MMFF Kapitel 2

Langsam erhob Rehpfote sich aus ihrem Nest und streckte sich. Vom gestrigen Jagdtrip taten ihre weichen Pfotenballen noch weh. Mit müden Augen blickte sie aus dem Bau, dunstige Schlieren des Morgennebels schlichen wie geisterhafte Gestalten über die katzenleere Lichtung und der Geruch nach kaltem Wasser und Tau lag in der Luft. Die Sonne zeigte sich noch nicht, nur ganz feine Strahlen der hellen Kugel kitzelten die Schülerin an der Nase. Sie unterdrückte das Niesen, um Leopardenpfote und Schimmerpfote, die noch schliefen, nicht zu wecken. Mucksmäuschenstill begann Rehpfote, ihr Fell zu glätten, welches von der Nacht zerzaust von ihrem Körper abstand.

"Rehpfote?", miaute da eine verschlafene Stimme, "Warum bist du denn schon auf?", unter dem Rascheln seines Moosnestes erhob sich Leopardenpfote und schüttelte sein goldgeflecktes Fell. Die Sonne ließ die dunklen Teile seines Pelzes rötlich schimmern.

"Hab schlecht geträumt. Diese Sonnengeister sind irgendwie seltsam."

"Du hast doch nicht etwa Angst, oder?", maunzte Leopardenpfote herausfordernd und stupste seine Nase gegen Rehpfotes hellbraune Schulter.

"Das wäre doch lächerlich, wir wissen nicht einmal ob sie gefährlich sind."

"Wenn sie dir keine Angst machen, wieso hast du dann schlecht geträumt?", der getupfte Schüler hörte einfach nicht auf Rehpfote zu necken, bis sie beide spielerisch ineinander verkeilt auf die Lichtung rollten und sich kitzelten.

Plötzlich erklang ein mehrstimmiges Quietschen und die zwei hielten inne.

"Mäusedung. Wir haben die Jungen geweckt.", miaute Rehpfote und stieg von ihrem Freund herunter.

Wie auf Stichwort stürmten Erdjunges und Hoppeljunges aus der Kinderstube, dicht gefolgt von einer müden Haselmond.

"Könnt ihr denn niemals einfach schlafen?", grummelte sie, aber sie lächelt trotzdem ein wenig.

"Könnt ihr sie etwas beschäftigen, während ich esse?"

"Klar! Ruh dich nur aus, wir kümmern uns um Erdjunges und Hoppeljunges."

"Lieb von euch, danke.", maunzte die Königin und tappte zum fast leeren Frischbeutehaufen. Irgendwie wirkte sie in letzter Zeit sehr matt und erschöpft.

"Ihr dürft eure Mutter nicht ständig so auf Trab halten.", tadelte Rehpfote, doch die beiden Jungen hörten nicht zu, sie waren damit beschäftigt Leopardenpfotes Schweif zu fangen.

Als die Sonne über die Bäume lugte und das Lager beschien, lagen Haselmonds Junge erschöpft vom Herumtollen auf einem Mooshaufen und schliefen. Zufrieden briet Haselmond neben ihnen im frühen Sonnenlicht und genoss die angenehme Stille als Windherz, gefolgt von Schwarzmond, aus dem Kriegerbau tappte. Hoffnungsvoll blickte Rehpfote zu dem grauen Kater ihre Pfoten kribbelten, sie brauchte eine Beschäftigung. Glücklicherweise kam ihr Mentor gleich zu ihr.

"Rehpfote, wir machen heute Kampftraining. Wir nehmen Leopardenpfote, Schimmerpfote und Schwarzmond mit."

"Warum kommt Goldschweif nicht mit? Er ist doch Schimmerpfotes Mentor."

"Schon richtig, aber er hat sich etwas erkältet und soll sich ausruhen."

"Okay. Soll ich Schimmerpfote holen? Sie schläft noch."

"Ja, mach das, wir warten am Lagerausgang auf euch.", miaute der graue Krieger ungewohnt ernst. Stand irgendein Kampf an, dessen Ankündigung Rehpfote versäumt hatte?

Grübelnd tappte die hellbraun gestreifte Schülerin zum Schülerbau und stupste die silberweiße Schimmerpfote an. Verschlafen hob sie den Kopf, war aber sofort hellwach, als Rehpfote ihr von der gemeinsamen Trainingeinheit erzählte.

"Na dann los, was stehst du noch hier herum?", rief die Kätzin über die Schulter zurück als sie an ihrer Freundin vorbei zum Lagerausgang zischte.

Rehpfote rollte kurz mit den Augen, meinte es aber nicht böse. Mit leicht hin und herpeitschendem Schweif folgte sie Schimmerpfote. Auf dem Weg zu einem geeigneten Trainingsort tuschelten Windherz und Schwarzmond, als hätten sie etwas zu verbergen. Irgendwas stimmte da nicht.

Auf einer sandigen Lichtung hielten die beiden Krieger an.

"Heute werden wir die Grundtechniken der Verteidigung verinnerlichen und erste Angriffstaktiken lernen. Schimmerpfote, Leopardenpfote, ihr fangt an. Zeigt uns bitte den Abwehrschlag von oben. Leopardenpfote, du greifst zuerst Schimmerpfote an und dann umgekehrt."

Gehorsam nickten die zwei und brachten sich in Position. Als Leopardenpfote geduckt auf die weiße Kätzin zuschoss, stellte sich diese auf die Hinterbeine und ließ ihre Vorderpfoten auf den Rücken des gefleckten Katers niedersausen. Leopardenpfote tat es ihr später nach, hielt aber nicht ganz so gut das Gleichgewicht wie seine Freundin.

"Sehr gut. Jetzt Rehpfote und Schimmerpfote. Sprungverteidigung. Schimmerpfote greift an.", miaute Windherz und musterte jede Bewegung der Schüler mit seinen blauen Augen.

Rehpfote stellte sich breitbeinig hin. Ihre weiße Freundin schlich an sie heran und tat plötzlich einen gewaltigen Sprung. Flink wich Rehpfote aus und sprang der weißen Schülerin von der Seite in die Flanke. Beinahe perfekt beendete sie ihren Zug und half der am Boden liegenden Schimmerpfote wieder auf die Pfoten.

Zu Sonnenhoch saßen alle drei Schüler erschöpft und gleichzeitig gelangweilt vor ihren Mentoren und hörten zu, während diese komplizierte Angriffstaktiken vorführten.

"Können wir die jetzt endlich ausprobieren? Warum lernen wir sie überhaupt?", maiute Rehpfote gelangweilt.

"Das kann ich dir sagen, Rehpfote. Wir wissen nichts über diese neue Katzengruppe. Wenn sie feindlich sind, sollt ihr euch zumindest verteidigen können."

"Hmpf.", schnaubte die Schülerin. Und wenn diese Katzen nicht feindlich waren? Dann langweilte sie sich hier umsonst.

"Wenn du gerne etwas zu tun hättest, dann kämpfst du mit Leopardenpfote. Aber ohne Krallen."

"Super!", maunzte die Kätzin begeistert und brachte sich vor Leopardenpfote in Position.

"Nutzt das, was wir euch gezeigt haben.", miaute Windherz noch dazwischen bevor Rehpfote den getupften Kater ansprang und ihn von den Pfoten riss.

"Haha! Ich hab dich!", aber gleich darauf traten Leopardenpfotes Beine in ihren Bauch. Die Schülerin zuckte zusammen, diesen Moment nutzte der Getupfte um sie von sich zu stoßen. Keuchend kam Rehpfote wieder auf die Pfoten.

"Guter Zug.", hechelte sie und begann, ihren Freund zu umkreisen.

Jetzt erwische ich dich!

Mit einem niedrigen Sprung drückte sie Leopardenpfote die Hinterbeine weg und brachte ihn zu Fall. Mit wirbelnden Pfoten kullerte er über die Lichtung, aber der Ehrgeiz hatte ihn gepackt. Der Sand stob in die Luft als sich der Schüler auf Rehpfote stürzte. Ein Plötzliches Brennen an ihrer Wang eließ die hellbraun gestreifte Schülerin zurückzucken.

"Leopardenpfote, wir haben gesagt ohne Krallen!"

"Das war keine Absicht. Ich wollte das nicht!", jammerte der Kater.

Rehpfote spürte eine warme Flüssigkeit ihre Wange hinunterlaufen, ein metallartiger Geruch stieg ihr in die Nase. Vorsichtig wischte sie mit einer Pfote über ihre Wange, ein roter Fleck prangte auf ihr als sie sie wieder absetzte.

"Rehpfote, das wollte ich nicht. Wirklich!"

"Schon gut. Aber wenn das eine Narbe wird, kitzel ich dich bis dein Bauch vor Lachen wehtut.", grinste sie. Der Kratzer pochte etwas, war aber nicht weiter schlimm.

"Einverstanden.", Leopardenpfote lächelte erleichtert.


Am Abend legte sich Rehpfote in ihr Nest, von ihrer Wange bröselte getrocknete Ringelblumenpaste. Erschöpft und mit schmerzenden Muskeln schlief sie erst lange nach Mondhoch ein.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top