Janine
Janine öffnete ihre Augen. Sofort wurde ihr übel als ihr der Geruch von Urin und Rattenscheiße in die Nase kam. Ihre Zelle würde erst in vier Tagen geputzt werden, solange musste sie es noch irgendwie aushalten. Sie setzte sich in ihrem „Bett" auf, in der Hoffnung, dass die Übelkeit verschwinden würde. Das „Bett" war ein Haufen Stroh. Seit 186 Tagen war sie nun hier und nichts hatte sich verändert, außer dass alle sieben Tage ihre Zelle gereinigt wurde.
Ihre Zelle befand sich tief unter der Erde, was wohl auch der ausschlaggebende Grund war, warum es hier keine Fenster gab. Janine wusste nicht genau, ob sie sich wirklich unter der Erde befanden, doch als sie im Königlichen Palast gefangen genommen wurde, war sie viele Treppen nach unten geführt worden.
Sie war eine Diebin gewesen, die versucht hatte die Königin zu bestehlen. Leider war sie von einem Diener bemerkt worden, welcher sofort die Wachen gerufen hatte. Seitdem war sie hier eingesperrt und wartete auf eine Chance zur Flucht.
Die Zelle selbst war sehr klein. In der linken hinteren Ecke stand ein Eimer. Der Boden der rechten Wand war mit Stroh bedeckt und diente ihr als Schlafplatz. Zudem gab es natürlich eine Eingangstür die täglich von einer Wache geöffnet wurde. Diese Wache trat immer herein, schloss die Tür, wartete bis sie gegessen hatte und ging wieder. Zu Essen bekam sie meistens ein Stück Brot und ein Glas Wasser. Irgendwie reichte es zum Überleben.
Schritte. Wie jeden Tag hörte sie die Schritte der Wache als sie näher kam. Doch etwas war anders. Die Schritte vergingen schneller als normalerweise. Da öffnete sich auch schon die Tür und eine gestresst aussehende Wache betrat ihre Zelle. In diesem Moment war Janine voller Hoffnung, dass sie fliehen könne, denn sie sah den Fehler, den die Wache begangen hatte. Die Tür stand offen. Endlich, nach 186 Tagen kam sie, ihre Chance zur Flucht.
In dem Moment als der Soldat Janins Essen abstellte trat sie zu, der Soldat geriet ins Wanken und sie nutzte ihre Chance. Sie nahm den Dolch den er an seinem Gürtel hing und rammte ihn der Wache in den Hals. Diese fiel zu Boden und Janine beachtete sie nicht weiter.
Langsam und vorsichtig, sie musste mit weiteren Wachen rechnen, verließ Janine ihre Zelle. Sie sah sich im Gang um, konnte jedoch nirgends Wachen entdecken. Gleichzeitig überkam sie ein Gefühl das sie nicht Recht zu deuten wusste.
Auf einmal kam ein Mann aus der Zelle neben der ihren. Er sah sie an, sein Blick war unergründlich und sofort verstärkte sich dieses Gefühl, dass sie nicht deuten konnte. Der Blick des Mannes verfinsterte sich. Janine zuckte zusammen und wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. Dieser Mann bereitete ihr Angst. Eine Flamme entstand in der Hand des Mannes. Funken flogen durch die Luft und im nächsten Moment befand sich Janine inmitten von Flammen wieder.
Doch seltsamerweise konnte sie trotz aufsteigenden Rauches normal atmen und die Flammen spürte sie nicht einmal. Sie fühlte sich sogar geborgen und wohler als je zuvor. Die Flammen schienen um sie herum zu Tanzen, Funken flogen um sie herum. Der Anblick war wunderschön.
Plötzlich erschien in den Flammen das Gesicht des Mannes, gleichzeitig voller Wut und Trauer. Das letzte was Janine sah, war dass der Mann sein Schwert in ihre Richtung schwang. In diesem Moment wusste sie, dass sie sterben würde. Doch sie verspürte keine Angst, denn umgeben von diesen Flammen fühlte sie sich so wohl, wie noch nie zuvor.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top