1. Ein guter Kämpfer
𝖃𝖃𝖃 - 𝔄𝔪 𝔑𝔢𝔟𝔢𝔩𝔦𝔫𝔰𝔱𝔦𝔱𝔲𝔱
Mit hoch erhobenen Köpfen und konzentrierten Blicken standen die beiden Schüler sich auf dem Innenplatz der Burg gegenüber. Die Mittagssonne strahlte unnachgiebig durch den leichten Nebelschleier hinab und ließ kleine Staubkörner sichtbar werden, die durch die Luft schwebten und einen der beiden Schüler niesen ließ. Als würde das Geräusch ein Startsignal sein, griff der andere an.
Durch das Kribbeln seiner Nase abgelenkt konnte der Schüler gerade noch so den Schwerthieb seines Gegners parieren. Unnachgiebig ging dieser ständig wieder zum Angriff über, hackte mit seinem Schwert nach ihm und ließ ihm nicht die Zeit selbst einen Angriff zu starten.
Mit jedem Schlag wich er weiter zurück und die anderen Schüler um sie herum wichen ebenfalls zurück, sie wollten als Zuschauer nicht auch ausversehen in den Kampf verwickelt werden.
Ständig wiederholte sich der Vorgang, auch wenn der Angreifer langsam müde werden musste. Wahrscheinlich unterlief ihm deshalb auch ein Fehler.
Mit seinem nächsten Schlag tat sein Gegner einen Schritt nach links vorne, anstatt den erwarteten Schritt nach hinten. Diesen kurzen Moment an der unbewachten Flanke des Gegners nutzte er ohne Zögern für sich aus. Mit einem dumpfen Aufprall landete der Angreifer in den Sand, mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er seine Seite.
Der Schüler hatte ihm einen heftigen Tritt in die Seite verpasst, wodurch seine Rippen jetzt mindestens geprellt sein mussten.
Nur eine Sekunde später zeigte sein Schwert schon auf den Hals des am Boden liegenden Schülers und Jubel brandete von den Zuschauern los.
»Ich dachte echt, Andras würde gewinnen«, wisperte Zeran seinem Zwillingsbruder zu.
»Tja, draufhauen ist eben nicht alles, solltest du dir mal merken«, neckte Sýn ihn.
Der Gewinner hatte Andras mittlerweile wieder auf die Beine geholfen und ihr Kampflehrer war mit einem zufriedenen Lächeln dazu getreten. Er klopfte Tyclos, der in letzter Minute dann doch das Blatt hatte wenden können, väterlich auf die Schulter, dann wandte er sich an die Schüler, die jetzt, wo der Kampf vorbei war, wieder näher herangetreten waren.
»Ihr seht, dass eine verteidigende Haltung sehr nützlich sein kann. Wer kann mir drei Gründe nennen, wieso man in einem Kampf für die Verteidigung wählen sollte?«
Zeran hob sofort die Hand, mit ihm noch etliche andere. Sýn hätte es gewusst, aber er meldete sich nicht gerne, weil er dann vor allen anderen sprechen musste und die Aufmerksamkeit des Lehrers auf ihn lag.
»Ja, du«, nickte Amaris Zeran zu und der zählte stolz die drei Gründe auf.
»Erstens wird der Gegner wahrscheinlich schneller müde und ist dadurch schwächer, zweitens kann man so eventuelle Schwachstellen des Gegners feststellen und drittens hat man die Zeit sich die Taktik anzuschauen und wiederholende Muster in seinen Bewegungen zu entdecken.«
»Sehr gut«, nickte Amaris. Er achtete gar nicht mehr auf die beiden älteren Schüler, die den Kampf vorgeführt hatten und sich ein wenig angeschlagen wieder zu den anderen begaben. Andras würde noch eine Weile Schmerzen an seinen geprellten Rippen haben, aber sonst waren sie beide gesund.
Es hatte schon viel schlimmere Verletzungen gegeben. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte, war auch mal jemand gestorben. Aber der zweite Teil dieses Gerüchts besagte, dass derjenige als Geist im Schloss herumspukte, ob man dem also wirklich glauben sollte, musste man selbst wissen.
»Nehmt eure Schwerter und übt mit einem Partner die Verteidigung!«
Zeran sprang schon voller Tatendrang zu den Schwertständern, Sýn folgte ihm weniger begeistert. Er war kein großer Kämpfer und konnte gar nicht mit Waffen umgehen, deswegen war das Kampftraining jedesmal eine Qual für ihn.
Die beiden Brüder zogen jeweils ein Holzschwert aus dem Ständer und begaben sich zu einem freien Platz auf dem Sandboden des Geländes.
Als dreizehnjährige durften sie im Training noch nicht mit echten Waffen kämpfen und in dieser Stunde war sowieso alles auf den Schwertkampf ausgelegt, was nicht ihre bevorzugten Waffen waren.
Mit einem neidischen Blick betrachtete Zeran die älteren Schüler, die nacheinander ein scharfes, blitzendes Schwert in die Hand nahmen. Mal kurz, mal lang, mal doppelt und jedes mit einem einzigartigen Griff. Verglichen dazu waren die Holzschwerter echt wertlos und er kam sich jedes Mal wie ein kleines Kind vor, wenn er damit kämpfen sollte.
»Nein, nein, so geht das nicht.« Der Kampflehrer war plötzlich zu ihnen getreten. Sein Halstuch, das Erkennungszeichen des Luftreichs, flatterte im Wind und seine grün-braunen Augen sahen nachdenklich zwischen Zeran und Sýn hin und her.
»Ihr beide kämpft nicht wieder gegeneinander, das funktioniert nicht richtig.« Er schien kurz zu überlegen, während Sýn Zeran schuldbewusst ansah. Er wusste, dass es an seinen sehr schlechten und Zerans eben sehr guten Fähigkeiten im Kampf liegen musste.
»Du da, komm mal hier rüber!«
Amaris zeigte auf ein etwas verloren wirkendes Mädchen mit langen, haselnussbraunen Haaren, ebenfalls mit einem Holzschwert in der Hand und ganz offensichtlich noch ohne Partner.
Die Brüder kannten sie aus ihren anderen Kursen, sie hieß Alea und war ebenfalls dreizehn, weshalb sie in ihrem Jahrgang war. Der Kampfunterricht war das einzige Fach, wo alle Jahrgänge zusammen trainierten. Geschichte des Nebellandes und Mutantenkunde wurden in den jeweiligen Jahrgängen unterrichtet und bei den anderen Kursen waren sie alle in ihre eigenen Reiche unterteilt.
Alea kam schnell angelaufen und sah ein wenig verlegen von einem zum anderen. Sie schien wohl zu denken, dass es ihre Schuld war, dass die ansonsten unzertrennlichen Zwillinge aufgeteilt wurden.
»Sýn und Alea, richtig? Ihr beide trainiert zusammen.« Mit diesen Worten sah Amaris die Sache als geregelt und führte Zeran von den anderen weg.
Sýn beobachtete unruhig, wie sein Bruder zu einem definitiv älteren Mädchen geführt wurde, die mit einem echten, messerscharfen Kurzschwert in der Hand auf ihn wartete. Zu seinem maßlosen Erstaunen forderte Amaris Zeran jetzt auf sich ebenfalls ein echtes Schwert zu nehmen.
Zeran trat aufgeregt zu dem Schwertständer und zog gezielt ein Schwert heraus. Er hatte schon gelernt wie man damit umging und zufrieden wog er es in der Hand. Dieses hier war perfekt ausbalanciert.
Es freute ihn, dass er heute ausprobieren durfte, wie man mit echten Schwertern trainierte. Das musste bedeuten, dass Amaris Talent in ihm gesehen hatte und das erfüllte ihn mit stolz.
Weitaus konzentrierter als vorhin trat er wieder zu seiner Gegnerin. Er kannte sie nicht besonders gut, wusste aber, dass sie Ezran hieß und zum Feuerreich gehörte. Seines Wissens nach war sie sechzehn, also drei Jahre älter als er.
Gerade hatte Zeran seine Beine in die richtige Position gestellt, leicht geduckt und komplett angespannt stand er da, da sauste auch schon das im Sonnenlicht reflektierende Eisen von Ezrans Schwert auf ihn zu.
Mit einem Sprung konnte er sich gerade noch so in Sicherheit bringen, drehte sich dabei und sah wie die roten Haare des Mädchens wie Flammen um ihren Kopf wirbelten. Die Wucht ihres eigenen Schwerthiebs brachte sie fast aus dem Gleichgewicht, weil sie entgegen ihren Erwartungen nicht auf Zerans Schwert gestoßen war, sondern auf Luft und staubigen Sandboden. Aber sie wirbelte sofort wieder zu dem Jungen herum, die golden leuchtenden Augen zu Schlitzen verengt.
Zeran schluckte bei ihrem feindseligen Blick. War das, weil er zur Hälfte aus dem Wasserreich kam und zwischen ihren Reichen immer Feindschaft herrschte? Oder missverstand er ihren Blick und war sie einfach nur konzentriert?
»Na los, greif mich an!«, zischte sie und das ließ sich Zeran nicht zwei Mal sagen. Er musste sich daran erinnern, dass sie hier immer noch beim Training waren und nicht in einem wirklichen Kampf. Außerdem schaute Amaris immer noch zu, um zu schauen, ob es bei ihm mit dem echten Schwert auch wirklich funktionierte.
Mit einem Satz war er wieder in der Nähe des Mädchens, wartete eine Sekunde und ließ es seitlich auf ihres prallen. Bei dieser Bewegung war jedoch ihre linke Seite ungeschützt, da sie ohne Schild trainierten und Zeran versuchte ihr mit der gleichen Taktik wie Tyclos vorhin in die Seite zu treten.
Aber da hatte er die Rechnung ohne Ezran gemacht, sie drehte so schnell mit dem Schwert in den Händen herum, dass er zu spät sah, dass er mit seinem Tritt genau das Schwert treffen würde. In der gleichen Sekunde hatte sie es auch bemerkt, versuchte noch das Schwert zu drehen, damit er nicht auf die scharfe Klinge treffen würde, aber zu spät.
Einen Moment später fuhr ein stechender Schmerz durch sein Bein. Ezrans Schwert hatte einen tiefen Schnitt knapp unterhalb seines Knies, an der Innenseite seines Beins, hinterlassen. Einen Moment hielt er die Luft an, blendete den Schmerz aus. Amaris schaute zu, er durfte jetzt nicht aufgeben!
Ezran schien verblüfft als er erneut angriff, rechts und links versuchte durch ihre Deckung zu kommen und sie immer weiter zurücktrieb. Das Kampfgetümmel um sie herum dröhnte in Zerans Ohren, sein linkes Bein pochte bei der Wunde, aber innerlich war alles vollkommen ruhig.
Ezran hatte sich schnell wieder gefasst und kämpfte genau so wild weiter wie er. Sie hatte wohl nicht gedacht, dass ein dreizehnjähriger ihr Konkurrenz machen könnte. Zeran musste damit rechnen, dass sie seine Wunde an dem linken Bein ausnutzen konnte, weswegen er dort mehr verteidigte, aber gleichzeitig darauf achtete, dass auch sein rechtes Bein nicht ungeschützt blieb.
Diese mehr verteidigende Haltung brachte ihm zwar Nachteile, aber tatsächlich auch einen Vorteil: Ezran musste angreifen und so konnte er schauen wo sie das tat, in welchem Muster und wie sie sich bewegte.
Sie hatte es definitiv mehr auf sein linkes Bein vorgesehen, wollte wahrscheinlich mit einem Tritt oder einem Schlag mit der stumpfen Seite ihres Schwert auf seine Wunde treffen und ihn so außer Gefecht setzen.
Aber damit rechnete Zeran. Er verteidigte so gut er konnte seine linke Seite, wartend auf eine Gelegenheit wiederum Ezran anzugreifen. Schließlich bot sich ihm diese Chance.
Ohne zu zögern ließ er sich fast auf den Boden fallen und trat mit einer einzigen fließenden Bewegung ihre Beine weg. Obwohl Ezran älter war, war sie klein und dünn und Zeran war vom Körperbau her kräftiger als sie, weshalb es ihm gelang sie auf den Boden zu werfen.
Fast wollte er schon triumphieren, aber Ezran war sofort wieder aufgesprungen, das Schwert immer noch in der Hand und nur eine Sekunde später zeigte die Spitze genau auf seine Kehle.
Sie hatte gewonnen.
Seufzend ließ Zeran die Anspannung von sich fallen und ließ das Schwert los, als Zeichen dass er aufgab. Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte er sich in den Sand und untersuchte erst die Wunde an seinem Bein. Sie war tiefer als er gedacht hatte, weil er mit voller Wucht in die Klinge getreten hatte. Eigentlich hatte er ja Ezran damit treffen wollen, aber das war ihm nicht gelungen.
»Gut gekämpft, Junge.« Amaris Schatten fiel auf sein verschwitztes Gesicht und er blinzelte zu ihm hoch. Jetzt erst fiel auch die Last von seinem Herzen. »Dankeschön«, sagte er und ließ seinen Lehrer ihm aufhelfen. »Und damit gehst du besser in die Krankenstation, Ezran kann dich begleiten.«
Zeran humpelte mit dem rothaarigen Mädchen vom Platz und als er noch einen Blick zurück über die Schulter warf sah er, dass Sýn ihm besorgt hinterher sah.
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»Du hättest noch viel schlimmer verletzt werden können, Amaris durfte dich gar nicht mit einem echten Schwert kämpfen lassen! Und dann auch noch gegen Ezran, sie geht in die fünfte Klasse, wir erst in die zweite!«
Sýn redete schon den ganzen Weg in die Speisehalle über leise auf seinen Zwillingsbruder ein. Normalerweise war er nicht so gesprächig, das machte nur noch deutlicher wie empört über Amaris' Entscheidung und bestürzt über Zerans Verletzung er war.
»Es ist schon okay, Círan hat mich wieder zusammengeflickt. Außerdem kann ich mit einem Schwert umgehen, das weißt du doch. Ich habe oft genug trainiert, ich kannte Ezran nur noch nicht als Gegnerin und war zu voreilig mit dem Tritt«, winkte Zeran entschieden ab.
Er humpelte zwar immer noch, aber unter seinem Knie befand sich jetzt ein Verband und Círan, der Heiler am Nebelinstitut und außerdem ihr Onkel, hatte eine Kräuterpaste darauf geschmiert. Die Wunde hatte schlimmer ausgesehen, als sie tatsächlich war, hatte er gesagt. Ezran hatte nur daneben gestanden und schließlich hatte Círan sie weggeschickt, damit er in Ruhe mit Zeran hatte reden können.
Aber von Círans Bedenken über Amaris' Entscheidung erzählte er Sýn lieber nichts, dann würde er sich nur in seinen Beschuldigungen bestätigt fühlen. Zeran wollte aber gerne mit einem echten Schwert kämpfen und er verstand nicht warum Sýn so ein Drama daraus machte. Zuhause hatte er auch oft genug mit echten Waffen gekämpft, warum sollte er es dann hier nicht dürfen?
Der Duft von warmem Eintopf waberte durch die dunklen Gänge des Schlosses. Die Steinwände wurden wie fast überall von dem flackernden Licht von unzähligen Fackeln erleuchtet und als sie schließlich nach rechts durch eine riesige Tür abbogen, standen sie in der Speisehalle.
Die Halle war ein riesiger Saal, wo vier lange Tische standen, vorne noch einer für die Lehrer und das andere Personal. Der Boden war wie im gesamtem Schloss aus Stein, ebenso wie die Wände und die Decke. Über jedem Tisch hingen mehrere Kronleuchter in einer Reihe, die echte Kerzen trugen. Aber das war nicht die einzige Lichtquelle: hinter dem Lehrertisch und an der rechten Seite der Wand prangten große Fenster.
Zusammen mit den anderen vom Luftreich setzten Sýn und Zeran sich an den riesigen Tisch ganz rechts, direkt vor den Fenstern. Sie beide gehörten halb zum Wasser- und halb zum Luftreich, aber da Sýn sich mehr mit dem Luftreich identifizierte und lieber dort sitzen wollte, tat Zeran seinem Bruder immer diesen Gefallen.
Früher hatten sie noch schräge Blicke und ein paar Sticheleien bekommen, aber jetzt kümmerte es niemanden mehr, wo die Zwillinge sich genau hinsetzten. Es war allgemein bekannt, dass sie Mischlinge aus dem Luft- und aus dem Wasserreich waren. Sýn fühlte sich nur mehr zum Luftreich hingezogen, während es bei Zeran eher das Wasserreich war.
Das hatte auch seinen Grund, wusste Zeran. Sýn und er waren Nebler. Längst verstorbene Seelen in einem neuen Körper, die durch den Nebel, der überall über dem Land lag, sehen konnten.
Als Sýn es herausgefunden und ihm erzählt hatte, hatte er es erst nicht geglaubt. Er war gar nicht wirklich ein dreizehnjähriger Junge, sondern schon mehrere hundert Jahre alt? Er war die Seele eines Verstorbenen Magiers, ohne Erinnerung an seine vorherigen Leben? Es war zu absurd, um etwas davon zu glauben.
Aber dann hatte Sýn ihm alles erklärt. Er hatte die ganze Geschichte gehört, von der Nebelgöttin, die den Menschen einen Edelstein mit unendlichen Kräften geschenkt hatte, wofür die vier Reiche aus Gier angefangen hatten sich zu bekämpfen. Dann hatte die Nebelgöttin eingegriffen, das ganze Land für immer unter Nebel gelegt, den Edelstein versteckt und zwölf Nebler erschaffen, die den Stein bewachen sollten.
Da hatten sie beide, Sýn und Zeran, ihren Ursprung. Dort waren ihre Seelen erschaffen worden. Aber nur kurz darauf wurden alle Nebler von den Menschen abgeschlachtet. Ihre Seelen suchten sich neue Körper und wurden seitdem immer wiedergeboren. Und Sýn und Zeran waren nur zwei weitere Hüllen, die in Wahrheit einen Nebler beherbergten. Sýn war wahrscheinlich ein Luftnebler und Zeran ein Wassernebler.
Er hatte keine Ahnung wie viel von ihm wirklich er selbst war oder ob er einfach ein Magier war, der sich nicht an alles vor diesem Leben erinnern konnte und es gar kein wirklicher Zeran gab. Es war zu verwirrend um lange darüber nachzudenken, denn dann bekam er immer Kopfschmerzen.
Ständig beschlich ihm auch die Angst die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, weil er gar nicht er selbst war, falls das überhaupt Sinn ergab.
Aber er hatte sich nie wirklich komisch gefühlt, nie anders als andere, weiter vom Wissen her, schneller vom Denken oder stärker in Körper und Geist. Er war ganz normal.
Außer eines: der Nebelblick. Er konnte durch den Nebel sehen. Wenn er das tat war es, als wäre der Nebel gar nicht da. Und das war der einzige Beweis dafür, dass er tatsächlich ein Nebler sein musste.
»Worüber denkst du nach?«, flüsterte Sýn ihm zu.
»Oh, gar nichts«, erwiderte Zeran schnell. Er wollte seinen Bruder nicht mit seinen Hirngespinsten beunruhigen. Sýn litt sowieso schon mehr unter der ganzen Nebler-Sache als er.
»Darüber, dass der Eintopf lecker ist?«, fragte Sýn jedoch weiter und lächelte schwach, offenbar darauf aus sich nach seinen Äußerungen über den Kampfunterricht wieder mit Zeran zu versöhnen.
»Ja, genau«, log der und langte jetzt auch zu. Er hatte nach dem Sport ziemlichen Hunger und er fühlte sich so erschöpft wie schon lange nicht mehr. Zum Glück konnten sie nach dem Abendessen in ihren Schlafsaal gehen und sich ausruhen.
»Wie war übrigens das Trainieren mit Alea?«, fragte er, um bloß ein anderes Thema anzuschneiden.
Sýn nahm den Themenwechsel dankbar an. »Ganz gut, sie ist zwar nicht so gut wie du, aber besser als ich. Aber ich habe immerhin direkt ihre Schwachstelle erkannt; sie ist viel zu ungeduldig und geht immer direkt zum Angriff über. Sie wurde schnell unvorsichtig, wenn ich sie länger habe warten lassen, aber ich konnte es nicht wirklich ausnutzen, weil ich die ganze Zeit zu dir geschaut habe und als du weg warst war ich viel zu besorgt um gescheit zu kämpfen. Aber ich gebe zu, dass ich es wahrscheinlich sowieso nicht geschafft hätte.« Er lächelte ein wenig, aber Zeran durchschaute seinen Bruder; er hatte sich wirklich schlimme Sorgen gemacht. Und plötzlich fühlte er sich schuldig.
In der Zwischenzeit beobachtete Ezran vom Tisch des Feuerreichs aus die beiden Brüder, vorallem Zeran, ganz genau.
Nach dem Kampf hatte sie über diesen Zweitklässler nachgedacht. Er konnte ziemlich gut kämpfen und wusste wie man mit einem echten Schwert umging. Außerdem hatte er echt Ausdauer bewiesen, als er nach seiner Verletzung weitergekämpft hatte, als hätte er nichts. Und dann hatte er sie auch noch von den Füßen gerissen. Zugegeben; sie war nicht sehr groß und kräftig für ihr Alter, eher klein und dünn, aber trotzdem waren diese Kontrolle über den Schmerz und die Kraft bei seinem Tritt beachtlich gewesen.
Sie nahm sich vor, Zeran im Auge zu behalten. Solche Kampftalente fand man nur selten und sie fragte sich wo er das alles gelernt hatte. Die meisten kamen gänzlich ohne Übung und Vorwissen an dieses Institut und Ezran bezweifelte auch, dass er mit seinem Bruder geübt hatte, der war so eine Niete im Kämpfen, wie sie eine beim Schwimmen war. Während dem Essen ließ sie ihn nicht aus den Augen.
Das erste Kapitel von "das Nebelinstitut".
Sýn - Monsterbaendigerin
Zeran - Weltenspringerin
Círan - Weltenspringerin
Amaris - FoxCrafts
Ezran - FoxgirlyS
Alea - kpop_bts_16
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