Der Weihnachtsmarkt
-Lukas' Sicht-
Mit meinem Sohn an der einen und meinem Ehemann an der anderen Hand, machten wir uns gerade auf den Weg Richtung Bielefelder Weihnachtsmarkt.
Marcel hatten wir auch mit im Schlepptau, welcher heute sogar mal mit einer weiblichen Begleitung aufgetaucht war. Caty hieß die gute Frau und wer hätte es gedacht, Marcel kannte sie selbstverständlich von der Uni.
Marcel war eines Tages mal volle Kanne in sie hineingerannt, woraufhin all ihre Büche und Papiere auf dem Flurboden der Uni gelandet und daraufhin überall dort verteilt waren.
Als Entschädigung hatte Marcel Caty auf einen Kaffee eingeladen und anscheinend schien die Chemie zwischen den beiden sehr gut zu stimmen, sodass sie danach beschlossen, sich öfters zu treffen und zu gucken, was sie daraus so ergeben würde.
Ob zwischen den beiden nun schon großartig etwas gelaufen ist, wusste ich nicht und Timi ebenso auch nicht, obwohl er es ihm höchstwahrscheinlich schon längst erzählt hätte.
Aber so wie Marcel ständig von ihr sprach, schien er echt ziemlich verknallt in die Gute zu sein, auch wenn er dies immer versuchte gekonnt abzublocken, wenn Timi und ich ihn mal wieder damit aufzogen.
Aber dennoch entging uns dabei überhaupt nicht, wie er immer zu strahlen anfing, sobald jemand Catys Namen auch nur ansatzweise in den Mund nahm und er selbstverständlich, natürlich sofort nachfragen musste, was denn mit seiner tollen Caty sei, weshalb man sie jetzt unbedingt erwähnen musste.
Aber so nah, wie sie neben ihm herlief und ihn auch ab und zu mal lächelnd von der Seite musterte, schien Caty ebenfalls nicht gerade abgeneigt von dem lieben Marcel zu sein und sie würde auch ein kleines Fünkchen Liebe für ihn empfinden.
Wenn ich mir die beiden gerade so ansah, dann erinnerten sie mich ganz schön an Timi und mich, als wir uns damals gerade erst einmal frisch ineinander verliebt hatten, obwohl das bei uns damals auch ganz schön kompliziert gewesen war.
Ich sah meinen Mann nur von der Seite und musste augenblicklich breit lächeln, als ich ihn dabei beobachtete, wie er seine Kippe rauchte und stets darauf achtete, dass ich den Rauch bloß nicht abbekam und auch noch einatmete.
Ich sah auch kurz hinunter zu unserem gemeinsamen Sohn, der mit unserem Hund Heisenberg an der Leine neben mir herlief und schon ganz heiß darauf brannte, endlich auf den Weihnachtsmarkt gehen zu können.
Jetzt wo ich meine beiden Männer so sah, war ich doch schon ziemlich froh darüber, dass ich diesen ganzen Stress damals auf mich genommen und stark dafür gekämpft habe, dass Timi und ich, trotz krasser Umstände, trotzdem noch ein Paar und weiterhin zusammengeblieben sind.
Wer wusste denn auch schon, ob ich ohne die beiden überhaupt ebenfalls so glücklich geworden wäre?! Höchstwahrscheinlich nicht!
Als wir den riesigen Weihnachtsmarkt endlich erreicht hatten, verabschiedeten sich Marcel und Caty augenblicklich von uns, da sie eine Runde alleine mit dem Riesenrad fahren wollten.
Timi und ich warfen uns nur sofort vielsagende Blicke zu und sah und uns dann nach ihrem Abgang ebenfalls auf dem schön beschmückten Weihnachtsmarkt um.
Selbstverständlich, wie jedes einzelne Jahr auch, dauerte es keine fünf Minuten und Felix fand sofort etwas, was er unbedingt, ohne jeglichen Widerspruch, machen wollte.
,,Ich will Dosen werfen machen, Papi! Darf ich bitte Dosen werfen machen?'', bettelte Felix, löste sich von mir und stellte sich stattdessen vor mir, um an meiner Jacke umherzuzupfen.
,,Bist du denn schon groß genug, damit du dort auch ankommst?'', neckte ich ihn lachend und er zog einen Schmollmund, welcher mich einfach zu krass an Timi erinnerte.
Wann immer ich Timi irgendwie neckte oder ärgerte, zog er ebenfalls so einen Schmollmund und tat einen auf beleidigte Leberwurst.
,,Ne, das bin ich höchstwahrscheinlich noch nicht, aber du kannst mich ja hochheben, damit ich ankomme.'', erwiderte Felix nur und sah erwartungs- und hoffnungsvoll zugleich zu mir hoch.
Ich strich meinem achtjährigen Sohn nur über den Kopf und lächelte ihn breit an.
,,Na gut, du darfst Dosen werfen.'', stimmte ich dann schlussendlich lächelnd zu und er umarmte mich kurz.
,,Danke, Papi!'', quietschte er und rannte daraufhin auch schon mit Heisenberg zusammen zudem besagten Stand.
Ich setzte ebenfalls zu den ersten Schritten an, doch da hielt mich Timi, der die ganze Zeit über geschwiegen und in der Gegend umhergestarrt hatte, fest.
,,Wo willst du denn hin, Schatz?'', fragte Timi daraufhin verwirrt und sah mich an.
,,Dein Sohn möchte Dosen werfen und wir gehen jetzt zudem Stand, an welchem man das machen kann.'', klärte ich ihn auf und Timi lächelte mich nun vollkommen verlegen an.
,,Oh Gott, sorry. Ich hab' wohl so sehr vor mich hin geträumt, sodass ich das gar nicht mitbekommen habe, dass Felix schon längst was machen möchte.'', entschuldigte er sich augenblicklich und drückte mir als Entschädigung einen kurzen Kuss auf die Lippen.
,,Schon gut, Baby.'', winkte ich sofort ganz gelassen ab und gemeinsam gingen wir zu unserem Sohn, der schon ganz ungeduldig darauf wartete, endlich heranzukommen und einige Dosen umwerfen zu können.
Als Felix endlich dran war, hob ich ihn sofort hoch und setzte ihn auf der Theke ab, damit er die Bälle ordentlich werfen konnte.
Selbstverständlich haute er einige von diesen vollkommen daneben und bekam als Trostpreis nur irgendeine Fake-Kaugummipackung, welche einem so ein komisches Ziehen durch den Körper jagte, wenn man daran zog.
Mein Sohn drehte sich nur zu mir, sah mich leicht betrübt an, als er dieses in die Hand nahm und es hin und her drehte.
,,Ach man...'', seufzte Felix und sah einem Jungen dabei zu, wie er direkt bei seinem allerersten Wurf alle Dosen umwarf.
,,Ist doch nicht schlimm, mein Schatz. Es kommt doch schließlich immer noch auf den Spaß an und nicht aufs Gewinnen.'', tröstete ich Felix und strich ihm über die Wange.
Er drehte seinen Kopf nur wieder zu mir und sah mich weiterhin vollkommen traurig an.
,,Aber ich wollte etwas ganz bestimmtes gewinnen! Doch das werde ich wohl nie schaffen, weil ich nicht so gut zielen kann.'' Felix zog erneut einen Schmollmund und nun sah ich ihn fragend an.
,,Was möchtest du denn unbedingt gewinnen, mein Spatz?'', fragte ich daraufhin nur.
,,Na, die Plüsch-Fledermaus da!'' Mein Sohn deutete auf ein riesiges Kuscheltier, was in irgendeiner Ecke hing und bei dem Wort ''Fledermaus'' wurde Timi selbstverständlich augenblicklich auch ganz Ohr und schaltete sich mit in die Konversation ein.
,,Was ist mit Fledermaus? Können wir hier eine für Zuhause gewinnen?'', fragte Timi sofort nach und sah ganz gespannt zwischen uns hin und her.
,,Man kann hier ein Kuscheltier für Zuhause gewinnen, Baby.'' Ich deutete in die gleiche Ecke, in welche Felix eben erst gezeigt hatte und Timi nickte verständnisvoll.
,,Ich möchte die unbedingt haben, aber ich kann nicht so gut werfen und zielen.'' Felix sah seinen Vater nur ganz traurig an und dieser lächelte augenblicklich im Gegenzug.
,,Wart's ab, mein Schatz, du kriegst deine Fledermaus noch.'', erwiderte Timi selbstsicher und ich hob unseren Sohn von der Theke herunter, damit sich Timi stattdessen einige Bälle zum Werfen kaufen konnte.
,,Papa macht das schon, Spatz.'', munterte ich Felix lächelnd auf und fuhr ihm einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
Mein Sohn sah nur ganz gespannt zu seinem Papa, der gerade zu seinem allerersten Wurf ansetzte.
Und tatsächlich waren wir keine paar Minuten später, um ein Kuscheltier reicher und Felix strahlte über beide Backen, als Timi ihm die riesige, pechschwarze Fledermaus entgegen hielt.
,,Danke, Papa!'' Felix umarmte seinen Vater und dieser hob ihn augenblicklich hoch, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
,,Für dich würde ich doch alles tun, mein Engel!'', erwiderte Timi lächelnd, drückte ihn fester an sich und setzte Felix dann wieder auf den Boden ab.
Danach gingen wir auch schon weiter über den riesigen Weihnachtsmarkt und Felix versuchte so gut wie bei jedem Stand irgendwas zu gewinnen, während Timi und ich uns die ganze Zeit über mit irgendwelchem Essen vollstopften.
Wenn Felix weiterhin an diversen Ständen hielt, an welchem man irgendeinen Krimskrams gewinne konnte, mit welchem er höchstens zweimal im Jahr spielte, dann würde es langsam mal wieder Zeit werden, seine endlosen Spielkisten auszumisten.
Aber spätestens dann, wenn wir dieses Thema wieder in seinem Beisein besprechen würden, würde er bestimmt urplötzlich wieder mit all dem ganzen Kram spielen, sodass wir gar nicht erst auf die Idee kommen würden, ausgerechnet dieses Spielzeug wegzuschmeißen, obwohl es teils schon vollkommen eingestaubt war.
Ein gutes Beispiel dafür war zum Beispiel Felix' Playmobil Bauernhof, welchen er sich vor einigen Jahren mal zu Weihnachten extrem gewünscht hatte und dieser jetzt höchstens nur noch aufgebaut wurde, wenn dieses Thema aufkam, dass wir ihn ja auch verkaufen könnten, wenn er doch gar nicht damit spielte.
Doch wenn dieses Thema denn mal bei uns aufkam, dann baute Felix diesen augenblicklich wieder auf und spielte vielleicht höchstens, maximal 'ne Woche damit, ehe er diesen dann wieder abbaute und erst dann wieder aus der Kiste holte, wenn jemand das Thema mit dem Verkaufen erwähnen würde.
Aber Timi und ich machten da kein großartiges Ding draus, denn wenn Felix richtige Langeweile hatte, dann würde er auch schon aktiv mit all dem spielen und manchmal wäre es auch echt zu schade um das Geld, die ganzen Sachen wegzuschmeißen oder gar etwas billiger zu verkaufen.
Aber falls es doch einmal viel zu viele Spielsachen werden würden, sodass rein gar nichts mehr in die Kisten hineinpasste, dann würde wir da mal wirklich gründlich ausmisten und dann würde ich auch keine Ausnahme machen, sondern dies auch knallhart durchziehen. Irgendwann musste sich dieser Junge ja auch mal von den ganzen Spielsachen trennen.
,,Lukas? Lukas? Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?'', riss mich Timis Stimme wieder zurück in die Realität und ich sah vom Boden auf und konnte mich gerade noch so davor bewahren, nicht in irgendeinen Passanten hineinzulaufen.
Ich drehte mich augenblicklich um und sah meinen Ehemann, welcher Felix an der Hand hatte, der gerade dabei war einen kandierten Apfel zu essen, und mich vollkommen belustigt musterte.
Ich ging nur auf meine beiden Männer zu und Timi schüttelte einmal grinsend mit dem Kopf, als ich direkt vor ihm stand.
,,Mensch Schatz, wo warst du denn nur schon wieder mit deinen Gedanken? Hast du etwa gerade über einen gesellschaftskritischen Song über Weihnachtsmärkte nachgedacht, oder was?'', fragte Timi sofort lachend nach und ich verdrehte nur einmal die Augen. Idiot!
,,Nein, ich hab' nur über diesen ganzen Krimskrams nachgedacht, welchen Felix uns wieder mit ins Haus schleppt.'' Mein Sohn, welcher Dank seinem Apfel einen verschmierten Mund hatte, schaute nun vollkommen schuldbewusst zu mir hoch.
,,Ich spiel' doch auch damit, Papi.'', verteidigte er sich und reichte mir den Stiel, welcher noch von dem kandierten Apfel übrig geblieben ist.
Ich steckte diesen nur in meine Jackentasche und sah daraufhin fragend in die Runde.
,,So, was wollen wir denn jetzt machen?'', fragte ich die beiden und sie sahen sich kurz darauf um.
Augenblicklich hüpfte Felix einmal freudig auf und deutete ganz aufgeregt in eine Richtung.
Timi und ich sahen dorthin, wo unser Sohn hinzeigte und zur unserer Erleichterung war es dieses Mal ein Fahrgeschäft und kein Stand, an dem man irgendeinen wertlosen Mist gewinnen konnte. Obwohl diese Handschellen damals, welche ich mal gewonnen hatte, gar nicht mal so wertlos und unnötig waren.
,,Darf ich, bitte?'', fragte Felix weiterhin ganz aufgeregt und sah uns mit seinen großen Kinderaugen flehend an.
,,Na klar! Wieso denn auch nicht?'', stimmte Timi ihm zu und zuckte nur mit den Schultern.
Ich nickte nur ebenfalls als Zustimmung, als mich meine beide Männer fragend ansahen und gemeinsam machten wir uns auf den Weg Richtung Autoscooter.
Als Felix und Timi ihre Chips zum Fahren hatte, wollte ich meinen Sohn noch einmal mit einem Taschentuch den Mund abwischen, ehe sie in eines der Autos steigen würde.
Ich spuckte einmal auf das Taschentuch, kniete mich vor Felix und wollte ihm gerade den Mund abwischen, als dieser meine Hand augenblicklich von sich weg schlug und mich vollkommen angeekelt ansah.
,,Ich will keine Spucke im Gesicht haben!'', erwiderte er angeekelt und drehte seinen Kopf von mir weg.
,,Mein Schatz, aber dein Gesicht ist voller kandiertem Apfel.'', sagte ich lachend und umfasste sein Kinn, damit ich sein Gesicht wieder genau vor mir hatte. Ganz verzweifelt versuchte er hoch zu Timi zu schauen, welcher daraufhin nur zu Heisenberg schaute.
,,Oder Heisenberg schlappert dir einmal übers komplette Gesicht.'', schlug Timi stattdessen grinsend vor und Felix' Augen weiteten sich augenblicklich.
,,Du kannst mir jetzt meinen Mund abwischen, Papi.'', erwiderte Felix nur leise und ich wischte ihm die Reste des Apfels weg.
,,Weltuntergang?'', fragte ich ihn grinsend, als ich fertig war und Felix schüttelte mit dem Kopf.
Mein Sohn drückte mir noch einen Kuss auf die Wange, ehe Timi mir Heisenberg übergab und sich die zwei einen Wagen zum Fahren aussuchten.
Ich stellte mich nur mit dem Hund zusammen an den Rand und wir sahen den zwei chaotischen Vollidioten dabei zu, wie sie lachend irgendwelche Autos rammten und umherfuhren.
Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl, das ich fühlte, als ich die beiden so glücklich in dem Autoscooter sitzen sah.
Vor allem bei Timi freute es mich so unfassbar sehr, denn er hatte wegen dem plötzlichen Tod seines Großvaters im vergangen Jahr, letztes Jahr nicht ein ganz so goldenes Jahr gehabt, obwohl sein allererstes Soloalbum herauskam und es mit unserer Band auch ziemlich gut lief.
Er war so am Ende deswegen gewesen, als seine Mama eines morgens im frühen Frühling angerufen und ihm diese schreckliche Nachricht mitgeteilt hatte. Aber, dass er jetzt nun wieder so lachen konnte, freute mich ungemein und ich hoffte so sehr darauf, dass es ihm in der nächsten Zeit auch wieder etwas besser gehen würde und er den Tod seines geliebten Opas endlich vollständig akzeptieren konnte.
Selbstverständlich verstand ich es, dass Timi so sehr um ihn trauerte, vor allem weil sie sich eben so nah gestanden haben, aber dennoch war es trotzdem wichtig, dass er trotz dieses schlimmen Ereignisses nicht seine lebensfrohe Ader verlor und dabei nicht vergaß, dass sein Großvater in seinem Herzen immer noch weiterlebte und weiterhin stolz auf das ist, was Timi alles geschafft hat und noch so schaffen wird.
Felix und ich standen ihm natürlich sehr gut bei und wenn er darüber reden oder sich einfach nur bei uns deswegen ausheulen wollte, dann würden wir für ihn da sein und uns selbstverständlich auch um ihn kümmern.
Timi war einer der letzten Personen, welche ich einfach so in schwierigen Zeiten loslassen und fallen lassen würde -das konnte ich auch einfach nicht.
Nach gefühlt tausenden Runden Autoscooter fahren, kamen Felix und Timi dann grinsend auf mich zu.
,,Seid ihr etwa fertig oder hat Papa einfach kein Geld mehr in der Tasche, um die nächste Runde zu bezahlen?'', fragte ich lachend und Timi stützte sich augenblicklich an mir ab.
,,Das nicht. Aber ich glaube, so langsam reicht es auch mal.'' Er hielt sich den Kopf fest und ich strich ihm nur über diesen.
Ich drückte ihm einen Kuss auf den Kopf, fuhr ihm einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und dann löste sich Timi auch schon von mir.
,,Ich denke, dann sollten wir mal so langsam Marcel und Caty suchen.'', schlug Timi dann vor und Felix seufzte augenblicklich frustriert auf.
,,Was ist denn los, Spatz?'', fragte ich meinen Sohn daraufhin besorgt und sah zu ihm.
,,Ich wollte noch unbedingt in dieses eine Fahrgeschäft. Aber ihr geht jetzt sicherlich Glühwein trinken, oder?'', harkte er unsicher nach und ich sah fragend zu Timi.
Eigentlich war es zunächst gar nicht erst geplant gewesen, dass Felix heute mit uns zum Weihnachtsmarkt mitgekommen wäre, sondern eigentlich bei seiner Oma, also Timis Mama, geschlafen hätte und sie dann gemeinsam zum Weihnachtsmarkt gegangen wären.
Doch kurzfristig musste sie leider absagen, da eine Arbeitskollegin sich spontan noch krank gemeldet hatte und sie wohl oder über für diese einspringen musste, trotz dass sie dieses Wochenende regulär freigehabt hätte.
Und da weder Timis Geschwister, noch Benni, Stefan oder Igor die Zeit dazu hatten, um auf ihn aufzupassen, mussten wir ihn wohl oder übel mitnehmen, weil wir ihn nicht den ganzen Tag alleine Zuhause lassen konnten.
Geplant war nämlich erst gewesen, dass wir mit Marcel und Caty zusammen auf den Weihnachtsmarkt gehen und uns dort ordentlich mit Glühwein voll laufen lassen würden, weshalb wir auch mit der Bahn hierher gefahren waren.
Klar, wir drei wollten schließlich auch noch einmal gemeinsam, als Familie, auf den Weihnachtsmarkt gehen, aber dann ganz alleine und ohne jegliche, weitere Begleitung - nur wir eben als unsere kleine, gemeinsame Familie.
Der plötzliche Anruf von Timis Mutter hatte so einiges durcheinander gebracht, weshalb wir jetzt nicht so recht wussten, ob wir viel trinken konnten oder eben nicht, weil wir ja schließlich noch auf unser Kind aufpassen mussten.
Soweit hatten Timi und ich noch nicht gedacht, weshalb wir jetzt dementsprechend total ratlos in Mitten des Weihnachtmarktes standen und nicht so ganz wussten, was genau wir jetzt eigentlich machen sollten.
Doch dann fiel mir eine Idee ein, welche unser Problem mehr oder weniger lösen konnte, auch wenn nicht allzu viel für mich dort herausspringen würde.
Aber solange ich meine zwei Lieblingsmenschen glücklich und zufrieden waren, war mir absolut alles recht.
,,Passt mal auf...'', fing ich an und meine beiden Männer sahen nun ganz gespannt zu mir rauf.
,,Es ist ja noch nicht so spät und wir haben ja auch immer noch genug Zeit, ehe wir nach Hause müssen - wir müssen uns ja nicht unnötig hetzen. Timi, du kannst ja schon einmal Marcel und Caty suchen und etwas vorglühen und Felix und ich gehen noch zu einigen Fahrgeschäften oder Ständen, zu denen er eben gerne möchte.'', schlug ich nun vor und Timi sah mich stattdessen leicht unsicher an.
,,Willst du das wirklich? Ich mein', du willst doch schließlich auch was trinken.'' Mein Ehemann kratzte sich am Hinterkopf und biss sich auf die Unterlippe.
,,Ach, ich habe eh nicht so richtig Lust auf Glühwein und irgendjemand muss die ganze Chaotentruppe ja später sicher nach Hause bringen.'', erwiderte ich darauf nur lachend und Timi stimmte augenblicklich mit ein.
,,Na gut, wenn es dir nichts weiter ausmacht, dann können wir das gerne so machen.'', lächelte er mich an und ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Ich sah hinunter zu Felix, welcher mich ganz dankbar anlächelte und mich daraufhin wieder kurz umarmte.
,,Du bist der Beste.'', flüsterte mein Sohn ganz leise und ich drückte ihn breit lächelnd fester an mich.
Als Felix sich dann wieder von mir gelöst hatte, übergab ich Timi Heisenberg und etwas Geld, ehe er mir noch einen Kuss auf die Lippen hauchte und sich daraufhin auch schon langsam von uns entfernte.
,,Ich liebe euch!'', hörte ich ihn noch sagen, ehe er im Getümmel der Menschen verschwand und ich ihn nicht mehr sah.
Ich lächelte ihm nur, wie ein Vollidiot grinsend, hinterher und wendete mich dann an meinen Sohn, der augenblicklich nach meiner Hand griff und mich zudem Fahrgeschäft zog, mit welchem er unbedingt fahren wollte.
,,Oh ne, bitte nicht...'', seufzte ich, als wir ausgerechnet vor einem Breakdancer standen.
Bei dieser Sache waren Timi und Felix einer Meinung. Die beiden liebten solche Fahrgeschäfte einfach über alles, während ich diese stattdessen einfach nur abgrundtief hasste und alle Mittel und Wege einschlug, nur um mit so etwas nicht fahren zu müssen.
In Freizeitparks wollten Timi und Felix nahezu mit allem fahren, während ich nur stumm daneben stand oder saß und nur darauf wartete, bis es ihnen zu langweilig wurde und wir solange weitergehen konnte, bis sie dann das nächste interessante Fahrgeschäft fanden, mit dem sie unbedingt fahren wollten.
Ich fand überhaupt keinen Reiz daran mit so etwas zu fahren und hatte meistens viel eher Angst davor, mich wegen so etwas übergeben zu müssen.
Vor allem hatte ich vorhin nicht gerade wenig gegessen, weshalb ich jetzt nun wirklich ganz dolle Angst davor hatte, dass sich mein Magen einmal komplett überschlug und mir meine Kotze dann wortwörtlich um die Ohren flog.
Das konnte ja dann echt noch was werden, wenn ich da denn wirklich mit Felix zusammen einsteigen würde.
,,Papi, das fährt doch gar nicht so schnell und außerdem ist das für Kinder.'', versuchte mich Felix zu überzeugen mit diesem Breakdancer zu fahren und ich sah mich nur verzweifelt um, um eine Familie zu finden, welche Lust dazu hätte, mit meinem Sohn ein paar Runden in dem Teil zu drehen.
Doch ich suchte vergebens, denn zurzeit stand nur eine einzige Familie vor uns an, die mit ihren ganzen Kindern schon so oder so genug zutun hatten, sodass ich meinen Sohn nur zu ungerne dort mit unterjubeln wollte.
Außerdem konnte ich nicht sagen, dass wir am Besten woanders hingehen sollten, weil momentan so viele Leute anstanden und es noch eine Ewigkeit dauern würde, bis wir herankommen würden. Das war natürlich auch ein totaler Fehlschlag, denn es stand zurzeit nur diese eine Familie an und viele Leute fuhren auch momentan nicht gerade mit dem Breakdancer, sodass wir in der nächsten Runde locker einen Platz ergattern würden.
Also musste ich mich da wohl oder übel durchschlagen, denn alleine würde ich Felix definitiv nicht mit diesem Teil fahren lassen und dies würde höchstwahrscheinlich auch nicht zugelassen werden, sodass ich es eben machen musste. Außerdem möchte ich ihn auch glücklich machen und das schaffe ich damit auch ganz einfach.
,,Du bist mir was schuldig, Junge!'', sagte ich zu ihm, als ich unsere, hoffentlich, einzige Fahrt bezahlte.
,,Was für ein Bild möchtest du denn gemalt haben?'', fragte Felix grinsend nach und nahm die Chips von dem Verkäufer entgegen.
,,Kein gemaltes Bild, mein Schatz, sondern viel eher, dass du dein Zimmer mal gründlich aufräumst - du bist ja noch schlimmer als Papa.'', schlug ich ebenfalls grinsend vor und bewegte mich mit zittrigen Beinen auf die Metallfläche.
Gott Timi, was macht unser Sohn nur mit mir, wenn du nicht in greifbarer Nähe bist? Der ist doch vollkommen verrückt!
,,Wenn du mindestens zwei Runden mit mir in dem Breakdancer fährst, dann ja.'' Felix setzte sich in eines der Teile und ich sah ihn nur vollkommen geschockt an.
,,Zwei Runden?! Du spinnst doch!'', erwiderte ich darauf nur ganz entsetzt und setzte mich zögerlich und mit immer noch zittrigen Beinen, neben ihn.
,,Zwei Runden oder mein Zimmer bleibt weiterhin unordentlich, du hast die Wahl.'', blieb mein Sohn weiterhin ganz stur und grinste mich provokant an.
,,Wo hast du denn so knallhart verhandeln gelernt, mein Schatz?'', fragte ich nun nach und zuckte einmal kurz zusammen, weil unsere Stange heruntergemacht wurde.
,,Onkel Benni hat mich doch letztens mitgenommen, als er sich seinen Ferrari gekauft hat, weißt du noch?!'' Ich nickte und Felix fuhr augenblicklich fort.
,,Na ja, dieser Verkäufer da wollte ihm so einen roten Ferrari andrehen, weil der Schwarze nun einmal schon für wen anders reserviert war. Da Onkel Benni aber keinen Roten fahren möchte, hat er solange mit diesem Verkäufer diskutiert und verhandelt, bis er schließlich doch irgendwie den Schwarzen bekommen hat. Daraufhin habe ich ihn gefragt, wie er das denn geschafft hat und er hat mir einige Tricks beigebracht, wie man am Besten verhandelt und was beim Verhandeln alles so beachten muss.'', erklärte Felix mir und ich schüttelte nur einmal lachend mit dem Kopf.
Was Benni ihm so beibringt, ist aber auch echt verdammt erstaunlich.
Stefan bringt ihm höchstens bei, wie man richtig Pokémon spielt und allgemein zockt und Igor achtete stets darauf, dass Felix so einen abgefahrenen Klamottenstyle wie er bekam.
Und was macht Benni stattdessen? Bringt meinem Sohn eiskalt bei, wie man richtig und knallhart verhandelt und wie man Leute eventuell noch ordentlich übers Ohr haut.
Ob ich Felix und Benni noch einmal alleine irgendwo hingehen lassen würde, musste ich mir echt noch einmal gut überlegen.
Meine Gedanken wurden urplötzlich unterbrochen, als ein Mann irgendetwas ganz laut durch die verschiedenen Lautsprecher ansagte.
Der Inhalt bestand hauptsächlich darin, dass es jeden Moment gleich losgehen würde und ich quietschte einmal ganz laut auf, als ich daran dachte, wie wir hier gleich umhergeschleudert werden würden.
Felix bemerkte meine Unsicherheit, weshalb er nach meiner Hand griff, diese einmal fest drückte und mich aufmunternd anlächelte.
,,Ich pass' schon auf, dass du nicht heraus fliegst.'', lachte mein Sohn und drückte erneut meine Hand einmal.
Ich schmunzelte kurz, ehe der Breakdancer damit anfing, sich erst ganz langsam zu drehen und ich darauf achtete, dass mein Essen hoffentlich in meinem Magen blieb.
Nach zwei Runden im Breakdancer, taumelte ich aus dem Fahrgeschäft, während mein achtjähriger Sohn völlig normal aus diesem heraustrat.
,,Papi, du gehst so, als hättest du schon ganz viel Glühwein getrunken.'', kommentierte Felix meine Gangart lachend und wir blieben erst einmal stehen, damit mein Kopf endlich mal damit aufhörte, sich die ganze Zeit über zu drehen. Ich hasste es, dass ich nicht wirklich schwindelfrei war und mir schon, wenn ich mich länger auf dem Schreibtischstuhl drehte, ganz schlecht wurde.
Ich massierte mir nur die Schläfen und kam mir tatsächlich so vor, als hätte ich mich gestern Abend sonst wie zugeschüttet und hätte jetzt den absoluten Kater meines Lebens, obwohl ich lediglich nur zwei Runden Breakdancer für Kinder gefahren bin.
,,Hier, trink' was, Papi.'', meinte Felix plötzlich, verwirrt sah ich nur auf und sah meinen Sohn, der mir eine Flasche Wasser unter die Nase hielt.
,,Wo hast du die denn jetzt her?'', fragte ich stattdessen nach, weil er kein Geld mit hatte und ich mich fragte, woher er so schnell Wasser auftreiben konnte, da alle Fressbuden, in greifbarer Nähe, eine total riesige Schlange hatten.
,,War in deinem Rucksack drin.'' Felix zuckte nur vollkommen ratlos mit den Schultern und ohne weiter darüber nachzudenken, leerte ich den Rest der Flasche und steckte sie daraufhin wieder zurück in den Rucksack.
,,Geht's wieder?'', erkundigte sich Felix und legte den Kopf schief. Ich nickte nur und lächelte ihn dankbar an.
,,Möchtest du noch mit irgendwas fahren, mein Spatz?'', fragte ich ihn nun und dieses Mal war er es, der nickte.
,,Ja, aber dieses Mal fahr' ich auch extra mit etwas, bei dem du nicht mitfahren musst.'', lachte er und ich stimmte mit ein.
,,Na dann lass' uns mal etwas passendes für dich suchen.'', grinste ich meinen Sohn noch an, ehe wir weiter über den Weihnachtsmarkt gingen und Felix ein neues Fahrgeschäft suchten.
Felix steuerte seine nächste Runde auf dem Karussell an und ich stand nur breit grinsend daneben und winkte ihm ab und zu mal, wenn er an mir vorbeifuhr.
Ich holte mein Handy währenddessen aus der Hosentasche und sah, dass mir Timi geschrieben hatte. Er fragte lediglich nur, wo wir seien und wann wir kommen würden.
An der Art, wie er schrieb, erkannte ich eindeutig, dass er schon gut einen im Tee hatte und ich schrieb ihm bloß zurück, dass ich es noch nicht so recht wusste, aber es wohl nicht mehr lange dauern würde, da mein Geld so langsam knapp wurde und ich höchstens noch zwei Runden für Felix gerade so bezahlen könnte.
Echt verdammt beschissen, dass man auf Weihnachtsmärkten noch immer nicht wirklich mit Karte bezahlen konnte.
Aber würde dies doch genau so sein, dann würde wohl Felix solange mit allen möglichen Geschäften fahren, bis mein Konto komplett leer war und ich wieder ein neues Album oder eine neue Tour ankündigen musste, damit ich wieder etwas Geld darauf hätte.
Ich grinste nur einmal über diesen Gedanken und schaltete mein Handy noch einmal fix ein, um zugucken, wie spät es nun war.
Aber anstatt es dann wieder sofort wegzustecken, sah ich mir das Bild an, welches ich für meine Bildschirmsperre ausgewählt hatte.
Das Bild zeigte Timi und mich, wie wir gemeinsam oberkörperfrei in unserem Bett lagen.
Timi gab mir in diesem Moment gerade einen Kuss auf die Wange und ich strahlte auf diesem Bild so viel Liebe und Freude aus, sodass man sofort erkannte, was für ein glückliches und zufriedenes Pärchen wir doch eigentlich waren.
Ich kaufte von dem Geld, das ich noch gerade so übrig hatte, noch zwei weitere Runden für Felix, ehe ich auf meine Galerie und auf den Bilderordner ging, welcher hauptsächlich nur aus Bildern von Timi und mir bestand.
Es waren viele aktuelle Bilder dabei, etwas ältere, welche auf der Bühne, auf irgendwelchen Partys und auch welche, welche wir während dem Sex gemacht hatten, die ich aber schnell überflog, weil ich nicht unbedingt in aller Öffentlichkeit eine Latte bekommen wollte und auch sehr Angst davor hatte, dass mir jemand auf meinen Display schauen könnte und dann Sachen sah, welche die Person eigentlich gar nichts angingen und die sie auch gar nicht zu Gesicht bekommen sollte.
Ich wischte die Sexfotos schnell weg und gelangte dann zu den Bildern, welche schon locker über zehn Jahre alt waren. Was eine schöne, krasse Zeit, das doch eigentlich gewesen war.
Ich lehnte mich gegen eine Laterne und schwelgte in Erinnerung daran, wie das mit Timi und mir eigentlich alles so angefangen hatte.
Unsere Liebesgeschichte war sehr außergewöhnlich, teils kitschig, aber vor allem auch sehr kompliziert.
Aber dennoch bereute ich es nie, mit Timi zusammengekommen zu sein, auch wenn es manchmal alles so verdammt schwierig gewesen ist, kam ich nie auf die Idee, diesen Mann je zu verlassen.
Ich wusste schon damals mit dreizehn, dass ich schwul bin und wie viele in meinem Alter sehnte ich mich nach einer Beziehung.
Das schwierige an der ganzen Sache damals war, dass ich totale Angst vor meinem Coming-Out hatte und es kaum Jungs in meiner Nähe gab, die ich weder attraktiv fand, noch weder schwul oder gar bisexuell waren.
Aus lauter Verzweiflung hatte ich mich dann extra bei einer Internetseite angemeldet, die sich ausgiebig mit dem Thema ''Homosexualität'' beschäftigt hatte.
Auf der Seite konnte man mit anderen Homosexuellen chatten, in einem Forum über seine eigenen Erfahrungen oder Fragen zudem ganzen Thema schreiben oder gar welche von anderen Nutzern lesen und kommentieren und es gab sogar professionelle Berater dort, denen man seine Probleme mitteilen konnte und diese dann versuchten einem zu helfen oder diverse Ratschläge zu geben.
Dieses Internetportal war einfach wie für mich gemacht gewesen, weshalb ich mich seit meiner Anmeldung damals fast tagtäglich auf dieser befand.
Und eines Tages war ich dann wie durch Zufall auf das Profil von meinem Timi gestoßen und fand ihn anhand seines Profibildes schon verdammt attraktiv.
Die Bilder, welche er damals dort hochgeladen hatte, hatten mir sofort den Boden unter den Füßen weg gerissen und ich wollte nichts anderes mehr, als diesen wunderschönen Jungen mit dem Nutzernamen ''Timi_Wlbrs'' unbedingt kennenzulernen.
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie ich damals ganz laut aufgequickt hatte, als ich gelesen habe, dass sein Beziehungsstatus Single ist.
Ich hatte ihm dann selbstverständlich direkt eine Nachricht geschickt und er hatte mir auch so schnellst wie möglich zurück geantwortet, weshalb ich wegen seinem schlechten ''Hey! :) Mir geht es gut und dir so?'' richtige Freudensprünge in meinem Zimmer gemacht habe.
Nach ein wenig Smalltalk war das Eis schnell zwischen uns gebrochen und ich hatte ernsthafte Hoffnungen darauf gelegt, dass das mit uns etwas Ernsthaftes werden könnte.
Doch dann folgten Nachrichten, die meine Wolke aus purem Glück, augenblicklich in eine böse, dunkle Gewitterwolke verwandelten, welche Timi gleich sofort mit sich riss.
Denn als wir erfuhren, dass wir sechs Jahre Unterschied hatten und fast dreieinhalb Stunden voneinander entfernt wohnten, verschwanden meine Hoffnungen augenblicklich darin, dass das mit uns wirklich etwas werden konnte.
Wäre ja auch viel zu schön gewesen, um überhaupt wahr zu sein.
Doch Timi schlug vor, dass wir trotz alldem ruhig weiterhin miteinander schreiben könnten, weil er mich schon recht sympatisch fand und mir dabei helfen wollte, dass mit meiner Homosexualität zu akzeptieren und mich irgendwann auch zu trauen, mich vor meiner Familie zu outen.
Trotz dass ich eigentlich so niedergeschlagen war, freute ich mich trotzdem darüber, noch weiterhin mit ihm in Kontakt bleiben zu können und einen neuen Freund dazu gewonnen zu haben, welcher mich in dieser Hinsicht auch gut verstand.
Es war ja immerhin etwas gewesen.
Danach schrieben Timi und ich nahezu täglich miteinander und auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, verliebte ich mich trotzdem in ihn, obwohl das mit uns nie etwas werden könnte, wie ich damals ständig dachte.
Unser Altersunterschied war viel zu riesig, ich wollte keine Fernbeziehung und außerdem würde Timi auch nie etwas mit einem pubertierenden Jungen anfangen, welcher vor allem auch noch Jungfrau war.
Timi wollte sicherlich etwas mit jemanden anfangen, welcher seinem Alter entsprechend war, genug Reife und sogar auch schon sicherlich mindestens einmal Sex hatte, damit er diese Aufgabe nicht übernehmen musste.
So hatte ich anfangs tatsächlich über Timi gedacht, bis dann eine Nachricht von ihm kam, die Alles zwischen uns verändern sollte.
Timi hatte mir nämlich einen Kettenbrief geschickt, bei welchem man ganz ehrlich Fragen über den jeweils Anderen beantworten sollte.
Ich hatten ihm diesen nur augenblicklich zurückgeschickt und wir beschlossen schnell, ihn gegenseitig auszufüllen und uns dann zur selben Zeit, mit den beantworteten Fragen, zu schicken.
Und bei der Frage, ob man den jeweils anderen lieben würde, hatten wir beide mit ''Ja (nicht freundschaftlich)'' geantwortet.
Selbstverständlich hatte ich mich im ersten Moment tierisch darüber gefreut, doch dann fielen mir augenblicklich wieder der riesige Altersunterschied und die große Entfernung ein, die eine eventuelle Beziehung vielleicht blockierten könnten.
Danach hatten wir dann endlos darüber diskutiert, wie es denn nur mit uns weitergehen sollte, jetzt wo wir wussten, was genau wir für den Anderen empfinden, bis Timi dann folgende Nachricht schrieb:,,Lukas, es ist mir vollkommen egal, wie alt du bist und wie weit du von mir entfernt wohnst. Wir lieben uns und das ist das Einzige, was zwischen uns zählt. Das Alter und die Entfernung spielen in der Liebe überhaupt keine Rolle. Du könntest von mir aus am Ende der Welt wohnen und ich würde die fucking halbe Erde umfliegen, nur um für mindestens eine Stunde bei dir sein zu können. Und von mir aus könnten ruhig auch zehn Jahre zwischen uns liegen und ich würde dich wundervollen Jungen trotzdem lieben. Lukas, ich möchte so unbedingt mit dir zusammen sein und dafür nehme ich ruhig alles in Kauf.''
Ich erinnerte mich noch genauso gut an diese Nachricht, als hätte er sie mir gerade erst vor einigen Sekunden geschickt, obwohl es einfach schon seit zehn Jahre her ist, als er diese an mich verfasst und geschickt hatte.
Ja, und genau wegen diesem kurzen Text von ihm sind wir dann doch noch zusammengekommen und ich war der glücklichste Mensch auf dieser fucking Erde, als ich endlich mit dem Mann zusammengekommen bin, mit dem ich es sowieso schon immer unbedingt wollte.
Danach hatten wir dann ganz normal so wie vorher auch miteinander geschrieben, nur mit der kleinen Veränderung, dass wir uns jetzt viel öfters als sonst Herzchen schickten und uns gefühlte dreitausend Mal am Tag schrieben, wie sehr wir den anderen doch liebten und wie ungerne wir uns doch verlieren wollten.
Nachdem ich zwei Monate mit Timi zusammen war, hatte ich mich dann endlich auch mal getraut, mich vor meinen Eltern zu outen und von meiner Beziehung mit Timi hatte ich ihnen direkt auch erzählt.
Zu meinem Glück hatten sie das Alles ganz positiv aufgenommen und überraschenderweise sogar den großen Altersunterschied zwischen uns akzeptiert, und mich tatkräftig dabei unterstützt, dass das mit mir und Timi zusammen bloß nicht in die Brüche ging.
Ich war so verdammt glücklich darüber gewesen, dass meine Eltern das so positiv aufgenommen und toleriert haben.
Noch heutzutage war ich meinen Eltern so unfassbar dankbar dafür, dass sie es damals sogar organisiert hatten, dass ich, nach einem halben Jahr Beziehung, Timi endlich persönlich, live und in Farbe treffen konnte.
Ich weiß noch ganz genau, wie aufgeregt ich damals mit meiner Familie zusammen am Bahnhof gestanden habe und wie mein Herz augenblicklich kurz ausgesetzt hatte, als der Zug von Timi in den Bahnhof gerollt kam und Timi keine paar Sekunden später aus diesem gestiegen kam.
Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade einmal vierzehn gewesen und er zwanzig, was ein ziemlich krasser Unterschied zwischen uns gewesen war.
Doch ich wusste noch ganz genau, wie er den Bahnhof nach mir abgesucht hatte und meine ältere Schwester mich nur in seine Richtung geschubst hatte, und ich ihm geradewegs in die Arme gerannt bin, damit er mich augenblicklich in eine feste Umarmung schließen konnte.
,,Du weißt gar nicht, wie schön es sich anfühlt, dich endlich in meine Arme schließen zu können.'' Diese Worte hatte er mir damals ins Ohr geflüstert und mir danach einen Kuss auf die Wange gedrückt, bei dem meine Knie ganz weiche geworden sind und ich mich augenblicklich an ihn festgekrallt hatte, damit ich nicht, jeden Moment auf den Boden gesackt wäre.
Nachdem wir uns dann nach einer viel zu langen und intensiven Umarmung meinen Eltern und meiner Schwester zu wandten und man sich kurz einmal richtig kennengelernt hatten, fuhren wir auch schon mit dem Auto und meinem wundervollen Freund zusammen zu mir nach Hause.
Als Timi dann bei mir Zuhause war, hatten ihn meine Eltern ganz nett und freundlich empfangen, aber ihm schnell weiß gemacht, dass er nie etwas machen sollte, was ich nicht wollte, weil er sich die Konsequenzen davon wohl selber ausmalen konnte.
Timi hatte sie augenblicklich darin besänftigt und ihnen hoch und heilig geschworen, dass er nie etwas machen würde, was ich nicht wollte, was er sogar bis heute stets eingehalten hatte und höchstwahrscheinlich auch nie brechen würde.
Ach, und genauso gut erinnere ich mich an unseren allerersten Kuss, welchen wir an diesem Tag hatten und wie nervös ich damals gewesen war, weil ich noch nie zuvor jemanden so wirklich geküsst hatte und dachte, ich würde alles falsch machen, was nur irgendwie möglich ist.
,,Du machst das ganz super, glaub' mir. Kein Kuss den ich je hatte, hat sich jemals so verdammt schön angefühlt, so wie mit dir.'', hatte er mir damals gegen meine Lippen gehaucht, als wir unseren allerersten Kuss hinter uns hatten.
Es war eines der schönsten Wochenenden meines Lebens gewesen und wenn Zeitreisen möglich wäre, dann würde ich augenblicklich wieder dorthin zurückreisen, um das Alles noch einmal erleben zu können.
Es war einfach viel zu schön gewesen, sodass ich das am liebsten immer und immer wieder erleben könnten.
Nach diesem ersten gemeinsamen Zusammentreffen, hatten wir uns immer öfters miteinander getroffen und vor allem die Ferien verbrachte ich hauptsächlich damals nur bei ihm.
Vor allem die Sommerferien waren dann meistens am Gelegensten, weil ich dort sechs Wochen am Stück bei Timi sein konnte.
Zwar musste er ab und zu mal arbeiten und sein Geld war damals auch nicht gerade viel gewesen, weshalb wir nicht allzu viel miteinander unternehmen konnten, aber dennoch wollte ich diese Zeit nie mehr in meinem gesamten Leben missen.
Timi brauchte mich nicht jeden Abend in irgendein Restaurant einladen, denn das Essen seiner Mutter, welches sie ab und zu mal vorbei gebracht und das Essen, was ich ab und zu mal gekocht hatte, hatte mir vollkommen gereicht, um satt zu werden.
Und er musste auch nicht unbedingt jeden zweiten Tag mit mir ins Kino oder shoppen gehen, nur damit wir irgendwas Spannendes miteinander unternahmen, denn selbst das gemeinsame spazieren mit ihm in dem Park in der Nähe seiner damaligen Wohnung hatte mir gereicht, damit ich mich genug mit ihm vergnügen konnte.
Und Timi brauchte mir auch keine großartigen oder teuren Geschenke machen, denn selbst ein gezeichnetes Bild von ihm oder vor allem seine Liebe waren mir Geschenk genug gewesen.
Ja, der Geldmangel von Timi war damals schon ein sehr riesiges Problem, weshalb mir meine Mama manchmal extra Geld zugesteckt hatte, damit wir uns wenigstens einmal einen schönen Abend zusammen machen konnten.
Timi hatte zwar auch immer massiv gespart, bis ich mal wieder zu ihm kam, doch es war mir relativ egal, dass er nicht so viel Geld hatte und wir eben nicht so viele Dinge zusammen miteinander unternehmen konnte.
Schließlich war der einzige Grund wieso ich nach Bielefeld gefahren bin, er und nichts anderes weiter. Wir hätten von mir aus auch ruhig die ganzen Ferien über nur in seiner Bude umhergammeln können und hätten die ganze Zeit über kuschelnd und knutschend im Bett verbracht und wären höchstens nur, um auf die Toilette zu gehen, aufgestanden.
Ich wollte diese Zeit einfach nur so gut wie nur irgendwie möglich nutzen, um hauptsächlich Timis Nähe zu spüren, ehe ich wieder zurück nach Hause fahren würde und die einzige Verbindung zwischen uns die Internet- und Telefonleitung wäre.
Ein Lächeln schlich sich augenblicklich auf meine Lippen, als ich an diesen ganze Zeit zurückdachte und sie noch einmal Revue passieren ließ.
Trotz, dass unsere Beziehung aufgrund der Entfernung und auch manchmal aufgrund des Alters so verstrickt gewesen war, bereute ich es nie, dies alles auf mich genommen zu haben, nur damit ich weiterhin mit diesem Mann zusammenbleiben konnte.
Lieber hatte ich mir damals alles schwerer gemacht, als diesen Mann auch nur im Geringsten irgendwie zu verlassen.
Ich wusste schon von Anfang an, dass Timi der perfekte Partner für mich ist, was sich heutzutage immer noch in unserer Beziehung wiederspiegelte.
Er hatte damals so verdammt viel Rücksicht auf mich genommen, als ich noch jünger war, weshalb wir unseren allerersten Sex auch erst hatten, als ich gerade einmal achtzehn Jahre alt war.
Ich war damals mit vierzehn noch nicht bereit für Sex gewesen, hatte verdammte Angst davor gehabt und war total verunsichert deswegen gewesen. Doch Timi hatte das Alles damals ganz positiv aufgenommen und auch wenn er so gerne mit mir schlafen wollte, meinte er, er würde warten, bis ich mich vollkommen bereit dazu fühlte.
Selbstverständlich hatten wir in dieser Zeit nicht komplett enthaltsam gelebt, sondern erst damit angefangen, uns gegenseitig zu befriedigen, sind daraufhin zum Blasen übergegangen, bis ich mich mit achtzehn dann endlich bereit dazu fühlte, endlich mit Timi schlafen zu wollen.
Unser erstes Mal war überhaupt nicht schrecklich oder gar schmerzhaft gewesen, weil Timi stets darauf geachtet hatte, dass er mir nicht weh tat und hatte mich auch ansonsten ganz zärtlich dabei behandelt.
Im Vergleich zu unserem heutigen Sex war das nur einfacher Blümchensex gewesen, aber dennoch fand ich die Erinnerung an mein erstes Mal wunderschön und ich war ziemlich stolz darauf, sagen zu können, dass Timi mein erster fester Freund und der einzige Mann war, mit dem ich je Sex gehabt habe.
Wenn ich mir die Jugend von heute manchmal so ansah, welche mit ihren zwölf Jahren gefühlt schon über zwanzig Beziehungen hinter sich hatten, war ich doch schon ziemlich erleichtert darüber, sagen zu können, dass Timi der Einzige war, welchen ich je geliebt hatte.
Und einerseits war ich auch ziemlich froh darüber, mein erstes Mal erst mit achtzehn gehabt zu haben, auch wenn ich heutzutage dafür eher ausgelacht werden würde, weil die ''coolen'' Kids von heute mindestens schon mit zwölf einmal Sex gehabt haben.
Kam es denn heutzutage nur noch darauf an, dass man so schnellst wie nur irgendwie möglich Sex hatte und die wirkliche Liebe und Bereitschaft wurde vollkommen ignoriert?
Ich zu meinem Teil finde ja, dass das erste Mal etwas Schönes sein sollte, denn man erinnerte sich schließlich sein ganzes Leben lang daran.
Ich sah da echt nichts Magisches dran, wenn man sagte, dass man sein erstes Mal nur hatte, weil die Anderen eben auch schon Sex hatten und man nicht als einzige Jungfrau dastehen und ebenfalls mitreden wollte.
Ne, ich war schon ziemlich froh darüber, dass ich eine schöne Story dazu erzählen konnte, wenn jemand mal irgendwann danach fragen würde und ich es nicht wie meine Freundin Ella damals völlig überstürzt hatte, die im Suff ungewollt ihren allerersten Sex gehabt hatte und dabei sogar auch noch schwanger geworden ist.
Ella ist eine gute Freundin von mir und Timi, die damals mit gerade einmal sechszehn Jahren schwanger geworden ist und wegen der wir auch Felix hatten. Sie wollte ihn damals nicht haben, aber auch nicht abtreiben, weil sie strikt gegen so etwas war.
Fast all ihre Freunde hatten sich aufgrund der Schwangerschaft von ihr abgewendet, weshalb Timi und ich ihr unsere Hilfe angeboten und ohne vorher gründlich zu überlegen vorschlugen, dass wir ihr Kind annehmen und es großziehen würden.
Ja, ich war mit gerade einmal neunzehn Jahren Vater geworden und musste meine damalige Ausbildung sogar ein Jahr lang pausieren, weil Timi es sonst nie alleine hinbekommen hätte, sich ganz alleine um Felix zu kümmern.
Unser Geld war damals verdammt knapp gewesen, weswegen wir meistens hungerten, nur um das ehemalige Baby ordentlich versorgen zu können.
Es war einer der schwierigsten und härtesten Zeiten meines Lebens gewesen und dennoch bereute ich es nie, diesen Weg eingeschlagen zu haben.
Wenn ich mir unseren Sohn jetzt nun so ansah, wie er ganz glücklich auf dem Karussell umherfuhr, war ich dennoch ziemlich froh darüber, dass er doch nicht bei Ella gelandet war und wir das Sorgerecht bekommen hatten.
Ella ist zwar sonst ein total liebevoller Mensch und hatte vor ein paar Jahren auch Zwillinge auf die Welt gebracht, aber nur hätte ihr damals wohl niemand ein Kind zugetraut, weil sie aufgrund ihrer früheren Depressionen schon genug mit sich selbst zu kämpfen gehabt hatte und ein Baby die Situation eventuell noch viel schlimmer gemacht hätte.
Felix wusste natürlich, dass Ella seine leibliche Mutter war, aber da die beiden nie eine wirkliche Bindung zueinander hatten, sah er sie nicht als seine Mutter, sondern sagte den Leuten meistens immer, dass er zwei Väter hätte und nicht wüsste, wer denn seine Mama eigentlich sei.
Es war eigentlich mehr als verständlich, denn nach der Geburt hatte ihn nicht Ella in den Arm genommen, sondern Timi. Wir hatten ihm auch seinen Namen gegeben, sofort das Sorgerecht zugesprochen bekommen und ihm allgemein seitdem er auf der Welt war, großgezogen.
Felix hatte nie eine Mama in seinem gesamten Leben gehabt, sondern zwei Väter, welche diese Rolle für ihn sehr gerne immer wieder übernahmen.
Ja, ich war wirklich ziemlich froh darüber, all diese komplizierten Wege mit Timi gegangen zu sein, auch wenn wir uns das Alles auch viel leichter hätten machen können.
Aber ich wollte es nie, denn ich liebte diesen Mann und ich liebte auch meinen Sohn, weshalb ich diese Wege gerne gegangen bin, nur um weiterhin diese wundervollen Menschen an meiner Seite haben zu können.
Vielleicht waren auch erst die holprigen, steinigen Wege die, die uns erst den richtigen Weg leiteten.
Durch ein Meer aus purer Nostalgie, bekam ich gar nicht wirklich mit, dass Felix schon längst fertig mit dem Karussell fahren war und schon eine Zeit lang auf mich einredete und wie wild an meinen Klamotten herumzupfte, damit ich endlich mal reagierte.
,,Papi? Papi? Lukas? Papi?'', rief Felix etwas lauter und fuchtelte mit seinen kleinen Händen vor meinem Gesicht rum.
Augenblicklich zuckte ich einmal kurz zusammen und sah hinunter zu meinen Sohn, welcher mit seinen Armen wie wild umher fuchtelte und dadurch ein paar Blicke von diversen Passanten auf sich lenkte.
Ich wollte gar nicht wissen, was in diesem Moment in den Köpfen der Leute so abging, als sie dieses Spektakel beobachteten. Das musste doch echt ein total komisches Bild abgeben, wie das Kind ganz aufgedreht, die Aufmerksamkeit seines Vaters erlangen wollte, während dieser an einer Laterne lehnte und dümmlich vor sich hingrinste.
,,Sorry, ich war wohl zu tief in Gedanken versunken, mein Schatz.'', entschuldigte ich mich ganz verlegen und mein ganzer Körper fing mit einem Mal an zu kribbeln, als ich daran dachte, dass ich meinen Timi gleich wiedersehen würde.
Ich würde ihn auf jeden Fall so richtig abknutschen, wenn ich gleich, jeden Moment, vor ihm stand, weil er mir in der letzten Stunde so unfassbar sehr gefehlt hatte. Auch einerseits wegen die wunderschöne Reise zurück, in unsere gemeinsamen Vergangenheit.
Ach, ich musste unbedingt gleich seine angenehm herrliche Stimme hören, seinen wunderbaren Duft einatmen und vor allem unsere Lippen endlich wieder miteinander vereinen.
Das war auf jeden Fall das Allererste, was ich gleich bei ihm tun würde. Kein' Wort würde über seine hübschen, weichen Lippen kommen, ehe ich diese nicht vorher auf meine gepresst hatte.
,,Nicht schlimm. Ich wollte nur fragen, ob wir jetzt wieder zu Papa gehen?'', fragte Felix nach und ich griff nur nach seiner Hand, damit wir uns langsam auf die Suche nach Timi und den anderen machen konnten.
,,Möchtest du denn noch irgendwas machen, mein Schatz?'', fragte ich stattdessen und mein Sohn dachte kurz nach.
,,Können wir noch Mutzen kaufen?'', fragte er und ich zückte mein Portmonee
Es waren gerade einmal vier Euro, welche ich noch in der Tasche hatte. Man, hatten wir vielleicht viel Kohle hier gelassen.
Timi und ich hatten jeweils zweihundert Euro von unseren Konten abgehoben und es echt ziemlich krass, dass das bei mir einfach schon fast komplett weg war.
Aber gut, es klang zwar im ersten Moment nach ziemlich viel, aber wenn man sich manchmal diese eher unmenschlichen Preise hier ansah, war es auch kein großartiges Wunder, dass wir so viel Geld mitnahmen und bis auf den letzten Cent ausgeben konnten.
,,Und?'', harkte Felix ungeduldig nach und ich schenkte ihm nur ein schiefes Lächeln.
,,Wir müssen erst einmal gucken, ob ich mit meinen vier Euro wenigstens noch 'ne kleine Tüte für dich bekomme.'', antwortete ich zerknirscht und Felix sah mich nur ganz verwundert an.
,,So wenig Geld hast du nur noch in der Tasche, Papi?! Aber Onkel Benni sagt doch immer, dass ihr voll reich seid. Wie kann man dann nur noch so wenig Geld übrig haben?!'', fragte er etwas schockiert nach und ich lachte kurz einmal auf.
,,Aber nicht jeder von uns hebt so viel Geld von seinem Konto ab, wie Onkel Benni.'', erwiderte ich darauf nur grinsend und schob mich mit Felix weiter durch das Menschengetümmel und suchte nach einem Mutzenstand.
Als wir dann endlich einen fanden, las ich mir die Preise auf der kleinen Tafel durch, welche in Mitten des Standes hing und hoffte, dass sie dort etwas für vier Euro hatten.
Ich war ziemlich froh darüber, dass mein Geld ernsthaft noch gerade so für eine kleine Tüte reichte, die ich Felix augenblicklich kaufte und ihm diese auch sofort übergab.
Daraufhin machten wir uns Mutzen essend, weil Felix trotz der kleinen Tüte nicht alle schaffen würde, weiterhin auf die Suche nach Timi und den Anderen.
Und tatsächlich hörte ich an der nächsten Ecke eine Lache, welche ich unter tausenden wiedererkennen würde.
Ich bog augenblicklich, als ich diese vernahm, einmal links ab, zog Felix mit mir und sah auch schon vom Weitem meinen Ehemann, der lachend an einem Tisch stand und sich vor Lachen kaum noch einkriegte.
Gemeinsam gingen wir auf ihn zu und ich tippte ihm einmal auf die Schulter, weshalb er sich augenblicklich ruckartig umdrehte und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
,,Lukas, ihr seid ja wieder da!'', lallte Timi ganz glücklich und fiel mir augenblicklich um den Hals.
,,Wie viele Tassen hat er schon getrunken?'', fragte ich Marcel, welcher den Arm um Caty gelegt hatte und gerade einen Schluck von besagten Getränk nahm.
,,Zwei bis drei Tassen höchstens.'', erklärte er mir und ich löste Timi etwas von mir, doch ich hielt ihn an seinen Schultern fest.
Mein Mann rülpste mir einmal volle Kanne ins Gesicht und ein Atem roch nach Glühwein und Zimt.
,,Lukas, ich glaube, ich vertrage Alkohol nicht so wirklich.'' Timi versuchte mir in Augen zu schauen, doch kippte stattdessen weiter nach vorne.
,,Ich glaube das auch, mein Baby. Aber dennoch versuchst du dich immer wieder vom Gegenteil zu überzeugen.'', erwiderte ich lachend und er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, um ein unverständliches Grummeln von sich zu geben.
Dank Timis nicht gerade geringem Marihuanakonsums war es kein großartiges Wunder, dass er Alkohol nicht so gut vertrug, wie Andere eben. Nach zwei Bier war er meistens schon ganz wackelig auf den Beinen und lallte schon leicht vor sich hin. Doch wenn Timi erst einmal richtig betrunken war, dann konnte das schon ganz schön witzig mit ihm zusammen werden.
Timi löste sich von mir und ich zögerte keine weitere Sekunde mehr, sondern presste meine Lippen augenblicklich direkt auf seine, welche wie sein Atem, nach Glühwein und Zimt schmeckten.
Als wir uns voneinander gelöst hatten, stibitzte ich ihm seinen gerade erst angefangenen Glühwein, woraufhin mich Timi von hinten umarmte und leise vor sich hinkicherte.
Ach, dieser Kerl war einfach nur viel zu putzig für diese Welt!
,,Hast du eigentlich was geraucht, oder warum feierst du dir hier einen so ab?'', fragte ich lachend nach und mein Mann legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen.
,,Ja...aber psssscht, die Polizei darf das nicht hören, also psssscht...'', flüsterte mir Timi ins Ohr und ich nickte nur.
,,Alles klar, Baby.'' Ich drehte mich grinsend zu ihm um und er schielte an mir vorbei, obwohl Timi mich eigentlich ansehen wollte.
,,Ich hab' noch was für dich!'' Timi bekam Schluckauf und ich sah ihn nur vollkommen verwirrt an.
,,Ach ja? Was denn?'', fragte ich verwundert nach und Timi ging zu Caty, welche Marcel gerade irgendetwas ins Ohr flüsterte, weshalb dieser plötzlich dreckig grinsen musste.
Timi sagte nur irgendwas zu ihr, weshalb sie sich kurz von Marcel löste, um an ihre Tasche zu gehen und dort etwas herzuholen.
Sie lächelte meinen Mann nur an und sah kurz einmal zu mir, ehe Marcel wieder seinen Arm um sie legte und Caty dichter an sich heran zog.
Timi versteckte den mir unbekannten Gegenstand hinter seinen Rücken und trat breit grinsend auf mich zu.
,,Mach' die Augen zu.'', befahl Timi mir und ich kam seinem Befehl nach und schloss diese daraufhin.
,,Hände bitte auch noch davor!'' Ich tat weiterhin wie befohlen und legte meine Hände, auf Anweisung meines Ehemannes, noch zusätzlich auf die Augen.
Ein wenig Angst stieg augenblicklich in mir hoch, weil ich Angst vordem hatte, was Timi mir gleich, jeden Moment, unter die Nase halten würde.
Ihm würde ich sogar zu trauen, dass er mir in aller Öffentlichkeit mit einem neugekauften Sexspielzeug eine lieb gemeinte Überraschung machen wollte und ganz laut davon berichten würde, was er mit diesem Teil alles an oder in mir vorhatte.
Aber da es in der Nähe keinerlei Sexshops gab und ich auch nicht daran glaubte, dass sie den Weihnachtsmarkt großartig verlassen hatten, glaubte ich wohl viel eher, dass mir Timi irgendwas total kitschiges gekauft hatte.
,,Jetzt darfst du gucken, Baby.'', sagte Timi irgendwann und ich konnte das Grinsen in seinem Gesicht förmlich heraushören und vor mir sehen. Was der schon wieder ausgeheckt hat.
Ich öffnete die Augen, sah in das strahlende Gesicht meines Mannes und sah dann hinunter zu seinen Händen.
Er hielt ein Lebkuchenherz in der Hand, auf dem die Wörter ''Süße Maus'' verziert waren. Timi hing es mir sofort um den Hals und trat dann einmal ganz dicht auf mich zu, sodass sein Mund ganz nah an meinem Ohr war.
,,Du bist ja auch 'ne verdammt süße Maus, so oft wie du an meinem Käse knabberst.'', wisperte mir Timi lachend ins Ohr und biss mir einmal ins Ohrläppchen, weshalb meine Knie einmal kurz zusammenklappten.
Ich strich ihm nur einmal über den Rücken und lachte daraufhin einmal ganz laut, sodass meine Lache vermutlich über den ganzen Bielefelder Weihnachtsmarkt zu hören war.
,,Du bist doch doof.'', erwiderte ich bloß immer noch lachend und stieß ihn sanft, aber dennoch bestimmt, von mir weg.
,,Stimmen tut es aber schon.'', grinste mein Mann nur dreckig und ich schüttelte einmal mit dem Kopf.
,,Oh Gott, ich brauche dringend Glühwein, ansonsten halte ich das nicht mehr länger mit dir Vollidioten aus.'' Ich hielt mir den Kopf einmal ganz verzweifelt fest und Timi reichte mir nur den Glühwein, von dem ich mir vorhin schon einen kleinen Schluck genehmigt hatte.
Doch noch bevor ich den ersten Schluck nahm, vereinte Timi unsere Lippen miteinander und kuschelte sich daraufhin an mich, ehe ich ganz gemütlich meinen allerersten Glühwein in diesem Jahr trank.
Felix spielte der Weile etwas mit Heisenberg, Marcel und Caty aßen sich fast auf und ich war einfach nur glücklich, mit dem Mann neben mir.
,,Ich liebe dich, mein Luki.'', flüsterte Timi ganz leise, sodass ich es selbst kaum verstanden hatte und streichelte meinen Arm.
,,Ich dich auch, mein Spatz.'' Ich strich ihm über den Kopf und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Ich sah mich auf dem Weihnachtsmarkt um und erinnerte mich sofort an das allererste Weihnachtsfest, das ich mit Timi zusammen verbracht hatte.
Nach circa drei Jahren Beziehung wollte Timi unbedingt gerne mal ein Weihnachten bei mir und meiner Familie verbringen.
Er wollte meine anderen Verwandten gerne mal kennen lernen und vor allem wollte er mir mal ein Geschenk persönlich übergeben und nicht nur ein Paket, mit dem jeweiligen Geschenk und einem kitschigen Brief dazu, schicken.
Selbstverständlich hatte ich dort keine Sekunde gezögert, sondern augenblicklich zugestimmt und ihm versprochen, dass ich das nächste Weihnachtsfest dann bei seiner Familie verbringen würde.
Doch einen Tag vordem vierundzwanzigsten und der Tag, an dem Timi regulär zu mir gekommen wäre, musste er mir leider kurzfristig absagen, da es ein Problem innerhalb seiner Familie gab und er nicht so einfach wegfahren konnte, weil sie ihn nun einmal dringend hier in Bielefeld brauchten.
Ich konnte mich nicht mehr genau daran erinnern, was für ein Problem genau das eigentlich war, aber dafür kann ich mich noch ziemlich gut daran erinnern, wie traurig ich nach diesem Telefonat eigentlich gewesen war und wie vollkommen niedergeschlagen ich nur in mein Zimmer geschlürft bin, nur weil Timi doch nicht zu mir kommen konnte.
Ich hatte sein eben erst verpackte Geschenk, das ich ihm morgen eigentlich das allererste Mal persönlich eigentlich überreichen wollte, nur in meinen Schrank verstaut, weil ich ihn höchstwahrscheinlich erst im nächsten Jahr wiedersehen würde.
Ich hatte mich diese Nacht sogar in den Schlaf geweint und die ganze Zeit über an Timis Shirt gerochen, damit ich wenigstens etwas von seiner Nähe hatte, wenn er die Nacht nun doch nicht neben mir lag und ich ihn die nächsten Tage auch nicht sehen, sondern hauptsächlich nur hören und miteinander schreiben würden.
An Heiligabend war ich dann den ganzen Tag über hauptsächlich nur in meinem Zimmer gewesen und kam höchstens nur mal zum Essen die Treppe herunter.
Meine Verwandtschaft war sehr verwundert darüber gewesen, da ich sie sonst immer mit offen Armen empfing und meistens höchstens nur in mein Zimmer ging, wenn ich mit meinem ein Jahr jüngeren Cousin dort irgendetwas machen wollte.
Doch ich hatte an diesem Tag einfach keine Lust auf niemanden gehabt, weil Timi einfach nicht da unten saß. Ich wollte ihnen doch alle meinen wundervollen festen Freund vorstellen und dann war er einfach nicht da.
Doch als es dann die Geschenke gab und meine Mutter mich wortwörtlich mit ins Wohnzimmer schleifen musste, konnte ich meinen Augen kaum trauen, als ich Timi auf der Wohnzimmercouch sitzen sah und wie er sich gerade freudig mit meinen Großeltern unterhielt.
Ich hatte daraufhin selbstverständlicher Weise überglücklich seinen Namen durch das ganze Wohnzimmer geschrien, woraufhin Besagter nur aufgeschaut und seine Arme augenblicklich geöffnet hatte, damit ich mich, vollkommen überglücklich, in diese fallen lassen konnte.
Ich hatte in diesem Moment so krass vor lauter Freude geweint, weil ich einfach so glücklich darüber gewesen war, dass Timi jetzt doch hier bei mir war und ich mit ihm zusammen Weihnachten feiern konnte.
Ein besseres Geschenk als Timi hätte mir an diesem Tag nun wirklich niemand machen können.
Nach dieser sehr langen und intensiven Umarmung hatte Timi mich dann an den Schultern gut festgehalten und mich angelächelt, bis meine Schwester einen Mistelzweig über uns gehalten hatte und wir uns daraufhin lange und innig küssten.
Danach hatte ich Timi dann all meinen Verwandten strahlend vorgestellt und bin ihm gar nicht mehr von der Seite gewichen, weshalb ich ihm sogar damals zum Gang auf die Toilette gefolgt bin, und ihm auch dort keine wirkliche Ruhe gelassen habe.
Heutzutage lachte ich mich viel ehr darüber kaputt deswegen, wenn ich daran zurückdachte, wie ich damals vor unserer Badezimmertür stand und ihn permanent gefragt hatte, wie weit er denn schon sei und wann er wieder herauskommen würde, um endlich wieder bei mir sein zu können.
Aufgrund dessen hatte mich Timi sogar manchmal schon mit rein genommen, damit ich selbst einschätzen konnte, wann er fertig sein oder wie lange es denn noch dauern würde.
Aber trotz alldem war es es eines der schönsten Weihnachtsfeste gewesen, welche ich je in meinem gesamten Leben gehabt hatte und Timis plötzliches, unangekündigtes Auftauchen damals, war auch echt das beste Weihnachtsgeschenke, das ich je hatte.
Ich konnte mir echt nichts besseres in meinem gesamten Leben vorstellen, als diesen wunderschönen, tollen Mann an meiner Seite zu haben und ihn zu lieben.
Ich lächelte meinen Ehemann überglücklich an, welcher in meinen Armen lag und leicht vor sich hindöste.
Ich sah zu unserem gemeinsamen Sohn, der freudig mit Heisenberg und seiner neuen Plüschfledermaus spielte und kam aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus, desto länger ich meine Männer beobachtete.
Ich freute mich echt schon wahnsinnig auf das diesjährige Weihnachtsfest und mein Lächeln wurde noch ein ganzes Stückchen breiter, als ich daran dachte, dass wir es dieses Jahr mit den Jungs zusammen feiern würden.
Mal sehen, ob es ein ganz entspannter Abend oder eine reine Alkoholeskapade werden würde, nach der wir dann das komplette Haus wieder ordentlich reinigen mussten, denn bei uns wusste man schließlich nie, was genau als nächstest kommen würde.
[...]
,,Ich muss pissen.'', quengelte Timi und grapschte sich einmal in den Schritt, um zu versuchen, die Pisse irgendwie anzuhalten.
,,Dann geh' doch - da sind doch gleich die Toiletten!'', kaum hatte ich das ausgesprochen, öffnete Timi auch schon seinen Hosenstall und pinkelte einfach so in den Schnee.
,,Ich piss' da meinen Namen rein, damit jeder Mensch auf dieser fucking Erde weiß, dass ich hier war.'', lallte er und schwankte einmal hin und her.
,,Baby, pass' aber viel eher darauf auf, dass du dir nicht auf die Schuhe pinkelst, denn die sind nämlich nicht wasserfest, mein Spatz.'', befahl ich Timi und entfernte mich etwas von ihm, damit nicht jeder direkt wusste, dass dieser Verrückte tatsächlich zu mir gehörte.
,,Besoffen kann man immer noch am Besten pinkeln.'', erwiderte er nur und drehte sein Becken einmal im Kreis, weshalb ich mir nur die Augen zu hielt, weil ich mir das echt nicht mit ansehen konnte.
Die Wäsche würde ich aber ganz bestimmt nicht waschen, wenn seine Sachen nachher voller Pisse sind, das steht auf jeden Fall fest.
,,Na ein Glück pullert Papa nicht Zuhause so, denn dann könntest du jedes einzelne Mal, wenn er auf Toilette war, dass ganze Bad durchwischen, weil es dann so aussehen würde, als wäre 'n Tsunami dort drin gewesen.'', kommentierte Felix die Pinkelaktion seines Vaters mit totaler ersten Miene und ich musste augenblicklich laut loslachen.
Kinder hatten auch echt immer ganz gute Sprüche auf den Lippen und hauten diese meistens immer genau dann raus, wenn man sie eigentlich am Wenigsten erwartete.
Vor allem Felix konnte das ziemlich gut, was uns schon oft genug die Lachflashes unseres Lebens beschert hatte, weil mein Sohn solche Bolzen rausgehaut hatte.
,,Ich bin fertig!'', ließ uns Timi irgendwann grinsend wissen und tat sich schwer damit, seinen Hosenstall und seinen Gürtel zu zukriegen. Bevor er seine Hose aber noch ganz zerstörte, eilte ich ihm schnell zur Hilfe und machte alles ordentlich zu.
Danach sah ich mir kurz zudem nicht mehr ganz so weißen Schnee, um zu gucken, ob Timi dort tatsächlich seinen Namen hineingepinkelt hatte.
Das Einzige, was er gerade so noch hinbekommen hatte, waren das T und das I, erkannte man gerade so auch noch ganz leicht. Aber den Rest erkannte man so überhaupt nicht, sodass man doch glatt davon ausgehen konnte, dass er seinen Schwanz die ganze Zeit über wie einen Rasensprenger hin- und herbewegt hatte, was ja auch irgendwo tatsächlich der Fall gewesen war, so wie er hier umhergeschwankt ist.
,,Und? Sieht es gut aus?'', fragte Timi mich ganz erwartungsvoll und ich nickte augenblicklich grinsend.
,,Es ist wunderschön, du Spinner!'' Ich legte den Arm um ihn und vereinte unsere Lippen daraufhin für eine kurze Zeit miteinander.
,,Wirklich?'', harkte mein Mann strahlend nach und ich verschränkte unsere Finger miteinander.
,,Sagen wir es so, dieses Kunstwerk symbolisiert, dass du heute eindeutig zu viel Glühwein hattest, mein kleiner Spatz.'', lächelte ich und zog ihn mit Felix und Heisenberg zusammen weiter Richtung Bahnhaltestelle, an der Caty und Marcel schon saßen und sich erneut halb auffraßen.
Caty saß auf Marcels Schoß und wenn ich das von hier aus richtig erkennen konnte, hatte er sogar schon seine Hände unter ihren Mantel geschoben, doch was darunter genau getrieben wurde, das wollte ich mir beim besten Willen überhaupt nicht vorstellen.
,,Nehmt euch 'n Zimmer, ihr Notgeilen! Sex im Freien ist verboten!'', rief Timi den beiden lallend zu und Marcel boxte ihm gegen den Arm, als wir endlich bei ihnen angekommen waren.
,,Idiot!'', erwiderte Marcel darauf nur einmal kopfschüttelnd.
Als der Bus dann endlich kam und wir in diesen stiegen, gab ich ein zufriedenes Seufzen von mir und ließ mich völlig erschöpft auf einer der Sitze nieder.
Timi setzte sich direkt neben mich, mit Heisenberg auf seinem Schoß und unser Sohn machte es sich mit seinen vier Buchstaben auf meinem bequem.
Marcel und Caty setzten sich direkt vor uns und konnten kaum noch die Finger voneinander lassen, weshalb sie augenblicklich wieder damit begangen, miteinander rumzumachen. Na, wenn dort nicht heute Abend etwas lief.
,,Richtige Turteltauben.'', sagte ich grinsend und Timi nickte einmal zustimmend.
,,Trotzdem sind wir zwei immer noch viel süßer als alles.'' Timi legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab und ich legte den Arm um ihn.
Ich strich ihm zärtlich über sein so hübsches Gesicht und er gab nur ein zufriedenes Seufzen von sich. Timi schloss die Augen und das Einzige, was man in dieser Bahn hörte, waren die Küsse, welche ganz allein' von Marcel und Caty ausgingen.
Ach, ich freute mich so sehr darüber, dass Marcel endlich mal wieder jemanden um sich herum hatte und nicht nur Timi und mir dabei zuschauen musste, wie wir wie ein total verliebtes Pärchen durch die Stadt gingen und in unserem Haus umherturtelten.
Ich hoffe so sehr, dass es zwischen den beiden noch etwas Ernsthaftes werden wir und Marcel sie nicht nur für eine kurze Affäre benutzt, weil er mal wieder etwas Spaß haben wollte.
Passen würde es ja, das musste ich zugeben und so schlecht war Caty nun auch wieder nicht.
Ich lächelte die beiden nur an und spürte dabei, wie Felix sich nach vorne beugte und irgendetwas vom Boden aufheben wollte.
Völlig verwirrt musterte ich ihn nur und ließ Timi kurz los, damit er mir nicht vom Schoß rutschte und mit seinem Kopf noch irgendwo gegen knallte.
Felix hatte irgendwas Grünes in der Hand, was ich zunächst nicht richtig identifizieren konnte, aber Timis total unzufriedenes Grummeln, welches neben mir ertönte, hielt mich vom Nachfragen ab und ich drehte meinen Kopf stattdessen zu ihm.
Timi öffnete langsam die Augen und sah sich daraufhin ganz verwirrt um. Er richtete sich seine leicht verrutschte Mütze und setzte sich aufrecht hin.
Felix drehte seinen Kopf ebenfalls zu uns und musterte uns augenblicklich lächelnd.
Leicht irritiert musterte ich meinen Sohn nun, doch da zog er augenblicklich einen Mistelzweig hervor und sah uns vielsagend an.
Felix hielt ihn, so gut wie es eben ging, über uns und lächelte noch viel breiter.
,,Wenn Onkel Marcel schon die ganze Zeit am rumknutschen ist, dann dürft ihr das selbstverständlich auch. Und siehe da, ich habe euch sogar einen passenden Grund dafür gegeben.'', sagte Felix lächelnd, deutete auf den grünen Mistelzweig über uns, ich rückte etwas näher zu Timi und strich ihm über seine Wange.
Timi schenkte mir nur ein müdes Lächeln zurück und versuchte verzweifelt seine Augen offen zu halten, um mir in meine schauen zu können.
Ich kam seinem Gesicht nach und nach immer näher und vereinte augenblicklich unsere Lippen miteinander.
Timi fuhr mir mit seiner einen Hand immer wieder durch die Haare und Felix quickte einmal ganz laut auf, während er uns beide augenblicklich umarmte.
,,Ihr seid die tollsten Väter auf der ganzen Welt. Ich kann mir keine besseren vorstellen, nein. Ich hab' euch lieb.'', flüsterte er uns entgegen und Timi und ich lächelten augenblicklich in den Kuss hinein.
Ja, so konnte man doch super in die Weihnachtszeit starten.
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