Die Fotofilmwerkstatt [2]

-Lukas' Sicht-

Als der Wecker meines Handys leider viel zu früh klingelte, stöhnte ich genervt auf, griff nach diesem und stellte ihn auf Snoooze, weil ich einfach noch nicht aufstehen wollte und ich die Nacht sowieso viel zu wenig Schlaf abbekommen hatte.
Ich gähnte einmal herzhaft, streckte mich ausgiebig und tastete dann verwundert neben mich, als ich bemerkte, dass die eine Seite meines Bettes vollkommen leer und mittlerweile auch schon extrem kalt war.
Ich öffnete verwirrt meine Augen, drehte meinen Kopf einmal nach links und stellte traurigerweise fest, dass Tim nicht mehr neben mir lag. Ich seufzte leise, fuhr mir meine verirrten Strähnen aus dem Gesicht und stellte dann irritiert fest, dass Tim mittlerweile wieder in seinem Bett lag.

Verwundert zog ich die Augenbrauen nach oben und meine Stimmung kippte ein wenig, weil ich mich fragte, ob ich irgendwas falsch gemacht hatte und wieso Tim nicht mehr neben mir lag und meine Hand hielt.
Oder hatte ich mir das gestern Abend vielleicht alles  nur eingebildet? Aber das konnte nicht sein, denn dafür hatte sich das Alles viel zu echt angefühlt und, wenn ich es wirklich geträumt hätte, dann könnte ich mich jawohl kaum noch daran erinnern.
Aber vielleicht wurde Tim der Platz auch irgendwann viel zu eng, weshalb er lieber zurück in sein Bett gekrochen ist. Tim würde mir bestimmt gleich sagen, was los ist und wieso er sich wieder zurück in sein Bett gelegt hatte.

,,Tim? Bist du schon wach?'', fragte ich müde nach, setzte mich langsam aufrecht hin und wollte am liebsten wieder zurück ins Bett fallen, als ich bemerkte, wie stark mein Kopf schmerzte und zu brummen begann. Das hatte man halt davon, wenn man so viel trank...
,,Tim? Tim? Komm', wir müssen langsam aufstehen, um noch pünktlich zum Frühstück zu kommen.'' Ich seufzte leise, als ich auf die Uhr sah und wollte am liebsten den ganzen Tag im Bett verbringen.
Ich setzte mich an die Bettkante, sah mich nachdenklich im Zimmer um und ging dann an meinen Koffer, um mir dort neue Sachen für den heutigen Tag zusammen zu suchen. Ich würde erstmal unter die Dusche springen und danach könnte ich Tim ja wecken, denn allzu spät war es nun auch wieder nicht.

Ich tapste leicht schwankend mit meinen Klamotten bewaffnet ins Bad, zog mich augenblicklich aus, sprang fix unter die Dusche, die mich wenigstens etwas wach machte, cremte mich danach ein, putzte mir die Zähne und machte mir einen Zopf.
Als ich einigermaßen zufrieden und nicht mehr ganz so müde aussah, verließ ich das Bad wieder, packte meine Dreckswäsche, in eine Tüte und drehte mich dann um zu Tim, der immer noch friedlich schlummernd in seinem Bett lag.
Ich lächelte ihn an und wollte ihn eigentlich gar nicht wecken, weil er einfach nur zu niedlich aussah. Doch ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich ihn jetzt unbedingt wecken musste, damit er pünktlich bis zum Frühstück fertig ist.

,,Tim? Wach' auf, es wird Zeit...'', flüsterte ich, rüttelte sanft an Tims Schulter und bemerkte, wie er sofort unzufrieden das Gesicht verzog.
Kurz darauf schlug Tim meinen Arm von seiner Schulter weg und zog sich daraufhin seine Bettdecke über den Kopf, ehe er mir den Rücken zu drehte.
,,Tim, dreh' dich bitte nicht weg. Ich will dich ja auch ungerne aus dem Bett schmeißen, aber wir müssen so langsam echt raus.'', lächelte ich ihn entschuldigt an, rüttelte wieder an seiner Schulter und Angesprochener grummelte unzufrieden.

,,Ach man, kann ich nicht noch weiterschlafen? So zehn Minuten?'', murmelte Tim unzufrieden, drehte sich wieder zu mir um und öffnete dann langsam die Augen, ehe er in mein Gesicht blickte und dann zu lächeln anfing.
,,Es ist mittlerweile schon 07:40. Also, du musst dich ein kleinen wenig mit dem Duschen und so beeilen.'', erwiderte ich seufzend, lächelte ihn erneut entschuldigt an und Tim nickte, während er sich über die Augen rieb.
,,Ja, ich steh' gleich auf, keine Sorge. Ich muss erstmal kurz zu mir kommen...'', gähnte Tim, streckte sich einmal ausgiebig und setzte sich dann langsam auf, ehe er sich den Kopf festhielt, weil er wahrscheinlich ähnlich wie meiner brummte.

,,Hast du 'ne Kopfschmerztablette dabei? Scheiße, ich hätte gestern eindeutig weniger trinken müssen. Das kommt davon, wenn man solche Spiele spielt und dann auch noch so ehrlich ist...'', fragte mich Tim lachend und schüttelte über sich selbst einmal leicht mit dem Kopf.
,,Na ja, so schlimm ist die Ehrlichkeit ab einem bestimmten Punkt ja nicht gewesen.'', kicherte ich leise, sah ihn vielsagend an und kramte dann in meinem Rucksack nach einer Tablette, während ich Tim diese und sein Wasser reichte.
,,Wieso das denn? Sorry, ich kann mich kaum noch an irgendwas erinnern. Ich weiß noch nicht einmal mehr, wie wir überhaupt ins Bett gekommen sind...'', gab Tim schief grinsend zu und hätte er mir nicht eben die ganzen Sachen schon abgenommen, wären sie mir jetzt höchstwahrscheinlich aus den Händen gefallen.

,,Wie du kannst dich an kaum noch was erinnern? Was ist denn das Letzte, woran du dich noch erinnern kannst?'', fragte ich nach und versuchte dabei nicht allzu angepisst zu klingen, weil es mich schon sauer machte, dass sich Tim wahrscheinlich gar nicht mehr an unseren Kuss erinnerte.
,,Das Letzte, was ich noch weiß ist, wie wir halt das Bungalow von diesen Mädels verlassen und dann noch etwas Luft getankt haben. Gerade noch so, wie du die Tür nicht aufbekommen hast, aber danach ist alles weg.'', antwortete Tim, hielt sich den Kopf und schob sich dann die Tablette in den Mund, ehe er diese mit ein wenig Wasser herunterspülte.
,,Ach so...'', nuschelte ich leise in meinen nicht vorhanden Bart, seufzte leise und wollte ihm am liebsten den Hals dafür umdrehen, weil sich Tim einfach gar nicht an das Schönste erinnerte, was, zu mindestens für mich, gestern Abend passiert ist.

,,Wieso fragst du? Habe ich noch irgendwas Schlimmes gemacht? Habe ich irgendwas vollgekotzt und du musstest es wegwischen? Habe ich dich irgendwie genervt? Du kannst es mir ruhig sagen, ich bin dir da schon nicht böse.'', fragte Tim verwirrt nach und musterte mich einmal.
,,Wie kommst du denn jetzt darauf, dass du irgendwas Schlimmes gemacht hast? Ich wollte das doch nur so wissen...'', fragte ich stattdessen und versuchte mir dabei nichts anmerken zu lassen, wie sehr diese Antwort meine Stimmung eigentlich in den Keller befördert hatte.
,,Weil du eben nur so komisch geguckt hast. Also, so nachdem Motto, als sollte ich mich noch dringend an etwas erinnern.'', erklärte mir Tim, nahm einen Schluck seines Wasser und musterte mich erneut.

,,Nein, es ist alles gut. Ich...ähm...ich bin einfach nur so verdammt müde und will am liebsten im Bett liegen bleiben, als heute irgendwas zu machen.'', versuchte ich mich irgendwie herauszureden und grinste dabei schief.
,,Ach so, okay. Aber falls ich irgendwas Peinliches gestern Abend noch gemacht haben sollte, dann kannst du mir das ruhig sagen.'', lächelte mich Tim beruhigend an, fuhr sich durch die Haare und ich nickte nur.
,,Aber dann spring' ich mal fix unter die Dusche, bevor wir wegen mir noch zu spät zum Frühstück kommen. Du bist soweit fertig, oder?'', fragte mich Tim, als er gerade dabei war, seinen Koffer zu öffnen und ich nickte.

Als Tim sich dann all seine Sachen zusammengesucht hatte, ging er ins Bad und ich ließ mich seufzend auf dem Bett nieder, während ich mein Handy checkte und versuchte, mich irgendwie abzulenken.
Ich musste zu geben, dass es mich schon sehr verletzte, dass Tim sich scheinbar nicht mehr an unseren Kuss und daran erinnern konnte, dass wir danach zusammen, dicht aneinander gekuschelt, in meinem Bett eingeschlafen waren.
Vor allem, weil das Ganze ja auch von ihm ausging und er scheinbar so sehr darauf bestand, dass dies passierte. Es machte mich schon sehr sauer, dass Tims Kopf das jetzt so ignorierte und sich nichts merken konnte.

Aber ich wollte Tim auch nicht darauf ansprechen, denn ich wollte ihn einfach in keine unangenehme Situation drängen und wer wusste auch schon, ob der nüchterne Tim das auch wirklich machen wollte.
Vielleicht hatte Tim zum Zeitpunkt unseres Kusses keine wirkliche Kontrolle über seinen Körper gehabt und hatte einfach nur Lust auf ein wenig Körperkontakt, den ich ja auch sogar zu gelassen habe.
Ich sollte es einfach lassen, mir nichts anmerken lassen und es ebenfalls ignorieren, dass Tim mich überhaupt geküsst hatte, denn es würde sich eh nichts weiter daraus ergeben. Wenn es Tim wirklich so wichtig gewesen wäre, würde er sich auch daran erinnern...

,,So, ich bin fertig, wir können dann gleich los...'', kam Tim dann nach einigen Minuten wieder zurück ins Zimmer, lächelte mich an und packte seine Dreckswäsche ebenfalls in eine Extratüte.
,,Na dann mal los...'', lächelte ich gespielt freundlich, erhob mich vom Bett, steckte mein Handy weg und ging dann in unser kleines Wohnzimmer, um mir dort meine Jacke über zu ziehen.
Tim tat es mir gleich, lächelte mich an und ich zwang mir ebenfalls eines ab, weil ich ihn nicht unnötig verletzen und mir irgendwas anmerken lassen wollte.

Tim und ich kamen als Allerletzte beim Frühstück an, doch das machte uns nichts weiter aus, weil wir beide sowieso nicht wirklich Hunger hatten und uns deswegen sogar ein Brötchen teilten.
Selbst, wenn ich gestern Abend nicht so viel getrunken hätte, hätte ich so oder so nicht wirklich Hunger, weil mich der Fakt, dass Tim sich nicht an unseren Kuss erinnern konnte, böse auf den Magen schlug.
Vielleicht würden viele zu mir sagen, dass ich mir doch nicht so einen Kopf darum machen sollte, weil ich schließlich nicht in Tim verliebt bin, aber dennoch tat dieser Gedanke einfach weh, dass wir das von heute Nacht nicht wiederholen würden.

Durch den Kuss hatte ich eigentlich darauf gehofft, dass die nächsten Tage nicht ganz so schlimm werden und Tim und ich noch mehr solcher Moment miteinander erleben würden. Zu mal mir Tim mir sogar versprochen hatte, dass wir das Ganze heute Morgen nochmal wiederholen würden...
Doch daraus würde sowieso nichts werden, denn ich würde Tims Lippen nie wieder auf meinen fühlen und ich bereute es in diesem Moment ein wenig, ihn heute Nacht nicht auch zurückgeküsst und ihn noch etwas länger wachgehalten zu haben.
Aber ich konnte ja auch nicht ahnen, dass Tim den totalen Filmriss haben würde und mir nun nichtsahnend gegenüber saß und gar nicht wusste, was er heute Nacht eigentlich getan hatte. Aber ich konnte es ihm auch nicht sagen...

,,Wir müssen heute schon anfangen das Drehbuch zu schreiben, oder?'', fragte mich Tim dann, als ich gerade dabei war, meinen Tee leer zu trinken und ich traute mich gar nicht, ihm auch nur ansatzweise in die Augen zu gucken.
,,Ähm...ich...ich glaube ja. Also, wir wollten uns ja heute mögliche Drehorte angucken und sollten uns auf jeden Fall schon ein paar Gedanken machen.'', erklärte ich ihn im Groben und würdigte ihn dabei keines Blickes.
,,Ach ja, stimmt. Ähm...wenn's an schreiben geht, wollen wir uns dann zusammen was überlegen?'', fragte mich Tim dann lächelnd und ich wollte am liebsten laut aufschreien, weil ich seine Nähe einfach nicht mehr ertrug.

,,Klar, wir können gerne zusammen machen.'', stimmte ich lächelnd zu, trank meinen Tee nun endgültig leer und hätte diese Frage am liebsten verneint, weil ich eigentlich nur noch so wenig Zeit wie möglich mit Tim verbringen wollte.
Doch ich wollte ihn ebenso auch nicht von mir wegstoßen, denn so gesehen konnte er ja auch nichts dafür, dass er sich an nichts mehr erinnerte und wie gesagt, ich wusste ja auch nicht, ob Tim das überhaupt wollte.
Ich konnte ja immer noch auf Abstand gehen, wenn mir das Alles zu viel wurde, denn wir waren ja schließlich nicht aneinandergekettet. Ich bin ja immer noch ein freier Mensch und keiner von uns beiden musste sich nachdem jeweils anderen richten.

Als alle fertig gefrühstückt hatten, brachten wir unser Geschirr wieder weg und gingen dann in den Seminarraum, wo wir nochmal besprechen wollten, was für heute anstand und das ansehen wollten, was wir gestern gemacht hatten.
Ich seufzte innerlich, als ich daran dachte, dass ich mir gleich die Bilder ansehen müsste, die Tim und ich gemacht hatten, als noch nichts zwischen uns vorgefallen ist und als wir noch völlig normal zueinander sein konnten.
Ich versuchte diese Normalität zwar, so gut wie es eben ging, beizubehalten und mir nichts anmerken zu lassen, nur ging mir der Kuss logischerweise nicht aus dem Kopf und ich fragte mich ebenso auch, wieso Tim heute Morgen in seinem Bett lag.

Vielleicht hätte ich ihn viel leichter auf den Kuss ansprechen können, wenn er neben mir aufgewacht wäre. Denn dann hätte Tim sich sicherlich gefragt, wieso er in diesem lag und ich hätte ihm alles erklären können.
Vielleicht hätte Tim mir dann offen und ehrlich gesagt, was dieser Kuss für ihn bedeutet hatte und ob er das, was er dort auch zugegeben hatte, auch wirklich so Ernst meinte, wie ich das dachte.
Indirekt hatte Tim ja nämlich zugegeben, dass er wegen mir bei dem Spiel getrunken hatte, was mich darauf schließen ließ, dass mich Tim durchaus attraktiv fand und sich auf jeden Fall etwas mit mir vorstellen konnte.

,,Lukas, hörst du uns überhaupt zu? Wo bist du denn mit deinen Gedanken? Denkst du dir etwa schon eine Idee für einen Kurzfilm aus?'', riss mich die lachende Stimme von Natascha aus meinen Gedanken und ich zuckte erschrocken zusammen.
Vollkommen verwirrt sah ich mich in der Gegend um, blickte zunächst in die belustigten Gesichter von Natascha und Katja und dann in das leicht besorgt guckende Gesicht von Tim, der mich einmal musterte.
,,Ähm...Entschuldigung, ich bin nur ein wenig müde, mehr...ähm...mehr nicht. Wo...ähm...wo sind wir denn stehengeblieben? Sorry...'', fragte ich meinem Gesichtsausdruck entsprechend nach, biss mir auf die Unterlippe und spürte, wie es etwas wärmer um meine Wangen wurde.

,,Bist die Nacht wohl nicht früh schlafen gegangen, oder? Ihr seht aber alle ein wenig gerädert aus, wenn ich so ehrlich sein darf. Habt ihr die Nacht etwa durchgemacht?'', fragte Katja grinsend in die Runde und wir alle zuckten mit den Schultern.
,,Ich verstehe schon. Es macht uns wirklich nichts aus, denn ihr seid schließlich alt genug, um das Alles selbst zu wissen. Aber ich würde euch wirklich empfehlen, etwas früher ins Bett zu gehen, weil diese Arbeit nicht ohne Kopf funktionieren kann und man sich auch sehr konzentrieren muss.'', belehrte uns Katja und wir nickten alle einmal.
,,Aber, um auf deine Frage zurückzukommen, Lukas. Wir wollen heute mögliche Drehorte besuchen und dort eventuell schon einige Fotos machen. Heute ist eher ein Tag der Ideenfindung. Vielleicht können wir ja heute schon besprechen, was wir morgen machen möchten und einen Plan aufstellen.'', erklärte mir Katja dann lächelnd und ich nickte verstehend.

,,So, wenn wir das jetzt soweit geklärt hätten, würden wir uns dann gerne mal ansehen, was ihr gestern eigentlich so gemacht habt. Soweit ich das mitbekommen habe, haben einige von euch sogar was gedreht und geschnitten. Also, lasst uns das mal angucken.'', ergriff Natascha dann das Wort und ging an den Laptop, der an einem Beamer angeschlossen war.
Ich seufzte einmal leise, rückte mir mein Zöpfchen zurecht und wollte am liebsten den Raum verlassen, weil ich einfach keine Lust darauf hatte, mir jetzt die ganzen Fotos und Videos anzugucken. Vor allem nicht die, die Tim und ich vor einem halben Tag noch glücklich zusammengemacht hatten.
Ich wollte mich einfach nur noch im Bungalow einschließen, mich unter der Bettdecke verstecken und mich ordentlich ausheulen, weil Tim mir einfach so weh getan hatte. Vielleicht mag es ein wenig bescheuert klingen, dass ich wegen einem Jungen, den ich noch nicht mal richtig kannte, so einen Liebeskummer schob, aber es tat einfach nur verdammt weh. Ich fühlte mich einfach so verstoßen und benutzt von Tim.

,,Lukas? Ey! Lukas, bist du überhaupt richtig da?'', wurde ich erneut aus meinen Gedanken gerissen, zuckte wieder erschrocken zusammen und blickte dann in die Richtung, wo die Stimme herkam.
Ich blickte in das verwirrte und zugleich auch besorgte Gesicht von Tim, der mir an meinem Ärmel umherzupfte und dessen ich Hand ich am liebsten von mir weggeschlagen wollte, weil mir seine Berührungen einfach nur weh taten.
,,Man, was ist denn?!'', fragte ich etwas genervter als gewollt nach, weshalb Tim mich nur mit geschockten Augen ansah, von meinem Ärmel abließ und sich dann unsicher und langsam zugleich durch seine Haare fuhr.

,,Wir sollen nach vorne, unsere Sachen präsentieren. Ist alles gut? Du wirkst irgendwie so, als würde dich irgendwas bedrücken.'', erklärte mir Tim, sah mich mit besorgten Augen an und ich zuckte nur mit den Schultern.
,,Es ist nichts! Lass' uns einfach nach vorne und präsentieren...'', erwiderte ich nur genervt, erhob mich vom Stuhl und ich bekam in meinem Augenwinkel mit, wie mich Tim noch mit irritierten Augen musterte, sich dann aber ebenfalls erhob.
,,Es ist schon alles eingestellt, ihr müsst einfach nur auf weiterklicken. Am Besten sagt ihr kurz, was ihr euch bei den Bildern gedacht habt.'', lächelte uns Natascha an, doch ich bekam trotzdem mit, wie sie einen prüfenden Blick auf mich legte. Man, konnten die mich nicht alle einfach in Ruhe lassen?!

,,Ähm...ja, wir haben uns halt dazu entschlossen, erstmal nur Fotos zu machen. Ich habe im Gegensatz zu Lukas nämlich noch nicht so viel Erfahrung mit der Kamera, weswegen ich mich mit Fotos ein wenig sicherer gefühlt habe.'' Mit Alkohol hast du dich auch sicherer gefühlt, du Arsch.
,,Genau, wir haben uns halt dazu entschlossen, die Atmosphäre vom Strand einzufangen und haben eben verschiedene Fotos gemacht. Wir haben natürlich auch versucht, die Einstellungen, die wir gelernt haben, irgendwie auf die Bilder anzuwenden.'', fuhr Tim fort und musterte mich einmal von der Seite.
,,Ich...ähm...also, ich schließe mich Tim halt an. Genau das hatten wir vor.'', lächelte ich gespielt, sah kurz zu Tim, der mir ebenfalls ein Lächeln zu warf und ich wendete den Blick augenblicklich wieder von ihm ab. Hurensohn!

,,Das klingt doch gut und es sind tatsächlich auch schöne Fotos bei rausgekommen. Vor allem das von dir, Lukas. Das sieht richtig schön aus, wie du da drauf strahlst. Das Lächeln wirkt auch richtig echt.'', sagte Katja lächelnd zu unseren Bildern und ich verdrehte innerlich die Augen darüber. Da ist ja auch noch alles in Ordnung gewesen...
,,Ähm...D-Dankeschön...'', bedankte ich mich schüchtern grinsend bei ihr und merkte, wie ich wieder, wie so oft in meinem Leben, etwas roter um meine Wangen wurde. Ich sah nur unsicher zu Tim, der mich anlächelte und ich seufzte innerlich darüber.
,,Habt ihr sonst noch irgendwas zu sagen, Jungs? Also, wir haben uns gestern schon eure Bilder angeguckt und müssen sagen, dass die wirklich perfekt geworden sind und es da kaum was zu bemängeln gibt. Es sind halt nur ein paar Kleinigkeiten, aber daran kann man ja arbeiten.'', lächelte Katja uns weiterhin an und wir nickten einmal verstehend.

Dann setzten Tim und ich uns wieder hin und ich bekam mit, wie er mich einmal regelrecht von der Seite anstrahlte, doch ich erwiderte sein Lächeln nicht, einfach, weil ich das nicht konnte und wollte.
Ich wollte ihn zwar ebenso nicht verletzen, denn eigentlich konnte er ja so gesehen nichts dafür, dass er sich eben an nichts mehr erinnern konnte, aber der Fakt, dass er sich an sowas nicht erinnern konnte, tat einfach mehr als weh.
Keine Ahnung, wie ich die nächsten Tage so überleben und was ich überhaupt machen sollte. Ich mochte Tim einfach ziemlich gerne und ich wollte einfach nicht die Person abschrecken, mit der ich mich hier am meisten verstand.

Ich seufzte kaum hörbar und versuchte mich abzulenken, in dem ich nach vorne blickte und den anderen Gruppen dabei zu sah, wie sie ihre Sachen präsentierten und sichtlich zufrieden mit diesen wirkten.
Ich will damit jetzt nicht sagen, dass meine und Tims Sache komplett scheiße ist, denn es sind wirklich schöne Aufnahmen geworden und auch die von Tim sahen gar nicht mal so schlecht und total in Ordnung aus.
Mich störte einfach nur dieser verdammte Fakt, dass diese Aufnahmen in einer Zeit entstanden waren, wo noch alles gut zwischen Tim und mir gewesen ist. Es ist doch einfach nur verrückt wie schnell sich das Verhältnis zweier Menschen von ein auf den anderen Tag verändern konnte...

Als alle ihre Sachen präsentiert hatten, erklärten Natascha und Katja uns, wo genau wir heute so hinfahren würden, um einige Fotos und erste Eindrücke von ersten möglichen Kulissen für unseren Kurzfilm nehmen zu können.
Wir zogen uns unsere Jacken an, erhoben uns von den Stühlen und gingen dann aus dem Seminarraum, um in die Richtung der großen Pkws zu gehen, bei denen ich einfach nur hoffte, dass ich nicht in einen mit Tim kommen würde.
Wie gesagt, ich wollte eigentlich auch nicht so eiskalt zu ihm sein und ihn eventuell mit meinem Verhalten verletzen, aber seine Nähe machte mir einfach nur noch zu schaffen und ich wollte nicht ständig an das erinnert werden, was heute Nacht schönes passiert ist, und was ich jetzt nicht mehr haben konnte.

,,So, und ihr beide kommt noch mit in meinen Wagen und dann passt es...'', riss mich die Stimme von Natascha aus meinen Gedanken und ich sah mich verwirrt um, um daraufhin in ihr lächelndes Gesicht zu blicken.
Ich drehte daraufhin einmal meinen Kopf nach rechts und blickte dann in das ebenfalls lächelnde Gesicht von Tim, der einmal zustimmend mit dem Kopf nickte und mir dann in die Augen sah.
Ich erwiderte sein Lächeln halbherzig, nickte dann ebenfalls zustimmend und wollte mich am liebsten dafür köpfen, weil ich mit dem Problem jetzt doch in einem Wagen saß und diesem mal nicht für einige Minuten einfach entfliehen konnte.

Tim und ich stiegen nur augenblicklich in den Wagen, wo er sich selbstverständlich neben mich setzte und mich anlächelte. Unsere Schultern berührten sich, was meinen Bauch zwar angenehm kribbeln, aber zeitgleich auch mein Herz schmerzen ließ.
Ich seufzte leise, sah nachdenklich aus dem Fenster und ließ die Fahrt einfach über mich ergehen, während ich einfach nur darauf hoffte, dass die nächsten Tage so schnellst wie nur irgendwie möglich vergehen würden.
Ich überlegte ebenso auch, ob ich nicht einfach so tun sollte, als wäre ich krank. Dann müsste ich die nächsten Tage nicht mehr hier sein und war dementsprechend auch wieder weg von Tim, den ich danach hoffentlich nie wieder irgendwie in meinem Leben sehen würde und in Ruhe aus meinen Gedanken verbannen konnte. Eine Überlegung war es ja wert...

Als wir bei der ersten Station angekommen waren, bekam jede Gruppe wieder eine Kamera in die Hand gedrückt und leider Gottes beließen wir es bei den Gruppen von gestern, weil diese, laut Katja und Natascha, schließlich sehr gut funktioniert hatten.
,,Willst du erstmal einige Fotos machen, Lukas?'', fragte mich Tim, als er eine Kamera in die Hand gedrückt bekam, legte fragend den Kopf schief und ich zuckte nur unsicher mit den Schultern, während ich mit meinen Schuhen einige Steine auf dem Boden zusammenscharrte.
,,Mir egal, ich will nicht...'', murmelte ich nur leise in meine Jacke hinein, richtete meinen Blick auf den Boden, doch bekam in meinem Augenwinkel mit, wie Tim mich leicht irritiert musterte.

,,Ist wirklich alles okay mit dir? Irgendwie wirkst du heute so weggetreten und nachdenklich. Ich mein', du musst mir den Grund nicht sagen, aber ist irgendwas passiert?'', fragte mich Tim dann besorgt und trat dabei etwas näher auf mich zu.
,,Nein, es ist nichts passiert. Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen gerade?'', fragte ich stattdessen leicht gereizt, sah Tim meiner Tonlage entsprechend an und seine Augen weiteten sich mit einmal mal.
,,Sorry, dass ich überhaupt nachgefragt habe. Wollte dich nicht nerven.'', erwiderte Tim zickig, verdrehte einmal die Augen und hing sich dann die Kamera um den Hals, während er einige Schritte vorging.

Ich sah ihm nur vollkommen verdutzt hinterher und fühlte mich im nächsten Moment so verdammt schlecht, weil ich Tim so verletzt hatte. Ich wollte ihn ja auch eigentlich gar nicht so ankacken, aber ich wusste mir auch nicht anders zu helfen.
Am liebsten wollte ich nur noch weg und nach Hause rennen, weil ich es einfach nicht mehr mit Tim zusammen aushielt. Klar, er konnte nichts für seinen Filmriss, aber es wäre wirklich verdammt schön, wenn er sich wenigstes ansatzweise an den Kuss erinnern könnte.
Ich seufzte leise, richtete mir mein Zöpfchen zurecht und sah mich dann ein wenig an dem Hafen um, während ich mir die Tränen zurückhielt und irgendwie versuchte, den Kopf freizukriegen. Was natürlich deutlich einfacher funktionieren würde, wenn das Problem nicht direkt vor mir umherlaufen würde...

Als es dann langsam Mittagszeit wurde und wir unsere letzte Station abgeklappert hatten, beschlossen wir, dass wir uns genug mögliche Kulissen angeguckt hatten und wieder zurück zur Jugendherberge fahren konnten.
Selbstverständlich saß Tim wieder neben mir, aber er sah mich dieses Mal noch nicht mal ansatzweise mit den Arsch an und hatte mich in den letzten Stunden auch nur durchgängig ignoriert. Er hatte mich zwar ab und zu mal besorgt von der Seite gemustert, aber den Blick nach und nach immer mehr von mir verschwinden lassen.
Er hatte auch die ganze Zeit über alleine Bilder gemacht, während ich wie das letzte Häufchen Elend hinter ihm herging und es einfach nur bereute, ihn so angeschnauzt zu haben. Tim hatte mich zwar auch ab und zu mal gefragt, ob ich fotografieren wollte, doch heute war ich einfach nicht in der Lage dazu.

,,So Leute, wir wären für heute eigentlich soweit fertig. Das Einzige, was wir heute noch von euch wollen, ist, dass ihr euch etwas ausdenkt, bis heute Abend. Damit wir eventuell morgen schon etwas mit dem Drehen anfangen können.'', erklärte uns Katja lächelnd, als wir alle aus den Pkws gestiegen kamen.
,,Also, entweder macht ihr als Gemeinschaft, oder als Gruppe, das ist uns egal. Hauptsache, ihr habt heute Abend Ideen zum Vorstellen und wir können uns auf etwas einigen, damit wir morgen direkt anfangen können.'', fuhr sie weiterhin lächelnd fort und sah einmal vielsagend in die Runde.
,,So, dann habt ihr jetzt bis heute Abend nachdem Abendbrot etwas Freizeit.'', mischte sich Natascha mit ein, lächelte uns an und wir nickten alle einmal zustimmend, ehe wir allesamt zum Mittag abzischten.

In der Jugendherberge angekommen, stand auch schon das Mittag, bestehend aus; Königsberger oder vegetarischen Nudelauflauf, auf dem Tisch und wartete nur noch darauf, von uns verzerrt zu werden.
Ich schnappte mir einen Teller, befüllte diesen mit dem Nudelauflauf und setzte mich dann an den Tisch, zu dem sich Tim ebenfalls zu mir gesellte, doch mich weiterhin keines Blickes würdigte.
Ich zog nur genervt die Augenbrauen nach oben, während ich in meinem Nudelauflauf umherstocherte, weil ich einfach keinen Hunger hatte. Mir schlug die Sache mit Tim einfach viel zu sehr auf den Magen und der Fakt, dass ich ihn vorhin so vollgeschnautzt hatte, obwohl er halt gar nichts für meine Laune konnte, machte mir neben dem Kuss noch mehr zu schaffen.

,,Ähm...machen wir das Drehbuch eigentlich noch zusammen? Oder...oder, willst lieber alleine sein?'', ergriff ich dann schüchtern das Wort, als Tim ebenfalls nur in seinem Essen umherstocherte und betrübt in der Gegend umherstarrte.
,,Willst du denn überhaupt noch irgendwas mit mir machen, nachdem du mich so angekeift hast?'', fragte Tim stattdessen genervt, drehte den Kopf zu mir und sah mich mit einem eher abwertenden Blick an.
,,Boah sorry, ist doch nur 'ne Frage gewesen, Alter. Raste doch nicht gleich so aus...'', erwiderte ich zickig, verschränkte die Arme vor der Brust und Tims Blick wandelte sich mit einem Mal in Empörung um.

,,Was soll das denn jetzt?! Du darfst mich hier vollmachen, wegen nichts und ich darf nicht gereizt darauf reagieren?! Was ist das denn für eine scheiß Doppelmoral?!'', sagte Tim fassungslos und schüttelte einmal mit dem Kopf.
,,Aber du kannst dein Drehbuch ruhig alleine schreiben, ich bin dir ja scheinbar nicht mehr genug.'' Tim verdrehte noch genervt die Augen, trank wütend sein Glas Wasser aus und erhob sich daraufhin vom Stuhl, um seine Jacke anzuziehen und daraufhin seinen noch gut befüllten Teller wegzubringen.
Ich starrte ihm nur vollkommen irritiert und geschockt zugleich hinterher und wurde noch ein ganzes Stück wütender, als ich bemerkte, wie Mandy, die Fotze, freudig aufsprang und ebenfalls ihren Teller wegbrachte. Klar, ist die kleine Schlampe ausgerechnet dann fertig, wenn Tim ebenfalls aufstand...

Angespannt beobachtete ich die Situation, wie sie ihn lächelnd vollquatschte und dabei auch nicht gerade wenig ihre Reize spielen ließ und etwas mehr ihren Ausschnitt zur Geltung brachte, der Tim aber, ähnlich wie gestern Abend, nicht sonderlich zu beeindrucken schien.
Er sagte nur irgendwas, was ich von hier aus leider nicht verstehen konnte, blickte kurz zu mir, doch lächelte sie dann auf einmal total breit an und wagte sogar einen Blick in ihren Ausschnitt, was mich fast vom Stuhl kippen ließ.
Noch besser wurde es, als die beiden dann zusammen das Bistro verließen und ich aufpassen musste, vor lauter Wut nicht jeden Moment mein Glas kaputtzudrücken, weil ich einfach nicht fassen konnte, was eben passiert ist. Das konnte doch jetzt nicht sein verdammter Ernst sein!

Ich schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf und verwarf aber sofort den Gedanken, dass ich den beiden hinterhergehen und Tim irgendeine Szene machen sollte. Ich hatte einfach nicht das Recht dazu, eifersüchtig zu sein...
Und anderseits bestätigte mir diese Aktion auch etwas. Nämlich, dass Tim wegen Mandy und nicht gestern wegen mir getrunken hat und, dass dieser Kuss keine nähere Bedeutung hatte, sondern nur dem Alkohol wegen zu verdanken ist.
Ich seufzte über diese Erkenntnis, stocherte noch etwas in meinem vegetarischen Nudelauflauf umher, doch erhob mich dann ebenfalls vom Stuhl, zog mir die Jacke an und brachte dann schweren Herzens den Teller weg.

Ich vergrub mein Gesicht tief in der Jacke, die Hände tief in den Taschen und ging dann in die Richtung meines Bungalows, wo ich darauf hoffte, Tim nicht jeden Moment dort drin knutschend auf dem Bett mit Mandy vorzufinden.
Ich schloss die Tür auf und war sichtlich erleichtert darüber, als ich bemerkte, dass der Bungalow noch abgeschlossen ist und ich somit vollkommen alleine bin und mich nicht gleich eine unangenehme Situation begegnen würde.
Ich ging schleppend ins Bungalow, zog mir meine Jacke aus, legte diese über den Stuhl und ging dann in meines und Tims Zimmer, wo ich augenblicklich leichte Tränen in den Augen bekam, als ich mein Bett sah. Das Bett, in dem Tim mich geküsst  hatte und dann mit mir zusammen geschlafen war.

Ich ging sofort wieder aus dem Raum, schnappte mir meine Jacke, zog diese wieder über und verließ dann mit schnellen Schritten den Bungalow.
Ich konnte einfach nicht in diesem kleinen Häuschen sein, denn alles erinnerte mich einfach viel zu sehr nach Tim und an das, was wir leider doch nicht miteinander haben konnten.
Es roch dort nach ihm, seine Sachen lagen dort und wenn ich Pech hatte, kam er irgendwann noch in dieses und am Besten noch mit Mandy im Schlepptau, was meinen Kopf nur noch mehr ficken würde. Ich musste weg hier...

[...]

,,Und dann ist der Kerl ernsthaft mit dieser Schlampe abgezischt, oder was? Habe ich das jetzt richtig verstanden, oder mich einfach nur verhört?'', fragte meine beste Freundin Maria leicht schockiert durchs Telefon, während ich am Strand spazierte.
Ich bin eigentlich hinunter zum Strand gegangen und hatte etwas Musik gehört, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber irgendwann hatte Maria angerufen, um nachzufragen, wie es denn so lief und natürlich hatte meine beste Freundin sofort mitbekommen, dass etwas nicht stimmte.
Also hatte ich Maria alles über Tim erzählt, wie wir uns kennengelernt hatten, wie er mich immer wieder berührt hatte, von dem Trinkspiel und selbstverständlich hatte ich ihr auch von dem Kuss in der Nacht und dem Morgen danach erzählt.

,,Ja genau, Tim ist mit dieser Mandy einfach weggegangen. Das ist einfach voll die Bitch. Die zieht bei ihm ständig ihr Shirt runter, damit er direkt in ihren Ausschnitt gucken kann. Komische Braut auf jeden Fall.'', meckerte ich, schüttelte mit dem Kopf und kickte wütend einiges von dem Sand weg.
,,Die sind beide irgendwie total komisch drauf. Kein Wunder, dass der sich auf sowas Billiges einlässt. Aber Luki, du hast sowas gar nicht verdient.'', erwiderte Maria versöhnlich und ich seufzte einmal leise. Wenn das mal nur so einfach zu begreifen wäre...
,,Ich weiß, aber eigentlich ist Tim richtig süß und so verdammt hübsch einfach. Und...gestern hat er sich eigentlich auch nicht auf die Anmachen von Mandy eingelassen und richtig genervt gewirkt. Wieso hat er da jetzt auf einmal Interesse?'', fragte ich verzweifelt nach und ließ mich auf einer Bank nieder, um aufs Meer zu blicken.

,,Ich habe auch keine Ahnung, mein Schatz. Das ist auf jeden Fall ein ganz komischer Typ, von dem du dich dringend fernhalten solltest. Der soll sich nicht nochmal an dich heranmachen. Versuch' ihn die nächsten Tage irgendwie zu ignorieren und genieße die Zeit. Lass' dir das nicht von so einem Vollidioten kaputt machen, du hattest dich doch so darauf gefreut.'', versuchte mich meine beste Freundin irgendwie aufzumuntern und ich nickte.
,,Ich werde mein Bestes versuchen, auch wenn es nicht gerade einfach wird. Aber im Endeffekt sind es ja nur noch drei Tage und, wenn mir das Alles zu viel wird, kann ich mich ja immer noch abholen lassen.'', erwiderte ich seufzend, spielte an meinem Zöpfchen umher und scharrte den Sand auf dem Boden zusammen.
,,Das wird alles schon, Luki. Ich kann zwar verstehen, dass du jetzt unbedingt weg von dort willst, aber dann haben die zwei Spinner gewonnen. Du schaffst das schon und falls Tim sonst was mit dir machen sollte, ruf' mich einfach an, ich fahr' sofort los und hau' ihm eine in die Fresse.'', versuchte Maria nun möglichst wütend zu klingen, doch lachte aufgrund des letzten Teils des Satzes einmal, welches ich erwiderte.

,,Ach man, ich wünschte mir jetzt nur zu gerne, dass du hier wärst, dann könnten wir gemeinsam über die beiden lästern und es wäre auch nur halb so schlimm. Ich weiß gar nicht, wie ich überhaupt damit umgehen soll, wenn die beiden da zusammen turteln, wenn ich mit im Raum sitze...'', seufzte ich wieder in den Hörer und hielt mir die Tränen zurück.
,,Ich wäre jetzt auch gerne bei dir, Lukas. Aber ich kann leider nicht, auch wenn ich es gerne wollen würde. Aber du schaffst das schon. Ignoriere die beiden einfach, so gut wie es eben geht und dann werden werden sie schon merken, dass dich das nicht verletzt.'', machte mir Maria Mut und ich nickte, aber dennoch ein wenig unentschlossen.
,,Ich werde mein Bestes versuchen. Danke, dass du überhaupt die Zeit gefunden hast, um mit mir zusammen zu telefonieren und mir zu zuhören. Ich wollte dich eigentlich nicht so nerven.'', bedankte ich mich lächelnd bei ihr, doch blickte dann etwas betrübt auf den Sand.

,,Ach Luki Schatz, du hast mich doch nicht genervt. Ich will ja auch nur wissen, was bei dir los ist und dir auch helfen, wenn was ist. Du weißt doch, dass ich dich nicht im Stich lasse. Aber ich glaube an dich, dass du die nächsten Tage auch noch packst. Du kannst dieses Arschloch danach wirklich getrost vergessen.'', lächelte mich Maria durchs Telefon hinweg an und ich nickte zustimmend.
,,Können wir am Freitag und die Woche darauf dann bitte irgendwas zusammen machen, damit ich Tim wirklich vergessen kann?'', fragte ich hoffnungsvoll nach und blickte dann einmal kurz auf die Uhr, um mit erschrecken festzustellen, dass es in 15 Minuten Abendbrot gab.
,,Klar, mein Schatz. Wir können von mir aus auch ruhig die ganzen Tage was machen. Wir kriegen diesen Vollidioten schon wieder aus deinem hübschen Kopf geprügelt.'', stimmte Maria lachend zu und ich erwiderte dieses augenblicklich.

,,Vielen lieben Dank, Maria. Danke, fürs Zuhören. Ich muss jetzt leider auflegen, weil es gleich Abendbrot gibt.'', verabschiedete ich mich dankend von ihr, lächelte sogar ehrlich und war mehr als froh darüber, dass sie angerufen hatte.
,,Alles gut, mein Schatz. Meld' dich falls irgendwas sein sollte und hab' noch eine schöne Zeit. Versuch' die beiden zu ignorieren und lass' dich nicht von so etwas Dämlichen unterkriegen.'', verabschiedete sich Maria ebenfalls lächelnd von mir und ich nickte.
,,Werde ich machen. Ich wünsche dir auch noch viel Spaß. Hab' dich lieb und bis Freitag.'', sagte ich noch breit lächelnd ins Handy, ehe ich auflegte und dieses daraufhin zurück in meine Hosentasche wandern ließ.

Ich seufzte einmal leise, sah auf das rauschende Meer und beschloss dann, zum Abendbrot zu gehen, auch wenn ich sogar gar keinen Hunger und auch gar keinen Bock darauf hatte, Tim jetzt mit Mandy zu sehen.
Wer wusste auch schon, was die beiden so getan hatten und was mich da gleich jeden Moment erwarten würde. Nicht, dass die beiden gemeinsam knutschend an unserem Esstisch saßen und ich mir das gegen meinen Willen geben musste.
Es gab leider keinen anderen freien Tisch mehr, weshalb mir dann keine andere Option übrig blieb. Doch ich würde es dann, so gut wie nur irgendwie möglich, versuchen zu ignorieren und mir nicht anmerken zu lassen, dass es mich sehr wohl mehr als verletzte.

Ich erhob mich schweren Herzens von der Bank, atmete tief durch und glaubte daran, dass ich die nächsten Tage schon überstehen und mich Nichts unterkriegen würde. Ich würde Tim und die Schlampe von nebenan danach sowieso nicht mehr sehen...
Ich lächelte und blickte nochmal aufs Meer, ehe ich zu den ersten Schritten ansetzte und viel eher daran dachte, dass ich nach dieser schrecklichen Woche, eine schöne und entspannte Woche mit Maria zusammen verbringen würde.
Ich ging in die Jugendherberge, wo ich Tim aber nicht an unserem Esstisch, sondern bei den Mädels, direkt neben Mandy sitzen sah. Ich wollte am liebsten wieder umdrehen und mich übergeben, als ich das sah. Doch versuchte mir nichts anmerken zu lassen, schnappte mir einen Teller, befüllte diesen und setzte mich dann alleine an den noch freien Tisch, um daraufhin alleine mit dem Essen zu beginnen.


,,So Leute, ihr hatte ja jetzt fast gute fünf Stunden Zeit, die ihr hoffentlich gut genutzt habt, um euch ein Drehbuch auszudenken. Wie viele Gruppen, beziehungsweise Drehbücher haben wir denn?'', fragte Natascha grinsend nach, als sie in den Seminarraum getreten kam und mir entglitt mit einem Mal alles aus dem Gesicht. Fuck, stimmt ja!
Ich wollte am liebsten den Raum wieder verlassen, denn durch die Sache mit Tim hatte ich das Drehbuch vollkommen außer Acht gelassen und auch gar nicht mehr daran gedacht, dass wir ja eines schreiben sollten.
,,Also, wir sind eine Gruppe und haben uns was ausgedacht. Tim ist auch noch bei uns dazugekommen und Lukas ist alleine.'', erklärte Mandy grinsend, sah mich vollkommen gehässig von der Seite an und wollte dieser Schlampe am liebsten alle erdenklichen Zähne rausschlagen.

,,Ähm...okay. Wollt' ihr denn mal vorlesen, was genau ihr habt?'', fragte Natascha dann leicht verwirrt nach und blickte dann mit leicht besorgter Miene zu mir, während ich nur seufzend auf den Boden blickte.
Ich hielt mir die Tränen zurück, hörte den Anderen bei ihrer Idee zu und schämte mich in diesem Moment so, dass ich rein gar nichts hatte, während Tim und Mandy da glücklich saßen und eine zugegebenermaßen, gute Idee vorstellten.
Auch die Jungs, die sich alle in eine Gruppe intigriert hatten, lieferten ein nicht gerade schlechtes Drehbuch ab, weshalb ich mich automatisch noch viel schlechter fühlte, weil ich einfach rein gar nichts hatte und mein Kopf auch momentan viel zu blockiert ist, um sich auf die Schnelle irgendwas halbwegs vernünftiges ausdenken zu können.

,,So Lukas, was hast du denn schönes?'', fragte mich Katja dann, als alle ihre Idee vorgestellt hatten und ich lief augenblicklich rot an, während ich mich am liebsten wie eine Schildkröte in einem Panzer verstecken wollte.
,,Ähm...gar keine, denn mir ist nichts eingefallen. Also, ich...ähm...ich würde mich gerne den Anderen anschließen, denn ich finde die Ideen schon gut.'', gab ich schüchtern zu und biss mir dabei auf die Unterlippe.
,,Oh, das ist schade. Aber gut, dass du dir trotzdem die Ideen der Anderen gefallen und du da nichts gegen hast. Auch wenn es schön gewesen wäre, wenn du was eigenes mitgebracht hättest.'', erwiderte Katja leicht betrübt, aber sah mich dennoch weiterhin lächelnd an.

Dann besprachen wir, was genau wir mit den zwei Ideen machen würden, und wie sich diese am Besten umsetzen ließen, sodass jeder auf seine Kosten kam und niemand sauer wurde, weil etwas nicht genommen wurde.
Ich saß nur schweigend daneben, hörte kaum zu und wünschte mir einfach, nie hierhergekommen zu sein, denn dann würde ich jetzt nicht wie ein Häufchen Elend hier sitzen und Liebeskummer wegen einem Typen schieben, der sowieso nichts für mich übrig hatte.
Tim beachtete mich kaum noch und auch wenn ich versuchte, ihn zu ignorieren, konnte ich ihn leider nicht einfach aus meinem Kopf verbannen. Dieser Kerl hatte meine Gefühle dafür einfach viel zu sehr verletzt.

Ich fand es verrückt, dass sich so vieles von den ein auf den anderen Tag ändern und alles mit einem einzigen Fingerschnipsen zerstört werden konnte. Tim und ich hatten uns gestern um diese Uhrzeit noch so gut miteinander verstanden, er hatte mich richtig glücklich gemacht und mir das Gefühl gegeben, etwas besonderes zu sein.
Doch davon war heute gar nichts mehr zu merken. Das Arschloch interessierte sich viel eher für Mandy, die ihn regelrecht betüddelte und ihm keine einzige Chance ließ, sie mal nicht in seinem Blickfeld zu haben.
Keine Ahnung, was Tim eigentlich an der fand, denn sie war einfach nur abgrundtief nervig und dachte sowieso, dass sie jetzt die Queen wäre, weil sie Tim an der Angel hatte, der heute Nacht noch mich geküsst und wie verrückt bestiegen hatte. Wenn sie nur wüsste...

,,Gut, dann könnt' ihr jetzt gerne rauf auf eure Bungalows gehen und wir wären soweit fertig. Wir treffen uns dann morgen nachdem Frühstück, um alles weitere zu besprechen.'', sagte Katja dann irgendwann lächelnd und ich horchte augenblicklich auf, als ich diese Worte hörte.
Ich war der Erste, der sich sofort seine Jacke schnappte, sich diese überzog und dann mit schnellen Schritten die Jugendherberge verließ, um daraufhin ins warme und gemütliche Bungalow zu gehen.
Ich hoffte einfach mal darauf, dass Tim nicht sofort nachkommen würde, denn ich hatte absolut keine Lust darauf, ihm jetzt zu begegnen und sogar im schlimmsten Fall auch noch mit ihm zu reden.

Ich schloss die Tür zum Bungalow auf, machte das Licht an, zog mir meine Jacke aus, die ich wieder über den Stuhl legte und kramte daraufhin mein Handy aus der Jackentasche, um die Uhrzeit zu checken.
Mittlerweile war es nach 20 Uhr und ich beschloss, einfach jetzt schon duschen zu gehen und mich eventuell dann auch schon ins Bett zu legen, obwohl es noch relativ früh war und auch überhaupt nicht meine Zeit ist.
Doch was sollte ich noch großartig machen? Tim wollte ich nicht begegnen und außer an meinem Handy rumspielen, oder irgendwas mit meinem Laptop zu machen, konnte ich doch eh nichts.

Außerdem hatte mich dieser gesamte Tag einfach nur komplett fertig gemacht und die Nacht hing mir immer noch fies in den Knochen und ich verfluchte mich einfach dafür, Tim nicht direkt wieder zurück in sein Bett geschickt zu haben.
Ich seufzte leise, als ich daran dachte, schüttelte mit dem Kopf und schrieb nochmal fix Maria, dass Alles soweit in Ordnung und nichts Großartiges, außer Mandys dummen Kommentar passiert ist.
Ein lautes Lachen entwich mir, als Maria daraufhin erwiderte, dass sie lieber mal aufpassen sollte, dass meine beste Freundin nicht noch plötzlich dazukommen und ihr eine aufs Maul hauen würde. Ich schrieb ihr nur einige Lachsmileys und ein Herz zurück, ehe ich mein Handy aufs Bett warf und ins Bad ging.

Ich schloss dieses ab, kramte mein Duschzeug heraus, zog mich aus und stieg daraufhin unter die Dusche, um das lauwarme Wasser auf meine Haut rieseln zu lassen und irgendwie den Kopf freizukriegen.
Doch logischerweise konnte man in der Dusche am Besten über alles nachdenken und kam dabei auf die besten Ideen. Doch meine Ideen waren momentan nicht gerade die Besten, denn die einzige Idee die ich hatte, um Tim irgendwie die Woche irgendwie zu umgehen, war, dass ich von hier wegfahren musste.
Doch ich wollte Tim und seiner Bitch nicht zeigen, dass mich ihre Flirtereien so verletzten und, dass es mir sehr wohl sehr nahe ging, dass die beiden wahrscheinlich etwas am Laufen und sich bestimmt auch schon geküsst hatten. Diesen Sieg hatten die beiden einfach nicht verdient...

Ich schüttelte mit dem Kopf, seifte mich in Ruhe ein und versuchte diesen Kerl mit seiner Bitch zusammen irgendwie aus meinem Kopf zu verbannen, weil er diese Gedanken einfach nicht verdient hatte.
Ich machte mich in Ruhe fertig, versuchte die Dusche irgendwie zu genießen und ja nicht an den Typen zu denken, der heute Nacht mein Herz im Sturm erobert und dieses brutal am Morgen zerstört hatte.
Als ich alles von mir heruntergespült hatte, stellte ich das Wasser ab und stieg daraufhin aus der Dusche, um mich abzutrocknen, einzucremen und dann festzustellen, dass ich total vergessen hatte, mir eigentlich meine Schlafsachen mitzunehmen.

Nervös sah ich mich im Raum um und überlegte, was genau ich jetzt tun sollte, denn ich konnte jetzt nicht einfach so aus dem Bad und schnell in den Raum gehen, um mir dort meine Sachen zu holen.
Aber was ist schon dabei? Tim ist sowieso noch nicht da, ich konnte mir auch ein Handtuch um die Hüfte binden und es dauerte ja nur ein paar Sekunden und nicht mehrere Minuten, in denen Tim jeden Moment hineinplatzen könnte.
Ich schüttelte mit dem Kopf, atmete tief durch und beschloss, mich mal nicht so anzustellen, denn Tim hatte mich gestern Abend genauso überrumpelt und sowieso hatte er doch eh viel zu viele Augen für Mandy, da würde ihn das hier gar nicht interessieren.

Ich band mir einfach das Handtuch um die Hüfte, schloss die Badezimmertür auf und trat daraufhin aus dem Bad. Doch davor sah und hörte ich mich nochmal im Bungalow um, um auch wirklich sicher zu gehen, dass Tim nicht da ist.
Als ich nichts bemerkte, tappte ich mit schnellen Schritten durch den kleinen Bungalow und schnappte mir schnell meine Sache, um daraufhin wieder genauso schnell im Bad zu verschwinden.
Ich schnappte mir mein T-Shirt und meine Boxershorts und drehte mich gerade um, während ich dabei einen halben Herzinfarkt bekam, als Tim plötzlich vor mir stand und mir vor lauter Schreck meine Sachen aus der Hand und direkt vor seine Füße fielen.

,,Ähm... wann...wann bist du denn gekommen?'', fragte ich stotternd nach, lief mit einem Mal signalrot an und bekam mit, wie Tims Blick auf meinen nackten Oberkörper entlang schweifte und vor allem an meinem Glückspfad hängenblieb.
,,Ich bin eben gekommen. Ich wollte eigentlich nur meine Sachen holen, um sie ins Nebenzimmer zu verlagern. Du willst mich ja schließlich nicht mehr bei dir haben.'', erklärte mir Tim im Groben und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Ähm...ich...ich...ich will dich doch bei mir haben, so ist das nicht. Es...es...e-es ist nur...ähm...'', versuchte ich stotternd aus mir herauszukriegen, doch ich konnte diese Worte einfach nicht aussprechen, weil ich Angst davor hatte, es somit nur noch viel schlimmer zu machen.

,,Ähm...ähm...ach komm', lass' mich einfach in Ruhe. Ich verstehe dein Problem zwar nicht, aber ich halte Abstand von dir, wenn dir das lieber ist. Ich will hier keinen unnötigen Stress haben.'', machte Tim eine abfällige Handbewegung, stieß mich leicht zur Seite und schnappte sich dann sein Bettzeug.
,,Ich... ach man, Tim...'', seufzte ich, fuhr mir aufgebracht durch meine noch nassen Haare und ließ ihn dann einfach machen, weil sich meine Zunge und mein Mund wie gelähmt anfühlten und sich ein riesiger Kloß mit einem Mal in meinem Hals bildete.
Tim musterte mich nur einmal, schüttelte mit dem Kopf und ging dann, mit seiner Bettwäsche bewaffnet, an mir vorbei und brachte es daraufhin in das Nebenzimmer, was eigentlich nicht bewohnt werden sollte.

,,Ach, Lukas?'', kam es dann aus dem Nebenzimmer und ich wurde mit einem Mal ganz Ohr, während mein Herz wie wild zu pochen begann, weil ich Angst vor dem hatte, was gleich kommen würde.
,,Hm?'', bekam ich nur kleinlaut heraus und begann leicht zu zittern, was mich mehr als verstörte, dass mein Körper so auf Tim reagierte, obwohl wir so gesehen noch keine großartige Verbindung zueinander hatten.
,,Gehst du noch ins Bad? Oder kann ich gleich rein?'', fragte er stattdessen und meine Hoffnung, dass es sich dabei um den Kuss handeln könnte, verflog mit einem Mal. Doch das würde sowieso nicht passieren, denn Tim konnte sich schließlich an nichts mehr erinnern...

,,Ähm... n-nein. Ich will nur schnell meine Sachen anziehen und dann isses frei.'', erklärte ich ihm stockend und hob dabei meine Sachen vom Boden auf, während ich mich regelrecht in diesen festkrallte, damit ich wenigstens irgendeinen Halt hatte.
,,Okay, Danke!'', bedankte sich Tim nur und ich hörte, wie er seine Zimmertür schloss, was mich nur noch mehr verletzte. Ich hielt mir die Tränen zurück, seufzte leise und ging dann in die Richtung des Bads.
Ich zog mir fix meine Klamotten an, putzte mir die Zähne, entleerte nochmal meine Blase und verließ dann wieder das Bad, während ich vor Tims Zimmertür stehenblieb und einfach überlegte, es ihm zu sagen, wieso ich mich heute so scheiße ihm gegenüber benommen hatte.

Doch ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder, denn es würde einfach alles noch ein bisschen mehr kaputt machen und Tim würde eventuell endgültig den Bungalow verlassen, was mich nur noch mehr kränken würde.
Diese Tür symbolisierte einfach die aktuelle Situation zwischen uns, denn gestern Abend stand diese Zimmertür noch komplett offen und niemand befand sich in dieser und heute Abend hatte sich eine Tür nun endgültig geschlossen, in der eine, für mich doch schon, sehr wichtige Person hinter saß.
Ich schluckte einmal schwer, schüttelte mit dem Kopf und schlürfte dann mit schweren Füßen in mein Zimmer, wo ich das leere Bett anstarrte und mir einfach nur zutiefst wünschte, Tim nicht so dumm angekeift zu haben und einfach doch noch mit ihm geredet zu haben.

Doch für sowas bin ich einfach viel zu feige, denn ich wollte auch nicht, dass sich Tim wegen dem schämte, was er unter dem Einfluss von Alkohol eben getan hatte und wahrscheinlich gar nicht wollte.
Bestimmt wollte mich Tim auch gar nicht so verletzen und vielleicht war es moralisch auch nicht verkehrt, ihm doch die Wahrheit zu sagen, weil er dann immerhin wusste was los is, und wieso ich so plötzlich auf Abstand mit ihm gehen wollte.
Doch ich konnte es einfach nicht, weshalb ich ihn weiterhin ins Ungewisse treten und die restlichen Tage eben so über mich ergehen ließ. Es würde schon noch werden und der Gedanke, dass es in drei Tagen vorbei sein würde, beruhigte mich ungemein.

Ich schloss die Zimmertür, machte das Licht aus und krabbelte daraufhin ins Bett, was ein wenig nach Tim roch und was mich nur noch mehr fickte, weil ich mir einfach nur zutiefst wünschte, dass er jetzt hier neben mir liegen und wieder meine Hand nehmen würde.
Die Nacht mit ihm zusammen hatte sich einfach nur so perfekt und richtig angefühlt. Tim hatte mir einfach das Gefühl gegeben geliebt zu werden und so sein zu können, wie ich bin, ohne mich dafür auch nur im Ansatz schämen zu müssen.
Der Kuss hatte etwas so Magisches an sich gehabt und, wenn ich ehrlich bin, ist dies der wohl schönste Kuss gewesen, den ich so je erleben durfte. Tim hatte einfach eine so perfekte Art an sich, die mich zu ihm hinzog und von der ich einfach nicht loslassen konnte.

Ich seufzte leise, wünschte Maria noch eine Gute Nacht und versicherte auch meinen Eltern, dass alles soweit in bester Ordnung ist, ich mich mehr als wohl hier fühlte und das Alles auch wirklich so ist, so wie ich mir das auch ausgemalt hatte.
Dass ich sie damit gerade viel eher belog, konterte ich gekonnt ab, denn ich wollte meinen Eltern nicht beichten, dass ich unbedingt nach Hause und zu Maria wollte, weil ich Liebeskummer wegen irgendeinem Typen schob, den ich erst zwei Tage lang kannte.
Meine Eltern sollten davon überhaupt nichts mitbekommen, denn dann würden sie stündlich nachfragen, wie es mir ging und Tim am Besten noch zur Rechenschaft ziehen, was ihm denn bitte einfiele, ihren Sonnenschein so abzuweisen.

Ich lachte über diese Gedanken, stellte mir den Wecker und murmelte mich daraufhin tief in die Decke, während ich versuchte, den Geruch von Tim irgendwie zu ignorieren und auch meinen Kopf ein wenig freizukriegen.
Ich sollte einfach daran denken, dass wir morgen einen wundervollen Kurzfilm drehen und eventuell auch schon zusammenschneiden würden. Das ist jetzt auch viel wichtiger, als irgendein Kerl, der mir das Herz gebrochen hatte.
Tim konnte mich einfach mal und, wenn ihm Mandy so viel lieber ist, dann sollte er sie von mir aus sonst wo nehmen und sich mit so einem billigen Flittchen zufrieden geben, was sich sowieso an jeden erdenklichen Kerl heranschmiss, der nicht bei drei auf dem Baum ist.

Ich wünschte mir nur zutiefst, dass diese Gedanken so einfach wären und ich Tim so einfach in den Wind schießen und die heutige Nacht zwischen uns mit einem einzigen Atemzug vergessen könnte.
Doch stattdessen, kursierten meine Gedanken wie verrückt danach, weshalb ich einfach nicht zur Ruhe kam und mich stundenlang im Bett umherwelste, mich aufrecht hinsetzte und nicht wusste, was ich tun sollte.
Ich seufzte immer wieder frustriert auf, murmelte mich mehr ins Kissen und machte mir sogar einen meiner Filme an, den ich mir extra für diese Woche heruntergeladen hatte und den ich eigentlich mit Tim zusammenschauen wollte.

Stattdessen schaute ich diesen Film aber mit mir und meine dunklen Gedanken alleine, die mich nicht gerade friedlich behandelten, sondern mir irgendwelche süßen Bilder in den Kopf rammten, die mich und Tim zeigten.
Bilder, die Realität hätten werden können, wenn wir beide vorsichtig zueinander gewesen wären und es nicht so voreilig überstürzt hätten. Wenn wir vielleicht nicht auf diese dämliche Party gegangen wären, sondern uns einfach einen entspannten Abend gemacht hätten.
Doch das konnte ich mir, wie Mandy ihre 20-Kilo Schminke, heute Abend sowas von vom Gesicht abschminken. Nichts dergleichen würde passieren und dieser Gedanken fickte mich richtig, weshalb ich mit diesem, mit Tränen in den Augen und leise vor mich hinschluchzend, endlich meine gewünschte Ruhe bekam.

[...]

Durch die Sonnenstrahlen, die durch die Schalosine in den Raum fielen und meine Nase kitzelten, wurde ich wach und öffnete die Augen. Ich streckte mich einmal ausgiebig und nahm dann mein Handy in die Hand.
06:15 war es mittlerweile und ich seufzte leise auf, während ich mich zur Seite drehte und mir die Decke über den Kopf zog, weil ich ja schließlich noch etwas Zeit hatte, ehe ich wirklich aufstehen müsste.
Ich hatte die Nacht absolut kein Auge zugekriegt und dementsprechend gerädert lag ich nun im Bett und wollte am liebsten meinen ganzen Tag in diesem verbringen. Außerdem hatte ich keine Lust auf den Dreh heute, weil wir den ganzen Tag unterwegs sein und ich nicht so einfach vor Tim flüchten könnte, wenn mir alles zu viel werden würde.

Ich seufzte leise, vergrub die Hände im Gesicht und wollte am liebsten nur noch schreien, weil ich es so langsam wirklich nicht mehr aushielt. Ich wollte nicht noch einen qualvollen Tag mit Tim und vor allem dieser Mandy-Schlampe verbringen.
Ich versuchte sie ja schon zu ignorieren, doch das war immer noch leichter gesagt, als getan. Ich wünschte mir zwar nichts sehnlicher, als dass es so einfach gehen würde, doch da ließ sich leider nichts gegen machen.
Ich wurde ja immer wieder mit der Situation konfrontiert und zwischen der Quelle des Übels und mir lag nur eine einzige Wand, während uns seit Dienstagmorgen regelrecht Welten voneinander trennten.

Ich schüttelte mit dem Kopf, drehte mich auf den Rücken und starrte an die weiße Decke, während ich verzweifelt versuchte, irgendwie den Kopf freizubekommen, oder zu mindestens an etwas anderes denken zu können.
Tim und Mandy hatten meine Gedanken gar nicht verdient, denn die beiden konnten mich mal sowas von. Sollten die beiden sich doch ruhig gegenseitig ihre Zungen in den Hals stecken, bis sie daran erstickten.
Doch anderseits wunderte es mich schon, dass Tim gestern Abend schon so früh rüber gekommen und nicht bei den Mädels geblieben ist, denn soweit ich das mitbekommen habe, hatten sie gestern Abend auch wieder eine Party gefeiert. Was interessiert dich das überhaupt so, Stretzner?

Ich seufzte erneut, drehte mich wieder auf die Seite und schloss dann die Augen, weil ich jetzt viel lieber noch meine Zeit nutzen und eine Runde schlafen sollte, bevor ich mich wieder viel zu sehr in dieses Thema hineinsteigerte.
Ich hatte schon die gesamte Nacht so verdammt unruhig geschlafen, bin immer wieder aufgewacht und hatte sogar von Tim geträumt, ehe ich erschrocken hochgefahren bin und realisiert hatte, dass er mich nicht erneut geküsst hatte.
Ich verzog angewidert das Gesicht und murmelte mich mehr in die Decke. Ich sollte jetzt wirklich einfach mal die Klappe halten, an absolut nichts denken und versuchen zu schlafen, weil heute schließlich ein langer und anstrengender Tag werden würde.

Doch natürlich schaffte ich es nicht wieder einzuschlafen und irgendwie den Kopf freizukriegen. Ich versuchte es noch eine geschlagene halbe Stunde, ehe ich genervt die Bettdecke zur Seite schlug und beschloss, mich umzuziehen und fertig zu machen.
Ich hatte ja sowieso nichts zutun, mein Wecker würde sowieso in circa 10 Minuten klingeln und dann musste ich erst recht aufstehen und mich irgendwie lebendig machen. Auch wenn ich jetzt viel lieber Zuhause im Bett gammeln und heulen würde, musste ich hier ja dennoch meinen Pflichten nachgehen.
Schließlich hatte ich hier noch ein Projekt am Start, was selbstverständlich nicht darunter leiden sollte, nur weil Tim und ich einige Differenzen untereinander hatten, die wir leider nicht einfach so beiseite schieben konnten. Das Team musste ja schließlich nicht darunter leiden...

Ich ging an meinen Koffer, kramte mir dort neue Sachen heraus und tapste dann mit den Klamotten bewaffnet ins Bad, wo ich diese auf dem Klodeckel ablegte und mir daraufhin anzog.
Ich putzte mir die Zähne, sprühte mir etwas Deo unter die Achseln, machte mir ein Zöpfchen und entleerte dann nochmal fix meine Blase.
Als ich fertig war, verließ ich das Bad mit schnellen Schritten wieder und war sichtlich froh darüber, dass ich Tim auf diesem Weg nicht begegnet bin.

Ich schmiss meine dreckigen Klamotten in die Tüte, schloss meinen Koffer wieder und schnappte mir dann mein Handy, umzugucken, wie spät es mittlerweile schon ist und wie lange ich die Höllenqual noch durchstehen müsste.
Ernüchternd stellte ich fest, dass es gerade mal 07:20 war und ich seufzte leise, während ich überlegte, was ich die restliche Zeit über noch tun könnte. Ich könnte zwar mit Maria schreiben, doch ein Blick auf ihr zuletzt online verriet mir, dass sie sich sicherlich noch im Land der Träume befinden würde.
Ich würde jetzt wirklich alles dafür geben, um ebenfalls Zuhause sein und in Ruhe ausschlafen zu können. Ich hätte mich einfach nicht für diesen Kurs eintragen, sondern den Gedanken sofort wieder verwerfen und mir nichts einreden lassen sollen. Das hatte ich jetzt davon...

Da ich nicht so recht wusste, was ich sonst noch tun sollte, schnappte ich mir einfach meine Sachen, verließ das Zimmer, zog mir meine Jacke über und ging einfach schon mal nach draußen an die frische Luft.
Ich ließ die strahlende und warme Sonne auf meine Haut rieseln, lächelte und kramte meine Kopfhörer aus der Jackentasche, da mich Musik ja ein wenig von dieser ganzen Scheiße hier ablenken könnte.
Ich steckte sie in mein Handy und wählte eine Playlist aus, bei der auf gar keinen Fall Lieder kommen würden, die mich eventuell an Tim oder Mandy erinnern könnten. Ich schmunzelte über diesen Gedanken und ging dann solange Musik hörend in der Gegend spazieren, bis es Zeit fürs Frühstück war.

In der Jugendherberge, überpünktlich zum Frühstück angekommen, schnappte ich mir das Übliche und ließ mich dann alleine an meinem Tisch nieder, weil Tim sich sowieso nicht mehr zu mir gesellen würde.
Ich war darüber auch einerseits sehr froh, denn ehrlich gesagt musste ich das Problem auch nicht direkt vor der Nase sitzen haben und ständig mit dem konfrontiert werden, was ich haben könnte, wenn ich ein verdammtes Mädchen wäre.
Tim stand nicht auf Jungs, das in der Nacht ist einfach nur aus dem Alkohol heraus passiert und hatte gar keinen weiteren Hintergedanken gehabt. Egal, ob Tim davor gesagt hatte, dass er wegen dieser einen bestimmten Frage getrunken hatte, hatte es noch lange nichts mit mir zutun.

Ich biss in mein belegtes Brötchen hinein und hatte Angst davor, dass es mir jeden Moment wieder hochkommen würde, als ich sah, wie Mandy mit ihren Mädels in den Raum getreten kam, die wild vor sich hinkicherten.
Ich verdrehte darüber nur unauffällig die Augen und wollte am liebsten wieder gehen, weil ich sie einfach nicht ertragen und vor allem nicht ihre Stimme hören konnte, die lauthals davon erzählte, dass sie und Tim gestern noch am Strand spazieren waren.
Ich glaubte einerseits, dass das pure Absicht ist, dass sie so laut darüber sprach, weil sie ihren Mädels doch sicherlich gestern Abend schon erzählt hatte, was sie und Tim miteinander gemacht hatten, und sie mich damit einfach nur ärgern wollte.

Ich versuchte das einfach zu ignorieren, quälte mir das Brötchen herunter und stand dann sofort auf, als ich fertig war, stellte das Geschirr auf dem dazugehörigen Wagen ab und verließ daraufhin die Jugendherberge, um noch etwas frische Luft zu schnappen.
Ich hatte nämlich noch eine gute halbe Stunde Zeit, ehe wir uns treffen würden und ich wollte diese Zeit nicht unbedingt im Esszimmer verbringen und vor allem auch nicht im Bungalow, wo ich jeden Moment Tim begegnen könnte.
Ich verfluchte mich eigentlich innerlich dafür, dass ich mir solche Sorgen um ihn machte, weil er immer noch nicht beim Frühstück aufgetaucht ist, doch anderseits konnte es mir auch total egal sein, denn Tim interessierte sich schließlich genauso wenig für mich.

Ich schüttelte über mich selbst mit dem Kopf, vergrub mein Gesicht tief in der Jacke und ging dann ein wenig spazieren, um die halbe Stunde irgendwie rumzukriegen und nicht ständig an Tim denken zu müssen.
Ich wünschte, dass ich ihn einfach so vergessen, oder zu mindestens einfach mal meinen Kopf abschalten könnte, der mich ständig an ihn erinnerte, doch leider ging das nicht so leicht, so wie ich das hier gerade dachte.
Ich wollte Tim ja gestern eigentlich auch nicht so verstoßen, aber ich hatte seine Nähe einfach nicht mehr ausgehalten und ich wollte das Problem auch nicht ständig vor mir umhertanzen haben, sondern am liebsten für immer verdrängen.

Ich seufzte leise, schüttelte erneut mit dem Kopf und vergrub dann meine leicht gefrorenen Hände in der warmen Jackentasche, während ich mir zeitgleich die Tränen zurückhielt und immer weiterging.
Ich wollte nicht erneut wegen Tim weinen, denn ich kam mir so dämlich vor, wenn ich daran dachte, dass ich wegen einem Kerl heulte, den ich gerade mal drei Tage kannte und der mich einmal geküsst hatte.
Da waren doch eigentlich noch gar keine Gefühle im Spiel gewesen und trotzdem hatte Tim mein Herz einfach mit einem Mal gebrochen und ich wusste gar nicht, wie ich dieses je wieder zusammenkriegen würde. Jetzt halt doch einfach mal die Klappe!

Als die halbe Stunde rum war, ging ich wieder zurück in die Jugendherberge und wischte mir vor dem Betreten noch die Tränen aus dem Gesicht, die mich die letzten Minuten zahlreich begleitet hatten.
Ich wusste ja auch, dass es dämlich war, wegen so jemanden wie Tim zu heulen, doch ich konnte es leider nicht unterdrücken und es musste einfach raus. Und weinen half schließlich immer...
Ich hatte sogar nochmal kurzzeitig mit Maria telefoniert, die mir gesagt hat, dass ich einfach weiterhin versuchen sollte Tim zu ignorieren, oder mich zur Not, wenn es wirklich nicht mehr ging, abholen zu lassen.

Ich seufzte nur, richtete mir mein Zöpfchen zurecht und öffnete dann die Eingangstür zur Jugendherberge, während ich darüber nachdachte, ob ich mich heute Abend nicht wirklich abholen lassen sollte.
Ich hielt es hier einfach nicht mehr wirklich aus und ich konnte Tim auch gar nicht mehr sehen. Der Workshop hatte eigentlich so verdammt gut begonnen und dann hatte eine einzige Aktion alles mit einem Mal zerstört.
Ich wünschte, dass ich damals zu der Party Nein gesagt hätte, dann wäre der Kuss zwischen mir und Tim niemals vorgefallen und wir hätten den Abend über nur geredet und eventuell den ein oder anderen Film angeguckt. Doch das konnte ich jetzt vergessen...

Ich zuckte über meine Gedanken nur mit den Schultern, weil ich selbst nicht mehr weiter wusste und ging einfach in den Seminarraum, wo schon einige Leute drin saßen, die mich ein wenig verwirrt musterten.
Wahrscheinlich sahen sie alle, dass ich geweint hatte und ich hoffte einfach darauf, dass keiner von ihnen nachfragen würde, was denn los sei, denn das ging diese Leute hier einen feuchten Scheißdreck an.
Außerdem sollte niemand hier erfahren, dass mich Tim geküsst hatte, auch wenn ich es dieser Mandy-Schlampe nur zu gerne unter die Nase reiben würde. Doch wer wusste schon, mit was sie kontern würde, weil Tim und sie sicherlich schon weitaus mehr getan hatten...

Ich zog mir nur die Jacke aus, ließ mich auf dem Stuhl nieder und zog dann mein Handy aus der Hosentasche, um meine Nachrichten zu checken, wo meine beste Freundin mir nochmal geschrieben hatte, dass Alles schon noch werden würde und sie mir weiterhin noch viel Glück wünschte.
Ich schrieb ihr nur zurück, dass ich es schon gerade so überstehen würde und schon am Überlegen war, ob ich mich heute Abend nicht doch noch abholen lassen würde, weil ich es einfach nicht mehr aushielt.
Dann schrieb ich auch noch meinen Eltern, dass soweit alles in Ordnung ist, aber als kleine Notlüge noch, dass es mir irgendwie nicht so gut ging und ich heute Morgen sogar gespuckt hatte. Irgendeinen Grund musste ich ja haben, um so plötzlich abgeholt werden zu wollen...

Ich steckte mein Handy wieder weg, als ich bemerkte, wie Natascha und Katja in den Seminarraum getreten kamen, uns anlächelten und Katja dann mal kurz einen besorgten Blick auf mich warf, weshalb ich augenblicklich den Blick von den beiden abwendete.
Stattdessen starrte ich auf den Boden und das war auch eigentlich so gar keine dumme Idee, da gerade Mandy mit ihrer Mädelstruppe in den Raum getreten kam und sie wieder wild vor sich hinkicherten.
Ich verdrehte darüber nur wieder unauffällig die Augen und überlegte, mein Handy wieder herauszuholen, um meinen Eltern zu schreiben, dass sie mich jetzt bitte dringend abholen sollten, weil ich es kaum noch aushielt und eben schon wieder gespuckt hatte.

,,Du, Lukas? Hast du Tim gesehen? Er ist heute schon nicht beim Frühstück gewesen und kommt jetzt auch zu spät. Ist irgendwas mit ihm, weißt du da vielleicht irgendwas?'', riss mich die fragende Stimme von Katja aus meinen Gedanken und ich sah verwundert auf, um in ihr besorgtes Gesicht zu blicken.
,,Ähm...ne, ich weiß da nichts. Eigentlich...ähm...eigentlich ist nichts passiert. Gestern Abend ist noch alles gut gewesen...'', erklärte ich ihr stotternd, kratzte mich nervös am Hinterkopf und biss mir auf die Unterlippe.
,,Wir warten mal noch ein paar Minuten, vielleicht kommt er ja noch. Wärst du ansonsten so nett und würdest mal gucken, was da los ist?'' Katja sah mich fragend an und ich nickte bestätigend, während ich innerlich verneinend mit dem Kopf geschüttelt hatte. Was interessierte mich denn schon dieser dämliche Kerl?!

,,Gut, Tim wird sicherlich auch noch dazukommen. Ansonsten können wir ja schon mal erklären, wer heute was machen wird. Natascha und ich haben eine kleine Liste erstellt, die wir rumgeben und wo ihr euch da eintragen sollt', wo ihr gerne hin möchtet. Keine Angst, wir können es später oder morgen auch noch ruhig tauschen, falls euch das doch nicht zu sagen sollte.'', erklärte Katja dann lächelnd und gab mir daraufhin ein Klemmbrett in die Hand, wo sich die erwähnte Liste befand.
Ich las mir das durch, was sie dort eingetragen hatten und entschied mich sehr schnell dafür, den Ton zu machen, da ich als Schauspieler sowieso nicht richtig fungieren könnte und ich bei der Kamera Angst davor hatte, viel zu viel falsch zu machen und noch von irgendwem ausgelacht zu werden.
Ich hatte zwar sicherlich schon weitaus mehr praktische Erfahrung als alle anderen hier zusammen, aber dennoch wollte ich es einfach nicht riskieren und auch niemandem die Chance wegnehmen, sich in dieser Hinsicht auszuprobieren. Außerdem arbeitete ich bei meinen Kurzfilmen nicht sonderlich viel mit Mikrophonen, weshalb das hier doch eine gute Möglichkeit wäre, sich ein wenig darin auszuprobieren.

Ich trug mich einfach beim Ton ein und reichte dann das Klemmbrett weiter, damit sich der Rest eintragen konnte und ich einfach darauf hoffte, dass sich nicht sonst wer bei mir eintragen würde. Hoffentlich blieb ich alleine!
,,Lukas, kannst du jetzt vielleicht mal nach Tim gucken? Nicht, dass doch noch irgendwas passiert ist...'', fragte mich Katja dann in einem befehlenden Unterton und musterte mich dann einmal besorgt von der Seite.
,,Oder ist irgendwas zwischen euch beiden vorgefallen? Hier beide seid gestern schon so...'', wollte sie gerade anfangen zu fragen, doch dazu kam sie nicht, weil in diesem Moment Angesprochener in den Raum getreten kam.

,,Entschuldigung, dass ich zu spät bin. Ich...ähm...ich habe...halt...na ja, verschlafen...'', kam Tim entschuldigend in den Raum getreten, kratzte sich am Hinterkopf und grinste Katja schief an, die ihn einmal musterte.
,,Kein Problem. Wir haben auch noch gar nicht so viel besprochen, also alles gut. Du musst dich nur gleich in die Liste da eintragen, die Dennis hat.'', erwiderte Katja lächelnd und deutete dabei einmal auf das Klemmbrett.
Tim nickte nur, setzte sich neben mich und musterte mich einmal kurz, während ich es mir nicht nehmen ließ, ebenfalls einen kurzen Blick auf ihn zu erhaschen, weil er, auch wenn es mir egal sein könnte, alles andere als gut aussah.

Tim sah einfach total zerstört aus, wenn ich das so zugeben dürfte. Er hatte richtig geschwollene Augen, die noch ziemlich rot waren, seine Haare standen in allen Richtungen ab und auch seine Klamotten saßen sehr komisch.
Mein Blick wandelte sich mit einem Mal in Besorgnis um und ich wollte ihn am liebsten fragen, was denn eigentlich los ist, doch das konnte ich sowas von vergessen, denn darauf würde Tim mir sowieso keine Antwort geben.
Außerdem sollte es mich auch gar nicht weiter interessieren, dass es ihm scheiße ging, denn dieser Kerl interessierte sich auch genauso wenig für mich. Tim konnte mir sowas von gestohlen bleiben und sollte von mir aus ruhig traurig, oder was auch immer, sein!

,,Ach Tim, es ist nur noch beim Ton was frei. Aber ich denke mal, dass du kein Problem damit haben wirst, es zusammen mit Lukas zu machen.'', sagte Natascha dann lächelnd an uns beide gerichtet, als sie ihm gerade das Klemmbrett geben wollte.
Tim und ich sahen nur augenblicklich leicht irritiert und unsicher zugleich an und es bildete sich plötzlich ein dicker Kloß in meinem Hals, weil ich nicht so recht wusste, was wir jetzt tun sollten. Ich wusste einfach nicht, ob ich mit Tim zusammen machen wollte, oder eben nicht.
Irgendwie wollte ich Tim schon gerne in meiner Nähe haben und die Streitigkeiten zwischen uns beseitigen, doch andererseits wollte ich dann am liebsten gar nichts mehr mit ihm zutun haben und auf ewig mit ihm zerstritten sein.

,,Ähm...also, eigentlich...ähm...eigentlich hätte ich so kein Problem damit. Aber, wenn Lukas gerne alleine sein möchte, dann gehe ich zur Not auch woanders rein.'', erklärte Tim, kratzte sich nervös am Hinterkopf und seine Stimme klang so, als würde er jeden Moment zu heulen anfangen.
,,Also Lukas, dann liegt es nur noch an dir, was du möchtest. Ich will dich in deiner Wahl nicht beeinflussen, aber es wäre gar nicht so dumm, wenn ihr das zu zweit machen würdet. Klar, eigentlich macht man das alleine, aber in eurem Fall ist das wirklich empfehlenswert.'', richtete sich Natascha an mich und sah mich einmal befehlend an.
,,Ähm...ja, also...also, wenn wir halt zusammenmachen sollen, dann können wir das gerne machen...'', stimmte ich schlussendlich leise zu, auch wenn ich mich am liebsten dafür ohrfeigen wollte, dass ich zugestimmt hatte. Doch ich wollte Tim jetzt auch nicht völlig alleine und hilflos lassen...

Tim trug sich also schlussendlich beim Ton ein, lächelte mich leicht von der Seite an, doch ich sah, dass dieses Lächeln nicht gerade wirklich ehrlich war und er am liebsten weinen wollte, anstatt die Mundwinkel irgendwie nach oben zu verziehen.
Ich musterte Tim nur leicht besorgt von der Seite und hatte Angst davor, dass es eventuell an mir liegen könnte. Doch ebenso fragte ich mich auch, warum er ausgerechnet wegen mir traurig sein sollte, denn ich war ihm schließlich scheiß egal.
Vielleicht hatte es auch einfach mit Mandy zutun, denn diese schenkte ihm gerade auch nicht großartig Beachtung, was mich mehr als verwunderte, weil sie doch eigentlich so sehr auf Tim abfuhr und beim Frühstück noch lauthals von ihm geschwärmt hatte.

Doch ich konzentrierte mich schnell wieder auf Natascha und Katja, die an ein Whiteboard schrieben, wer was mit wem machen würde und die daraufhin dann noch ein bisschen erklärten, wie genau die Technik funktioniert und was man zu beachten hatte.
Ich versuchte, so gut wie ich es eben konnte, mich darauf zu konzentrieren, doch meine Gedanken schweiften immer wieder zu Tim. Ich wollte unbedingt wissen, was genau mit ihm los ist, weil er einfach so zerstört wirkte.
Tim wirkte einfach so, als hätte ihn irgendwas richtig krass mitgenommen und so, als würde er am liebsten gar nicht mehr hier sein wollen. Ich sah vielleicht in manchen Moment genauso aus, aber bei Tim wirkte es momentan wie ein verdammter Dauerzustand, an den man auch nichts mehr ändern konnte.

,,So, wo wir jetzt alles besprochen hätten, könnten wir dann ja los. Klärt mit euren Partnern ab, wer was machen soll und dann treffen wir uns in einer halben Stunde unten am Strand.'', erklärte Natascha lächelnd und wir alle nickten zustimmend, ehe die beiden den Seminarraum verließen.
Ich seufzte nur leise, erhob mich widerwillig vom Stuhl und ging dann zur Tonangel, die ich vorsichtig in die Hand nahm und ein wenig musterte. Völlig fasziniert von dieser Technik, nahm ich kaum wahr, dass Tim eigentlich direkt neben mir stand und mich beobachtete.
Ich richtete meinen Blick nur kurz zu ihm, lächelte ihn leicht an und Tim erwiderte dieses, während sich seine Mundwinkel kurz darauf wieder nach unten zogen und es mir fast das Herz brach, ihn so sehen zu müssen.

,,Ähm...willst du denn die Taste für die Aufnahme drücken und alles abhören? Wir können morgen, oder auch noch heute, ja noch die Positionen wechseln.'', fragte ich Tim fast schon schüchtern und er sah vom Boden auf.
,,Ja, ich kann gerne auf die Knöpfe drücken. Da kann ich dann wenigstens nichts falsch und kaputt machen...'', stimmte Tim seufzend zu, wendete seinen Blick wieder von mir und ich sah etwas in seinen Augen schimmern.
Ich sah ihn nur voller Mitleid an, legte die Tonangel wieder beiseite und ging dann wieder zurück auf meinen Platz, wo ich mich auf dem Stuhl niederließ und Tim es mir augenblicklich gleich tat, während ich ihn wieder besorgt von der Seite musterte.

,,Ähm...Tim, ist alles gut? Ich will dir nicht zu nahe treten, aber du siehst irgendwie so zerstört aus. Ist irgendwas passiert?'', fragte ich besorgt nach, legte den Kopf schief und musterte ihn, meiner Tonlage entsprechend, von der Seite.
,,Das kann dir doch egal sein! Du willst doch eh nichts von mir wissen! Was interessierst du dich eigentlich für mich?!'', erwiderte Tim direkt ganz zickig, sah mich genervt von der Seite an und ich zog nur die Augenbrauen nach oben.
,,Ich hab' doch nur gefragt!Sorry, dass ich mir so Sorgen um dich mache...'', verteidigte ich mich stattdessen, hob entschuldigt die Hände in die Luft und mein Herz schlug mir unmittelbar bis zum Hals, weil ich einfach nicht verstand, was hier gerade abging.

,,Lass' mich einfach in Ruhe und nur zusammen den scheiß Ton machen! Ich will nichts mehr von dir wissen!'', meckerte Tim, ehe er sich vom Stuhl erhob, sich seine Jacke schnappte und daraufhin aus dem Seminarraum stürmte.
Ich sah ihm nur völlig entgeistert hinterher und blickte zu den Anderen, die uns ebenfalls völlig geschockt ansahen und wahrscheinlich auch nicht checkten, was hier gerade abging.
Kurzzeitig war ich am Überlegen, ob ich ihm hinterherrennen sollte, doch ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder, denn es würde sowieso nichts bringen.

Tim würde mich eh nur noch mehr anschreien und mir im schlimmsten Fall am Besten noch eine langen, weil ich ihm so sehr auf den Sack ging und er momentan auch so wirkte, als wäre er so labil, sodass ihn sogar ein Auto erfassen könnte, ohne, dass es ihn großartig jucken würde.
Außerdem verstand ich seine Wut ja schon, denn ich hatte ihn gestern genauso dumm von der Seite angemacht und das hatte ich halt jetzt davon. Ich hätte einfach vernünftiger mit ihm umspringen sollen, dann hätte er sich mir vielleicht anvertraut...
Ich bereute es in diesem Moment so sehr, dass ich Tim gestern nichts von dem Kuss erzählt hatte und nicht direkt mit der Tür ins Haus gefallen bin. Klar, es wäre unangenehm für ihn gewesen, aber dann hätten wir uns wenigstens ordentlich aussprechen können...

Tim wusste doch auch nicht, was los ist und wieso ich gestern auf einmal so angepisst gewesen bin. Ich hatte ihm ja schließlich das Gefühl vermittelt, dass er nichts Schlimmes getan hatte und alles in Ordnung ist...
Irgendwo konnte ich seine Reaktion ja schon verstehen. Warum sollte er sich mir auch anvertrauen, wenn ich es selbst nicht getan und ihn lieber wie den größten Dreck behandelt hatte?!
Ich seufzte leise, sah mich stumm im Raum um und hielt mir die Tränen zurück, weil ich es nicht verdient hatte zu weinen und ich mir in diesem Moment auch unfassbar lächerlich vorkam, dass ich wegen so etwas weinte, denn eigentlich könnte es mir genauso gut auch egal sein.

,,Hey, ich will dich nicht stören, aber ist alles okay bei euch beiden? Du hast schon gestern so komisch gewirkt und heute Tim. Ist da irgendwas vorgefallen zwischen euch? Falls du es nicht sagen möchtest, ist es auch in Ordnung.'', kam Melina dann auf mich zu, setzte sich neben mich und sah mich besorgt an.
,,Na ja, ich hab' ihn halt gestern so ein bisschen dumm angemacht, weil ich so schlechte Laune hatte. Es ist halt etwas vorgefallen, weswegen ich ein wenig angepisst gewesen bin und meinen Frust an ihm ausgelassen habe. Aber bis auf gestern ist ja nichts weiter vorgefallen...'', erklärte ich ihr im Groben und hielt mir weiterhin die Tränen zurück.
,,Ach so, verstehe. Er hat halt wirklich richtig sauer gewirkt und sah auch gar nicht gut aus. Ich möchte dir ja nichts vorschreiben, aber vielleicht redet ihr am Besten mal, wenn dein Frust von gestern mit ihm zutun hat. Das ist halt scheiße für uns alle, wenn ihr euch nicht versteht. Und für euch auch, weil ihr schließlich zusammen was machen müsst.'' Melina sah mich mitleidig an und ich nickte verstehend.

,,Und...ich will ja nichts verraten, aber bei Mandy ist er gestern irgendwie auch voll komisch gewesen, meinte sie. Sie hat jetzt nicht genau gesagt, was vorgefallen ist, aber Tim hat irgendwie total genervt gewirkt.'', fügte Melina noch hinzu und ich hörte mit einem Mal auf.
,,War Tim deswegen gestern Abend nicht bei euch? Ihr habt doch wieder eine Party gefeiert, oder?'', fragte ich direkt neugierig nach, doch versuchte dabei so gelassen wie nur irgendwie möglich zu klingen.
,,Ja, kann sein. Also, wir hatten ihn ja eingeladen und auch gesagt, dass du gerne kommen könntest. Aber Tim meinte, dass er sich das noch überlegen würde, aber er eher weniger Lust drauf hatte.'', antwortete sie mir seufzend und zuckte mit den Schultern.

,,Keine Ahnung, ich dachte, dass du vielleicht etwas wissen würdest. Ihr habt euch ja am Montag so gut verstanden. Aber gut, vielleicht ist ja noch etwas anderes schlimmes vorgefallen, was halt zu persönlich ist. Ihr beide kennt ihr ja schließlich kaum jemanden.'', sagte Melina dann und ich nickte.
,,Ja, keine Ahnung, ich weiß auch nicht. Seit ich ihn da so dumm angemacht habe, ist er auch eher auf Abstand mit mir. Aber vielleicht kann ich ja nochmal mit ihm reden...'', seufzte ich leise, starrte auf den Boden und bekam mit, wie Melina lächelte.
,,Das kriegst du sicherlich hin. Ich finde schon, dass ihr beide sehr gut miteinander agiert und da wäre es ziemlich schade, wenn ihr das jetzt nicht weiterführen könnt'. Falls du Hilfe brauchst, kannst du mich ja gerne ansprechen.'', lächelte Melina nach, ehe sie mir sanft über die Schulter strich und sich dann wieder vom Stuhl erhob, um daraufhin wieder zu ihren Mädels zu gehen.

Ich lächelte ihr nur hinterher, war mehr als erstaunt von ihrer Korrektheit und zückte dann mein Handy, um meine Nachrichten zu beantworten und die restliche halbe Stunde über mich ergehen zu lassen, bevor es zum Dreh ging.
Ich sammelte schon mal alles zusammen, was man für den Ton benötigte und hoffte einfach, dass Tim jetzt nicht den ganzen Tag abgehauen ist, denn Natascha und Katja bestanden darauf, dass ich es mit jemandem zusammen machte.
Und ich wollte es nun unbedingt nicht mit irgendjemand anderes machen. Tim und ich hatten zwar so unsere Komplikationen untereinander, aber trotzdem wollte ich nicht irgendeinen von den Vollidioten erwischen.

,,Kann ich dir irgendwie helfen?'', ertönte dann plötzlich Tims fragende Stimme neben mir und ich zuckte augenblicklich erschrocken zusammen, während ich sofort zu ihm schaute und ihn einmal musterte.
,,Äh...klar, gerne...'', stimmte ich direkt zu, drückte ihm die Tonangel in die Hand und musterte ihn dann noch einmal, während es mir innerlich das Herz brach, als ich sah, dass Tim höchstwahrscheinlich geweint hatte.
Seine Augen waren wieder völlig gerötet und an seinen Wangen klebten getrocknete Tränen, weshalb ich mich augenblicklich noch viel schlechter fühlte, weil ich Angst davor hatte, dass ich der Grund für diese war.

,,Wir sollten runter zum Strand, oder?'', fragte Tim nach und ich nickte, während ich einige Sachen von den anderen entgegennahm, damit diese nicht so viel tragen mussten und ich auch etwas zutun hatte.
Wir suchten und packten alles vernünftig zusammen, was wir so gebrauchen würden und auch die Schauspieler und die Mädels, die die Maske gemacht hatten, kamen in den Raum getreten und halfen uns noch etwas.
Dann gingen wir auch schon alle zusammen runter zum Strand, wo Natascha und Katja schon auf uns warteten und uns lächelnd begrüßten. Wir klärten schnell ab, was zutun ist, was wir heute und vor allem jetzt so drehen würden und dann bauten wir auch schon alles auf und fingen mit dem Drehen an.

[...]

,,Danke aus!'', sagte Vanessa, die die Regie führte, heute das allerletzte Mal und Tim drückte den Stop-Knopf am Mischer, lächelte mich schüchtern an und ich nahm die Tonangel von meiner Schulter, die mir mittlerweile mehr als weh tat.
Katja, Natascha und Vanessa sahen sich die Aufnahme einmal an und schienen sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis zu sein, für was ich ihnen mehr als dankbar war, weil ich diese scheiß Angel mehr als unterschätzt hatte und mir nicht bewusst darüber gewesen bin, wie schwer diese eigentlich ist.
Wir waren tatsächlich sehr zügig vorangekommen und hatten alles geschafft, was wir heute unbedingt schaffen wollten. Wir schafften es sogar pünktlich zum Abendbrot, was mich mehr als freute, weil ich so langsam echt Hunger hatte.

Ich konnte spüren, wie Tim den Mischer ausmachte und ich lächelte ihn kurz an, während er mir nur ein erzwungenes Lächeln zurückschenkte, was mich einfach mehr als verletzte, weil es am Montag noch ein ehrliches und offenes Lächeln gewesen ist.
Man merkte uns aber an, dass die Stimmung zwischen uns ein wenig angespannt und irgendwas Ungeklärtes zwischen uns lag. Tim und ich sind die ganze Zeit über nur auf Abstand miteinander gegangen und hatten kaum, bis gar nicht miteinander geredet.
Es fuckte mich einfach nur noch ab, denn alle verstanden sich mit ihrem Teamparnter und zwischen mir und Tim lag so eine große Differenz, die uns das Arbeiten einfach nur total erschwerte. Ich musste einfach mit ihm reden!

,,So, dann packen wir alles zusammen, bringen es zurück in den Seminarraum und besprechen dann nochmal kurz, was wir morgen so machen werden. Wir können ja dann vielleicht schon mal klären, ob ihr in den Teams bleiben, oder doch noch wechseln wollt'.'', erklärte Katja und wir nickten alle, ehe wir sofort taten wie befohlen.
Wir packten alles zusammen, gingen wieder zurück in die Jugendherberge, stellten alles im Seminarraum ab und quatschten dann nochmal kurz ab, was wir morgen genau machen würden.
Wir blieben auch alle in unseren Teams, was mich ein wenig entspannte, aber zeitgleich auch beunruhigte, weil ich unbedingt mit Tim reden musste, damit es morgen nicht mehr so komisch zwischen uns sein würde.

Ich schob diesen Gedanken erstmal beiseite, da sich mein Magen mit einem lauten Knurren meldete und ich erstmal was essen sollte, bevor ich mit Tim sprechen würde. Ich konnte hungrig zu einer richtigen Diva werden, weshalb ich schon etwas klar im Kopf sein wollte, wenn ich mit ihm sprach.
Wer wusste schon, ob Tim nicht wieder so zickig auf mich reagieren würde, wenn ich plötzlich fragte, ob wir nicht miteinander reden könnten?! Sicherlich würde es nicht gerade einfach werden, aber das musste jetzt einfach sein.
Und Melina hatte ja Recht damit, dass wir dringend mal miteinander reden sollten, weil das auf Dauer einfach nicht gut tun und auch keinen Spaß mit ihm machen würden. Wir mussten schließlich funktionieren und uns nicht jeden Moment die Köpfe abreißen wollen...

Ich schnappte mir einen Teller, packte mir dort zwei Scheiben Brot, den entsprechenden Belag und ein paar Chicken Wings drauf, ehe ich das passende Besteck heraussuchte und mich dann an dem Tisch niederließ, an dem ich schon heute Morgen ganz alleine saß.
Ich begann augenblicklich zu essen, doch wurde dann schon etwas stutzig, als alle nach und nach in den Raum getreten kamen und Tim mal wieder fehlte. Tim ist auch vorhin schon beim Mittag nicht dabei gewesen, was mir nur noch mehr Sorgen bereitete.
Tim hatte einfach den ganzen Tag nichts gegessen, außer höchstens vielleicht ein paar Snacks, die einen auf Dauer aber auch nicht wirklich satt machten. Mich würde echt mal nur zu gerne interessieren, was genau ihn da eigentlich so böse auf den Magen schlug, sodass er noch nicht einmal mehr essen wollte. Ist vielleicht irgendwas mit dieser dämlichen Mandy vorgefallen?!

Ich aß schnell mein Essen auf, weil mich dieser Fakt, dass Tim wirklich heute nichts gegessen hatte, mehr als beunruhigte und ich Angst davor hatte, dass ich der Grund dafür sein könnte. Ich wollte nicht unbedingt, dass Tim wegen mir nichts aß...
Als ich fertig gegessen hatte, stellte ich sofort den Teller weg, zog mir meine Jacke über und verließ mit schnellen Schritten die Jugendherberge, um daraufhin in meinen Bungalow zu gehen, wo sogar Licht brannte.
Aufgrund dessen kam ich ein wenig ins Stocken, weil ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich mit Tim reden sollte, oder nicht. Doch wir mussten es einfach tun, denn ich wollte nicht, dass Tim sich wegen mir kaputt machte.

Ich seufzte leise, atmete einmal tief durch und ging dann mit wackligen Schritten in die Richtung des Bungalows, während ich mit zittrigen Fingern den Schlüssel herauskramte und ihn dann ins Loch steckte.
Ich schloss die Tür auf, trat mit langsamen Schritten ins Bungalow und sah mich dann mit nervösen Augen in diesem um, während ich mir die Jacke auszog. Ich legte den Schlüssel auf dem Tisch ab und wurde mit einem Mal ganz verwundert, als ich ein Geräusch in Tims Zimmer wahrnahm.
Mit langsamen und leisen Schritten zugleich, schlich ich mich ans Zimmer heran und legte dann zögerlich mein Ohr an seine Zimmertür, um die Geräusche besser definieren und ihm eventuell helfen zu können.

Ich wurde mit einem Mal ganz besorgt, als ich hörte, dass es sich bei den Geräuschen in Tims Zimmer offensichtlich um Weinen handelte, was mir augenblicklich das Herz brach, während ich mich im nächsten Moment fragte, wieso es mich überhaupt interessierte.
Eigentlich konnte es mir doch total egal sein, was mit diesem Kerl passierte und er hatte meine Aufmerksamkeit nachdem, was er mir angetan hatte, auch gar nicht verdient. Eigentlich sollte ich einfach in mein Zimmer gehen und sein Geheule ignorieren...
Doch, ich wollte Tim einfach nicht alleine lassen und irgendwie tat es mir auch verdammt leid, dass er weinte und so gesehen niemanden zum Reden hatte. Ich wollte auch unbedingt wissen, ob es an mir lag, oder ob doch noch irgendwas anderes dahinter steckte. Nachfragen würde jawohl nicht schaden...

,,Tim? Tim, ist alles okay?'', fragte ich besorgt klopfend gegen seine Zimmertür und ich konnte hören, wie sein Geheule mit einem Mal verstummte und er laut zu schnauben begann.
,,Was willst du?'', fragte er stattdessen zickig zurück und ich ging einige Schritte zurück, weil ich Angst davor hatte, irgendwas falsch zu machen.
In diesem Moment fand ich es auch total bescheuert, dass ich ihn, eine Person, die er so gar nicht kannte, fragte, ob alles in Ordnung ist, denn natürlich würde sich Tim mir nicht anvertrauen.

,,Ich...ähm...ich wollte nur sichergehen, ob alles in Ordnung ist und ich dir eventuell helfen kann, falls irgendwas ist...'', erklärte ich ihm schüchtern, biss mir auf die Unterlippe und meine Hände begangen augenblicklich wie verrückt zu schwitzen.
,,Alter, verpiss' dich einfach! Auf deine Hilfe kann ich auch sehr gut verzichten, ganz ehrlich!'', erwiderte Tim nur weiterhin zickig, aber dennoch wütend zugleich und ich zog nur erstaunt die Augenbrauen nach oben. Wow...
,,Okay sorry, dass ich nett zu dir sein wollte! Dann nimm' meine Hilfe eben nicht an!'', blaffte ich stattdessen zurück, trat einmal sauer gegen die Zimmertür und wollte gerade in meines gegen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Tim mich mit seinen total verheulten und wütenden Augen musterte.

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