Wolkenbruch - Atemnot - Schrank - Stille
Ein Donner rollte über die Stadt, als die Straßen sich schon längst in Flüsse verwandelt hatte. Das Wasser umspülte ihre nackten Füße. Ihre Klebten ihr am Körper und die Tränen auf ihrer Haut waren von den Regentropfen nicht zu unterscheiden. Der Blick in ihren Augen war genau so leer, wie ihr Herz. Der Schmerz hatte sich wie eine riesige, hässliche Spinne auf ihre Brust gesetzt und schnürte ihr die Luft ab. Selbst als die Atemnot sie auf die Knie warf und der Wolkenbruch ihr den Regen ins Gesicht peitschte zeigte sie keine Reaktion. Als sie endlich die Tür zu ihrer leeren Wohnung öffnete bildeten sich Pfützen um ihre Füße, doch die Trauer machte sie blind für das Wasser und taub für das Plätschern des Regens. Es schnürte ihr die Kehle zu hatte ihr das Herz aus der Brust gerissen und ihr danach sämtliche Rippen gebrochen, die mit jedem Schluchzer und jeder Träne brannte wie flüssiges Feuer. Anfangs waren die Tränen heiß gewesen und salzig auf ihren Lippen, doch jetzt war alles in ihr einfach nur leer, ferngesteuert. Das Mädchen schlurfte in ihr dunkles Schlafzimmer. "Verschwinde, du Schlampe!" 3 Wörter. Wieder stieg ein Wimmern in ihrer Kehle auf. Stille empfing sie, als sie die Flügeltüren des riesigen Kleiderschrankes öffnete und sich zwischen Jeans und Röcken zusammenrollte. Niemand. Nichts. Kein Geräusch. Das nächste, kleine Körnchen Belastung würde sie komplett zerstören. Sie konnte nur daliegen, in ihrem Schrank, abgeschottet von der Außenwelt, bis auf die Knochen durchnässt, in die Schwärze starren und in die Stille lauschen, während die Trauer sie von innen auffraß.
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