Break up

-Tims Sicht-

Ich war gerade auf den Weg zu meiner Freundin Anna, welche ich schon seit geschlagenen drei Wochen nicht mehr gesehen hatte. Ich konnte es kaum noch erwarten, sie endlich wiederzusehen, zu küssen, mit ihr zu kuscheln, sie zu berühren.
Man mag es mir vielleicht wegen meinem Rapper-Image nicht glauben, aber auch ich konnte mich verlieben und in der Lage dazu sein, eine ordentliche Beziehung zu führen und mich nur an eine einzige Person binden zu können. Und wenn ich mich dann erst einmal in eine Person verliebt hatte, dann konnte ich auch ganz schön an dieser hängen.
Ob das nun eine gute oder schlechte Eigenschaft war, musste jeder selbst wissen. Ich persönlich bin sehr ambivalent was diese Sache betraf, denn einerseits konnte es sich ziemlich toll, aber auch ziemlich nervig sein.
Denn ich dachte oft, dass ich durch meine Anhänglichkeit die Person damit nervte und ich ihr manchmal nicht die nötige Ruhe gab, die sie unbedingt brauchte und auch wollte.
Bei Anna war ich mir tatsächlich nicht so sicher, was sie von meiner Anhänglichkeit hielt, denn sie hatte sich darüber noch nie beschwert, weder sich deswegen aufgeregt.

Als ich bei ihr angekommen war, klingelte ich auch schon und ein Summen ertönte.
Ich drückte die Haustür auf und ging mit schnellen Schritten die Treppen zu Annas Wohnung hoch.
An ihrer Wohnungstür angekommen, empfing sie mich auch schon lächelnd, was mich ebenfalls sofort zum Lächeln brachte. Ich liebe diese Frau einfach so sehr!

 ,,Hey.'', begrüßte ich sie grinsend und zögerte keine Minute, sondern begann auch schon damit, sie gierig zu küssen.
Sie erwiderte den Kuss sofort und schob mich immer noch küssend in ihre Wohnung.
Mit meinem Fuß stieß ich die Tür zu und wir verbrachten eine Weile küssend in ihrem Flur, so wie wir es meistens immer taten, wenn wir uns eine längere Zeit nicht gesehen hatten.

Als unsere Lippen schon ganz wund vom Küssen waren, lösten wir uns voneinander und sahen uns in die Augen.
,,Ich hab' dich vermisst.'', flüsterte ich grinsend gegen ihre Lippen.
,,Ich dich auch.'', grinste sie zurück und schon drückte ich wieder meine Lippen auf ihre. Wer weiß, wann wir uns wiedersehen würden.

Anna arbeitete nämlich beim DRK und half wo es nur ging und wo sie nur konnte. Ein toller, aber zugleich auch zeitaufwendiger und anstregender Beruf.
Es kam nicht selten vor, dass sie total müde und fertig nach Hause kam und sofort einpennte, obwohl wir uns lange nicht mehr gesehen hatten und ich im Bett nur auf sie gewartet hatte.
Manchmal musste sie sogar auch in andere Städte oder gar Länder reisen, um von dort aus helfen zu können und das war meistens einer der Gründe, wieso wir uns nicht so regelmäßig sehen konnten, weil Anna so durch die halbe Weltgeschichte pilgerte.
Zwischen ihr und ihrem Job war es eh so eine Art Hassliebe. Sie liebte es zwar anderen Menschen helfen zu können, aber anderseits hasste sie es auch, weil es manchmal so anstregend war und sie an manchen Tagen völlig verzweifelt von diesem ganzen Stress war.
Aber sie meinte mal zu mir, dass sie sich nicht vorstellen könnte, je in einem anderen Beruf zu arbeiten.

Während ich so weiterdachte, stupste ich mit meiner Zunge gegen ihre Lippen, welche sie sofort öffnete und mir Einlasse gewährte. Natürlich wollte ich sofort mehr und ließ meine Hände unter ihr Shirt gleiten.
Doch noch bevor ich es ihr überhaupt über den Kopf streifen oder gar ihre Brüste anfassen konnte, packte sie meine Hand sofort wieder dorthin, wo sie auch herkam.
Leicht verwundert verzog ich das Gesicht, denn Anna hatte meistens immer Lust auf Sex. Aber warum dann jetzt nicht? Normalerweise schliefen wir immer miteinander, wenn wir uns eine längere Zeit nicht gesehen hatten. Irgendwas lag doch nicht der Luft, das spürte ich ganz genau.

 Sie löste unseren Kuss daraufhin und sah mich vollkommen ernst an.
,,Wir müssen reden.'', sagte sie und ihr Blick wanderte zum Boden. Okay, diese drei Worte bedeuteten meistens nie etwas Gutes, vor allem nicht bei einer Beziehung.
Es konnte auch nur drei Optionen geben, wieso sie unbedingt mit mir reden wollte und wir davor noch nicht einmal in Ruhe Sex miteinander haben konnten. Entweder, sie hatte mich betrogen, ist schwanger oder hat vor mit mir Schluss zu machen.

Betrogen konnte sie mich wahrscheinlich nicht haben, da sie die letzten drei Wochen die ganze Zeit über arbeiten musste und wahrscheinlich eh viel zu fertig gewesen war, um hätte mit jemand anderes schlafen zu können.
Schwanger konnte sie auf gar keinen Fall sein, da wir so gut wie immer verhütet hatten und ich mir ziemlich sicher bin, dass weder das Kondom gerissen ist, noch sie die Pille in dieser Zeit vergessen hat.
Die einzige Option die jetzt noch übrig blieb, war die, dass sie Schluss machen will.
Wenn ich ehrlich bin, dann waren mir die zwei anderen Optionen doch noch viel lieber, obwohl diese genauso schrecklich waren.

,,L-Lass' uns ins Wohnzimmer gehen.'', stotterte sie und machte eine Handbewegung in Richtung Wohnzimmer. Ich nickte nur stumm und folgte ihr mit langsamen Schritten.
Wir beide ließen uns auf dem Sofa nieder und ich schaute sie fragend an. Ich hatte echt Angst vor dem, was gleich kommen würden.
Sie sah unsicher zu mir und spielte nervös mit ihren Händen.

,,Was ist denn los?'', fragte ich daraufhin. Sie sollte einfach damit herausrücken und sagen, was eigentlich los ist.
,,Tim, ich...fuck...'', fing sie an, brach aber augenblicklich wieder ab und vergrub die Hände in ihrem Gesicht.
Ab da war dann erst einmal langes Schweigen angesagt.

Ich wusste echt nicht so recht, was ich tun oder gar sagen sollte. Ich wusste ja noch nicht einmal selbst was überhaupt los ist.
Mir fallen einfach nur diese drei Optionen ein und ich finde keinen von ihnen in keinsterweise gut.
Wenn sie mich betrogen hätte, dann wäre das echt verdammt scheiße und ich würde ihr wahrscheinlich nicht mehr so ganz vertrauen können.
Ich möchte auch nicht, dass sie schwanger ist, da wir einfach noch nicht bereit dazu sind Eltern zu werden und wir es in näherer Zukunft auch noch nicht geplant hatten.
Und wenn sie Schluss machen würde, dann würde mir das echt verdammt das Herz brechen. Ich hatte mich in Anna nämlich so krass verliebt und wollte sie auch nie wieder aus meinem Leben gehen lassen.
Oh man, es sollte einfach keine von diesen Optionen sein. 

,,Erinnerst du dich noch daran, als ich dir erzählt habe, dass viele meiner Kollegen nach Afrika versetzt wurden, weil dort zurzeit dringend Hilfe gebraucht wird und wir dort Mangel an Arbeitskräften haben?'', brach sie dann das Schweigen zwischen uns und sah mich fragend an. Ja, daran konnte ich mich noch ziemlich gut erinnern, weil Anna an diesem Tag sehr gestresst nach Hause kam und sich einfach nur müde in meine Arme fallen gelassen hat.
Ich nickte und seufzte einmal. Oh Gott, bitte lass' es nicht das sein, was ich denke.
,,Na ja, die Hilfe dort ist echt total dringend und viele meiner Kollegen sind aufgrund ihrer Familien wieder zurück nach Deutschland gekommen, weil sie diese eben nicht im Stich und alleine lassen wollen.'', erklärte sie dann weiter und atmete einmal geräuschvoll die Luft aus.
Nein, es ist das, was ich denke. Ich hätte wirklich mit allem gerechnet, aber nur nicht mit das. 
,,Ist es das, was ich denke?'', fragte ich sie und man hörte meine Traurigkeit nur förmlich aus meiner Stimme herausschreien.

Ich hatte nie etwas gegen Annas Beruf gehabt, aber das war eine Sache, die ich an ihrem Beruf hasste. Man wusste einfach nie, was als nächstest auf sie zu kommen würde und wohin ihre Reise als nächstest gehen würde.
Und wie es den Anschein machte, würden wir uns wohl lange nicht mehr sehen, da ich ja nicht einfach mal so nach Afrika reisen konnte, das geht einfach nicht.
Der Grund, warum ausgerechnet sie ausgewählt wurde, war ganz einfach: Sie ist erstens noch ziemlich jung und hat im Gegensatz zu vielen anderen Mitarbeitern keine Kinder. Sie konnte nicht einfach so sagen, dass sie nicht mit nach Afrika konnte, weil sie Zuhause ein kleines Kind oder allgemein eine Familie hatte.
So gesehen hielt Anna auch gar nichts in Deutschland und wenn sie sagen würde, dass sie nur aufgrund ihres festen Freundes gerne hier bleiben würde, würde ihr Chef sie nur zwischen die Wahl zwischen mir und ihrem Job stellen. Und ich wusste ganz genau, dass ihr diese Entscheidung nicht gerade leicht fallen würde.
Dementsprechend konnte Anna nichts anderes machen, außer zu hoffen, dass sie nicht allzu lange dort bleiben musste und schnell wieder zurück nach Deutschland und zu mir kommen konnte.

,,Ich habe echt alles versucht, damit ich hierbleiben kann. Aber es hat alles nichts gebracht, weil mein Chef sich einfach nicht überreden lassen wollte und nur gemeint hat, dass, wenn ich es nicht will, mir einen neuen Job suchen kann, weil ich ja schon von vornherein wusste, was bei diesem Beruf alles auf mich zu kommt.'', erklärte sie mir seufzend und ich nickte verständnisvoll.
,,Und du weißt ebenso gut wie ich, dass ich nie im Leben einen anderen Job annehmen würde. Egal ob ich da mehr verdienen würde oder sonstiges.'', fügte sie noch hinzu und erneut nickte ich.
Natürlich wusste ich das. Anna liebte ihren Job und würde für kein Geld der Welt damit aufhören oder je daran denken, diesen Beruf hinzuschmeißen. Der Job passte einfach zu ihr und selbst ich konnte sie mir in keinem anderen Beruf so wirklich vorstellen.

,,Aber für wie viele Wochen oder Monate bist du denn weg? Weißt du das schon?'', fragte ich dann nach und hoffte, dass es nicht allzu lange war.
Wie sollte ich es auch nur ohne sie aushalten? Anna musste einfach bei mir bleiben. Selbst die drei Wochen ohne sie waren die Hölle gewesen. Wie wird es denn wohl aussehen, wenn sie vielleicht für einige Monate weg ist und ich sie noch nicht einmal besuchen fahren kann?
Es würde eine sehr schreckliche Zeit werden, das stand fest - obwohl sie noch nicht einmal begonnen hatte.
Ich würde in dieser Zeit auch sicherlich überhaupt nicht aus dem Haus gehen und Marcel würde, aus Mitleid natürlich und damit ich nicht verhungerte, meinen Einkauf erledigen. Anna war nämlich meistens der einzige Grund, wieso ich mein Haus überhaupt verließ.
Meine Tour und mein Album waren schon lange fertig und abgeschlossen. Mit Blood Demons hatten wir auch nichts Großartiges geplant, außer die Open-Airs, aber diese fanden ja auch erst im Sommer statt. Und ansonsten hatte ich keinen weiteren Grund um das Haus zu verlassen, außer ganz allein' für Anna.

,,Ich wünschte es wären Monate.'', flüsterte sie dann, vergrub wieder ihr Gesicht in ihren Händen und fing an zu weinen.
Wie bitte, was? Sie wünschte es wären nur Monate? Moment, hieß das etwa...Nein, das konnte nicht sein, nein. Warum sie? Nein, einfach nein.
Auch mir stiegen Tränen in die Augen. Ich will das einfach nicht! Warum ausgerechnet sie? Hatten die nicht noch andere junge Mitarbeiter ohne Kinder? Warum nur? 

,,Heißt das etwa...?'', flüsterte ich dann leise und sie nickte.
,,Ich werde wahrscheinlich ein ganzes Jahr oder noch länger dort bleiben müssen. Ich kann dich auch leider nicht besuchen kommen, Schatz.'', nuschelte sie in ihre Hände und ich hätte es fast nicht verstanden.
Dieser Satz bestätigte dann also meinen Verdacht: Anna wird versetzt, in ein anderes Land, zu einem anderen Kontinent.
Hätte es nicht wenigstens in Europa sein können? Am Besten ein Land, welches an Deutschland grenzte? Warum ausgerechnet Afrika? Und vor allem, warum ausgerechnet sie?

So viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf und ich fand auf keine eine vernünftige Antwort.
Ich wusste echt nicht, was ich davon halten sollte. Aber eins stand fest: Ich fand es absolut schrecklich und bin am Boden zerstört, dass ich Anna bald für eine längere Zeit nicht mehr sehen würde.
Es ist natürlich schön, dass sie dort Menschen helfen wird. Aber es ist eben auch ziemlich scheiße, dass wir uns nicht sehen können.
Es verletzte mich einfach verdammt sehr, dass ich Anna erst wahrscheinlich in einem Jahr oder was weiß ich wann wiedersehen würde. Warum werden mir immer die Personen weg genommen, die ich so sehr liebe? Warum habe ich immer so Pech in der Liebe? Warum immer ich? Warum klappten bei mir Beziehungen nie perfekt?
Ich habe doch nie jemandem etwas Böses getan. Warum passieren mir immer so schreckliche Dinge? Das ist doch alles scheiße und nicht fair!

Es blieb wieder eine Zeit lang ruhig zwischen uns.
Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie das gerade über die Lippen gebracht hatte. Ich werde sie ein Jahr oder länger nicht sehen können. So eine Scheiße!
Ich konnte es nur immer wieder wiederholen, wie scheiße ich das Ganze doch eigentlich fand. Es war einfach scheiße, wenn die Person, die man über alles liebte, plötzlich nicht mehr da war und man noch nicht einmal die Chance dazu hatte, um sie zu sehen. Warum denn ausgerechnet so lange, man?

,,Timi, es tut mir echt verdammt Leid.'', entschuldigte sie sich und legte ihre Hand zögerlich auf meine.
Das half mir auch nicht gerade weiter. Allein' die Vorstellung, dass wir es bald nicht mehr machen könnten, verpasste mir einen schmerzhaften Stich ins Herz. Scheiß Liebe, immer hatte ich nur Pech mit den Frauen!
Nichts gegen Anna oder gegen alle anderen Frauen, denn ich liebte sie und wusste, dass sie gar nichts dafür konnte. Nur wird mir leider schon von klein auf an immer das weg genommen, was ich so sehr liebte und all die Dinge, die ich so sehr hasste, blieben weiterhin bei mir und verschwanden nie.

,,Kann ich nicht mitkommen?'', fragte ich dann weinend nach und schaute sie hoffnungsvoll an.
,,Was?'', fragte sie verwirrt und schaute auf. Und sie so zu sehen, brach mir echt das Herz. Ich konnte Menschen, die mir lieb und wichtig waren, einfach nicht traurig sehen, das war eines der schrecklichsten Dinge für mich.
,,Ob ich mitkommen kann - zu dir nach Afrika. Ich mein', hier braucht mich doch eh keiner, also kann es doch egal sein, wenn ich mit dir zusammen für ein Jahr nach Afrika ziehe.'', erklärte ich ihr genauer und zuckte mit den Schultern. Anna hatte zwar gesagt, dass sie niemanden besuchen konnte, aber nicht, dass sie niemanden mitnehmen durfte.
Außerdem, wer würde mich schon hier vermissen? Hier in Deutschland brauchte mich doch eh weiter keiner. Okay, vielleicht die Jungs, wegen der Band. Aber die brauchten mich doch eh nur wegen der Band.
Mich brauchte hier keiner. Also war es doch egal, auf welchem Kontinent ich mich nun befand. 

,,Rein theoretisch gesehen könntest du schon mit...''
,,Aber?'', unterbrach ich sie. Was würde jetzt wohl kommen? Wollte sie mich vielleicht gar nicht mit nach Afrika nehmen?
,,Timi, ich liebe dich zwar, aber ich kann dich doch nicht mitnehmen.'', sagte sie weinend und mein Herz zersprang nun augenblicklich in tausend Teile.
Das hatte sie doch nicht gerade ernsthaft gesagt, oder? Das war doch nicht wahr, was sie da eben gesagt hatte. Warum will sie mich denn bitte nicht mitnehmen, wenn das doch rein theoretisch möglich wäre? Wieso?

,,Warum kannst du das nicht?'', fragte ich sie dann aufgebracht und man hörte, dass ich sauer war. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie mich nicht mitnehmen wollte!
Ich mein, wenn sie mich so sehr liebte, dann ist das doch die Chance, dass wir noch zusammenbleiben und uns sehen können. Warum wollte sie diese Chance dann nicht auch nutzen?
,,Timi, du wirst hier gebraucht, glaub mir.'', fing Anna an und ich schüttelte augenblicklich mit dem Kopf.

,,Wenn du anfängst mit der Band, dann kannst du dir das gleich klemmen. Die brauchen mich doch nur, wenn ein Album ansteht, sonst auch nicht.'', blockte ich sofort ab und lachte kurz auf, weil es einfach stimmte.
Wann wollten die Jungs denn schon etwas mit mir machen, wenn es nicht um die Musik ging? Richtig, nie. Der einzige Grund wieso die mich brauchten, war einfach nur die Band.
Okay, Lukas kam ab und zu mal zu Besuch und unternahm relativ viel mit mir. Aber Benni und Stefan? Die wollten doch eh nur etwas von mir wissen, wenn es um die Band ging - sonst interessierten die sich auch nicht für mich.

,,Timi, das ist doch völliger Quatsch. Natürlich brauchen die Jungs dich hier in Deutschland und nicht nur wegen der Band. Wenn du nicht mehr da wärst, dann würde denen auch einiges fehlen und das liegt nicht nur an der Musik, vertrau' mir.'', begann ich zu von neuem und wieder schüttelte ich nur mit dem Kopf.
,,Lukas ist der Einzige, der außerhalb der Band etwas von mir will. Aber Benni und Stefan wollen privat nichts weiter von mir.'', erwiderte ich nur und zuckte erneut mit den Schultern, weil es nun mal die Wahrheit war. Anna seufzte nur und lehnte sich zurück.

,,Und was ist mit deinem neuen Label, welches du vor kurzem gegründet hast?'', fragte sie nach.
,,Die brauchen dich ganz bestimmt und die wollen alle auch privat etwas mit dir zutun haben.'', fügte sie noch hinzu.
Und wo sie Recht hatte, hatte sie nun mal Recht. Es ist mein Label - es gehörte mir - ich war der Chef. Aber brauchten die mich wirklich? 

Wir schwiegen erneut eine Zeit lang und ich war einfach total überfordert mit der ganzen Situation.
Erst sagte mir Anna, dass wir uns verdammt lange nicht mehr sehen würden und dann sagte sie mir noch, dass sie mich noch nicht einmal mit nach Afrika nehmen wollte.
Und nun machte ich mir auch noch Gedanken darüber, was genau mich eigentlich hier in Deutschland hielt. Und es erschreckte mich schon sehr, dass die einzigen Gründe mein Label und Lukas sind.
Sonst gab es absolut nichts, was mich weiter hier halten würde. Wirklich?

Anna setzte sich auf und seufzte erneut.
,,Timi, es tut mir doch verdammt Leid, dass ich dich nicht mitnehmen will.'', fing sie an und legte ihre Hand auf meinen Rücken, was mir einen erneuten Stich ins Herz versetzte.
Es tut einfach so weh, zu wissen, dass sie das höchstwahrscheinlich bald nie wieder machen würde. Wer weiß, ob wir überhaupt noch Kontakt miteinander haben werden, wenn sie erst einmal in Afrika ist? Oder ob wir es danach nochmal miteinander probieren würden?

,,Wir beide haben einfach zwei verschiedene Jobs, die sich in keinsterweise irgendwie ansatzweise ähneln. Wir wollen einfach verschiedene Dinge, verstehst du?! Ich möchte Menschen helfen und die Welt ein Stückchen besser machen du möchtest eben Musik machen, auf Tour gehen und einfach Spaß an der Sache haben, die du über alles liebst. Und ich weiß ganz genau, dass du die Musik viel mehr liebst als mich. Auch, wenn du es abstreiten wirst, aber ich kann dir nicht das nehmen, was du so sehr liebst und was dich erfüllt.'', redete sie weiterhin weinend auf mich ein und streichelte mir über den Rücken, während sie näher an mich heranrückte.

Erneut blieb es eine Zeit lang ruhig zwischen uns und die Tränen liefen mir nur wie Bäche die Wange hinunter.
Das war es also, dass Ende unserer zweijährigen, eigentlich so tollen Beziehung.
Anna würde mich verlassen und ich würde sie höchstwahrscheinlich auch nie wiedersehen. Scheiß Liebe, du Hurensohn!

,,Heißt dass...du machst...machst Schluss?'', fragte ich schluchzend nach, obwohl ich mir die Antwort schon von vornherein denken konnte. Doch ich wollte es aus ihrem Mund hören.
Anna nickte stumm und atmete dann geräuschvoll aus.
,,Es tut mir Leid. Aber wir beide wollen einfach verschiedene Dinge und ich möchte nur, dass es dir gut geht. Auch wenn ich dafür nicht mehr an deiner Seite bin.'', antwortete sie sanft und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Jede Berührung von ihr schmerzte, weil ich ganz genau wusste, dass sie es bald nicht mehr tun würde. Dass sie nie wieder irgendwas mit mir tun würde. Gar nichts.

Anna drehte mich zu sich und sah mich besorgt und vollkommen verheult zugleich an.
,,Ich kann es nur immer wieder wiederholen, wie leid mir das doch tut. Aber es geht einfach nicht anders und es ist auch das Beste für uns.'', entschuldigte sie sich und ich nickte.
,,Kriege ich noch einen letzten Kuss, ehe ich gehe?'', war meine letzte Bitte an sie und nun war sie es, die nickte.
Daraufhin legte sie ihre zarten, weichen Lippen das allerletzte Mal auf meine und Tränen liefen mir nur so die Wange hinunter. In diesem Moment brach mein Herz komplett und könnte nie wieder zusammengeflickt werden. Never.

Wir lösten uns wieder voneinander und sie strich mir die Tränen aus dem schon so verheulten Gesicht.
,,Ich wünsche dir viel Glück mit dem, was du noch so tun wirst, Timi. Nur das Beste für dich, mein Schatz.'', flüsterte sie leise, stand auf und nahm meine Hand.
Ich konnte nichts erwidern, denn ich war wie eingefroren. Ich konnte es echt nicht fassen, dass das jetzt das Ende sein sollte. Nach allem, was ich mit ihr zusammen erlebt hatte, war's das einfach jetzt.
Sie öffnete die Wohnungstür, strich noch einmal über meinen Handrücken, was extrem weh tat und ließ dann meine Hand los.
,,Tut mir Leid.'', entschuldigte sie sich das allerletzte Mal, ehe sie mich aus ihrer Wohnung schob, mir noch einen Kuss auf die Wange drückte und dann die Wohnungstür schloss.

Immer noch total perplex ging ich die Treppen runter und nach Hause.
Ich konnte es einfach nicht richtig realisieren. Annas und meine Beziehung ist zu Bruch gegangen und dieses Mal hatte noch nicht einmal ich Schluss gemacht.
Wie krass war das denn bitte?

Ich ignorierte alle Leute um mich herum, als ich durch die überfüllte Innenstadt von Bielefeld ging.
Den Touristen, der mich nachdem Weg fragte.
Irgendein Bekannter, der mich grüßte und danach irritiert musterte.
Die Menschen, die mich komisch ansahen, weil ich total verheult war.
Alles um mich herum ignorierte ich.

An meinem Haus angekommen, ging ich die Treppen hoch, schloss die Tür auf, ging herein und ging sofort zielstrebig Richtung Schlafzimmer.
Ich wollte einfach niemanden mehr sehen, schaltete deswegen sogar mein Handy aus und legte mich zügig ins Bett.
Das war es also, es war endgültig vorbei - für immer.

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Das Kapitel ist inspiriert von der Serie ''Faking It'' (Episode 6, Staffel 2).

Einen schönen Tag noch und viel Spaß beim Lesen! :) 

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