Der Komparse
-Tims Sicht-
,,Vielen lieben Dank fürs Fahren! Stimmt übrigens so!'', lächelnd drückte ich dem Taxifahrer, mit dem ich in der vergangenen halben Stunde ein tiefgründiges Gespräch geführt hatte, fünfzig Euro in die Hand.
,,Danke und viel Spaß!'', erwiderte er lachend und steckte das Geld weg. In der Zwischenzeit öffnete ich die Autotür, stieg aus und warf ihm nochmal ein strahlendes Lächeln zu, ehe ich dem gelben Wagen den Rücken zu kehrte und Richtung Club ging.
,,Entschuldigung, der Club hat heute leider nicht geöffnet. Komm' am Besten morgen wieder, dann sind wir für dich da.'', wurde ich sofort von einer Frau aufgehalten, die mich entschuldigt ansah.
,,Ich weiß. Ich... Ähm... Ich gehöre zu euch. Also... Ich wurde angefragt.'', klärte ich sie unsicher auf und kratzte mich einmal verlegen am Hinterkopf. Ich biss mir auf die Unterlippe und wollte am liebsten wieder nach Hause fahren. Wieso hatte ich mich überhaupt darauf eingelassen?
,,Ach, wenn das so ist, hätte ich gerne einmal deinen Namen.'', sagte sie etwas ernster und drückte sich ihr Klemmbrett fest gegen die Brust, damit ich mir keinen Namen herauspicken konnte.
,,Tim Wolbers. Soll ich dir noch die E-Mail als Beweis zeigen?'' Ich musterte sie mit schüchternen Augen und auch wenn ich wusste, dass ich auf dieser Liste stand, hatte ich Angst, dass es nicht so ist.
Die Frau nickte einmal, ging mit ihrem Kugelschreiber die Tabelle entlang und blätterte um. ,,Ach, hier unten stehst du...'', sofort legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie mich gefunden hatte.
Sie drückte einmal auf das Ende ihres Kugelschreibers, um einen Haken hinter meinem Namen zu setzen. ,,Entschuldige, ich wollte dich nicht überrumpeln. Aber einige Fans haben mitbekommen, dass wir heute hier sind.''
,,Die versuchen schon den ganzen Tag, sich einzuschleichen. Deswegen ist sehr viel Vorsicht geboten.'', lächelte sie mich schief an.
,,Alles gut.'', winkte ich gelassen ab.
,,Hektor, der junge Mann darf rein.'', drehte sie sich grinsend zu dem Security, der einige Meter von uns entfernt stand und die Absperrung löste, damit ich durch den Eingang gehen konnte.
,,Einmal geradeaus durch und bei der Abzweigung links, um auf den Floor zu kommen. Dort wirst du dann von der Crew empfangen. Viel Spaß!'', erklärte sie mir noch immer grinsend und machte eine einladende Handbewegung.
,,Okay, Dankeschön.'', erwiderte ich ebenfalls lächelnd und mit leicht zittrigen Knien lief ich den riesigen Flur entlang, der von einigen Neonröhren beleuchtet wurde. Je mehr Schritte ich ging, desto lauter wurde die Musik, die die ganze Halle zum Beben brachte.
Ich wurde noch einmal von einem Sercurity abgetastet, ehe ich mich keine Sekunde später auf einem gut befüllten Floor wiederfand. Erstaunt zog ich die Augenbrauen nach oben, blickte mich um und fühlte mich vollkommen Fehl am Platz.
Normalerweise waren sämtliche Clubs und Bars so etwas wie mein Zuhause. Aber gerade wirkte das Alles wie eine neue Welt für mich. Meine Hände begangen zu schwitzen und mein Herz zu rasen.
Neben den tanzenden Menschen, befanden sich einige Kameras, Lichter, Stative, Mikrofone, Requisiten, Monitore, Leute mit Klemmbrettern und Walkie-Talkies, die hektisch von A nach B liefen.
,,Hey! Wie kann ich dir behilflich sein?'', kam eine brünette Frau breit lächelnd auf mich zu, nachdem mich diese in all dem Gewusel bemerkt hatte.
,,Ähm... Ich soll hier als Komparse mitspielen. Tim Wolbers.'', erklärte ich etwas unsicher und spielte mit dem Saum meines Shirts.
Sie nickte und tippte einen ihrer Kollegen an, um diesem etwas ins Ohr zu brüllen. Die beiden sahen mich immer wieder an, während meine Hände zitterten.
,,Dann ist das der, auf den wir die ganze Zeit gewartet haben? Szene 38? Das steht noch?'', konnte ich trotz der lauten Musik gerade so heraushören und sofort zogen sich meine Augenbrauen zusammen.
Was soll es denn da zu warten geben? In der E-Mail stand lediglich, dass ich einen Komparsen in einem Club spielen sollte. Was so viel bedeutete, dass ich einfach tanzte und einen Becher in der Hand hielt.
Am Ende bin ich für höchstens einen Frame im Hintergrund zu sehen, mehr nicht. Ein Mensch mehr oder weniger auf der sowieso schon viel zu vollen Tanzfläche, würde doch keinen Unterschied machen. Oder?
,,Ich geh' nochmal zu Matthias und frag' ihn. Sag' Mandy schon mal Bescheid, dass sie alles in der Maske vorbereiten soll.'' Die Brünette, die mich eben empfangen hatte, ging an mir vorbei und irritiert sah ich ihr hinterher.
,,Kannst du mir vielleicht mal...'', wollte ich gerade jemanden ansprechen.
,,Sorry, da muss ich rangehen.'', entschuldigte sich der Typ, weil etwas in sein Walkie-Talkie gequatscht wurde. Auch er drängelte sich an mir vorbei und seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust. Na toll und jetzt?
Von der Ahnungslosigkeit geplagt stand ich am Rande des Floors und hatte keinen blassen Schimmer, was ich jetzt tun sollte. Eigentlich hatte ich die Jobs als Komparse viel anders in Erinnerung.
Normalerweise kam ich nicht in die Maske und wenn, dann wurde mir schnell etwas Puder aufgetragen, um Rötungen, Pickel oder Augenringe zu kaschieren. Manchmal wurden mir auch die Haare gestylt oder andere Klamotten gegeben.
Dann wurde ich an irgendeine Stelle positioniert und mir wurde erklärt, was ich im Ungefähren zu tun hatte. Es hatte noch nie jemand auf mich gewartet und so ein großes Durcheinander aufgrund meiner plötzlichen Anwesenheit, gab es auch nicht.
Wahrscheinlich wurde ich mit jemandem verwechselt, der einen ähnlichen Namen hatte. Die Geschichte würde sich sicherlich schnell aufklären. Also hoffentlich, denn ich wollte die ganze Sache so schnellst wie möglich hinter mich bringen.
Der Film würde so oder so niemals auf meiner Watchlist landen. Alle Kinofilme, in denen ich je mitgespielt hatte, ging ich gekonnt aus dem Weg, weil ich nicht das Bedürfnis danach hatte, mich anzusehen und mit Fragen durchlöchert zu werden, wie es denn gewesen ist.
Eigentlich sollten diese Komparsenrollen nur eine einmalige Sache bleiben. Eine Freundin hatte mich vor Jahren mal mit zu einem Dreh geschleppt, weil sie total Panik hatte und seelischen Beistand brauchte.
Da sie noch jemanden gebraucht haben und ich gerade da war, hatten sie mich einfach in den Hintergrund gesetzt. Und auch wenn ich mich anfangs dagegen gewehrt hatte, hatte es mir tatsächlich Spaß gemacht.
Am Ende des Drehs hatte ich einfach mal meine Daten angegeben und eine Kartei für mich anfertigen lassen. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass ich nochmal angefragt werden würde. Da aber sämtliche Agenturen auf diese Datenbank zu greifen konnten, kam es dazu, dass ich hin und wieder mal angefragt wurde.
Ich hatte nicht unbedingt Interesse daran, Stars kennenzulernen oder in der Schauspielbranche Fuß zu fassen, aber die Komparsenrollen waren ein netter Nebenverdienst und ließen sich gut mit meinem Job vereinbaren.
Trotzdem irritierte mich die ganze Situation. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und ging auf meine Mails, um nochmal die Nachricht zu checken, die ich vor drei Wochen erhalten hatte. Doch ich hatte keine größere Rolle...
,,Tim ist dein Name gewesen, richtig?'', wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als die Frau wieder zu mir kam. Ich riss meinen Blick von der tanzenden Meute los, um stattdessen in ihr fragendes Gesicht zu sehen.
,,Richtig.'', nickte ich.
,,Super, dann komm' einmal mit in die Maske...'', befahl sie mir lächelnd und widerwillig löste ich mich von der Säule, um ihr hinterher zu gehen.
Ich versuchte mir keinen Kopf darüber zu machen, denn eventuell stand ich etwas mehr im Vordergrund und musste deswegen so herausgeputzt werden.
,,So Mandy, das hier ist Tim. Tim, das ist Mandy unsere Maskenbildnerin, die dich noch etwas hübscher machen wird.'', stellte die Frau uns einmal grinsend vor und Angesprochene streckte mir lächelnd ihre Hand entgegen.
,,Gibt's etwas, was ich zu beachten habe, oder das übliche Programm?'', harkte sie nach und musterte mich einmal. Oh Gott, lass' es das übliche Programm sein... Bitte...
,,Das Übliche, aber die Lippen solltest du etwas herausputzen. Du verstehst schon.'', zwinkerte die Disponentin ihr lachend zu. Ich sah die Frauen nur mit großen Augen von der Seite an. Ähm... Was?
,,In zwanzig Minuten sollte er bitte fertig sein. Viel Spaß und bis gleich.'' Die Brünette verließ grinsend die Garderobe, während ich mich mit unsicheren Augen in dieser umsah. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Und was sollte dieser Kommentar?
,,Dann setz' dich einmal. Keine Sorge, es tut auch nicht weh.'', versicherte mir Mandy lachend, zog den Stuhl zurück und machte eine einladende Handbewegung. Ich nickte stumm, ließ mich auf diesem nieder und musterte mich im Spiegel.
Mandy nahm mir die Brille ab und griff nach einen ihrer Pinsel. Sie tupfte diesen in eine Platte und ließ das flauschige Ding über mein Gesicht fahren, während ich mir wie ein Filmstar vorkam.
Gleichzeitig warf diese Situation tausende Fragen in mir auf. Ich verstand einfach nicht, warum so ein Aufwand gemacht wurde. Zwanzig Minuten zum Fertigmachen für einen Komparsen ist eigentlich nicht das übliche Programm.
In keiner Filmproduktion hatte ich das bisher erlebt, dass mit den Komparsen so umgegangen wurde. Ich wollte mich nicht beschweren, es ist schön, dass sich so um einen gekümmert wurde, aber die gängige Art ist das nicht.
Ich seufzte leise, klammerte mich an der Lehne fest und versuchte mir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Spätestens wenn ich den Raum verließ, bekam ich eine Antwort auf all meine Fragen.
,,Ist das dein erster Filmdreh? Du wirkst etwas angespannt. Was musst du denn machen?'', ergriff Mandy fragend das Wort und legte den Pinsel weg, um nach einem Anderen zu greifen.
,,Ne, ich hab' das schon einige Male gemacht. Jedoch habe ich es noch nie erlebt, dass ich so intensiv in die Maske geschickt wurde.'', antwortete ich schief grinsend und zuckte mit den Schultern.
,,Ach, ist doch auch mal ganz schön, wenn sich so um einen gekümmert wird.'', erwiderte sie lachend. Ich nickte stumm, obwohl mir weniger Fürsorge jetzt um einiges lieber wäre. Hoffentlich ist alles ganz schnell vorbei...
,,Okay, steht alles für die nächste Szene? Wo ist eigentlich Tim? Der sollte schon seit zehn Minuten aus der Maske sein!'' Die Frau, die mich zu Mandy gebracht hatte, fuhr einmal erschrocken zusammen, als ich ihr geradewegs in die Arme lief.
,,Ich bin hier. Entschuldigung, Mandy wollte noch irgendwas mit meinen Haaren machen.'', erwiderte ich schüchtern, biss mir auf die Unterlippe und sah zum Floor, auf dem ich mich gerne schon länger befunden hätte.
Auch Mandy konnte mir keine weitere Auskunft darüber geben, was ich zu tun hatte. Ich hatte sie gefragt, ob sie auch andere Komparsen schminken musste, aber sie musste mir mit Bedauern mitteilen, dass sie selbst nicht wusste, wer hier für was zuständig ist.
Die Menschen wurden ihr der Reihe nach vor die Nase gesetzt, ihr wurde gesagt, was sie zu tun hatte und das war's. Was hinter der ganzen Planung steckte, konnte sie mir leider nicht beantworten.
Auch sonst hatte ich keinen weiteren Indiz darauf gefunden, wieso ich in der Maske saß und wieso so besonders viel Wert auf meine Lippen gelegt wurde. Diese Unwissenheit ist wirklich zum Verrückt werden.
Hoffentlich würde ich gleich eine Antwort auf all meine Fragen kriegen und dass sich meine Angst, dass ich doch eine größere Rolle spielte und etwas überlesen hatte, wie eine Seifenblase in Luft auflöste.
,,Okay, wartest du kurz hier? Ich hol' dir schnell jemanden...'', befahl sie mir lächelnd und fasste mir an die Schultern. Ich nickte stumm, denn ich hatte sowieso keine andere Option.
Na gut, noch hatte ich die Chance wegzurennen, aber ich hatte mich nicht eine halbe Stunde in die Maske gesetzt, um kurz vor knapp den Schwanz einzuziehen und keine Antworten zu erhalten.
Ich sah der Disponentin hinterher und beobachtete sie dabei, wie sie mit schnellen Schritten an der tanzenden Partymeute vorbeilief, sich ein Klemmbrett schnappte und etwas in ihr Walkie-Talkie sprach.
Ich lehnte mich seufzend gegen die Säule und hoffte, dass mich nicht gleich der Schock treffen würde, weil ich irgendwas übersehen hatte. Aber eigentlich bin ich mir sicher, dass da nichts weiter stand.
Bereits in der Maske hatte ich nochmal mein Postfach gecheckt. In der Mail stand lediglich, dass ich einen Komparsen spielen sollte, der im Hintergrund tanzte. Deswegen verstand ich nicht, was es da zu warten gab.
Ich sah mich ungeduldig in der Gegend um und hoffte, dass sich alles schnell aufklären würde. Ich wollte nur noch nach Hause, mich mit einer Tüte Chips ins Bett werfen und alles vergessen, was heute Abend passiert ist.
Ich würde jetzt alles tausendmal lieber machen, als auf eine Frau zu warten, die in mir wahrscheinlich nur noch mehr Fragen aufwerfen würde, weil ich mal wieder keine genaue Anweisung bekam.
Alle anderen durften doch auch auf dem Floor stehen und tanzen. Wieso ich nicht? Wieso konnte mir niemand sagen, was genau Sache ist? Wieso musste überhaupt auf mich gewartet werden? Das ergab doch alles gar keinen Sinn, oder?
Ich seufzte leise und raufte mir leicht aufgebracht durch die Haare. Ey, wenn ich nicht gleich eine Antwort auf all meine Fragen bekam, würde ich noch durchdrehen. Ich hatte keine Lust, noch länger auf die Folter gespannt zu werden.
,,Genau, das hier ist Tim. Der war bis eben noch in der Maske und wartet jetzt nur noch darauf, endlich vor der Kamera zu stehen.'', hörte ich die Stimme der Disponentin, die vom Weitem auf mich zeigte.
,,Hey, alles klar? Ich bin Matthias, der Regisseur.'' Ein Mann mit platinblonden Haaren streckte mir grinsend seine Hand entgegen. Ich musterte ihn mit schüchternen Augen, ehe ich sein Lächeln erwiderte und diese unsicher schüttelte.
,,Ich erkläre dir gleich, was zu tun ist, aber erstmal...'', sagte er noch immer grinsend und drehte sich zur Seite. Ich verrollte innerlich die Augen, denn ich hatte keinen Bock darauf, dass sie ein weiteres Mal verschwanden und mich ratlos stehen ließen.
,,Lukas, kommst du mal bitte? Dein Drehpartner ist da!'', hörte ich Matthias rufen. Sofort zog ich die Augenbrauen zusammen. Drehpartner? Aus einer riesigen Menschenmasse, drehte sich jemand um und kam auf uns zu.
Aufgrund der Dunkelheit konnte ich nicht viel von der Person erkennen, aber das war in diesem Moment nebensächlich, weil mich viel eher beschäftigte, was der Regisseur da gerade gesagt hatte.
Warum sollte ich einen Drehpartner haben, wenn ich nur auf der Tanzfläche stand? Warum musste dieser Kerl ausgerechnet zu mir kommen? Und vor allem, warum mussten sie deswegen so lange auf mich warten? Mann, ey...
,,Was gibt's? Muss was nachgedreht werden?'', gesellte sich ein großer Mann zu uns und legte den Kopf schief.
,,Nein, ich will dich eher auf die nächste Szene vorbereiten. Hat Melinda dich schon gebrieft?'', fragte er nach und die Mundwinkel von diesem Lukas schossen sofort in die Höhe.
,,Und wie sie mich gebrieft hat.'', gab er dreckig lachend von sich und mein Gesichtsausdruck wurde nur noch irritierter. Ich fühlte mich so Fehl am Platz, wie schon lange nicht mehr.
,,Ähm... Was... Äh... Was muss ich denn machen?'', fand ich endlich den Mut, um auch mal etwas zu sagen.
,,Nicole, hast du ihm etwa nicht gesagt, dass er die große Ehre hat, unseren Lukas abzuknutschen?'', fragte Matthias empört nach und sah die Disponentin einmal fassungslos an.
,,Tim musste ganz schnell in die Maske und dann sollte ich ihn auch schon zu dir bringen, da war keine Zeit mehr. Außerdem stand das in der Mail.'', verteidigte sie sich und hob entschuldigt die Hände in die Luft.
,,Äh ne, wartet mal, ihr müsst mich da verwechseln. Ich soll nur einen Komparsen spielen, der auf der Tanzfläche steht.'', mischte ich mich sofort ein, weil das Alles hoffentlich ein dummes Missverständnis ist.
,,Nein, nach deiner Zustimmung haben wir dir noch eine Anfrage geschickt, in der wir gefragt haben, ob du für eine Kussszene zur Verfügung stehst. Die hast du bestätigt.'', widersprach mir Nicole und mir entglitt mit einem Mal alles aus dem Gesicht.
Ich wollte meinen Kopf so lange gegen die Säule schlagen, bis sie zerbrechen und auf mich drauf fallen würde, weil ich so ein hirnverbrannter Vollidiot bin, der auch wirklich gar nichts geschissen kriegt.
Jetzt wo Nicole es sagte, erinnerte ich mich wieder daran, dass ich tatsächlich einen sehr wichtigen Punkt übersehen hatte. Nach der ersten Anfrage und meiner Bestätigung kam vor einer Woche noch eine zweite E-Mail.
Da ich es von früheren Rollen noch so kannte, dass diese lediglich eine erneute Anfrage waren, ob man zu dem vereinbarten Termin noch immer konnte, hatte ich mir diese nicht weiter durchgelesen.
Ich hatte nur heruntergescrollt, alles bestätigt und die E-Mail abgeschickt. Dass sich das als ein riesiger Fehler herausstellte und ich ab jetzt zweimal gucken sollte, wo ich ein Häkchen setzte, wurde mir gerade schlagartig bewusst.
,,Oh, und was machen wir da jetzt?'', fragte Matthias etwas ungeduldig und hilfesuchend sah ich zu diesem Lukas, dem ich meine Lippen aufdrücken sollte.
,,Also ich küss' nicht schlecht – vollgesabbert wirst du schon mal nicht.'', erwiderte dieser lachend und zuckte mit den Schultern.
,,Wir würden auf die Schnelle auch niemand anderes finden. Das ist genau die Art von Typ, die du für Lukas haben wolltest.'', lächelte Nicole schief und sah mich entschuldigt an.
,,Ich werde aber keine fortlaufende Rolle spielen, oder? Nur diese eine Kussszene und dann wäre ich raus aus der Nummer, richtig?'', fragte ich unsicher nach, kratzte mich am Hinterkopf und hasste mich für meine Gutmütigkeit.
Doch Matthias, Nicole und Lukas konnten nichts dafür, dass ich zu dumm zum Lesen bin und meine Mails nicht vernünftig checkte. Ich wollte sie deswegen nicht auf den Kosten sitzen und im Stich lassen.
Schließlich hatten sie alle auf mich gewartet. Wenn ich jetzt Nein sagte, würden mich alle hassen und ich konnte nie wieder Fuß in der Branche fassen. Auch wenn ich nicht mehr auf die Komparsenrollen angewiesen bin, wollte ich es mir ungerne verscherzen.
,,Es würde nur bei der einen Szene bleiben. Das sind, wenn es hochkommt maximal 20 oder 30 Sekunden, in denen du zu sehen bist.'', beruhigte mich Matthias lächelnd.
,,Außerdem würdest du den Traum vieler Mädchen leben. Es gibt einige Frauen, die Lukas gerne mal so nah kommen würden.'', überredete mich Nicole lachend und Angesprochener verdrehte die Augen.
,,Ach, hör' auf so zu übertreiben.'', antwortete Lukas verlegen und machte eine abfällige Handbewegung. Ich lächelte schief und beschloss, über meinen eigenen Schatten zu springen.
,,Na gut, ich mach's...'', stimmte ich schlussendlich zu, biss mir auf die Unterlippe und alle Blicke richteten sich auf mich. Ich musste wohl verrückt sein, aber jetzt konnte ich meine Worte nicht mehr zurücknehmen.
Ich würde jetzt so einiges lieber tun, als mich von einem riesigen Filmteam dabei filmen zu lassen, wie ich einem anderen Typen meine Zunge in den Hals steckte. Und vor allem wollte ich auch nicht, dass dieser Kuss über sämtliche Leinwände flimmerte.
Keine Ahnung, wie tief sich ein Mensch in die Scheiße reiten konnte, aber ich hatte wahrscheinlich gerade einen Eintrag ins Guiness Buch der Weltrekorde bekommen. Dümmer konnte auch wirklich niemand sein...
,,Wirklich? Du machst es?'', fragte der Regisseur mit großen Augen nach und ein breites Lächeln legte sich auf seine Lippen, als ich nickte.
,,Na dann komm' mal mit und ich zeig' dir, was genau zu tun ist.'', befahl er mir grinsend, legte den Arm um meine Schulter und führte mich in die Richtung des Floors.
Am liebsten wollte ich in der tanzenden Masse verschwinden und mich aus dem Club schleichen. Zu gerne würde ich mir die erstbeste Person schnappen und sie diesem Lukas vor die Nase setzen. Du bist so ein Idiot, Tim!
,,Also Tim, du stehst hier an der Bar, nimmst einige Schlucke aus deinem Drink und schaust dich so ein bisschen auf dem Floor um.'', fing Matthias mit dem Erklären an und machte es einmal vor.
,,Dann kommt Lukas zu dir, bestellt sich was und du checkst ihn schon ab. Du kannst auch ruhig schon etwas Anzüglicher sein.'', lachte er, während ich stumm nickte, weil ich zu anderem nicht fähig war.
,,Dann dreht sich Lukas zu dir, schaut dich ebenfalls an, bis sich eure Blicke treffen. Dann fragt Lukas, ob du Bock auf Knutschen hast und... den Rest muss ich euch jawohl nicht erklären.'', grinste Matthias und klopfte uns einmal auf die Schultern. Ohje...
,,Wir bereiten erstmal alles vor. Ihr hört dann, wenn es losgeht.'' Matthias klopfte uns erneut auf die Schultern und verschwand dann zu den Anderen.
Ich seufzte leise und sah wehmütig zum Floor, wo die anderen Komparsen tanzten, am Handy hingen oder sich einfach miteinander unterhielten.
Ich wäre so gerne ein Teil von ihnen. Wahrscheinlich würden sich einige den linken Fuß abschneiden, um so eine Chance zu bekommen. Jedoch brachte es mir nichts, außer dass ich einen weiteren Film hatte, den ich mir niemals angucken würde.
,,Alles gut bei dir? Du musst wirklich keine Angst haben, ich bin sehr zärtlich.'', riss mich die scherzende Stimme von diesem Lukas aus den Gedanken. Ich wendete meinen Blick vom Floor ab und sah stattdessen zu ihm.
,,Wer sagt denn, dass du die Führung bei dem Kuss übernehmen wirst? Das steht ganz sicher nicht im Drehbuch!'', zickte ich ihn an, zog spielerisch die Augenbrauen nach oben, aber konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
,,Oha, woher kommt denn auf einmal die große Klappe?'', sah Lukas mich sichtlich erstaunt an, während ich lachend die Augen verdrehte.
,,Eigentlich bin ich nicht so schüchtern, wirst du schon sehen.'', grinste ich frech und streckte ihm die Zunge heraus.
,,Also die würde ich gerne woanders sehen, beziehungsweise spüren...'', kicherte Lukas, grinste mich dreckig an und trat einige Schritte auf mich zu, sodass sich unsere Nasenspitzen berührten.
Ich sah ihn wie versteinert an und so gerne ich kontern wollte, ich konnte es nicht. Mein Herz blieb mit einem Mal stehen, um daraufhin zu rasen, während ich gleichzeitig aufpassen musste, nicht in Ohnmacht zu fallen
Und das nicht, weil ich so aufgeregt wegen der Szene war, sondern weil ich jetzt erst bemerkte, was für eine heiße Schnitte ich da jeden Augenblick küssen durfte. Wow... Also... Wow... Wow...
Da es auf dem Gang etwas dunkler als auf dem Floor war, hatte ich nur seine Umrisse sehen können. Im Laufe des Gesprächs hatte ich eh kaum auf ihn geachtet. Eine Schande, dass ich nicht eher gecheckt hatte, was für ein attraktives Kerlchen vor mir stand.
Lukas hatte wirklich das schönste Gesicht, welches ich je gesehen hatte. Ich konnte mich gar nicht satt an ihm sehen und musste aufpassen, nicht loszusabbern bei diesen weichen Lippen, die ich gleich küssen durfte.
Der Bart, den er über seine Oberlippe und seinem Kinn trug, die süße Hakennase, die an ihm perfekt aussah, diese blaugrauen Augen und seine dunkelblonden Haare, machten mich einfach verrückt.
Ich musste mich davor beherrschen, mich nicht auf die Zehenspitzen zu stellen und durch diese zu fahren. Er hatte etwas längere Haare, die er offen trug und nach hinten gegelt hatte. Seine Seiten waren frisch rasiert und ließen mich fast durchdrehen.
Wie konnte man nur so geil aussehen? Eigentlich mochte ich es nicht, wenn Typen so lange Haare hatten, aber Lukas standen diese unglaublich gut. Meine Mitte zog sich einmal angenehm zusammen, bei dem Gedanken, mich beim Sex in diese festzukrallen.
Trotz dass ich eigentlich so gar keine Lust auf diesen Dreh hatte, hatte ich jetzt so gar kein Problem damit, dieses hübsche Kerlchen jeden Augenblick zu küssen und ihm etwas näherzukommen.
Ich glitt mit meinen Augen seinen wunderschönen Körper entlang und blieb an seinem Schritt kleben, der in einer knallengen, grauen Jeanshose steckte.
Ich leckte mir automatisch über die Lippen, als ich sehen konnte, was für eine riesige Beule sich in diesem Fetzen Stoff abzeichnete.
Ich wollte nur zu gerne wissen, was sich darunter verbürgte, wenn Lukas die Hose herunterlassen würde.
Doch schnell schlug ich mir diesen Gedanken aus dem Kopf, denn ich würde ihn sowieso niemals zu Gesicht bekommen. Lukas würde nichts von mir wollen, denn das hier wird ein Filmkuss wie jeder andere für ihn sein.
Lukas ist scheinbar ein Schauspieler und diese sind darauf spezialisiert, Schauspiel und Privatleben voneinander zu trennen. Für Lukas gehörte das einfach zu seinem Job, er machte das ständig.
Außerdem hieß es nicht, dass er auch in Wirklichkeit etwas an Männern abgewinnen konnte, nur weil seine Rolle anscheinend schwul ist. Es hatte nichts weiter zu bedeuten, ich sollte mir keine Hoffnungen machen.
,,Lukas, kannst du bitte mal auf deine Startposition gehen? Da wo der rote Becher liegt!'', befahl ihm Matthias und deutete auf den Floor. Angesprochener nickte, lächelte mich an und kehrte mir daraufhin den Rücken zu.
Sein süßes Lächeln ließ mein Herz einige Takte schneller schlagen. Ich kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus und sofort warf ich einen Blick auf seinen äußerst hübschen Hintern.
Mir klappte die Kinnlade leicht herunter, denn Lukas ist scheinbar nicht nur von vorne perfekt ausgestattet. Sein Hintern hatte die perfekte Form und Größe für meine Hände. Hatte Matthias nicht Interesse daran, noch eine Sexszene zu drehen?
,,Tim, lehn' dich bitte mal an die Bar und nimm' deinen Drink in die Hand!'', rief mir Matthias zu und ich hätte es fast überhört, weil ich viel zu beschäftigt damit war, Lukas zu mustern. Aber wie konnte ich auch nicht?
Ich tat wie befohlen und nahm einen Schluck von dem Getränk, in dem sich, nicht wie vermutet Vodka, sondern stinknormales Wasser befand. Obwohl ich mir gerne etwas Mut antrinken würde...
,,Okay, passt.... Und bitte!'', sagte Matthias und die Filmklappe fiel. Erneut nahm ich einen Schluck aus dem Becher, während ich mich auf dem Floor umsah, auf dem die Komparsen wie verrückt zu tanzen begangen.
Ich wendete den Blick von ihnen ab und sah stattdessen zu Lukas, der geradewegs auf mich zu kam. Meine Knie wurden zu Wackelpudding und plötzlich stand er vor mir, um mich mit seinen blaugrauen Augen anzustrahlen.
Ich musterte ihn von oben bis unten, blieb etwas länger an seiner Beule hängen und glitt mit meinem Blick wieder hoch zu seinen weichen Lippen, die mir jetzt schon sämtlichen Atem raubten.
,,Na Baby, Bock zu knutschen?'', sagte Lukas grinsend seinen Text auf, rutschte näher an mich heran und packte mich an den Hüften, um mich sanft, aber dennoch bestimmt zu sich zu ziehen.
Auch wenn ich wusste, was gleich passieren würde, durchfuhr mich in der ersten Sekunde ein regelrechter Schock, als ich seine Lippen plötzlich auf meinen spüren konnte. Oh mein Gott!
Ich schlang die Arme um seinen hübschen Hals und zog ihn etwas näher. Lukas krallte sich an meiner Hüfte fest, streichelte mir über die Seiten und begann seine Lippen etwas schneller zu bewegen.
Kurz darauf stieß er meine Lippen in zwei und ließ seine, nach Kamillentee schmeckende Zunge, in meine Mundhöhle gleiten. Er stupste mich an, grinste keck und in der nächsten Sekunde lieferten sich unsere Zungen einen heißen und leidenschaftlichen Kampf ab.
Die Gefühle, die bei diesem Kuss in mir ausgelöst wurden, konnte ich kaum in Worte fassen. Ich konnte mich noch nicht einmal daran erinnern, wann ich solche berauschenden Gefühle zuletzt gespürt hatte.
Mein Herz, welches raste, seitdem Lukas überhaupt an der Bar stand, schlug nun doppelt so schnell wie die Flügel eines Kolibris. Auf meinem kompletten Körper legte sich eine angenehme Gänsehaut und das Kribbeln bereitete sich überall aus.
Ich fühlte mich wie unter Strom. Nicht mal die tollste Droge könnte jemals das auslösen, was dieser Kuss gerade in mir verursachte. Ich krallte mich an Lukas' Haaren fest und presste mich so nah wie möglich an ihn.
Lukas wurde mit seiner Zunge etwas schneller und zog mich noch ein Stückchen näher zu sich, sodass noch nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns passte. Sein wundervoller Duft stieg mir in die Nase und machte meine Knie weich.
Ich hatte ja schon so einige Typen in meinem Leben geküsst, aber im Gegensatz zu Lukas, waren das irgendwelche banalen Kleinigkeiten. Nicht mal mit meinen engsten Partnern hatte ich so etwas Wunderschönes erlebt.
Lukas sah nicht nur verdammt heiß aus, er küsste dazu auch noch richtig gut. Der Kerl wusste seine Zunge geschickt einzusetzen. Es war nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig – es war einfach perfekt.
,,Wow...'', hauchte ich fassungslos gegen seine Lippen, als wir uns irgendwann voneinander lösen mussten. Ich sah in Lukas' Augen, dessen Pupillen geweitet waren und die wie Sterne strahlten.
Ich kraulte seinen Nacken und konnte spüren, wie sich dort alle Haare mit einem Mal aufstellten. Diese Reaktion ließ meinen Bauch angenehm kribbeln und mein Herz nur noch schneller schlagen.
,,Das war der Wahnsinn...'', bekam Lukas geradeso heraus und leckte sich einmal über die Lippen. Er streichelte mir über die Hüftknochen und gab mir das wohl schönste Lächeln, welches ich je bekommen hatte.
,,Du warst...'', wollte Lukas gerade etwas auf unseren Kuss erwidern, doch er wurde abrupt unterbrochen, als Matthias uns beiden einmal auf die Schultern klopfte. Stimmt, der ist ja auch noch da...
,,Jungs, ihr wart großartig! Das hat direkt geklappt, das können wir gleich so lassen! Besser hätte es nicht laufen können!'', strahlte Matthias über beide Ohren und klatschte in die Hände.
,,Super, das freut mich.'', lächelte Lukas und sah mit unsicheren Augen zu mir. Dann bemerkte er, dass er noch immer seine Hände auf meiner Hüfte liegen hatte und mir verdammt nah war.
,,Oh mein Gott, sorry...'' Ruckartig löste er sich von mir, sah mich entschuldigt an und kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf. Mich erfüllte sofort eine innere Leere und am liebsten wollte ich ihn packen, um ihn nochmal zu küssen.
Stattdessen nahm ich die Arme von seinem Hals weg, lächelte ihn an und sah in mein Glas, was ich auf dem Tresen abgestellt hatte. Ich nahm einen Schluck und warf einen Blick zu der Barkeeperin, die mich und Lukas einmal musterte.
Zu sehr wünschte ich mir, dass das hier wirklich eine Bar wäre, denn dann würde ich mir eine Jacky-Cola nach der Nächsten bestellen, um alle Erinnerungen an diesen unglaublichen Kuss für immer zu vergessen.
Der Kuss war wirklich schön. Also wenn es nach mir ginge, könnten wir diese Szene noch ungefähr hundert Mal wiederholen. Lukas konnte mir seine Lippen ruhig so lange aufdrücken, bis sie wund und taub waren.
Aber für so jemanden wie Lukas ist das wahrscheinlich ein ganz normaler Filmkuss gewesen, mehr nicht. Er machte das andauernd und hatte sich in all den Jahren so viel Professionalität angeeignet, dass es ihn nicht weiter interessierte.
Lukas hatte dabei nichts gefühlt. Wahrscheinlich wollte er nur, dass das Alles ein ganz schnelles Ende nahm und ist froh darüber, dass wir die Szene sofort im Kasten hatten. Wenn ich nicht in der Nähe wäre, hätte er sich schon längst den Mund ausgespült...
,,Wollt' ihr euch die Szene mal ansehen?'', fragte Matthias grinsend nach und Lukas sah mit fragenden Augen zu mir, während ich mit den Schultern zuckte und versuchte, mir nichts von meinen Gefühlen anmerken zu lassen.
Ich sollte mir sowieso keine Hoffnungen machen, denn außer diesem Zungenkuss würde ich nichts weiter von Lukas bekommen. Ich konnte mir wie seine Fans weitergehende Szenarien nur in meinen feuchtesten Träumen vorstellen.
Ich vergrub die Hände in den Taschen und ging mit Lukas und Matthias zu dem riesigen Vorschaumonitor, auf dem sich gerade ein Standbild befand, welches mich und Lukas küssend zeigte.
,,Freddy, kannst du nochmal auf den Anfang spulen und den beiden die komplette Szene zeigen?'', fragte Matthias, ließ sich auf seinem Stuhl nieder und der Kameramann nickte einmal.
Er spulte zurück und drückte auf Start, um den Moment von eben Revue passieren zu lassen. Meine Mitte zog sich angenehm zusammen, als ich Lukas vor mir stehen sah, der interessiert meinen Körper abcheckte.
Mein Herz raste, als Lukas mich an den Hüften packte und mir seine Lippen aufdrückte. Eine angenehme Gänsehaut legte sich auf meine Arme, als ich ganz genau sehen konnte, wie er seine Zunge in meine Mundhöhle gleiten ließ.
Wow, ich hätte nicht gedacht, dass es mich so sehr anmachen könnte, mich selbst beim Rummachen zu sehen. Ich biss mir auf die Unterlippe und griff mir einmal unauffällig in den Schritt, um diesen zu richten.
Ich würde wirklich alles dafür geben, um diesen Moment nochmal erleben zu können. Ich leckte mir über die Lippen und sah zu Lukas, der wie gebannt auf den Monitor schaute und dessen Augen leicht funkelten.
Mein Lächeln wurde sofort breiter. Ich wollte ihn packen und küssen. Vollkommen egal, wie sehr ich mich vorhin noch für meine Schusseligkeit verflucht hatte, jetzt bin ich total glücklich darüber, dass es so weit gekommen ist.
,,Na, was sagt ihr? Perfekt, oder?'' Voller Erwartungen drehte sich die komplette Crew zu uns. Ich lächelte und nickte stumm, während ich am liebsten fragen wollte, ob wir die Szene nicht nochmal drehen könnten.
Na gut, dann aber ohne Kameras und nicht hier, sondern in einem Bett. Also wenn wir dann schon dabei waren, würde ich Lukas nicht nur küssen, sondern direkt ausziehen wollen. Die Beule machte mich ganz verrückt... Schluss jetzt!
Ich warf einen Blick zu Lukas, der breit grinste und mit einem Daumen nach oben seine Zustimmung gab. ,,Ist wirklich super geworden und sieht auch verdammt gut aus. Besser als gedacht.'', strahlte er.
,,Geht mir genauso.'', lächelte ich und wurde etwas roter um meine Wangen.
,,Das freut mich zu hören.''
,,Okay Lukas, dann bereitet dich Mandy für die nächste Szene vor. Gehst du bitte zur Garderobe?'', kaum lief der letzte Frame über den Bildschirm, schnappte sich Nicole Lukas und zog ihn Richtung Flur.
Ich sah ihm seufzend hinterher und verschränkte die Arme vor der Brust. Am allerliebsten wollte ich ihm hinterherrennen und ihm sagen, dass das der wohl beste Zungenkuss war, den ich je bekommen hatte und dass ich gerne mehr davon hätte.
Doch es ist besser so, dass ich es ihm nicht sagen konnte, denn ansonsten würde ich mich vor Lukas komplett zum Affen machen. Lukas wollte nichts weiter von mir wissen, das hier ist sein Job, mehr nicht.
,,Also wenn du möchtest, kannst du gerne noch etwas hierbleiben. Ansonsten wärst du mit deiner Szene fertig.'', wandte sich Matthias grinsend an mich und drehte sich mit seinem Stuhl zu mir.
,,Gerne, ich setz' mich nach dahinten an den Rand und schau' noch etwas zu.'', erwiderte ich schüchtern und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Was willst du denn noch hier? Hör' auf dir Hoffnungen zu machen!
,,Klar, setz' dich ruhig...'', lachte der Regisseur und machte eine entsprechende Handbewegung. Ich erwiderte sein Lachen und ging daraufhin in die Richtung der menschenleeren Couch, auf der ich mich einmal niederließ.
[...]
Vollkommen gelangweilt musterte ich den Floor, auf dem einigen Menschen wie verrückt tanzten und auf welchem gerade einige Einstellungen gedreht wurden. Ich musterte die arbeitenden Kameraleute und warf einen Blick auf die Uhr.
Seit einer geschlagenen Stunde saß ich schon hier und Lukas war noch immer nicht aus der Maske gekommen. Eigentlich konnte ich schon längst Zuhause sein, aber ich wollte nicht gehen, ehe ich ihn nicht noch ein letztes Mal gesehen hatte.
Obwohl ich in meinem tiefsten Inneren wusste, dass das Wiedersehen pure Zeitverschwendung ist, konnte ich mich einfach nicht dazu aufraffen, mich von der Crew zu verabschieden und mir ein Taxi zu rufen.
So sehr ich vor einigen Stunden noch gehen wollte, jetzt fühlte ich mich wie angekettet und konnte mich nicht eher von den Fesseln losreißen, bis ich Lukas nicht noch einmal gesehen hatte.
Ich drückte den Knopf an der Seite meines Handys, aber auch auf diesem passierte nichts Spannendes. Ich seufzte genervt auf, steckte es wieder weg und fuhr mir leicht aufgebracht durch die Haare.
In unserem gemeinsamen Gruppenchat hatte ich Alex und Marcel von der Begegnung mit Lukas erzählt und ihnen genauestens beschrieben, was ich bei dem Kuss gefühlt hatte und wie fertig es mich machte, ihm nicht näherkommen zu können.
Meine besten Freunde waren von meiner Aussage etwas genervt und hatten versucht mich mit ihren gut gemeinten Worten vom Gegenteil zu überzeugen. Ich konnte es ja schließlich nur herausfinden, wenn ich ihn auch darauf ansprach.
Ich schüttelte mit dem Kopf, denn auf keinen Fall würde ich Lukas die Wahrheit sagen. Wahrscheinlich wollte dieser auch gar nicht mehr mit mir reden, weil ich nur irgendein belangloser Komparse und nicht einer seiner hochgeschätzten Schauspielkollegen bin.
Lukas hatte mich schon längst wieder vergessen und würde sich höchstens nur an den Kuss erinnern, wenn er in einem Interview oder sonst wo darauf angesprochen wurde. Wenn überhaupt...
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich in meinem Augenwinkel sehen konnte, wie der dunkle Flur von einem kleinen Lichtstreifen beleuchtet wurde.
Meine Augen weiteten sich und mein Herz blieb fast stehen, als Lukas aus der Tür getreten kam und sich seine Haare, die zu einem Zopf gebunden waren, zusammenzog.
Ich setzte mich aufrecht hin und verfolgte jeden einzelnen seiner Schritte. Unsere Blicke trafen sich und meine Knie zitterten, als er mir ein Lächeln zu warf. Oh Gott, dieser Mann ist so hübsch!
Lukas ging an mir vorbei und sein Parfüm, welches nochmal neu aufgelegt wurde, schoss mir sofort in die Nase und vernebelte mir das komplette Hirn. Ich lächelte ihm hinterher und musste aufpassen, nicht einfach loszusabbern.
Obwohl ich nicht damit gerechnet hätte, dass das noch möglich wäre, sah Lukas jetzt noch viel besser aus. Er wirkte wesentlich frischer und auch seine Klamotten wurden noch einmal gewechselt.
Anstatt seines Shirts trug Lukas ein weißes Tanktop mit einem braunen Hemd darüber. Die Jeans hatte er gegen eine knappe Shorts gewechselt und an seinem linken Handgelenk befanden sich nun zwei Lederarmbänder.
Ich musterte ihn von oben bis unten und konnte meinen Blick nicht von ihm lassen. Meine Mitte zog sich angenehm zusammen und meine Augen blieben automatisch an seinem wunderschönen Hintern kleben.
Ich biss mir einmal auf die Unterlippe, als ich darüber nachdachte, was ich mit diesem jetzt am liebsten anstellen und wie gerne ich diesen ohne die lästigen Shorts und der ebenso unnötigen Boxershorts sehen würde.
Zu gerne wollte ich meine Hände um seinen Hintern legen, einmal fest zu packen und diesen daraufhin sanft, aber dennoch bestimmt massieren, um Lukas ein leises Stöhnen zu entlocken.
Lukas würde sich, nachdem er das eine Zeit lang genossen hatte, umdrehen, mir tief in die Augen sehen, seine Hände auf meine Brust legen und meinem Gesicht näherkommen, um unsere Lippen miteinander zu vereinen.
Wir würden uns wild küssend auf den Weg Richtung Toilette machen, wo ich Lukas in eine Kabine ziehen und die Tür abschließen würde, um ihn daraufhin hart und rücksichtslos durchzunehmen.
Meine Mitte zog sich bei der Vorstellung angenehm zusammen. Ich rückte mir den Schritt zu recht, weil ich wirklich Angst hatte, dass mir die Hose vor versammelte Mannschaft wegsprengen würde.
Ich wendete den Blick von Lukas' Hintern ab, fuhr mir durch die Haare und wollte meine volle Aufmerksamkeit nun wieder auf die tanzenden Menschen richten.
Doch ohne es kontrollieren zu können, glitten meine Augen zu Lukas, der noch immer bei Matthias stand und sich irgendwas erklären ließ.
Ich seufzte, richtete mir die Brille und fragte mich, wie so oft in der letzten Stunde, was ich hier eigentlich noch verloren hatte.
Ich könnte schon längst Zuhause sein, mich ins Bett legen und Chips fressend einige Folgen Breaking Bad schauen, um den Gedanken zu ertränken, dass ich Lukas nicht haben konnte.
Irgendwann würde ich schon darüber hinwegkommen. Ich sollte sowieso damit aufhören, mir sonst was auf diesen Zungenkuss einzubilden und mir irgendwelche Szenarien auszumalen.
Es war Lukas' Job, mehr nicht. In einigen Tagen würde er die ganze Sache eh schon wieder vergessen haben. Ich konnte mich noch so verzweifelt daran festklammern, Lukas interessierte es nicht mal im Geringsten.
Ich seufzte leise, musterte ihn, doch verwarf den Gedanken daran, ihm meine Nummer zu geben. Ich sollte es einfach dabei belassen und nach Hause gehen. Ich würde schon noch den Richtigen finden.
Widerwillig erhob ich mich von der Couch und haderte noch einige Minuten. Ohne mich zu verabschieden, kehrte ich der Crew und dem restlichen Cast den Rücken zu. Ich wollte es nicht noch schmerzhafter machen.
Mit gesenktem Kopf lief ich den Flur entlang und wünschte nochmal zurückspulen zu können. Ich wollte den Augenblick mit Lukas noch viel länger genießen, oder am liebsten für immer auf Pause drücken.
Draußen angekommen, atmete ich einmal tief durch und stellte mich etwas abseits des Clubs. Aus meiner Jackentasche holte ich eine Packung Zigaretten und zündete mir eine von ihnen sofort an.
Ich nahm einen tiefen Zug und behielt den Rauch etwas länger in der Lunge. Ich lehnte mich gegen die Hausfassade und sah nachdenklich auf die vorbeifahrenden Autos. Warum hatte ich dem Ganzen überhaupt zugestimmt?
Der Kuss war eine wirklich schöne Erfahrung, aber am liebsten wollte ich ihn wieder rückgängig machen. Ich hatte das noch nie, dass ich so einen Liebeskummer wegen so einem simplen Kuss schob.
Ich hatte schon mit vielen Kerlen einfach so herumgeknutscht. Jedoch waren diese Küsse und Typen in den meisten Fällen schon nach wenigen Minuten wieder aus meinem Kopf verschwunden.
Ich kannte Lukas noch nicht mal. Wer weiß, vielleicht ist er außerhalb des Sets das totale Arschloch, kommandierte alle herum und hielt sich für etwas Besseres, weil er ein ach so toller Schauspieler ist.
Ich sollte mir nichts darauf einbilden. Lukas hatte bei diesem Kuss nichts für mich empfunden. Ich sollte ihn mir rechtzeitig aus dem Kopf schlagen, ehe ich noch ernsthafte Gefühle für ihn entwickelte.
Ich zog erneut an der Zigarette und musste lachen. Das ist doch absurd. Warum zum Teufel machte ich mir darüber überhaupt solche Gedanken? So erging es mir noch nicht mal nach einem One Night Stand.
Okay, wenn mich in der Dusche mal die Lust überkam, dachte ich gerne an diese zurück, jedoch hatte ich keinen Liebeskummer deswegen. Im Vergleich zu diesem Zungenkuss, liebte ich es, darüber nachzudenken.
Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich die Typen, mit denen der Sex stattgefunden hatte, vermissen würde. Es ist okay, dass es bei diesem einem Mal geblieben ist und sie sich nicht mehr gemeldet hatten.
Doch bei Lukas ist alles einfach so viel anders. Wir hatten uns nur einmal geküsst und trotzdem bekam ich ihn nicht aus dem Kopf. Obwohl ich meine One Night Stands manchmal viel näher kennengelernt und Zeit mit ihnen verbracht hatte.
Eigentlich müsste es mir bei Lukas so leicht fallen, ihn einfach gehen zu lassen. Diesen wunderschönen Zungenkuss bei einer Erinnerung zu belassen, die ich zwar nicht wiederholen, aber an die ich immer zurückdenken konnte.
Wieso schaffte ich das nicht? Weil es noch so frisch ist? Oder weil Lukas so atemberaubende Gefühle in mir ausgelöst hat? Weil ich etwas in ihm sah, nachdem ich mich schon lange sehnte?
Ich vergrub die Hände im Gesicht und wollte am liebsten schreien. Ich wollte diesen verdammten Kopf abstellen, denn es brachte nichts. Ich sollte es einfach vergessen und nach Hause fahren.
Ich griff nach meinem Handy, entsperrte dieses und ging auf meine Kontakte, um mir ein Taxi zu rufen. Ich wählte die Nummer, hielt das Handy ans Ohr und wartete darauf, dass jemand abnahm.
,,Hallo?'', hörte ich plötzlich eine Stimme. Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen und drehte meinen Kopf nach links, weil die Begrüßung nicht aus meinen Lautsprechern kam.
,,Hey, kann ich dich mal kurz stören?'', fragte Lukas unsicher nach, der wie aus dem Nichts plötzlich vor mir stand und sich am Hinterkopf kratzte.
,,Äh... Klar, was gibt es? Muss was nachgedreht werden?'' Sofort legte ich auf und mein Herz begann zu rasen. Er machte mich wahnsinnig!
,,Nein, mit der Szene ist nach wie vor alles in Ordnung.'', beruhigte mich Lukas lächelnd, während sich meine Mundwinkel leicht nach unten zogen. Wäre ja auch zu schön...
,,Darf ich so frech sein und mir eine Zigarette von dir schnorren?'', fragte Lukas nach und sah mich mit seinen wohl besten Hundeaugen an.
,,Klar, nimm' dir ruhig eine...'', stimmte ich sofort zu und streckte ihm die Packung entgegen.
,,Feuer?''
,,Kannst du auch gerne haben.''
Lukas zündete sich die Zigarette an, ehe er mir das Feuerzeug wiedergab. Er lehnte sich neben mich an die Hauswand und lächelte mich an. Ich erwiderte dieses, zog an meiner Kippe und sah wieder auf die Straße.
So standen wir da – schweigend und rauchend. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich ernsthaft gehofft, dass Lukas wegen mir herausgekommen ist. Einfach, um nach mir zu sehen und mich zu fragen, ob wir Nummern austauschen wollten.
Aber das würde nur Wunschdenken bleiben, denn wahrscheinlich war er nur hier, weil er gerade Pause hatte, gerade keine Szene drehen musste oder einfach mal etwas frische Luft schnappen wollte.
,,Kann ich dir mal eine Frage stellen?'', ergriff Lukas plötzlich das Wort, als er seine Zigarette halb aufgeraucht hatte.
,,Klar, gerne.'', erwiderte ich grinsend und drehte meinen Kopf wieder in seine Richtung. Oh mein Gott, er ist so hübsch...
,,Wie ging es dir bei dem Kuss?'' Mir fiel die Zigarette fast aus den Fingern. Meine Pupillen weiteten sich und meine Knie wurden zu Wackelpudding.
Ich schluckte einmal schwer und brauchte erstmal einige Sekunden, um mich zu sammeln. Immer wieder öffnete ich den Mund, aber ich war nicht in der Verfassung irgendwas zu sagen.
Sollte ich lügen? Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Warum stellte mir Lukas überhaupt diese Frage? Ist Lukas nur herausgekommen, um mir diese Frage zu stellen? Hatten seine Kollegen und er eine Wette abgeschlossen?
Ich musterte Lukas, der an der Kippe zog und in aller Seelenruhe auf meine Antwort wartete. Ich sah in die Richtung der Straße und wollte mich sofort auf diese schmeißen, weil ich ihm nicht die Wahrheit sagen konnte.
,,Also falls es dich interessiert... Ich fand den Kuss ganz schön.'', ergriff Lukas erneut das Wort, nahm einen letzten Zug von der Zigarette und schnipste sie daraufhin auf den Bordstein, um sie mit der Schuhsohle auszudrücken.
,,Weißt du, Tim, ich hatte schon viele Kuss- oder Sexszenen. Mal mit Frauen, mal mit Männern. Auch schon mit mehreren, das ist nicht unbedingt was Neues für mich.'', begann er zu erzählen, während sich jeder Muskel in mir anspannte.
,,Ich hatte viele attraktive Drehpartner, aber es hat mich nicht gejuckt. Ich hatte schon so viele intensive Szenen – nur in Unterwäsche oder sogar nackt. Ich drehe einige Filme, wo so etwas immer wieder vorkommt. Ich werde für solche Rollen gerne gebucht.''
Die Schnitte zwinkerte mir einmal vielsagend zu, während sich meine Wangen erhitzten. Wie heißen die Filme denn? ,,Aber ich konnte meine Gefühle immer ausschalten. Beziehungsweise, habe ich nichts gefühlt. Kein Kribbeln, keine Gänsehaut – nichts.''
Ich biss mir auf die Unterlippe und wollte nur noch wegrennen. Wahrscheinlich wollte mir Lukas jetzt verklickern, dass ich mir bloß nichts auf diesen Zungenkuss einbilden sollte. Eventuell war es schon mal vorgekommen, dass jemand deswegen mehr von ihm wollte.
Scheinbar war das Gang und Gebe für ihn. Er hatte mir ja gerade nochmal verdeutlicht, wie oft er mit solchen Szenen in Berührung kam und dass diese zu seinem täglichen Berufsalltag gehörten. Er wurde anscheinend auch bewusst für so etwas gecastet.
,,Heute war das aber anders...'' Lukas atmete einmal tief durch, fuhr sich durch die Haare und rutschte näher an mich heran. Meine Augen wurden immer riesiger und mein Atem immer flacher.
,,Tim... Ich... Ähm... Ich habe da was gespürt, als wir uns geküsst haben. Mein ganzer Körper hat gekribbelt, mein Herz hat gerast und die Gänsehaut ist noch immer da, weil ich nicht mehr damit aufhören kann, daran zu denken.'' Bitte was?
,,Ich hatte das noch nie und es ist auch total ungewohnt für mich. Normalerweise kann ich beim Schauspielern total loslassen. Ich kann mit einem Fingerschnipsen von Lukas zu der Rolle wechseln.''
,,Bei dem Kuss geht das aber nicht. Keine Ahnung, welche Knöpfe du gedrückt hast, aber irgendwie bekomme ich dich nicht mehr aus dem Kopf. Alles dreht sich nur noch um dich und deine Lippen.'', seufzte Lukas.
,,Du bist wirklich hübsch, Tim. Als ich dich da zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich dich sofort abknutschen. Ich hab' dich schon damals auf der Kartei gesehen und mich so gefreut, ausgerechnet so eine Szene mit dir drehen zu dürfen.''
,,Es tut mir leid, falls ich dir damit zu nahe treten sollte. Es ist auch okay, wenn es dir nicht so geht. Mir war es einfach nur wichtig, dass du das weißt. Es war so ein Impuls, dir das unbedingt sagen zu müssen.''
,,Na gut, ich geh' dann wieder rein... Schönen Abend noch und komm' gut nach Hause...'' Lukas biss sich auf die Unterlippe, winkte schüchtern und kehrte mir daraufhin den Rücken zu.
Ich stand nur wie angewurzelt da und wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Lukas hatte der Kuss etwas bedeutet? Ich kniff mir in den Arm, aber erwachte nicht in meinem Bett.
Ich sah noch immer Lukas, der gerade in die Richtung des Clubeingangs lief. Der Lukas, der mir gerade gestanden hatte, dass er mich hübsch fand, sich auf die Szene gefreut und vor allem etwas bei dem Kuss empfunden hatte.
Worauf wartest du Vollidiot eigentlich noch? Mit schnellen Schritten ging ich Lukas hinterher. Noch bevor er die Eingangstür erreichen konnte, packte ich ihn an den Schultern und drückte ihn gegen die Wand.
Mit erschrockenen Augen musterte er mich. Ich atmete einmal tief durch, fasste all meinen Mut zusammen und drückte meine Lippen auf seine. Ich lockerte den Griff um seine Schultern und stützte meine Hände links und rechts neben seinem Kopf ab.
Lukas, der zunächst noch etwas verkrampfte, konnte sich schnell aus seiner Starre lösen. Er schlang die Arme um meinen Hals und zog mich näher zu sich, sodass ich mein komplettes Gewicht auf ihn verlagerte.
Ich seufzte zufrieden auf und langsam bewegten wir unsere Lippen aufeinander. Vollkommen schüchtern drückten wir uns einige zarte Küsse auf. Immer wieder lösten wir uns voneinander, um uns tief in die Augen zu sehen.
Sofort wollten wir jedoch mehr und bewegten unsere Lippen etwas schneller. Lukas wanderte mit seinen Händen hoch zu meinen Haaren und vergrub seine Finger in diese. Meine Kopfhaut kribbelte aufgrund dessen wie verrückt.
Ich streichelte mit meiner Hand über seinen Arm. Sofort musste ich in den Kuss hineingrinsen, als ich an den Fingerkuppen spüren konnte, wie sich eine angenehme Gänsehaut auf diese legte.
Wir lösten uns wieder voneinander und lächelten uns gegenseitig an. Kurz darauf trafen sich unsere Lippen erneut. Es fühlte sich total gut an, ihn zu küssen, ohne zu wissen, dass sich eine Kamera auf uns befand.
Vor allem gefiel mir der Gedanke, dass wir gerade miteinander herumknutschten, weil wir beide es so wollten. Nicht, weil es in irgendeinem Drehbuch festgeschrieben stand und irgendein Regisseur das so entschieden hatte.
Lukas und ich küssten uns, weil wir es unbedingt wollten. Ich legte meine Hände an seine Hüfte, zog ihn bestimmt zu mir und leckte etwas zögerlich über seine wunderschöne Unterlippe. Oh Gott, ist das toll!
Ohne zu zögern, öffnete Lukas seine Lippen. Ich ließ meine Zunge in seine Mundhöhle gleiten und nahm mir alle Zeit der Welt, um diese zu erkunden. Nichts musste auf die Sekunde genau geschehen.
Keine SD-Karte würde ihren Speicherplatz verlieren und kein Akku der Kamera könnte leer gehen. Lukas und ich konnten uns so lange küssen, wie wir es wollten. Wir konnten uns die Zeit nehmen, die wir brauchten.
Nichts und niemand konnte uns stören. Es fühlte sich so schön an, endlich mit ihm alleine zu sein. Ich konnte es noch immer nicht fassen und musste mir hin und wieder in den Arm kneifen.
,,Wow...'', stieß ich mit fassungslosen Augen aus, als wir uns voneinander gelöst hatten.
,,Wow...'', wiederholte Lukas meine Worte, strahlte mich an und streichelte mir über die Wange.
,,Ich könnte das noch Ewigkeiten machen...'', gab ich lächelnd zu und drückte ihm einen sanften Kuss auf.
,,Also hast du auch was empfunden?'', harkte Lukas etwas unsicher nach.
,,Na klar. Es fühlt sich so toll an, dich zu küssen. Ich finde dich auch so hübsch.'', antwortete ich grinsend und schmiegte mich an seine Hand, die noch immer auf meiner Wange lag.
,,Ehrlich gesagt hatte ich es anfangs bereut, dem Ganzen zugestimmt zu haben. Eigentlich hatte ich mit den Komparsenrollen nur angefangen, um etwas Geld neben dem Studium zu verdienen.'', gab ich zu.
,,Ich weiß auch nicht, warum ich dem hier überhaupt zugestimmt habe. Wahrscheinlich, weil ich einfach mal gucken wollte, ob es noch genau so aufregend wie damals ist. Und, weil ich Langeweile hatte.''
,,Und dann stimmt man gleich einer Kussszene zu? Sehr gewagt.'', fragte Lukas lachend nach.
,,Ähm... Den Teil hatte ich witzigerweise überlesen. Ich bin mit dem Gedanken hierhergekommen, nur auf dem Floor zu stehen und zu tanzen.'' Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf und lief leicht rot an.
,,Oh Gott, jetzt echt?!'' Lukas' Augen weiteten sich, während ich nickte. ,,Du Armer...''
,,Wieso hast du dann trotzdem zugestimmt? Das macht man jetzt nicht einfach so...''
,,Na ja, als ich dich gesehen habe, fand ich es nicht mehr so schlimm, dass ich jemandem die Zunge in den Hals schieben muss.'', zuckte ich grinsend mit den Schultern und wurde zur Tomate.
,,Awww, wie süß du bist!'', strahlte Lukas und stupste mir gegen die Nase. ,,Da freu' ich mich aber, dass ich dir so gefalle...'', hauchte mir Lukas mit heiserer Stimme gegen die Lippen.
Kurz darauf lagen diese wieder auf meinen. Lukas legte seine beiden Hände um mein Gesicht und streichelte mir zärtlich über dieses. Ich hatte das Gefühl zu brennen, weil sich jede Berührung wie eine Flamme anfühlte.
Mein Bauch kribbelte, mein Herz raste und überall hatte ich eine angenehme Gänsehaut. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt solche berauschenden Gefühle bei einem Mann gespürt hatte.
Wir knutschten miteinander herum und am liebsten wollte ich die Zeit für immer zum Stillstehen bringen. Ich wollte Lukas so gerne mit nach Hause nehmen, ihn in mein Bett legen und ihn die ganze Nacht küssen.
Ich wollte ihn im Arm halten, über seinen wunderschönen Körper streicheln und ihm immer näherkommen. Ich wollte es nicht bei dieser einmaligen Gelegenheit belassen und schon gar nicht beim Küssen.
Immer, wenn wir uns voneinander lösten, warf ich einen kurzen Blick auf seinen Schritt, der in der Shorts noch viel besser zur Geltung kam. Ich würde wirklich alles dafür geben, um jetzt mit ihm alleine zu sein...
,,Ey! Lukas!'' Nach einer viel zu langen Zeit, die sich nur wie eine Minute angefühlt hatte, wurden wir aus unserer Zweisamkeit gerissen. Lukas und ich lösten uns voneinander und sahen in die Richtung, wo die Stimme herkam.
,,Was gibt es?'', fragte Lukas den Sercurity, der einige Meter von uns entfernt stand.
,,Ich störe dich ungern, aber du sollst wieder zurück ans Set. Du hast noch ein bisschen was vor dir. Wir müssen langsam fertig werden.'', sagte er in einem strengen Ton, sah uns aber auch entschuldigt an.
,,Oh, okay...'', flüsterte Lukas betrübt. ,,Ich komme gleich! Fünf Minuten noch!''
,,Beeil' dich aber bitte, Matthias wird langsam ungeduldig.'', befahl er uns bittend, ehe er zurück in den Club ging.
,,Ups, ich hab' vollkommen vergessen, dass ich ja noch arbeiten muss...'', seufzte Lukas leise und verdrehte einmal die Augen.
,,Tja, das Geld verdient sich nicht von alleine...'', erwiderte ich mitleidig und biss mir auf die Unterlippe.
,,Eventuell können die meine Rolle ja spontan sterben lassen.'', zuckte Lukas mit den Schultern. ,,Dann könnte ich mit zu dir kommen und wir machen uns einen schönen Abend.'', schlug er grinsend vor und drückte mir einen Kuss auf.
,,Hmmm... Das wäre eine Überlegung wert.'', lächelte ich und griff nach seinen Händen.
,,Wenn es nur so einfach wäre...''
Ich seufzte leise, schielte an ihm vorbei und wollte kotzen bei dem Gedanken, dass wir uns voneinander trennen mussten. Ich würde jetzt wirklich alles dafür geben, um mit Lukas zusammen in ein Taxi zu steigen.
Er musterte mich mit entschuldigten Augen, fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und vereinte wieder unsere Lippen miteinander. Ich schlang die Arme um seinen Körper und genoss die letzten Minuten, die wir noch hatten.
Auch wenn es sich so schön anfühlte, brach es mir das Herz. Ich wollte nicht gehen. Ich könnte noch Stunden damit verbringen, hier mit Lukas zu stehen, ihn zu küssen und alles um uns herum zu vergessen.
,,Ich muss jetzt langsam, sonst werden die wirklich wütend...'', seufzte er und sah zum Eingang, wo schon wieder der Sercurity stand und etwas ungeduldig mit seinen Füßen wippte.
,,Ist okay.'', erwiderte ich und musterte ihn aufmunternd. ,,Es war sehr schön mit dir. Danke, dass du nochmal herausgekommen bist. Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Drehen.''
Bevor wir erneut in Versuchung kamen, löste ich ihn von mir, packte ihn an seinen Schultern und drehte ihn Richtung Eingang. Es fiel mir total schwer, aber anders würde es Lukas wahrscheinlich gar nicht mehr ans Set schaffen.
,,Tschüss, Tim. Ich hoffe, man kann sich nochmal sehen...'' Lukas nahm mich in den Arm, streichelte mir über den Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich erwiderte seine Umarmung und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
Da wir die Zeit aber schon längst überzogen hatten, dauerte der Moment nicht lange an. Lukas ließ seine Hände auf meinen Schultern ruhen, atmete einmal tief durch und griff in seine Gesäßtasche.
,,Es war sehr toll mit dir, Tim. Eventuell können wir das ja nochmal wiederholen.'' Lukas hauchte mir einen allerletzten Kuss auf die Lippen und griff nach meiner Hand. Er legte einen Zettel in diese, ehe er meine Wange küsste und mir den Rücken zu kehrte.
Ich sah ihm hinterher, warf einen Blick auf seinen Hintern und lehnte mich seufzend gegen die Hausfassade, als ich ihn nicht mehr sehen konnte. Ich raufte mir durch die Haare, während sich mein Herzschlag noch immer nicht beruhigen konnte.
Ich musterte den kleinen Zettel in meiner Hand, faltete diesen auseinander und musste sofort lächeln. Lukas hatte mir tatsächlich seine Nummer gegeben. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und sofort speicherte ich diese ab.
Da ich nicht mehr länger warten konnte, schrieb ich ihm sofort eine Nachricht, um auch wirklich auf Nummer sicherzugehen und ihm beim Feierabend ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dann steckte ich mein Handy weg, richtete mir die Klamotten und ging Richtung Taxistation.
Breit lächelnd ließ ich mich auf der Rückbank nieder, schnallte mich an und sagte dem Fahrer meine Adresse. Während wir durch die späten Abendstunden von Berlin fuhren, lehnte ich meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe.
Ich ließ die letzten Stunden noch einmal Revue passieren. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass durch eine so kleine Komparsenrolle etwas so Wunderschönes passieren könnte.
Zum Glück hatte ich die E-Mail nicht vernünftig gelesen, denn ansonsten hätte ich wahrscheinlich abgesagt und niemals zu spüren bekommen, wie unfassbar gut Lukas eigentlich küssen konnte.
Ich seufzte zufrieden auf, während mir total heiß wurde. Ich konnte es kaum noch erwarten, Lukas endlich wiederzusehen und ihn etwas näher kennenzulernen. Hoffentlich würde er durch die Dreharbeiten nicht zu sehr eingespannt sein.
Er gefiel mir wirklich gut. Ich glaube, dass ich seinen Namen später mal googeln werde, um seine Filmographie durchzustöbern und mir den ein oder anderen Film anzumachen, um ihn einfach sehen zu können. Bei dem Gedanken musste ich sofort lächeln.
Wir kamen an einer Ampel zum Stehen. Einige Menschen liefen über die Straße und darunter auch ein Pärchen, welches Händchen hielt und sich verliebt anlächelte. Ich winkelte den Arm leicht an und stellte mir vor, dass Lukas und ich diese Personen wären.
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