Der Filmabend
-Tims Sicht-
,,Bitte schaut euch das Alles nochmal übers Wochenende an, denn am Montag werden wir eine kleine Leistungskontrolle darüber schreiben!'', kündigte unser Lehrer an und ich wusste jetzt schon, dass ich mich am Wochenende überhaupt nicht mit dem Stoff auseinandersetzen würde.
Wozu sollte ich auch? Ich war mir jetzt schon ziemlich sicher, dass ich diesen ganzen Schwachsinn sowieso nicht in meinem späteren Beruf, weder in meinem späteren Leben brauchen werde.
Also, warum sollte ich dann meine Zeit für etwas opfern, was ich sowieso nur für eine beschissene Leistungskontrolle brauche? Ich sah da echt keinen logischen Grund hinter, mein wohlverdientes Wochenende mit so etwas wie lernen zu verschwenden. Nein.
Unser Lehrer erzählte uns danach noch diversere andere Dinge, die für die Arbeit noch relevant waren, doch da ich dies nicht weiter für wichtig empfand, hörte ich ihm dementsprechend auch gar nicht mehr zu.
Stattdessen sah ich ungeduldig auf die Uhr und wartete auf das Klingeln, welches mich von dieser Qual, namens Physikunterricht endlich befreien würde.
Nur noch fünfzehn Minuten müsste ich in diesem viel zu kalten Raum verbringen und dann könnte ich endlich in mein langersehntes Wochenende starten.
Aber natürlich verging die Zeit immer dann am Langsamsten, wenn sie eigentlich am Schnellsten vorbeigehen sollte.
Ungeduldig schaute ich in den Sekundenzeiger an, doch er schien sich immer langsamer zu bewegen, desto länger ich diesen dünnen, roten Strich anstarrte.
Ich seufzte nur, rutschte nervös auf meinem Stuhl umher und wollte einfach nicht mehr.
Als ich es dann irgendwann nicht mehr aushielt, diesen beschissenen langsam bewegenden Zeiger anzustarren, wendete ich meinen Blick von diesem ab und schaute mich stattdessen unruhig im Raum um.
Mein Blick blieb an meinem besten Freund Lukas hängen, der nur vier Sitzplätze von mir entfernt saß und ich ihn am liebsten jetzt neben mir hätte, damit er mich etwas beruhigen konnte.
Ich beobachtete ihn lächelnd dabei, wie er interessiert unseren Lehrer anschaute, ihm aufmerksam zu hörte, sich ab und zu mal meldete und im Gegensatz zu mir auch noch alles mit schrieb.
Plötzlich sah er ebenfalls zu mir rüber und lächelte mich aufmunternd an.
,,Mach' mit, dann vergeht die Zeit auch wie im Flug.'', formte Lukas mit seinen Lippen und ich sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Witzig.
,,Als ob, du Arsch.'', formte ich ebenfalls mit meinen Lippen zurück und er verdrehte bloß grinsend die Augen, ehe Lukas seinen Blick wieder von mir abwendete und sich wieder auf den Unterricht konzentrierte.
Als dann endlich das erlösende und langersehnte Klingelzeichen ertönte, sprang ich sofort von meinem Stuhl auf und packte hektisch meine wenigen Sachen ein, welche nur aus einem Block und einem Stift bestanden, weil ich nicht gerade viel Wert auf ordentliche Schulischen legte. Endlich.
,,Gott Timi, mach' mal langsam und sei nicht immer so stürmisch.'', hörte ich Lukas lachend zu mir sagen.
,,Ja man, du kennst mich doch.'', verteidigte ich mich nur ungeduldig, packte meinen Hefter ein, schulterte mir meinen leichten Rucksack über und stellte mich dann neben Lukas, welcher ganz entspannt und in Ruhe seine ganzen Sachen einpackte.
Wie konnte er nur immer so entspannt und ruhig sein? Wie machte er das bloß? Nahm Lukas irgendwas dafür, oder so?
,,Jetzt mach' doch mal schneller, man! Ich will endlich nach Hause!'', beschwerte ich mich ungeduldig und frech, wie Lukas nun mal war, fing er damit an, sein Buch nun in Zeitlupe einzupacken.
Ich seufzte daraufhin nur genervt auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieser Kerl raubte mir irgendwann noch den letzten Nerv, wenn er so weiter mit mir macht! Wie konnte ich es eigentlich nur all die Jahre mit ihm aushalten, obwohl er mich meistens so oft auf die Palme brachte?!
Okay, ich sollte mich eigentlich nicht so beschweren, weil ich die letzten Jahre mit ihm an meiner Seite schon verdammt toll fand und ich diese Zeit definitiv nicht missen möchte und hoffentlich noch viele weitere Jahre mit ihm zusammsn an meiner Seite habe.
Und außerdem möchte ich nicht unbedingt wissen, wie oft Lukas schon wegen mir genervt war, weil ich ihm mit irgendwas so dermaßen auf die Nerven gegangen bin. Aber trotzdem könnte er sein Buch auch ruhig in einer etwas normaleren Geschwindigkeit einpacken!
,,So Timi, jetzt bin ich fertig.'', ließ Lukas mich grinsend wissen und deutete auf den nun leeren Tisch vor uns.
,,Wurde aber auch mal Zeit!'', erwiderte ich bloß genervt und ging ohne Lukas aus dem Raum.
,,Hey, jetzt stell' doch mal nicht so an! Heute ist schließlich Freitag und du weißt ganz genau, was das heißt!'', hörte ich ihn lachend rufen und kurz darauf tauchte Lukas auch schon neben mir auf, um mir in die Seite zu knuffen.
,,Jaja, weiß ich doch.'', meinte ich nur weiterhin vollkommen genervt und ging schnell weiter. Ich wollte einfach nur noch weg von hier. Am liebsten für immer.
,,Ist irgendwas, Timi?'', fragte Lukas besorgt nach, als wir Treppe herunter gingen.
,,Nein, eigentlich nicht. Es ist nur...ich hab' keinen Bock auf diese Leistungskontrolle am Montag, weil ich die wie sonst auch verkacken werde. Ach, eigentlich hab' ich Allgemeinen keinen Bock mehr auf diese ganze Drecksschule.'', kotze ich mich bei meinem Freund aus und dieser nickte verständnisvoll.
,,Ich verstehe dich ja, aber du musst hier wohl oder übel durch, Timi.'' Lukas legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte mich erneut aufmunternd an.
,,Das weiß ich ja auch...'', fing ich an.
,,Aber du weißt auch, dass ich diese ganzen Scheiß hier nicht für meinen späteren Beruf, weder für mein späteres Leben irgendwie brauchen werde.'', meinte ich gereizt und Lukas nickte erneut.
,,Natürlich weiß ich das Alles, Timi. Aber denk' immer daran: Nur noch ein Jahr und dann sind wir endlich raus hier.'', versuchte mich Lukas aufzumuntern und tatsächlich munterten mich diese Worte schon etwas auf.
Nur noch ein Jahr und konnte ich dieser Hölle namens Schule, nach all den Jahren, endlich den Rücken zu kehren. Ich freute mich schon sehr auf diesen Tag, an dem ich das allerletzte Mal dieses Gebäude betreten und danach nie wieder einen Fuß in dieses Gebäude setzen würde.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Lukas fand einfach immer die richtigen Worte, um mein Lächeln wiederzufinden.
Das ist einer der Dinge, die ich so sehr an ihm schätze und auch liebe.
Danach gingen wir schweigend die Treppen hinunter, Richtung Ausgangstür.
Wir steuerten beide auf die riesige Tür zu und hatten wohl den gleichen Gedanken, weil kurz darauf unsere Hände aufeinander lagen.
Sofort zog sich ein angenehmes Kribbeln durch meinen ganzen Körper und ich war etwas schockiert über die plötzliche Reaktion meines Körpers. Das hatte ich ja noch nie!
Augenblicklich zogen wir unsere Hände voneinander weg und in meinem Augenwinkel sah ich, wie sich Lukas' Gesicht leicht rötlich färbte und er plötzlich damit anfing, nervös mit seinen Händen zu spielen.
Ich sah kurz unsicher zu ihm und grinste ihn verlegen an.
Dann drückte ich vollkommen peinlich berührt die Klinke herunter und öffnete die große Eingangstür.
Was war das denn bitte? Und vor allem, was sollte dieses komische Kribbeln, als mich Lukas berührt hat?
,,T-Timi?'', ertönte Lukas Stimme neben mir, als wir Richtung Tor gingen.
,,J-Ja?'', machte ich und schaute zu ihm hoch.
,,D-Dann achtzehn Uhr bei mir - wie immer?'', fragte er nervös nach und ich sah ihn irritiert an. Was ist denn jetzt auf einmal los mit ihm? War es etwa wegen eben?
Irgendwas stimmte doch nicht mit ihm, sonst verhielt er sich doch auch nie so komisch und vor allem nicht bei mir. Ich musste ihn später unbedingt mal fragen, was ihn denn so zurzeit beschäftigte, denn irgendwas war da doch, das spürte ich.
,,Äh...Timi?'' Lukas schnipste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht rum und ich sah ihn entschuldigt an.
,,Äh...ja klar. Achtzehn Uhr, wie immer halt.'', bestätigte ich ihm schief grinsend und er lächelte mich nun auch wieder an.
Was war denn jetzt eigentlich eben so komisch gewesen? Ach, egal.
Als wir dann das Schulgelände endgültig verließen, trennten sich unsere Wege auch schon, da wir in zwei verschiedenen Richtungen wohnten.
,,Dann Tschüss, Tim. Wir sehen uns ja dann später.'', verabschiedete sich Lukas lächelnd von mir.
,,Tschüss, Lukas. Bis später, ich freue mich schon voll drauf.'', verabschiedete ich mich ebenfalls lächelnd von ihm.
,,Ich mich auch.'', lächelte er noch viel breiter, wir umarmten uns einmal kurz und dann kehrten wir uns auch schon gegenseitig den Rücken zu und machten uns auf den Weg nach Hause.
Doch noch bevor ich in die nächste Straße einbog, drehte ich mich noch einmal kurz um und sah Lukas lächelnd dabei zu, wie er nach Hause ging. Ich freute mich schon so sehr auf heute Abend.
Währenddes Nachhausewegs, zündete ich mir wie immer eine Kippe an und setzte mich auf eine alte, vergammelte Parkbank.
Ich kam fast immer nach der Schule hierher, wenn ich denn noch genügend Zeit dafür hatte und mich nicht beeilen musste nach Hause zu kommen, weil Zuhause schon das fertige Mittag meiner Mama auf dem Esstisch stand.
Ich kam ziemlich gerne hierher, weil hier kaum eine Menschenseele entlang kam und ich einfach mal meine Ruhe haben konnte, denn das brauchte ich nach der Schule einfach.
Nicht, dass ich Zuhause nicht meine Ruhe kriegen würde, denn davon hatte ich mehr als genug. Aber bevor ich diese nötige Ruhe überhaupt bekam, musste ich mich erst einmal mit meinen etwas jüngeren Geschwistern beim Mittag umher schlagen und das konnte an manchen Tagen ziemlich nervig sein.
Außerdem konnte ich hier in Frieden rauchen, ohne das jeden Moment meine aufgebrachte Mama kommen und mich darum bitten würde, dass ich doch gefälligst meine Zigarette ausmachen sollte, bevor meine Geschwister mich noch so sehen würde.
Also war das hie eigentlich der perfekte Ort für mich, um nach der Schule einfach mal abschalten zu können.
Ich zog einmal lasziv an meiner Kippe, blies den Rauch aus, nachdem ich ihn eine Zeit lang in meiner Lunge gelassen hatte.
Sofort hingen meine Gedanken wieder bei Lukas. Er war noch nicht einmal zehn Minuten weg und irgendwie fehlte er mir schon wieder.
Kein Wunder, wenn wir uns 24/7 an der Backe hängen aber dennoch immer noch nicht genug voneinander hatten.
Ein Glück sehe ich ihn heute Abend schon wieder, wenn wir mal wieder einen unserer legendären ''Schlechte Filme''-Abenden veranstalten würden. Und wie dieser Name schon verrät, schauen wir uns dort die schlechtesten Filme an. Mal suchte Lukas einen aus, mal ich - dies wechselte jede Woche.
Diesen wundervollen Abend veranstalteten wir jetzt schon seit sechs Jahren und er wurde auch nie langweilig, egal wie oft wir ihn schon gemacht hatten. Mit Lukas allgemein wurde einem nie wirklich langweilig, weil man immer irgendwas zu lachen oder zum Erzählen hatte.
Das ist auch unter anderem einer der Gründe, wieso ich Freitage so sehr liebe. Nicht nur, dass ich zwei Tage Ruhe von der ätzenden Schule hatte - nein, ich startete sogar noch mit meinem besten Freund ins Wochenende und meiner Meinung nach konnte man nicht viel besser in das Wochenende starten.
Ach ja, ich konnte mich schon sehr glücklich darüber schätzen, dass ich so einen tollen Menschen wie Lukas an meiner Seite und als meinen besten Freund bezeichnen durfte.
Als ich meine Kippe fertig aufgeraucht hatte, trat ich den noch übrig gebliebenen Zigarettenstummel auf dem Boden aus und machte mich dann endgültig auf den Weg nach Hause.
Doch trotzdem hingen meine Gedanken noch weiterhin bei der wunderschönen Freundschaft zwischen mir und Lukas.
Ach ja, ich liebte diesen Jungen einfach.
Zuhause angekommen, schmiss ich den leichten Rucksack in irgendeine Ecke und ging dann in die Küche, wo es schon ganz lecker nachdem Essen meiner Mama roch.
Ich setzte mich zu meinen Geschwistern an den Esstisch und wartete ebenfalls wie sie, auf mein Essen.
,,Hallo, Timi!'', begrüßte mich meine Mama lächelnd und stellte mir einen Teller mit Essen vor die Nase.
,,Hallo, Mama!'', grüßte ich sie ebenfalls lächelnd zurück und fing auch schon direkt mit dem essen an.
Währenddes Essens unterhielt sich meine Mama mit all meinen Geschwistern, so wie sie es meistens immer tat, bis sie dann zu mir angelangte.
,,Und wie war die Schule heute bei dir so, mein Schatz?'', fragte sie nach und nahm einen Schluck ihres Kaffees.
,,So wie immer halt - nichts Besonderes.'', winkte ich sofort desinteressiert ab und konzentrierte mich wieder auf mein Mittagessen.
Ich wollte nicht auch noch Zuhause an diesen scheiß Ort denken und das wusste meine Mama auch, weshalb sie nicht allzu oft mit mir über die Schule sprach und das auch sehr berücksichtigte. Nur ganz selten schnitt diese dieses Thema mal an, aber ansonsten war dieses Themengebiet eher eine Sache, die bei uns zum Schweigen veranlagt war.
,,Und heute Abend schläfst du wieder bei Lukas, oder?'', erkundigte sich meine Mutter und ich nickte.
,,Freut mich, dass ihr das immer noch macht.'', lächelte sie in ihre Tasse hinein.
,,Find' ich auch.'', stimmte ich ihr grinsend zu und nahm meinen letzten Bissen.
Nachdem Mittag räumte ich meinen Teller weg und ging hoch in mein Zimmer, um meine Sachen einzupacken.
Rein theoretisch gesehen müsste ich meine Klamotten gar nicht erst packen, weil die Hälfte meiner Sachen eh schon bei Lukas im Kleiderschrank umher lagen.
Aber ich wollte auch mal wieder einige bestimmte Klamotten wieder mit zu mir nach Hause nehmen, damit Lukas einerseits wieder etwas mehr Platz in seinem Schrank hatte und ich anderseits mal wieder einige Sachen mit zu mir haben. Ergibt Sinn, oder?
[...]
Ich konnte heute irgendwie nicht bis achtzehn Uhr warten und war deshalb schon um sechszehn Uhr auf den Weg zu Lukas.
Ich wusste auch nicht so recht, aber irgendwie wollte ich heute schon früher bei ihm sein. Keine Ahnung, was genau heute mit mir los war, denn normalerweise dauerte es eine gewisse Zeit, ehe ich nach der Schule und nachdem Mittag wieder in vollkommener Gesellschaft treten konnte.
Im Allgemeinen war heute alles ein wenig anders. Erst das an der Ausgangstür, dann war Lukas plötzlich so nervös, nur weil wir uns gegenseitig berührt hatten und allgemein heute war alles einfach nur komisch und verwirrend für mich. Hoffentlich legt sich das wieder.
Bei Lukas' Haus angekommen, betätigte ich sofort die Klingel und kurzerhand öffnete mir seine Mama breit grinsend die Tür. Diese Frau ist wie Lukas, immer gut gelaunt.
,,Guten Tag, Timi! So früh schon hier? Na dann komm' mal rein.'', begrüßte sie mich mit ihrem strahlenden Lächeln und ich musste automatisch sofort grinsen.
Seine Mama war einfach nur herrlich und behandelte mich meistens wie ihren eigenen Sohn. Selbstverständlich würde ich sie nie im Leben gegen meine eigene Mama eintauschen, aber dennoch mochte ich diese Frau ziemlich gerne und das nicht nur, weil sie mich so sehr an Lukas erinnerte.
,,Guten Tag, Frau Stretzner!'', begrüßte ich sie grinsend und sie trat einen Schritt zur Seite, sodass ich eintreten konnte.
,,Wie oft soll ich dir das eigentlich noch erklären, Timi? Du kannst mich ruhig mit meinem Vornamen ansprechen, damit habe ich überhaupt gar kein Problem - vor allem nicht bei dir.'', tadelte sie mich grinsend an und kniff mir einmal kurz in die Wangen.
,,Irgendwann werde ich das schon noch kapieren, keine Angst.'', entschuldigte ich mich lachend und zog mir Schuhe und Jacke aus.
,,Das wird schon. Und ansonsten erinnere ich dich solange daran.'', lachte sie nun ebenfalls.
,,Lukas sollte übrigens in seinem Zimmer sein.'', erklärte mir seine Mutter noch, ehe sie im Wohnzimmer verschwand.
Kaum war sie hinter der Wohnzimmertür verschwunden, machte ich mich auch schon auf den Weg Richtung Lukas' Zimmer.
Als ich die Treppe hochging, hörte ich einige Waffenschüsse, die wohl von Lukas' Rechner ausgingen.
,,Der zockt doch schon wieder Counter-Strike, der Bengel.'', flüsterte ich leise zu mir selbst und schüttelte einmal grinsend mit dem Kopf. Er spielte dieses Spiel einfach so gut wie immer.
Ohne vorher überhaupt anzuklopfen, öffnete ich seine Zimmertür, doch Lukas schien mich gar nicht zu bemerken, weil er weiterhin ganz gespannt auf seinen Bildschirm starrte.
Dies sah ich als Chance an, um ihn zu erschrecken. Also stellte ich ganz leise und unauffällig meinen Rucksack ab und machte mich dann genauso leise auf den Weg zu ihm.
Ich stellte mich hinter ihn und legte Lukas kurzerhand meine Hände auf seine Augen und versperrte ihm somit die Sicht. Er zuckte kurz zusammen und ich musste echt aufpassen, dass ich nicht gleich laut loslachte, weil seine Reaktion so verdammt witzig aussah.
,,Diana, lass' das!'', meckerte Lukas sofort und schlug mir auf die Arme. Mit Diana meinte er seine ältere Schwester und das machte die ganze Situation noch viel witziger für mich.
,,Ach Lukas, jetzt lass' mich dich doch einmal ärgern, wenn du mir eh schon meine ganzen CDs klaust.'', erwiderte ich mit einer verstellten, hohen Stimme.
,,Timi, man! Du Arsch!'', beschwerte sich Lukas daraufhin, nahm meine Hände und tat sie dahin, wo sie auch herkamen.
,,Ich bin nicht Timi.'', verneinte ich es weiterhin mit dieser verstellten Stimme, doch konnte mir ein Lachen trotzdem nicht verkneifen und fing damit an, lauthals loszulachen.
Währenddessen drehte sich Lukas mit seinem Schreibtischstuhl zu mir um und sah mich mit einem ''Ist das wirklich dein verfickter Ernst''-Blick an.
Als ich mich wieder von meinem kleinen Lachflash erholt hatte, sah mich Lukas nun vollkommen belustigt an.
,,Du bist so ein Idiot.'', meinte er kopfschüttelnd.
,,Und dennoch bin ich dein bester Freund fürs Leben.'' Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich in sein Bett fallen, welches extrem nach ihm roch. So schlecht riecht Lukas ja gar nicht, das musste ich zu geben. Was?
,,Ja, leider. Wie konnte ich eigentlich damals bloß auf die Idee kommen, mich mit dir anzufreunden?'', fragte er sich selbst verzweifelt und vergrub dazu noch die Hände in seinem Gesicht.
,,Ey, du spinnst wohl!'', erwiderte ich gespielt empört und schmiss ihm ein Kissen gegen den Kopf, woraufhin Lukas aufschaute und mich anlächelte.
Nachdem Lukas' ganze Familie dann endlich bettfertig war und wir die komplette untere Etage für uns hatten, begangen wir auch schon damit, alles für unseren tollen Abend vorzubereiten.
Na gut, so viel vorzubereiten gab es da nun auch wieder nicht. Wir mussten lediglich das Popcorn in die Mikrowelle stellen und den Film in den DVD-Player packen.
Mehr an Vorbereitung gab es da eigentlich nicht, aber das war auch besser so. Ich wäre nämlich viel zu faul, um noch weitere Dinge dafür zutun, nur damit wir uns irgendeinen schlechten Film reinziehen konnten.
Ich hatte es mir gerade eben erst auf der Couch gemütlich gemacht, als Lukas auch schon mit dem fertigen Popcorn ins Wohnzimmer kam, mir die Schüssel auf meine ausgestreckten Beine stellte und daraufhin die DVD einlegte.
,,Wie heißt der Film eigentlich und worum geht es da?'', fragte ich Lukas, als die DVD gerade am Laden war und steckte mir eine handvoll von dem Popcorn in den Mund.
,,Lass' dich einfach überraschen, mein Lieber.'' erwiderte Lukas und grinste schelmisch.
,,Dann kann es ja nur irgendein Film aus einem Genre sein, was ich überhaupt nicht mag, weil ansonsten würdest du es mir sagen.'', kommentierte ich sein Grinsen und er tat weiterhin einen auf vollkommen ahnungslos.
,,Hm, vielleicht, vielleicht auch nicht.'' Lukas stand auf und sprang zu mir auf die Couch.
Ich hielt ihm nur die Schüssel Popcorn unter die Nase und er steckte sich ebenfalls eine handvoll davon in den Mund.
,,So, bist du bereit?'', fragte er mit vollem Mund nach und deutete auf den Fernseher.
,,Natürlich bin ich bereit!'', erwiderte ich grinsend und Lukas drückte daraufhin auf Play.
Ich glaube, dieser Film ist wohl einer der schlechtesten Filme, die wir je zusammen gesehen haben und wir beide haben wirklich schon verdammt miserable Filme gesehen.
Aber dieser hier toppt echt einfach alles und nicht nur, weil das irgendeine Liebeskomödie ist und Lukas selbstverständlich natürlich ganz genau weiß, dass ich diese Art von Filmen über alles hasse.
Aber ich wusste schon von der ersten Sekunde an, dass Lukas diesen Film nur ausgewählt hatte, um mich zu ärgern und um wohl zu testen, wie lange ich es wohl aushielt mir diesen Mist zugeben, ohne irgendwann vor lauter Wut und Aggressivität den Fernseher jeden Moment einzuschlagen.
Dieser Junge liebte es einfach mich zu ärgern.
Manchmal glaube ich auch, dass es der Sinn seines Lebens war, dies zutun, weil ich noch nie eine Woche bei uns vergangen ist, bei der er mich nicht irgendwie ansatzweise geärgert hatte. Noch nicht einmal meine Geschwister ärgerten mich so viel wie er.
Aber ich denke, würden wir uns beide nicht immer andauernd gegenseitig ärgern und nerven, dann würde unsere Freundschaft sicherlich ziemlich langweilig und eintönig sein.
Lukas und ich kennen uns nämlich schon seit der ersten Klasse und sind seitdem ersten Schultag unzertrennlich.
Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Tag, an dem sich unsere Wege das erste Mal miteinander gekreuzt hatten, so als wäre er erst gestern gewesen.
Ich weiß noch ganz genau, wie mich meine Eltern und mein Opa damals bis zum Klassenzimmer gebracht haben, mir einen schönen Tag und viel Spaß gewünscht hatten, mich meine Klassenlehrerin begrüßt hatte und ich dann ausgerechnet neben Lukas gesetzt wurde.
Ich konnte ihn anfangs irgendwie nicht ganz leiden, obwohl ich ihn dort zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ansatzweise kannte und sich dort auch zum ersten Mal unsere Wege miteinander gekreuzt hatten.
Ich dachte damals nämlich zunächst, dass Lukas irgendein reicher Schnösel wäre und bestimmt total arrogant ist. Ich wusste bis heute nicht, wie ich damals darauf gekommen bin, dass er ausgerechnet so ticken sollte.
Aber dann kam er in der Hofpause zu mir, stellte sich als Lukas vor, hielt mir grinsend seine Hand hin und schlagartig hatte sich meine Meinung ihm gegenüber sofort geändert. Denn heutzutage wusste ich, dass Lukas das komplette Gegenteil von alldem war, was ich anfangs zunächst über ihn gedacht hatte.
Okay, seine Familie ist schon recht wohlhabend, aber Lukas machte daraus nicht so ein riesen Ding und ging völlig gewissenhaft damit um und erwähnte es auch nicht großartig, weil es seiner Meinung nach ja auch nicht jeden zu interessieren hatte, wie viel Geld seine Eltern auf dem Konto hatten.
Ich sah ihn kurz von der Seite an und musste automatisch lächeln. Ich liebe diesen Jungen einfach und bin so froh darüber, dass ausgerechnet er mein bester Freund ist.
Ich konnte mir ein Leben ohne Lukas überhaupt nicht mehr vorstellen, denn er hatte einfach einen so riesigen Platz in meinem Herzen eingenommen und da herauslassen möchte ich ihn ganz bestimmt nicht.
Lukas ist einfach ein Teil von mir und meiner Persönlichkeit geworden. Er ist wirklich meine bessere Hälfte und mein Seelenverwandter. Noch nicht einmal eine Frau würde es schaffen diesen Platz einzunehmen.
Völlig in Gedanken vertieft, griff ich in die Schüssel mit dem Popcorn und spürte plötzlich Lukas' Hand auf meiner liegen.
Es war wie heute Vormittag wie in der Schule, nur dieses Mal noch viel intensiver. Dieses Kribbeln war auch wieder da, nur bei diesem Mal noch viel stärker und angenehmer. Was wollte mir mein Körper denn bitte nur mit dieser Reaktion sagen?
Ganz unsicher sah ich zu Lukas und dieser tat es mir gleich. Wir schauten uns einander tief in die Augen und erst jetzt, nach all den Jahren, fiel mir auf, was für wunderschöne blaue Augen er eigentlich hatte.
Warum ist mir das vorher nie aufgefallen? Sie sind einfach nur atemberaubend und haben eine so beruhigende Wirkung auf mich. Seine Augen sind ein wahrhafter Traum.
Wir sahen uns ziemlich lange in die Augen und niemand von uns beiden machte überhaupt irgendeine Anstalt, seine Hand von die des Anderen wegzubewegen.
Und ich musste zugeben, dass es mir irgendwie gefiel, wie Lukas' Hand auf meiner lag. Ich könnte dieses Gefühl ruhig viel öfter erleben, zumal' mein Bauch immer so herrlich kribbelte, wenn Lukas' Finger sich kurz über meinen Handrücken bewegten. Moment mal...was?
Was habe ich da eben gerade gedacht? Mir gefiel es, was hier gerade passierte? Was dachte ich denn bitteschön hier? Und wieso überhaupt?
So viele Fragen schwirrten mir momentan durch den Kopf und ich hatte für keine eine passende Antwort momentan parat.
Wie konnte ich sowas überhaupt über meinen besten Freund denken? Sollte mein Körper eigentlich so kribbeln, wenn ausgerechnet Lukas mich berührte? Passierte das eigentlich noch in normalen Verhältnisse, was ich hier so über ihn dachte?
Die ganze Situation wurde sogar noch komischer, als Lukas auf einmal unsere Finger miteinander verschränkte. Warum tat er das denn?
Okay, das hier war nicht gerade das Intimste, was wir gerade miteinander hatten, denn wir beide standen uns schon viel näher. Wir hatten früher und heutzutage manchmal immer noch, hin und wieder mal zusammengekuschelt. Aber dies hatten wir meistens auch nur getan, wenn wir den anderen getröstet haben - sonst ist das auch nie weiter zwischen uns vorgekommen.
Aber im Moment war niemand von uns beiden traurig und dementsprechend gab es auch keinen weiteren Grund dazu, dass wir uns so nahe waren. Oder?
Natürlich könnte ich meine Hand auch einfach wegziehen, wenn ich es doch eigentlich so weird fand, aber auf irgendeine Art und Weise möchte ich das auch gar nicht tun. Zugegebenermaßen gefiel es mir ja schon, wie Lukas meine Hand hielt. Warte, was? Was dachte ich denn hier nur schon wieder?
Ich wollte mir gerade erneut unzählige, nicht zu beantwortete Fragen stellen, doch Lukas' Stimme brachte mich ein Glück wieder zurück in die Realität und ich verlor mich zum Glück nicht in meinen endlosen Gedanken.
,,Timi? Tim? Bist du da?'', fragte er nach und schnipste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht rum.
Ich schüttelte über meine Gedanken einmal nur mit dem Kopf, blickte kurz zum Film, in dem gerade irgendeine Sexszene stattfand und dann wieder zu Lukas, der mich eben angesprochen hatte.
,,Ähm...Entschuldigung! Was ist denn?'', fragte ich unsicher nach und konnte förmlich spüren, wie sich meine Wange verfärbten. Warum benahm ich mich denn nur so merkwürdig? Und dann auch noch ausgerechnet in Lukas' Gegenwart?
,,Also...äh...ich...ich muss dir...äh...halt was ganz wichtiges...ähm...sagen halt, so...'', stammelte Lukas vor sich hin und ich sah ihn nun vollkommen erwartungsvoll an. Mal sehen, was jetzt wohl kommen würde. Ob es vielleicht mit mir zutun hat?
Lukas atmete einmal tief durch, sah kurz zum Film, bei dem immer noch diese verdammte klischeehafte Sexszene lief und dann wieder zurück in meine Augen.
,,Was ist denn los, Luki?'', harkte ich besorgt nach und strich ihm mit meiner freien Hand kurz über die Wange.
,,I-Ich...ähm...hab'...mich...ähm...v-verliebt...'', stotterte er total nervös, biss sich auf die Unterlippe und wendete dann endgültig den Blick von mir ab, um zum Film zu schauen, wo die Protagonisten endlich fertig waren und jetzt vollkommen erschöpft im Bett lagen.
,,Freut mich! Wer ist denn der Glückliche?'', fragte ich grinsend nach, um die Stimmung etwas aufzulockern.
Und ja, Lukas ist schwul. Er hatte sich vor circa zwei Jahren bei mir geoutet, doch schlimm fand ich seine Homosexualität überhaupt nicht, weil es etwas total normales für mich war und nichts, für was man sich schämen oder sonstiges brauchte.
Und viel hatte sich nach seinem Coming-Out auch nicht zwischen uns geändert. Wir hatten danach einfach an dem Punkt weitergemacht, wo wir aufgehört hatten - nur dass ich dann eben wusste, dass Lukas nun mal auf Jungs steht.
,,Erinnerst du dich noch an die Party von letzter Woche?'', fragte Lukas mich dann irgendwann ganz leise, als wir für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen hatten.
Irritiert sah ich ihn von der Seite an. Was wollte er denn jetzt mit dieser Party von letzter Woche? Das war doch gar nicht das Thema - Moment, obwohl...vielleicht hatte er dort ja jemanden kennengelernt und wollte mir nun von ihm erzählen und wissen, ob ich ihn kenne und was ich so von seinem zukünftigen, festen Freund halten würde.
Es würde mich auf jeden Fall mega freuen, wenn Lukas vielleicht bald nicht mehr Single ist, weil er meiner Meinung nach einen Freund absolut verdient hätte.
Vielleicht würde er dann auch endlich sein erstes Mal mit diesem erleben und ich müsste ihm nicht ständig etwas von meinen Eroberungen vorgaukeln, weil das auf Dauer echt verdammt langweilig und nervig werden konnte, wenn überhaupt nichts dabei zurückkam.
Es wäre halt echt verdammt schön, wenn Lukas auch endlich mal in eine Beziehung kommen und jemanden haben würde, der ihn auch vom Herzen liebt, weil mein bester Freund das echt verdient hat, wie kein anderer.
,,Ja, tu' ich, wieso?'', harkte ich direkt nach und er schluckte nun schwer. Was ist denn heute nur los mit ihm?
Langsam machte mir sein Verhalten echt verdammte Sorgen, weil mir das absolut unerklärlich ist, dass er sich ausgerechnet bei mir so komisch verhält. Sonst war er doch auch nie so drauf, wenn er irgendein Problem hatte.
,,Erinnerst du dich denn auch noch an alles?'', fragte Lukas nach und sah mir endlich wieder in die Augen. Seine Augen waren ganz glasig und es verpasste mir einen Stich in mein Herz, als ich ihn so sah.
Ich konnte es einfach noch nie ab, ausgerechnet Lukas irgendwie traurig zu sehen.
,,Und? Tust du?'', drängelte Lukas und mir fiel seine eben gestellte Frage wieder ein. Ich überlegte kurz, doch konnte mich nur noch ganz schlecht an diese Party erinnern.
Das Einzige was ich gerade so noch wusste, war, dass ich mit Lukas zusammen dort hingegangen bin, mit irgendeinem Mädchen herumgeknutscht und viel Alkohol getrunken habe.
Doch nach diesem Mädchen, an dessen Namen ich mich jetzt überhaupt nicht mehr erinnern konnte, hatte ich den totalen Filmriss.
,,Ich kann mich nur noch ganz dunkel an alles erinnern. Also ich weiß halt eben noch, dass wir dort zusammen hingegangen sind, ich mit irgendeinem Mädchen umhergeknutscht und eben halt viel gesoffen habe. Aber nach diesem Weib ist alles weg. Ich weiß ja noch nicht einmal mehr, wie wir beide überhaupt wieder nach Hause gekommen sind.'', antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und Lukas seufzte.
,,H-Heißt das...a-also...du...du erinnerst dich nicht...nicht mehr...ähm...a-an unseren...na ja, K-Kuss?'', fragte er so leise nach, sodass ich es kaum selbst richtig verstanden hatte, aber dennoch konnte ich einen Hauch von Enttäuschung in seiner Stimme vernehmen. Mir stockte augenblicklich der Atem.
Ich hatte was getan? Ich hatte Lukas, meinen besten Freund, geküsst? Meine Augen weiteten sich nun augenblicklich. Ich habe meinen besten Freund fürs Leben geküsst! Heilige Scheiße! Wie konnte das denn bloß passieren?
,,Wie konnte das denn nur passieren?'', fragte ich irgendwann sichtlich geschockt nach, als wir erneut für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen hatten.
,,Beim Flaschendrehen.'', flüsterte Lukas ganz leise.
,,Wie beim Flaschendrehen?'', harkte ich nun verwirrt nach, weil ich eigentlich nur zu gut wusste, dass Lukas bei solchen Spielen erst gar nicht mitspielte - auch nicht, wenn er sturzbetrunken war.
,,A-Also...das war halt so. Ich saß halt alleine auf irgendeiner Bank, weil die meisten schon weg waren, bist du dann irgendwann total besoffen zu mir kamst und mich darum angefleht hast, mit dir und den anderen unbedingt Flaschendrehen zu spielen. Na ja, später stellte sich dann heraus, dass du eigentlich gar nicht mehr mitspielen solltest, weil du dieser Tracy aus der Parallelklasse ständig an die Titten gepackt hast, wenn ihr euch küssen musstet.'', fing Lukas mit dem Erklären an und mir entwich aufgrund des letzten Satzes ein kurzes Lachen, doch da Lukas nicht wie erwartet direkt mit einstimmte, verstummte ich augenblicklich wieder.
,,Also haben sie mich eigentlich wieder zu dir geschickt, damit ich dir wieder ständig an der Backe hängen konnte, oder was?'', fragte ich nach und schob meine Brille etwas weiter nach oben.
,,Genau.'', nickte er zustimmend und fuhr dann fort.
,,Na ja, aber du hast halt eiskalt weitergespielt, weil du den Grund dafür nicht eingesehen hast und meintest, dass diese Kuheuter mal ordentlich gemolken werden sollten. Auf jeden Fall, um es mal kurz zu fassen und nicht ewig in die Länge zuziehen, haben sie dich dann einfach doch weiter mitspielen lassen und immer wenn du jemanden küssen musstest, haben sie dir einfach nur die Hand vor die Lippen gehalten. Aber das ist dir in deinem Zustand gar nicht aufgefallen, dass das...''
,,Und wie ist das jetzt nun mit uns passiert?'', unterbrach ich ihn ungeduldig und rutschte auf der Couch hin und her. Lukas musste das doch nicht so ausführlich beschreiben!
,,Äh...ja....das war halt so: Äh...irgendwann wolltest du dann plötzlich, dass ich auch mal mindestens eine Runde mitspiele und nicht so dumm daneben sitze und auf dich aufpasse. Und weil du ganz genau weißt, dass ich es hasse mit dir zu diskutieren, wenn du besoffen bist, weil da eh nur Müll bei rauskommt, habe ich mich einfach auf dieses dämliche Spiel eingelassen. Und...na ja, und... in dieser Runde warst dann ausgerechnet du mit dem Drehen der Flasche dran und wie es das Schicksal nun mal so wollte, zeigte die Flasche dementsprechend auf mich. Daraufhin haben die Anderen gesagt, dass wir beide das eh nicht miteinander machen werden, doch du hast mit denen die ganze Zeit über widersprochen, bist du dann irgendwann auf mich zugekommen und hast mich ganz stürmisch und mit Zunge geküsst.'', beendete er dann seine Erzählung, wie der Kuss zwischen uns eigentlich zustande gekommen ist und ich sah ihn nun vollkommen perplex und geschockt zugleich an. Das war eindeutig zu viel für mich.
Ich konnte es einfach nicht fassen - ich hatte Lukas geküsst und das dann auch noch so stürmisch und mit Zunge.
Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass dieser Kuss auch noch ausgerechnet von mir ausging und nicht umgekehrt.
Warum hatte ihn Lukas überhaupt erst zugelassen?
Lukas hätte mich doch genauso gut auch einfach wegschubsen, seinen Kopf zur Seite drehen oder sonstiges machen können.
Ich mein, Lukas wollte vor den anderen jawohl nicht den Schwanz einziehen, denn so war er einfach nicht und das wusste ich ganz genau.
Also, warum hatte er den Kuss dann zugelassen? Und warum sprach er das Thema so sensibel an und nicht eher als eine Art Belustigung, über das wir uns später lustig machen konnte.
Hinter dem ganzen musste doch mehr stecken als nur:,,Ach Timi, nur mal so, damit du es weißt und von niemand anderen erfährst, wir haben uns letzte Woche bei der Party von Maik beim Flaschendrehen geküsst, weil du Tracy ständig an den Titten umhergefummelt hast! War lustig, aber mach' das nie wieder, du Spast!''
Vielleicht war er genau deshalb in letzter Zeit so komisch zu mir, wenn wir uns aus Versehen näher kamen, denn früher war es nie so gewesen und es hatte uns nichts weiter ausgemacht. Da musste einfach mehr hinterstecken und ich musste es unbedingt wissen.
,,Lukas?'', fragte ich zögerlich nach und er sah mich fragend an.
,,Hm?'', machte Lukas nur.
,,Gibt es vielleicht auch noch einen ganzen anderen Grund, warum du dieses Thema so sensibel ansprichst?'', harkte ich vollkommen besorgt nach und nun weiteten sich seine Augen augenblicklich. Dann kaute er sich nervös auf der Unterlippe umher und sah sich verzweifelt im Raum um. So, als würde irgendwo dort die Lösung für sein Problem oder ein geeigneter Satz stehen.
Ab und zu kniff er sogar die Augen zusammen und damit wurde es nur noch viel verwirrender für mich. So hatte ich meinen besten Freund ja noch nie erlebt.
Okay, manchmal musste man Lukas schon etwas aus der Reserve locken und ihm alles aus der Nase ziehen, damit er endlich mal sagte, was eigentlich Sache ist, aber dass er sich ausgerechnet so bei mir verhält, ist mir komplett neu.
,,Lukas, was ist denn los?'', fragte ich weiterhin vollkommen besorgt nach und löste kurz unsere Hände voneinander, damit ich die Schüssel mit dem Popcorn auf den Tisch stellen konnte.
Danach griff ich sofort wieder nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.
Besorgt schaute ich ihn an und das Stechen in meiner Brust wurde immer unerträglicher, desto länger ich meinen besten Freund anstarrte. Ich wollte einfach nur nochwissen, was mit Lukas los ist, damit ich ihm bei seinem Problem helfen konnte.
Es blieb erneut eine Zeit lang ruhig zwischen uns und ich versuchte mich in dieser Zeit auf den Film zu konzentrieren, doch scheiterte kläglich daran, weil mir Lukas' seltsames Verhalten die ganze Zeit über im Kopf umherschwirrte.
Lukas schien auch ziemlich nervös zu sein, da seine Hand extrem schwitzig war und sich seine Fingernägel in meine Haut hineinbohrten. Ich ließ kurz von der öden Liebeskomödie ab und sah stattdessen Lukas von der Seite an.
Sofort fiel mir auf, wie sehr er damit zu kämpfen hatte, nicht gleich jeden Moment in Tränen auszubrechen. Mach' es doch einfach - vielleicht geht es dir danach sogar ein Stückchen besser.
,,Lukas?'', brach ich die andauernde Stille zwischen uns und er sah zögerlich zu mir.
,,Sag' schon, was ist los mit dir, hm? Du bist in letzter Zeit wirklich verdammt komisch zu mir und ich möchte einfach nur, dass es dir wieder besser geht und du glücklich bist. Also, sag' deinem besten Freund Timi schon, was bedrückt dich in letzter Zeit denn so?'', fragte ich ruhig nach und strich ihm zur Beruhigung, mit meinem Daumen immer wieder über den Handrücken.
Lukas schloss die Augen und atmete einmal ganz tief durch. Doch das half nichts, weil die erste Träne auch schon direkt ihren Weg nach draußen fand.
Danach folgten unzählige weitere Tränen und mir fiel nichts Besseres ein, als ihn in meine Arme zu ziehen und ihm immer wieder beruhigend und sachte zugleich über den Rücken zu streichen.
,,Es wird wieder alles gut, mein Luki.'', flüsterte ich in sein Ohr, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.
,,Ich will nicht, dass du mich hasst, Timi.'', wimmerte er und ich löste ihn von mir, um ihn daraufhin empört anzuschauen.
Was dachte er denn da nur über mich?
,,Warum sollte ich das denn tun?'', fragte ich vollkommen empört nach.
,,K-Kannst du...es...dir...n-nicht schon....d-denken, warum ich...das mit dem...K-Kuss und...mit dem... i-ich bin v-verliebt...in einem...Kontext anspreche?'', stotterte Lukas weinend, krallte sich an meinem Shirt fest und schlagartig wurde mir alles bewusst.
Lukas, mein bester Freund, ist verliebt in mich.
Mit offenem Mund starrte ich gegen die weiße Wand, mit den ganzen Familienbildern und konnte es einfach nicht fassen, was er mir da gerade gebeichtet hatte. Und so wie er hier gerade vor mir in Tränen ausbrach, musste es ihm schon verdammt lange belastet haben.
Fassungslos sah ich zu Lukas hinunter und mein Herz schmerzte noch mehr, als ich sah, wie er sich an mir festkrallte, wie ein Ertrinkender und er konnte sein Weinen anscheinend gar nicht mehr richtig kontrollieren.
Ihm geht es ganz allein' nur wegen mir so. Scheiße.
,,Wie lange schon?'', fragte ich leise nach und Lukas sah zu mir hoch.
,,Was?'', harkte er schluchzend nach und wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht.
,,Wie lange bist du denn schon in mich verliebt?'', fragte ich etwas genauer nach und Lukas löste sich von mir. Er schloss erneut wieder kurz die Augen, atmete wieder kurz durch und sah dann wieder zu mir.
,,Um ganz ehrlich zu sein: Seitdem ich dich das erste Mal in meinem Leben gesehen habe.'', gab Lukas seufzend zu.
,,Was?'', fragte ich geschockt nach und er nickte nur stumm.
,,Wie soll das denn bitte gehen?'', harkte ich verwirrt nach, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass Lukas das schon solange bewusst ist und er es all die Jahre so gut geheimhalten konnte.
,,Ich weiß auch nicht. Aber ich fand dich auch schon damals, als wir noch klein waren, verdammt attraktiv und hab' voll oft von dir geschwärmt. Weißt du, als ich mir mal einige Bravos von meiner Schwester durchgelesen habe, da habe ich mir immer bei diesen ganzen Foto-Lovestorys immer vorgestellt, dass wir das in den ganzen Geschichten wären und uns dort am Ende küssen würden. Da war ich halt gerade erst zehn, aber dort ist es mir das erste Mal so richtig aufgefallen, dass ich auf dich stehe. Aber ich dachte, das wäre nur Blödsinn, was mein Kopf da fabriziert und dementsprechend hab' ich das lieber erstmal ruhen lassen, bevor ich mich da noch mehr hineingesteigert hätte. Und ähm...aber dann so richtig bewusst geworden ist mir das dann vor zwei Jahren...'', erklärte mein bester Freund mir nervös und zupfte an seiner Jogginghose herum.
,,Solange etwa schon?'', fragte ich weiterhin vollkommen unglaubwürdig nach und er nickte zustimmend. Ach du scheiße.
,,Ich wollte es dir ja eigentlich nie sagen, aber bei dem Kuss letzte Woche sind bei mir einfach alle Sicherungen durchgebrannt und er will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich hätte ja wirklich nie gedacht, dass du mich küssen würdest und wenn, dann nur ganz kurz und schüchtern und nicht unbedingt mit Zunge. Aber dann hast du mich doch so stürmisch und auch noch mit Zunge geküsst, sodass ich es einfach nicht mehr aushielt, das vor dir zu verheimlichen. Seitdem Kuss sind meine Gefühle zu dir noch viel stärker geworden und ich musste es dir einfach irgendwie sagen, weil ich es einfach nicht mehr aushielt, vor dir so zutun, als würde ich in dir nur meinen besten Freund und nichts weiter sehen. Und außerdem hatten wir beide nie irgendwelche Geheimnisse voreinander und wissen einfach alles übereinander. Verstehst du? Da kam halt einfach immer wieder das schlechte Gewissen in mir hoch, dass ich sehr wohl ein Geheimnis vor dir habe und einfach nie so recht wusste, wie ich dir davon erzählen soll. Timi, du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich möchte dich nicht aufgrund meiner dummen Gefühle verlieren.'', erwiderte Lukas weinend und wischte sich kurz über sein verheultes Gesicht, ehe er weiter sprach.
,,Und ich rede mir schon die ganze Zeit über ein, dass du mich nicht nur geküsst hast, weil du vor den Anderen nicht als Versager dastehen wolltest, sondern weil du für mich auch noch viel mehr empfindest, als nur Freundschaft.'', beendete er seine Erklärung seiner Liebe mir gegenüber, vergrub sein Gesicht in seinen Händen und weinte dann auch schon weiter.
Auch mir stiegen die Tränen nur so in die Augen und ich fragte mich, ob da vielleicht doch nicht noch viel mehr hintersteckte, als wie ich eigentlich dachte.
Ich wusste nicht so recht, ob ich wirklich mehr für Lukas empfinden könnte, als nur Freundschaft. Natürlich mochte ich ihn auf irgendeine Art und Weise viel mehr als meine anderen Freunde.
Aber ob ich wirklich Gefühle für ihn entwickelt haben könnte? Da war ich mir echt nicht so sicher, zumal ich mir eigentlich immer ziemlich sicher war, dass ich vollkommen hetero bin und nie etwas für ein männliches Lebewesen empfinden könnte.
Aber vielleicht konnte man ja wirklich Gefühle für das gleiche Geschlecht entwickeln, obwohl man noch nie zuvor einen anderen Jungen attraktiv gefunden hat. Könnte das denn wirklich gehen oder spinne ich mir nur irgendwas zusammen?
Viele Leute sagten ja, dass man sich immer noch in den Menschen und nicht in das Geschlecht verliebt.
Ich musste tatsächlich zu geben, dass meine Gedanken zu Lukas schon seit einer gewissen Zeit nicht mehr so normal wie sonst sind, sondern des öfteren mal in die eher sexuellere Ebene abtriften.
Selbst, wenn ich mir einen runterholte, haute Lukas nicht aus meinen Gedanken ab, sondern geisterte in diesen immer häufiger und länger rum. Die Gedanken dabei waren echt nicht mehr normal und manchmal auch ziemlich erschreckend für mich.
Ich dachte echt nicht mehr in einem normalen Verhältnis über Lukas dabei, sondern stellte mir sogar ab und zu sogar vor, wie mein bester Freund wohl dabei aussah, wenn er bei sich selbst Hand anlegte, kurz vor dem Höhepunkt stand und sich dann laut stöhnend in seiner eigenen Hand ergoss.
Klar, ganz früher hatte ich auch mal ab und zu dabei an ihn gedacht. Aber viel eher habe ich mir dort die Frage gestellt, ob sich Lukas denn auch schon selbstbefriedigte.
Aber seit einer gewissen Zeit war es echt nicht mehr normal, was ich dabei über meinen besten Freund dachte. Überhaupt nicht.
Ich hatte diese Gedanken zwar nicht immer zugelassen und hatte sie viel eher verdrängt, aber in letzter Zeit kam es nicht gerade selten vor, dass ich mir doch viel lieber Lukas bei der Masturbation vorstellte, anstatt mir viel lieber einen Porno anzugucken oder mir eine Frau bei der Selbstbefriedigung vorzustellen.
Ich weiß noch ganz genau, als ich diese wundervollen Gedanken zugelassen habe und der Orgasmus der Schönste war, den ich je in meinem gesamten Leben gehabt habe. Noch nicht einmal beim Sex habe ich je so etwas wie dort gespürt.
Aber sagte das denn schon überhaupt aus, dass ich eventuell auch etwas für Lukas empfinden könnte? Ich mein', diese Gedanken könnten doch auch nur irgendeine dumme Phase sein und nächste Woche würde ich schon wieder ganz andere Dinge erregend und geil finden.
Verzweifelt sah ich meinen besten Freund von der Seite an, der immer noch sein Gesicht in seinen Händen vergraben hatte, aber nicht mehr zu weinen schien. Vielleicht sollten wir das von der letzter Woche einfach mal wiederholen und schauen, was ich dabei fühle?
Ich mein', dass letzte Mal war ich ja nicht mal richtig anwesend gewesen und da konnte ich ja nicht wissen, ob ich dabei etwas gefühlt habe oder eben nicht.
Na ja, und jetzt bin ich vollkommen nüchtern und man könnte es ja zu mindestens noch einmal versuchen. Einen Versuch war es ja immerhin wert.
Ich bewegte meine Hand ganz langsam zu Lukas' Kopf und als ich diesen erreicht hatte, fuhr ich ganz langsam durch seine ganz weichen Haare.
Er gab ein zufriedenes Seufzen von sich und ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen.
Ich streichelte ihm sogar ab und zu sogar am Nacken und stellte lächelnd fest, wie sich seine Nackenhaare dort augenblicklich aufstellten.
,,Lukas, bitte sieh mich an.'', befahl ich ihm sanft, tat meine Hand von seinem Kopf weg und er löste langsam seine Hände von seinem Gesicht.
Lukas wischte sich einmal übers komplette Gesicht und bewegte seinen Kopf ganz zögerlich in meine Richtung.
Als sich unsere Blicke dann wieder trafen, lächelte ich ihn aufmunternd an, bewegte ich meine Hand wieder zu seinem Kopf und fuhr ihm erneut durch seine total flauschigen Haare.
Er schloss zufrieden seufzend die Augen und seine Lippen zuckten endlich wieder nach oben.
Doch irgendwann ließ ich von seinen weichen Haaren ab und Lukas öffnete langsam wieder die Augen.
,,Das war...schön...'', flüsterte Lukas zufrieden und ich rückte grinsend ein Stückchen näher an ihn heran. Lukas sah mich nur mit ganz großen Augen an, schaute kurz zum Film und dann wieder unsicher zu mir.
,,Ähm...möchtest du nicht gehen? Du hasst mich doch jetzt bestimmt und findest mich voll ekelig, oder?'', fragte Lukas seinem Gesichtsausdruck entsprechend nach und ich schüttelte mit dem Kopf.
,,Warum sollte ich gehen, dich hassen und angeekelt von dir sein, Lukas?'', fragte ich nach, er sah hinunter zu seinen Händen und ich rückte erneut ein Stückchen näher an ihn heran.
,,Mh? Warum sollte ich das tun?'', fragte ich ahnungslos nach und er spielte nun vollkommen nervös mit seinen Händen.
,,W-Weil ich doch...l-liebe. Ich mein'...du f-findest...ähm...das doch bestimmt...ähm...w-widerlich, w-weil du...na ja, hetero bist und...'' Lukas brach ab, da ich seine Hände in meine nahm und sie ganz behutsam, so als könnten sie zerbrechen, in meine legte.
,,Tim...du musst mich nicht trösten. Ähm...ich verstehe es schon, wenn du nichts mehr mit mir zutun haben willst. I-Ich...i-ich werde das schon irgendwann akzeptieren, keine Angst.'', laberte Lukas weiter und ich schüttelte über seine Worte nur einmal mit dem Kopf. Denk' doch nicht so einen Scheiß über mich, Stretzner!
,,Du redest gerade viel zu viel Schwachsinn, mein Lieber. Ich werde weder gehen, noch dich hassen oder gar ekelig finden. Glaub' mir, das würde mein Herz gar nicht ertragen, dich zu verlieren.'', sagte ich grinsend, umklammerte mit meinen Fingern fest sein Kinn und zwang ihn somit, mir wohl oder übel in die Augen zu sehen.
,,Echt nicht?'', harkte Lukas unsicher nach und ich nickte bestätigend.
,,Echt nicht.'', bestätigte ich ihm flüsternd und kam seinem Kopf langsam näher.
,,A-Aber, du wirst mich doch nie so lieben, so w-wie ich dich.'', sagte Lukas weiterhin vollkommen unsicher und ich verdrehte aufgrund seiner Worte nur die Augen. Ich kam seinen Lippen immer näher und näher, und das Lächeln auf meinen Lippen wurde somit immer breiter und breiter.
,,Warum denkst du denn sowas?'', fragte ich grinsend nach und hörte Lukas' Herz förmlich rasen.
,,Weil du...du...doch vollkommen...ähm...ja...hetero...bist...halt...'', war sein Argument.
,,Aber ein bisschen bi schadet doch bekanntlich nie.'', hauchte ich ihm noch gegen die Lippe, ehe ich diese dann miteinander vereinte. Augenblicklich spürte ich es in meinem ganzen Körper kribbeln und mein Herz setzte einmal kurz aus, um dann förmlich so schnell wie das eines Kaninchens zu rasen.
Meine Hände gingen nach und nach auf Wanderschaft und ich vergrub sie in Lukas' Nacken, welchen ich dann zu streicheln begann, was mir wiederum ein zufriedenes Seufzen von ihm entlockte.
Wegen Luftmangels lösten wir uns voneinander und ich blickte in das strahlende Gesicht von Lukas.
,,Wow...'', hauchte Lukas fassungslos und ich drückte augenblicklich wieder meine Lippen auf seine.
Und dieses Mal wurde Lukas auch aktiv, da ich plötzlich seine Hände auf meinem Rücken fühlte. Ganz langsam und vorsichtig fuhr er mit seinen Fingern auf und ab.
Ich löste unseren andauernden Kuss kurz und lächelte ihn vollkommen breit an.
,,Das fühlt sich richtig gut an.'', kommentierte ich Lukas' Streicheleinheiten grinsend und er intensivierte sie noch etwas.
,,Besser?'', fragte er ebenfalls grinsend nach.
,,Noch viel besser.'', bestätigte ich ihm und presste erneut wieder unsere Lippen aufeinander.
Irgendwann brachte ich auch meine Zunge mit ins Spiel.
Ich leckte über Lukas' Unterlippe und irgendwann öffnete er zaghaft seinen Mund. Ich ließ meine Zunge augenblicklich in seinen Mund gleiten und erkundete die mir noch fremde Mundhöhle - dass ich sie am Samstag schon mal kennengelernt hatte, ließ ich einfach mal außen vor.
Ich wollte, dass Lukas sich auch mit seiner Zunge beteiligte, doch er schein noch ziemlich unsicher zu sein, weshalb ich den andauernden Zungenkuss löste und er mich scheu anlächelte.
,,Trau' dich.'', ermutigte ich ihn, doch Lukas schüttelte mit dem Kopf.
,,Warum denn nicht?'', fragte ich lächelnd nach und fuhr ihm durch die Haare.
,,Ich hab' Angst davor, dass ich etwas falsch mache und du mich dann vielleicht deswegen auslachst.'', gab Lukas zu, biss sich auf die Unterlippe und ich lachte kurz auf. Wenn er schüchtern ist, ist er ja noch glatt süßer als sonst.
,,Du wirst dabei schon nichts falsch machen, keine Angst. Und wenn, dann werde ich dich ganz bestimmt nicht dafür auslachen, sondern dir sagen, was genau dein Fehler war und was du besser machen könntest. Trau' dich ruhig. Glaub' mir, das wird bestimmt ganz schön für dich sein.'', munterte ich ihn lächelnd auf und Lukas nickte, weshalb ich erneut wieder unsere Lippen aufeinander legte und uns kurz darauf wieder in einen Zungenkuss verwickelte, bei dem Lukas dieses Mal sogar mitmachte.
Wir lösten uns voneinander und Lukas lächelte mich wieder vollkommen unsicher an.
,,Siehst du, war doch total schön. Und du hast auch alles richtig gemacht.'' Ich fuhr ihm wieder durch seine verdammt weichen Haare, doch schubste Lukas dann nach hinten und beugte mich grinsend über ihn.
Ich setzte mich auf seinen Unterleib und er griff nach meinem T-Shirt-Kragen, um mich zu sich hinunter zu ziehen, damit er mich erneut küssen konnte.
Ich fuhr währenddessen mit meinen Händen unter sein Shirt und Lukas zuckte kurz zusammen, weshalb ich unseren Kuss kurz voneinander löste.
,,Entspann' dich.'', hauchte ich ihm beruhigend gegen die Lippen.
,,Wir ficken doch jetzt etwa nicht miteinander, oder?'', fragte Lukas ganz aufgeregt nach und ich schüttelte als Antwort nur mit dem Kopf.
,,Nein. Ich möchte dich nur streicheln, mehr nicht.'', fügte ich noch meiner Gestik hinzu, vereinte wieder unsere Lippen miteinander und ich streichelte die ganze Zeit über Lukas' wunderschönen Oberkörper, auf dem sich eine angenehme Gänsehaut gebildet hatte.
[...]
,,Lukas, Timi, wacht auf!'' Ich spürte ein ganz sanftes Rütteln an meiner Schulter und ich öffnete verschlafen die Augen.
Ich schaute in das Gesicht von Lukas' Mama und fuhr mir einmal übers komplette Gesicht. Augenblicklich spürte ich ein schweres Gewicht auf mir liegen.
Ich sah hinunter und sah, dass sich Lukas komplett auf mich gelegt hatte. Augenblicklich schossen mir Bilder davon in den Kopf, wie wir miteinander rumgeknutscht haben.
Ich lächelte und rüttelte ebenfalls an Lukas herum, damit er ebenfalls wach wurde.
,,Lukas, wach' auf!'', befahl ich ihm immer noch grinsend und er gab nur ein unverständliches Brummen von sich. Doch trotzdem öffnete er langsam die Augen und als er mich sah, begann er augenblicklich zu lächeln.
,,Warum weckst du mich?'', fragte er vollkommen verschlafen nach und rollte sich von mir herunter.
,,Deine Mama hat uns geweckt.'', erklärte ich ihm lächelnd und dann schien er sie nun auch endlich zu bemerken.
,,Warum hast du uns nicht weiterschlafen lassen?'', fragte Lukas frustriert nach und vergrub sein Gesicht ins Couchkissen.
,,Mir wäre es ja gar nicht erst aufgefallen, dass ihr noch hier unten rum hockt. Aber irgendwer von euch beiden muss auf die Fernbedienung im Schlaf gekommen sein, denn auf einmal lief hier ganz laut Musik.'', erklärte sie und ich spürte plötzlich die besagte Fernbedienung an meinem Arsch.
,,Das war dann wohl ich.'', gab ich zu lachend zu und zog diese dann auch schon hervor.
,,Genau die hab' ich gesucht. Na ein Glück haben wir noch Knöpfe am Fernseher.'', meinte sie ebenfalls lachend und ich Lukas' Mama entschuldigt an.
Nur Lukas lachte über das Ganze nicht, weil er höchstwahrscheinlich schon wieder eingepennt war. Seine Mutter begutachtete ihn kurz und schüttelte einmal nur grinsend mit dem Kopf, als sie ihren Sohn da so liegen sah.
,,Versuch' ihn mal irgendwie nach oben zu kriegen.'', befahl mir seine Mutter grinsend und ich nickte.
,,Ich werde mein Glück versuchen.'', meinte ich grinsend.
,,Dann wünsche ich Ihnen noch eine Gute Nacht.'', verabschiedete ich mich immer noch grinsend von seiner Mama.
,,Gute Nacht, Timi.'', verabschiedete sich ebenfalls von mir und ging Richtung Wohnzimmertür.
Doch noch bevor sie endgültig hinaus und die Treppen wieder hochging, drehte sie sich noch einmal zu mir um und lächelte mich belustigt an.
,,Du, Tim?'', fragte sie immer noch grinsend nach und ich sah seine Mutter fragend an.
,,Hm?'', machte ich nur.
,,Du darfst mich ruhig duzen, das ist kein Problem.'', meinte sie und lächelte dabei noch viel breiter.
,,Jaja, ich werde das noch irgendwie und irgendwann noch schaffen.'', entschuldigte ich mich und meine Wangen färbten sich etwas rötlich.
Sie grinste mich noch einmal an und danach verschwand Lukas' Mutter auch schon wieder aus dem Wohnzimmer, zurück ins Schlafzimmer.
Kaum war sie aus dem Wohnzimmer verschwunden, rollte ich mich zu meinem besten Freund und rüttelte an seiner Schulter.
,,Lukas, wach' auf - mal wieder!'', flüsterte ich und er gab nur ein Brummen von sich.
,,Lass' mich einfach hier liegen.'', murmelte er ins Kissen und schlug meine Hand von sich weg.
Ich packte ihn an den Haaren, zog Lukas an diesen nach oben und er sah mich vollkommen verschlafen an.
,,Komm' jetzt gefälligst mit, oder ich küss' dich nie wieder.'', drohte ich ihm schelmisch grinsend und ließ seine Haare wieder los.
,,Das war ja doch wirklich kein Traum.'' Lukas drehte seinen Kopf zu mir und lächelte mich dann an.
,,Es wird aber gleich ein Traum bleiben, wenn du nicht mit mir nach oben, hoch in dein Zimmer kommst!'' Ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und stand dann auf.
,,Meh, immer muss man mir drohen.'', erwiderte Lukas bloß verschlafen, stand auf und taumelte fast in das Regal.
,,Jaja, jetzt komm'! Oben kannst du ruhig weiterschlafen!''
Ich hatte es mir gerade in Lukas' Bett gemütlich gemacht, da öffnete sich auch schon seine Zimmertür und der Typ, dem dieses Zimmer gehörte, trat mit einer Matratze in den Raum hinein, auf der ich normalerweise immer schlief.
Ich zog nur die Augenbrauen nach oben und sah ihn verwirrt und belustigt zugleich an.
,,Lukas?'', fragte ich lachend nach und Angesprochener drehte sich fragend zu mir um, wobei er irgendwelche CDs von seinem Regal herunter schmiss. Verschlafen ist er eindeutig noch viel verpeilter als ich.
,,Ach, Scheiße!'', fluchte Lukas und schmiss die Matratze auf den Boden. Lukas ging in die Hocke und hob die heruntergefallenen CDs wieder auf.
,,Ein Glück sind die nicht kaputtgegangen, meine Schwester hätte mich ansonsten getötet.'', murmelte Lukas erleichtert und legte sie dann auf den Schreibtisch.
Danach kam er zu mir ans Bett und stellte sich vor dieses.
,,Was ist?'', fragte ich nach und musste mir ein Lachen verkneifen.
Lukas sah einfach immer wie der letzte Dorftrottel aus, wenn er total verschlafen und noch nicht einmal richtig wach war. Seine Haare standen meistens immer in allen Richtungen ab, getrockneter Speichel hing ihm im Mundwinkel und seine Augen bekam er meistens auch kaum richtig auf.
,,Du liegst in meinem Bett.'', meinte mein bester Freund nur nuschelnd, sodass ich es kaum verstanden hatte.
,,Ja und?'', fragte ich irritiert nach und Lukas deutete auf die Matratze.
,,Du schläfst immer da.'', erwiderte er gähnend, griff nach meinem Arm und versuchte mich aus dem Bett zu ziehen, woran Lukas aber kläglich scheiterte.
,,Aber wir lieben uns doch! Ich dachte, dass Verliebte immer zusammen in einem Bett schlafen!'' Ich zog augenblicklich einen Schmollmund und Lukas schien sich wieder an alles zu erinnern.
,,Stimmt!'', erwiderte er nun ganz aufgewühlt und wollte gerade die Matratze wegräumen, doch ich hielt ihn noch rechtzeitig davon ab, weil ich schon von vornherein wusste, dass dies kein gutes Ende nehmen würde.
,,Lass' uns die lieber morgen Früh wegmachen, bevor du noch mehr CDs herunter schmeißt und dich deine Schwester wirklich noch deswegen umbringt.'', meinte ich darauf bloß und ließ seinen Arm los.
Lukas murmelte darauf nur irgendwas unverständliches und legte sich dann wieder zu mir ins Bett.
Als Lukas im Bett lag, sah er mich müde an und legte dann seinen Kopf auf meiner Brust ab.
Ich legte einen Arm um ihn und drückte Lukas einen Kuss auf die Haare.
Ach, das war echt verdammt schön.
,,Du, Timi?'', fragte er nach und malte Kreise auf meine nun nackte Brust.
,,Ja?'', machte ich nur und zog ihn noch ein Stückchen dichter zu mir.
,,Ich weiß, das kommt vielleicht ein bisschen voreilig - aber sind wir jetzt ein Paar?'', fragte Lukas und streichelte meinen Arm, woraufhin ich eine angenehme Gänsehaut an diesem bekam.
,,Ich weiß nicht - möchtest du denn überhaupt mit mir zusammen sein?'', harkte ich unsicher nach und Lukas nickte direkt entschlossen.
,,Darauf habe ich doch fast ganze zehn Jahre gewartet, da mach' ich doch jetzt nicht so einfach 'nen Rückzieher. Ich bin doch nicht bescheuert.'', nuschelte Lukas und küsste meine Brust, ehe Lukas leise kicherte.
,,Dann lass' uns ein Paar sein.'', stimmte ich lächelnd zu.
,,Aber nur unter einer Bedingung!'', fügte ich hinzu und sah meinen nun festen Freund vollkommen ernst an.
,,Die wäre?'' Lukas schaute fragend zu mir hoch und kraulte mein Kinn, an dem sich wieder ein leichter Bart gebildet hatte.
,,Diese Beziehung wird sich nicht negativ auf unsere Freundschaft auswirken, okay?! Wenn wir je auseinander kommen sollten, dann bleiben wir trotz all dem noch weiterhin die besten Freunde, die wir davor auch schon immer waren.'', schlug ich vor und Lukas nickte augenblicklich.
,,Einverstanden.'', stimmte er grinsend hinzu.
,,Super.'', lächelte ich und vereinte erneut unsere beiden Lippen miteinander.
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