Der Crush
-Lukas' Sicht-
,,Oh Gott, ich bin so aufgeregt! Denkst du, dass sich viel verändert haben wird? Ob noch alle Lehrer von früher da sind? Was die Anderen so machen?'', fragte ich mit quietschender Stimme und rutschte ungeduldig auf dem Beifahrersitz umher.
,,Alter Lukas, komm' mal runter, wir haben gerademal vor 4 Jahren Abi gemacht!'', lachte meine beste Freundin Maria, die neben mir am Steuer saß und ihren Kopf zu mir drehte, um mich kopfschüttelnd zu mustern.
,,Oh mein Gott, kannst du dir das vorstellen? Wie wir vor 4 Jahren in deinem Zimmer fürs Abi gebüffelt und überlegt haben, alles hinzuschmeißen, um eine Karriere als Stripper anzufangen?'' Fassungslos sah ich sie an und Maria lachte nur noch viel lauter.
,,Es ist verrückt, wie die Zeit rast. Aber bitte, krieg' jetzt keinen Herzkasper, mein Schatz. Jetzt haben wir es schon so weit geschafft.'', beruhigend legte Maria ihre Hand auf meinen Oberschenkel und streichelte mir über diesen.
Ich verdrehte nur die Augen, streckte ihr frech die Zunge entgegen und versuchte mich möglichst lässig auf dem Sitz zurückzulehnen, weil ich wirklich Angst davor hatte, zu kollabieren.
Seit Wochen konnte ich an nichts anderes mehr denken und je näher der Tag rückte, desto nervöser und aufgeregter wurde ich. Maria hatte mir schon damit gedroht, mir Panzertape anzulegen, weil ich von nichts anderem mehr reden konnte.
Vor einigen Wochen wurden meine beste Freundin und ich in eine WhatsApp-Gruppe mit dem Namen 'Klassentreffen' hinzugefügt. Wir saßen gerade zusammen auf der Couch, hatten etwas Sushi gegessen und verwundert auf unsere Handys gesehen.
In der Beschreibung der Gruppe hatten wir schließlich alles erfahren, was wir wissen wollten. Unsere Schulleiterin Frau Engels würde in den Ruhestand gehen und wollte diesen gebührend mit einigen jetzigen und ehemaligen Schülern und Kollegen feiern.
Maria und ich mussten natürlich nicht lange überlegen, sondern hatten direkt zugestimmt. Nicht nur, um unserer Schulleiterin die letzte Ehre zu erweisen, sondern auch, um alte Gesichter wiederzusehen und sich über den Stand der Dinge austauschen zu können.
Seitdem Maria und ich vor 4 Jahren für unsere Ausbildungen nach Berlin gezogen sind, hatte sich der Kontakt mit unseren Klassenkameraden eher oberflächlich gehalten. Wir waren durch Social Media miteinander vernetzt, aber wirklich viel bekam man dort auch nicht mit.
Wenn wir der Heimat mal einen Besuch abgestattet hatten, hatten wir uns mit 1-2 Freunden getroffen, die hier und da mal etwas mitbekommen und uns über die neusten Gerüchte auf den Laufenden gehalten hatten.
Da aber viele von uns ebenfalls die Heimat verlassen hatten, hatte ich viele von ihnen schon lange nicht mehr gesehen und ihre Gesichter kaum noch im Gedächtnis. Ich bin schon sehr gespannt, wie sie sich über die Jahre entwickelt und was sie auf ihrem Leben gemacht hatten.
Aber vor allem fragte ich mich, ob unsere Schule immer noch genau die ist, die sie auch vor 4 Jahren gewesen ist. Ob die Schüler den Lehrern immer noch den letzten Nerv raubten, ob es immer noch so ekeliges Essen in der Kantine und die ganzen Raucherecken gab.
Ich hatte das Gebäude seit meiner letzten mündlichen Prüfung nicht mehr betreten. Ich hatte es nur angelächelt, den Mittelfinger gezeigt und mich darüber gefreut, mein Abitur endlich in der Tasche zu haben.
Dass ich die Schule irgendwann so vermissen und es kaum noch erwarten könnte, endlich wieder bei ihr zu sein, hätte mir vor 4 Jahren noch nicht einmal im Traum passieren können. Aber zugegebenermaßen ist dieser Abschnitt, die beste Zeit meines Lebens gewesen.
,,Oh Lukas, schau' mal, da ist das Hochbeet, was wir vor 9 Jahren gebaut haben. Als ob das immer noch da ist...'' Maria tippte mir auf die Schulter und ein breites Lächeln legte sich sofort auf meine Lippen.
Zu gut erinnerte ich mich an die Donnerstage zurück, an denen Maria und ich im Wahlpflichtunterricht die schweren Steine von einer Stelle zur Nächsten getragen hatten und diese möglichst gerade zusammenrücken mussten.
Und wie die Mädels sich vor den ganzen Spinnen, Tausendfüßlern und Kellerasseln geekelt hatten, wenn diese aus der Erde gekrabbelt kamen und sie sich alle schreiend hinter mich versteckt und mich angebettelt hatten, diese bitte wegzumachen.
,,Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir hier total besoffen beim Abistreich standen und die ganzen Kinder mit Penissen vollgemalt haben?'', fragte ich meine beste Freundin grinsend, als wir aus dem Auto gestiegen waren und gerade das Eingangstor passierten.
,,Ach hör' mir auf, das ist die totale Katastrophe gewesen. Wir konnten von Glück reden, dass die Kinder uns nicht verpetzt haben und Emily uns Kaugummi und Deo geliehen hat, um die Fahne loszuwerden.'', stimmte sie in mein Lachen mit ein.
Maria und ich hatten es uns an unserem letzten Schultag mehr als gut gehen lassen. Schon den Tag davor hatten wir die komplette Alkoholabteilung des REWE geplündert und waren um 4 Uhr morgens aufgestanden, um den ersten von tausenden Shots zu trinken.
,,Ich kann nicht glauben, dass ich das sage, aber ich vermisse die Schule. Wir wollten es nie wahrhaben, aber es ist wirklich alles einfacher gewesen...'', seufzte Maria leise auf, legte den Kopf auf meiner Schulter ab und sah nachdenklich auf das alte Gebäude.
Ich lächelte sie an, legte den Arm um ihre Schulter und folgte ihrem Blick. Noch vor einigen Jahren hatte ich diesen Ort gehasst und hätte alles dafür gegeben, nur um nicht in die Schule zu müssen.
Aber jetzt stand ich hier und konnte mir nichts Schöneres vorstellen. Es ist wirklich toll, endlich wieder hier zu sein und an die alten Zeiten zurückzudenken, in denen wir mit der Klasse zusammen so viel Spaß hatten und ständig Scheiße gebaut haben.
,,Wollen wir dann mal rein? Ich kann es kaum noch erwarten!'' Maria löste sich von mir und sah mich mit ihren ungeduldigen Augen an, die mich einmal laut loslachen ließen.
,,Ach, eben wolltest du mich noch an den Sitz ketten, damit ich mal stillhalte und jetzt bist du selbst aufgeregt?'', neckte ich sie und kassierte dafür einen Boxer auf den Arm.
,,Halt die Klappe!'', erwiderte meine beste Freundin beleidigt und verdrehte die Augen. Immer noch lachend zog ich sie in meine Arme und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
,,Ich hab' dich auch lieb.''
,,Man, du Idiot! Ich stand 'ne halbe Stunde im Bad!'', schrie Maria erschrocken auf und schlug meine Hände von sich weg, als ich ihr lächelnd durch die Haare wuschelte und somit ihre komplette Frisur zerstörte.
,,Wofür das denn bitte? Das sieht aus wie 'n Vogelnest.'', machte ich einen auf irritiert und kassierte von meiner besten Freundin den totalen Todesblick. Sie fuhr sich die Strähnen aus dem Gesicht und schüttelte mit dem Kopf.
,,Wie konnte ich es fast 20 Jahre mit dir aushalten?! Ich hab' nen Ordnen verdient.'', stöhnte sie genervt auf und vergrub verzweifelt die Hände im Gesicht. Ich nahm sie einmal fest in den Arm und bekundigte ihr mein Beileid.
Wir lachten uns gegenseitig an und nachdem Maria ihre Haare noch einmal sorgfältig durchgebürstet und mir gedroht hatte, mir die Hände abzuschneiden, wenn ich nochmal auf die Idee kam, ihre Frisur zu zerstören, gingen wir zusammen ins Schulgebäude.
Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen sahen wir uns in diesem um und wirklich viel hatte sich nicht geändert. Die Farben an den Wänden hatten einen neuen Glanz bekommen, neue Plakate hingen am schwarzen Brett, aber ansonsten ist alles immer noch genau so, wie es immer gewesen ist.
Jeder Fleck fühlte sich noch immer so vertraut an und egal, in welche Ecke ich sah, ständig tauchte ein Bild aus der Vergangenheit in meinem Kopf auf und zauberte mir ein immer breiter werdendes Lächeln ins Gesicht.
Ich konnte von Glück reden, eine wirklich angenehme Schulzeit gehabt zu haben. Ich hatte mich immer gut mit all meinen Klassenkameraden verstanden, mir keine Feinde gemacht und auch bei den Lehrern wusste ich, dass sie mich gemochten.
Auch wenn es in meiner Klasse kein Mobbing gegeben hat, bin ich mir darüber bewusst, dass es auch anders hätte aussehen können. Ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken, dass einige Schüler heute nur nicht hierhergekommen waren, weil ihre Vergangenheit anders als meine aussah.
Ich wusste es zu schätzen, dass ich eine sehr tolerante Klasse hatte, die immer zusammengehalten und niemanden je für irgendwas verurteilt hatte. Natürlich gab es hier und da mal einige Witze auf Kosten anderer, aber es ist zum Glück niemals ausgeartet.
,,Oh mein Gott! Maria? Lukas? Seid ihr das wirklich?'', wurde ich aus den Gedanken gerissen, als eine theatralisch klingende Stimme durch meine Ohren hallte. Verwundert sah ich mich um und musste sofort lächeln, als ich meine ehemaligen Klassenkameradin Malia bemerkte.
,,Wir denken mal, dass wir es sind.'', antworteten Maria und ich gleichzeitig, lächelten uns an und ließen uns einmal fest in den Arm nehmen, während ich mir allein' jetzt schon wieder wie 18 Jahre vorkam.
,,Kurze Frage... Seid ihr eigentlich zusammen?'', fragte sie uns, zwinkerte uns dann aber einmal vielsagend zu, weshalb wir drei augenblicklich in schallendes Gelächter ausbrachen und uns verzweifelt aneinander festkrallten.
,,Oh Gott, ich hab' völlig vergessen, dass wir schon damals ständig für ein Paar gehalten wurden...'', gab Maria lachend zu, strich sich die Tränen aus dem Gesicht und schüttelte einmal mit dem Kopf.
Ich konnte mich noch gut daran erinnern, als Maria und ich das erste Mal gefragt wurden, ob wir in einer Beziehung sind. Schon länger hatten sämtliche Lehrer darüber spekuliert, wie lange das schon zwischen uns gehen würde. Doch niemand hatte sich getraut, mal nachzuharken.
Aber in der achten Klasse, als wir gerade Kunst hatten und an unseren Zeichnungen arbeiteten, hatte unsere Lehrerin Frau Paulner gefragt, ob das zwischen mir und Maria schon seitdem letzten Schuljahr so gehen würde.
Irritiert hatten wir sie nur angesehen und gefragt, was genau sie denn meinte, denn eigentlich hatte sich nichts an unserer Freundschaft geändert und auch sonst hatten wir uns genau so verhalten, wie wir es immer getan hatten.
Als Frau Paulner dann verwirrt nachgefragt hatte, ob wir nicht ein Paar wären, hatten wir sofort das Lachen angefangen und direkt abgestritten, dass da nicht mal im Ansatz jemals etwas laufen würde.
Selbst wenn ich nicht schwul wäre, würde ich mich nicht einmal im Traum auf Maria einlassen. Keine Frage, meine beste Freundin ist wie wunderschönste Frau, die ich kenne, aber bis dort jemals etwas Laufen würde, würde eher die Hölle einfrieren.
Die Frage, ob Maria und ich ein Paar wären, hatte sich aber zu einem kleinen Insider innerhalb der Klasse entwickelt. Wann immer neue Lehrer und Schüler zu uns kamen, wurden wir direkt in der nächsten Stunde gefragt, ob wir zusammen sind.
Auch außerhalb der Schule wurden Maria und ich für ein Pärchen, oder im Idealfall für Geschwister gehalten. Aber wirklich verübeln konnten wir es niemandem, denn wir hatten eine sehr innige Beziehung und scheuten uns vor keinerlei Körperkontakt.
Wir drückten uns Küsschen auf, saßen zusammen kuschelnd auf der Couch, hielten Händchen und wenn wir alleine Zuhause waren, störte es keinen von uns, nackig oder nur in Unterwäsche bekleidet vor dem Anderem rumzulaufen.
,,Ich geh' mal nach draußen, Cassandra und Bella sind gerade angekommen. Ihr könnt' ja schon mal einen Tisch suchen.'', lächelte uns Malia an und auf unsere zustimmendes Nicken hin, verließ sie die Aula.
,,Soll ich uns was zu Trinken holen? Dann kannst du dir schon mal einen Platz sichern.'', wandte sich Maria fragend an mich und ohne auf meine Antwort zu warten, drückte sie mir ihre Handtasche in die Hand.
,,Ein Wasser dann bitte.'', erwiderte ich lächelnd und ging daraufhin auf einen der festlich geschmückten Tische zu. Ich ließ mich auf einen der Plätze nieder, legte Marias Tasche auf den Stuhl neben mir und sah mich um.
Da wir 20 Minuten vor eigentlichem Beginn angekommen waren, war natürlich noch nicht allzu viel los und nur schrittweise füllte sich der Raum. Ich sah mich immer wieder nach bekannten Gesichtern um, aber Maria, Malia und ich schienen im Moment die Einzigen zu sein.
,,Entschuldigung, ist hier noch frei?'' Ich wurde aus den Gedanken gerissen und wendete meinen Blick von der brennenden Kerze vor mir ab, um stattdessen dort hinzusehen, wo die Stimme herkam.
Sofort blickte ich in ein braunes Augenpaar und ließ meinen Blick einmal über die Person schweifen. Vor mir stand ein von Kopf bis Fuß volltätowierte Typ, der mich mit fragender Miene und einem leichten Lächeln ansah.
,,Ähm... ja...ja, hier ist noch frei.'', antwortete ich lächelnd und konnte spüren, wie ich um meine Nase direkt etwas roter wurde. Der Mann lächelte mich an, zog sich seine Jacke aus und legte diese über den Stuhl.
Ich sah zu Maria, die sich gerade mit Bella unterhielt und noch immer in der Schlange für die Getränke stand. Ich lächelte sie an und ließ meine Augen wieder zu dem Typen gleiten, der gerade auf seinem Handy umhertippte.
Er hatte seine Seiten frisch auf 3 Millimeter gekürzt, trug über seine Oberlippen einen Bart, mit einer kleinen Lücke in der Mitte und einen leichten Flaum, rum um sein Kinn existierend. Seine brauen Augen zierte eine schwarze Hornbrille und seine Haare hatte er zu einem Scheitel nach links gegelt.
Ich musterte ihn und blieb an dem Tattoo einer Fledermaus hängen, welches seinen Hals zierte. Auch seine rechte Hand war volltätowiert, ebenso wie sein Arm. Ich fragte mich, wie viele Tattoos sich wohl noch hinter den ganzen Klamotten verbargen und welche Flecken noch völlig unberührt sind.
Ich hatte auch schon oft mit dem Gedanken gespielt, mir irgendwann ein Tattoo stechen zu lassen. Doch mittlerweile hatte ich diesen verworfen, nachdem Maria sich ihr erstes Tattoo hat stechen lassen und ich sie bei dem Termin begleitet hatte.
Mir lief immer noch ein eiskalter Schauer über den Rücken und meine Hand begann zu schmerzen, wenn ich daran zurückdachte, wie sehr meine beste Freundin eigentlich gelitten und die Schmerzen kaum noch ausgehalten hatte.
Es ist vielleicht nicht die schlauste Idee von Maria gewesen, sich für das allererste Tattoo ausgerechnet die Brust auszusuchen, aber das Ganze hatte mich so so sehr abgeschreckt, dass ich den Punkt Tattoo auf die nächsten 10 Jahren verschoben hatte.
Außerdem war ich mir nicht sicher, ob mir sowas überhaupt stehen würde. Es gab einige Motive, wo ich mir vorstellen konnte, diese für den Rest meines Lebens auf den Körper zu tragen, aber ob es zu mir passte, ist wieder eine andere Frage.
Ich fragte mich, ob dem Typen die Schmerzen mittlerweile nichts mehr ausmachten, oder ob er noch immer Höllenqualen erlitt, sobald er sich unter die Nadel legte. Außerdem fragte ich mich, wie viel sein Körper allein' aufgrund der Tattoos wert ist.
,,Hab' ich irgendwas im Gesicht?'', riss mich eine fragende Stimme aus meinen Gedanken und augenblicklich zuckte ich erschrocken zusammen, sodass ich einmal leicht gegen den Tisch stieß und dieser wackelte.
,,Äh...was? Ähm...also...die...die Tattoos...'', bekam ich nur stotternd heraus und rettete den Kuchen davor, keinen Kontakt mit dem Boden aufzunehmen. Ich sah zu dem Typen, der mich belustigt musterte und sich das Lachen verkniff.
,,Ja, was ist mit denen?'', fragte er mich lachend, aber mit verwirrten Augen, während ich spüren konnte, dass ich mittlerweile die Farbe einer Tomate angenommen hatte. Das hast du ja mal wieder super hingekriegt, du Idiot!
,,Die sehen sehr hübsch aus.''
,,Oh, Dankeschön.'', lächelte er mich an.
,,Tut dir das nicht weh, oder warum hast du dir das so oft angetan?'', fragte ich nach, als ich mich einigermaßen beruhigt und eine halbwegs normale Hautfarbe angenommen hatte. Der Mann lächelte mich an und lachte.
,,Also die Schmerzen verschwinden nicht einfach, aber man gewöhnt sich dran. Das Schmerzhafteste ist an den Rippen gewesen, würde ich keinem empfehlen.'', erwiderte er grinsend und drehte sich einmal leicht zur Seite, um mir dieses zu zeigen.
Ich musterte es und erkannte das immer zugekiffte Handtuch Towelie aus der Serie South Park. Ich lächelte ihn an, machte ihm dafür ein Kompliment und er bedankte sich dafür mit einem noch viel breiteren Grinsen.
Er griff wieder nach seinem Handy, tippte auf diesem rum und irgendwie konnte ich den Blick nicht von ihm lassen. Keine Ahnung warum, aber auf irgendeine Art und Weise kam mir dieser Kerl total bekannt vor.
Eigentlich logisch, weil wir scheinbar auf die gleiche Schule gingen, aber es lag nicht nur daran, dass ich ihn das ein oder andere Mal auf dem Schulflur gesehen hatte und man sich deswegen eher flüchtig kannte.
Dieses Gesicht weckte irgendeine Erinnerung in mir, die ich nicht genau definieren konnte. Dieser Typ ist nicht nur irgendeine flüchtige Schulbekanntschaft gewesen, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher.
,,Welcher Jahrgang bist du eigentlich?'' Erneut wurde ich von dem Typen, mit den hübschen Tattoos und der mir unheimlich bekannt vorkam, aus den Gedanken gerissen. Er legte sein Handy auf den Tisch und sah mich interessiert an.
,,2009. Wieso?'', harkte ich nach und warf einmal einen unsicheren Blick zu Maria, die noch immer wartend in der Schlange stand und dessen Gruppe sich etwas vergrößert hatte.
,,Ach, jetzt kann ich mich wieder daran erinnern, woher ich dein Gesicht kenne. Du bist doch in der Klasse gewesen, bei der ich zum Abschluss Sexualkundeunterricht gegeben habe.'', antwortete der Kerl lachend und mir entglitt mit einem Mal alles.
Ich musterte ihn etwas genauer und blieb an seiner rechten Hand hängen, was neben dem Gesicht eines Jungen ein Tribal zierte. Das Tribal, das ich unter Tausenden wiedererkennen würde und was ich nur einer einzigen Person zu ordnen konnte.
Vor mir saß niemand geringeres, als Tim motherfucking Wolbers. Mit fassungslosen Augen musterte ich ihn und konnte einfach nicht glauben, ihn nach all den Jahren endlich wiederzusehen.
Tim und mich verband eine sehr lange, tiefe Geschichte, die mich in meiner Jugendzeit maßgeblich geprägt und eventuell zu einem kleinen Teil auch zu dem Menschen gemacht hatte, der ich heute bin.
Schon damals in der fünften Klasse, als ich meinen ersten Tag auf dem Gymnasium hatte, ist er mir aufgefallen. Wie die Siebtklässler nun mal so sind, wurden die Neulinge direkt abgecheckt und die ersten Grenzen ausgetestet.
Wir wurden von unseren Paten gerade durch die Schule geführt und mussten an Tim und seine Bande vorbei. Da es keine Ausweichmöglichkeiten gab, musste ich notgedrungen an ihnen vorbeigehen und wie es so kommen musste, hatte es mich als Erster getroffen.
Da ich aber viel eher damit gerechnet hatte, gegen Maria geschubst zu werden, hatte ich weniger auf den Boden und dementsprechend nicht auf das Bein geachtet, welches mir irgendein Vollspasti gestellt hatte.
Ich hatte mich schon kuschelnd mit dem Boden gesehen, wenn da nicht Tim gewesen wäre, der mich sofort aufgefangen und mir das wohl süßeste Lächeln zugeworfen hatte, welches ich jemals bekommen hatte.
Er hatte mich gefragt, ob alles in Ordnung wäre und während ich mich in seine braunen Augen verloren hatte, hatte ich nur ein Nicken und ein leises 'Danke' zustande bringen können, bis mich Maria am Ärmel gepackt und einfach weiter gezogen hatte.
Seitdem diesem Tag stand ich komplett neben mich und konnte an nichts anderes mehr denken. Wann immer ich Tim in den Schulgängen oder auf dem Pausenhof gesehen hatte, hatte alles in mir ausgesetzt und ein Lächeln hatte sich auf meine Lippen breit gemacht.
Natürlich konnte ich mit 10 Jahren noch nicht wirklich definieren, was für Gefühle das eigentlich gewesen sind und hatte mich dementsprechend auch nicht weiter damit auseinandergesetzt, weil es für mich, für diesen Zeitpunkt, wesentlich wichtigere Themen gab.
Aber je älter ich wurde, desto mehr hatte ich verstanden, was da eigentlich in mir vorging. Auch wenn Tim und ich keine richtigen Interaktionen miteinander geführt hatten, hatte ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt.
Aber richtige Annäherungsversuche hatte es nie gegeben, denn ich hatte mich nicht getraut, ihn anzusprechen und wusste auch bis heute nicht, ob er überhaupt etwas für Männer empfand und in all den Jahren nicht in einer Beziehung gesteckt hatte.
Es ist wirklich zum Verzweifeln gewesen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir nicht stundenlang die Augen ausgeheult und mir den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie ich diesem Jungen denn nur näherkommen konnte.
Die Liebe zu Tim ist nie weniger geworden und wirklich leicht hat es mir dieser auch nicht gemacht. Von Schuljahr zu Schuljahr ist er immer hübscher geworden, sodass ab der zehnten Klasse sogar die Mädels aus meiner Stufe für ihn geschwärmt hatten.
Nachdem die Zahnspange weggewesen ist, war Tim total in seiner Blüte aufgegangen. Ich musste aufpassen, in der Schule keine Latte zu kriegen, weil er in seinen Outfits unfassbar heiß aussah und man in der ein oder anderen Hose einige Abzeichnungen sehen konnte.
Ich mustere ihn und konnte einfach nicht glauben, dass er nach all den Jahren wieder vor mir saß. So viele Jahren hatte ich für ihn geschwärmt und mir sogar den ersten Kuss aufgehoben, in der Hoffnung, diesen irgendwann mit Tim erleben zu können.
Ich hatte wirklich gedacht, dass aus uns irgendwann mal etwas werden würde. Dass ich mir dadurch einige Chancen durch die Hände hab' gleiten lassen, ist mir erst im Nachhinein aufgefallen.
Manchmal bereute ich es, mich nicht einfach mit anderen Jungs von Tim angelenkt zu haben, aber so ist es nun mal, wenn man die rosarote Brille auf hat und nicht einsehen möchte, dass die andere Person kein Interesse an einem hat.
Innerlich musste ich lachen bei dem Gedanken daran, wie ich mich ihm gegenüber benommen und was ich alles getan hatte, nur ihm irgendwie in seiner Nähe sein zu können und nur für den Bruchteil einer Sekunde seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Da Maria mit einigen Mädels aus der Oberstufe befreundet gewesen ist, hatte sie irgendwann Tims ICQ-Nummer herausgefunden und mir diese direkt zu kommen lassen. Ich hatte ihn einfach mal angefragt und mich riesig darüber gefreut, als er mich angenommen hatte.
Aber gechattet hatten wir nie, genau so wenig wie auf SchülerVZ, wo ich mich nach ewigem Hin und Her auch mal getraut hatte, ihm eine Freundschaftsanfrage zu schicken. Aber anstatt ihm zu schreiben, hatte ich nur gebannt vor dem Bildschirm gesessen und gewartet, dass er etwas Neues posten würde.
Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie ich mir all seine Bilder auf dem Computer abgespeichert und diese immer als Erster gelikt hatte. Besonders die oberkörperfreien Bilder hatten es mir sehr angetan und mir zu vielen heißen Kopfkinos verholfen.
Auch auf ICQ hatte ich immer wieder darauf gewartet, dass Tim online gehen würde. In meiner märchenhaften Vorstellung hätte er mich irgendwann angeschrieben und in der Nachricht nach einem Date gefragt.
Oft hatte ich schon einige Zeilen in sämtlichen Chatfenstern getippt, mich aber natürlich niemals getraut, die Enter-Taste zu drücken und es einfach zu riskieren, denn zu groß war die Angst, dass er mich auslachen und für den größten Deppen halten könnte.
Also blieb mir nichts, außer die kleinen Interaktionen, die wir zwischendurch mal hatten. Wenn ich zum Beispiel vor dem Klassenraum auf den Lehrer gewartet hatte und Tims Klasse gerade an uns vorbei lief, hatte er mir hin und wieder ein Lächeln zugeworfen, wenn sich unsere Blicke mal getroffen hatten.
Aber wirklich nah waren wir uns erst gekommen, als Tim seinen Abistreich hatte und ausgerechnet er derjenigen sein war, der mit seiner Klassenkameradin Joline unsere Klasse in Biologie unterrichten sollte.
Auch wenn wir, wie sonst auch, nicht viel miteinander interagiert hatten, hatte es mich riesig gefreut, ihn endlich mal 45 Minuten anschmachten und irgendwie seine Nähe spüren zu können, wenn er etwas ausgeteilt hatte.
Ein Lächeln zierte meine Lippen, wenn ich daran zurückdachte, dass ich den ganzen Tag über Bauch kribbeln und starkes Herzklopfen hatte, als Tim direkt vor mir stand, mir ein Kondom vor die Nase gelegt und mich angelächelt hatte.
Mein Kopf hatte natürlich total verrückt gespielt und sich direkt zusammen gesponnen, dass Tim mir dieses Kondom nur auf den Tisch gelegt hatte, damit ich es mir für später, wenn wir ganz alleine waren, überziehen konnte.
Heutzutage konnte ich darüber nur lachen, aber vor einigen Jahren hätte ich wirklich alles dafür gegeben, dass diese Tagträumerei Realität werden und Tim mich einfach packen, in die Besenkammer ziehen und mir die Klamotten vom Leib reißen würde.
,,Wie heißt du eigentlich nochmal?'' Erneut riss mich seine Stimme aus den Gedanken und verwundert sah ich von der Tischdecke auf, um in seine wunderschönen Augen zu blicken, die mich schon immer verzaubert hatten. Sie hatten so eine beruhigende Wirkung auf mich...
,,Lukas. Als du meine Klasse unterrichtet hast, saß ich vorne in der ersten Reihe.'', antwortete ich lächelnd und spielte unterm Tisch nervös mit den Fingern, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass ich wirklich mit ihm sprach. Wie oft hatte ich mir genau das ausgemalt?
,,Stimmt, ich erinnere mich wieder! Du bist der Einzige in der Klasse gewesen, der das Kondom heile über die Gurke bekommen hat.'', lachte Tim und schüchtern stimmte ich mit ein, während ich etwas roter um meine Wangen wurde. Na super...
,,Entschuldigst du mich kurz?'' Auf Tims Nicken hin, erhob ich mich von dem Stuhl, stieß dabei leicht gegen den Tisch und wollte am liebsten, dass sich ein riesiges Loch unter mir auftun würde, weil ich an Peinlichkeit nicht mehr zu übertreffen bin.
Ich lächelte ihn schief an und ging mit schnellen Schritten auf Maria zu, die sich gerade mit einigen ihrer Freundinnen unterhielt, zu denen sie immer noch Kontakt hatte und sich ab und zu traf, wenn wir mal in der Heimat waren.
,,Ähm...Maria? Hast du mal 'ne Minute für mich?'' Unsicher tippte ich meiner besten Freundin auf die Schulter, die sich zu mir umdrehte und mich verwundert musterte. Sie entschuldigte sich sofort bei ihren Mädels, ehe sie etwas Abseits mit mir ging.
,,Okay, was ist passiert und wen muss ich verprügeln?'', fragte Maria besorgt nach und sah sich mit Augen, die sie zu Schlitzen geformt hatte, in der Aula um.
,,Niemanden! Aber siehst du, wer da an unserem Tisch sitzt?'' Ich drehte sie in die richtige Richtung und deutete auf Tim, der sich gerade in der Gegend umsah.
,,Ja, ein Mann.'', antwortete Maria und zuckte mit den Schultern.
,,Aber nicht nur irgendein Mann!'', sagte ich etwas aufgeregter und krallte mich an ihren Oberarmen fest.
,,Hä?''
,,Guck' mal genauer hin!''
,,Lukas, worauf willst du hinaus? Was ist mit dem?'', fragte meine beste Freundin verwirrt nach, nachdem sie, nach mehrmaligen Hinsehen und analysieren, noch immer nicht gecheckt hatte, wem ich da unters Radar gelaufen bin.
,,Das ist Tim Wolbers. Du weißt schon, der Typ, auf den ich jahrelang hoffnungslos stand und bei dem ich mich nie getraut habe, ihn anzusprechen.'', erklärte ich ihr und Maria klappte mit einem Mal die Kinnlade herunter.
,,Was? Das ist der? Oh mein Gott, der ist ja noch viel heißer über die Jahre geworden.'' Sichtlich erstaunt zog meine beste Freundin die Augenbrauen nach oben und musterte Tim, den ich am liebsten küssen wollte. Dass er vor lauter Sexyness nicht in Flammen aufgeht, ist ein Wunder...
,,Und weißt du, was das Krasseste ist? Er kann sich noch an mich erinnern? Also nur daran, dass ich als Einziger das Kondom heile über die Gurke bekommen habe, aber immerhin etwas.'', lächelte ich und zuckte mit den Schultern.
,,Oh Gott, da kommen Erinnerungen hoch, wie ich meine Freundinnen immer wieder ausquetschen musste, weil du so viel über ihn wissen wolltest. Am Ende dachten sie noch, ich stehe auf ihn und wollten was klar machen.'', schüttelte Maria grinsend mit dem Kopf.
Ich musste lachen, schämte mich im gleichen Atemzug aber auch in Grund und Boden. Da Maria mit einigen Mädchen aus Tims Klasse sehr gut befreundet gewesen ist, hatte ich sie hin und wieder zum Spionieren losgeschickt.
Aber wirklich viel hatte Maria nicht herausgefunden, zumindest nicht unbedingt das, was ich gerne gewusst hätte. Ich hatte erfahren, dass Tim gerne zeichnete und vor allem in Kunst sehr gute Noten schrieb.
Er hatte mehrere Geschwister, seine Eltern waren geschieden und erlebte bei seiner Mutter, die einen neuen Partner hatte. Sie hatten am anderen Ende der Stadt in einem sehr bescheidenden Haus gelebt.
Neben dem Zeichnen ging er dreimal die Woche in einem Tennisverein spielen und hat an Wochenenden an mehrere Meisterschaften teilgenommen, während er sich nebenbei beim Arbeiten im Kiosk etwas Geld dazu verdient hatte.
Doch was Beziehungen und seine Sexualität anging, konnte keiner der Freundinnen wirklich Auskunft geben. Nicht, weil sie sich nicht gut genug mit Tim verstanden, sondern einfach, weil er nicht darüber sprach.
Immer wieder fragte ich mich, wie das denn sein konnte, denn so ein heißes Schnittchen konnte in der ganzen Zeit niemals Singles gewesen und als Jungfrau von der Schule gegangen sein.
Wenn Tim gewollt hätte, hätte er nur einmal mit dem Fingerschnipsen müssen und fast alle Mädchen der gesamten Schule, einschließlich mir, hätten Schlange gestanden, um sich als potenzieller Partner zu bewerben.
Ich hatte nie verstanden, wieso Tim beim Thema Beziehungen immer wieder so dicht gehalten und nichts an die Öffentlichkeit gebracht hatte. Er wirkte sonst wie ein sehr offener Mensch und hatte auch auf SchülerVZ sämtliche Scheiße gepostet.
Wenn er nur mit Freunden nachmittags unterwegs gewesen ist, gab es am Abend ein Bild und einen kleinen Text dazu. Selbst wenn er nur Zuhause den ganzen Tag im Bett lag, hatte er etwas dazu geschrieben.
Also warum sollte er es nicht in die Öffentlichkeit tragen, wenn er eine Beziehung hatte? Ein Mensch, der selbst sein Frühstück fotografierte und online festhalten musste, sollte doch erst recht keinen Halt davor machen, ein Bild mit seiner Freundin zu posten.
Es ist wirklich zum verrückt werden gewesen, dass ich in diesem Schritt keinen Zentimeter nach vorne kam und nicht einschätzen konnte, woran ich bei diesem hübschen Kerlchen eigentlich gewesen bin.
Es gab auch überhaupt keine Punkte, an denen man sich orientieren konnte, denn selbst auf Partys hatte Tim nicht ein einziges Mal mit jemanden rumgeknutscht, eng umschlungenen getanzt oder gekuschelt.
In dieser Hinsicht hatte er wirklich nichts von sich hervorblicken lassen und Maria hatte aus Spaß mal in den Raum geworfen, dass Tim ja sehr religiös sein könnte und bis zur Hochzeit keusch leben wollte.
Ich verdrehte darüber grinsend die Augen und versuchte diesen Gedanken beiseite zu schieben, denn im Nachhinein ging es ja auch niemanden etwas an, was Tim hinter verschlossenen Zimmertüren getrieben hatte.
Es wird seine Gründe gehabt haben, wieso er ausgerechnet bei diesem Thema die Klappe gehalten und nichts dazu gesagt hatte. Wenn es da etwas zu wissen gab, hätte man da sicherlich mal etwas gehört.
Auch wenn es mich zugegebenermaßen immer noch stutzig machte, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er nicht derjenige gewesen ist, der als Erster in der Klasse seine Unschuld verloren hatte.
,,Lukas? Lukas?'' Erschrocken zuckte ich zusammen, als mich jemand an der Schulter antippte.
,,Ähm...was?'', fragte ich verwirrt nach und sah zu Maria, die zwei Gläser in den Händen hielt.
,,Sag' mal, hast du etwa nicht mitbekommen, dass ich gerade unser Trinken geholt habe?'' Belustigt musterte meine beste Freundin mich und schüttele mit dem Kopf.
,,Wie lange bist du denn weg gewesen?''
,,Locker 5 Minuten, du Idiot! Ich hätte weggeschnappt werden können du hättest es nicht mitgekriegt!''
,,Entschuldigung, ich...ich...'', sagte ich schüchtern und wurde etwas roter um meine Wangen. Maria klopfte mir beruhigend auf die Schulter und drückte mir eines von den Gläsern in die Hand.
,,Verschluck' dich einfach nicht am Wasser.''
,,Also, du findest Tim scheinbar immer noch attraktiv und zerbrichst dir den Kopf darüber, wie du ihn ansprechen sollst? Deute ich das richtig?'', ergriff Maria grinsend das Wort, als sie mich eine Zeit lang von der Seite gemustert hatte.
,,Wie kommst du denn darauf?'', fragte ich verwirrt, zog die Augenbrauen zusammen und sah meine beste Freundin so an, als hätte sie mir gerade erklären wollen, dass wir in einer Simulation lebten.
,,Dein Blick sagt alles, Schätzchen. Erinnert mich an damals, wenn Tim an uns vorbeigegangen ist, du ihm sabbernd hinterhergestarrt hast und mir unbedingt sagen musstest, wie unfassbar gut er heute wieder aussieht.'', erinnerte sie mich lächelnd und stupste mir vielsagend gegen die Nase.
,,Er ist schön hübsch... Also...was heißt hübsch? Er ist wirklich verdammt heiß und jemand, den ich nicht von der Bettkante stoßen würde...'', fing ich nachdenklich zu erklären an und musterte ihn.
,,Aber das wird sowieso nichts, Tim ist nicht schwul und wer sagt, dass er Zuhause nicht Frau und Kind sitzen hat?'', seufzte ich leise und starrte frustriert ins halbleere Glas.
,,Und wer sagt, dass er nicht schwul ist und Ausschau nach einem Mann hält?'', entgegnete Maria stattdessen.
,,Ich.''
,,Du behauptest auch, dass ich mehr Schlübbis als du im Schrank hätte.'', verdrehte sie die Augen und ich musste lachen.
,,Halt die Klappe!''
,,Aber wäre er nicht etwas für dich? Also so für ein bis zwei Nächte?''', brach Maria das Schweigen zwischen uns. Mittlerweile hatte sich ein Typ aus Tims Klasse zu ihm gesetzt und sie unterhielten sich angeregt miteinander.
,,Wie gesagt, ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen, wenn wir uns unter anderen Umständen wiedergesehen hätten.'', gab ich lächelnd zu, aber seufzte, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass ich vor genau demselben Problem wie vor 6 Jahren stand.
Nachdem Tim sein Abitur in der Tasche und die Schule verlassen hatte, hatte es mir wirklich das Herz gebrochen. Ich konnte ihn auf den sozialen Medien zwar weiterhin verfolgen, aber es ist nicht dasselbe gewesen.
Ihn nicht mehr jeden Tag auf dem Schulhof anschmachten, oder vom Klassenraum aus beobachten zu können, hatte mir das Herz herausgerissen und mich die ersten Monate komplett fertiggemacht.
Oft hatte ich überlegt, ihm zu schreiben, wie ich empfand und die Karten auf den Tisch zu legen. Hätte Tim mir dann gesagt, dass es ihm nicht ähnlich gehen würde, hätte ich ihn immerhin aus der Freundesliste löschen können.
Aber die Angst, ihm irgendwann mal wieder unter die Augen treten zu können, hatte mir viel zu viele Sorgen bereitet, sodass ich es eben dabei belassen hatte, meine Gefühle für mich zu behalten und mit ins Grab zu nehmen.
Über die Monate waren die Wunden immer mehr verheilt und es hatte nicht mehr ganz so sehr wehgetan, ihn nicht jeden Tag sehen zu können. Ich konnte mich endlich von ihm lösen und mich auf meine erste Beziehung einlassen.
Auch wenn ich all das gerne mit Tim geteilt hätte und mir in meinem Kopf schon genaustens ausgemalt hatte, wie unser erstes Date, der erste Kuss und mein erstes Mal verlaufen würde, hatte ich mir immer mehr eingestehen müssen, dass es niemals soweit kommen würde.
Im Endeffekt hatte ich die ganze Sache auch gut weggesteckt und musste auch kein einziges Mal an ihn denken - bis jetzt. Denn jetzt hatte ich ihn nur einige Meter entfernt vor mir sitzen und fühlte mich wieder wie 16.
Ich wollte nicht sagen, dass bereits verdrängte Gefühle wieder ans Tageslicht kamen, aber ehrlich gesagt würde ich jetzt wirklich alles dafür geben, den Arsch in der Hose zu haben, um ihn nach einem Date zu fragen.
Tim ist wirklich verdammt attraktiv und hübscher denn je. Ich hätte niemals gedacht, dass dieser eh schon wunderschöne Mensch, noch viel mehr in seiner Blüte aufgehen und noch so viel mehr aus sich machen konnte.
Mit den ganzen Tätowierungen, die seinen Körper zierten, dieser gebräunten Haut, dem Bart und seinen Nippelpiercings, die mich schon damals ganz verrückt gemacht hatten, sah er einfach unglaublich heiß aus.
Ich musterte ihn und konnte es in meiner Mitte einmal angenehm ziehen spüren, bei dem Gedanken daran, wie Tim mich in einer der Kabinen der Jungstoiletten ziehen und dort um den Verstand vögeln würde.
Ich seufzte leise, wendete den Blick von ihm ab und sah zu Maria, die mich nur anlächelte und mich fragte, ob ich mit zu den anderen Mädels kommen wollte, weil diese mich schließlich auch mal wieder sehen wollten.
Ich nickte zustimmend, warf nochmal einen hoffnungsvollen Blick zu Tim, doch versuchte den Gedanken daran, ihm irgendwie näherzukommen, in den Hintergrund zu rücken, denn niemals würde da etwas laufen. Es hatte schon vor Jahren nicht mit uns geklappt...
Wir stellten uns zu dem Rest der Gruppe und mit quietschenden Stimmen und unzähligen, festen Umarmungen wurde ich von allen Mädchen begrüßt, mit denen ich früher an den Wochenenden die Straßen der Stadt unsicher gemacht hatte.
Wir quatschen viel miteinander, tauschten uns über unsere Ausbildungen, Studien und Pläne für die Zukunft aus. Auch das Thema Beziehungen und Liebe kam zum Gespräch und immer wieder warf ich einen unauffälligen Blick zu Tim.
Mittlerweile hatten an dem Tisch viel mehr Leute Platz genommen und angeregt unterhielten sich diese miteinander. Sehr gerne würde ich mich zu ihm setzen, ihn einfach mal ansprechen und gucken, ob die Chemie zwischen uns stimmen würde.
Aber es wäre komisch, denn schließlich waren wir beide heute nicht hier, um zu flirten, sondern um alte Gesichter wiederzusehen, sich in den Armen zu liegen und die guten alten Zeiten Revue passieren zu lassen.
Ich versuchte mich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren, wo Annisa gerade von ihrer traumhaften Hochzeit mit ihrem Mann Ethan letzes Jahr im Sommer erzählte. Aber sofort schweiften meine Gedanken wieder zu Tim und ich fragte mich, was aus uns geworden wäre, hätte ich ihm meine Gefühle offenbart.
Ob ich dann auch von einer Hochzeit berichten könnte? Ob ich mit ihm zusammen hierhergefahren wäre und allen Mädels aus der Stufe die Augen herausgefallen wären, weil ich mir den wohl heißesten Jungen der Schule geangelt hatte? Ob ich nicht in eine WG mit Maria, sondern mit ihm in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen wäre?
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und mal wieder wollte ich mir in den Arsch dafür beißen, dass ich damals nicht die Eier in der Hose hatte, ihm einfach eine Nachricht zu schreiben und es wenigstes zu probieren.
Aber wie sollte ich auch? Wir hatten keinen Kontakt zueinander gehabt und bis auf die paar Blicke, die wir uns hier und da mal zugeworfen hatten, ist nichts weiter zwischen uns passiert. Es wäre merkwürdig gewesen, hätte ich ihm einen halben Roman geschrieben, in dem ich ihm meine Liebe erklären würde.
Wahrscheinlich hätte ich mich damit viel eher zum Gespött der ganzen Schule gemacht, weil Tim die Nachricht gepostet und mich als dumme Schwuchtel beleidigt hätte, die sich viel eher jemanden in seiner Liga suchen sollte.
,,Ich geh' mal kurz raus, etwas frische Luft schnappen...'', verabschiedete ich mich lächelnd von den Mädels und gab mein Glas bei der Kantine ab, ehe ich mir meine Jacke vom Stuhl holte und mir diese überzog.
Mit schnellen Schritten ging ich aus dem Schulgebäude heraus und ließ mich auf einer der Bänke nieder, auf der Maria und ich öfters mal in der Pause gesessen hatten, wenn wir noch schnell Hausaufgaben machen mussten oder für eine wichtige Klausur gelernt hatten.
Seufzend lehnte ich mich auf dieser zurück und war mehr als froh darüber, endlich etwas Ruhe zu haben. Die Gespräche waren zwar schön, aber so langsam rauchte mir vor lauter Informationen wirklich der Kopf und ich brauchte dringend einen Moment Pause.
Ich schloss die Augen, genoss den leichten Wind, der um meine Beine wehte und ließ die Sonne auf meine Haut strahlen. Ich konnte es kaum noch erwarten, wenn Maria und ich die Tage endlich an den Strand gehen würden.
Da wir soweit alles erleidigt hatten, was es in der Heimat zu erledigen gab und wir erst in einigen Tagen zurück nach Berlin fahren würden, hatten wir einen kleinen Plan aufgestellt, was wir vor der Abreise unbedingt noch machen wollten.
Neben dem Strandbesuch stand noch ein kleiner Besuch unserer früheren Stammbar an, in der wir als Jugendliche unsere erste Erfahrung mit Alkohol gemacht und uns auf dem Klo gegenseitig die Haare gehalten hatten.
Ich konnte es kaum noch erwarten, zusammen mit meiner besten Freundin in die Nordsee zu rennen, weit hinauszuschwimmen und uns am Strand gegenseitig zu jagen, bis ich sie an den Hüften packen und eiskalt ins Wasser schmeißen würde.
Nach der Badeaktion würden wir uns schnaufend und klitschnass auf den Handtücher niederlassen und so lange liegenbleiben, bis uns die Sonne getrocknet hatte und wir wieder nach Hause fahren würden.
Auch auf die Bar freute ich mich unheimlich, denn schon lange hatten wir uns in dieser nicht mehr blicken lassen, weil oft einfach nicht die Zeit dafür war. Aber wenn wir schon eine Reise zurück in die Vergangenheit machten, machten wir es auch richtig.
,,Ähm...macht es dir etwas aus, wenn ich mich zu dir setze?'' Verwundert öffnete ich die Augen und sah in ein mir sehr bekanntes Augenpaar. Tim stand vor mir, der mich schüchtern anlächelte und sich leicht nervös am Hinterkopf kratzte.
,,Klar, gerne.'', erwiderte ich lächelnd und rutschte etwas zur Seite, damit er sich mit einem gesunden Abstand neben mich setzen konnte. Er seufzte zufrieden auf, streckte die Beine aus und sah nach vorne zum Blumenbeet.
Ich musterte ihn unauffällig von der Seite und mir ging mit einem Mal die Pumpe, denn ich konnte nicht glauben, was hier gerade passierte. Tim, Tim Wolbers saß gerade mit mir zusammen auf dieser Bank und hatte ernsthaft mit mir geredet.
Noch vor einigen Jahren hätte ich für so eine Art von Interaktion mein letztes Hemd gegeben, auch wenn es nur für eine Minute gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre ich noch viel nervöser als jetzt gewesen und vor lauter Aufregung ohnmächtig geworden.
Damals in der Schule hatte ich mir so oft vorgestellt, wie so eine Situation aussehen könnte. Ich würde alleine auf der Bank sitzen und die anderen Schüler bei ihren Aktivitäten auf dem Schulhof beobachten.
Irgendwann würde sich Tim neben mich setzen, um mir etwas Gesellschaft zu leisten. Ich würde ihn aber nicht weiter beachten und so tun, als würde mich seine Nähe nicht interessieren, damit er nicht merken würde, dass ich insgeheim auf ihn stand.
Gerade, als es zum Pausenende klingelte und ich mich von der Bank erhob, würde Tim mich am Handgelenk packen und vom ersten Schritt abhalten. Total verwundert würde ich mich umdrehen und ihn fragen, was das denn soll.
Aber anstatt mir irgendeine Antwort zu geben, würde mich Tim auf seinen Schoß ziehen und seine Arme um meine Hüfte legen, um mich an dieser näher zu sich zu ziehen. Vollkommen verblüfft sah ich ihm in die Augen und mein Herz würde so schnell wie die Flügel eines Kolibris schlagen.
Wir würden uns gegenseitig tief in die Augen sehen und genau in dem Moment, wo der letzte Schüler das Schulgebäude betrat, würde Tim mich zu sich ziehen, um unsere Lippen miteinander zu vereinen und mir den wohl schönsten Kuss meines Lebens geben.
Die ganze Unterrichtsstunde über würden wir miteinander rumknutschen und uns total in Ekstase verlieren. Total von unseren Sinnen benebelt, würden wir uns dazu entschließen, einfach den Rest des Schultages zu schwänzen.
Händchen haltend machten wir uns dann auf dem Weg zu ihm nach Hause. Aber natürlich würde die Richtung doppelt so lange als eigentlich brauchen, weil wir alle paar Sekunden anhielten, um in Ruhe miteinander rumzuknutschen.
Bei ihm Zuhause würde es dann direkt heiß ergehen und Tim würde mich packen, um mich in sein Zimmer zu ziehen. Er würde mich küssen, mir die Klamotten mit einem Ruck ausziehen, mich sanft aufs Bett schubsen und über mich herfallen, um...
,,Was machst du mittlerweile?'' Was? Mittlerweile, liege ich unter dir und...? Etwas erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu Tim. Dieser hatte sich zu mir gedreht, sah mich fragend an und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
Ich schüttelte mit dem Kopf und verbannte das heiße Kopfkino, direkt aus meinen Gedanken. Es gehörte hier nicht her und ungerne wollte ich, dass etwas davon bei der Antwort herausrutschen würde.
,,Ähm...ich...ich... Äh... Ich hab' eine Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton gemacht.'', antwortete ich stotternd und brauchte gar nicht in den Spiegel sehen, um zu wissen, dass ich rot wie eine Sirene war.
,,Oh, wie cool! Was macht man da denn da?'' Unauffällig kniff ich mir in den Arm, weil ich nicht glauben konnte, was hier gerade passierte. Das musste doch ein schlechter Scherz sein. Bin ich mir wirklich sicher, dass ich die Augen heute Morgen geöffnet hatte?
,,Alles, was in den Bereich Filme drehen und Schnitt fällt. Ich hab' mich nach meiner Ausbildung selbstständig gemacht und teile mir ein Gebäudekomplex mit vielen anderen kreativen Menschen.'', lächelte ich und hoffte, dass die coole Fassade bestehen blieb.
,,Ich drehe Imagefilme, Hochzeitsvideos und alles, was du dir so vorstellen kannst. Die Kunden kommen zu mir, sagen, was sie wollen, wir arbeiten ein Storyboard aus und meistens kommt dabei ein schönes Filmchen zustande.'', wurde ich etwas genauer und Tim zog erstaunt die Augenbrauen nach oben.
,,Oh, das klingt aber spannend!''
,,Und was hast du nach der Schule gemacht?'', drehte ich den Spieß einmal um und war mehr als erstaunt über das Selbstbewusstsein, was ich an den Tag legte. Normalerweise dauerte es immer etwas, bis ich bei Menschen auftaute und vor allem bei jemanden wie Tim hätte ich nicht damit gerechnet, direkt so entspannt zu sein.
,,Ach, sehr langweilig. Ich bin Bürokaufmann geworden.'', erwiderte Tim knapp und zuckte mit den Schultern.
,,Aber das ist doch nicht langweilig.'', widersprach ich ihm, obwohl ich mir Tim beim besten Willen nicht im Büro vorstellen konnte.
Als Tim die Schule verlassen hatte, hatte ich viel eher damit gerechnet, dass es für ihn in Richtung Kunst gehen würde. In einem Büro konnte ich ihn mir überhaupt nicht vorstellen, denn dafür wirkte er in meinen Augen viel zu unruhig.
,,Es ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Aber ich wusste nicht, was ich sonst nachdem Abi machen sollte. Meine Eltern hatten da so gedrängelt, also habe ich das Erste genommen, was mir der Typ vom Jobcenter vorgeschlagen hat.'', seufzte er.
,,Aber ich arbeite zum Glück nur noch Teilzeit in dem Beruf. Ich hab' jetzt einen Job auf einer Hochschule für Künste angenommen und das macht mir richtig Spaß.'' Ein breites Lächeln legte sich auf seine Lippen und es machte mich glücklich, ihn so zu sehen.
,,Oh, was machst du da an der Hochschule?''
,,Ach, ganz viel. Hauptsächlich unterrichte ich Schüler in Kunstgeschichte und Zeichnen. Aber nebenbei werkel ich alte Kunstwerke auf, Zeichne selber etwas, arbeite Ausstellungen aus und noch viel mehr tolle Sachen, da könnte ich dir stundenlang was aufzählen.'', lachte Tim und ich stimmte mit ein.
,,Die perfekte Abwechslung zu dem eintönigen Leben im Büro.'', erwiderte ich grinsend.
,,Ohja, da siehst du auch mal andere Pappnasen.'' Tim und ich lachten noch viel mehr und es fühlte sich an, als wären wir schon Jahre lang miteinander befreundet.
,,Wohnst du denn noch hier?'' Mein Herz setzte mit einem Mal aus, als Tim etwas näher an mich heranrutschte und seine Hand ganz dicht neben meiner ablegte. Oh Gott, passiert das gerade wirklich?
,,Neee, ich bin direkt nachdem Abi raus und in die weite große Welt nach Berlin.'', antwortete ich lächelnd.
,,Ach was, wirklich?'', harkte Tim mit einem großen Hauch von Erstaunen in seiner Stimme nach und ich nickte.
,,Krass, ich wohn' auch in Berlin. Komisch, dass wir uns noch nicht über den Weg gelaufen sind.''
,,Stimmt, Berlin ist schon 'n Dorf, da triffst du jeden Menschen mindestens zehnmal am Tag. Wirklich komisch, dass wir uns noch nicht gesehen haben.'', erwiderte ich ironisch und Tim verdrehte lachend die Augen.
,,Ach man! So habe ich das gar nicht gemeint!'', lachte er und warf die Hände in die Luft.
Ich stimmte in sein herzliches Lachen mit ein und wollte meinem früheren Ich am liebsten in den Arsch dafür beißen, nicht den Schritt gewagt und Tim wenigstens ein 'Hallo, wie geht es dir?'' geschrieben zu haben.
Wie es den Anschein machte, scheinen wir uns wirklich gut zu verstehen und die Chemie zu stimmen. Zumindest konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wann ich mit jemanden, mit dem ich davor noch kein einziges Wort gewechselt hatte, nach so einer kurzen Zeit so herzhaft lachen konnte.
Von dem, was ich bis jetzt beurteilen konnte, schien Tim generell kein schlechter Typ zu sein. Allein' der Fakt, dass er sich für mich interessierte, obwohl wir damals nichts miteinander zutun hatten, machte ihn noch viel sympathischer.
,,Ähm... Darf ich dir mal etwas verraten?'', brach Tim die Stille zwischen uns. Ich sah von dem sandigen Boden auf, lächele ihn an und nickte.
,,Natürlich, was gibst denn?'', fragte ich nach und versuchte mir von der Aufregung nichts anmerken zu lassen.
,,Okay...ähm... Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll...'', pustete Tim etwas Luft aus seinen Wangen. Er wirkte sehr nervös, was mich stutzig machte.
,,Oh Gott, irgendwie ist es unangenehm dir das jetzt zu sagen...'' Tim spielte nervös mit seinen Fingern und verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Was sollte so einen coolen Typen wie ihn bitte aus der Fassung bringen?
,,Es ist alles gut. Ich reiße dir für nichts den Kopf ab, keine Sorge.'', beruhigte ich Tim lächelnd und konnte mich noch gerade so davon abhalten, ihm aufmunternd über die Schulter zu streicheln.
Er seufzte leise, fuhr sich leicht aufgebracht durch die Haare und in mir tauchten tausende Fragen auf, was ihn denn jetzt so nervös machen könnte. Hatte er etwa jemanden umgebracht und brauchte jetzt jemanden, der mit ihm zusammen die Leiche entsorgte, oder was?
,,Also...'', fing Tim schüchtern an und atmete noch einmal tief durch. Immer noch aufregt sah ich ihn von der Seite an und konnte mir nichts vorstellen, was ihn so auf der Fassung bringen könnte.
,,Ach fuck it, ich... Ich stand mal auf dich, hab' mich aber nie getraut, dir was zu sagen...'', sprudelte es plötzlich aus ihm heraus.
Während Tim die Hände im Gesicht vergrub und etwas stärker zitterte, saß ich mit großen Augen neben ihm und versuchte die Worte zu verarbeiten. ER HATTE WAS?
Ich kniff mir einige Male in den Arm und in den Oberschenkel, doch wachte nicht auf. Ich checkte sicherheitshalber nochmal, ob es sich auch wirklich um den Tim handelte, den ich vermutete, aber es ist tatsächlich passiert.
Fassungslos sah ich ihn von der Seite an und versuchte mein Herzschlag zu normalisieren. Als Jugendlicher hatte ich immer so oft davon geträumt, dass so eine ähnliche Situation passieren würde. Stundenlang lag ich in meinem Bett und hatte mir sämtlich Szenarien ausgemalt.
Ich konnte es nicht glauben und wusste auch gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich hätte gerade mit allem gerechnet, aber nicht damit. Tim, mein langjähriger Schwarm hatte ernsthaft ein Auge auf mich geworfen? Auf mich? Einen Niemand?
,,Entschuldigung, es tut mir leid, ich hätte das nicht sagen dürfen. Es ist nur... Ich hab' das so lange für mich behalten. Ich wollte dich so oft ansprechen, wusste aber nicht wie. Und heute saßt du dann plötzlich wieder vor mir. Da kam alles wieder hoch...'', seufzte Tim und sah unsicher zu mir.
,,Ich geh' mal wieder rein. Ich wollte dich damit nicht belästigen. Es ist gerade einfach aus mir herausgekommen.'' Tim erhob sich von der Bank, richtete sich seine Klamotten und setzte zu seinen ersten Schritten an.
Ich griff nach seinem Handgelenk, zog ihn zu mir und befahl ihm, sich bitte wieder zu setzen. Unsicher sah er mich an, doch setzte sich zögerlich zurück auf die Bank. Ich wollte ihn nicht ein zweites Mal gehen lassen...
,,Es ist nicht schlimm, dass du mir das gesagt hast.'', beruhigte ich ihn lächelnd und unauffällig rutschte ich etwas näher an ihn heran, da Tim sich sehr, sehr weit von mir weggesetzt hatte.
,,Wirklich nicht?''
,,Wirklich nicht. Wenn ich dir auch etwas verraten darf... Mir ging es tatsächlich ähnlich wie dir.'', gab ich schüchtern zu, kämmte mir einige Strähnen hinter die Ohren und atmete tief durch.
,,Oh mein Gott!'', fing Tim plötzlich zu lachen an, nachdem er die Worte verarbeitet hatte und vergrub die Hände im Gesicht. Verwirrt sah ich ihn an und hatte Angst, irgendwas falsch gemacht zu haben.
Sofort überkam mich der Gedanke, dass Tim sich mit seinen Klassenkameraden einen dummen Spaß erlaubt hatte, weil es für sie mehr als offensichtlich gewesen ist, dass ich damals auf ihn gestanden hatte.
Mein Herz begann zu rasen und am liebsten wollte ich ihm Erdboden versinken. Was bin ich auch für ein Idiot, dass ich ernsthaft glaubte, dass der heißeste Junge der Schule Interesse an mir gehabt hatte...
,,Das kann doch nicht wahr sein!'' Tim strich sich die Tränen aus dem Gesicht, schüttelte mit dem Kopf und beruhigte sich einigermaßen.
,,Was denn?'', harkte ich nach, mit der Unsicherheit, ob ich die Antwort auch wirklich hören wollte.
,,Da standen wir schon beide aufeinander und keiner von uns hat was gesagt.'', grinste Tim und mein Puls normalisierte sich.
,,Aber du standest nicht schon in der achten Klasse auf mich, oder?''
,,Ähm...doch...''
,,Das gibt es nicht!'', ärgerte sich Tim und seufzte frustriert auf.
,,Ach man, jetzt hass' ich mich...''
,,Sag' doch sowas nicht.'', lächelte ich ihn an und schüttelte mit dem Kopf.
,,Na, doch! Ich hatte schon so lange ein Auge auf dich geworfen, aber ständig Angst gehabt, von dir gekorbt zu werden. Hätte ich mich mal damals getraut, dich anzusprechen. Wer weiß, was dann aus uns geworden wäre...'', erwiderte Tim nachdenklich und verschränkte die Arme.
,,Tja, das weiß niemand...'', zuckte ich seufzend mit den Schultern und scharrte einige Steine auf dem Boden zusammen.
Tatsächlich tauchte in mir die Frage auf, was aus uns geworden wäre, wenn ich damals den ersten Schritt gemacht hätte. Ich könnte die Hände über den Kopf zusammenschlagen, dass ich es nicht getan hatte, denn Tim schien nicht wenig Interesse an mir gehabt zu haben.
Wer weiß, vielleicht wären wir ein Paar geworden, das noch bis heute zusammen ist. Oder es wäre in einer sinnlosen Affäre geendet, in der sich jeder von uns das geholt hätte, was man gerade gebraucht hatte.
Aber ganz vielleicht hätte es auch in einem totalen Chaos mit vielen, bitteren Tränen geendet und wir würden jetzt nicht hier zusammen so harmonisch auf der Bank sitzen, sondern uns in der Aula gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Die Gedanken ließen mich schmunzeln, gleichzeitig machten es mich aber auch traurig, diese Chance verschenkt zu haben. Hätte ich einmal in meinem Leben genug Mut gehabt, etwas zusagen, hätte ich genau das herausfinden können.
Aber woher sollte ich auch wissen, dass Tim Interesse an mir hatte? Es hatte keinen offensichtlichen Indiz gegeben und nur, wenn ich wirklich bestätigt bekommen hätte, dass er auch auf Jungs stand, hätte ich mich eventuell getraut, etwas zu sagen.
Es ist schade, diese Chance verspielt zu haben, aber es hatte wahrscheinlich auch seine Gründe. Wenn es mit uns damals nicht sein sollte, sollte es eben so sein und das Schicksal würde sich schon etwas dabei gedacht haben, uns getrennte Wege gehen zu lassen.
,,Schon verrückt, jetzt sitzen wir hier zusammen und reden endlich mal Tacheles - fast 6 Jahre zu spät...'', ergriff Tim lachend das Wort, pustete aber geräuschvoll die Luft aus seinen Wangen, während ich nur stumm nickte.
,,Besser spät als nie. Trotzdem zum Verzweifeln, dass wir beide uns nicht früher schon getraut haben. Aber ich hatte auch immer Angst, dass du dich über mich lustigt machen könntest, weil du kein Interesse hast.'', lächelte ich schief.
,,Das stimmt. Aber mir ging es da ähnlich. Was denkst du, wie oft ich schon Zeilen in dein Chatfenster getippt, aber es nie übers Herz gebracht habe, es endlich abzuschicken.'', seufzte Tim und das Geständnis überraschte mich. Er hatte das auch getan?
,,Wann fährst du eigentlich wieder zurück nach Berlin?'', wechselte Tim plötzlich das Thema.
,,In drei Tagen. Wir sind mit dem Zug - also meine beste Freundin und ich.'', erklärte ich ihm und Tim nickte verstehend.
,,Okay...'', lächelte er und begutachtete mich einmal von der Seite, was mich etwas verunsicherte.
,,Ich fahr' auch bald.''
,,Falls du Lust hast, kann man sich ja mal treffen, wenn wir beide wieder in Berlin sind. Aber nur, wenn du Zeit und Lust hast, natürlich!'', schlug Tim aus dem Nichts vor und wirkte wieder so nervös. Wie süß konnte man sein?
,,Klar, gerne.'', stimmte ich lächelnd zu und versuchte wieso so gelassen wie möglich zu wirken, während innerlich ein regelrechtes Feuerwerk in mir hochging. Hatte Tim mich gerade ernsthaft nach einem Treffen gefragt? Mich?
,,Ach, wirklich? Ähm...würdest du... Also würdest du mir deine Nummer geben? Also, nur wenn du willst!'' Tims Stimme überschlug sich fast und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, weil ich mit so viel Nervosität und Unsicherheit nicht gerechnet hätte.
,,Natürlich, kein Problem.''
Tim sah mich mit großen Augen an, doch griff augenblicklich an seine Hosentasche, um sein Handy herauszuholen und mir dieses leicht zitternd in die Hand zu drücken. Ich lächelte ihn an und tippte meine Nummer ein.
,,Dankeschön, freut mich.'', bedankte Tim sich lächelnd bei mir und packte sein Handy wieder weg. Ich erwiderte sein strahlendes Lächeln und versuchte meinen Herzschlag zu normalisieren, weil ich nicht glauben konnte, was hier gerade passierte.
,,Ich würde zwar liebend gerne noch mit dir hier sitzen, aber meine Freunde warten sicher auf mich. Ich wollte eigentlich nur etwas frische Luft schnappen.'', entschuldigte er sich, biss sich auf die Unterlippe und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
,,Alles gut.'', winkte ich gelassen ab, auch wenn es mir etwas das Herz brach. Ich könnte Stunden mit ihm hier sitzen...
,,Wir werden uns bestimmt nochmal sehen, ansonsten schreibe ich dir wegen Berlin.'', lächelte Tim mich an und erhob sich von der Bank. Ich nickte zustimmend und erhob mich ebenfalls von der Bank.
,,Ist okay. Dir noch viel Spaß mit deinen Klassenkameraden.'', erwiderte ich und kämmte mir einige verirrte Strähnen hinter die Ohren, während ich mir noch einmal unauffällig in den Arm kniff, weil ich immer noch nicht fassen konnte, dass das hier wirklich passiert ist.
,,Dir auch, Lukas!'', sagte Tim noch, ehe er zu den ersten Schritten ansetzte. Er drehte sich zu mir, winkte mich zu sich heran und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, weil ich diese Geste unendlich süß fand.
Breit lächelnd ging ich auf ihn zu und dicht aneinandergepresst gingen wir zurück ins Schulgebäude, während mein Kopf noch immer nicht verarbeiten konnte, was genau hier gerade passiert ist.
Tim, der Tim, über den ich über Jahre hinweg hoffnungslos verliebt gewesen bin, hatte mir gebeichtet, dass es ihm damals ähnlich erging. Wir hatten miteinander geredet und er hatte mich sogar nach meiner Nummer und einem Treffen gefragt.
Wäre mir genau diese Situation mit 16 Jahren passiert, wäre ich jetzt nicht mehr hier, sondern würde auf der Intensivstation vom Krankenhaus liegen, weil ich vor lauter Glücksgefühlen umgefallen wäre.
,,Ist schön gewesen, mal mit dir geredet zu haben. Du bist wirklich total sympathisch und lieb. Wir hören noch voneinander.'', verabschiedete Tim sich lächelnd von mir und nahm mich einmal kurz in den Arm, sobald wir die Aula passiert hatten.
Ich stand nur vollkommen erschrocken da, lächelte ihn unsicher an und musste aufpassen, vor lauter Herzrasen nicht in Ohnmacht zu fallen. Ich bedankte mich bei ihm, fuhr mir lässig durch die langen Haare und bekam von ihm ein breites Lächeln zugeworfen.
Ich sah ihm dabei zu, wie er sich zurück an den Tisch zu seinen Klassenkameraden setzte und sofort in deren Gespräch mit einstieg. Er warf nochmal einen Blick zu mir und sah mich mit dem wohl schönsten Lächeln an, welches ich je gesehen hatte.
,,Okay, wie konnte das passieren? Da lässt man dich einmal alleine und verpasst direkt alles.'', kam Maria fragend auf mich zu und und sah zu Tim, der den Blick wieder von mir abgewendet hatte. Ich lächelte sie an und gemeinsam ließen wir uns auf einen der Stühle nieder und ich begann zu erzählen.
[...]
,,So eine dumme Scheiße! Wollen die uns verarschen? Das kann doch nicht deren verdammter Ernst sein!'', meckerte meine beste Freundin und trat wütend gegen den Ticketautomaten, während sie mit fassungslosen Augen auf die Anzeigetafel über uns sah.
Wir standen am Bahnhof und hatten gerade mit ernüchtern erfahren, dass unsere Fahrt zurück nach Berlin gestrichen wurde. Zunächst hatte es sich nur um einige Minuten Verspätung gehandelt, die wir halbwegs verkraften konnten.
Aber gerade hatten wir die Nachricht erhalten, dass der Zug heute gar nicht mehr im Bahnhof eintreffen würde, da er einen technischen Defekt hatte. Einen Ersatzzug würde es spätenstens erst morgen geben.
,,Dann müssen wir wohl morgen fahren, Maria, das bringt jetzt nichts.'', seufzte ich leise und zog meine beste Freundin vom Ticketautomaten weg, bevor sie diesen noch in Einzelteile zerlegen würde.
,,Lukas, ich muss morgen arbeiten, das geht nicht! Die reißen mir den Arsch auf, wenn ich morgen nicht auf der Station bin!'', erwiderte Maria gereizt und fuhr sich aufgebracht durch die Haare.
,,Ey, was machen wir denn jetzt? Niemand kann uns nach Berlin fahren! Wer hat sich gegen uns verschworen, dass es ausgerechnet unseren Zug erwischen musste?'' Ich nahm Maria in den Arm und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.
,,Lass' uns erstmal woanders hingehen, hier können wir sowieso nichts mehr machen. Uns fällt bestimmt etwas ein.'', munterte ich sie lächelnd auf und griff nach ihrer Hand, um sie raus aus dem Bahnhof zu ziehen.
Wir gingen etwas weiter und ließen uns dann auf einer Bank vor einem Kiosk nieder. Eventuell könnte ja doch noch irgendein Zug organisiert werden, der uns nach Hause bringen würde und da wollten wir wenigstens in der Nähe sein.
,,Hier gib es aber auch wirklich nichts! Das kann doch nicht sein, dass ausgerechnet heute niemand von Bremen nach Berlin fährt!'', seufzte Maria frustriert auf, als ich aus dem Kiosk kam, wo ich uns etwas Nervennahrung besorgt hatte.
Ich sah auf ihr Handy und erkannte, dass sie 'Bla Bla-Car' offen hatte. Sie ging auf die nächste Seite, aber alle Reisen, die von Bremen nach Berlin existent waren, würden frühstens erst morgen stattfinden.
,,Flixbus kann ich sicherlich gleich knicken, die sind doch eh rappelvoll. Wenn du da nicht früh genug buchst, haste halt Pech gehabt.'' Meine beste Freundin öffnete die App, tippte herum, doch warf ihr Handy sofort auf den Rucksack, der direkt vor ihr lag.
,,Auch nichts gefunden?'', scherzte ich lachend, um die Stimmung etwas zu lockern und öffnete die Packung Schokolade, wo ich einmal direkt von der Tafel abbiss.
,,Halt die Klappe!'', meckerte sie genervt und nahm ebenfalls einen Bissen.
,,Ey Lukas, aber wirklich, wie kommen wir denn jetzt nach Hause? Was gibt es denn noch alles?'', fragte mich meine beste Freundin verzweifelt, als wir die Hälfte der Schokolade fast verputzt hatten.
,,Keine Ahnung. Mir würde nur noch Daumen raushalten einfallen, aber wahrscheinlich landen wir zu unserem Glück noch bei einem gefahndeten Serienkiller, der uns am Ende aufschlitzt.'', erwiderte ich mit vollem Mund und musste lachen.
,,Sehr witzig, du Idiot!'', etwas genervt über meine nicht sehr hilfreichen Antworten, verdrehte Maria die Augen und griff wieder nach ihrem Handy, um das halbe Internet nach sämtlichen Fahrbegleitungen zu durchforsten.
Auch ich nahm mein Handy zur Hilfe, aber egal, wo ich drauf drückte, es brachte uns kein Stück weiter. Entweder wirkten die Seiten nicht seriös genug, oder es gab wirklich niemanden, der in unsere Richtung fuhr.
Ich hasste mich dafür, dass ich mich überhaupt darauf eingelassen hatte, mit der Bahn zu fahren, weil Maria etwas Sprit sparen wollte. Hätte ich nicht nachgegeben, wären wir mindestens schon eine halbe Stunde unterwegs.
Ich seufzte leise, wollte es meiner besten Freundin aber auch nicht vorenthalten. Schließlich konnte keiner von uns beiden damit rechnen, dass die Bahn einfach nichts hinbekommen und das Schicksal uns so in den Arsch treten würde.
,,Hey, was macht ihr denn hier und seht aus wie sieben Tage Regenwetter?'' Verwundert sahen Maria und ich von unseren Handys auf, als wir eine Stimme vor uns vernehmen konnten und jemand uns die Sonne wegnahm.
Mein Herz machte einen riesigen Hüpfer und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich bemerkte, dass es Tim war, der gerade vor uns stand und uns mit fragender, teils besorgter Miene musterte.
,,Ähm...unser Zug ist ausgefallen und es gibt keinen Ersatz. Wir haben gerade geguckt, ob es noch irgendeine Möglichkeit gibt, doch noch nach Hause zu kommen, aber Pustekuchen...'', erklärte ich ihm seufzend und musterte ihn. Er ist so heiß!
,,Betrifft dich das auch, oder fährst du heute noch nicht?'', fragte ich ihn und hielt mir die Hand vor die Stirn, damit die Sonne mich nicht weiter blendete, da Tim sich etwas bewegt hatte.
,,Ich bin mit dem Auto.'', erklärte Tim lächelnd.
,,Hast du ein Glück.'', mischte sich Maria genervt mit ins Gespräch ein und warf mir einen entschuldigten Blick zu.
,,Und was macht ihr jetzt? Bleibt ihr einfach länger, bis wieder was verfügbar ist?''
,,Wir können nicht länger bleiben. Maria muss morgen wieder arbeiten. Wir müssen dringend nach Hause, aber keine Ahnung, was wir machen sollen...'', seufzte ich verzweifelt auf und Tim nickte verstehend.
,,Was eine Scheiße...'', erwiderte er mitleidig und sah sich einmal in der Gegend um.
,,Das kannst du aber laut sagen!''
,,Wollt' ihr ansonsten mit mir mitfahren? Mein Auto steht gleich da vorne und Platz hab' ich auch genug.'', fragte Tim und deutete auf einen schwarzen Audi, der auf einer der Parkstreifen mitten im Halteverbot stand.
,,Du willst uns doch verarschen, oder? Fährst du heute überhaupt?'', erwiderte Maria und ich gleichzeitig und sahen ihn mit großen Augen an.
,,Zufälligerweise ja. Ich bin gerade auf dem Weg gewesen und wollte mir noch schnell eine Kleinigkeit holen. Dann hab' ich euch gesehen und jetzt steh' ich hier.'', erklärte Tim lächelnd und zuckte mit den Schultern.
,,Ich weiß, wir kennen uns kaum. Aber keine Sorge, ich werde euch nicht an der nächsten Raststätte absetzen, oder sonst was machen.'', beruhigte Tim uns lachend und wir stimmten augenblicklich mit ein.
,,Und du bist wirklich sicher, dass du uns mitnehmen willst? Du musst das nicht machen. Irgendwie finden wir schon einen Weg...'', harkte ich sicherheitshalber nach und spürte, wie meine Wangen etwas heißer wurden.
,,Ach klar, alles kein Problem. Besser, als wenn ihr nachher noch bei sonst wem landet. Ich hol' mir schnell 'nen Snack und dann laden wir alles ein.'', winkte Tim gelassen ab und wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern ging in den Kiosk.
,,Wow, wenigstens ist mal einer deiner Typen zu etwas zu gebrauchen...'', sagte Maria erfreut und erhob sich von der Bank.
,,Er ist nicht einer meiner Typen!'', erwiderte ich direkt etwas zickig und zwickte ihr in die Seite.
,,Was nicht ist, kann noch werden.'', trällerte sie fröhlich und lächelte mich an.
,,Dir ist schon klar, dass er mal auf mich gestanden hat, oder? Er hat wahrscheinlich sowieso jemanden bei sich Zuhause sitzen. Du glaubst jawohl kaum, dass so eine heiße Schnitte Single ist.'', widersprach ich ihr.
,,Wieso? Du bist doch auch Single?''
,,Du bist süß. Aber wie gesagt, wir haben uns einfach gut verstanden und deswegen hat er mir auch seine Nummer gegeben.'', nahm ich ihr den Wind aus den Segeln und sah sie einmal vielsagend an.
,,Whatever. Am Ende erzählst du mir eh wieder davon, wie du die Beine breit gemacht hast.'', winkte Maria ab und lachend verdrehte ich die Augen.
Nachdem Maria mich gefragt hatte, wie das zwischen mir und Tim eigentlich passieren konnte, hatte ich ihr alles sehr ausführlich und bis ins kleinste Detail erzählt. Sie hatte sich für mich gefreut und ist total ausgeflippt.
Als wir irgendwann wieder zu meinen Eltern nach Hause gefahren sind, hatten wir die ganze Nacht damit verbracht, uns über Tim zu unterhalten. Wir hatten uns alte Bilder von ihm angesehen, die Liebesbriefe gelesen, die ich ihm geschrieben hatte und Geschichten von damals ausgepackt.
Noch immer machte mich sein Geständnis verrückt und egal, wie viele Tage mittlerweile verstrichen waren, noch immer konnte ich nicht glauben, dass das Alles wirklich passiert ist. Es wirkte so surreal....
Maria hatte natürlich schon die wilde Theorie in den Raum gestellt, dass bei Tim alte Gefühle hochgekommen waren und dieser mich deswegen nach meiner Nummer und einem Treffen gefragt hatte.
Ich hatte das direkt abgestritten und meiner besten Freundin nur den Vogel gezeigt. Aber im gleichen Moment musste ich mir selbst eingestehen, dass seit einigen Tagen doch wieder etwas ans Tageslicht gekommen ist, was ich jahrelang verdrängt hatte.
Schließlich konnte ich nie wirklich mit ihm abschließen und seitdem wir uns wieder begegnet waren, konnte ich keinen klaren Gedanken fassen, der nicht darin endete, dass ich über Tim nachdachte.
In jeder freien Sekunde zerbrach ich mir den Kopf darüber, was aus uns geworden wäre, wenn sich einer von uns schon früher getraut hätte, dem Anderen seine Gefühle zu offenbaren und die Karten auf den Tisch zu legen.
Diese Ungewissheit machte mich total verrückt! Wäre ich damals nicht zu feige gewesen und hätte mich getraut, dann müsste ich mir diese Frage nicht stellen, sondern konnte in Ruhe weiterleben.
Aber gleichzeitig versuchte ich mir auch einzureden, dass das Alles einen bestimmten Grund hatte. Das Schicksal würde sich schon etwas dabei gedacht haben, uns beide niemals zusammengeführt zu haben.
Wer weiß, vielleicht hatte es mich auch vor einem riesigen Fehler bewahrt? Wahrscheinlich ist Tim gar nicht der Richtige, wie ich immer vermutet hatte? Eventuell hätte er mir total das Herz rausgerissen, sodass ich mich niemals wieder verliebt hätte?
Aber warum führte uns das Schicksal wieder zusammen, wenn es nicht sein sollte? Warum ist es Tim wichtig gewesen, mir dieses Geständnis zu machen, obwohl es mittlerweile schon 6 Jahre her ist und es niemanden mehr interessiert? Was hatte in ihm das Bedürfnis geweckt, es zutun?
So viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf, doch bevor ich jede einzelne von ihnen bis ins kleinste Detail auseinander nehmen konnte, kam Tim aus dem Kiosk und nahm sofort unsere Koffer an sich, um diese zu seinem Auto zu tragen.
Er legte das schwere Gepäck in den Kofferraum, wo wir auch unsere Rucksäcke hineinpackten, nachdem wir alles Wichtige für die Fahrt aus diesen genommen hatten. Wir fragten ihn, ob ihm unsere Anwesenheit wirklich nichts ausmachen würde, doch Tim winkte nur gelassen ab.
Ich stieg nach vorne zu ihm und Maria machte es sich hinten auf der Rückbank bequem. Tim lächelte mich an, steckte seinen Autoschlüssel ins Zündschloss und drehte ihn um, während er den Rückwärtsgang einlegte.
,,Wenn ihr Musikwünsche habt, oder sonst irgendwas wollt', müsst ihr nur Bescheid geben.'', sagte er lächelnd und sah einmal in den Rückspiegel, um darauf zu warten, dass einer der vorbeifahrenden Autos ihn aus der Parklücke ließ.
,,Danke, wirklich! Du hast uns gerade echt den Arsch gerettet. Ohne dich wären wir wahrscheinlich nicht mal im Ansatz auf dem Weg.'', sagte Maria dankend vom Rücksitz, als wir gerade die Autobahn passierten.
,,Ach, alles kein Problem. Mich freut es, dass ich einige Fahrgäste habe, mit denen ich mich unterhalten kann.'', lachte Tim und in meinem Augenwinkel sah ich, wie dieser mich einmal breit von der Seite anlächelte. Oh mein Gott!
,,Aber die Tankkosten übernehmen wir, das ist dir klar, oder? Das sind wir dir schließlich schuldig!'', machte meine beste Freundin direkt den Standpunkt klar und wieder winkte Tim nur gelassen ab.
,,Ach, was. Das liegt doch alles auf einem Weg. Ihr müsst mir kein Geld geben, alles gut.''
Maria wollte ihm gerade widersprechen, aber Tim drehte sofort die Musik lauter, was mich einmal loslachen ließ. Ich sah zu meiner besten Freundin, die nur beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte, aus dem Fenster sah, sich ein Grinsen aber nicht verkneifen konnte.
Ich sah zu Tim, der konzentriert in den Rückspiegel sah und wartete, dass die linke Spur frei wurde, um den LKW vor uns zu überholen. Ich lächelte, mein Bauch begann angenehm zu kribbeln und ich richtete den Blick wieder nach vorne.
Tim bog wieder auf die rechte Spur, wechselte den Song seiner Playlist und warf einen lächelnden Blick zu mir, der eine angenehme Gänsehaut auf meinen Körper legte und mich zu Wachs werden ließ.
Die ganze vierstündige Fahrt über, lauschten wir der Musik, oder unterhielten uns über Gott und die Welt. Tim erzählte von seinem Alltag im Büro und der Hochschule, von seiner französischen Bulldogge und seiner Perserkatze, auf die seine beste Freundin gerade aufpasste und von den Zeichnungen, die er demnächst geplant hatte.
Maria und ich wiederum berichteten ihm von einigen verrückten Stories, die wir jedes Wochenende beim Feiern in irgendwelchen Clubs erlebten, bei denen Tim sich kaum noch ein bekam und uns darum bat, bitte aufzuhören, weil er ansonsten vor lauter Tränen nichts mehr sehen würde.
Aber vor allem blieben wir bei dem Thema Schule und dem Klassentreffen vor einigen Tagen hängen. Wir alle waren uns einig darüber, dass wir uns sehr darüber gefreut hatten, endlich alle mal wiedergesehen zu haben und gemeinsam Zeit verbracht haben zu können.
Wir machten einmal kurz Halt an einer Raststätte, weil Maria pinkeln musste und Tim sich die Beine vertreten wollte. Auf die Frage, ob einer von uns beiden mal fahren sollte, hatte er, wie immer, gelassen abgewunken und uns versichert, dass er das Stück auch noch schaffen würde.
Während ich im Auto auf die beiden wartete, beobachtete ich Tim, der sich rauchend gegen die Motorhaube gelehnt hatte und auf die Autobahn sah. Sofort zog es angenehm in meiner Mitte und mir wurde mit einem Mal ganz heiß.
Das Rauchen stand ihm unsagbar gut und machte ihn noch viel attraktiver. Wenn ich mir erstmal vorstellte, wie er nur in Boxershorts bekleidet und vom Sex verstrubbelten Haaren auf meinem Balkon stand und lasziv an einer Zigarette zog, wurde es in dem Wagen einige Grad wärmer.
,,Oh Gott, wir holen uns gleich 'ne Beule ins Auto...'' die lachende Stimme meiner besten Freundin holte mich aus dem feuchten Tagtraum und sofort wendete ich den Blick von Tim ab, um stattdessen zu ihr zu sehen.
,,Wieso das denn?'', fragte ich verwirrt nach und sah nach draußen, wo links und rechts kein weiteres Auto neben uns stand, was uns gegebenenfalls rammen könnte.
,,Dein Blick auf Tim sagt schon alles...'', erwiderte sie vielsagend, zog die Augenbrauen nach oben und schnallte sich wieder an.
,,Du kannst dich ja mit 'nem Blowjob bei ihm bedanken, wenn er unser Geld nicht haben will. Du siehst ihn ja eh schon in dir.''
,,Du bist doof, weißt du das eigentlich?'', verdrehte ich lachend die Augen und beugte mich zu ihr nach hinten, um ihr einen Klaps auf den Oberschenkel zu geben.
,,Ich spreche nur die Wahrheit aus.'', hob sie verteidigend die Hände hoch und zuckte grinsend mit den Schultern.
Ich streckte ihr nur die Zunge heraus, weil ich kein weiteres Argument für sie übrig hatte und lehnte mich entspannt auf dem Sitz zurück. Tim nahm gerade einen letzte Zug seiner Zigarette, ehe er diese auf den Boden schmiss und mit seiner Schuhsohle ausdrückte.
Er blies den Rauch aus, kämmte sich durch die Haare und ging nochmal an den Kofferraum, um sich aus diesem eine Flasche Wasser zu holen. Er fragte uns, ob wir auch noch etwas wollten, was wir dankend ablehnten.
Dann setzte er sich zurück ins Auto und das Lächeln, was er mir zu warf, als sich unsere Blicke trafen, ließ mein Herz einen riesigen Hüpfer machen. Ich erwiderte sein Lächeln und so gerne hätte ich nach seinem hübschen Gesicht gegriffen, um unsere Lippen aufeinanderzupressen.
Die zweite Hälfte der Fahrt verlief ähnlich wie die Erste. Wir unterhielten uns über alle möglichen Themen, hörten Musik, oder hingen alle unseren eigenen Gedanken nach und sahen nach draußen auf die Straße.
Doch immer wieder erwischte ich mich dabei, wie mein Blick zu Tim glitt, der einfach nur zum Anbeißen aussah. Von der Seite kam seine wunderschöne Nase noch viel mehr zur Geltung und machte ihn für mich noch viel attraktiver.
Ich sah herunter auf seine rechte Hand, die gerade einen Gang runterschaltete. Am liebsten wollte ich meine auf diese legen, ihm über den Handrücken streicheln und mit meinen Fingern seinen Arm hochgleiten, um ihn schlussendlich im Nacken zu kraulen.
Ich würde ihn jetzt so gerne küssen, oder mich an ihn kuscheln. Allein', dass er neben mir saß, machte mich schon ganz kribbelig und ich hielt es kaum noch aus, meine Finger bei mir zu behalten.
Immer wieder zuckten diese leicht von dem Sitz weg, doch ich konnte mich rechtzeitig fangen. Schließlich würden wir noch einige Zeit zusammen in diesem Wagen verbringen und wenn Tim mein Annäherungsversuch nicht gefiel, wollte ich kein peinliches Schweigen auslösen.
Ich seufzte leise und es brach mir das Herz, nachdem ich auf das Navi sah und checkte, wie lange wir noch fahren würden. Nur noch eine Stunde und dann würden wir Zuhause in unserem heißgeliebten Berlin sein.
Normalerweise freute ich mich immer darauf und konnte es kaum noch erwarten, meinen Koffer im Flur stehen zu lassen und einfach ins Bett zu fallen. Aber dieses Mal hätte ich sogar nichts gegen einen Stau einzuwenden.
Ich wollte mich nicht von Tim verabschieden, denn die Zeit mit ihm zusammen machte mich total glücklich und ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal auf einer Autofahrt so viel Spaß hatte.
Die letzten Stunden mit ihm sind total schön gewesen. Wir hatten viel gelacht und je mehr Wörter dieses hübsche Kerlchen von sich gab, desto sympathischer wurde dieser mir. Konnte er sich nicht einfach verfahren und wir würden uns vor lauter Panik einfach küssen?
,,Könntest du schon mal eure Adresse eingeben? Nicht, das ich noch die falsche Ausfahrt nehme und es länger dauert.'', fragte mich Tim, sobald Berlin in greifbarer Nähe war. Ich nickte nur stumm und griff nach seinem Handy.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich darüber nach, einfach eine falsche Adresse einzugeben, die in der gegensätzlichen Richtung unseres Viertels lag. Zumindest könnte ich noch eine Stunde mehr mit Tim verbringen...
Ich lachte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder, weil ich das keinem von uns antun wollte. Also gab ich brav unsere Adresse ein und steckte Tims Handy zurück in die Halterung. Ich sah zu ihm und das Lächeln, welches er mir gab, ließ meinen Bauch angenehm kribbeln.
Tim richtete seinen Blick wieder auf den Straßenverkehr und ich musste mich wirklich davor beherrschen, ihn mir nicht einfach zu packen und unsere Lippen aufeinanderzudrücken. Wie konnte man bitte so gut aussehen?
Ich sah auf den Straßenverkehr und stützte meinen angewinkelten Arm am Fenster ab. Ich sollte mir keine falschen Hoffnungen machen, denn bis jetzt wusste ich noch nicht einmal, woran ich bei Tim eigentlich bin.
Klar, er hatte bei dem Klassentreffen zu geben, dass er mal auf mich gestanden hatte. Aber er hatte mal auf mich gestanden - hatte. Vergangenheit und nichts weiter, heutzutage konnte das Alles anders aussehen.
Tim wollte sich mit mir treffen, aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Wir hatten uns vor einigen Tagen das erste Mal so richtig miteinander unterhalten und vielleicht fand Tim mich einfach nur nett.
Schließlich konnte ich nicht wissen, ob er Zuhause nicht doch jemanden sitzen hatte, der auf ihn wartete und der nur nicht mitkommen konnte. Es würde mich wirklich wundern, wenn so ein toller Kerl wie er Single ist.
Auf ihn musste sich doch jeder stürzen. Selbst mir hatte er in binnen einiger Sekunden wieder total den Kopf verdreht und wenn ich könnte, hätte ich mich schon längst nackig auf seinem Schoß niedergelassen.
Ich sah zum Navi und atmete einmal tief durch. Nur noch eine halbe Stunde und dann würden wir in Berlin sein. In einer halben Stunde würde ich nicht mehr neben Tim sitzen, sondern ganz alleine in meinem viel zu großen Bett liegen.
Unabhängig von Tim sehnte ich mich schon viel zu lange nach einem neuen Mann an meiner Seite. Ich hatte immer noch regelmäßig Sex und hin und wieder einige Dates, doch das Wahre war kaum dabei.
Mit allen Typen, mit denen ich mich in den letzten Monaten getroffen hatte, ist der Funke überhaupt nicht übergesprungen und meistens ist es auch nur bei diesem einen Treffen geblieben, weil wir einfach gemerkt hatten, dass es nicht passte.
Es ist nicht so, dass ich es nicht alleine aushielt. Ehrlich gesagt genoss ich das Single-Leben sehr gerne und mochte diese Unabhängigkeit, dass zutun was ich wollte, ohne, dass mir jemand dazwischenquatschte.
Aber langsam wäre ich mal wieder für was Neues bereit und wartete bei jedem Date oder Sex auf das Kribbeln im Bauch und dem viel zu schnellen Herzschlag, der nicht nur aufgrund des gewaltigen Orgasmus zu verdanken war.
Aber schon bei der Umarmung merkte ich, dass das mal wieder nichts werden würde. Meistens wollte ich sofort wieder gehen und sagen, dass ich es mir anders überlegt hatte, aber ich wollte warten, denn vielleicht würde sich im Laufe der Zeit noch was ergeben.
Ich schielte zu Tim, der den Blinker gerade nach links setzte und seine Hände fest um das Lenkrad klammerte. Augenblicklich legte sich ein Lächeln auf meine Lippen und ein angenehmes Ziehen durchfuhr meinen Bauch.
Ich wendete den Blick von ihm ab, bevor ich mich wieder viel zu sehr in meinen Gedanken verlor. Ich sollte die letzten Minuten mit ihm genießen und schauen, was sich nach dieser Fahrt ergeben würde.
Ich warf einen Blick nach hinten zu Maria, die sich die Kapuze ihres Hoodies über den Kopf gezogen und diesen gegen die Autoscheibe gelehnt hatte. Ihre Augen waren geschlossen und wenn man genauer hinhörte, konnte man sie sogar leise schnarchen hören.
Als wir in unsere Straße einbogen, wollte ich einmal fluchen, als Tim direkt beim allerersten Versuch einen Parkplatz vor unserem Block fand. An anderen Tagen fuhr ich nach Feierabend gerne mal einige Runden um diesen, bis irgendwann ein Parkplatz für mich frei wurde.
,,So, da wären wir. Ich hab's geschafft, euch sicher nach Hause zu bringen...'', seufzte Tim leise auf und lehnte sich entspannt auf dem Sitz zurück, nachdem er den Motor ausgeschaltet hatte. Er sah zu mir, lächelte mich an und ich erwiderte dieses.
,,Wird wohl Zeit, sie aufzuwecken. Außer du willst, dass ich sie im Auto schlafen lasse.'', warf Tim einen amüsierten Blick auf Maria, die auf ihren Hoodie gesabbert hatte. Ich schüttelte nur lachend mit dem Kopf, schnallte mich ab und stieg aus dem Wagen.
,,Ey, Schlafmütze, aufstehen!'' Unsanft rüttelte ich an der Schulter meiner besten Freundin und diese gab nur einen unzufriedenen Laut von sich.
,,Brüll' mir doch nichts ins Ohr, du Sackgesicht!'', erwiderte Maria zickig und drehte sich von mir weg.
,,Komm', abschnallen und dann raus aus dem Wagen!'', klatschte ich mehrmals in die Hände und tätschelte ihre Wange.
Maria schlug meine Hände von sich weg, stöhnte genervt auf und öffnete langsam ihre Augen. Sie strich sich die verirrten Strähnen aus dem Gesicht, nahm die Kapuze ihres Hoodies ab und musterte mich unzufrieden.
,,Ich könnt' dir so den Hals umdrehen, wirklich. Du nervst, Lukas.'', meckerte sie, suchte ihre Sachen zusammen und schnallte sich dann ab, um aus dem Auto zu steigen. Ich lachte nur und sah zu Tim, der sich gegen die Tür lehnte und uns amüsiert beobachtete.
,,Irgendwann kriegst du das zurück, wenn du den schönsten Traum deines hast, hol' ich dich da raus und du wirst dir wünschen, mich niemals geweckt zu haben.'', drohte sie mir und ich hatte nicht mehr als ein Lachen für sie übrig.
,,Da freue ich mich schon drauf.'', lächelte ich und wuschelte ihr durch die eh schon zerstörte Frisur.
,,Aber trägst du mich bitte? Ich schaff' es nicht mehr die Treppen hoch. Du bist doch so ein starker Mann.'', fragte Maria gähnend und schlang die Arme um mich, während Tim unser Gepäck aus dem Kofferraum holte und nochmal checkte, ob wir nichts vergessen hatten.
,,Pfff, was soll das denn? Erst drohst du mir und jetzt soll ich dich tragen? Die 3 Meter schaffst du auch noch und zur Not lasse ich dich einfach auf der Treppe liegen.'', erwiderte ich eingeschnappt.
,,Du bist ein Idiot...'' Sie boxte mir gegen den Arm, sah beleidigt zu mir nach oben und lächelnd schlang ich die Arme um meine besten Freundin. Ich streichelte ihr zärtlich über den Rücken und hauchte ihr einen versöhnlichen Kuss auf die Stirn.
,,Ich hab' dich auch lieb.''
,,Wow, und ihr fragt euch ernsthaft, warum ihr ständig für ein Paar gehalten werdet?'', kam Tim lachend mit unseren Koffern auf und zu, stellte diese ab und musterte mich und Maria.
,,Wir teilen und zeigen offen unsere Liebe, das ist alles.'', verteidigte Maria uns, lächelte mich an, löste sich dann aber von mir.
Ich sah zu unserem Gepäck, welches am Straßenrand stand und seufzte innerlich, denn die letzten Stunden waren eindeutig viel zu schnell vergangen. Was würde ich alles geben, um die Zeit zurückdrehen zu können...
,,Wenn ihr das nächste Mal in die Heimat fahren solltet, gebt mir gerne Bescheid. Ich würde euch immer wieder mitnehmen. Ich hatte noch nie so entspannte Fahrgäste.'', lächelte Tim uns an und mein Herz schmelzte. Wie konnte man nur so wunderschön sein?
,,Awww, wie süß! Nochmal vielen lieben Dank, dass du uns überhaupt mitgenommen hast. Ohne dich würden wir wahrscheinlich immer noch vor diesem dämlichen Kiosk sitzen und uns den Kopf zerbrechen, wie wir nach Hause kommen.'', bedankte Maria sich lachend bei ihm.
,,Ach, hört doch mal auf. Ich hab' das wirklich gerne gemacht.'' Tim wurde etwas roter um seine Wangen und versuchte sich hinter seinem Shirt zu verstecken. Maria und ich lachten und am liebsten wollte ich ihn mir schnappen, um ihn zu küssen.
,,Dankeschön, es ist wirklich sehr angenehm mit dir gewesen. Wenn du Mitfahrer brauchst, sag' ruhig Bescheid und wir sind sofort zur Stelle.'', trat Maria lächelnd auf ihn zu und nahm Tim einmal in den Arm.
,,Komm' auf jeden Fall gut nach Hause und hab' noch einen schönen Abend. Du hast echt einen gut bei mir.'', sagte Maria, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten und holte aus ihrem Rucksack einen Schlüsselbund.
,,Dankeschön, wünsche ich dir auch. Ich werd' mich melden, falls ich was brauche.'', bedankte sich Tim lachend und zwinkerte ihr einmal vielsagend zu. Ich stand nur still daneben und wünschte mir, über die Lippen bringen zu können, ob Tim noch etwas bleiben wollte.
Stattdessen sah ich zu ihm, lächelte ihn an und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Ich wollte mich nicht von ihm verabschieden. Ich wollte ihn mit in meine Wohnung nehmen, ihn in mein Zimmer ziehen und aufs Bett schubsen.
Aber schnell verbannte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf, denn wenn Tim wirklich etwas von mir wollen würde, hätte er schon längst ein Zeichen von sich gegeben und es mir wahrscheinlich auch deutlich gezeigt.
Schließlich ist dieser Kerl Selbstbewusstsein in Person. Schon damals in der Schule hatte Tim die meisten Ansprachen vor sämtlichen Schülern gehalten, immer seine Meinung gesagt, auf Social Media selbst die peinlichsten Bilder von sich gepostet und war offen für jede neue Person.
Da konnte ich mir nicht vorstellen, dass er den Schwanz einziehen würde, einem Typen zu sagen, dass er immer noch Interesse an einem hatte. Schließlich ist er auch derjenige gewesen, der mir vor einigen Tagen diese Beichte gemacht hatte.
Gäbe es da wirklich einen Hauch von Interesse von seiner Seite aus, hätte Tim sich auch in den letzten Tagen bei mir gemeldet und gefragt, ob ich Zeit hätte oder er hätte im Allgemeinen gefragt, was denn so bei mir abging.
Natürlich hatten wir abgemacht, uns erst in Berlin wieder zu treffen, aber zumindest hatte ich erwartet, dass er davor wenigstens schon etwas schreiben würde. Aber wie so oft hatte ich mir viel zu viele Hoffnungen gemacht...
,,Alles gut bei dir?'', riss mich die fragende Stimme von Tim aus den Gedanken. Ich zuckte erschrocken zusammen und sah etwas unsicher zu ihm.
,,Ja, alles gut...'', winkte ich gelassen ab und hoffte, dass er nicht checken würde, dass ich gerade über ihn nachgedacht hatte.
Tim lächelte mich an, trat etwas näher auf mich zu und musterte mich schüchtern. Er spielte nervös mit seinen Fingern und biss sich verlegen auf die Unterlippe.
,,Ähm...Dankeschön, dass du uns mitgenommen und gerettet hast. Ohne dich wären wir wirklich aufgeschmissen gewesen. Falls du mal Hilfe brauchst, kannst du ruhig Bescheid geben.'', brach ich lächelnd unser unangenehmes Schweigen und kratzte mich am Hinterkopf. Was ist denn los mit dir?
,,Hier, das sind wir dir schuldig.'', sagte ich zu Tim und hielt ihm einen 50 Euroschein entgegen, den ich gerade aus meiner Hosentasche gefischt hatte, weil ich Maria und mir damit eigentlich etwas im Zug kaufen wollte.
,,Oh Gott, jetzt hör' auf, Lukas. Ihr braucht mir nichts geben, es ist alles gut. Der Tank wäre auch ohne euch leer geworden, keine Sorge.'', stritt Tim es sofort ab und griff nach meinem Handgelenk, um dieses von sich wegzudrücken.
,,Ach bitte, Tim. Irgendwas müssen wir dir doch geben, um unsere Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen...'', seufzte ich leise und streckte ihm verzweifelt den Schein entgegen. Er schüttelte grinsend mit dem Kopf und schlug die Hand von sich weg.
,,Steck' es wieder zurück. Ich brauche kein Geld, wirklich nicht.'', lächelte Tim und sah mir tief in die Augen. Meine Mitte zog sich einmal angenehm zusammen und würden wir nicht mitten auf der Straße stehen, hätte ich mich schon längst ausgezogen und wäre auf alle Vieren gegangen.
,,Aber irgendwas musst du annehmen, bitte! Ansonsten schlafe ich heute Nacht mit einem total schlechten Gewissen.'', bettelte ich ihn an und ließ den Schein wieder zurück in meine Hosentasche verschwinden.
,,Ich denke, mir würde da was einfallen...''
Bevor ich nachfragen konnte, was genau er damit eigentlich meinte, hatte Tim mich bereits am Kragen meines Shirts gepackt und zog mich in seine Arme. Erschrocken über die plötzliche Reaktion, blieb ich erst einmal reglos stehen, ehe ich meine Arme ebenfalls um ihn legte.
Tim zog mich fester in diese, vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und streichelte mir sanft über den Rücken. Auf diesen legte sich augenblicklich ein angenehmer Schauer und mein Bauch begann wie verrückt zu kribbeln.
Sein wunderschöner Duft stieg mir in die Nase und vernebelte mir all meine Sinne. Ich seufzte zufrieden auf, presste mich näher an ihn heran und glitt mit meinen Fingern nach oben zu seinen Haaren, um durch diese zu fahren.
Wir verweilten eine Zeit lang in dieser Umarmung und genossen die Nähe des jeweils anderen. Es fühlte sich verdammt gut an, in seinen Armen zu liegen und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.
Seine Arme um meinen Körper fühlten sich so beschützend an. Als wäre ich vor allem sicher und als könnte mir nichts und niemand etwas antun, so lange ich in diesen lag und mich an seine Brust schmiegte.
Ich streichelte ihm über den Hinterkopf und Tim seufzte immer wieder zufrieden auf. Er glitt mit seinen Fingern nach oben und kraulte über die wenigen Härchen meines Nackens, die sich mit einem Mal aufstellten.
Nach einer viel zu kurzen Zeit lösten wir uns voneinander und lächelten uns an. Tim legte seine Hände auf meine Schulter und sah mir wieder ungewöhnlich tief in die Augen. Ich streichelte durch seine Haare und spürte es in meiner Mitte angenehm ziehen.
Sein Blick glitt abwechselnd von meinen Augen hinunter zu meinen Lippen. Nachdenklich sah er auf diese und verharrte immer wieder für einige Sekunden dort. Ich krallte mich an ihm fest und konnte mein Herz immer lauter und schneller pochen hören.
,,Danke, dass du mitgekommen bist...'', flüsterte Tim mir leise zu und sah mich mit strahlenden Augen an. Er kam meinem Gesicht näher, schloss die Augen und ich wusste gar nicht, wie um mich geschah, als seine Lippen plötzlich auf meinen lagen.
Er schlang die Arme um mich, zog mich näher zu sich und begann seine Lippen langsam zu bewegen. Ich lächelte zufrieden, legte die Hände an sein wunderschönes Gesicht und erwiderte den Kuss.
Wir küssten uns sehr zärtlich, teilweise auch sehr schüchtern und ungewohnt langsam. Mein Bauch begann immer intensiver zu kribbeln und auf meinen kompletten Körper legte sich eine angenehme Gänsehaut.
Seine Lippen waren total weich und er küsste genau so gut, wie es mir immer vorgestellt hatte. Ich konnte überhaupt nicht glauben, dass das hier gerade wirklich passierte und musste aufpassen, nicht in Ohnmacht zu fallen.
Wir bewegten unsere Lippen etwas schneller aufeinander und Tim wurde etwas forscher. Er kraulte mir zärtlich über den Nacken, während ich mit meinen Daumen sachte über seine leicht eingefallenen Wangen strich.
Tim leckte mit seiner Zunge etwas zögerlich über meine Unterlippe und ein zufriedenes Grinsen legte sich auf meine Lippen. Ich beschloss, ihn etwas zu ärgern und anstatt irgendeine Art von Reaktion zu zeigen, küsste ich ihn einfach weiter.
Er lachte leise und löste einer seiner Hände von mir, um diese an mein Kinn zu legen. Er drückte meinen Kiefer sanft nach unten und verschaffte sich so den gewünschten Einlass. Langsam ließ er seine Zunge in meine Mundhöhle gleiten und erregt stöhnte ich auf.
Neugierig erkundete er diese und stupste mich unauffällig an, damit ich meine Zunge mit seiner umspielte. Anders als eben, kam ich seinem Befehl sofort nach und wir begangen zärtlich unsere Zungen miteinander zu umspielen.
Ich zog ihn näher zu mir, sodass noch nicht einmal mehr ein Kieselstein zwischen uns passte und stöhnte leise auf. Wir begangen unsere Zungen etwas schneller zu bewegen und sie lieferten sich einen heißen, leidenschaftlichen Kampf ab.
So standen wir eine Zeit lang da, rumknutschend auf dem Bürgersteig und alles um uns herum vergessend. Ich konnte gar nicht glauben, was hier gerade passiert und hatte Angst, jeden Moment aus einem feuchten Tagtraum aufzuwachen.
Immer wieder kniff ich mir unauffällig in den Arm, doch zu meinem Glück wachte ich niemals auf und genoss den Moment in vollsten Zügen, bevor er viel zu schneller vorbei sein würde. Es fühlte sich verdammt gut an!
Tim zu küssen ist wirklich das Allerschönste auf Erden. Ich konnte und wollte mir nichts Besseres vorstellen. Die Gefühle, die sich dabei in mir auslösten, waren ein Traum und ich konnte kaum in Worte fassen, was gerade in mir vorging.
Dieser Mann ist einfach nur atemberaubend und es hatte sich rein gar nichts an ihm verändert. Wenn man nach einer Definition für meinen Traummann suchte, würde diese Beschreibung genau auf Tim passen.
,,Wow...'', hauchte ich gegen seine Lippen und sah ihn mit großen Augen an, nachdem wir uns nach einer sehr langen Zeit voneinander gelöst hatten. Sein warmer Atem streifte meine Wangen und diese begangen angenehm zu kribbeln.
,,Das ist so viel besser, als alles Geld der Welt...'', lächelte Tim mich freudestrahlend an und dieses Lächeln ließ mein kleines Herz einen riesigen Hüpfer machen. Er fuhr mir durch den Nacken und drückte mir einen leichten Schmatzer auf, der meine Knie weich werden ließ.
,,Du bist der Wahnsinn...'', flüsterte er mir ins Ohr und legte die Arme wieder um mich. Ich lächelte nur noch viel breiter, erwiderte seine Umarmung und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, um seinen wunderschönen Duft einzuatmen.
,,Hast du morgen zufälligerweise schon was vor?''', fragte Tim heiser, nachdem wir uns etwas voneinander gelöst hatten. Mit hoffnungsvollen Augen sah er mich an und am liebsten wollte ich ihn fressen. Wie süß konnte man nur sein?
,,Ich werd' mich wahrscheinlich mit einem super süßen Typen treffen.'', erwiderte ich lächelnd und zwinkerte ihm vielsagend zu. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und sein Lächeln wurde immer breiter.
,,Der süße Typ holt dich um 14 Uhr ab, wenn der Schnitte das recht ist.'', grinste Tim und zog die Augenbrauen fragend nach oben. Ich lachte, nickte eifrig und machte meine Antwort mit einem zärtlichen Zungenkuss noch etwas deutlicher.
,,Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend. Freut mich, dass wir uns wiedergefunden haben.'', verabschiedete Tim sich lächelnd von mir, doch mit einem Hauch von Traurigkeit in der Stimme.
,,Ich dir auch und komm' gut nach Hause. Es macht mich glücklich, dich wieder zu haben und das näher denn je.'', erwiderte ich lächelnd und griff nach seinen Händen, um unsere Finger ineinander zu verschränken und diese festzudrücken.
Wir sahen uns wie die Verstrahlten an und pressten noch einmal unsere Lippen aufeinander, ehe wir uns nochmal in den Armen lagen, um uns dann endgültig voneinander zu trennen. Ich griff nach Rucksack und Koffer und Tim stieg, nach einigen Küssen, in den Wagen.
Ich stellte mich an Straßenrand, lächelte ihn an und winkte ihm zu, während Tim den Autoschlüssel ins Zündschloss steckte und vorsichtig ausparkte. Er hupfte einmal und strahlte mich noch an, während er langsam weg fuhr.
Ich lächelte und konnte nicht glauben, was gerade passiert ist. Mal wieder kniff ich mir in den Arm, doch zu meinem Glück wachte ich auch jetzt nicht aus diesem wundervollen Traum auf, der sich tatsächlich mein Leben nannte.
,,Wow, heiße Nummer...'', lachte Maria und klatschte in die Hände, die das komplette Spektakel die ganze Zeit über vom Briefkasten aus beobachtet hatte. Ich erwiderte ihr Lachen, schüttelte mit dem Kopf und bedankte mich, während ich wehmütig an morgen dachte.
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