob ich lachend den Arm nach oben.
,,Ah, noch viel schöner als in meinen Vorstellungen...'', quietschte Lukas glücklich auf, schlang den Arm um mich und sah mich mit dem wohl schönsten Lächeln an, welches mir ein Mensch je gegeben hatte.
,,Aha in deinen Vorstellungen also?'', zog ich grinsend die Augenbrauen nach oben und streichelte ihm durch sein dunkelblondes Haar.
,,Also... Ähm...'', machte er und wurde etwas roter um seine Wangen. ,,Also, wenn wir abends miteinander telefoniert haben und ich danach ins Bett bin, hab' ich mir eventuell mal vorgestellt, dass du neben mir liegst.''
,,Oh Gott, bist du süß!'', erwiderte ich lachend, während Lukas sein Gesicht in meiner Brust vergrub und sich die Bettdecke über den Kopf zog.
,,Ich könnte dich am liebsten fressen, das kannst du dir gar nicht vorstellen!'' Ich nahm sein leicht gerötetes Gesicht in meine Hände, streichelte ihm über die leicht erhitzten Wangen und küsste ihn.
Lukas setzte sich leicht auf, platzierte seine Hände links und rechts neben meinen Kopf und verlagerte sein komplettes Gewicht auf mir. Ich stöhnte leise auf, denn sein Körper fühlte sich unglaublich schön an.
Ich stieß seine Lippen in zwei, krallte mich in seinem Rücken fest und schlang die Beine um seine Hüfte, um ihn näher bei mir zu haben. Ich spürte etwas an meinem Oberschenkel, was mich sofort dreckig grinsen ließ.
[...]
,,Alter leck' mich am Arsch!'', keuchte Lukas und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gierig japste er nach Luft und ließ sich mit glitzernden Augen ein Glas Wasser von mir reichen.
,,Seit wann ist das denn so schlimm?'', fragte er vollkommen fertig, gab mir den Becher wieder und stützte seine Ellbogen auf der Metallstange ab, um seinen Atem zu normalisieren.
,,Seit dem wir eine drei am Anfang unseres Alters stehen haben.'', erwiderte ich grinsend und pikste ihm einmal in die Seite. ,,Du bist auch nicht mehr so'n junger Hüpfer...''
,,Also! Was soll das denn bitte heißen?!'' Vollkommen empört stemmte Lukas die Hände in die Hüfte und trat mir leicht gegen das Schienbein.
,,Dass du langsam auch in die Jahre kommst...'', grinste ich und legte den Arm um ihn.
,,Du schnaufst schon mehr, wenn du die Treppen nach oben gehst und dass liegt nicht daran, dass du keinen Sport machst.'', ärgerte ich ihn weiterhin.
,,Du bist so ein Arsch, ey!'', schnaufte Lukas genervt auf und boxte mir gegen den Oberarm.
Aber sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, als Lukas kurz darauf die Arme um meinen Bauch schlang, sich gegen meine Brust lehnte und die Linien meines Tattoos nachfuhr.
Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, streichelte ihm über die Schulter und sah zur Bühne. ,,Immerhin haben wir es in die erste Reihe geschafft.'', lächelte ich zufrieden.
Heute begann die Tour unserer Lieblingsband Strippend. Die Band, die mir den wohl tollsten Mann gegeben hat, den sich die Welt vorstellen konnte.
Lukas und ich hatten uns durch Stripped kennengelernt. Sie hatten ein Gemälde seiner Wände auf ihrer Facebook-Seite gepostet und Lukas darauf verlinkt, weswegen ich nicht lange nach ihm suchen musste.
Ich hatte ihn schon anhand der Bilder unglaublich attraktiv gefunden, ihn einfach mal angeschrieben und daraus hatte sich schlussendlich eine wunderschöne Freundschaft entwickelt.
Nach einigen Monaten, in denen wir viel miteinander geschrieben und telefoniert hatten, haben uns dann live und in Farbe gesehen. Von dem Moment an hatte ich mich Hals über Kopf in diesen hübschen Kerl verliebt.
Das Wochenende darauf hatten wir uns wieder gesehen, weil mein bester Freund, der mich eigentlich begleiten wollte, krank geworden ist und das Konzert deswegen ausfallen lassen musste.
Mein Glück, denn dieses Wochenende hatte mein Leben für immer verändert. Lukas und ich hatten wieder ein Konzert unserer Lieblingsband besucht. Aber dieses Mal, hatte er mich währenddessen einfach geküsst.
Als wir wieder Zuhause waren und kurzzeitig eine kleine Krise über uns ausbrach, hatte mir Lukas seine Liebe gestanden. Noch immer konnte ich nicht in Worte fassen, wie unglaublich glücklich mich dieser Augenblick machte.
Nachdem wir uns in Bett gelegt hatten, hatten wir die halbe Nacht durchgeknutscht. Dementsprechend verpennt hatten wir auch die Autofahrt verbracht und Lukas musste die ganze Zeit reden, damit ich in keinen Sekundenschlaf fiel.
Aber kaum waren wir an der Halle angekommen, waren wir wieder putzmunter und hatten zum Soundcheck getanzt. Auch wenn wir etwas weiter hinten standen, hatten wir es irgendwie in die erste Reihe geschafft.
Ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen, denn kaum fiel der Vorhang, hatte sich Sam in der ersten Reihe umgeschaut und sein Blick war an uns hängengeblieben. Er hatte richtig gestrahlt und uns einmal vielsagend zugezwinkert.
Auch bei diesem Konzert, hatten Lukas und ich den Zuschauern eine heiße Show geliefert und später von Sam und dem Rest der Band richtiges Lob kassiert, sodass wir uns sogar etwas am Merch aussuchen durften.
Das Wochenende war wirklich eines der Besten, die ich je erleben durfte. Nachdem Lukas' Eltern ihn abgeholt hatten, hatten wir ausgemacht, dass ich die Nacht noch bei ihm verbringen durfte.
Wir hatten die ganze Nacht gequatscht, geknutscht und gekuschelt, weswegen es mir am späten Nachmittag umso schwerer fiel, mich auf unbestimmte Zeit von ihm verabschieden zu müssen.
Doch von da an hatten wir uns immer regelmäßiger getroffen. Trotz der Distanz, hatten wir versucht uns immer dann zu sehen, wenn die Zeit es anbot. Es hätten auch nur zehn Minuten sein können und trotzdem wäre ich jedes Mal zu Lukas gefahren.
Nach endlosen Diskussionen ist Lukas nachdem Abitur zu mir gezogen und hatte seine Ausbildung begonnen. Vor zwei Jahren hatte ich ihm einen Antrag gemacht und gerade waren wir in Mitten der Planung für unsere Hochzeit.
Ich lächelte, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und hätte wohl niemals damit gerechnet, dass ich die Liebe meines Lebens durch einen simplen Post auf Facebook kennenlernen würde.
Ich schlang die Arme fester um ihn, vergrub mein Gesicht in seinen langen Haaren und das Lächeln auf meinen Lippen wurde noch ein ganzes Stückchen breiter, als ich den Kameramann Nico die Menge filmen sah.
Tatsächlich hatten Lukas und ich es mit unserem Kuss in einige Videos von Stripped geschafft. Innerlich musste ich lachen, denn Lukas und mir wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als wir unsere Gesichter da auf dem Thumbnail gesehen hatten.
Schon verrückt, dass dieser lebensveränderte Moment aufgezeichnet wurde. Immer wieder drückte ich auf den Replay-Button, um mir die Stelle anzusehen und die Schmetterlinge im Bauch zu spüren.
Lukas ist wirklich das Allerbeste, was mir passieren konnte. Zum Glück hatte ich damals den Mut gehabt, ihn anzuschreiben. Ich wollte mir nicht vorstellen, wo ich jetzt wäre, wenn ich diesen Mann nicht in mein Leben gelassen hätte.
,,Ich liebe dich. Es ist schön, dich hier zu haben...'', flüsterte ich ihm ins Ohr und drückte mich näher an ihn. Lukas strahlte, legte seine Hände auf meine und legte den Kopf leicht in den Nacken, um mich anzusehen.
,,Ich liebe dich auch, Baby. Danke, dass ich bei dir sein darf.'' Er verschränkte unsere Finger miteinander und spitzte einmal die Lippen. Ich kam ihm sofort entgegen und vereinte diese miteinander.
Als die Musik plötzlich ausging, die Stimmen leise und die Halle dunkel wurde, löste ich mich von Lukas und griff nach seiner Hand. Die ersten Takte wurden gespielt und sofort rastete die Menge komplett aus.
Der Vorhang fiel, wir wurden an das Metall gedrückt und Sam warf einen Blick ins Publikum. Sofort breitete sich ein riesiges Lächeln auf seinen Lippen aus, als er Lukas und mich zwischen all den Menschen bemerkte.
Wir strahlten ihn an und ohne großartig zu zögern, griff ich nach Lukas' wunderschönes Gesicht und vereinte unsere Lippen miteinander, während im Hintergrund die ersten Akkorde von Guessing gespielt wurden.
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