Avys und der Amaranth

Die Geschichte "Phönix Erwache" hat bereits vier geschriebene Kapitel auf belletristica und wartet nur darauf irgendwann von mir richtig ausgeführt zu werden. Hier habt ihr schonmal einen kleinen Vorgschmack auf Avys, die Hauptprotagonistin der Geschichte.

-Avys Kupferblick-

Müde stieg ich aus dem Bett und zog mir meine Schlafklamotten aus, ehe ich nach meinem einfachen Leinenkleid griff. Der Frühling fing langsam an und es gab draußen kein Frost mehr und nachts mussten auch Olga und Grombor nicht mehr ein Feuer anfachen.

Ich streckte meine Glieder und ging daraufhin etwas wacher in unseren Wohnraum. Olga rührte bereits eine warme Brühe zusammen, während Grombor seine Stiefel anzog.

Ich grüßte beide und gesellte mich zu Olga, die mich sofort anwies, den Tisch zu decken.

Ich stellte drei Schüsseln hin und gab, nachdem Olga zufrieden war, eine volle Schüssel an Grombor weiter, der sie dankend entgegennahm. Das Zwergenpaar lächelte und war viel fröhlicher als sonst.

„Weißt du eigentlich, was für ein Tag heute ist Avys?"

Ich schüttelte den Kopf und nahm auf dem Hocker am Esstisch Platz.

Olga lächelte und drehte sich zu mir um.

„Heute säen wir unser Saatgut vom letzten Jahr."

Ich wusste nicht, was sie meinte, also legte ich den Kopf schief.

„Was bedeutet das?"

Die Kupferblick-Familie hatte mir schon viele neue Wörter und Begriffe beigebracht, aber dieses war mir neu. Olga griff nach einem vollen Säckchen und gab es mir. Nach einem Blick in den vollen Beutel sah ich viele gelbe Samen. Die, die auch Olga normalerweise zum Backen oder Kochen brauchte.

„Diese Samen werden irgendwann zu schönem Amaranth. Wir müssen sie auf gepflügten Boden verstreuen und der Natur ihre Zeit lassen. Wir können ihre Blätter vor der Blüte ernten oder bis zum Ende des Sommers warten und ihre Samen ernten. Doch ich muss gestehen, dass sie am schönsten sind, wenn sie in voller Blüte stehen. Dann haben sie eine wundervolle Farbe. Es ist ein schönes Rot, welches ins Violette übergeht. Ganz anders als deine Haarfarbe."

Ich strich mir über meine roten Haare und sah wieder zu den Samen. Diese Blumen würde ich gerne selbst einmal sehen.

„Also iss schnell auf und dann gehen wir nach draußen. Ich hab dir schon wieder viel zu viel erzählt", sagte Olga kopfschüttelnd und ich beeilte mich den Brei zu essen. Denn ehrlich gesagt war ich sehr neugierig darauf zu sehen, wie dieses Säen ablief. Grombor war schneller fertig mit seinem Essen und gab uns beiden zum Abschied einen Kuss auf die Wange, ehe er zu seiner eigenen kleinen Schmiede aufbrach.

Nachdem ich fertig mit dem Essen war und die Schale gesäubert hatte, zog ich mir auch meine Schuhe an und band mir die Haare nach hinten zu einem Zopf. Olga wartete bereits auf mich, mit einem vollen Korb gegen die Hüften gestemmt. Ich kam zu ihr geflitzt und zusammen verließen wir die Hütte.

Olga lief mit mir hinter dem Haus vorbei auf eine brachliegende Wiese, wie sie mir erklärte.

„Was müssen wir nun machen?", fragte ich neugierig und sah in die dunklen Augen der Zwergin.

„Erstmal müssen wir den Boden auflockern. Und das machen wir hier mit diesen Schmuckstücken."

Olga lief zielstrebig auf einen Schuppen hinter dem Haus zu und stellte den Korb ab, ehe sie mir die alten Gartengeräte in die Hand drückte.

„Das hier sind Hacken, damit lockerst du die Erde. Sie haben mir schon viele Jahre gut gedient", sagte sie stolz, bevor sie mich mit sich zog.

Sie zeigte mir, wie ich den Haken in den Boden stecken musste, um die Erde so bestmöglich weich zu bekommen. Auf meine Frage, wieso wir das taten, sagte sie lediglich, dass es den Pflanzen helfen würde besser zu wachsen. Die Wurzeln würden so viel leichter sich durch den Boden arbeiten.

Ich hinterfragte es nicht und schwang den Haken immer wieder in den Boden. Meine Arme fingen nach nicht allzu langer Zeit und zu schmerzen und ich war beeindruckt, wie routiniert Olga den Boden bearbeitete.

Nachdem die Sonne immer höher und höher gestiegen war, krempelte ich meine Ärmel nach oben und wischte mir meine schweißnassen Hände immer wieder an meinem Kleid ab. Ich spürte schon leichte Blasen und kleine Splitter hatten ihren Weg in meine Haut gefunden. Doch ich machte weiter und pausierte erst als Olga mir mitteilte, dass wir uns eine kleine Stärkung verdient hätten.

Ich ließ mich auf das Gras am Ende unserer bearbeiteten Erde fallen und nahm dankend einen Schluck Wasser aus dem Schlauch, den Olga im Korb legen gehabt hatte.

„Weißt du, ich habe der Pflanze eine ganz lange Zeit keine Beachtung geschenkt. Doch als ich vorletztes Jahr sah, wie schön die Blumen der Nachbarin waren, war ich total neidisch, dass sie einfach so die Zeit gefunden hatte, sich schöne Blumen anzupflanzen. Aber sie war es erst, die mir erklärte, was für einen umfassenden Nutzen die Pflanze neben ihrem schönen Äußeren doch hatte. Ihre Blätter sind frisch und gesund, während das Getreide später zu Brot verarbeitet werden kann. Letzten Herbst habe ich ständig nur Amaranth Brot gegessen. Ich habe auch erst vor kurzem erfahren, dass die Nachbarin einige ihrer Blätter sogar getrocknet und für Tee genutzt hat. Und er soll wahre Wunder gewirkt haben, als ihr Sohn an Fieber erkrankt war."

„Also willst du die Pflanze für guten Tee?", hinterfragte ich und Olga lachte laut los.

„Ja, so kann man es auch sagen. Aber ich bin es ein wenig leid, dass es hier im Dorf so trostlos aussieht und der Platz hinter dem Haus war die ganze Zeit ungenutzt. Warum sollten wir es uns also auch nicht schön machen und eine Pflanze anbauen, die so viele Talente hat?"

Ich ließ ihre Worte auf mich wirken und genoss die Pause. Eine Pflanze, die auf den ersten Blick nur schön, aber dennoch so vielseitig anwendbar war, hörte sich sehr interessant und auch sehr sinnig an.

„Warum pflanzen dann die anderen nicht auch Amaranth an?", fragte ich nachdenklich und Olga sah erstaunt zu mir herunter.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht haben die anderen einfach noch nicht herausgefunden wie wundervoll diese Pflanze doch ist."

Ich reagierte nicht weiter darauf und erhob mich, um weiter den Boden zu bearbeiten. Ob Olga eben andeuten wollte, dass die Zwergenkinder mich bisher nicht akzeptierten, weil sie mich noch nicht gut genug kannten? Ich war erst seit dem letzten Herbst Teil der Kupferblick Familie und war seitdem eher ein ungewollter Gast in dem Dorf, aber Olga und Grombor kämpften um mein Recht hier sein zu dürfen und brachten mir alles bei was sie wussten.

Kurz darauf stattete uns Grombor einen Besuch ab und half mir und Olga den Boden aufzulockern. Er war wesentlich schneller als wir beide und mit seiner Hilfe hatten wir auch schon viel Fläche gewonnen.

Die Beutel holte Olga erst wieder heraus als die Sonne schon tief am Himmel stand. Wir hatten den ganzen Tag den Boden bearbeitet und meine Hände juckten und waren gerötet.

„So mein Kind, jetzt können wir endlich die Samen verteilen."

Olga gab mir einen Beutel und zeigte mir, wie viel ich von den Samen in die Hand nehmen durfte und wie ich sie großflächig auf dem Boden verteilen musste. Ich ahmte ihr nach und zusammen liefen wir unsere Bahnen ab. Ich hatte noch einiges im Beutel, aber Olga sagte, dass es nicht weiter schlimm sei.

Abends aß ich müde noch mein Abendessen, ehe ich mich noch kurz mit einem Lappen wusch. Meine Klamotten waren vollkommen durchgeschwitzt, doch Olga schien stolz auf mich. Sie erzählte Grombor am Abend, wie begeistert sie von meiner Mithilfe sei und das ich bestimmt bei der Feldarbeit helfen konnte.

Ich hörte nicht mehr wirklich zu und legte mich schnell schlafen. Erst im Nachhinein wurde mir die Tragweite dieser Wörter bewusst. Denn schon am nächsten Tag half ich einem guten Freund vom Grombor auf dem Feld und bestellt etwas weiter vom Dorf den harten Boden.

Die meisten Zwerge hielten Abstand zu mir und ließen mich alleine meine Arbeit verrichten oder hielten Abstand, wenn ich in der Pause etwas aß. Doch ich ließ mir nicht anmerken, dass ihre Ignoranz mich traf. Täglich fiel ich erledigt ins Bett und war froh, den Schlaf finden zu können. Nur an einem Tag in der Woche hatte ich frei und durfte in der Schmiede von Grombor aushelfen.

Doch mit jedem Tag auf dem Feld erfuhr ich mehr über deren Anbau und lernte wie ich säen musste. Ich hörte immer zu, wenn die Erfahreneren die Jüngeren aufklärten. So kam es dazu, dass ich jeden Abend zum Brunnen lief und hinter unserer Hütte unseren Amaranth goss. Monat für Monat verstrich und ich half Olga einen Teil der Pflanzen zu ernten, bevor sie blühten. Diese banden wir entweder zum Trocken zusammen oder aßen sie. Ich war stolz auf meine Arbeit und Olga und Grombor lobten mich für meinen Fleiß, denn ohne es zu bemerken hatte Olga mir die Zuständigkeit für unsere Pflanzen hinter dem Haus überlassen.

So kam es auch, dass mir in der Blütezeit viele Amaranth-rote Blüten entgegensprangen. Sie sahen fast wie Fuchsschwänze aus und oft bemerkte ich die erstaunten und neidischen Blicke der Nachbarn, wenn sie in der Nähe unserer Hütte waren.

An einem Abend hatte mich sogar Olga gefragt, ob ich ein paar der Blumen abgeben würde, um der Nachbarin damit einen Strauß binden zu können. Ich hatte bloß genickt und an meinem freien Tag Olga geholfen, den Strauß mit ein paar Wildblumen zu schmücken. Olga hatte mich sogar dazu genötigt zusammen zur Nachbarin zu gehen, die ganz begeistert die Blumen entgegengenommen und uns beide auf einen Tee eingeladen hatte.

Und ohne es zu bemerken, stieg das Interesse an mir und meinen Amaranth, sodass ich oft abends einige neue Gesichter kennenlernte, die mich über die Pflanze ausfragten und fragten, ob ich etwas von meiner Ernte mit ihnen teilen würde.

Am Ende des Sommers als ich auf den Feldern und hinter der Hütte das Getreide erntete, musste ich nicht mehr alleine essen. Viele waren zwar noch sehr vorsichtig im Umgang mit mir, doch ich glaubte das sie langsam anfingen das in mir zu sehen, was Olga und Grombor schon von Anfang in mir sahen. Und zwar nur ein Kind, das lernen wollte. Und nicht das Kind, welches aus Versehen den Grünwald abgefackelt hatte.

Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, hatte mir eine schöne Pflanze, der man am Anfang keine Beachtung geschenkt hatte, geholfen, das zu erreichen.

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Die Geschichte "Phönix Erwache" ist fast zeitgleich mit der Idee zu "In your dreams" entstanden. Da musste ich mich entscheiden, welches Projekt ich zuerst anfangen wollte und die Geschichte rund um Elias und Gwen war da schon viel ausgeprägter, als die Geschichte rund um Avys. Dafür hatte ich aber viele Bilder gemalt die Avys und ihre Zieheltern darstellen. Vielleicht seid ihr ja neugierig geworden und werft einen Blick zu meinen Book Fanarts, wo auch einige Bilder von Avys zu finden sind :)

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