Teil4
Ein neues Kapitel, pünktlich zu Kurts 50. Geburtstag :)
Er zuckte mit den Schultern. Natürlich verstand ich es, dass er mir nicht sofort vertraute oder mir seine Lebensgeschichte erzählte. Aber dennoch machte es mich etwas traurig und anscheinend sah man das auch meiner Mimik und Gestik an. Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig von einer wiedergekehrten emotionslosen Hülle zu einem Kurt, der mich nicht verletzen wollte. „I-ich meinte e-s nicht so. Ich... Ich wollte dich nur.... Ich meinte... Ich weis es selbst nicht" brachte er zögerlich raus und die sonst vorhandene Festigkeit seiner Stimme geriet in ein brüchiges Flüstern. Als ich ihn musterte fühlte ich mich, als hätte ich seine Mauer eingebrochen. Die, die er sich seit vielen Jahren mit Schwerstarbeit aufgebaut hat. Doch eh ich einen tieferen Blick in seine Augen werfen konnte, welcher sein Geheimnis gelüftet hätte, baute er seine Mauer, so schnell er konnte wieder auf. Das einzigste, was ich in all der Hast in seinen Augen erkennen konnte, war Trauer. Mir war klar, ich konnte es auch falsch gedeutet haben, aber, dass etwas falsch war, konnte ich bei meinem besten Willen nicht leugnen. Immer noch versuchte ich durch die unsichtbare Mauer in seinen Augen zu gelangen, doch sie war schwer zu brechen. Vielleicht sogar unmöglich. Und plötzlich stieg der Zweifel in mir ob ich die Mauer je einstürzen konnte, ohne, dass jemand zu schaden kommt.
Er räusperte sich plötzlich, was mich zusammenzucken lies. Schnell wand ich meinen Blick von seinen Augen ab und schaute nun auf meinen Zigarettenstummel, welchen ich kurz darauf aus dem Fenster fallen ließ. Mein Blick war nun auf die fallende, immer noch glimmende Zigarette gerichtet, bis sie schließlich auf dem Boden auf kam. Ich könnte auch springen, durchfuhr ein plötzlicher Gedanke meinen Kopf. Aber war es denn hoch genug? Eins war mir bewusst. Dieser Raum würde es sein. Er war schön eingerichtet, roch leicht nach Qualm und Zitrone und war einfach perfekt. Ich fühlte mich beobachtet und schaute zu Kurt, welcher schnell seinen Blick von mir abwandte. Er warf seine Zigarette ebenfalls aus dem Fenster und ohne, dass er es wollte landete sie direkt neben meiner. Schmunzelnd schaute ich ihn an und er gab mir den selben Blick zurück. Er murmelte irgendetwas von wegen „merkwürdig" und schloss dann endgültig das Fenster. Ohne etwas zu sagen setzte ich mich auf das Sofa, was er anscheinend als Aufforderung sah, sich zu mich zu setzen. Er musterte mich immer wieder von der Seite und das Ohrenbetäubende Schweigen war wieder da. „Hast du schon mal drüber nachgedacht, dass dich vielleicht jemand vermissen würde?" fragte ich um die Stille zu brechen. Er runzelte die Stirn. „Die Fans würden sich später einen neuen Helden suchen, meine Tochter hat Courtney und deren Freund. Also ja, ich hab drüber nachgedacht und nein, mich würde niemand vermissen". Es klang hart das aus seinem Mund zu hören. Ich schluckte, denn ich hatte eine andere Meinung. Ich würde niemals jemanden wie ihn finden, diese Ansicht hat sich in den letzten Stunden nur noch mehr verstärkt. Meine Antwort auf seinen kleinen Vortrag war ein einfaches „Mmh", welches ihn anscheinend zu verunsichern schien. Er fuhr sich durch die Haare und sah mich fast schon flehend an. „Hast du schon mal drüber nachgedacht?" stellte er die Gegenfrage, vor der ich mich so fürchtete. Ich brauchte nicht lange zu überlegen „Mich würde niemand vermissen" kam es monoton aus meinem Mund und Kurt hatte seinen Mund leicht geöffnet. Er wirkte, als hätte er jegliche Kontrolle über sich verloren und starrte mich einfach nur fassungslos an. Ehe ein Satz seinen Mund verließ, von dem ich glaubte ihn niemals zu Ohren zu bekommen „Ich würde dich vermissen. Bleib hier, bleib bei mir.". Den letzten Satz flüsterte es so leise, dass ich mir noch nicht mal sicher war, ob er überhaupt für mich bestimmt war. Erneut nahm er mich in dieser Nacht in seine Arme, die so viel Geborgenheit ausstrahlten. Nach einer langen Umarmung, in der ich all seine Wärme aufsaugte, räusperte er sich zum geschätzten hundertsten Mal. Ich dachte er würde etwas sagen, doch stattdessen holte er seine Drogen aus der Tasche.
An dieser Stelle muss ich sagen, dass es meine persönliche Interpretation ist, was jetzt kommt. Wir WISSEN ja schließlich nicht ob sie es war, auch wenn die meisten (mich eingeschlossen) es denken.
Ehe wir noch irgendwas unternehmen konnten, hörte ich eine wütende Frauenstimme rufen:„Wenn es nicht anders geht muss er leiden, er muss so leiden, wie seine Fans mich leiden lassen haben!". Wir zuckten zusammen, als die Tür geöffnet wurde und Courtney mit einer Schrotflinte in der Hand dort stand. Sie richtete den Lauf auf Kurt und plötzlich geschah alles in Zeitlupe. Ich sah, wie sie abdrückte und warf mich vor ihn, das Geräusch des Schusses war erst viel später zu hören, doch der Schmerz folgte sofort. Kurt schrie etwas, doch an wen es gerichtet war und was er sagte wusste ich nicht. Jemand schüttelte mich doch ich konnte mich nicht bewegen. Selbst eine Ohrfeige konnte mich nicht zurück in die Realität bringen. Ich sah wie er seinen Mund bewegte und die Ader an seinem Hals hervor stach, was mir zeigte, dass er schrie. Doch alles blieb stumm. Jemand kam in das Zimmer gerannt und Sanitäter legten mich auf eine Liege. Der dumpfe Schmerz ließ keine Gedanken zu. Kurt schüttelte mich an meiner Schulter, worauf er von einem Sanitäter weggebracht wurde. Ich wollte ihm helfen. Ich wollte ihn beschützen. Als mein Kopf leicht zur Seite Kippte, sah ich die Drogen und einen Polizisten, der ihn gerade fest nahm. Nein! Es waren meine! Sie sollten ihm das nicht antuen. Mein Blick wanderte weiter zu seiner Tüte. Sie war fast ganz leer. Nur noch zwei Ampullen lagen dort. Überdosis. Fuhr es mir durch den Kopf. Er sollte nicht so sterben. Nicht hier, nicht auf dem Polizeirevier und auch nirgendwo anders. Ich Schaute ihm in die Augen, jene Augen, welche so blau waren wie der Ozean. und mich vergessen ließen. Meine Augen wurden schwerer und ich schloss meine Augen in der Hoffnung sie nie wieder öffnen zu müssen.
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