Sonnenstrahlen und Kaffeebecher

Der Sommer war längst vorbei und der Herbst trat über der Kleinstadt ein. Die langen Sommernächte und warmen Abende waren längst Geschichte, heruntergefallene Blätter und Morgennebel dominierten wieder den tristen Alltag. Es wurde kalt, sehr kalt. Und das nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Herzen der Menschen. Sie verloren jegliche Wärme und Gutmütigkeit, welche sie über den Sommer in sich aufgenommen hatten. Aus den lachenden Gesichtern, den strahlenden Augen und den Straßen voller spielender Kindern wurden zusammengepresste Lippen, trübe Blicke und Stille. Die Bäume trugen kaum noch Blätter und die Lichter der Straßenlaternen wirkten im aufziehenden Nebel der Dämmerung verschwommen.

Durch die früh einsetzende Dunkelheit und das wenige Sonnenlicht wurden die Menschen schneller gereizter, als eh schon. Wenn man einen Blick durch die Fenster der Leute warf, sah man die Meisten streitend in ihren Wohn- oder Esszimmern mit ihren Partnern. Teller folgen durch die Räume und Worte schlugen ein wie scharfe Messerklingen. Wo war bloß die Liebe geblieben? Der Atmen bildete kleine Wölkchen beim ausatmen und es sah beinahe so aus, als wäre bereits der Winter eingebrochen. Dabei stand ihnen die kälteste Zeit noch lang nicht bevor. Wo waren die Sonnenstrahlen und die unzähligen Kaffeebecher in den Händen der entspannten Jugendlichen, die ihre Sommerferien genossen und die der gestressten Erwachsenen, die versuchten frühmorgens die Balance aus Privat- und Arbeitsleben zu finden, geblieben?

Die Menschen strebten Tag für Tag nach mehr. Nichts ist gut genug. Sie müssen immer das Neueste und Schnellste haben, dass es aktuell gibt. Bloß besser sein, wie die Kollegen oder die Nachbarn. Solang sie alle den guten Schein einer perfekten Familie auferhalten, wird keiner sehen, was sich darunter wirklich befindet. Denn keiner will sehen, wie viele Tränen und verzweifelte Schreie nach Liebe und Aufmerksamkeit hinter dem Konsum stehen, den sie begehen. Aber es ist ja alles in Ordnung, wenn die Familie zerbricht und die Ehe zu Grunde geht, oder? Ist das nicht das, was wir heute normal nennen? Kühle und stumpfe Worte sind das neue ,,normal". Wer nimmt sich noch die Zeit, einem wirklich zu zeigen, was man für ihn empfindet? Emojis sind kein Ersatz für echte Gefühle. Dates im Kino, ein Picknick auf der Wiese oder ein Spaziergang bei Sonnenuntergang sind die Momente, die wir gemeinsam genießen sollten. Es sollte nicht das tägliche ,,Gute Nacht" auf einem 6 Zoll Smartphone oder ein süßer Tweet sein, der einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern sollte. Es sollten Berührungen und Augenblicke sein, die einmalig sind. Dieser eine Moment, indem alles richtig ist. Wenn du die Harmonie zweier Menschen und deren Seelen wahrnimmst und nicht das vibrieren des Smartphones.

Wo sind die Werte geblieben?
Wo ist die Liebe auf dieser Welt geblieben?

Gewalt sollte keine Lösung für Probleme sein, genauso wenig wie ein Rückzug. Die Menschen sollten sich wieder mit Respekt gegenüber treten und sich anlächeln. Ein kleines Lächeln zu einer fremden Person am Tag, kann bereits deren Tag erhellen. Wer weiß, was sie kurz davor erlebt haben. Vielleicht war es genau das, was sie jetzt gebraucht hätten.
Vielleicht auch nicht.
Die Menschen werden es nie verstehen, wenn sie nur auf ihr Smartphone sehen und Likes sammeln, als würden sie dadurch ein besseres Leben führen. Denn das tun sie nicht, sie sind Menschen wie wir alle es sind. Sie sind nicht perfekt, sie haben Fehler. Sie haben Ängste und weinen, genau wie wir alle auch.
Nur wieso legen die Menschen so viel Wert auf das, was Andere von ihnen im Außen sehen?

Die Nacht trat über die Kleinstadt ein und verdunkelte erneut die Häuser. Bald würde ein neuer Tag anbrechen, mit neuen Problemen und Momenten, in denen Gefühle und Reaktionen, anstatt Nachrichten und Emojis gefragt sind.
Nur wir allein entscheiden, was davon wir wählen... .

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