Adventsabend

Meine Mutter verabschiedete sich von mir: „Tschüss, Sophia!" „Tschau, Mama!", antwortete ich „Bis morgen!", sagte sie und verließ das Haus. „Viel Spaß!", rief ich ihr hinterher.

Mein Vater kam an den Esstisch, wo ich saß. Er war nicht so entspannt, wie meine Mutter. „Schaffst du das wirklich?", fragte er. „Ja", antwortete ich genervt. Er seufzte.

„Gut. Julius und Cosima sind in ihrem Zimmer. Wann müssen sie ins Bett?"

Wie oft wollte er mich das eigentlich noch fragen? „Um halb acht"

„Was müssen sie davor unbedingt machen?"

„Zähne putzen"

„Und was noch?"

„Ähm...ihren Schlafanzug anziehen?"

„Und?"

Ich wusste nicht, was er meinte. Also zählte ich alles auf, was mir einfiel: „Ihren Schlafanzug anziehen? Abend essen? Mir gute Nacht wünschen? Cosima muss ihre Brille absetzen bevor sie schlafen geht." Mein Vater war verärgert, dass ich es nicht wusste. Er erklärte mir, was ich vergessen hatte: „Sie müssen aufs Klo gehen. Sonst müssen sie in der Nacht."

In diesem Moment kam meine Mutter wieder. Und wandte sich an meinen Vater: „Kommst du? Ich denke, Sophia und die Zwillinge kommen zurecht."

Meine Eltern verabschieden sich erneut von mir. Dann verließen sie das Haus.

Ich freute mich, meine Ruhe zu haben. Ich ging ins Wohnzimmer, setzte mich auf das Sofa und schaltete meine PlayStation an.

Ungefähr eine Dreiviertelstunde spielte ich, dann kamen Julius und Cosima ins Zimmer. Julius fragte: „Sophia, können wir Plätzchen?" Ich lächelte. Julius sah so süß aus, wie er da stand und nach Plätzchen bettelte.

Ich wollte zustimmen und den Zwillingen ein paar Plätzchen geben, doch da bekam ich plötzlich eine bessere Idee: „Was haltet ihr davon, wenn wir uns jetzt einen schönen Adventsabend machen?", fragte ich. Cosimas Augen wurden groß. „Mit Kinderpunsch?", fragte sie. Ich lächelte. „Mit Kinderpunsch." Julius strahlte. „Mit Kerzen?" „Mit Kerzen." Julius umarmte mich vor Freude.

Ich speicherte meinen Spielfortschritt, schaltete den Fernseher aus und folgte Cosima und Julius in die Küche. Zuerst holte ich Butter, Käse und Wurst aus dem Kühlschrank. Dann schnitt ich vier Scheiben Brot ab und legte sie in den Brotkorb. Ich trug alles zum Tisch und holte noch zwei Teller und Messer.

„Was ist mit dir?, fragte Cosima, als ich ihr und Julius die Teller hinstellte. „Ich richte Plätzchen und Kinderpunsch während ihr esst." Cosima protestierte: „Du musst auch Abendessen essen." Dann zitierte sie unseren Vater: „Plätzchen alleine sind kein Abendessen." Ich lachte. „Ich mache mir ein paar Brote wenn ihr im Bett seid.", versprach ich. Cosima sah mich vorwurfsvoll an. Schließlich stimmte ich zu.

„Na gut. Aber dann dauert es nach dem Essen noch ein bisschen bis es Plätzchen und Kinderpunsch gibt." Das war meinen Geschwistern egal. Sie wollten mit mir zusammen essen.

Also holte ich mir auch einen Teller und ein Messer und machte mir ein Käsebrot.

Während wir aßen erzählten die Kinder von ihrem Tag. Julius hatte heute Gitarrenunterricht gehabt und Weihnachtslieder geübt. „Können wir die nachher spielen?", fragte er. „Natürlich", versprach ich ihm.

Cosima erzählte, dass heute ein neues Mädchen in ihre Klasse gekommen war. „Sie heißt Chiara und sie sitzt im Rollstuhl. Deshalb darf sie mit dem Aufzug fahren. Ich bin auch schon mal mit dem Aufzug gefahren, als ich mir mein Bein gezerrt habe.", erzählte sie.

Julius hatte sein Brot inzwischen aufgegessen und aß nun Käse- und Wurstscheiben ohne Brot. Ich sagte nichts dazu, wenn unsere Eltern mal nicht da waren sollte er das mal machen dürfen.

Nach dem Essen räumte ich den Tisch ab und machte dann Kinderpunsch warm. Währenddessen nahm ich die Plätzchendose aus dem Regal und legte Plätzchen auf einen Teller.

„Wir müssen unsere Kuschelpullis anziehen.", fand Julius. Unsere ganze Familie besaß Kuschelpullis. Sie waren letztes Jahr Weihnachtsgeschenke von unserem Vater gewesen. Jeder hatte zwei Stück bekommen. Julius und Cosima gingen schon mal in ihr Zimmer um ihre Pullis anzuziehen. Nachdem ich mit den Plätzchen und dem Kinderpunsch fertig war, ging ich nach oben in mein Zimmer um meinen Pulli anzuziehen.

Als ich wieder nach unten kam, hörte ich bereits, dass Julius im Wohnzimmer Gitarre spielte. Cosima stand an der Wohnzimmertüre und hörte ihm zu. Ich rief sie zu mir und gab ihr eine Tasse und den Teller. Dann nahm ich die anderen Tassen und wir gingen ins Wohnzimmer.

Julius saß mit seiner Gitarre auf dem Sofa. Als wir reinkamen, blickte er auf. Ich schaltete die Lichterketten an und zündete die Kerzen auf dem Adventskranz an. Dann nahm ich meine eigene Gitarre.

Wir sangen zuerst „O du fröhliche". Dabei viel mir auf, dass Julius fast genauso gut Gitarre spielte wie ich, obwohl er erst seit zwei Jahren Gitarrenunterricht hatte und ich seit fünf Jahren. Danach sangen wir „Jingle Bells". Es klang wundervoll.

Der Kinderpunsch war nun nicht mehr so heiß, sodass wir ihn trinken konnten. Er schmeckte lecker, sehr fruchtig und süß. Dazu aßen wir die Plätzchen. Es waren Orangenplätzchen mit Schokostücken. Ich hatte sie mit Mama gebacken. Sie schmeckten sehr gut. Auch Cosima war begeistert von den Plätzchen. „Die sind so lecker.", nuschelte sie mit vollem Mund. Es war so gemütlich und kuschelig.

Cosima war die erste, deren Tasse leer war. Sie wartete geduldig.

Als Julius und ich fertig waren, sangen wir nochmal. Cosima wünschte sich „Dicke rote Kerzen". Es klang sehr schön.

Danach entschied Julius: „Wir müssen auch ,Wonderful dream' singen." Ich lächelte. „Wonderful dream" war mein Lieblingsweihnachtslied. Julius und Cosima mochten es auch gerne und wollten es ständig singen.

Ich stimmte zu und wir begannen zu singen. Es klang so schön. Ich liebte es, zusammen mit meinen Geschwistern zu singen. Unsere Stimmen klangen wie Stimmen von Engeln. Ich wünschte mir, dass dieser Moment für immer bleiben würde.

„A wonderful dream of love and peace for everyone

Of living our lives in perfect harmony

A wonderful dream of fun and joy for everyone

To celebrate a life where all are free"

Frohe Weihnachten!

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