Elion


Elion rannte durch sein Dorf in Richtung des Schmiedes. In seiner Hand hielt er ein Wakizashi, ein Kurzschwert. Elion hatte es am Waldrand, in der Nähe vom Haus seiner Eltern, gefunden. Seine Eltern waren gut mit dem Schmied befreundet weshalb Elion sich ein wenig mit Schwertern auskannte. Dieses Wakizashi war meisterhaft geschmiedet – besser als der Schmied seines Dorfes es könnte. Abgesehen von seinem Dorf gab es in der näheren Umgebung nur ein Dorf welches dieses Schwert hätte schmieden können. Dieses Dorf hieß Riona und war mit seinem Dorf verfeindet.

Zudem gab es noch andere Anzeichen dafür, dass dieses Schwert in Riona geschmiedet worden war. Auf dem Schwert waren Schriftzeichen eingraviert die Elion noch nie gesehen hatte. Er kannte die Schriftzeichen von Riona nicht, doch es war das einzige Dorf das in Frage kam.

Sollte das Dorf Oberhaupt oder dessen Sohn von diesem Schwert erfahren, würden sie dies als Kriegserklärung ansehen. Sie suchten schon nach Jahren einen Grund anzugreifen. Sie wussten, ohne Grund anzugreifen würde eine Revolution entfachen. Sie würden sagen dass das andere Dorf die Gegend erkundet habe, um einen geeigneten Ort zum Angriff zu finden. Sie würden zuerst zuschlagen wollen und so würde der Krieg zwischen den Dörfern ausbrechen.

„Eliot, was trägst du da mit dir herum?"

Elion drehte sich um und sah Timon auf ihn zukommen. Er war der Sohn des Dorf Oberhauptes, wenn man etwas tat was ihm missfiel, sorgte er dafür, dass man wegen Hochverrats angeklagt wurde. Elions Onkel hatte einmal einen Auftrag für Timon erledigen sollen und weil er zum Schluss eine Vase zerbrochen hatte war er von diesen angeklagt und schlussendlich hingerichtet worden.

„Ein Wa..." Elion brach ab. Eigentlich durfte er dieses Wort nicht kennen. „Ein Kurzschwert dass ich am Rande des Dorfes fand. Ich wollte es dem Schmied bringen, dachte, er habe es verloren."

Eine Faust traf Elions Nase, Schmerz durchfuhr ihn, er stolperte und fiel zu Boden. Er sah zu Timon, dann stand er wieder auf. Ein Widerspruch oder ein Wort und Timon würde Elion anklagen.

„Dieses Schwert ist eindeutig in Riona geschmiedet worden. Sieh dir nur die Schriftzeichen an. So schreibt man bei uns nicht."

Elion verzichtete darauf zu sagen dass er dies nicht wissen konnte. Einfachen Bauern wie ihm war es sogar verboten zu wissen wie man in ihrem Dorf schrieb.

„Wo hast du das Schwert gefunden?"

„Am Waldrand, wo ich für meine Familie Holz gehackt habe, lag es.

„Gib mir das Schwert."

Elion übergab das Schwert. Timon war schlau. Er wusste dass er so gut wie jeden im Dorf dazu bringen konnte zu tun was er wollte. Jeder versuchte sich mit dem Sohn des Dorf Oberhauptes gut zu stellen.

Elion wandte sich ohne ein Wort ab und ging. Doch er wollte nicht nach Hause, er wollte in den Wald. Elion hatte dort einen Ort an dem ihn niemand fand, denn niemand wusste von diesem Ort. In den letzten Jahren hatte er immer wieder Messer oder Schwerter gestohlen, um seine Kampffähigkeiten zu verbessern. Denn obwohl dies verboten war hatte Elion einen Traum, den Traum ein großer Krieger zu werden. Deshalb trainierte er seit vielen Jahren heimlich, so auch heute.

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Er erreichte nun sein versteck, stellte eine Holzplatte auf und versuchte erneut Messer zu werfen. Bisher hatte er es nur selten geschafft dass das Messer im Holz stecken blieb. Er hatte noch nicht verstanden, was er falsch machte. Er nahm das erste Messer und warf es. Es drehte sich einige Male, bis es am Holz ab prallte und zu Boden fiel.

„Du hältst das Messer falsch. Sobald es sich dreht ist es um einiges schwieriger."

Elion drehte sich um und da stand sie, ein Mädchen. Sie war etwas kleiner als er, aber trotzdem kaum ein Jahr jünger. Dieses Mädchen gehörte zum feindlichen Dorf, Riona. Er konnte das sofort erkennen, da sie eine einfache Hose und ein Hemd trug, in seinem Dorf war dies strikt verboten. Alle anderen Dörfer waren zu weit entfernt, dass sich ein Mädchen von dort hierher verirrte. Außerdem galten in diesen Dörfern ähnliche Regeln wie bei seinem, zumindest hatte man ihm dies erzählt. Riona jedoch war eine Ausnahme, in diesem Dorf war vieles anders.

„Warum bist du hier? Du bist auf feindlichem Territorium."

Das Mädchen lächelte. „Du bist schlauer als die anderen aus deinem Dorf. Ich beobachtete dich und wollte dir helfen. Schließlich versucht du das schon lange."

Elion nickte. Wenn dieses Mädchen wirklich Messer werfen konnte wäre dies wohl die beste Möglichkeit es zu lernen.

Das Mädchen kam zu ihm. „Gib mir eines der Messer und schau wie ich es halte."

Sie warf das Messer und hinderte es daran sich im Wurf zu drehen wodurch es im Holz problemlos stecken blieb. Elion versuchte es und bereits beim 5. Versuch blieb das Messer im Holz stecken.

„Wie heißt du?"

„Aurelia.", meinte das Mädchen und strahlte über das ganze Gesicht und setzte sich an einen Baum. Sie schien diese Frage als eine Art Aufforderung zu bleiben zu sehen, dies gefiel ihm. „Ich bin Elion.", meinte er und setzte sich neben Aurelia. „Ist das bei euch eigentlich erlaubt, das Mädchen keine Kleider tragen oder begehst du ein Verbrechen wenn du das tust?"

„Ja, es ist erlaubt. Bei uns darf man tun was immer man will, solange es keine andere Person verletzt."

„Das hört sich toll an. Bei uns ist das anders. Ich bin als Bauer geboren und werde das immer sein. Ich habe keine Wahl.

„Du änderst doch schon etwas daran, schließlich widersetzt du dich gerade den Regeln deines Dorfes. Man hat immer eine Wahl, Elion."

„Weg von ihr, Eliot!"

Bereits im nächsten Moment kam Timon, mit dem Wakizashi in der Hand, aus dem Wald. Elion stand auf, schützend stellte er sich vor Aurelia. Er wollte nicht dass ihr etwas geschah.

„Was machst du da, Eliot?"

In diesem Moment hatte er sich entschieden. Er würde nicht mehr den Dummen spielen, es war Zeit sich zu wehren. Er hatte seine Wahl getroffen.

„Wir sind Freunde. Übrigens heiße ich Elion, nicht Eliot!"

„Schweig, Eliot. Du begehst gerade Hochverrat und das alles nur wegen einer Fremden die dich im Stich lässt! Sie ist gerade weggerannt!"

Elion schaute zurück und bemerkte, dass Aurelia wirklich nicht mehr da war. Wo war sie hin?

„Nun, Eliot ich als Sohn des Dorf Oberhauptes werde dir vergeben, wenn...

Weiter kam Timon nicht, denn ein Pfeil traf ihn am Rücken und durchbohrte sein Herz. Er fiel tot zu Bogen. Nun sah er Aurelia, mit einem Bogen in der Hand. Sie hatte ihn doch nicht im Stich gelassen.

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