Der junge Kater Zweig rannte über die sandigen Felder. Neben ihm lief sein Bruder Stock. Die beiden Kater waren Schüler und eigentlich um Sonnenhoch zum Kampftraining verabredet gewesen. Nun kamen sie leider zu spät.

Als sie am Trainingsplatz ankamen, wurden sie von ihren Lehrerinnen geschimpft. Zweigs Lehrerin Nadel erklärte, dass es nicht in Ordnung war, zu spät zu kommen. Stocks Lehrerin Schmetterling machte die Schüler darauf aufmerksam, dass sich die Kämpferin Eis extra für sie Zeit genommen hatte. Die beiden Schüler entschuldigten sich.

Schmetterling erklärte kurz den Zweck dieses Trainings: „Wie ihr wisst, wir es nicht mehr lange dauern bis der Schnee fällt. Deshalb habe ich Eis gebeten, euch beim Training zuzuschauen damit sie euch noch wichtige Tipps geben kann."

Besorgt sah Zweig in den Himmel. Es sah wirklich so aus, dass es heute noch schneien würde. Er bekam Angst. Sobald der erste Schnee fallen würde, würden Zweig und sein Bruder sich auf die Reise begeben müssen, die jede Katze der Sonnen-Katzen antreten musste. Sie wussten nicht, wann sie zurückkehren würden.

Die Regeln besagten, dass die Reisenden mindestens so lange auf der Reise sein musste bis der Schnee geschmolzen war. Ein Reisender durfte erst zurückkehren, wenn er sich sicher war, dass sie eine Sonnen-Katze bleiben wollten und sich entschieden hatten, welchen Beruf er ausüben wollte.

Vor der Reise sollten sich die Katzen noch keine Gedanken über ihren Beruf machen, doch Zweig war sich bereits jetzt sicher, dass er kein Kämpfer werden wollte. Kämpfer mussten die anderen Katzen beschützen, wenn sie sich außerhalb des Lagers aufhalten mussten. Zweig wollte nicht, dass seine Aufgabe hauptsächlich daraus bestand, anderen Katzen hinterher zu laufen.

Plötzlich wurde Zweig umgeworfen. Stock war auf ihn gesprungen und hatte ihn nun zu Boden gedrückt. Triumphierend sah er seinen Bruder in die Augen. Verzweifelt schrie Nadel Zweig an: „Ich versuche doch nur, dir zu helfen! Der Schnee fällt in den nächsten Tagen, vielleicht sogar noch heute. Du wirst für ein paar Monde auf dich alleine gestellt sein." Zweig entschuldigte sich.

Dann übte er mit Stock, bekam Tipps von Eis und musste am Ende sogar gegen Eis antreten. Die Kämpferin hatte ihn natürlich innerhalb weniger Herzschläge auf dem Boden fixiert, doch sie lobte seine Kapffähigkeiten.

Nach dem Kampftraining gingen die Katzen zurück in ihr Lager. Zweig und Stock liefen zu ihrem Anführer Feuer der Sonne und fragten nach Beute. Sie bekamen ein Kaninchen, was sie sich in der Mitte des Lagers teilten. Dabei sahen sie den Jungen beim spielen zu. Sie hießen Stein und Beere und waren sehr tollpatschig.

„Ich erinnere mich noch daran, wie du mich beim Kämpfen fast erstickt hättest als wir Junge waren.", bemerkte Zweig. Stock erklärte: „Daran kann ich mich nicht erinnern." „Soll ich davon erzählen?" „Gerne" „Damals waren wir vielleicht drei Monde alt. Du bist auf mich gesprungen und hast mich zu Boden gedrückt." Zweig bemerkte, dass sein Bruder nicht zuhörte. „Was ist?", wollte er wissen. Stock starrte erschrocken in den Himmel. Zweig folgte seinem Blick und erkannte, was sein Bruder sah.

Schnee!

Ich muss jetzt gehen. Die Reise wird heute beginnen. Dann sind Stock und ich auf uns alleine gestellt. Ich werde die Sonnen-Katzen Monde lang nicht sehen.

Auch andere Katzen bemerkten den Schnee. „Der Schnee fällt!", rief Wasser aus. Alle Katzen strömten aus den unterirdischen Bauen.

Feuer der Sonne überprüfte, dass alle Katzen da waren, dann verkündete er: „Wie ihr wisst, treten Stock und Zweig nun ihre Reise an. Wir werden sie nun verabschieden."

Er stellte sich zum Lagereingang. Schmetterling und Zweig stellten sich zu ihm. Alle anderen Katzen versammelten sich um Zweig und Stock. Sie verabschiedeten sich von ihnen. Wasser wünschte ihnen eine schöne Reise. Stein und Beere erklärten, dass sie sich auch schon total auf ihre Reise freuen würden. Eis machte den jungen Katern nochmal Mut: „Ihr seid mutig und stark. Ihr schafft das!"

Dann gingen Zweig und Stock auf ihre Lehrerinnen zu. Zweig neigte den Kopf vor Nadel. Dann sah er sie an. Sie senkte ihren Kopf zu Zweigs Ohr und flüsterte: „Schon bei deinem ersten Training ist mir aufgefallen, dass du viele Gute Ideen hast. Gute Ideen sind wichtig und werden dich weiter bringen." Zweig sah ihr dankbar in die Augen. Er fühlte Mut in sich aufsteigen, als seine Lehrerin das sagte.

Feuer der Sonne sprach zu den beiden: „Stock und Zweig, ihr tretet nun eure Reise an. Reist und lernt über euch selbst. Kehrt zurück oder findet euren Platz woanders. Viel Erfolg!" Zweig wusste, dass nun der Moment gekommen war, in dem er gehen würde. Er bekam Angst.

Stock ging vor ihm zu Feuer der Sonne. Zweig ging direkt nach seinem Bruder zu seinem Anführer. Zweig neigte den Kopf vor Feuer der Sonne und dieser leckte ihm einmal über den Kopf. Dann lief Zweig zu seinem Bruder und gemeinsam verließen sie das Lager der Sonnen-Katzen, während der Schnee auf sie hinab fiel und die Welt langsam mit Weiß bedeckte.