Der Junge vom Nachbarsgarten

-Lukas' Sicht-

,,Na Lukiboy, hast du auch endlich mal ausgeschlafen?! Ich dachte, du kommst heute gar nicht mehr.'', begrüßte mich mein Vater lachend, als ich gerade mein Fahrrad durch den schmalen Weg unseres Gartens schob.
,,So spät ist es doch gar nicht. Mama hat gesagt, dass es reicht, wenn ich  erst um 11 Uhr komme.'', verteidigte ich mich nur Schulter zuckend, grinste meinen Papa an und schob mein Fahrrad dann in die Richtung der Wiese, wo ich es in den Fahrradständer neben dem Strandkorb stellte.
Als mein Fahrrad stand, lächelte ich dieses an und nahm dann meinen vollgepackten Rucksack aus dem Korb, um daraufhin hoch auf die Terrasse und dann in unsere Laube zu gehen, in der meine Mutter schon in der Küche stand und den Salat zubereitete.

,,Na, mein Spatz. Alles gut? Hast du schon Hunger für später mitgebracht?'', begrüßte mich meine Mama fragend und lächelnd zugleich, drehte sich zu mir und musterte mich einmal, während ich meinen Rucksack auf dem Boden abstellte.
,,Ja, hat alles soweit geklappt. Hunger noch nicht allzu sehr, aber wenn ich den Salat sehe, kommt da schon wieder ein bisschen was auf.'', erwiderte ich lachend und trat etwas näher an die Theke heran, um die Schlüssel zu mustern, in welchem sich der Salat befand.
Ich leckte mir einmal über die Lippen und ging dann an die Schublade direkt unter der Theke, um mir dort eine Gabel herauszuholen und etwas in den Salat zu picken, um daraufhin etwas von diesem zu essen.

,,Ey, Lukas! Nimm' die Gabel da raus, da muss für später noch was übrig bleiben!'', meckerte meine Mutter nur und schlug mir einmal auf die Hand, als ich gerade dabei war, nochmal mit der Gabel in den Salat zu picken.
,,Wieso? Sind doch nur wir drei dieses Mal, Diana ist ja nicht da. Da kann ich doch ruhig jetzt schon ein bisschen was essen.'', fragte ich nur irritiert und mit vollem Mund zugleich nach, aber legte dann die Gabel zur Seite, weil ich ansonsten später wirklich keinen Hunger haben würde.
,,Ne, Luki, wir sind nicht zu dritt dieses Mal...'', lachte meine Mama nur und schnibbelte noch etwas Radischen klein, ehe sie diese in die riesige Schlüssel dazu tat. Ich zog in der Zwischenzeit nur verwirrt die Augenbrauen nach oben und lehnte mich mit meinem Rücken gegen die Küchentheke.

,,Wie wir sind nicht nur zu dritt?! Wer kommt denn noch?'', fragte ich meinem Gesichtsausdruck entsprechend nach, verschränkte die Arme vor der Brust und hoffte einfach, dass meine Eltern nicht wieder sonst wen eingeladen hatten.
Ich hatte ja nichts gegen die Freunde meiner Eltern und einige von ihnen waren soweit auch ganz OK, jedoch gingen manche einfach gar nicht, waren extrem nervig und ich wünschte mir dann manchmal nur noch, einfach in Ohnmacht zu fallen, damit ich mir das nicht mehr länger geben müsste.
Vor allem dieses eine nervige Pärchen, was ab und zu mal aus Hamburg zu uns angereist kam und mich ständig fragte, ob ich denn jetzt endlich mal eine Freundin hätte und meine Eltern ihnen dann immer und immer wieder erklären mussten, dass ich nicht auf Frauen stand, gingen einfach mal gar nicht.

Ich seufzte einmal leise, als ich darüber nachdachte,  fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und hoffte einfach, dass meine Eltern jemand vernünftiges und den ich auch schon kannte, eingeladen hatten.
,,Ach, die Wolbers vom Garten nebenan kommen mal wieder zu uns rüber. Du weißt doch, mit deren Sohn hast du früher doch so oft und gerne gespielt.'', erklärte mir meine Mama grinsend, sah mich einmal vielsagend an und mir ging mit einem Mal ein Licht auf.
Ich nickte nur stumm und sah nachdenklich zu dem Garten nebenan, wo man von hier aus aber nicht allzu viel sehen konnte, weil direkt davor deren Laube stand und ich draußen auch weit und breit niemanden aus der Familie erkannte.

Zwar hatten wir in den letzten Jahren nicht allzu viel mit den Wolbers zutun gehabt, aber dennoch hatte ich sie immer in guter Erinnerung behalten, weil diese Familie einfach immer so verdammt lieb und herzlich zu uns gewesen ist.
Ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass ich mit dem ältesten Sohn aus der Familie immer gespielt hatte, wenn unsere Familien mal zusammen in den jeweiligen Gärten waren und wie viel Spaß ich eigentlich mit ihm zusammen hatte.
Wenn ich mich recht erinnerte, dann hieß dieser Junge Tim und war nur einige Jahre älter als ich gewesen. Er hatte noch ein paar andere Geschwister, doch mit diesen hatte ich nicht allzu viel zutun gehabt.

Ich lächelte, als ich an diese Zeit zurückdachte, aber wurde dann doch ein wenig stutzig und traurig, als ich mich daran zurückerinnerte, dass ich diesen Tim schon verdammt lange nicht mehr bei seiner Familie gesehen hatte.
Ich wusste, dass ich meine Mama mal vor einigen Jahren gefragt hatte, ob sie denn wüsste, was mit Tim passiert sei und wieso dieser nicht mehr mit in den Garten kam. Doch auch meine Mama konnte mir darauf keine Antwort geben, weil seine Eltern bei dieser Frage immer wieder abgeblockt und ein neues Gesprächsthema gesucht hatten.
Hier in unserer Gartensparte gingen unzählige Gerüchte darüber rum, was denn mit dem ältesten Sohn der Familie plötzlich passiert ist, weil dieser nicht mehr bei ihnen ist. Manche sagten, dass er einfach keine Lust mehr darauf hatte, mit in den Garten zu fahren, was für sein Alter auch mehr als verständlich ist.

Aber andere wiederum hatten behauptet, dass er zu seinem Vater gezogen ist, als sich ihre Eltern voneinander getrennt hatten. Und da gab es auch noch die, die sagten, dass dieser Tim angeblich in ein Heim gesteckt worden ist, da er sich nach der Scheidung seiner Eltern viel Scheiße erlaubt hatte.
Es wurde viel darüber spekuliert, was mit ihm passiert sein könnte, jedoch schwieg die Familie in dieser Hinsicht wie ein verdammtes Grab, weshalb die Leute das Schlimmste vermuteten, weil jeder es doch eigentlich sagen würde, wenn dieser Tim mit seinem Vater zusammen weggezogen ist und deswegen keinen allzu starken Kontakt mehr zu der Familie hatte.
Ich hatte noch nie so recht verstanden, wieso die Leute sich darüber eigentlich so den Kopf zerbrachen, denn es ging eigentlich niemanden, außer die Familie, etwas an, was mit diesem Tim passiert ist. Aber Menschen halt, wenn sie nichts hatten, worüber sie sich das Maul zerreißen konnten, dann war ihnen einfach langweilig und sie wussten nichts mit ihrem eigenen Leben anzufangen.

Ich würde zwar lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir nicht auch mal den Kopf darüber zerbrochen hatte, was mit Tim passiert sein könnte, jedoch setzte ich keine Gerüchte in die Welt und behauptete, dass es auch genauso ist, wie ich es auch sagte.
Die Familie hatte schon ihre guten Gründe dafür, wieso sie es niemandem sagten und lieber für sich behielten. Tim ist einfach nicht mehr da, kein Teil mehr davon und damit sollte man sich einfach abfinden.
Auch wenn ich es mehr als schade fand, denn eigentlich ist er immer so verdammt lieb, höflich und nett zu einem gewesen, sodass ich mir einfach null vorstellen konnte, dass er seiner Mama angeblich solche Probleme bereitet hatte. Tim ist so ein Guter gewesen...

,,Lukas, kannst du Papa dann schon mal die Würstchen nach draußen bringen? Dann kann er gleich mal den Grill aufbauen und anfangen.'', riss mich die fragende Stimme meiner Mama plötzlich aus meinen Gedanken und ich zuckte einmal erschrocken zusammen.
,,Ist alles gut, mein Spatz? Ist irgendwas, weil doch mehr als erwartet kommen? Hast du ein Problem damit?'', harkte meine Mama besorgt nach, musterte mich einmal von oben bis unten und ich zuckte nur mit den Schultern.
,,Ach, eigentlich nicht. Ich habe eben nur darüber gedacht, dass dieser Tim ja schon seit mehreren Jahren nicht mehr mit der Familie zusammen gesehen wurde. Also, du weißt schon, diese ganzen Gerüchte.'', erklärte ich ihr und biss mir einmal auf die Unterlippe.

,,Das stimmt. Aber das geht uns ja nichts an, Lukas.'' Meine Mama sah mich einmal eindringlich an und ich hob nur entschuldigt die Hände in die Luft, weil das ja gar nicht die Absicht meiner Aussage war.
,,Alles gut, Mama. So meinte ich das ja auch gar nicht. Es ist ja immer noch deren Sache.'', verteidigte ich mich nur mit hastigen Worten, sah meine Mama entschuldigt von der Seite an und sie lachte einmal.
,,Weiß ich doch, Luki. Aber jetzt bring' Papa mal bitte die Würstchen, bevor das hier heute gar nichts mehr wird.'', befahl mir meine Mama dann lächelnd, wuschelte mir durch die Haare und ich nickte einmal, ehe ich die Würstchen an mich nahm und aus der Laube trat.

Ich ging auf die Terrasse und dann auf die große Wiese unseres Gartens, wo mein Vater gerade dabei war, den Grill aufzubauen, sauberzumachen und etwas Kohle in diesen zu füllen, damit wir ihn gleich benutzen konnten.
,,Hier, Papa, ich habe dir Würstchen mitgebracht...'', lächelte ich meinen Vater an und legte ihm daraufhin die Bratwürste auf den Tisch ab, den er ebenfalls in der kurzen Zeit, als ich bei meiner Mama war, aufgebaut hatte.
,,Oh, Dankeschön, Luki. Aber erstmal muss ich den zum Laufen bringen, bevor ich irgendwas machen kann.'', bedankte mein Vater sich lachend, erhob sich aus seiner Hocke und betrachtete von allen Seiten den Grill.

,,Mama wollte, dass ich sie dir schon mal raus bringe. Du kennst sie ja, es kann ihr nie schnell genug gehen.'', lachte ich meinen Vater an, sah ihn einmal vielsagend von der Seite an und er nickte zustimmend.
,,Sie hat nach all den Jahren immer noch nicht verstanden, dass die Würste schneller zum Grill gebracht werden, als, dass er überhaupt angeht.'', erwiderte mein Papa ebenfalls lachend und ich stimmte augenblicklich mit ein.
,,Kann ich dir denn irgendwie helfen?'', fragte ich nach und inspizierte ebenfalls den Grill, obwohl ich davon genauso viel Ahnung wie von Wurzelrechnungen und irgendwelchen anderen mathematischen Gleichungen hatte.

,,Ach, das ist normal, dass der immer etwas braucht, bis er angeht. Du kannst mir aber ruhig noch Toast hierherbringen und dann mal Mama fragen, ob es noch was zutun gibt. Das Grillen geht ja meistens schnell.'', lächelte mich mein Vater beruhigend an und klopfte mir auf die Schulter.
Ich erwiderte nur sein Lächeln und tat dann augenblicklich wie befohlen, holte den Toast, welchen ich zusätzlich noch zu meinem Papa brachte und dann nochmal meine Mama fragte, ob es irgendwas zutun gab.
Kurz darauf bekam ich dann auch schon den Auftrag, den Tisch ordentlich herzurichtend, was ich auch sofort nachging und den Tisch vernünftig eindeckte, während mir immer wieder der herrliche Geruch von gebratener Wurst in die Nase stieg.

[...]

,,Lukas, kommst du dann bitte? Das Essen ist soweit fertig.'', fragte mich meine Mama dann, die gerade ins Wohnzimmer der Laube getreten kam, wo ich gerade im Schneidersitz auf der Couch saß und an einem neuen Storyboard für einen Kurzfilm schrieb.
,,Ähm...klar, ich komme. Sind die Anderen denn auch schon da?'', fragte ich nach, legte meinen Notizblock und Kugelschreiber zur Seite, während ich mich ordentlich hinsetzte und den Kopf schief legte.
Ich wollte nämlich wissen, ob ich jetzt schon etwas anders auftreten und nicht gleich wie der allerletzte Vollidiot aus der Laube treten sollte. Zwar kannten mich die Wolbers schon, seitdem ich klein bin, aber dennoch hatte ich die Familie schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr wirklich zu Gesicht bekommen.

,,Neee, aber die kommen auch gleich. Aber du kannst dich ja schon mal hinsetzen, mein Spatz.'', lächelte mich meine Mama an, winkte mich zu sich und ich erhob mich augenblicklich von der Couch.
Ich erwiderte das Lächeln meiner Mama, ging aus der Laube heraus und dann in die Richtung der Hollywood-Schaukel, auf welcher ich mich sofort niederließ und mit leicht sabberndem Mund das Essen betrachtete.
Ich wollte mich am liebsten auf dieses stürzen, doch da gleich jeden Moment Besuch kommen würde, kannte ich meine Manieren dieses Mal und wartete solange ab, bis alle Mann am Tisch saßen.

,,Du kannst dir ruhig schon was auf den Teller machen, Schätzchen. Du musst jetzt nicht extra warten.'', sagte meine Mutter lachend, als sie auf den Stuhl gegenüber von mir niederließ und mir die Schüssel mit dem Salat entgegen schob.
,,Ich wollte ja nicht so unhöflich wirken und den Teller schon voll haben, bevor der Rest kommt.'', erwiderte ich nur lachend, doch nahm schlussendlich die Kehle in die Hand, wo ich mir etwas von dem Salat auf den Teller tat.
,,Stimmt, bei dir Vielfraß muss man ja aufpassen, dass nicht gleich alles weg ist...'', lachte meine Mama nur noch viel lauter, sah mich einmal vielsagend von der Seite an und ich verdrehte darüber nur grinsend die Augen.

,,So, das müsste jetzt alles sein. Jetzt müssen nur noch unsere Gäste kommen und dann können wir auch schon anfangen.'', kam mein Vater dann auch breit lächelnd auf die Terrasse getreten und stellte den letzten Teller mit Würstchen in die Mitte des Tisches ab.
Unser Vater setzte sich zu uns, ich lächelte ihn einmal an und legte mir daraufhin ein paar von den Würstchen auf meinen Teller, während es mir meine Eltern augenblicklich gleich taten und ihren Teller ebenfalls prall füllten.
Ich sah nur nachdenklich herüber zu dem Nachbarsgarten, bei welchem es ungewöhnlich still war, was mich sofort nervöser werden ließ, weil sie ja eventuell jeden Moment herüberkommen konnten.

Ich hatte zwar wirklich überhaupt nichts gegen die Wolbers Familie und sie waren auch wirklich verdammt nett und hatten uns gegenüber auch nie ein schlechtes Wort verloren, jedoch hatte ich sie einfach so verdammt lange nicht mehr gesehen.
Nur so beim Vorbeigehen ab und zu, aber wirklich lange und intensiven Kontakt hatte ich schon verdammt lange nicht mehr zu der Familie gehabt, weshalb es jetzt total ungewohnt sein würde, wieder auf diese zu treffen und dann wieder an einen Tisch mit diesen zu sitzen.
Aber ich hoffte einfach mal, dass sie mir nicht allzu viele Fragen stellen und sich viel eher auf meine Eltern konzentrieren würden, denn diese hatten sie, warum auch immer, schließlich mal wieder zu uns eingeladen.

Ich seufzte einmal leise, stocherte nachdenklich in meinem Salat umher und versuchte mich irgendwie zu beruhigen, denn allzu schlimm würde es schon nicht werden. Die Wolbers würden mich schon nicht ausquetschen, da brauchte ich keine Angst vor haben.
Und ansonsten würde meine Mama wieder das Beantworten der Fragen für mich übernehmen, denn sie wusste ganz genau, wie schüchtern ich bei sowas sein konnte und, dass es mir bei manchen Personen einfach viel zu unangenehm ist, über mich selbst zu reden.
Das würde schon alles halb so wild werden und wahrscheinlich auch schneller vorbeigehen, als ich mir überhaupt denken konnte. Ich sollte mir mal einfach nicht so viele Gedanken machen, sondern irgendwas auch einfach mal spontan auf mich zu kommen lassen...

,,Hey! Kommt ran, Essen steht schon auf dem Tisch!'', riss mich die begrüßende und zugleich freundliche Stimme meiner Mutter plötzlich aus meinen Gedanken und ich zuckte kurzzeitig erschrocken zusammen, während ich meinen Kopf einmal leicht seitlich drehte.
Ich erstarrte augenblicklich, als ich sah, dass dort die Wolbers auf die Terrasse getreten kamen, uns anlächelten und sich dann einmal auf den gut gedeckten Tisch und auf unseren Tellern umsahen.
Ich lächelte die Familie vollkommen breit von der Seite an, doch mir entglitt mit einem Mal alles wieder aus dem Gesicht, als ich sah, dass die Familie nicht nur mit ihren kleinen Kindern, sondern auch mit einer anderen Person hierhergekommen war.

Meine Augen weiteten sich augenblicklich, mir blieb der Atem mit einem Mal stehen und ich wusste gar nicht, wie ich überhaupt reagieren, was ich sagen und ob ich überhaupt irgendwas dazu sagen sollte.
Ich konnte einfach nicht glauben, dass er hier gerade ernsthaft bei uns auf der Terrasse stand und ebenfalls neugierig den Teller musterte, während ich meinen Blick kaum von ihm loslassen konnte.
Als sich aber jedoch unsere Blicke trafen, sah ich augenblicklich peinlich berührt auf den gut befüllten Teller vor mir und konnte spüren, wie sich meine Wangen sofort einige Nuancen dunkler färbten. Wie peinlich du schon wieder bist, Stretzner!

,,Tim, du kannst dich ruhig zu Lukas setzen, da ist ja noch Platz.'', hörte ich plötzlich wieder die Stimme seiner Mutter, die mich einmal anlächelte und dann auf den kleinen, leeren Platz neben mir deutete.
Ich sah nur leicht auf, lächelte schief und Tim erwiderte mein Lächeln, weshalb mein Bauch einmal angenehm zu kribbeln begann, doch mir mit einem Mal das Herz in die Hose rutschte, als ich realisierte, was das eigentlich hieß.
Ich schluckte einmal schwer und sah Tim dann ganz genau dabei zu, wie er sich seine frisch geschnittenen Haare aus dem wunderschönen Gesicht fuhr, sich an meinem Vater vorbeidrängelte und sich daraufhin auf dem freien Sitz der Hollywood-Schaukel niederließ.

,,Hi...'', begrüßte mich Tim leise, lächelte mich still von der Seite an und ich sah ebenfalls unsicher zu ihm, während meine Hände wie verrückt zu schwitzen begangen.
,,Hey...'', begrüßte ich ihn genauso leise zurück, biss mir auf die Unterlippe und sah dann hinunter zu meinem Teller.
Doch ich sah in meinem Augenwinkel, wie mich Tim einmal von der Seite musterte, was mich nur noch viel mehr verunsicherte, weil ich Angst davor hatte, dass er jetzt sonst was von mir dachte.

Ich hatte Tim jetzt mittlerweile seit 6 Jahren nicht mehr gesehen und, auch wenn das im ersten Moment nicht so krass viel klang, konnte in dieser Zeit sehr, sehr viel passieren und sich verändern.
Außerdem hatte ich mich gar nicht darauf vorbereitet, dass Tim mir heute, nach all den Jahren, wieder unter die Augen getreten kommen würde. Hätte ich das gewusst, hätte ich heute wahrscheinlich auch weitaus mehr aus mir gemacht...
Neben Tim sah ich einfach wie der letzte Vollidiot aus, denn ich wusste gar nicht so recht, wie ich das überhaupt in die richtigen Worte fassen sollte, weil Tim hatte in den letzten 6 Jahren einiges aus sich gemacht.

Ich hatte Tim zwar nie als hässlich und total angeekelt in Erinnerung gehabt, jedoch ist er mit 13 gerade erst frisch in die Pubertät gekommen und hatte wahrscheinlich erst dort angefangen, sich richtig krass für sich und sein Äußeres zu interessieren.
Tim sah einfach nur wunderschön und zugegebenermaßen auch verdammt heiß aus! Irgendwie kam ich mir ein wenig absurd deswegen vor, weil ich ihn so bezeichnete, denn wir beide kannten uns schließlich schon seit Kindertagen und sind quasi gemeinsam aufgewachsen.
Früher hatte ich ihn sogar wie den großen Bruder empfunden, den ich mir immer so sehr gewünscht hatte, jedoch hatten wir uns jetzt so viele Jahre nicht mehr gesehen, weshalb ich ihn gar nicht mehr als diesen sah.

Tim wirkte einfach wie ausgewechselt und, wenn ich ihm einfach so auf der Straße begegnet wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich gar nicht als den Tim Wolbers erkannt, mit dem ich früher jedes Wochenende und jede Ferienwoche im Garten verbracht hatte.
Ich sah von meinem immer noch prall gefüllten Teller auf und blickte stattdessen unauffällig zu Tim, der sich gerade seinen Teller mit dem leckeren Essen vollhaute und an dem ich mich einfach nicht satt sehen konnte.
Es ging gerade einfach nicht in meinen Kopf rein, dass er endlich wieder neben mir saß und vor allem auch nicht, dass er dabei dann auch noch so verdammt hübsch aussehen und ich mir am liebsten alle Klamotten vor ihm vom Leib reißen wollte.

Tim bemerkte meinen Blick, lächelte mich still von der Seite und ich musste aufpassen, dass ich nicht jeden Moment zu sabbern anfing, denn dieser Kerl... ich...ich...wow, ich wusste einfach keine Worte dafür, um ihn richtig beschreiben zu können.
Tim hatte einen frisch rasierten Side-Cut, während sein Scheitel einmal nach links geneigt war. Er war leicht gebräunt und trug eine Hornbrille auf seiner so schönen Nase, die ich schon damals, als wir noch kleiner waren, immer verdammt niedlich gefunden hatte.
Seine braunen Augen, die so herrlich schön strahlten und das Essen auf seinem Teller musterten, sahen einfach nur atemberaubend aus, über seine Oberlippe bildete sich ein leichter Bart und seine vollen und weich aussehenden Lippen waren zu einem Lächeln verzogen. 

Unter seinem Kinn bildete sich ebenfalls ein leichter Flaum, er trug ein einfaches schwarzes Shirt mit einer Fledermaus drauf, was mich sofort lächeln ließ, denn soweit ich wusste, waren das, zu mindestens damals, seine absoluten Lieblingstiere gewesen.
Tim hatte früher wirklich ausschließlich nur Sachen mit irgendwelchen Fledermäusen drauf getragen, ständig von diesen Tieren geredet und manchmal saßen wir auch abends auf der Terrasse, um darauf zu warten, dass jeden Moment eine vorbeigeflogen kam.
Ich musste kurz lachen, als ich daran zurückdachte, wie sehr sich Tim immer wieder darüber gefreut hatte, wenn wir dann mal eine gesehen hatten und wie süß er dabei eigentlich immer ausgesehen hatte. Diese Kleinigkeit hatte ihn immer wieder so glücklich gemacht...

Ansonsten trug Tim eine einfach Jeans, die ihm aber etwas zu locker saß und fast unter dem Arsch hing, weshalb man seine Boxershorts ganz genau sehen konnte. Ansonsten rundete seine schwarzen und leicht dreckigen Chucks das gesamte Outfit ab.
Ansonsten hatte sich nicht großartig viel an Tim verändert, außer, dass er mittlerweile wirklich viel Farbe an der Haut gekriegt hatte, weshalb ich mich fragte, ob er im Urlaub oder viel eher im Sonnenstudio gewesen ist.
Ich lachte erneut über diesen Gedanken und sah dann zu seiner rechten Hand, an der sich zwischen Daumen und Zeigefinger ein tätowiertes Tribal befand, was mich sofort breiter Lächeln ließ, weil Tim schon damals immer davon geredet hatte, sich irgendwann mal tätowieren zu lassen.

,,Lukas, willst du nicht mal zu essen anfangen? Das wird sonst noch kalt und vorhin hattest du noch so einen Hunger.'', riss mich die fragende Stimme meiner Mutter plötzlich aus meinen Gedanken und ich zuckte erschrocken zusammen, während ich zu ihr sah.
,,Hä, was? Was hast du gesagt?'', fragte ich nur verwirrt nach, sah von Tim weg und stattdessen zu meiner Mutter auf, die mich nur einmal amüsiert musterte und kurz einmal zu Tim hinüberschielte, weshalb ich wieder viel roter anlief.
,,Ich hab' dich gefragt, ob du nicht langsam mal was essen willst, bevor es noch kalt wird.'', wiederholte sie ihre Worte von eben nochmal und ich sah ertappt hinunter zu meinem Teller, der noch immer völlig unberührt vor mir stand.
,,Äh... klar...''

Ich nahm nur peinlich berührt Messer und Gabel zur Hand und bekam zusätzlich noch Tims leises Kichern neben mir mit, was mich nur noch mehr verunsicherte, weil ich Angst davor hatte, dass er mitbekommen haben könnte, wie ich ihn angestarrt hatte.
Aber Tim ist halt wirklich in den letzten 6 Jahren ein wunderschöner Junge geworden, dem die Weiber doch nur so zu Füßen liegen mussten, denn selbst mir ging ja schon fast einer ab, wenn er vollkommen angezogen und Bratwurst essend neben mir saß.
Aber anderseits verunsicherte mich das Ganze auch wieder so, denn ich hatte in den letzten 6 Jahren eigentlich so gut wie gar nichts aus mir gemacht und fand mich ehrlich gesagt auch gar nicht wirklich hübsch. 

Es gab zwar mal hier und da Tage, wo es ging und wo ich mich auch wirklich wohl und vollkommen schön in meiner Haut fühlte, doch dieses Tage kamen auch nur so dreimal im Jahr vor - wenn überhaupt.
Aber Tim sah sicherlich das ganze Jahr über einfach nur zum Anbeißen aus und ich wollte nur zu gerne mal wissen, ob er denn eine Freundin hatte, oder doch noch Single ist, was ich mir bei ihm aber null vorstellen konnte.
Höchstwahrscheinlich ist diese heiße Schnitte schon lange vergeben, hatte eine Freundin, die er über alles liebte und an die so jemand wie ich auch gar nicht vorbeikommen würde, weil Tim erstens nichts für Jungs empfand und seine Freundin sicherlich auch so eine Augenweide ist.

Ich seufzte einmal leise über diesen Gedanken, schob mir meine Gabel mit dem Salat in den Mund und musterte mich dann einmal in dieser, weshalb ich die Mundwinkel nach unten zog, weil ich heute alles andere als gut aussah.
Tims Aussehen und seine wunderschöne Ausstrahlung hatten mich ja jetzt schon sehr verunsichert. Ich wiederholte mich zwar in meinen Worten, aber es ging einfach nicht in meinen Kopf herein, wie man so gut aussehen konnte.
Ich hatte ja schon viele Jungen in meinem jungen Leben gesehen und wirklich attraktiv gefunden, doch im Gegensatz zu Tim wirkten diese gerademal nur wie eine glatte 4, denn dieser Kerl war weitaus mehr als eine 10.

,,Könnte mir vielleicht bitte einer das Ketchup reichen?'', fragte Tims Mama irgendwann nach, als wir schon eine Zeit lang beim Essen waren und ich nahm sofort Gabel und Messer aus der Hand, um nach der Flasche Ketchup zu greifen.
Doch ich bin wohl nicht der Einzige mit dieser Idee gewesen, denn ich konnte plötzlich etwas Eiskaltes auf meiner Hand spüren, weshalb ich erschrocken zusammenzuckte und dort hinblickte, wo das Gefühl herkam.
Ich erkannte eine gebräunte Hand mit einem Tattoo auf dem Handrücken und wusste natürlich sofort zu wem diese gehörte, weshalb meine Hand mit einem Mal wie verrückt zu kribbeln begann und ich unsicher zu Tim blickte.

,,Ups, sorry...'', entschuldigte sich Tim lachend und strich nochmal kurz über meinen Handrücken, ehe er seine Hand wegnahm, mich anlächelte und ich dieses Lächeln nur schüchtern erwiderte.
Dann sah ich zu Tims Mama, die uns beide nur still anlächelte und der ich sofort die Flasche Ketchup reichte, für die sie sich sofort einmal, noch viel breiter lächeln, bei mir bedankte, während sie mich von oben bis unten musterte.
Ich lächelte sie nur an, strich mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und versuchte mich dann wieder auf den Teller vor mir zu konzentrieren, denn, wenn ich so weitermachte, würde mein Essen wirklich noch kalt werden.

[...]

Ich scrollte gerade durch meine Social Media-Plattformen, während ich spüren konnte, wie sich wieder etwas auf der Hollywood-Schaukel niederließ, weshalb ich kurz von meinem Handy aufblickte.
Ich lächelte Tim still von der Seite an, der mein Lächeln erwiderte und sich gerade die Kapuze seines Hoodies zurecht machte, den er sich eben von drüben aus seiner Laube geholt und übergezogen hatte, da ihm kalt gewesen ist.
Tim zog nur ebenfalls sein Handy aus der Hosentasche, machte es sich wieder etwas Ordentlicher auf der Hollywood-Schaukel gemütlich und beschäftigte sich dann ebenfalls mit diesem.

Seine Eltern, Geschwister und meine Eltern waren vor etwa einer Stunde rüber zu Tims Eltern in den Garten gegangen, während wir beide beschlossen hatten, dass wir gerne hier drüben bleiben wollten.
Ich wollte einfach nicht rüber, weil ich einfach meine Ruhe haben wollte und nicht unbedingt wusste, was ich da drüben auch großartig machen sollte, denn beim Essen bin ich auch nicht viel im Gespräch gewesen.
Aber ich verstand auch nicht, wieso Tim nicht rüber gegangen ist, denn hier passierte ja auch nichts weiter Spannendes und wir schwiegen uns schon eine ganze Stunde lang an. Wir lächelten uns ab und zu mal an, aber das wars dann auch mit der Interaktion.

Okay, Tim hatte sich eben vielleicht kurz zu Wort gemeldet, als er gesagt hatte, dass ihm kalt ist und er deswegen kurz rüber gehen und sich seinen Hoodie holen würde, was ich nur mit einem Nicken erwidert hatte.
Irgendwie kotzte es mich auch an, dass wir kein Gesprächsthema hatten und nur schweigend an unseren Handys saßen, denn nach so vielen Jahren hatte man sich doch eigentlich so verdammt vieles zu erzählen.
Ich wollte ja auch unbedingt mit Tim reden, jedoch bin ich einfach viel zu schüchtern, um ihn irgendwie anzusprechen, obwohl dieser Kerl für mich kein Fremder mehr ist und wir früher so verdammt viel Zeit miteinander verbracht hatten.

Außerdem wollte ich nur zu gerne mal wissen, was dieser Kerl die letzten 6 Jahre gemacht hatte und wo er eigentlich so plötzlich abgeblieben ist, denn von ein auf den anderen Tag ist er einfach weggewesen.
Doch dazu bin ich einfach viel zu schüchtern und vielleicht könnte Tim diese Frage auch überfordern. Ich wollte einfach nichts überstürzen, denn vielleicht lag ja doch irgendwas an den ganzen Gerüchten, die so erzählt wurden.
Zumindest stimmte es, dass seine Eltern sich, nach jahrelanger Ehe, vor 6 Jahren getrennt hatten, denn seine Mama hatte schon lange einen neuen Mann an ihrer Seite und sogar Kinder mit ihm.

Vielleicht hatte das ja irgendwas mit Tims plötzlichen Verschwinden zutun. Und wer wusste schon, wie er überhaupt auf diese Frage reagieren und ob er dann nicht einfach abhauen und mich nie wieder sehen wollen würde.
Außerdem kannten wir uns gar nicht mehr so gut und rein vom Prinzip her ging es mich ja auch eigentlich gar nichts an, wieso er jetzt plötzlich wieder da ist. Es würde alles schon seinen Grund haben.
Es würde schon seinen berechtigen Grund haben, wieso Tim hier auf der Hollywood-Schaukel saß und wieder bei seiner Familie ist. Ich sollte da einfach nicht nachharken, denn es ging mich ja schließlich auch nichts an.

 Ich freute mich ja auch für ihn, dass er wieder bei seiner Familie ist, sich scheinbar so gut mit dieser verstand und, dass ich ihn überhaupt mal wieder zu Gesicht bekam, denn irgendwie gefiel mir seine Nähe ja schon.
Ich fühlte mich einfach, obwohl wir kaum ein Wort miteinander sprachen, so verdammt wohl und sicher in seiner Nähe, weil es mich irgendwie an früher erinnerte, als wir immer zusammen draußen saßen.
Das Schweigen war auch nicht unangenehm oder so, sondern tat auch einfach mal verdammt gut. Klar, ich hätte nichts dagegen, ein bis zwei Worte mit ihm zu wechseln, jedoch musste dies auch nicht unbedingt notwendig sein.

,,Guck' dir mal das Video an. Ist das nicht witzig?'', riss mich plötzlich Tims lachende Stimme aus meinen Gedanken und ich sah von meinem Handy auf, um stattdessen zu Tim zu blicken, der mir kurz darauf sein Handy unter die Nase schob.
,,Okay, das ist wirklich witzig...'', erwiderte ich lachend, als ich mir das Video von einer Katze, die eine andere einfach achtlos wegschubste, ein paar Mal angesehen hatte, ehe Tim sein Handy wieder wegnahm.
,,So eine kleine Bitch. Aber es ist einfach zu witzig.'', lachte Tim nur noch viel lauter und bekam sich dabei kaum noch ein, weshalb mich sein Lachen augenblicklich ansteckte und ich direkt mit einstimmte.

,,Oh, aber das ist wieder süß. Guck' mal...'', quietschte Tim dann, als er ein wenig weiter gescrollt hatte und mir dieser kurz darauf sein Handy wieder unter die Nase schob, weshalb ich gar nicht mehr dazu kam, auf mein Eigenes zu blicken. 
,,Oh, die ist ja niedlich...'', lächelte ich, als ich ein Video von einer kleinen Babyfledermaus erkannte, die mit einer Flasche gefüttert wurde und einfach nur zum Fressen süß dabei aussah.
,,Richtig süß. Das will ich auch mal machen. Oder mindestens mal eine streicheln.'', erwiderte Tim weiterhin lächelnd, quietschte leise vor sich hin und ich musterte ihn einmal glücklich von der Seite.

,,Ich weiß noch, als wir früher immer zusammen Fledermäuse beobachtet haben, wenn du dich daran erinnern kannst.'', sagte ich lächelnd und sah Tim einmal vielsagend von der Seite an, dessen Miene sich mit einem Mal erhellte.
,,Oh mein Gott, stimmt. Da saßen wir hier immer auf der Terrasse und haben in die Sterne geguckt, in der Hoffnung, dass irgendwann eine Fledermaus vorbeifliegen würde.'', erwiderte Tim lachend und sah nachdenklich auf die Pflastersteine.
,,Ich bin wirklich so verrückt nach Fledermäusen gewesen, das war schon unnormal. Ich liebe die Tierchen zwar immer noch, aber ich nerve nicht mehr so krass damit.'', fügte Tim noch lachend hinzu und verdrehte über sich selbst einmal die Augen.

,,Aber wir sind ja auch voll oft immer auf den Spielplatz hier in der Nähe gegangen, erinnerst du dich?! Da waren doch immer diese zwei Hunde, die wir gestreichelt haben.'', fing Tim freudestrahlend an und ich nickte einmal zustimmend.
,,Stimmt, ich erinnere mich. Aber wir haben auch immer verdammt oft und viel Zeit dort verbracht.'', erinnerte ich mich lächelnd zurück, seufzte einmal leise und fragte mich mal wieder, wo die Zeit überhaupt geblieben ist.
Schon verrückt, wenn man das mal so im Nachhinein betrachtet, denn jetzt sind wir beide fast schon erwachsen und eigentlich auch schon viel zu alt und cool, um auf irgendeinen Spielplatz zu gehen.

,,Existierst der eigentlich noch?'', fragte mich Tim und nahm dabei einen Schluck seiner Cola, während er sein Handy in die vordere Tasche seines Hoodies steckte, was mich augenblicklich viel breiter lächeln ließ.
,,Eigentlich schon. Also, vor zwei Wochen zumindest.'', erklärte ich ihm lachend, fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und packte dann ebenfalls mein Handy zur Seite, weil dieses gerade keine Interesse mehr für mich spielte.
,,Na dann ist ja gut, wäre ansonsten sehr schade.'', erwiderte Tim ebenfalls lachend, sah mich einmal gespielt traurig von der Seite an und ich musste aufgrund dessen nur noch viel lauter lachen.

,,Sag' mal, Lukas, wollen wir nicht vielleicht mal zu dem Spielplatz gehen? Die Aussicht dort auf den Himmel ist doch immer verdammt schön gewesen und vielleicht sehen wir ja noch eine Fledermaus.'', fragte mich Tim irgendwann, als wir für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen und in den leicht dunklen Himmel geblickt hatten.
,,Willst du wirklich? Also...ich hätte da nichts gegen.'', stimmte ich unsicher zu, kratzte mich am Hinterkopf und Tim kicherte einmal leise vor sich hin, während er sich die Brille zu recht rückte und etwas näher an mich heranrutschte.
,,Dann...ähm...ich...also, ich geh' mal...also, schnell meine Jacke holen...'', fügte ich noch stotternd hinzu, schluckte einmal schwer und erhob mich daraufhin ruckartig von der Hollywood-Schaukel, weshalb mich Tim leicht verdutzt von der Seite ansah.

Ich lächelte ihn nur schief und entschuldigt zugleich an, fuhr mir einige Strähnen aus dem Gesicht und ging daraufhin in die Laube, wo ich sofort an meinen Rucksack ging, aus dem ich sofort meine Strickjacke zauberte.
Ich zog mir diese über, doch ließ sie offen, denn so kalt war es nun auch wieder nicht. Ich zupfte mir diese nur noch zu recht und ging daraufhin wieder hinaus, auf die Terrasse, wo ich Tim musterte, der noch immer auf demselben Fleck saß.
Mein Bauch begann augenblicklich wie verrückt zu kribbeln und ich sah ihn lächelnd von der Seite an, während ich mal wieder nicht fassen konnte, wie wunderschön dieser Junge in den letzten Jahren eigentlich geworden ist.

,,Wollen wir dann los? Ich habe meiner Mama fix geschrieben, dass sie sich nicht wundern sollen, wenn wir nicht mehr hier sind.'', fragte mich Tim dann, als ich ihn eine Zeit lang beobachtet hatte und er erhob sich von der Hollywood-Schaukel.
,,Ähm...klar, gerne. Voll lieb, dass du schon Bescheid gesagt hast, dann müssen wir nicht extra nochmal zu denen rüber gehen.'', erwiderte ich schief grinsend und sah Tim unsicher von der Seite an, der nun direkt vor mir stand und mich belustigt musterte.
,,Sparen wir uns eventuell auch dumme Sprüche.'', lachte Tim, zwinkerte mir einmal vielsagend zu und ich stimmte augenblicklich mit ein, während ich innerlich doch mehr als erleichtert darüber war, mir keinen peinlichen Spruch von meinem Vater anhören zu müssen. Der ist da nämlich immer ein bisschen speziell...

Tim und ich lächelten uns nur gegenseitig an und gingen daraufhin von der Terrasse herunter, den schmalen und zugleich sehr kleinen Weg entlang, ich öffnete das Gartentor und daraufhin verließen wir diesen.
Ich schloss einmal ordentlich ab, checkte nochmal, ob auch wirklich alles stimmte und ob wir auch wirklich alles Notwendige mit hatten, ehe Tim und ich zu unseren ersten Schritten ansetzten.
Zum Glück lag der Spielplatz nicht allzu weit entfernt, weshalb wir ihn auch super zu Fuß erreichen konnten und zur Not auch fix etwas hätten holen können, falls wir doch irgendwas vergessen hätten.

Den ganzen Weg über schwiegen wir miteinander, wir sahen uns lediglich ab und zu mal nachdenklich von der Seite an und, wenn sich unsere Blicke mal trafen, dann lächelten wir uns gegenseitig an.
Sein Lächeln ließ mein Herz sofort einige Takte schneller schlagen und mein Bauch begann auch wieder ganz angenehm zu kribbeln, sobald mich Tim auch nur für eine Millisekunde ansah, was mich einfach verrückt werden ließ.
Keine Ahnung, was genau sich mein Körper eigentlich dabei dachte und was genau eigentlich mit diesem los ist, aber es fühlte sich gar nicht mal so schlecht an und ich wollte mir darum auch einfach keine Gedanken machen, denn dazu fühlte es sich einfach viel zu gut an.

Das Schweigen, was wiederum zwischen uns herrschte, fühlte sich auch dieses Mal gar nicht so unangenehm an und ich genoss es sehr, denn Tims Nähe allein' reichte schon, um mich vollkommen wohl und sicher fühlen zu können.
Aber dennoch gab es immer noch etwas, was mich irgendwie an ihm störte und ich hasste mich selbst dafür, dass ich mir eigentlich solche Gedanken darum machte, denn im Grunde genommen ging es mich gar nichts an.
Aber ich wollte nur zu gerne wissen, was genau Tim die letzten 6 Jahre gemacht hatte, wieso er so plötzlich verschwunden und wieso er jetzt auf einmal wieder da ist und so tat, als wäre nie irgendwas geschehen.

Ich mein', klar freute es mich, dass Tim nicht auf Abstand mit mir gegangen ist und mich noch genauso wie früher behandelte. Ich hätte zunächst ja sogar Angst davor gehabt, dass er mich ignorieren und sich total verändert haben könnte.
Hätte ja sein können, dass Tim auch charakterlich den totalen Wandel mitgemacht hatte und ich viel zu uncool für ihn gewesen wäre, weil ich für ihn immer noch der kleine, schüchterne Junge vom Nachbarsgarten bin, mit dem er früher mal gespielt hatte.
Aber im Herzen schien er immer noch der Tim zu sein, der damals vor 6 Jahren so plötzlich verschwunden ist. Der sein Herz immer noch am rechten Fleck hatte, Humor hatte, der liebste Mensch auf diesem Planeten und...ach, einfach äußerlich wie auch innerlich einfach nur perfekt ist.

Ich lächelte Tim nur wiedermal still von der Seite an, dessen Blick ebenfalls wieder zu mir glitt und der mein Lächeln erwiderte, während er mich einmal musterte und dann ungewöhnlich lange an meiner Hand kleben blieb.
,,Weißt du noch, als wir immer zum Spielplatz gehen wollten und deine Mama immer zu mir gesagt hat, dass ich dich gefälligst an die Hand nehmen soll, damit du ja nicht verschütt gehst?!'', fragte mich Tim lachend und sah mir kurzzeitig wieder in die Augen.
,,Ohja, und du hast es auch noch immer wieder getan. Eigentlich müsstest du es ja immer noch machen, ich bin ja schließlich immer noch minderjährig.'', scherzte ich ebenfalls lachend, musterte meine Hand und Tim zuckte nur weiterhin lachend mit den Schultern.

Dann passierte etwas, womit ich eigentlich nicht gerechnet hätte, denn eigentlich ist es ja nur ein kleiner Spaß am Rande gewesen, der keine wirkliche Bedeutung hatte.
Mir blieb mit einem Mal der Atem stehen, als ich spüren konnte, wie Tim doch tatsächlich nach meiner Hand griff und unsere Finger ineinander verschränkte.
Ich schluckte einmal schwer, musterte unsere ineinander verschlungenen Finger und sah schüchtern und unsicher zugleich hinauf zu Tim, der mich nur anlächelte und einmal fest meine Hand drückte.

Meine Hand begann nur wie verrückt zu kribbeln, was sich an meinem Arm nach oben und daraufhin durch meinen gesamten Körper zog.
Mein Herz schlug mir mit meinem Mal unmittelbar bis zum Hals, mir wurde plötzlich ganz heiß und ich hatte Angst davor, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen.
Keine Ahnung, was hier eigentlich gerade los ist und was mein Körper sich dabei dachte, aber irgendwie gefiel es mir, wie er auf Tim reagierte. Das fühlte sich einfach so verdammt gut an...

Also gingen wir Händchen haltend in die Richtung des Spielplatzes, den wir nach einigen Schritten passierten und uns dann lächelnd auf diesem umsahen.
,,Hat sich ja wirklich nicht viel verändert hier. Nur bisschen neuer gemacht worden, wenn ich das richtig sehe.'', sagte Tim lächelnd und ich nickte nur stumm.
Ich lächelte den wunderschönen Jungen nur wieder still von der Seite an, fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und sah mich weiterhin in der Gegend um.

,,Wollen wir uns vielleicht oben aufs Klettergerüst setzen? Wie früher?'', fragte mich Tim lächelnd, als wir uns eine Zeit lang in der Gegend umgesehen und uns nur angeschwiegen hatten.
,,Klar, gerne.'', stimmte ich sofort lächelnd zu und wir gingen immer noch Händchen haltend in die Richtung des riesigen Klettergerüstes, auf dem wir früher so verdammt viel Zeit miteinander verbracht hatten.
Als wir direkt vor diesem standen, lösten wir dann leider unsere Hände voneinander, weshalb das Kribbeln nicht mehr ganz so stark wie zuvor war. Ich musterte diese nur traurig, seufzte leise, aber beschloss dann, mir nichts davon anmerken zu lassen.

Stattdessen griff ich ans Klettergerüst, klammerte mich fest und stieg mit meinem Fuß auf das erste Seil, während ich damit begann, nach und nach immer höher und höher zu klettern, um zu der riesigen Gummimatte zu kommen.
Dort oben hatten Tim und ich immer zusammen die Sterne beobachtet, gemeinsam die Süßigkeiten gegessen, die wir uns hier im Norma um die Ecke, von unserem letzten Taschengeld, besorgt hatten und allgemein auf dem Klettergerüst so verdammt viel gespielt und geredet.
Vor allem letzter Punkt kam, desto älter wir wurden, immer häufiger vor und ich fragte mich, ob wir irgendwann einer von den Freunden geworden wären, die an heißen Sommernächten bis zum Sonnenaufgang aufblieben und in dieser Zeit über Gott und die Welt philosophierten hätten, wenn er vor 6 Jahren nicht einfach so verschwunden wäre.

Oben bei der Gummimatte angekommen, ließ ich mich sofort seufzend auf dieser nieder, aber setzte mich so nah an den Rand, sodass ich meine Beine herunterbaumeln lassen konnte, während Tim kurz darauf neben mir seinen Platz fand.
Er tat es mir gleich, ließ seine langen und ebenfalls sehr gut gebräunten Beine neben meinen baumeln und rückte unauffällig, aber so, dass ich es dennoch mitbekam, ein Stückchen näher an mich heran.
Wir lächelten uns nur gegenseitig an, ich stülpte mir die Ärmel meiner Strickjacke über die Hände und sah dann in den von vielen Sternen bedeckten Himmel, der heute einfach nur atemberaubend schön aussah.

,,Oh man, bei dem Anblick kommt wirklich Nostalgie in mir hoch. Es so verrückt, wir haben hier früher so viel Zeit miteinander verbracht...'', fing Tim irgendwann nachdenklich an, als wir wiedermal miteinander geschwiegen hatten.
,,Geht mir genauso. Schön verrückt, dass das Meiste davon auch schon über 10 Jahre einfach her ist. Manchmal kommt es mir erst wie gestern vor, so gut kann ich mich noch an alles erinnern.'', fügte ich nachdenklich hinzu und sah hinunter auf den sandigen und weit entfernten Boden unter uns.
,,Es ist wirklich erstaunlich. Ich mein', ich bin vor 6 Jahren das letzte Mal so wirklich hier gewesen - eher im Garten. Es ist so erschreckend, wie schnell die Zeit doch rast.'' Tim seufzte leise, fuhr sich durch die Haare und ich musterte ihn von der Seite.

,,Wo bist du eigentlich in den letzten Jahren gewesen?'', fragte ich direkt nach und bereute dies im nächsten Moment schon, denn vielleicht hatte ich mit dieser kleinen, aber doch sehr bedeutsamen Frage die gesamte Stimmung kaputt gemacht.
Ich bin so ein Idiot! Tim und ich näherten uns doch gerade erst wieder an und da fragte ich ihn direkt, was er die letzten 6 Jahren denn so gemacht hatte, als er so abrupt verschwunden ist.
Klar, irgendwo ist es auch mein gutes Recht, das zu fragen und so gesehen ist ja auch nichts Verwerfliches daran, aber wer wusste schon, was für Gefühle diese Frage in Tim auslöste und, ob er überhaupt darüber reden wollte - und vor allem dann auch noch mit mir.

,,Ähm...ich...ich...weg...also...'', fing Tim stotternd an, seufzte leise, kratzte sich am Hinterkopf und sah sich nachdenklich und unsicher zugleich in der Gegend um, während ich mir innerlich eine Ohrfeige für diese Frage verpasste.
Das hast du ja mal wieder super hinbekommen, Lukas! Da triffst du mal wieder jemanden aus deiner Vergangenheit, mit dem du dich immer sehr gut verstanden hattest du da zerstörst du es dir selber einmal wieder. Trottel...
Es ist doch logisch, dass Tim nicht darüber reden wollte. Wenn selbst seine Mutter noch nie etwas dazu gesagt und immer wieder vom Thema abgelenkt hatte, dann ist es jawohl glasklar, dass Tim erst recht nicht darüber reden wollte.

,,Es...es ist kompliziert. Also...ich...ähm...'' Tim sah sich weiterhin unsicher in der Gegend um, spielte nervös mit seinen Händen und man merkte ihm an, dass ihn die Frage überforderte und er am liebsten woanders sein wollte.
,,Du musst nicht darüber reden, wenn du das nicht möchtest, Tim. Entschuldigung, dass ich die Frage gestellt habe. Es ist nur...ach man, du warst jetzt so lange weg und heute standest du plötzlich wieder da.'', entschuldigte ich mich bei ihm und seufzte leise.
,,Ich habe mir halt voll oft die Frage gestellt, was mit dir passiert ist und was du in den letzten 6 Jahren eigentlich getrieben hast. Deine Mama hat ja auch nie wirklich Auskunft darüber gegeben, was auch total verständlich ist und die ganzen Gerüchte - man ist da ja schon neugierig.'', fügte ich noch hinzu und sah Tim nervös von der Seite an.

,,Sorry, es ist eine dumme Idee gewesen, die Frage zu stellen. Ich...sorry, ich wollte dir damit nicht zu nahe treten.'', entschuldigte ich mich erneut bei Tim, doch dieser schüttelte einmal mit dem Kopf.
Ich sah ihn nur verwirrt von der Seite an und hatte Angst davor, gleich sonst was von ihm vor die Füße geknallt zu bekommen. Doch Tim seufzte nur leise, strich sich kurz über die Augen und sah kurz in den sternenbedeckten Himmel.
,,Die Frage ist nicht dumm gewesen, Lukas. Es ist verständlich, dass dich das beschäftigt hat. Wir sind früher so gute Freunde gewesen und dann war ich plötzlich weg. Natürlich macht man sich da Gedanken.'', erwiderte Tim nachdenklich und ich nickte nur, während ich mich leicht anspannte.

,,Ich muss zu geben, ich habe mir auch oft Gedanken um dich gemacht. Ich habe mich auch oft gefragt, was du eigentlich so machst, ob ihr den Garten noch habt, wie es dir geht und ob du noch der bist, den ich vor 6 Jahren verlassen habe.'', fing Tim an und sah wieder zu mir.
,,Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als meine Mama zu mir meinte, dass wir heute bei deiner Familie zu Mittag essen und du auch da bist. Ich bin zwar verdammt nervös gewesen, aber es ist schön, dich wiedergesehen zu haben, Lukas.'' Tim rutschte näher an mich heran, sodass sich unsere Oberschenkel berührten und ich nickte.
,,Dankeschön, Tim. Mich freut es auch, dass wir uns wiedergesehen haben. Es ist immer so schön mit dir gewesen, das hier jetzt auch. Es ist irgendwie...na...halt wie früher.'', erwiderte ich lächelnd und Tim erwiderte dieses.

,,Genauso wie früher, bevor ich vor 6 Jahren einfach verschwunden bin...'', wiederholte Tim meine Worte von eben nochmal in eher ausführlicher und gedanklicher Form, seufzte leise und ich biss mir auf die Unterlippe.
,,Ähm...genau... Aber wie gesagt, Tim, wenn du nicht drüber reden möchtest, respektiere ich das. Wir können auch einfach die Sterne genießen und über andere Dinge reden.'', sagte ich direkt hastig, damit er sich nicht gezwungen fühlte, mir irgendwas zu beichten.
Tim nickte nur stumm, fuhr sich über seine Haare und starrte nachdenklich in den warmen Abend hinein, während ich hinunter zu unseren Füßen blickte, die hier von der Gummimatte baumelten und sich ab und zu mal leicht berührten.

,,Meine Eltern sind geschieden, weißt du.'', riss mich Tims Stimme aus meinen Gedanken und ich sah nur verwirrt zu ihm, denn auch wenn wir nicht lange geschwiegen hatten, war ich darauf nicht vorbereitet. Vor allem nicht auf solche Worte von ihm...
,,Hm?'', fragte ich deswegen nur verwirrt nach, obwohl ich sehr wohl verstanden hatte, was genau er da eben von sich gegeben hatte. Jedoch verstand ich den Kontext und diese plötzlichen Worte so überhaupt nicht.
,,Meine Eltern sind geschieden. Die haben sich vor 6 Jahren getrennt. Deswegen war ich weg.'', erklärte mir Tim grob und ich zog nur die Augenbrauen nach oben, während ich mich leicht anspannte.

,,Kann ich dir was anvertrauen, Lukas? Du musst mir aber versprechen, dass du es niemandem sagst und mich auch nicht dafür verurteilst. Ich habe darüber mit noch keinem außer meiner Familie geredet, aber du hast die Wahrheit verdient.'' Tim sah mich mit hoffnungsvollen Augen von der Seite an und meine weiteten sich stattdessen nur.
,,Tim, wie gesagt, du musst mit mir nicht darüber reden, wenn du das nicht möchtest. Es ist alles in Ordnung, mach' das jetzt bitte nicht aus Zwang. Ich würde es zwar für mich behalten und dich auch für nichts verurteilen, aber zwinge dich bitte nicht dazu, es ist alles gut.'', erwiderte ich direkt, bevor Tim mir irgendwas wegen seinem plötzlichen Verschwinden verraten konnte.
,,Lukas, ich mache das nicht aus Zwang und du hast auch ein Recht darauf es zu erfahren. Ich... man, wir haben früher so viel Zeit miteinander verbracht und du solltest schon wissen, wieso ich plötzlich nicht mehr da gewesen bin.'', seufzte Tim leise, schloss die Augen und sammelte sich einmal. 

,,Meine Eltern hatten sich ja vor 6 Jahren endgültig voneinander getrennt. Es ist das reinste Chaos Zuhause gewesen und mich hat die ganze Situation so gefickt. Mein Vater, dass  miese Arschloch, hatte Mama über Jahre hinweg betrogen und sie hat das einen Abend halt herausbekommen und ihn natürlich zur Rede gestellt. Dann hat es Zuhause richtig geknallt, sie haben sich so laut gestritten, mein Papa ist einfach abgehauen.'', fing Tim mit dem Erzählen, schluckte einmal und sah hinunter auf seine Hände, die leicht zu zittern begangen.
,,Die ganze Familie ist kaputt gewesen. Mein Papa ist einfach von der ein auf die andere Sekunde abgehauen und wir haben ihn danach nie wiedergesehen. Der hat meine Mama einfach alleine gelassen und mich hat die neue Situation so überfordert, sodass ich in ein sehr schwarzes Loch gefallen bin - ganz dunkel. Ich mein', kannst du dir das vorstellen? Gestern hast du noch zusammen am Esstisch gesessen, gelacht und alles ist gut gewesen und einen Tag später liegst du da völlig zerstört in deinem Bett, weil plötzlich alles anders geworden ist, weil eine Person im Haushalt fehlt und nicht mehr wiederkommt, weil sie mächtig Scheiße gebaut hat.'' Tim schnaubte und ich war gar nicht in der Lage dazu, irgendwas zu erwidern.
,,Auf jeden Fall ist die Scheidung meiner Eltern und das plötzliche Verschwinden meines Vaters auch der Grund für mein Verschwinden gewesen. Ich bin jetzt nicht von Zuhause abgehauen, oder so, sondern wurde viel eher irgendwann von meiner Mutter von Zuhause rausgeschmissen, weil sie die Schnauze gestrichen voll mit mir hatte.'', fuhr Tim weiterhin fort, pustete einmal geräuschvoll die Luft aus seinen Backen und ich nickte nur leicht unsicher.

,,Ich...ähm...na ja, ich bin, wie schon erwähnt, ja total in ein Loch gefallen, weil mich die ganze Situation einfach so verdammt fertiggemacht hat, was auch mehr als verständlich ist. Doch aus heutiger Sicht weiß ich, dass ich viel zu falsch mit dem Ganzen umgegangen bin und offener mit meiner Mama darüber hätte reden sollen. Halt, über meine Gefühle - ich hätte mich mehr öffnen müssen.'' Tim starrte nachdenklich in den von sternenbedeckten Himmel und ich rückte automatisch noch ein ganzes Stückchen näher an ihn heran.
,,Es fing erst ganz harmlos an. Zunächst lag ich nur tagelang völlig reglos in meinem Bett, habe nur noch geheult und absolut nichts mehr gemacht - noch nicht mal richtig gegessen oder getrunken, so stark ist meine Trauer gewesen. Aber irgendwann hat mir das nicht mehr gereicht, weil ich ab einem gewissen Punkt so viel geheult und getrauert habe, sodass ich absolut nichts mehr gefühlt habe.'', erzählte Tim mir weiterhin von seinem plötzlichen Verschwinden, seufzte wieder leise und krempelte sich daraufhin die Ärmel seines Hoodies nach oben, ehe er mir seine Handgelenke unter die Nase hielt.
,,Siehst du das? Die ganzen Narben? Und dann ist gerademal nur der Anfang von der ganzen Scheiße gewesen und ich bereue es eigentlich so sehr, dass Ganze überhaupt getan und nicht viel eher gehandelt zu haben. Ich hab' mich eigentlich selber so sehr zerstört...'' Tims Stimme brach mit einem Mal und ich sah von seinen vernarbten Handgelenken auf, um stattdessen in seine glasigen Augen zu blicken.

Ich sah ihn nur mitleidig von der Seite an, schluckte einmal schwer und nahm dann allen Mut zusammen, um den Arm einmal um seine Hüfte zu legen, weil ich das Gefühl hatte, dass er genau das jetzt einfach gebrauchen könnte.
Ich strich ihm nur über seine sehr stark hervorstehenden Hüftknochen und musste mich selber davor bewahren, nicht ebenfalls gleich in Tränen auszubrechen, weil es mir einfach in der Brust weh tat, das zu hören.
Ich hätte mir wirklich alles wegen seinem Verschwinden erdenken können, aber, dass es dann wirklich so schlimm, kompliziert und traurig gewesen ist, hätte ich mir noch nicht mal erträumen lassen können. Und das ist ja noch nicht einmal der Anfang...

,,Neben dem Ritzen habe ich auch zu Drogen gegriffen. Erst habe ich angefangen zu rauchen, dann zu trinken und kiffen, bis es dann nach und nach zu den härten Sachen ging und ich mich fast jeden Tag weggeklatscht habe. Ich bin in der Zeit auch in sehr falsche Kreise geraten. Alles so ältere Leute, die ständig nur feiern, saufen und Drogen nehmen im Kopf hatten. Ich habe mich auch sehr von denen mitreißen lassen.'', erklärte Tim sich weiterhin und die erste Träne verließ seine so schönen Augen.
,,Ich hab's auch nur gemacht, um irgendwas wieder fühlen zu können. Nüchtern habe ich mich immer wie gelähmt und tot gefühlt, aber sobald ich mir ein Teil geschmissen, oder mich geschnitten habe, ging es mir plötzlich wieder gut, ich hatte Spaß und konnte einfach all meine Sorgen und Nöte für einige Stunden vollständig vergessen. Es hat sich so gut angefühlt, dafür, dass ich mich immer mehr kaputt gemacht habe.'' Ein leichtes Lächeln entwich Tim und ich nickte nur stumm vor mich hin.
,,Irgendwann hatte meine Mama aber genug von dem Verhalten gehabt. Ich kam halt wirklich ständig nur vollkommen drauf nach Hause, bin nicht mehr zur Schule gegangen und hatte außer feiern und Drogen nehmen nichts anderes mehr im Kopf. Ich hab' sie beklaut für Drogen, habe meinen teuren Tennisunterricht geschwänzt, eine Straftat nach der Anderen begangen und...ach, ich habe so viel Scheiße gebaut, die ich mir selbst nie verzeihen werde. Meine Mama hatte es schon nicht so einfach und musste gucken, wie wir das Alles geregelt kriegen und dann tanze ich so aus der Reihe und benehme mich wie das größte Arschloch auf Erden, anstatt ihr einmal unter die Arme zu greifen.'' Tim schüttelte über sich selbst mit dem Kopf, fuhr sich seine Tränen aus dem Gesicht und schmiegte sich fester an mich.

,,Tja, und als meine Mama herausgefunden hatte, dass ich von der Schule geflogen bin, weil ich regelmäßig vollkommen drauf im Unterricht saß und nichts mehr geschissen gekriegt habe, hat sie mich kurzerhand aus der Wohnung geschmissen. Das ist der Zeitpunkt gewesen, wo ihr wirklich endgültig der Kragen mit mir geplatzt ist und sie die Schnauze voll davon hatte, sich um einen depressiven Junkie zu kümmern, der gar nichts an ihr wertgeschätzt hatte...'' Mir stockte der Atem. Was würde jetzt wohl noch kommen? Konnte es  noch schlimmer und schrecklicher werden?
,,Also bin ich bei meinem Opa untergekommen, der keine halbe Stunde später vor unserer Haustür gestanden hat, weil meine Mama ihm selbstverständlich Bescheid gegeben hat. Aber auch bei ihm hatte sich mein Verhalten nicht großartig verändert und ich hatte dort weitergemacht, wo ich bei meiner Mama im Prinzip aufgehört habe.'', seufzte Tim, schüttelte wieder mit dem Kopf und ich sah ihn nur mitleidig von der Seite an, während ich mich fester an ihn krallte.
,,Mein Opa hat sich das aber nur eine Woche mit mir angeguckt. Einen Tag, als ich gerade zu einer Party losziehen wollte und schon ein bisschen angetrunken gewesen bin, hat er mir jeglichen Ausgang verschlossen, worauf ich ihn nur gefragt habe, was die Scheiße soll und, dass er das ja nicht mit mir machen könnte, weil das ja schließlich Freiheitsberaubung ist. Doch Opa hat sich von diesen Worten nicht beeinflussen lassen und hat nur zu mir gesagt, dass wir über mein Verhalten reden müssten.''

,,Doch ich wollte nicht mit mir reden lassen, denn ich kannte diese Gespräche schon von meiner Mutter und sie hatten nie etwas gebracht. Es ist immer nur im Streit ausgeartet, weshalb ich meinen Körper nur noch viel mehr von den Gefühlen und den Gedanken betäubt habe. Aber mein Opa wollte mich nicht früher gehenlassen, weshalb ich mich schlussendlich auf dieses, zu diesem Zeitpunkt für mich, dämliche Gespräch eingelassen hatte.'', fing Tim seufzend an, fuhr sich durch die Haare und ich spannte mich leicht an.
,,Und dieses Gespräch...also, wow...ich...ich bin meinem Großvater immer noch so, so dankbar dafür, dass er dieses überhaupt mit mir geführt hat. Wäre er nicht gewesen, hätte ich mir wahrscheinlich irgendwo auf einer ranzigen Bahnhofstoilette den goldenen Schuss gegeben, weil ich früher nicht gecheckt hätte, was genau ich da eigentlich meinem Körper angetan habe.''
,,Mein Opa hat mich halt gefragt, ob ich denn auf ewig so weitermachen und mich weiterhin so zerstören möchte. Ich habe zunächst nicht wirklich verstanden, was er von mir wollte, aber... aber, als ich näher darüber nachgedacht habe, habe ich verstanden, was genau er da eigentlich mit mir meinte.'' Tim rinnten die ersten Tränen über die so schönen Wangen und ich nahm ihn nur viel fester in den Arm, während ich ihm über die Schulter strich.

,,Da ist mir halt erst so wirklich bewusst geworden, was ich ganze Zeit über eigentlich getan und zerstört habe. Nicht nur mich und meinen Körper, sondern auch meine Mama, die einfach so darunter gelitten hat, die immer versucht hat, mit mir zu reden und die ich einfach wie den letzten Haufen Scheiße behandelt habe. Meine Mama machte da doch gerade schon eine schwere Zeit wegen der Trennung von meinem Vater durch und dann kam ich und trat noch mal heftig nach, obwohl sie schon am völlig zerstört am Boden lag und nicht mehr weiter wusste.'' Tim schüttelte wieder über sich selbst mit dem Kopf, fing stärker zu weinen und ich schloss ihn nur fester in meine Arme, während ich aufpassen musste, ebenfalls nicht noch mitzuheulen.
,,Dann hat mein Großvater zu mir gesagt, dass er sich informiert hätte - also, halt über Entzugskliniken für Jugendliche und so. Mein Opa hat mir das dann etwas näher erklärt und einen Tag später, als ich wieder nüchtern gewesen bin, sind wir mal zu einem Beratungstermin gefahren, damit ich im Ungefähren weiß, wie so etwas abläuft und behandelt wird.''
,,Tja, und dann wurde ich keine paar Tage später dort eingeliefert. Ich hab' davor aber noch ein klärendes Gespräch mit meiner Mama geführt und mich für alles entschuldigt, was ich ihr angetan habe. Aber meine Mama hat darauf so rührend reagiert, hat mich einfach nur noch in den Arm genommen und sich so darüber gefreut, dass ich das Ganze jetzt endlich angehen wollte und auch eingesehen habe, dass ich ein mächtiges Problem habe.'' Tim seufzte leise, strich sich mit dem Ärmel seines Hoodies die Tränen aus dem Gesicht und spielte daraufhin mit seinen Händen.

,,Aber... man... als ich aus der Entzugsklinik dann wieder raus bin, ging es zwar für einige Wochen gut, doch ich hatte einen Rückfall. Ich wurde halt zu einer Party eingeladen und...ach man, ich konnte dem Ganzen einfach nicht widerstehen und habe halt wieder zum Alkohol gegriffen. Na ja, und ich kam dann total besoffen nach Hause, was meine Mama natürlich mitbekommen hat, weil ich das Ganze nicht leise von statten gegangen ist und ich sie mit meinem ganzen Krach aufgeweckt habe.'' Tim schnaubte einmal laut auf und erneut stießen Tränen in seine so wunderschönen Augen.
,,Meine Mama hat mich dann gefragt, was denn in mich gefahren ist und wieso ich denn rückfällig geworden bin. Ich habe aber gar kein Taktgefühl gezeigt und bin richtig ausfällig ihr gegenüber geworden. Ich habe nur zu ihr gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen soll und, dass sie das doch gar nichts anginge, was ich mache. Dann haben wir Ewigkeiten darüber diskutiert, dass das ja nicht ginge und, dass es total schlimm ist, dass ich wieder rückfällig geworden bin.''
,,Tja, dass Ganze ist dann soweit eskaliert, dass ich...ähm...also... ich...ich habe halt meine... meine Mama...fuck... Man, ich habe halt meine Mama geschlagen, als sie nochmal davon angefangen hatte, dass ich doch nicht wieder mit dem Trinken anfangen konnte, wo ich doch jetzt auf so einen guten Weg gewesen bin! Ich habe ihr einfach total die heftige Ohrfeige verpasst, weil ich durch den Alkohol  einfach so verdammt aggressiv geworden bin.'' Tim begann wieder stark zu weinen, schüttelte einmal mit dem Kopf und mir blieb mit einem Mal der Atem stehen, als ich diese Worte aus seinem Mund hörte.

,,Tatsächlich konnten wir beide von Glück reden, dass mein Großvater in diesem Moment rein kam und mich daraufhin von meiner Mutter weggezogen und mich erstmal fixiert hatte. Ich wüsste nicht, was passiert wäre, wenn er nicht rechtzeitig gekommen wäre. Ich bin in diesem Moment nämlich so aggressiv und sauer auf meine Mama gewesen, dass ihr wahrscheinlich sogar die Nase gebrochen hätte.'', seufzte Tim leise und ich strich ihm nur etwas intensiver, über die Schulter.
,,Und... ähm...ähm...was ist dann passiert? Was hat dein Großvater mit dir getan?'', fragte ich stotternd und leise zugleich nach, sodass ich es selbst kaum gehört hatte und musste aufpassen, dass mir nicht jeden Moment die Stimme wegbrach, weil mich diese ganze Story so fertigmachte.
,,Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, hat mein Opa mich noch mitten in der Nacht zur Entzugsklinik gefahren und wieder dort einliefern lassen. Das Schlimme ist, dass ich mich kaum noch an irgendwas erinnern konnte, außer halt an diesen Moment, wo ich mich mit meiner Mutter gestritten und wieder eingewiesen wurde. Das hat mich am Morgen danach so fertig gemacht, dass ich den ganzen Tag nur geweint habe und einfach nur noch dort raus wollte. Tja, aber das hatte ich davon...'', erklärte mir Tim seufzend, zog die Augenbrauen nach oben und ich nickte einmal verstehend.

,,Und bist du jetzt je nochmal rückfällig geworden? Was ist danach noch so passiert? Und wie kam es jetzt, dass du wieder Kontakt zu deiner Mutter hast?'', fragte ich irgendwann nach, als wir eine Zeit lang miteinander geschwiegen und ich die gesamte Geschichte halbwegs verarbeitet hatte.
Ich konnte immer noch nicht fassen, was Tim mir da gerade erzählt hatte und ich musste aufpassen, nicht ebenfalls gleich loszuheulen, weil es mir einfach so sehr im Herzen weh tat, was dieser Kerl mit seinen gerademal 19 Jahren alles durchgemacht hatte und vielleicht, aber das hoffte ich nicht, sogar noch durchmachen musste.
Ich hatte wirklich mit vielem gerechnet, aber das wäre wirklich das Allerletzte gewesen, was mir je in den Sinn gekommen wäre. Es kreisten zwar ähnliche Gerüchte umher, aber, dass dies dann tatsächlich auch im Ungefähren der Wahrheit entsprach, machte mich einfach nur traurig und verletzte mich sehr.

Ich hätte Tim so etwas niemals zugemutet, denn eigentlich ist er immer so ein lieber, netter und normaler Junge gewesen, der eigentlich nie den Anschein gemacht hatte, als könnte er je in so eine Schiene rutschen.
Aber gut, die Trennung seiner Eltern und falsche Freunde hatten ihn einfach in diese Schiene gebracht und ich wünschte mir nur zu sehr, dass Tim und ich dort noch Kontakt gehabt hätte, damit ich ihm da hätte helfen und den nötigen Halt bieten  können.
Ich hätte Tim in dieser Zeit so gerne einfach Unterstützung gegeben und versucht ihn da irgendwie wieder rauszuholen, mit ihm zu reden und ihm im Notfall, ähnlich, wie es sein Großvater getan hatte, in die Entzugsklinik zu stecken.

,,Ein Glück nicht. Ich bin so stolz darüber, sagen zu können, dass ich seit meinem letzten Entzug keinen einzigen Tropfen Alkohol, keine Zigarette geraucht und auch keine anderen Drogen zu mir genommen habe. Diese Eskalation mit meiner Mama hat mir einfach nochmal gezeigt, dass ich da nie wieder hin möchte und, dass es das einfach nicht wert ist.'', lächelte mich Tim nun wieder an und strich sich seine Tränen aus dem so wunderschönen Gesicht.
,,Ich gehe zwar noch regelmäßig zur Therapie und bin auch in einer Selbsthilfegruppe, aber die Sachen helfen mir einfach enorm, dass ich nicht mehr rückfällig werde und sie geben mir auch das Gefühl, nicht alleine mit meinem Problem zu sein. Ich kriege mittlerweile so viel Unterstützung und Hilfe, das ist einfach unglaublich.''
,,Vor allem hilft es mir auch, dass ich seit fast einem halben Jahr wieder Kontakt zu meiner Mama habe. Nach meiner Einweisung hatten wir nur oberflächlich Kontakt. Mein Großvater hat sie immer über mich im Laufenden gehalten, weil natürlich hat sie das nicht kalt gelassen. Ich habe auch durch ihn einige Dinge erfahren, weshalb wir trotzdem immer wussten, was bei dem jeweils anderen eigentlich gerade so abgeht.'', klärte Tim mich weiterhin auf und auch mir glitt  wieder ein Lächeln über die Lippen.

,,Ich habe ja die ganze Zeit über bei meinem Opa gewohnt und an einem Tag, als ich gerade von einer Therapiesitzung nach Hause kam, saß meine Mama plötzlich im Wohnzimmer. Sonst kam sie nur zu Besuch, wenn ich nicht dagewesen bin und...alter, mir ist so das Herz in die Hose gerutscht, als ich sie dort sitzen sehen habe, das kannst du dir gar nicht vorstellen.'', lachte Tim einmal, schüttelte mit dem Kopf und sah in den immer noch von Sternen bedeckten Himmel.
,,Meine Mama und ich haben uns erstmal gefühlte 10 Minuten einfach nur angestarrt, weil wir uns natürlich im Laufe der Jahre auch verändert haben. Meine Mama hatte dann gesagt, dass ich voll gut und gesund aussehe und das hat mich einfach so verdammt glücklich gemacht, dass ich erstmal eine Runde geweint habe, weil diese Worte mein Herz einfach nur erwärmt und mich glücklich werden lassen haben.''
,,Danach haben wir uns dann endlich, nach all den Jahren, ausgesprochen. Ich habe mich für alles entschuldigt, ihr von meinen ganzen Fortschritten erzählt und meine Mama ist so stolz auf mich gewesen, was mich  selbst einfach so glücklich gemacht und mir so viel Kraft gegeben hat, um ja stark zu bleiben. Sie sagt mir das mittlerweile fast täglich wie stolz sie auf mich ist, erkundet sich immer wieder nach mir und ich wohne bald auch wieder bei ihr, was mich so freut. Ich bin endlich wieder ein Teil von ihrem Leben und ihrer neuen Familie. Ich darf endlich wieder bei ihr sein. Das ist so viel mehr wert, als irgendwelche Rauschmittel, Partys und unvergessliche Abende.'' Tim brach wieder in Tränen aus, doch er lachte dabei so schön vor lauter Glück, sodass mir ebenfalls eine Träne aus dem Augenwinkel lief.

,,Oh Gott, sorry, dass ich hier gerade so die ganze Zeit am Heulen bin, aber es ging gerade nicht anders. Ich hoffe, dass du jetzt nicht abgeschreckt oder so von mir bist.'', entschuldigte sich Tim grinsend, als wir wieder eine Zeit lang miteinander geschwiegen hatten und strich sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.
,,Alles gut, Tim. Ich...ähm...ich bin jetzt nicht abgeschreckt von dir. Sorry, wenn ich dafür vielleicht nicht so viele Worte habe, aber es tut mir sehr leid für das, was du alles so durchmachen musstest in den letzten Jahren.'', fing ich seufzend an und sah mit glasigen Augen in seine.
,,Aber ich muss sagen, dass ich ebenfalls sehr stolz auf dich bin. Es ist so toll, dass du dein Leben jetzt doch so gemeistert kriegst, nicht mehr rückfällig geworden bist und auch wieder Kontakt zu deiner Mama hast. Das freut mich wirklich sehr für dich und ich hoffe, dass du die Vergangenheit irgendwann hinter dir und ohne jegliche Lasten in die Zukunft blicken kannst.'', fuhr ich lächelnd fort, sah ihn stolz von der Seite an und Tim erwiderte mein Lächeln augenblicklich.

,,Danke, Lukas. Danke, wirklich, das bedeutet mir unglaublich viel und es freut mich auch, dass du jetzt nicht abgeschreckt von mir und nicht schreiend vom Klettergerüst gesprungen bist.'', bedankte sich Tim breit lächelnd bei mir, doch musste aufgrund des letzten Teils einmal lachen.
,,Keine Sorge, sowas hätte ich niemals gemacht. Aber, falls du mal jemanden zum Reden braucht, weißt du ja, wo mein Garten ist.'', erwiderte ich lächelnd, strich ihm einmal über die Schulter und sah in seine strahlenden Augen.
,,Danke für das Angebot, Lukas. Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, werde ich sie auf jeden Fall wahrnehmen.'' Tim sah mich weiterhin mit einem Lächeln an, musterte mich einmal von oben bis unten und sein Blick ließ meinen Bauch einfach wie verrückt kribbeln.

,,Aber jetzt haben wir so viel von mir geredet. Was hast du eigentlich so in den letzten Jahren gemacht? Hat sich irgendwas bei dir verändert?'', fragte mich Tim dann lächelnd, drehte sich etwas mehr zu mir und sah mir wieder in die Augen.
,,Ähm... eigentlich nicht großartig was. Ich bin immer noch der gleiche Lukas wie damals. Okay, ich bin vielleicht etwas mehr gewachsen und komme demnächst in die elfte Klasse.'', erwiderte ich nur unsicher, grinste schief und zuckte mit den Schultern.
,,Ach, du bist immer noch dabei geblieben dein Abitur zu machen? Das ist ja voll schön. Freut mich, dass sich da nichts geändert hat und du immer noch dein Ziel verfolgst.'', lächelte mich Tim an und ich erwiderte dieses. Er ist so hübsch!

,,Und was machst du? Auch Abitur? Oder Ausbildung?'', fragte ich nach, legte den Kopf einmal der Tonlage entsprechend schief und Tim biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, während er mich unsicher von der Seite ansah.
,,Momentan mache ich eigentlich gar nichts. Durch diese ganze Scheiße mit dem Entzug bin ich ja auch kaum in der Schule gewesen und habe das auch sehr schleifen lassen. Ich habe sie halt ab der 8. Klasse abgebrochen und mich viel eher darauf konzentriert, wieder gesund zu werden, bevor ich in der Hinsicht irgendwas gemacht habe.'', erklärte mir Tim seufzend und ich sah ihn nur wieder mitleidig an.
,,Aber wir haben mich an einer Abendschule angemeldet. Also, ich will vielleicht tagsüber ein bisschen arbeiten gehen und dann abends in die Schule, um erstmal den Hauptschulabschluss fertigzumachen. Vielleicht kann ich dann auch schon eine Ausbildung anfangen, mal sehen.'', fügte Tim noch optimistisch hinzu und lächelte mich an.

,,Das klingt vernünftig und ich wünsche dir viel Glück dabei, dass das Alles klappt und all deine Wünsche und Träume in Erfüllung gehen.'', sagte ich lächelnd, strich ihm über seine stark hervorstehenden Hüftknochen und Tim lächelte nur noch viel breiter.
,,Dankeschön, Lukas. Dasselbe wünsche ich mir auch für dich. Obwohl du das sowieso schaffen wirst, weil du ja schon immer so ein kleiner Streber gewesen bist.'', lachte Tim einmal, sah mich vielsagend an und ich verdrehte nur die Augen.
,,Jaja...'', erwiderte ich nur ebenfalls lachend, fuhr mir meine viel zu langen Haare, die ich normalerweise eigentlich in einem Zopf trug, aus dem Gesicht und sah Tim dann wieder lächelnd von der Seite an, der im Mondlicht nur noch viel schöner aussah.

,,Und wie lief es in der Liebe in den letzten Jahren bei dir so? Hast du momentan eine kleine Freundin?'', fragte mich Tim dann plötzlich wie aus dem Nichts, als wir wieder eine Zeit lang geschwiegen hatten und diese Frage wunderte mich so sehr, sodass ich mich kurz an meiner eigenen Spucke verschluckte.
,,Äh...ne...also, Freundin trifft es auch nicht so. Ich...ich steh' halt auf Jungs, aber da ist auch momentan keiner. Meinen letzten Freund hatte ich vor vier Monaten.'', erwiderte ich stotternd, biss mir auf die Unterlippe und Tim begann zu lachen, was mich irgendwie verunsicherte. Hatte Tim etwa was gegen Schwule? 
,,Warum lachst du denn jetzt? Liegt es daran, dass ich schwul bin, oder was? Hast du etwas irgendwas dagegen?'', fragte ich unsicher nach, sah ihn schüchtern von der Seite an und rückte automatisch ein kleines Stück von Tim weg, weil ich ihm natürlich nicht zu nahe rücken wollte.

,,Um Gottes Willen, nein! Ich habe wirklich nichts gegen Schwule, ich bin ja selber nicht mal besser, also alles gut! Ich finde den Zufall nur gerade so witzig.'', lachte Tim weiterhin, schüttelte einmal mit dem Kopf und mir ging mit einem Mal ein Licht auf, weshalb ich ebenfalls lachen musste.
,,Was du auch? Das ist kann doch nicht sein!'' Ich schüttelte nur mit dem Kopf, rückte dann doch wieder an Tim heran und konnte es einfach nicht fassen, dass dieses heiße Schnittchen ebenfalls kein Interesse an der Frauenwelt hegte. Tim hatte bestimmt vielen Mädchen deswegen das Herz gebrochen...
,,Tja, da haben sich wohl die zwei Richtigen gefunden.'', erwiderte Tim nur grinsend, knuffte mir einmal leicht in die Seite und ich zuckte aufgrund dessen kurz erschrocken zusammen, ehe die Stelle einmal wie verrückt zu kribbeln begann.

,,Aber ich verstehe gar nicht, wieso du deinen letzten Freund vor vier Monaten hattest. Du bist so eine Augenweide, da müssten die Jungs doch eigentlich bei euch im Garten Schlange stehen.'', sagte Tim dann nachdenklich, musterte mich einmal von oben bis unten und ich sah ihn nur mit großen Augen an. Hatte er mich gerade ernsthaft hübsch genannt?!
,,Also, jetzt mal ohne Scheiß, Lukas. Du bist wirklich verdammt hübsch und wow, aus dir ist echt was geworden. Ich... also, wow...du bist einfach nur wunderschön.'', schwärmte Tim weiterhin, sah mich mit strahlenden Augen an und ich lächelte nur noch viel breiter, als ich diese Worte ausgerechnet von ihm hörte.
,,Ich muss zu geben, Lukas, als meine Mama mir erzählt hat, dass wir heute Mittag zu euch gehen, habe ich dich auf Facebook gesucht und etwas gestalkt. Da haben mich schon deine Bilder geflasht, aber jetzt so in Natura...du bist noch viel perfekter als auf den ganzen Fotos.'' Tim sah mich mit großen Augen an, lächelte weiterhin und ich spürte, wie sich meine Wangen färbten.

,,Ähm...ähm...wow...ähm...Danke. Danke für die lieben...die lieben Worte. Ich...ich kann das nur genauso zurückgeben. Du bist auch voll...voll hübsch geworden - heiß so.'', bekam ich nur stockend heraus, kam mir wie der letzte Vollidiot vor und wusste gar nicht so recht, wie ich überhaupt auf diese Worte reagieren sollte.
Ich hätte in diesem Moment wirklich mit allen Worten aus Tims Mund gerechnet - sogar wieder mit irgendeiner krassen Story aus seiner Zeit in der Entzugsklinik. Aber nie im Leben damit, dass mich dieses heiße und vor allem sehr attraktive Kerlchen ernsthaft als hübsch bezeichnen würde.
Ich fand mich selbst eigentlich so gar nicht schön. Klar, an manchen Tagen schon, aber im Grundsätzlichen fühlte ich mich einfach wie totaler Durchschnitt, dem man an jeder Ampel begegnen konnte. Tim ist eigentlich die totale Augenweide von uns beiden, denn dieser Kerl sah einfach nur zum Anbeißen aus.

Ich seufzte einmal leise, fuhr mir durch meine zu langen Haare und sah in den von sternenbedeckten Himmel, während ich versuchte, Tims Worte zu verarbeiten und zu realisieren, was das eigentlich hieß.
Und vor allem fragte ich mich auch, warum er diese Worte überhaupt zu mir gesagt hatte. Gab es da vielleicht irgendeine sexuelle Absicht, oder hat er das einfach nur so gemacht, um mich einfach zum Lächeln zu bringen?!
Ich konnte mir nämlich null vorstellen, dass Tim da irgendwelche Absichten hatte, denn ich bin sicherlich nicht sein Typ und was für ein dummer Zufall wäre das denn bitte. Sowas passierte doch nur in Filmen...

Ich fand Tim zwar verdammt attraktiv und hätte auch nichts gegen irgendwas Derartiges wie einem Kuss, Kuscheln oder vielleicht sogar auch Sex einzuwenden, aber das würde sowieso nicht passieren.
Tim hatte diese Komplimente einfach nur so gemacht. Eben aus dem Impuls heraus, weil er mir so intime Details über seine Vergangenheit angetraut und jetzt irgendeine spezielle Verbindung zu mir hatte.
Da gab es keine weiteren Hintergründe, ich sollte mir mal nicht irgendwas einreden und mir irgendwelche falschen Hoffnungen machen. Tim hatte einfach gerade das Gefühl, dass ich ihm irgendwas bedeutete, nur deswegen sind diese Worte aus seinem Mund gekommen.

Ich starrte weiterhin nachdenklich in den leicht nebligen Himmel, versuchte, dass Alles irgendwie zu verarbeiten und diesen wunderschönen Abend zu genießen, den ich endlich mal wieder mit Tim verbringen durfte.
Doch ich wurde plötzlich in meinen Blick, in den nächtlichen Nachthimmel, unterbrochen, als ich spüren konnte, wie er mich mit seinen Fingern an meinem Kinn packte und mein Gesicht daraufhin in seine Richtung drehte, damit ich ihm in die Augen schauen musste.
Ich schluckte einmal schwer und wollte den Blick eigentlich von ihm abwenden, doch ich konnte es einfach nicht, weil mich seine strahlenden, braunen Augen einfach in seinen Bann zogen und meinen Körper wie verrückt kribbeln ließen.

Ich spannte mich leicht an, krallte mich an der dünnen, schwarzen Matte fest und konnte mein Herz förmlich pochen hören, weil ich mit einem Mal so verdammt aufgeregt war und mich fragte, was gleich wohl folgen würde.
Tim und ich sahen uns eine Zeit in die Augen und rissen unsere Blicke kein einziges Mal voneinander los. Es fühlte sich so an, als hätte jemand die Zeit und meinem Atem angehalten, weil ich in diesem Moment einfach nichts spüren konnte.
Das Einzige, was ich spüren konnte, war, dass angenehme Kribbeln in meinem gesamten Körper, was einfach gar nicht mehr aufhören wollte und von Minute zu Minute immer stärker und stärker wurde.

,,Du bist wirklich wunderschön, Lukas. Ich habe noch nie so einen heißen Jungen gesehen...'', brach Tim dann unser Schweigen und ich sah ihm nur weiterhin tief in die Augen, weil ich einfach nicht in der Lage war, zu sprechen.
,,Du ziehst mich irgendwie so magisch an, weißt du. Du wirkst so makellos und perfekt, das hast du damals schon getan...'', fuhr Tim fort, rutschte näher an mich heran und legte seine Hand an meine Wange, was diese Kribbeln ließ.
Tim sah mir noch viel tiefer in die Augen, doch sein Blick glitt immer wieder hinunter zu meinen Lippen, doch dann wieder hoch in meine Augen, die immer wieder verrückt zu funkeln begangen.

Doch irgendwann blieb sein Blick viel länger an meinen Lippen haften und wäre ich in der Lage dazu, auch nur ein klares Wort herauszubekommen, dann würde ich ihn schon längst dazu aufgefordert zu haben, mich verdammt nochmal endlich zu küssen.
Doch stattdessen wartete ich sichtlich angespannt das ab, was ich mir eigentlich schon denken, aber nicht wirklich glauben konnte. Das konnte doch nicht gerade wirklich passieren! Ich musste doch träumen!
Doch ein unauffälliger und kurzer Kniff in meinen Arm verriet mir, dass das hier wirklich kein Traum ist und gerade wirklich passierte. Tim ist nach 6 Jahren tatsächlich wieder aufgetaucht und wir beide saßen hier zusammen, auf unserer schwarzen Matte.

Ich konnte gar keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden, was als Nächstest folgen würde und wie angespannt und aufgeregt ich doch gerade eigentlich bin, da begann Tim plötzlich damit, mir mit seinem Daumen über die Wange zu streichen.
Diese begann nahezu zu brennen und ich lächelte nur noch viel breiter, während mein Herz ebenfalls noch einige Takte schneller schlug und es sich so anfühlte, als würde es mir jeden Moment aus der Brust springen, wenn ich noch einzigen Atemzug tätigen würde.
,,Lukas, du bist so verdammt perfekt...'', hauchte mir Tim noch mit leicht rauer Stimme entgegen, ehe er meinem Gesicht Zentimeter für Zentimeter immer näher kam und ich seinen warmen Atem zusätzlich noch auf meinen Wangen spüren konnte.

Mir stockte mit einem Mal der Atem, als ich plötzlich seine so weichen und wohlschmeckenden Lippen auf meinen spüren konnte, die er fest auf meine gepresst hatte und sein eines Bein zusätzlich noch auf meinem ablegte, um mir näher sein zu können.
Zunächst ließ Tim seine reglos auf meinen liegen, während ich mit meinem Mal erstarrte und gar nicht richtig zu realisieren schien, was hier eigentlich gerade von statten ging und ich mir deswegen noch einmal in den Arm kniff.
Doch als Tim damit begann, meine Lippen immer wieder langsam und federleicht zugleich zu küssen, schloss ich ebenfalls die Augen und genoss das angenehme Kribbeln, was nun auch den Weg zu meinen Lippen gefunden hatte.

Ich löste meine Hände von der Matte und wanderte mit diesen schlussendlich zu seinem hübschen Hals, wo ich augenblicklich die Arme um diesen schlang und ihn somit viel näher zu mir zog.
Ich begann ebenfalls damit, meine Lippen auf seinen zu bewegen und von Kuss zu Kuss wurden wir immer fordernder und schneller, weshalb mein Herz nur noch viel schneller schlug und ich mich in Tims Nacken festkrallte.
Tim begann irgendwann sachte und schüchtern zugleich über meine Unterlippe zu lecken und drückte mit seiner noch freien Hand, meinen Kiefer etwas nach unten, sodass ich widerwillig meinen Mund öffnete und ihm somit den gewünschten Einlass gewähren konnte.

Tim ließ seine Zunge in meine Mundhöhle gleiten und erkundete diese einmal neugierig, weshalb ich leise zu stöhnen begann und mich näher an ihn heranpresste, weshalb ich seine Brille noch etwas deutlicher spüren konnte.
Tim stupste meine Zunge leicht mit seiner an und animierte mich dazu, seine Zunge nun ebenfalls mit meiner zu umspielen, weshalb ich ihm langsam über diese leckte und wir diese wieder schüchtern zu umspielen begangen.
Doch auch hierbei konnten wir uns nicht lange zügeln, weshalb wir sofort damit begangen, unsere Zungen immer schneller und leidenschaftlicher zu umspielen, weshalb sich unsere Zungen schon nach einer kurzen Zeit einen heißen Kampf ablieferten, der mich leicht ins Schwitzen brachte.

,,Wow, das ist wunderschön gewesen...'', hauchte mir Tim lächelnd gegen die Lippen, als wir uns aufgrund des Luftmangels notgedrungen voneinander lösen mussten und ich sah in seine strahlenden Augen, dessen Pupillen sogar etwas geweitet waren.
,,Wollen wir es vielleicht nochmal wiederholen?'', fragte ich grinsend nach, zog die Augenbrauen nach oben und kraulte seinen Nacken, während ich ihn hinunter zu seinen Lippen sah, die einfach so perfekt auf meinen passten.
,,Nichts lieber als das, Mäuschen...'', stimmte Tim mir sofort zu, kicherte leise und presste daraufhin wieder unsere Lippen aufeinander, ehe er meine wieder in zwei stieß und wir kurz darauf wieder unsere Zungen leidenschaftlich umspielten.

Noch in den mehr als fabelhaften Zungenkuss verwickelt, packte mich Tim an den Schultern und drückte mich hinunter auf die Matte, weshalb er kurzzeitig unseren andauernden Zungenkuss voneinander lösen musste.
Ich sah ihn nur vollkommen außer Atem und lächelnd zugleich an, während sich Tim rittlings auf mich setzte, sich zu mir herunterbeugte und uns gar keine Minute zum Verschnaufen gab, sondern sofort wieder unsere Lippen aufeinanderdrückte.
Das ganze Spielchen ging noch einmal von vorne los, Tim verlagerte sein gesamtes Gewicht auf mir, während ich meine Hände wieder in seinem Nacken platzierte und wir daraufhin die ganze Nacht durchknutschen und die Zeit ums uns herum vollkommen vergaßen.

-12 Jahre später-

,,Jetzt komm' hoch, Schatz! Los jetzt, vor Jahren konntest du das doch auch noch!'', spornte ich Timi an, der noch ganz unten auf dem Klettergerüst und, warum auch immer, einfach nicht zu mir nach oben geklettert kam.
,,Da bin ich auch noch nicht so alt gewesen! Ist doch nicht jeder so ein junges Gemüse wie du!'', erwiderte mein Freund nur meckernd, doch legte stattdessen seine Hände um das Klettergerüst, um schlussendlich hochklettern zu können.
,,Jetzt tue mal nicht so, als wärst du schon sonst wie alt! Du bist gerade mal Anfang 30 und außerdem sind wir nur zwei Jahre auseinander!'', diskutierte ich weiterhin mit ihm, während ich höher zur Matte kletterte.
,,Ach, halt die Klappe!''

,,Mein Gott, hat das schon immer so lange gedauert hier hochzuklettern? Kam mir als Kind irgendwie kürzer vor...'', keuchte Tim nur erschöpft auf, als er dann auch endlich mal die Matte erreicht hatte und ich musste lachen.
,,Sag' mal, bist du ernsthaft von dem kleinen Stück aus der Puste?! Okay, wir müssen dringend zum Sport, das kann so doch nicht weitergehen...'' Ich schüttelte mit dem Kopf, als sich mein völlig erschöpfter Freund neben mir niederließ und sich den leichten Schweiß von der Stirn wischte.
,,Hä, wir machen doch schon genug Sport?! Sex wird jawohl reichen, da bin ich ja eigentlich nicht so schnell aus der Puste.'', konterte Timi, sah mich einmal vielsagend von der Seite an und ich verdrehte nur grinsend die Augen.
,,Logisch, wenn man die ganze Zeit über nur unten liegt.''

,,Ach man, Lukas, du bist manchmal voll doof. Weißt du eigentlich, dass du doof bist?'', quengelte Timi nur unzufrieden, seufzte leise und lehnte dann seinen Kopf gegen meine Schulter.
,,Und weißt du eigentlich, dass du 'ne olle Meckerziege bist?! Freu'dich doch mal, dass wir jetzt hier sind.'' Ich strich Timi durch seinen braunen Haare und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, weshalb dieser einmal lächeln musste.
,,Ich freue mich doch auch darüber, dass wir jetzt hier sind. Dieser Ort macht mich einfach so verdammt glücklich, das kannst du dir gar nicht vorstellen.'', seufzte Timi versöhnlich, griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.

Ich lächelte meinen festen Freund nur vollkommen verliebt von der Seite an, streichelte ihm über seinen tätowierten Handrücken und drückte ihm einen Kuss auf, während ich hoch in den leicht nebligen Himmel blickte.
Timi und ich waren heute zu Besuch bei meinen Eltern im Garten gewesen, wo wir gemeinsam den ganzen Tag verbracht und schlussendlich zu Abend gegessen hatten. Timi hatte meinem Vater beim Anstreichen der Laube geholfen, während meine Mama und ich alles Nötige zum Essen gekauft und dieses schlussendlich zubereitet hatten.
Jetzt waren wir eigentlich gerade auf den Weg nach Hause gewesen, doch Timi hatte den Vorschlag gemacht, dass wir doch einfach mal hier zum Spielplatz um die Ecke gehen könnten, um alte Erinnerungen aufleben lassen zu können.

Wir hatten vor circa einer Woche nämlich unser 12-jähriges gefeiert und es löste unbeschreibliche Gefühle in mir aus, wenn ich an diesem Ort hier war und daran zurückdachte, was an diesem eigentlich vor einigen Jahren passiert ist.
Tim und ich hatten an dem Abend, als wir uns nach 6 Jahren wiedergesehen hatten, die ganze Nacht rumgeknutscht und gefummelt, bis wir irgendwann zurück zu unseren Gärten gegangen sind und auch den Tag darauf miteinander verbracht hatten.
Nach diesem besonderen Abend hatten wir uns dann immer öfters getroffen, sehr viel miteinander geschrieben, telefoniert und mit der Zeit hatten sich dann ernsthaft Gefühle entwickelt.

Ich konnte mich noch genau an den Moment erinnern, als Timi mich zu einem total romantischen Restaurant eingeladen und mich, als er mich nach Hause gefahren und vor die Haustür gebracht hatte, gefragt hatte, ob ich mit ihm gehen wollte.
Natürlich hatte dort sofort freudig zugestimmt, bin ihm regelrecht in die Arme gefallen und hatte ihm seine so süßen und weichen Lippen wund geknutscht, weshalb ich eine Stunde später nach Hause kam, als ich eigentlich sollte.
Jedoch hatten mir meine Eltern das nicht übel genommen, denn sie wussten ja schließlich, mit wem ich dort unterwegs gewesen bin und hatten vom Fenster ausgesehen, dass ich im Auto gerade dabei gewesen bin, Timi halb aufzufressen.

Als ich mein Abitur beendet und eine Ausbildung begonnen hatte, sind Timi und ich schlussendlich, nach 2 Jahren Beziehung in eine gemeinsame Wohnung gezogen, was mich mehr als glücklich gemacht hatte, weil ich diesen wundervollen Mann von da an jeden Tag sehen konnte.
Timi hatten in der Zwischenzeit seinen Hauptschulabschluss nachgeholt und daraufhin ebenfalls eine Ausbildung als Bühnenbilder begonnen, was mich heutzutage immer noch so stolz machte, wie er sein Leben mittlerweile meisterte und, was er alles geschafft hatte.
Timi ist nie wieder rückfällig geworden, hatte mittlerweile wieder ein mehr als gutes Verhältnis zu seiner Mama und ist so verdammt selbstständig geworden, dass er es manchmal selbst nicht glauben konnte und öfters mal vor lauter Glück zu weinen anfing, weshalb ich ihn immer wieder lachend aufmunterte.

Timi ist wirklich das Beste, was mir in meinem Leben je passieren konnte und ich konnte mir absolut keinen besseren Menschen an meiner Seite vorstellen. Dieser Mann machte mich einfach so verdammt glücklich!
Timi gab mir immer wieder den nötigen Halt, wenn ich mich einmal selbst viel zu sehr indem ganzen Stress verlor, gar nicht so recht wusste, wohin eigentlich mit mir und holte mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Timi ist einfach meine Liebe des Lebens und ich konnte es kaum noch erwarten, ihm im Sommer endlich das langersehnte Ja-Wort zu geben, worauf so viele unserer Freunden und Verwandten schon sehnsüchtig gewartet hatten.

,,Wo bist du denn schon wieder mit deinem hübschen Kopf, mein Schatz?'', riss mich Timis fragende Stimme plötzlich aus meinen Gedanken und ich zuckte leicht erschrocken zusammen, während ich zu ihm blickte.
,,Na ja, bei dir. Wo sollte ich auch sonst sein?!'', entgegnete ich stattdessen, zog die Augenbrauen nach oben und mein Freund begann aufgrund dessen nur noch viel breiter zu lächeln, was mein Herz ebenfalls einige Takte schneller ließ.
,,Ich habe nur darüber nachgedacht, was für eine Bedeutung dieser wundervolle Ort für uns eigentlich hat und was in den letzten Jahren allgemein so passiert ist. Ich bin einfach nur so verdammt glücklich darüber, dich in meinem Leben zu haben.'', fügte ich lächelnd hinzu und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

,,Ich bin auch froh darüber, dich in meinem Leben haben zu dürfen, Baby. Ich liebe dich über alles und will dich auch nie wieder missen.'' Tim lächelte mich vollkommen breit an, löste sich etwas von mir und löste  auch unsere Finger voneinander.
Ich wollte mich gerade schon darüber beschweren, was das denn jetzt wollte, doch da beruhigte mich Timi sofort, als er mein Gesicht in seine so zarten Hände nahm und daraufhin unsere Stirnen aneinanderpresste.
Timi lächelte mich an, strich mit seinen Daumen über meine Wangen, was diese nahezu brennen ließ und er zögerte keine weitere Sekunde mehr, sondern presste daraufhin unsere Lippen aufeinander, dessen Kuss ich augenblicklich erwiderte.

Timi stieß sofort meine Lippen in zwei, ließ seine wundervolle und mir schon sehr bekannte Zunge in meine Mundhöhle gleiten, die er ganz neugierig erkundete und die mich leise stöhnen ließ.
Mein fester Freund stupste meine Zunge leicht an, weshalb ich kurz darauf ebenfalls damit begann, seine Zunge mit meiner zu umspielen, während wir nach und nach immer schneller und schneller wurden.
Mein Bauch begann wie verrückt zu kribbeln, ich schlang die Arme um seinen Hals, um ihn somit näher zu mir zu ziehen und ich konnte spüren, wie sich jedes erdenkliche Haar meines Körpers mit einem Mal aufstellte, mein Herz schneller schlug und ich überall eine angenehme Gänsehaut bekam.

,,Du bist so perfekt, Baby. Ich liebe jeden Kuss mit dir...'', lächelte mich Timi weiterhin an, als wir uns voneinander gelöst hatten, hauchte mir einen federleichten Schmatzer auf die Lippen und ich erwiderte sein Lächeln augenblicklich.
,,Ich liebe alles mit dir und an dir, mein Kleiner....'' Ich legte meine Hände auf seinen ab, sah ihm in seine strahlenden brauen Augen, in die ich mich jedes Mal aufs Neue verlieben und verlieren könnte.
Wir sahen uns eine Zeit lang tief in die Augen, drückten uns den ein oder anderen Kuss auf und ich war einfach nur verdammt glücklich darüber, dass wir uns nach all den Jahren wiedergefunden und auch nie wieder voneinander getrennt hatten. Hätte mir mal einer vorher sagen müssen, dass ich meinen Seelenverwandten zwischen den Beeten eines Gartens treffen würde... 

Als wir uns einigermaßen die Lippen wund geknutscht hatten, legten wir uns schlussendlich auf der Matte ab, während ich mich augenblicklich an Timis Brust kuschelte, wo ich seinem viel zu schnellen Herzschlag lauschen konnte. Dieses Geräusch ist noch viel besser als Musik!
Timi schlang die Arme fest um mich, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und ich kuschelte mich aufgrund dessen nur noch viel näher an ihn heran, während ich eines meiner Beine , um ihn schlang, um ihm noch viel näher sein zu können.
Wir lächelten uns kurz an, ich fuhr mit meinem Zeigefinger leichte Kreise über seine Brust und sah dann zufrieden aufseufzend in den immer noch leicht nebligen und von nicht allzu viel Sternen bedeckten Himmel.

,,Oh, guck' mal da, Lukas! Schnell!'', riss mich Timis leicht aufgebracht rufende Stimme plötzlich aus meinen Gedanken und ich zuckte nur erschrocken zusammen, während ich in die Richtung schaute, in die Timi mit seinem tätowierten Zeigefinger deutete.
Ich lächelte augenblicklich nur noch viel breiter, als ich eine Fledermaus im nächtlichen Himmel umherfliegen sah und mein Bauch begann wie verrückt zu kribbeln, weil mich das einfach automatisch an alte Zeiten erinnerte.
,,Oh nein, wie süß...'', kicherte ich leise, fuhr mir meine Haare aus dem Gesicht und sah dann lächelnd zu Timi, dessen Tattoo einer Fledermaus ich einmal musterte, welches seinen so wunderschönen Hals zierte.

Ich fuhr mit meinem Finger die Linien dessen nach, drückte ihm einen Kuss auf dieses und leckte leicht über seinen Kehlkopf, weshalb ich einmal dreckig grinsen musste, als sich dort eine angenehme Gänsehaut bildete. Früher hatten diesen Hals viel eher unzählige Knutschflecken von mir geziert...
,,Schade, jetzt ist sie schon wieder weg...'', seufzte Timi dann traurig, als die Fledermaus nicht mehr in sichtbarer Nähe war, zog einen Schmollmund und ich musste einmal lachen, während ich etwas höher zu ihm robbte, ihm einen beruhigenden Kuss auf die Wange drückte und sein Gesicht daraufhin in meine Richtung drehte, damit er mir in die Augen schauen musste.
,,Dafür habe ich ja hier meine kleine, süße Fledermaus liegen...'', versuchte ich ihn lächelnd aufzumuntern, streichelte ihm über sein so wunderschönes Gesicht und vereinte dann unsere Lippen miteinander, was Timi sofort erwiderte und wir bis in die frühen Morgenstunden hinein, uns auf der schwarzen Matte die Lippen wund knutschten.

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