Das Gemälde
-Lukas' Sicht-
Ich ging die riesige Empfangshalle, die so ruhig war, sodass ich jeden einzelnen meiner Atemzüge hören konnte, auf und ab.
Ab und zu sah ich ein paar Menschen, welche das Gebäude verließen, betraten oder in irgendwelchen der unzähligen Gänge verschwanden.
Ich sah in regelmäßigen Abständen immer wieder mal auf die riesige Uhr, die vorne am Eingang hing und wartete darauf, dass die Zeit einfach endlich mal schneller verging.
Ich war nämlich, so wie man es eben von mir normalerweise auch eben gewohnt war und kannte, überpünktlich und locker zwanzig Minuten früher da, als vereinbart.
Na ja, noch ein Grund für meine Überpünktlichkeit war, dass ich dachte, dass der Verkehr heute so schrecklich wäre, sodass ich nur schleppend mit meinem Fahrrad vorankommen würde.
Doch das Schicksal meinte es wohl heute sehr gut mit mir, sodass ich ohne weitere Probleme und Komplikationen, durch den morgendlichen Berliner-Straßenverkehr kam.
Ich hatte sogar so ein großes Glück, sodass ich noch nicht einmal fast überfahren oder gar von einem missgelaunten Autofahrer blöd angepöbelt wurde.
Aber durch dieses pure Glück, was ich so früh am Morgen schon hatte, stand ich nun jetzt hier, wie bestellt und nicht abgeholt und wusste einfach nicht, was ich tun sollte.
Ich sah noch einmal auf die große Uhr und sah, dass ich noch eine gute Viertelstunde hatte, welche ich irgendwie herumkriegen musste. Also beschloss ich, noch einmal schnell zum Bäcker um die Ecke zu gehen, um mir dort noch einen kleinen Snack zu holen und so die Zeit irgendwie rumzukriegen.
Als ich wieder zurück von meinem kleinen Trip vom Bäcker kam und das riesige Gebäude betrat, begrüßte mich auch schon irgendeine ältere Frau und schob mich, wie als wäre sie auf der Flucht, durch die große Galerie.
,,Wissen Sie eigentlich auch, zu wem und wohin genau ich muss?'', fragte ich die Frau, weil es nicht den Anschein machte, als würde mein Künstler heute der Einzige sein, welcher etwas zeichnete und malte.
Außerdem sahen alle Bilder, welche hier hingen, total unstrukturiert aus und wirkten ganz ohne System und einfach nur, wie nur so aufgehangen.
Auf dem einem Gemälde waren Karikaturen zu sehen, auf dem anderen nur schlichte Strukturen und bei einem Bild sah ich sogar etwas von DADA, obwohl diese Kunstrichtung in Deutschland schon lange nicht mehr wirklich etabliert war.
Ich hatte echt absolut keine Ahnung, welchen Zusammenhang diese Ausstellung hier haben sollte oder ob die Leute, die diese ganzen Gemälde aufgehängt haben, nicht mal einen Hauch von Ahnung von Kunst hatten und alles an seinem falschen Platz hing.
Oder diese Ausstellung sollte vielleicht die menschlichen Gedanken darstellen, nachdem diese bei einem Psychologen waren, weil nach so einem Besuch der Kopf auch gerne mal total durcheinander sein konnte und alles mal wieder ordentlich aufgewühlt wurde.
,,Natürlich weiß ich das! So alt bin ich nun auch wieder nicht, sodass ich das vergessen könnte!'', scherzte die ältere Frau und wir bogen einmal scharf um die Ecke, gingen durch eine Tür und verließen daraufhin endgültig die Galerie.
Ich war augenblicklich ziemlich verwirrt, weil ich nicht so recht wusste, was wir hier draußen wollten, denn draußen sollte dies definitiv nicht stattfinden. Auf gar keinen Fall.
Doch dann ging die ältere Dame zielstrebig weiter, nachdem ich mich etwas umgesehen hatte und vom Weitem sah ich, wie wir auf ein kleines Gebäue zu steuerten, welches wohl zu der Galerie gehörte.
Als wir dort ankamen, hob die Frau ihren linken Zeigefinger und sah mich daraufhin ganz eindringlich an.
,,Ich bitte Sie jetzt darum, dass Sie schön leise sind, weil viele unserer Künstler gerade ihre letzten Gemälde und Skulpturen fertigstellen und dabei sehr konzentriert sein müssen. Selbst der kleinste Mucks könnte alles ruinieren und das wollen wir auf gar keinen Fall.'' Die Frau nahm ihren Finger wieder herunter und ich nickte als Bestätigung, dass ich ihre Worte verstanden hatte und mich auch angemessen benehmen würde.
Zwar verstand ich nicht so recht, was diese Ansage sollte, weil ich ohnehin leise gewesen wäre und mich angemessen benommen hätte, denn ich war ja schließlich kein kleines Kind mehr.
Aber vielleicht dachte sie auch, dass ich spätestens, sobald sie die Tür öffnen würde, wie Irrer umher schreien und man denken würde, dass die Klapse heute Wandertag hätte.
Die ältere Frau öffnete die kleine Tür und mit leisen Schritten gingen wir in das Gebäude hinein, welches sich doch als ein sehr großes Atelier entpuppte.
Wir gingen gemeinsam an die verschiedenen Türen vorbei und ich ließ es mir dabei nicht nehmen, in den ein oder anderen Raum hinein zu linsen, wenn die Tür denn mal offen stand.
Ich konnte zwar nicht wirklich viel erkennen, weil wir so schnell an ihnen vorbei liefen oder das meiste noch nicht ganz fertig war oder noch an seinem Anfang satand. Aber ich konnte auf jeden Fall erkennen, dass in fast jedem Raum an einer anderen Kunstrichtung gearbeitet wurde.
Ich war echt fasziniert von dieser Welt der Kunst und wenn ich nur ansatzweise zeichnen oder malen könnten, dann würde ich so einen Beruf wahrscheinlich auch verdammt gerne ausführen wollen.
Bei mir sahen Zeichnungen nämlich in den meisten Fällen so aus, als würde ich einen Autounfall darstellen wollen, anstatt einen Menschen oder sonst irgendwas.
Genau deshalb war ich damals im Kunstunterricht auch ziemlich froh darüber, dass wir später nicht nur zeichnen und malen mussten, sondern auch schriftliche Sachen machten, weil ich so meine Noten ordentlich aufbessern konnte und es mich davor bewahrt hatte, dass ich in Kunst ein Glück nicht durchgefallen bin.
Während ich so über meinen Kunstunterricht in der Schulzeit nachdachte, achtete ich gar nicht mehr so wirklich auf meine Umgebung, sondern lief einfach geradeaus weiter.
Erst als jemand in mich stieß und ich mit meinem Rücken gegen die Wand krachte, kam ich wieder zurück in die Realität.
Ich sammelte mich erst einmal wieder und sah mich dann um. Augenblicklich sah ich ein blondhaariges Mädchen, welches aufgrund des Zusammenstoßes auf den Boden gelandet war.
Peinlich berührt hielt ich ihr meine Hand entgegen und sie zögerte natürlich keine Minute, sondern zog sich sofort an dieser hoch.
Ich hob diesem Mädchen auch noch ihre heruntergefallene Leinwand auf und gab ihr diese mit hochrotem Kopf wieder.
Man war das vielleicht peinlich! Konntest du nicht einmal auf passen, Stretzner?!
,,Ähm...also...ich...'', stammelte ich und blickte vor lauter Scham auf den Boden.
,,Ach, spar' dir die Entschuldigung, ist doch halb so wild und kann doch mal passieren.'', unterbrach sie mich sofort lächelnd und ich sah vollkommen verlegen zu ihr hoch.
,,Aber trotzdem: Sorry, ich wollte das wirklich nicht.'', entschuldigte ich mich trotzdem und grinste einmal schief.
,,Süß...'', gab dieses Mädchen noch von sich, ehe sie in einen der Räume verschwand und einer anderen rothaarigen Frau die eben erst heruntergefallene Leinwand und auch noch einen Kuss gab.
Schief grinsend sah ich zu der älteren Frau, welche mich anlächelte und wir gingen weiter, bis wir endlich an einer der unzähligen Türen hielten.
Sie bat mich noch einmal in einem scharfen Ton darum, dass ich leise sein sollte, öffnete die Tür und verschwand daraufhin auch schon und ließ mich daraufhin ganz alleine.
Ich atmete noch einmal tief durch, trat durch die Tür, betrat daraufhin den Raum und sah mich daraufhin im Atelier des Künstlers um.
Der Raum war in einem einfachen weiß gehalten und es gab gerade mal ein großes Fenster hier drin, das in der Mitte des Raumes war.
Es standen in einer Ecke viele verschiedene bemalte Leinwände und wenn ich später mal die Zeit dazu haben wollte, würde ich mir diese vielleicht etwas näher ansehen.
Neben den unzähligen Leindwänden stand noch ein riesiges Regal, auf dem schon einige Farbkleckse verewigt waren und in dem diverse Farbdosen und Tuben in den unterschiedlichsten Farben standen.
Vor dem Fenster stand ein alter, zugemüllter Holzschreibtisch, auf dem verschiedene Skizzen, Bleistifte, Mischplatten, Pinsel und eine Bong lagen.
Ich schaute weiter und sah in einer Ecke eine schon aufgebaute Leinwand und einen Hocker stehen.
Ich schluckte augenblicklich bei dem Gedanken, dass dort gleich der Künstler sitzen und mich malen würde.
Ich schüttelte einmal mit dem Kopf, um diese Gedanken abzuwimmeln und sah mich stattdessen weiterhin in dem kleinen Raum um.
Das letzte existierende Möbelstück in diesem kleinen Atelier war eine alte, zerfetzte Couch, auf der ich mich sofort niederließ, als ich diese sah.
Ich vermutete nämlich mal, dass der Künstler noch einen kleinen Happen zu sich nahm, ehe es hier richtig zur Sache gehen würde.
Ich stellte meinen Rucksack neben mir ab, zog meine Jacke aus, setzte mich im Schneidersitz auf die Couch und sah daraufhin die Leinwände an, auf welche schon einige, fertige Gemälde gemalt worden waren.
Schon als ich das erste Gemälde sah, wurde mir augenblicklich ganz flau im Magen und ich fragte mich, wieso ich das hier überhaupt machte, obwohl es doch noch eine ganz andere Möglichkeit gab, womit mein Problem ganz schnell gelöst wäre. Aber meine Sturheit musste ja mal wieder die Oberhand gewinnen und nun saß ich hier.
Ich konnte es immer noch nicht so wirklich begreifen, dass ich mich ausgerechnet so malen lassen wollte.
Hätte man mich vor ein paar Monaten gefragt, ob ich so etwas jemals tun würde, dann hätte ich das ganz sicher verneint oder gesagt, dass ich es nur bei einer Person machen würde, bei der ich mich zu hundert Prozent wohlfühlte und die mich dafür ganz bestimmt auch nicht auslachen würde.
Doch jetzt gerade tat ich genau das Gegenteil und ich wusste nicht so recht, was ich eigentlich von mir selber halten sollte.
Nein, ich konnte es immer noch nicht so wirklich fassen, dass ich mich ernsthaft komplett nackt und dann auch noch von einer mir wildfremden Person malen lassen wollte.
Die einzigen Gründe, wieso ich das überhaupt tat, war, dass eine angemessene Geldsumme für mich herausspringen würde und es für einen Zweck war, welchen ich vollkommen unterstützte.
Und außerdem war es auch nur gemalt, da konnte man nun auch wieder nicht so viel an meinem Körper erkennen und so beliebt war diese Galerie nun auch wieder nicht, sodass tausende von Menschen zu dieser Ausstellung kommen und mich in voller Pracht sehen würden.
Da würde doch schon nichts weiter bei sein, das ist doch Quatsch!
Aber als ich mir die Gemälde nochmal genauer ansah, war ich doch ziemlich erstaunt davon, wie detailgetreu dieser Typ doch eigentlich malen konnte.
Er achtete wirklich auf jedes kleinste Merkmal, sodass meine Hoffnung darin, dass man mein bestes Stück nicht wirklich erkennen konnte, wie eine Seifenblase in der Luft zerplatzte.
Ich hätte echt nicht gedacht, dass er ausgerechnet so krass darauf achtete, dass jedes einzelne Körperteil der Wirklichkeit entsprach und nicht noch etwas ausgebessert wurde. Aber warum sollte man bei einer Anti-Bodyshaming-Kampagne auch großartig darauf geachtet werden, dass jeder gemalte Mensch vollkommen perfekt aussah und man seine Fehler einfach so kaschierte, das würde ja überhaupt keinen Sinn ergeben.
Tja Lukas, da hast du dich mal wieder selbst mächtig in die Scheiße gerieten und nicht zweimal drüber nachgedacht.
Der einzige Grund wieso ich mich überhaupt von anderen Leuten malen ließ war der, dass ich an extremen Geldmangel litt und es meistens von vorne bis hinten einfach nicht ausreichte.
Ich war nämlich erst vor einigen Monaten nach Berlin gezogen und habe sehr schnell festgestellt, dass mein Ausbildungsgehalt gerade noch so ausreichte, um mir etwas zu essen zu kaufen und meine Miete bezahlen zu können.
Zwar hatten mir meine Eltern schon damals, selbst vor dem Umzug, angeboten, dass sie mir auch ruhig immer etwas zu schicken könnten, wenn es knapp werden sollte, aber das hatte ich strikt abgelehnt, weil ich bei diesem Schritt in meinem Leben keine finanzielle Hilfe von ihnen annehmen wollte. Natürlich wäre es vielleicht viel einfacher, wenn ich ihre Hilfe einfach annehmen würde, anstatt mich von irgendwelchen Leuten malen zu lassen, aber ich wollte es einfach nicht.
Meine Eltern sollten einfach froh darüber sein, dass jetzt auch ihr letztens Kind endlich ausgezogen war und sie sich nun etwas mehr leisten konnten und das wollte ich ihnen mit meiner andauernden Geldzuschickerrei nicht unbedingt kaputt machen.
Schließlich hatte es meine Schwester auch ohne ihre Hilfe geschafft und da würde ich das jawohl ebenso schaffen.
Zwar musste ich hierbei auch hin und wieder etwas dazu bezahlen, weil die Materialien natürlich nicht die Billigsten waren, aber immerhin reichte das Geld soweit aus, sodass ich mir auch etwas neuere Klamotten oder etwas teurere Lebensmittel kaufen konnte.
Die Tür öffnete sich plötzlich, ich wurde augenblicklich aus meinen Gedanken gerissen und sofort drehte ich meinen Kopf zu dieser.
Ein Mann, nur in Bademantel und Boxershorts, die soweit runter hing, sodass ich seine hervorstehenden Hüftknochen sehen konnte, bekleidet, stand nun vor mir und musterte mich lächelnd.
Ich sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und erhob mich langsam von der zerfetzten, alten Couch. Der hatte ja vielleicht ein merkwürdiges Outfit an - aber irgendwie schien es auch zu ihm zu passen.
,,Ähm...hey, ich...ich bin Lukas, der...''
,,Der, den ich nackt malen soll, ich weiß.'', unterbrach er mich lächelnd und ich nickte kaum merklich. Ich erkannte ein leichtes Lispeln in seiner Stimme, das ich zugegebenermaßen aber ziemlich süß fand.
,,Ich bin Tim. Aber du kannst mich auch ruhig Timi nennen, wie du halt eben magst.'' Dieser Tim hielt mir seine Hand entgegen und ich schüttelte diese kurz. Ich war extrem nervös und verstand überhaupt nicht so recht wieso.
Sonst hatte ich doch auch keinerlei Probleme damit, mit fremden Leuten zu reden. Aber vielleicht war die Tatsache, dass er mich gleich nackt sehen würde, die, die mich so einschüchterte und verunsicherte.
Dieser Tim setzte sich auf seinen Hocker und ich folgte dabei jeder seiner Schritte, welcher er tat. Wie er zum Hocker ging, sich hinsetzte, diesen daraufhin näher an die Leinwand zog und sich dann unsere Blicke trafen.
Sofort sah ich verlegen weg und kam mir wie damals in der Schule vor, wenn der Lehrer einen für eine mündliche Note herannehmen wollte, man nicht gelernt hatte und dann jeglichen Augenkontakt vermied, nur damit diese einen nicht mehr im Sichtfeld hatten und sich so das Risiko senkte, dass man herangenommen wurde.
,,Ähm...okay?!'', kommentierte Tim meinen plötzlichen Ausweicher und ich konnte förmlich spüren, wie ich augenblicklich rot wie eine Tomate anlief.
,,Also, wenn du dich ausziehen willst, dann geh' doch einfach in den Nebenraum. Da hängt sogar 'n Bademantel, falls du dich nicht direkt in voller Pracht zeigen willst.'', erklärte er mir und deutete auf eine Tür, welche zu seinem Atelier angrenzte.
Ich nickte nur stumm, ging zum besagten Nebenraum und öffnete die Tür daraufhin auch schon.
Während ich dies Alles tat, war mein Blick die ganze Zeit über auf den Boden gerichtet und mir war das Alles so peinlich, weil ich mich wie der letzte Vollidiot benahm.
Als ich in diesem viel zu engen Raum, der sich als ein kleines Badezimmer entpuppte, ankam, schaltete ich das Licht ein und sah mich daraufhin augenblicklich im Spiegel an.
Wie ich es mir schon gedacht hatte, war ich genauso rot wie eine Chili Schote, weshalb ich mir erst einmal eiskaltes Wasser ins Gesicht spritzte, um mich nach und nach zu beruhigen.
Danach entledigte ich mich nach und nach meiner Kleidung und als ich vollkommen nackt vorm Spiegel stand, betrachtete ich mich von allen Seiten und begutachtete meinen Körper.
Eigentlich war ich so ziemlich zufrieden mit meinem Körper. Klar, ich hatte hier und da mal etwas zu bemängeln. Aber wer hatte das denn bitte nicht?
Kein Körper war perfekt und außerdem wollte diese Kampagne doch genau das vermitteln - dass man sich so lieben sollte, so wie man nun einmal ist und das jeder Körper auf seine eigene Art und Weise schön war.
Als ich mir vorhin die verschiedenen Gemälde angesehen habe, war ich doch ziemlich fasziniert davon, wie schön die ganzen Körperbaus doch eigentlich im Gesamtbild aussahen.
Hauptsächlich waren es nur Frauen gewesen. Aber es war richtig toll, wie sehr darauf geachtet wurde, dass es nicht unbedingt den heutigen Schönheitsideal der Frau entsprach, sondern das Jede von ihnen ihre Chance bekam.
Bei den ganzen, unzähligen Gemälden waren so viele verschiedene Körperformen von Frauen zu sehen: Große, kleine, dicke, dünne, kurvige, mit großen Brüsten, mit kleinen Brüsten, mit großem Hintern, mit kleinem Hintern, geschminkt, ungeschminkt und sogar einige schwangere Frauen haben sich dazu entschieden, hier bei mitzumachen.
Es war eine verdammt tolle Aktion, welche ich auch vollkommen unterstrich und unterstützte, weil sich nun wirklich niemand für seinen Körper schämen sollte und jeder wissen sollte, dass jeder Körper auf seine eigene Art und Weise wunderschön war, so wie er nun einmal ist und wie es der liebe Gott gewollt' hat.
Aber dennoch hatte ich verdammt Angst und ich wusste einfach nicht so recht wieso eigentlich.
Ich glaube wohl kaum, dass ich bei dieser Ausstellung von Leuten ausgelacht werden könnte, weil dies jawohl völliger Schwachsinn wäre und ich mich auch dann fragen würde, warum man überhaupt zu so einer Kampagne ging, obwohl man diese sowieso nicht unterstützte.
Ich glaube aber viel eher, dass es an diesem Tim lag, der da draußen auf seinem kleinen Holzhocker saß und mich jeden Moment in voller Pracht sehen würde.
Ich hatte mir die letzten Tage verdammt viele Gedanken darum gemacht, wie ich mich hier wohl am Besten geben sollte.
Ich wollte selbstverständlich nicht wie der perfekteste Mensch auf Erden wirken, aber auch nicht wie der letzte Dorftrottel aussehen.
Ach, ich wusste selbst nicht so recht, warum ich gerade überhaupt so einen Selbsthass auf mich schob, obwohl ich doch so eigentlich vollkommen zufrieden mit mir war und kaum Mängeln hatte.
Ich denke viel eher, dass es einfach schlicht und ergreifend an diesem Tim lag und an der Tatsache, dass er nun mal ebenfalls wie ich ein Mann war.
Er hatte bis jetzt ja nur ausschließlich Frauen gemalt und wenn da nun plötzlich ein anderer Mann vor ihm stand, dann würde er sich ganz bestimmt mit mir zusammen messen und mich eventuell auch noch im schlimmsten Fall aufgrund meines besten Stückes auslachen, weil seiner ja viel größer war als meiner.
Ich fragte mich manchmal echt, ob Frauen eigentlich auch solche Komplexe hatten, wenn sie nackt vor ihren Freundinnen oder vor anderen Frauen standen und die Eine viel größere Brüste als die Andere hatte, oder ob sie es doch einfach so hinnahmen, weil man dafür halt eben nichts konnte.
Ein Klopfen riss mich augenblicklich aus meinen Gedanken und ich wollte gerade die Badezimmertür öffnen, doch da fiel mir noch rechtzeitig ein, dass ich ja noch komplett nackt war.
,,Äh...ja?'', machte ich dementsprechend nur nervös und schnappte mir schnell den Bademantel, den ich mir sofort überzog.
,,Ich möchte ja ungerne drängeln, aber du könntest jetzt ruhig auch so langsam mal rauskommen, weil sonst trocknet meine Farbe noch aus.'', bat mich dieser Tim lachend und ich hörte, wie sich seine Schritte wieder entfernten.
Ich merkte, wie mir die Röte nur wieder förmlich ins Gesicht stieg und man liebsten würde ich mir jetzt eine deftige Ohrfeige verpassen, damit ich mich nicht mehr so verdammt kindisch benahm.
Gott, würden mich meine Eltern jetzt so sehen, dann würden sie mir sicherlich 'ne fette Predigt darüber halten, dass nackt sein überhaupt nichts Schlimmes ist, wir nackt geboren werden, nackt sterben und all den ganzen Kram, welchen sie mir schon, seitdem ich klein war, eintrichterten. Kinder der Siebziger halt...
Und außerdem war dieser Tim keine vierzehn Jahre mehr und würde sich ganz sicher nicht mit mir vergleichen, das wäre jawohl völliger Quatsch. Wir waren zwei erwachsende Männer und keine kleinen Kinder mehr.
Ich legte meine Klamotten noch einmal ordentlich zusammen, legte den Stapel daraufhin auf den Stuhl und atmete noch einmal tief durch, ehe ich hinaus zu diesem Tim trat, der schon mit einem Pinsel in der Hand vor der Leinwand saß und nur auf mich wartete.
,,Hast du auch mal den Weg nach draußen gefunden.'', sagte er lachend und ich schloss die Badezimmertür leise.
Ich stellte mich nur etwas weiter weg von der Leinwand und entblößte mich, ohne einen Ton von mir zugeben, augenblicklich vor Tim.
Tim musterte mich zunächst nur und mir entging dabei nicht, dass sein Blick ziemlich lange bei meinem Schwanz hängen blieb.
Höchstwahrscheinlich war er gerade am Überlegen, ob er mich auslachen sollte, weil seiner ja so viel größer war oder ob er einfach neidisch darauf war, dass mein Schwanz viel größer als seiner war und er nun jetzt so tun sollte, als würde ihn das überhaupt nicht interessieren.
Warum sollte er da auch sonst so hinstarren? Der ist ganz bestimmt nicht schwul oder bi!
Als Tim dann ziemlich lange auf meinen Schwanz und meinen Glückspfad starrte, räusperte ich mich und er erwachte augenblicklich aus seiner Starre.
Tim schüttelte einmal mit dem Kopf, richtete seinen Blick auf die noch unbemalte Leinwand und mir entging dabei nicht, wie er nun rot eine Tomate anlief.
,,Ähm...sorry...ich...äh...'', stammelte Tim und schob seine Brille vollkommen verlegen etwas weiter nach oben.
Ich stand nur wie angewurzelt nackt vor ihm und wartete nur darauf, dass er endlich damit anfing, mich zu malen und ich so schnellst wie möglich endlich wieder Zuhause war.
Doch dieser Tim stand augenblicklich von seinem Hocker auf und kam direkt auf mich zu.
Mein Herz fing sofort damit an schneller zu schlagen und ich wusste nicht so recht wieso.
Außerdem verstand ich so überhaupt nicht, wieso Tim jetzt aufstand und dann auch noch auf mich zuging.
Doch als Tim dann direkt vor mir stand und ich ebenfalls seine Unsicherheit bemerkte, atmete ich erleichtert aus, was er zum Glück aber nicht ganz wahr nahm.
Ich war ziemlich erleichtert darüber, dass nicht nur ich so verdammt nervös war und mich so komisch verhielt, sondern er ebenfalls genauso so schien, als wüsste er eigentlich nicht so recht, was er eigentlich von alldem halten sollte.
Ich wusste ja nicht, wie es ihm bei den ganzen Frauen entging, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihm mit diesen um einiges leichter als mit mir fiel, weil er so einen fremden Frauenkörper wohl nicht gerade selten sah - falls er denn keine feste Freundin haben sollte.
Aber als sich dann noch einmal kurz unsere Blicke miteinander trafen und ich so zum ersten Mal seine schönen Augen noch viel näher betrachten konnte, war ich doch ziemlich traurig darüber, dass dieser Mann höchstwahrscheinlich hetero war und so gar nichts von Männern hielt. War ja auch zu schön um wahr zu sein.
,,Ähm...hättest du ein Problem damit, wenn ich dich kurz anfassen würde?'', fragte Tim unsicher nach und ich sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Mehr oder weniger ungewollt ging ich ein paar Schritte von ihm weg und er biss sich augenblicklich verlegen auf die Unterlippe.
,,Verstehe das nicht falsch, ich meinte das nicht so! Es ist nur...also...ich will...ich will dich halt positionieren, damit es nicht ganz so...so lasch halt aussieht.'', fügte er noch zügig hinzu und lächelte mich schüchtern an.
,,Oh, ach so!'', gab ich daraufhin nur leise von mir und ich trat einige Schritte wieder auf ihn zu.
Ich hätte mich am liebsten wieder selbst geohrfeigt, weil mein Verhalten Tim gegenüber so unfassbar lächerlich war.
Was dachte ich denn, was Tim mit mir vor hat? Dass er mich vergewaltigen würde, oder was?!
Er war doch genauso verunsichert wie ich und wenn ich mich weiterhin so benahm, dann könnten wir noch bis morgen Früh warten, bis der erste Pinselstrich gesetzt wurde - falls da noch nicht Tims Farbe komplett ausgetrocknet und nicht mehr zu gebrauchen war.
,,Also...also...hast du kein Problem damit?'', harkte Tim nochmal sicherheitshalber nach und ich schüttelte augenblicklich mit dem Kopf.
Daraufhin fing er auch schon damit an, mich ganz sachte zu berühren, was mich für eine kurze Zeit zusammenzucken ließ, weil seine Fingerkuppen so unfassbar kalt waren.
,,Ich hätte dich schon an keiner unangenehmen Stelle angefasst, keine Angst.'', meinte er grinsend und dieses Mal erwiderte ich es sogar.
Die unangenehme Luft, die bis eben noch über uns geherrscht hatte, war nun wie weg geblasen und zugegebenermaßen genoss ich sogar Tims Berührungen.
Wie er mich ganz behutsam anfasste, wie er mich ab und zu schief angrinste und mir entging dabei natürlich nicht, wie er ab und zu mal für einen längeren Zeitraum, meinen ganzen Körper begutachtete und es wahrscheinlich nicht nur daran lag, dass er sich für sein Werk auch das kleinste Merkmal merken wollte.
Irgendwie hatte dieser Moment schon etwas Magisches an sich, doch viel zu schnell hörte dieser magische Moment auch wieder auf, weil Tim nun damit fertig war, mich zu positionieren.
Tim ging ein paar Schritte zurück, kontrollierte noch einmal alles und nickte dann glücklich und zustimmend.
,,Schaffst du es, für eine längere Zeit so in dieser Position zu bleiben?'', fragte er mich dann und ich nickte grinsend.
Tim lächelte mich ebenfalls an, ehe er sich wieder auf seinen Hocker setzte und langsam damit anfing, die ersten Striche auf die Leinwand zu malen.
Ich war schon ziemlich gespannt auf das Endergebnis und darauf, ob Tim es auch wirklich schaffte, auch mich so authentisch wie die ganzen anderen Frauen darzustellen. Aber selbstverständlich würde er das schaffen, weil seine anderen Gemälde schon großartig genug waren.
Aber ich war nun einmal der erste Mann, welchen er bei dieser Ausstellung überhaupt malte und deshalb war ich umso gespannter darauf, ob es ihm auch so leicht fallen würde, mich zu malen.
Tim war schon eine Zeit lang dabei, mich zu malen und so langsam war es mir überhaupt nicht mehr ganz so unangenehm, nackt vor ihm zu stehen.
Es war eigentlich auch gar nicht so schlimm, so wie ich es mir zunächst gedacht hatte und ausgelacht hatte mich Tim für meinen Körper noch gar nicht - also, zu mindestens äußerlich noch nicht.
Aber ich glaube wohl kaum, dass er irgendwie über mich herziehen würde, weil er schließlich so eine Aktion machte und höchstwahrscheinlich selbst so seine Ecken und Kanten hatte und nun mal auch nicht ganz so perfekt und völlig frei von irgendwelchen Markeln war.
Doch meine Meinung sollte sich diesbezüglich schnell wieder ändern, weil Tim sich kurz den Pinsel zwischen die Zähne klemmte und sich seinen Bademantel auszog, weshalb nun nur noch in Boxershorts bekleidet auf dem Hocker saß.
Sofort richtete ich meinen Blick etwas zu ihm, sodass es das Gemälde aber nicht weiter stören würde, und musterte ihn ganz unauffällig.
Mein Blick blieb vor allem bei seinem tätowierten Oberkörper hängen, welchen ich unfassbar heiß fand.
Tim hatte viele Tattoos, wie viele genau konnte ich so nicht sagen, aber sie machten mich extrem an. Wie gerne würde ich jedes Einzelne von ihnen entlangfahren und mir haargenau einprägen, wo genau welches lag, damit ich selbst im Schlaf aufsagen konnte, an welcher Stelle genau diese lagen.
Und Gott, seine Haaren sahen so unfassbar weich aus, sodass ich am liebsten solange durch diese fahren wollte, bis mir meine Hand einschlafen und ich nichts mehr in dieser spüren würde.
Und seine weich aussehenden Lippen. Wie gerne ich wissen würde, ob sie nur so weich aussahen oder ob sie es tatsächlich auch waren.
Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie sich berühren und sich dabei unsere Bärte miteinander kitzeln würden? Es wäre sicherlich ein totaler Traum, der aber nie Wirklichkeit werden würde, denn schwul oder gar bisexuell war dieser Typ ganz bestimmt nicht.
Höchstwahrscheinlich hatte er eine wunderschöne feste Freundin, welche er über alles liebte, aber trotz all dem lagen ihm die ganzen Frauen dennoch nur so zu Füßen.
Ich mein', wer so verdammt heiß ist, der konnte sich doch wohl kaum auf die Straße trauen, ohne von irgendwelchen Frauen und inklusive mir angesprungen zu werden.
Ich seufzte einmal und mir wurde mal wieder so wirklich bewusst, was für Arschkarten ich eigentlich in Sachen Liebe meistens zog. Immer, wenn ich einen Mann attraktiv fand, war dieser entweder hetero oder schon längst vergeben. So ein Mist aber auch!
,,Ich bin gleich fertig.'', riss mich Tims Stimme aus meinen Gedanken und ich sah nun ganz zu ihm.
Er setzte die letzten Pinselstriche, begutachtete sein neu erschaffendes Werk lächelnd und winkte mich dann augenblicklich zu sich.
Ich hob schnell den Bademantel vom Boden auf, zog mir diesen über und ging dann zu Tim, um sein nun fertiges Gemälde ebenfalls zu betrachten.
Und obwohl ich vorhin schon seine ganzen anderen Werke gesehen hatte, war ich dennoch ziemlich geflasht davon, wie gut er mich eigentlich getroffen hatte.
Tim hatte wirklich auf jedes kleinste Detail an mir geachtet und, auch wenn ich vorher meine Bedanken gehabt habe, fand ich es jetzt gar nicht mal so schlimm, dass mich viele Leute in voller Pracht begutachten konnten.
Ich war sogar noch viel schöner, als in meinem realen Leben, wenn ich das mal so sagen durfte.
,,Und? Gefällt es dir?'', fragte Tim nach und sah erwartungsvoll zu mir hoch.
,,Mehr als das - es ist wunderschön.'', sagte ich lächelnd und in meinem Augenwinkel sah ich, wie sein Lächeln nach diesen Worten noch viel breiter wurde.
,,Das freut mich! Also könnte ich es auch für meine Ausstellung verwenden?'', fragte er wieder etwas unsicherer nach und ich nickte, ohne großartig zu überlegen.
Aus Reflex umarmte mich Tim plötzlich, doch ließ sofort wieder von mir ab und sah beschämt auf die Leinwand vor sich.
,,Sorry...'', sagte er daraufhin nur verlegen und biss sich auf die Unterlippe.
,,Ist schon okay. Ich war ja nicht mehr wirklich nackt.'', scherzte ich und Tim sah wieder zu mir hoch.
,,Dann werde ich mich mal wieder anziehen.'', sagte ich dann noch und er nickte augenblicklich.
Auf sein Nicken hin verzog ich mich auch schon in das kleine Badezimmer und zog mir nach Stunden endlich wieder Klamotten an.
Als ich wieder Klamotten am Leibe hatte und gerade dabei war, dass Atelier zu verlassen, zupfte mir jemand am Ärmel und ich drehte mich augenblicklich um.
Ich sah in das vollkommen unsichere Gesicht von Tim und sah ihn nur ganz fragend an.
Ich wusste nicht so recht, was genau er eigentlich noch von mir wollte, denn meine Arbeit war hiermit getan und das Geld, was ich dafür kriegen würde, würde auf mein Konto überwiesen werden und meins hatte ich ebenso schon längst bezahlt.
,,Äh...'', fing Tim an und ich fing augenblicklich an zu grinsen. Vorhin bin ich noch der gewesen, der total schüchtern und unsicher gewesen war und nun hatte sich in den letzten Stunden der Spieß einmal umgedreht.
,,Ja?'', fragte ich vollkommen belustigt nach und er fing sich sofort wieder.
,,Ich wollte halt fragen...also...ob du...also ob du nochmal Lust dazu hättest, noch einmal Nacktmodell zu spielen? Also, nur wenn du halt willst natürlich und es wäre halt auch für diese Ausstellung.'', fragte Tim mich dann und kratzte sich vollkommen verlegen am Hinterkopf.
Sollte ich mich noch einmal für einige Stunden nackt vor ihn stellen, damit er mich nochmal für seine Ausstellung malen konnte?
Ich mein', es würde ja nichts dagegen sprechen, denn schließlich hatte ich es so oder so getan und ein zweites Mal würde mir sicherlich in keinsterweise schaden.
Und außerdem hieß das denn auch für mich, dass ich Tim wiedersehen würde und vielleicht würde sich ja so ein Kontakt ergeben, falls er mich dann noch einmal anderweitig brauchen würde, denn man wusste ja schließlich nie.
,,Na klar.'', stimmte ich dann grinsend zu und ich merkte, wie Tim mich fast wieder umarmen wollte, sich aber doch noch gerade so fangen konnte.
Ich gab ihm noch schnell meine Nummer, verabschiedete mich von ihm und machte mich dann auf den Weg Richtung Fahrrad.
Innerlich freute ich mich schon sehr darauf, Tim schon bald endlich wiederzusehen und noch einmal für ihn Nacktmodell zu spielen.
-Einen Monat später-
Ich stand nackt, mit einer unangezündeten Kippe, die auf dem Bild später angezündet und halb aufgeraucht sein würde, vor einem geöffnetem Fenster und sah nachdenklich aus diesem heraus.
Mal wieder war Tim dabei mich zu malen, obwohl seine Anti-Bodyshaming-Kampagne schon seit Wochen in der Galerie ausgestellt wurde und schon bald die letzte Besichtigung für diese sein würde.
Aber als er mir danach die Anfrage, ob ich nicht gerne noch für ganz andere Sachen gerne Modell stehen wollte, stellte, lehnte ich dieses Angebot selbstverständlich nicht ab.
Einerseits, weil ich so mein Geld noch etwas auflockern konnte und anderseits, weil die gemeinsame Zeit mit Tim immer so verdammt schön war und ich jede Gelegenheit nutzen wollte, um bei ihm zu sein.
Auch wenn ich schon lange keine Hoffnungen darin mehr hatte, dass er je etwas von mir wollen würde, weil ich immer noch der festen Überzeugung davon war, dass er vollkommen hetero ist und rein gar nichts für Männer übrig hatte, schwärmte ich trotz all dem tagtäglich von ihm.
Es verging, seit unserem ersten gemeinsamen Zusammentreffen, keine Minute mehr, bei der ich nicht an ihn dachte, sodass ich selbst manchmal Bilder von ihm auf meiner Arbeit bearbeitete, wenn ich denn mal keine weitere Aufgabe aufgetischt bekam.
Es war schon krass, wie sehr ich mich eigentlich in eine Person vernarren konnte, die ich kaum kannte und höchstens zweimal die Woche sah.
Zwar trafen Tim und ich uns ziemlich oft und hatten auch außerhalb von dieser ganzen Malerei viel miteinander geschrieben, aber dennoch wusste ich nicht so recht, wer er eigentlich war und was er außerhalb von den ganzen Gemälden so veranstaltete.
Das Einzige, was ich beim Stalken seines Facebook-Profils herausfand, war, dass er nicht in Berlin wohnhaft ist und einen Kater und einen Hund besitzt. Mehr hatte ich bei meiner Recherche leider nicht weiter herausgefunden.
Aber es gefiel mir auch, dass ich nicht so viel bis gar nichts über ihn wusste, weil ich, wenn ich noch einiges mehr über Tim wissen würde und diese Sachen vielleicht nicht gerade positiv waren, dann würde ich ihn vielleicht in ein ganz anderes Licht rücken und ihn nicht mehr ganz so attraktiv finden, so wie ich es momentan gerade tat.
Und falls doch noch einmal etwas zwischen uns passieren sollte, dann wäre dieses Mysteriöse etwas, was mich unfassbar anmachen würde.
Bei diesem Gedanken daran, wie Tim und ich miteinander schlafen oder uns gegenseitig befummeln würden, entwich mir ein kurzes Lächeln, welches ich aber sofort wieder in einen nachdenklichen Blick umwandeln konnte.
Doch kurz darauf knallte Tim seinen Pinsel in den Becher voller Wasser und hörte augenblicklich damit auf, mich zu malen.
Ich drehte mich etwas zu ihm und kam mir sofort total schuldig vor, weil ich aufgrund meines plötzlichen Wechsels meiner Mimik, sein Gemälde nun versaut haben könnte.
Wer weiß, vielleicht war er gerade dabei gewesen, mein Gesicht und besonders meinen Mund zu malen und vielleicht hatte dieses kurze Lächeln daraufhin alles zerstört.
Aber eigentlich wagte ich dies sehr zu bezweifeln, dass dieser Grund jetzt unbedingt der Auslöser dafür war, dass Tim nicht mehr weitermalte, weil er ein grandioser Künstler war und er so einen Fehler sicher ganz schnell ausbessern könnte, wenn dieser halt eben passieren würde.
Wer so gut malt und zeichnet, wird sich sicher von so einer Kleinigkeit ganz sicher nicht unterkriegen lassen und ich denke, dass Tim ein ziemlich gutes, fotografisches Gedächtnis hatte und nicht nach ein paar Sekunden vergaß, wie mein Mund bis eben noch ausgesehen hatte.
Ich glaube viel eher, dass ich ihn was ganz anderes beschäftigte, aber nachfragen wollte ich nun auch wieder nicht, weil ich ihn kaum kannte und wenn es ein ernsthaftes Problem sein sollte, dann würde er sich definitiv nicht an mich wenden.
Also hieß es für mich jetzt nichts anderes als abwarten, bis Tim entweder weitermalte oder bis er mir sagen würde, dass er nicht mehr die notwendige Motivation dazu aufbringen könnte, um weiterzumalen und ich nach Hause fahren konnte.
Ich weiß nicht, wie lange Tim schon nicht an dem Bild weitermalte, aber irgendwann im Laufe der Zeit, hatte ich die Kippe auf die Fensterbank gelegt, mir den Bademantel überzogen, weil mir so langsam echt kalt wurde und mich leicht an der Fensterbank abgestützt hatte, weil sich das Stehen auf Dauer nicht gerade positiv auf meinen Rücken auswirkte.
Ich stützte mich mit meinen Händen am Fensterbrett ab und sah Tim, der die ganze Zeit über auf den Laminatboden starrte und ab und zu mal seufzte, besorgt von der Seite an.
Ich wollte ihn liebend gern' fragen, was denn los mit ihm war, doch ich hatte große Angst davor, dass er mich zurückweisen und aus seinem Atelier schmeißen würde.
Wenn Tim mit mir reden wollte, dann würde er das schon von alleine tun und wenn er eben wollte, dass ich ging, dann würde er mir das genauso sagen.
Ich konnte ihn ja schließlich zu nichts zwingen, weil ich schon von vornherein wusste, dass dies nichts weiter bringen würde, weil ich das schließlich auch gut genug von mir selbst kannte.
Also war es nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann etwas von beidem geschehen würde. Aber darauf konnte ich noch lange warten.
Irgendwann hörte ich, wie Tims Hocker auf dem Boden scharrte und er sich daraufhin von diesem erhob.
Ich richtete meinen Blick auf und bereitete mich schon darauf vor, dass er mir gleich sagen würde, dass ich mich anziehen und gehen konnte und er mir schreiben würde, wann genau wir an dem Gemälde weiterarbeiten würden.
Doch er trat nur mit langsamen Schritten auf mich zu und stand dann vollkommen unschlüssig vor mir.
Tim wirkte sichtlich nervös, weshalb ich ihn nur besorgt und verwirrt zugleich musterte.
Ich hatte keine Ahnung davon, was gerade momentan in seinem Kopf abgehen und was diesen plötzlichen Stimmungswechsel zwischen uns ausgelöst haben könnte. Es war doch eigentlich alles so wie immer, weshalb ich nicht glaube, dass es tatsächlich mit mir zusammenhing.
Aber ich konnte auch nicht so wirklich einschätzen, was genau sein Problem sein könnte, denn außerhalb des Ateliers kannten wir uns nicht großartig und waren uns fast fremd, obwohl ich so verdammt oft an ihn dachte.
Also beschloss ich, wie eben, einfach nur zu warten, bis er von alleine irgendwas machte, weil dies wohl momentan die beste Lösung war und mir auch nicht wirklich etwas Anderes einfiel.
Aber anstatt Tim weiterhin vollkommen ratlos anzuschauen und ihn somit so noch viel nervöser zu machen, sah ich mich einfach in der Gegend um und blieb vor allem an den Bilder hängen, welche wir die letzten Wochen gemeinsam fabriziert hatten.
Ich schmunzelte etwas, als ich an diese Zeit zurückdachte und fand es einfach nur schön, was wir alles in dieser kurzen Zeit schon miteinander gemacht haben.
Nach einer gewissen Zeit spürte ich, wie Tim seine Finger um mein Kinn klammerte und mich somit zwang, ihn ansehen zu müssen.
Etwas irritiert sah ich ihm in seine dunklen Augen, dessen Blick hauptsächlich auf meine Lippen gerichtet war.
Ab und zu sah er auch mal hoch zu meinen Augen, doch sein Blick ruhte vor allem auf meinen Lippen.
Ich verstand schnell, was genau er vorhatte, weshalb ich meinen Kopf langsam zu ihm herunter bewegte und mein Blick nun ebenfalls an seinen weich aussehenden Lippen haftete. Küss' mich doch endlich.
Tim zögerte kurz, doch legte schlussendlich doch seine Hand in meinen Nacken, zog mich noch ein Stück dichter zu sich hinunter und überbrückte unseren letzten Abstand und vereinte, leicht zaghaft, unsere Lippen miteinander.
Und was ich bei diesem Kuss fühlte, war einfach nur der absolute Wahnsinn und ich hielt es kaum für irgendwie möglich!
Jede Millimeter meines Körpers kribbelte, ich bekam am ganzen Körper eine angenehme Gänsehaut und mein Herz setzte einmal ganz kurz aus, um daraufhin einige Takte schneller zu schlagen.
Es war einfach nur atemberaubendes Gefühl und dieses Gefühl allein' lösten nur Tims Lippen aus, welche immer noch mit meinen vereint waren.
Wow!
Doch viel zu schnell löste Tim uns wieder voneinander, ging ein paar Schritte zurück und sah mich vollkommen unsicher an.
Ich wusste überhaupt nicht so recht, ob er es als einen Fehler ansah, mich geküsst zu haben oder ob er Bedenken hatte, dass es mir doch nicht gefiel, was er da eben mit mir getan hatte.
Aber mit Letzterem lag er eindeutig ganz falsch, denn es gefiel mir sehr, was er da mit mir tat.
Da Tim nicht den Anschein machte, als würde er es noch einmal probieren wollen, fasste ich stattdessen nun all meinen Mut zusammen und ging stattdessen einige Schritte auf ihn zum welche er ein Glück nicht auswich. Also gefiel es ihm scheinbar auch, was wir eben miteinander getan haben!
Als ich bei ihm ankam, packte ich Tim bei der Hüfte, zog ihn ein Stückchen dichter zu mir und sah ihn eindringlich an.
Sein Atmen beschleunigte sich augenblicklich, er legte seine Hände auf meinen ab und sein Blick war erneut nur auf meinen Lippen gerichtet. Du kannst sie gerne wieder bekommen!
Ich beugte mich wieder zu ihm herunter und desto näher ich seinen Lippen kam, desto mehr spürte ich seinen warmen und schnellen Atem auf meiner Haut.
Ich lauschte jedem einzelnen seiner Atemzüge und als nur noch wenige Zentimeter unsere Lippen vor einem erneuten Zusammentreffen trennten, hauchte ich ihm folgende Worte auf diese:,,Es ist okay.''
Daraufhin vereinte ich diese wieder miteinander und dieses Mal trennte Tim uns auch nicht voneinander, sondern ließ diesen ebenfalls tollen Kuss vollkommen zu.
Erneut kamen die gleichen Gefühle wie eben hoch und ich fühlte mich in diesem Moment so unfassbar glücklich, wie schon lange nicht mehr.
Wir knutschen eine Weile miteinander rum und lösten uns hauptsächlich nur voneinander, wenn wir nach Luft rangen mussten.
Doch nachdem wir wieder genug Luft getankt hatten, lagen unsere Lippen erneut aufeinander, die vom ganzen küssen schon ganz wund und rot waren.
In Tims Atelier müsste es mindestens schon einige Grad wärmer geworden sein, obwohl das Fenster immer noch sperrangelweit auf war. Aber bei so einem heißen Mann wie Tim konnte einem auch überhaupt nicht kalt werden.
Trotz dass ich es genoss, wie wir beide hier miteinander herumknutschten, wollte ich unbedingt mehr und das zeigte ich Tim auch, indem ich meine nicht zu übersehbare Latte an ihn drückte, weshalb dieser leise in den Kuss hineinstöhnte und uns voneinander löste.
,,Ich will dich.'', keuchte ich in sein Ohr und kurz darauf lagen erneut unsere Lippen aufeinander.
Ich ließ meine Zunge in seine Mundhöhle wandern, wo ich natürlich auch sofort damit anfing, diese freudig und neugierig zugleich zu erkunden.
,,Lass'...lass'...uns...zur...Couch...'', bekam Tim gerade noch so zwischen unseren feuchten, kurzen Küssen aus seinem Mund und wir bewegten uns langsam und küssend zugleich in die Richtung der Couch.
Doch während wir uns zum Sofa bewegten, schlang Tim seine Beine um meine Hüfte und mit welcher Kraft auch immer, trug ich ihn den Rest des Weges zum Sofa.
,,Hast du etwa keine Kraft mehr, um alleine zu gehen?'', fragte ich grinsend nach, während er mir den ein oder anderen Knutschfleck am Hals verpasste.
,,Wo soll man die auch herkriegen, wenn so ein heißer Typ wie du vor einem steht und man mit diesem auch noch herumknutscht?!'', wisperte Tim gegen meinen Hals, leckte genüsslich an diesen und ich massierte seinen kleinen, prallen Hintern, ehe ich ihn behutsam auf der Couch ablegte und über ihn kletterte.
Augenblicklich zog ich Tim seine Boxershorts aus und als ich mir seinen Schwanz haargenau ansah, leckte ich mir einmal genüsslich über die Lippen. Noch viel schöner, als ich ihn eigentlich erwartet hatte.
Tim streifte mir den Bademantel ebenfalls vom Körper und begutachtete diesen daraufhin, obwohl er meinen schon oft genug gesehen und gemalt hatte.
Während ich seinen schönen, nackten Körper stattdessen zum ersten Mal sah und ziemlich geflasht davon war, wie perfekt dieser eigentlich war.
,,Du hast so einen wunderschönen Körper, wusstest du das eigentlich?!'', fragte Tim mich lächelnd und fuhr mir kurz durch die Haare, weshalb meine Kopfhaut wie verrückt zu kribbeln begann. Ich schüttelte nur einmal mit dem Kopf und er massierte meinen Hintern.
,,Glaub' mir, ich habe schon so verdammt viele nackte Körper gemalt, aber deiner war immer noch der Allerschönste.'', flüsterte Tim mir entgegen und fuhr mit seinen Fingern meinen Glückspfad entlang, sodass ich augenblicklich eine angenehme Gänsehaut am ganzen Oberkörper bekam.
,,Aber niemand ist so perfekt wie du.'', hauchte ich ihm gegen die Lippen, ehe ich diese wieder miteinander vereinte und wir eine Weile miteinander rummachten und uns gegenseitig befummelten.
,,Hast du ein Kondom dabei?'', fragte Tim irgendwann, als wir uns aufgrund des Luftmangels voneinander gelöst hatten und ich griff nach meiner Jacke, welche über der Sofalehne hing, um aus meiner Jackentasche, mein Portmonnaie und dann schließlich daraufhin ein Kondom zu zücken.
,,Immer dabei.'', zwinkerte ich ihm grinsend zu und streifte es mir daraufhin auch schon über.
Tim spreizte währenddessen seine Beine noch etwas mehr, was mich ungemein erregte und zog mich, an meinem Nacken, zu einem erneuten Kuss zu sich herunter.
Während Tim gerade seine Zunge in meinen Mund schob, drang ich ganz langsam in ihn ein und hatte kurz darauf den besten Sex seit langem.
[...]
Keuchend lehnte wir uns auf der Couch zurück und augenblicklich kuschelte sich Tim an meine verschwitzte Brust, die sich immer wieder sehr schnell hob und wieder senkte.
,,Wow...'', war das Einzige, was ich noch gerade so herausbekam und gab ihm einen Kuss auf die verschwitzen Haare.
,,Das war einfach nur schön.'', meinte Tim lächelnd und sah zu mir hoch.
,,Fand ich auch.'' Ich fuhr ihm durch die Haare und er robbte etwas weiter zu mir nach oben, sodass wir auf Augenhöhe waren.
Als wir uns wieder einigermaßen von unseren Orgasmen und dem Sex erholt hatten und unsere Atmungen wieder vollkommen normal waren, vereinte ich erneut unsere Lippen miteinander und wir machten uns bereit für Runde zwei.
Ich bereute es so gar nicht, mich je von Tim malen gelassen zu haben, denn wenn dies nicht so wäre, würde dieser Typ hier momentan nicht gerade stöhnend unter mir liegen und fast den Verstand wegen mir verlieren.
Ich war glücklicher denn eh und je und das sollte isch auch nie wieder ändern.
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