Der Albtraum
-Tims Sicht-
Schweißgebadet, geschockt und total orientierungslos zugleich wachte ich auf. Ich öffnete die Augen und sah mich verwirrt um. Fuck, wo bin ich?
Ich setzte mich aufrecht hin und merkte, wie mein Herz pulsierte. Man, bin ich froh darüber, dass ich aufgewacht bin.
Ich hatte nämlich einen sehr schlimmen Albtraum gehabt, an den ich mich am liebsten gar nicht mehr erinnern wollte. Ich hasste Albträume einfach, weil sie mir, nachdem ich erst einmal daraus aufgewacht bin, gar nicht mehr aus den Kopf gehen wollten und mich den ganzen Tag über bitterlich begleiteten.
Klar, es ist nur ein Traum und nur völliger Quatsch, den sich mein Kopf da ausdachte. Aber ich steigerte mich immer viel zu sehr in Träume hinein, vor allem in Albträume, und dafür hasste ich mich manchmal.
Ich versuchte, meinen Herzschlag wieder zu normalisieren und sah mich dann in dem dunklen Raum, der nur von einer Straßenlaterne leicht beleuchtet wurde, um.
Ich brauchte etwas, um richtig realisieren zu können, dass ich mich in Lukas' Gästezimmer befand. Eigentlich wollte ich schon längst wieder bei mir Zuhause in Bielefeld sein, aber unser Bandmeeting, welches wir gestern noch hatten, hatte sich doch noch etwas länger als erwartet in die Länge gezogen.
Genau deshalb hatte mir Lukas angeboten, dass ich doch bei ihm schlafen könnte, was ich natürlich ohne großartig zu zögern dankend angenommen hatte.
Als sich mein Herzschlag dann wieder vollkommen beruhigt hatte, legte ich mich wieder hin und schloss die Augen, um wieder in aller Seelenruhe und hoffentlich ohne jegliche Albträume einzuschlafen.
Das mit dem Einschlafen, war wohl doch nicht so einfach wie gedacht, denn dieser böse Traum machte mir immer noch sehr zu schaffen.
Ich hatte einfach so Angst, das von eben noch einmal zu träumen oder es genau an der grausamen Stelle weiterging, an der ich ein Glück noch rechtzeitig aufgewacht bin, bevor mich dieser Psycho mit seiner Kettensäge zermetzeln konnte. Ich will das einfach nicht!
Der Traum war einfach so schrecklich und ich wollte das Alles nicht noch einmal sehen und noch einmal durchleben.
Ich wälzte mich im Bett hin und her, doch kam einfach nicht wirklich zu meiner gewollten Ruhe. Ich wollte doch einfach nur schlafen, mehr nicht!
Warum ist einschlafen manchmal nur so schwierig? Wieso? Aber den Grund dafür konnte ich mir so oder so schon selber denken.
Ich hatte einfach Angst vor diesem verfickten Traum. Es war schon immer so gewesen und meistens blieb ich dann so oder so wach, weil ich einfach keine andere Hoffnung darin sah. Doch jetzt wollte ich nichts anderes tun, außer zu schlafen!
Außerdem wüsste ich nicht so recht, was ich hier ohne Lukas' Anwesenheit großartig machen sollte. Ich wollte nicht an seinen Schreibtisch gehen, weil dort zurzeit Millionen von Zetteln lagen, die in den Augen eines Außenstehenden nur das reinste Chaos, aber für Lukas ein systematisches System und ihre Ordnung hatten. Draußen war es mir viel zu kalt und weil ich Lukas zu liebe nur auf seinen Balkon und mit geschlossener Tür rauchte, blieb dies automatisch für mich aus.
Also blieb mir wohl nichts anderes übrig, außer zu versuchen ohne irgendwelche Ängste einzuschlafen.
Ich murmelte mich richtig in die Decke ein und versuchte an überhaupt nichts zu denken.
Das mit dem ''An nichts denken und dann einschlafen'' war auch nicht die beste Idee gewesen, weil ich hatte mich hauptsächlich nur erneut wieder hin und her gewälzt, aber trotzdem nicht meine gewollte Ruhe bekommen.
Ich tastete am Nachttisch neben dem Bett entlang und suchte mein Handy, welches ich schnell fand.
Ich drückte den Knopf an der Seite und musste ein paar Mal blinzeln, ehe ich mich an das Licht, welches das Handy ausstrahlte, vollständig gewöhnt hatte.
Es war zwanzig Minuten vor vier. Super, die Nacht war noch so jung und ich konnte noch so lange in aller Seelenruhe schlafen, bis mich Lukas behutsam wecken und wir gemeinsam zu Frühstück essen würden.
Ich packte das Handy wieder weg und setzte mich erneut aufrecht hin und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Irgendwie musste ich es doch schaffen einzuschlafen, so schwierig konnte das doch nicht sein!
Ich mein, ich möchte es doch unbedingt, aber mich hält diese Angst, diese ganze Scheiße nochmal zu träumen, davon ab.
Ich rieb mir übers Gesicht und dachte nach. Was hatte ich eigentlich früher als Kind gemacht, wenn ich einen Albtraum hatte?
Stimmt, ich war immer zu meiner Mama gegangen und hatte sie gefragt, ob ich bei ihr schlafen könnte, weil ich einen Albtraum hatte.
Sie hatte mich daraufhin nur völlig verschlafen angelächelt, die Decke ein Stück hochgehoben, ich bin zur ihr drunter gekrabbelt und hatte mich dann an sie gekuschelt und bin daraufhin seelenruhig und vor allem traumlos eingeschlafen. Aber jetzt war sie nicht hier.
Sollte ich vielleicht zu Lukas gehen?
Nein, das konnte ich doch nicht tun, wie würde das denn rüberkommen?!
Er würde doch denken, ich wäre ein Riesenbaby oder sowas!
Aber...irgendwie wollte ich es schon. Ich wollte schon gerne in seiner Nähe sein - auf irgendeiner Art und Weise.
Ich weiß auch nicht, aber seit der letzten Tour erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich versuchte, Lukas' Nähe zu suchen.
Immer, wenn wir uns irgendwie sahen, sei es jetzt alleine oder mit anderen Jungs zusammen, versuchte ich immer in seiner Nähe zu sein und wich ihm meistens nie von der Seite.
Irgendwie war es anders zwischen uns seit der letzten Tour geworden, weil Lukas auch nicht ganz so unschuldig an der ganzen Sache war. Ich bemerkte ziemlich oft, wie er immer wieder irgendwie meine Nähe suchte und mich auch immer ganz ''zufällig'' berührte.
Wahrscheinlich dachte er wohl, ich würde das meistens davon eh nichts mitbekommen, da ich immer viel zu stoned bin und mich daran eh nicht mehr wirklich erinnern konnte. Aber damit lag der Herr Stretzner gewaltig falsch, denn ich bemerkte das sehr wohl und machte mir ebenfalls viele Gedanken um sein Verhalten.
Ich saß noch weiter im Bett und dachte über Lukas und mich nach, bis ich einfach beschloss, zu ihm zu gehen.
Das Einzige was wirklich passieren konnte, war, dass er Nein sagte und mich dann wieder darum bat, zurück in sein Gästezimmer zu gehen, damit er in Ruhe weiterschlafen konnte.
Also so schlimm konnte es schon nicht werden.
Ich schnappte mir meine Brille und setzte sie auf. Ich stand auf und lief Richtung Tür und als ich diese erreicht hatte, öffnete ich sie.
Im Flur war es verdammt dunkel, weil Lukas, nicht wie ich bei mir Zuhause in Bielefeld, einen Bewegungsmelder hier drin hatte, der einem wenigstens etwas Licht machte.
Ich bewegte meine nackten Füße über das kalte Laminat und ging weiterhin Richtung Lukas' Schlafzimmer, in dem er gerade in seinem Bett lag und noch gar keine Ahnung davon hatte, wieso ich ihn aus seiner heiligen Nachtruhe stören würde.
Dort angekommen, hörte ich auch schon sein leises Schnarchen, welches Lukas meistens immer machte, wenn er sich vollkommen wohlfühlte.
,,Aw, wie süß.'', flüsterte ich leise zu mir selbst und drückte die Klinke so langsam und leise wie nur irgendwie möglich runter.
Ich tapste langsam ins Zimmer hinein und schloss daraufhin genauso leise die Schlafzimmertür.
Ich musterte Lukas und musste leicht grinsen, als ich ihn da so in seinem Bett liegen sah.
Er hatte es sich in seinem großen Bett verdammt breit gemacht und die Decke fiel fast aus diesem heraus. Wieso er noch nicht bei diesen eisigen Temperaturen fror, war mir echt ein totales Rätsel.
Ich lachte nur leise auf, ging dann zu Lukas' Bett und rüttelte an seiner Schulter.
,,Lukas? Lukas?'', flüsterte ich in die Nacht hinein und rüttelte weiterhin an seiner Schulter herum.
Zugegebenermaßen kam ich mir schon etwas bescheuert vor. Ich mein', ich bin über dreißig Jahre alt, hatte nur einen Albtraum und ging deshalb zu meinen besten Freund, weil ich wegen so etwas nicht mehr schlafen konnte.
Entweder er denkt gleich, dass ich mir irgendwelche Teile geschmissen und jetzt auf irgendeinem Trip war oder er fragte mich, ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte, um ihm wegen so etwas den Schlaf zu rauben.
Jaja, ich bin zwar ein erwachsener Mann, aber trotz all dem machten mich solche bösen Träume immer noch verdammt ängstlich und das würde sich wahrscheinlich auch nie großartig ändern, egal was man da mit mir probierte.
Ich rüttelte immer weiter an Lukas' Schulter und flüsterte seinen Namen, bis er dann endlich wach wurde und seine hübschen Augen aufschlug.
Er drehte seinen Kopf direkt in meine Richtung, sah mich verwirrt an und ich ließ augenblicklich seine Schulter los.
,,Timi? Was ist?'', fragte er brummend nach und setzte sich aufrecht hin, während er sich schlaftrunken über sein wunderschönes Gesicht rieb.
,,Ich ähm...hatte...einen...ähm...Albtraum.'', antwortete ich flüsternd und grinste schief.
,,Und deshalb weckst du mich? Hast du etwa eingepisst und brauchst jetzt 'ne neue Boxershorts und 'n neues Bettlaken, oder was?'', fragte er daraufhin lachend und rieb sich über die Augen. War ja klar, dass Lukas das wieder so mit Humor nahm und mich so auf die Schippe nehmen musste. Aber das war mir um einiges lieber, als wenn er mir den Vogel zeigen und mich fragen würde, auf was für Drogen ich schon wieder dieses Mal war.
,,Ja, fass' sie doch an, dann spürst du, wie nass sie eigentlich ist.'', erwiderte ich daraufhin ebenfalls lachend. Lukas musterte mich nur und sah mich leicht besorgt an.
,,Ne, jetzt mal im Ernst. Was ist denn los, dass du wegen einem Albtraum zu mir kommen musst?'', fragte er dann und man hörte einen Hauch von Besorgnis in seiner Stimme mitschwangen.
,,Na ja, ich versuche schon recht lange wieder einzuschlafen, doch dieser Traum hindert mich immer wieder daran, weil ich bei Albträumen eben sehr empfindlich bin.'', antwortete ich ihm und lächelte unsicher.
,,Und...äh...na ja, ich bin hier weil...weil ich früher, wenn einen Albtraum hatte, auch immer zu meiner Mama gegangen bin und dann bei ihr geschlafen habe.'', fügte ich verlegen hinzu und kratzte mich am Hinterkopf. Lukas lachte nur leise.
,,Heißt das also, dass du bei mir schlafen möchtest?'', fragte er mich dann grinsend und legte den Kopf schief.
,,Aber nur, wenn du willst. Also...ähm...ich kann auch ruhig wieder gehen, wenn du ein Problem da....''
,,Quatsch, so schlimm ist das doch nun auch wieder nicht. Ich kann das schon sehr gut nachvollziehen - Albträume sind auch nicht so mein Ding. Und ich mein, es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir zusammen in einem Bett schlafen würden.'', unterbrach er mich grinsend und zwinkerte mir beim letzten Teil des Satzes zu.
Lukas hatte ja Recht, denn es wäre wirklich nicht das erste Mal, dass wir zusammen in einem Bett schlafen würden.
Manchmal mussten wir uns auf diversen Touren schon gemeinsam irgendein Doppelbett teilen, weil es keine andere Auswahlmöglichkeit bei den Zimmern gab.
Aber trotzdem waren wir hier gerade nicht auf Tour, sondern das hier war unser Privatleben. Es war ganz außerhalb von Blood Demons.
Irgendwie fand ich es ja schon komisch, dass er mich einfach so, mit ihm zusammen, in seinem Bett schlafen ließ. Aber gut, jetzt hatte es Lukas schon bejaht und jetzt brauchte ich auch keinen weiteren Rückzieher machen, weil das noch viel komischer wäre.
Lukas hob seine Decke, welche er mittlerweile wieder an Ort und Stelle gezogen hatte, hoch und klopfte neben sich.
Daraufhin schlüpfte ich sofort in das warme Bett, nahm meine Brille ab und legte mich hin. Er tat es mir gleich und ich drehte meinen Kopf zu ihm.
,,Danke.'', bedankte ich mich leise bei ihm.
,,Immer wieder gerne.'', flüsterte er zurück und ein Lächeln zierte sein Gesicht, woraufhin ich ebenfalls zu lächeln begann.
Würde uns ein Außenstehender sehen, würde er wahrscheinlich denken, dass wir ein Paar wären, obwohl das überhaupt so gar nicht der Fall war. Obwohl diese Vorstellung von Lukas und mir als Paar schon recht putzig wäre, wenn ich das mal so sagen durfte.
Moment mal...was? Was hatte ich da eben gedacht? Dass Lukas und ich als Paar süß wären? Was?
Warum denke ich sowas überhaupt und was fällt mir eigentlich ein, so über meinen besten Freund zu denken? Ach egal, ich bin höchstwahrscheinlich einfach nur zu müde und kann deswegen nicht mehr ganz klar denken.
,,Timi, hast du etwa geweint?'', fragte mich Lukas dann plötzlich besorgt und riss mich somit aus meinen Gedanken. Was?
,,Hä?'', machte ich nur verwirrt und fasste mir an die Wangen, die tatsächlich feucht waren. Warum war mir bloß nicht aufgefallen, dass ich nicht nur im Traum, sondern auch in echt geweint hatte?
,,Ja, deine Wangen und deine Augen sind ganz nass.'', erklärte er mir besorgt und stützte sich auf seinem Ellbogen ab, um mich besser ansehen zu können.
Ich zuckte nur mit den Schultern, erwiderte nichts und starrte eine Weile nur an die Decke.
Irgendwann spürte ich, wie mir Lukas zärtlich übers Gesicht und in regelmäßigen Abständen auch durch die Haare fuhr.
,,Du bist echt schön, Tim.'', flüsterte er leise und ich wendete meinen Blick von der Decke ab, um meinen Kopf zu ihm zu drehen. Er lächelte mich an und streichelte mir weiterhin völlig unbeirrt über mein Gesicht.
Ich musste zugeben, dass sich seine Berührungen echt verdammt gut anfühlten. Ich fühlte mich einfach noch viel wohler bei ihm, als wie ich es eh schon tat und ich wollte bloß nicht, dass er damit aufhörte, mich zu streicheln.
,,Du bist auch echt schön, Lukas.'', erwiderte ich dann lächelnd und seines wurde aufgrund meiner Worte noch viel breiter. Schon süß, dass er sich so über ein Kompliment von mir freute.
Lukas tat diese Tätigkeit eine Weile lang und ich schloss immer noch zufrieden lächelnd die Augen.
Eigentlich müsste ich das Ganze hier komisch finden. Ich mein, Lukas ist mein bester Freund, mein Bandkollege und dazu auch noch ein Mann. Ich bin mir eigentlich vollkommen sicher, dass ich hetero bin.
Aber warum fühlte es sich dann so richtig an, was er mit mir anstellte? Bin ich jetzt etwa schwul oder vielleicht doch nur bi? Ich war total verwirrt über meine Gefühle.
Ich hatte mich ja schon die ganze Zeit über so komisch in Lukas' Gegenwart verhalten und er ebenfalls.
Jetzt streichelte er mich einfach und ich glaube nicht so ganz, dass es nur daran lag, weil ich geweint hatte.
Aber ich wollte ihm auch nicht sagen, dass er damit aufhören sollte, denn in meinem tiefsten Inneren gefiel es mir ja schon, was für unfassbar schöne Gefühle Lukas in mir auslöste.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich einen leichten Hauch auf meinen Lippen spürte. Ruckartig öffnete ich meine Augen und schaute zu Lukas.
,,H-hast du...hast du...mich gerade g-geküsst?'', fragte ich etwas geschockt nach.
Okay, es war natürlich viel eher gehaucht, als ein wirklicher Kuss, aber trotzdem war ich schon etwas geschockt davon, dass er mich außerhalb von der Bühne geküsst hatte.
Lukas nickte verlegen und wendete dann endgültig seinen Blick von mir ab, und hörte auch im gleichen Atemzug damit auf, mich zu streicheln, was ich echt ziemlich schade fand.
,,Aber...warum?'', fragte ich ihn dann. Es musste ja einen Grund dafür geben, wieso er mich geküsst hatte. War er deswegen vielleicht so anders zu mir?
Aber konnte das wirklich sein? Ist Lukas tatsächlich in mich verliebt? Und ich vielleicht auch in ihn? Konnte das denn wirklich möglich sein?
Oder hatte er vielleicht etwas intus und hatte mich deswegen aus Spaß einfach so geküsst? Eher weniger, denn er beim Bandmeeting relativ wenig getrunken. Gerade mal zwei Bier und davon war Lukas absolut noch nicht besoffen oder gar angetrunken.
Also hatte er mich in einem völlig nüchternen Zustand gestreichelt und auch noch geküsst/angehaucht.
Lukas gab mir keine Antwort und ab da war für eine längere Zeit schweigen angesagt.
Ich wusste auch nicht so recht, was ich dazu sagen sollte, denn ich war nicht gerade angewidert davon gewesen, dass er mich geküsst hatte. Das war ich zugegebenermaßen noch nie.
Aber trotzdem war ich mir noch nicht einmal selbst im Klaren darüber, ob ich wirklich etwas für ihn empfand oder nicht. Deswegen wartete ich so lange, bis er anfing etwas zu sagen, denn er hatte schließlich auch damit angefangen und konnte dann auch ruhig von sich aus sagen, was denn nun Sache war.
,,Tim?'', brach Lukas dann irgendwann, nach einer halben Ewigkeit, die Stille zwischen uns.
,,Hm?'', machte ich nur, aber schaute ihn nicht an. Irgendwie konnte ich ihm gerade nicht in die Augen sehen. Es war alles einfach gerade so komisch zwischen uns - so ungewohnt.
Okay, aber was hieß auch schon gerade, denn es war schon seit einer längeren Zeit etwas anders zwischen uns und ich wollte einfach nur noch wissen, was genau das eigentlich zwischen uns war und wieso mir Lukas einen Kuss auf die Lippen gehaucht hatte.
Ich hoffte sehr darauf, dass er mich schon bald aufklären würde, denn ich wollte unbedingt wissen, wieso er das getan hatte.
,,Ich...muss dir was...äh...sagen.'', sagte er dann und ich nickte, als Zeichen, dass er weitersprechen sollte.
,,Aber bitte versprich mir, dass du mich danach nicht hasst, wenn ich dir folgendes sage, okay?!'', meinte er unsicher und sah mich bittend von der Seite an.
,,Lukas, egal was du mir gleich sagst, ich werde dich nicht hassen. Ich würde niemals auf die Idee kommen dich zu hassen, denn dann könnte ich mich ja gleich erschießen. Ich verspreche es dir - hoch und heilig.'', versprach ich ihm und traute mich nun wieder, in seine Augen zu schauen.
Man merkte ihm an, dass er ziemlich nervös war. Aber ich konnte es schon erahnen, was gleich kommen würde.
Ich schöpfte den leisen aber sicheren Verdacht, dass ich mit der Thematik ''Er ist in mich verliebt'' gar nicht mal so im Unrecht stand.
Ich mein, warum sollte mich Lukas sonst privat küssen? Einfach so zum Spaß, weil er Bock drauf hatte? Nein, sowas machte Lukas nicht und wenn, dann auch nur, wenn die Person auch vorher zugestimmt hatte.
,,Also...puh...ich trage da schon seit längerem so ein Gefühl mit mir rum, welches ich nur bei dir habe. Anfangs hatte ich mir nichts dabei gedacht oder gedacht, dass ich dieses Gefühl bei anderen sicherlich auch habe. Aber es ist nicht so. Ich habe dieses eine bestimmte Gefühl nur bei dir. Ich weiß nicht, Timi, ob es dir aufgefallen ist, aber seit der letzten Tour, verhalte ich mich sehr anders dir gegenüber und das natürlich auch nicht ohne Grund. Ich hab' wirklich verdammt lange darüber nachgedacht, warum ich dieses Gefühl nur bei dir habe und was für ein Gefühl das eigentlich ist. Und ich habe festgestellt, dass es...ähm...das Gefühl ist, wenn man...ähm... verliebt ist.'', erklärte er mir zögerlich, wendete seinen Blick von mir ab und seufzte leise.
Wie gesagt, ich hatte es schon längst geahnt.
Trotzdem war ich ein wenig geschockt darüber, dass es also tatsächlich stimmte. Lukas, mein bester Freund und Bandkollege hatte sich in mich verliebt.
Das war echt ziemlich heftig.
,,Und...ähm...ja, wie soll ich es sagen. Ich habe mich halt in dich verliebt. Nur dich alleine, Tim. Und ich habe dich eben nur geküsst, weil ich den Eindruck hatte, dass du mich auch liebst?!'', fügte er noch fragend hinzu und sah unsicher zu mir. Fuck, jetzt musste ich ihm also eine Antwort dafür liefern, ob ich in ihn war oder nicht.
Das Problem an der ganzen Sache ist, dass ich mir über meine Gefühle nicht ganz im Klaren bin und nicht so intensiv darüber nachgedacht habe, wie es bei ihm scheinbar der Fall gewesen war.
Scheiße. Was sollte ich ihm denn jetzt sagen? Wie ich mich fühle? Ja, das musste ich tun, etwas anderes blieb mir nicht übrig. Außerdem wollte ich auch ehrlich zu Lukas sein, denn belügen wollte ich ihn definitiv nicht.
,,Also erstmal Lukas, ich habe ebenfalls bemerkt, dass du anders zu mir seit der letzten Tour bist. Aber ich muss zugeben, dass ich auch nicht ganz unschuldig an der ganzen Situation bin. Mir ist auch aufgefallen, dass ich ständig deine Nähe suche und dir meistens nie von der Seite weichen möchte. Aber das Problem an der ganzen Sache ist, dass ich nicht so recht weiß, ob ich Gefühle für dich habe, oder nicht. Obwohl ich zugeben muss, dass es sich, als du mich gestreichelt hast, gar nicht mal so schlecht angefühlt hatte und mir zugegebenermaßen auch gefallen hat.'', klärte ich ihn über meine Gefühle auf und er nickte, ehe er nachdachte und meine Worte in seinem Kopf noch einmal Revue passieren ließ.
Irgendwie war diese ganze Situation schon recht komisch und auch ziemlich absurd.
Eigentlich wollte ich ja nur neben ihm Bett schlafen, wegen meinem Albtraum und jetzt sprachen wir über unsere Gefühle zueinander und Lukas hatte mir ein Liebesgeständnis gemacht.
Ja, irgendwie war es schon ein wenig merkwürdig, dass wir unsere Gefühle für einander einmal laut ausgesprochen hatten. Vor allem, weil ich mir bis vor ein paar wenigen Minuten noch nicht wirklich im Klaren darüber gewesen war.
,,Willst du es denn ausprobieren?'', brach Lukas dann das kurzzeitige Schweigen zwischen uns und ich schaute ihn verwirrt von der Seite an, da ich nicht so recht wusste, was er damit meinte.
,,Also, ob du auch auf mich stehst.'', fügte er noch leicht grinsend hinzu, doch schien trotzdem noch weiterhin ganz nervös zu sein.
Ich denke, er hatte ziemliche Angst davor, dass ich seine Gefühle doch nicht erwiderte und eventuell dadurch etwas mit unserer Freundschaft passieren könnte.
Aber ich wäre an seiner Stelle auch nicht anders. Unerwiderte Liebe war eines der schlimmsten Dinge, die einem nur passieren konnte.
,,Und wie hast du dir das vorgestellt?'', fragte ich dann nach.
Lukas setzte sich auf und beugte sich über mich. Mein Herz fing augenblicklich an schneller zu schlagen und ich war gespannt auf das, was als Nächstest folgen würde.
Er platzierte seine Hände links und rechts von mir und lächelte mich an. Mein Herz schlug stattdessen immer schneller und schneller und ich hatte Angst, dass es mir jeden Moment einfach so aus der Brust fliegen würde.
,,So...'', flüsterte er noch, ehe er seine weichen Lippen auf meine legte.
Anfangs war ich etwas unsicher, weil dieser Kuss viel anders war, als jener, den wir je auf der Bühne miteinander gehabt hatten.
Dieser Kuss war viel sanfter und leidenschaftlicher und nicht so stürmisch, sowie es auf der Bühne meistens der Fall war.
Aber trotz all dem war er verdammt schön.
Ich erwiderte den Kuss nach kurzem Zögern und es fühlte sich so richtig an, Lukas zu küssen.
In meinem Bauch tanzten die Schmetterlinge wohl gerade den Harlem Shake und mein ganzer Körper kribbelte wie verrückt.
Und genau jetzt war ich mir sicher, dass das, was ich für Lukas empfand, mehr als nur Freundschaft war. Es war Liebe, pure Liebe.
Ich hatte mich in diesen wunderschönen Mann verliebt und das wurde mir bei diesem Kuss richtig bewusst. Es war der klare Beweis dafür, dass ich mich in ihn verliebt hatte - in meinen besten Freund.
Ich war tatsächlich ziemlich glücklich über diese Erkenntnis, denn jemand besseres hätte es echt nicht sein können.
Aufgrund des Luftmangels mussten wir uns wohl oder übel voneinander lösen.
Ich lächelte ihn glücklich an und er erwiderte mein Lächeln.
Ich konnte einfach nicht anders und packte meine Hand in seinen Nacken, zog ihn zu mir herunter, um ihn erneut zu küssen. Ja, das fühlte sich einfach verdammt richtig und vor allem auch schön an.
Wir lösten uns wieder voneinander.
,,Und?'', fragte Lukas hoffnungsvoll nach.
,,Ja, ich liebe dich auch.'', gab ich lächelnd zu und er strahlte augenblicklich über beide Ohren.
Er küsste mich wieder kurz, ehe er sich glücklich lächelnd wieder hinlegte.
Ich rückte näher zu ihm und er hielt seinen Arm hoch, sodass ich mich an ihn kuscheln konnte.
Lukas legte seinen Arm um mich und zog mich näher an sich heran.
Ich atmete seinen wundervollen Duft ein und fragte mich, wie man nur so verdammt gut riechen konnte.
Das Letzte woran ich noch dachte, bevor ich glücklich und zufrieden einschlief war, dass ich es so gar nicht bereute, hierher gegangen zu sein und Lukas geweckt zu haben.
Nein, ich war sehr froh darüber, ausgerechnet das getan zu haben und bereute es in keinsterweise.
Denn jetzt lag ich hier mit ihm zusammen, in seinen zauberhaften Armen und war verliebter denn eh und je.
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