GO
KANKURO
Es genügt, wenn man mit dem Kopf gegen die Wand läuft.
Kankuro und Asaka hatten Tanigakure den Rücken zugekehrt. Folgten sie der Karte, würden sie als Nächstes den südlichen Teil von Hi no Kuni durchqueren. Sie umgingen so einen Zwischenstopp in Kirigakure, auch wenn das bedeutete, dass sie insgesamt länger unterwegs wären. Kankuro tat es seiner Teampartnerin zuliebe. Diese lief auf ihren Plateau-Sandalen über den teilweise unebenen Untergrund – als wäre es keine große Sache –, machte nebenbei Feuer bei Regen und erwähnte immer mal wieder, welche Bäume man für Saft anzapfen konnte. Zugegeben, der Suna-Nin hätte gedacht, dass sie mehr jammern würde. Auch weil sich ein Ast in ihren Haaren verheddern könnte. Er verstand sowieso nicht ganz, was das Ding mit ihren Haaren sollte. Sie hatte beim Antritt der Reise einen halben Nervenzusammenbruch erlitten, weil sie ihren Kamm nicht direkt gefunden hatte. Es war irgendwie ... süß, da sie sonst immer so abgeklärt war.
Die Kunoichi nutzte ihr Jutsu öfter, um unterwegs besagte Frisur zu überprüfen. Der Marionettenspieler durfte sich darüber aber nicht beschweren, weil er – wegen seiner Gesichtsbemalung – zwischendurch auch mal einen Blick riskierte. Nichtsdestotrotz kamen sie schnell voran. Längere Pausen wurden auf ein Minimum reduziert, das Gepäck abwechselnd getragen. Die Nachtwache hatten sie in drei Schichten aufgeteilt. Eine davon übernahm Asaka, der Rest blieb an ihm hängen, weil er den Schlafmangel besser wegstecken konnte. Dafür suchte die junge Frau das Gebiet mit ihren Chakra-Trackern ab. Im Wald ließen sich die kleinen Splitter besonders gut verstecken. Der einzige Nachteil war: Sie war kein Kanchi Taipu und musste sich darauf verlassen, dass der Feind in ihrem Netz keinen toten Winkel fand. Trotzdem war das eine Vorsichtsmaßnahme mehr, die eventuell verhinderte, dass sie direkt in eine Falle liefen.
Im Dorf angekommen würden sie sich umhören, wer in letzter Zeit Interesse an dem besonderen Kozo-Papier gezeigt hatte. Es musste ja einen Zusammenhang zwischen dem Papier und dem Unbekannten geben. Vielleicht könnten sie sich auch Zugang zur Manufaktur verschaffen. Wichtig war, dass sie durchgängig wachsam blieben. Ihr Gegenspieler wartete mit irgendeiner List auf sie. Zumindest war das eine Möglichkeit, die sie in Betracht ziehen sollten. Er wollte, dass sie dieser Spur nachgingen. Dafür musste es einen Grund geben. Es war Kankuros und Asakas Aufgabe, das herauszufinden, ohne dabei selbst zu Schaden zu kommen.
Da sie seit einer Weile keine Pause gemacht hatten, fragte der Suna-Nin die Kunoichi, ob es in der Nähe einen geeigneten Rastplatz gäbe.
»Ja, hier!« Sie zeigte auf eine Stelle auf der Karte: Eine Lichtung, nicht weit von ihnen entfernt. Es waren vielleicht noch grobe 10 Minuten Fußmarsch.
Als sie den besagten Spot erreicht hatten, ließen sie sich auf der Wiese nieder. Er hatte ihr Gepäck neben sich abgestellt, breitete ihre Vorräte auf dem Grün aus – ausnahmsweise kein Gourmetschmaus. Der Morgentau war bereits verdunstet, das Gras trocken. Im Hintergrund verschiedene Vogelstimmen, die sich mit dem Rascheln der Blätter zu einem undeutlichen Brei vermischten. Das Sonnenlicht hob Asakas feine Gesichtszüge hervor, welche den Kopf in den Nacken legte, sodass ihre Stupsnase mit der Spitze gen Himmel zeigte. Mit ihren Armen stützte sie sich nach hinten hin ab, die Hände im Gras vergraben. Dreck, der sich heimlich unter ihre Nägel schlich. Die Augen genießerisch geschlossen, den Mund leicht geöffnet. Sie war ...
»In Suna gibts besseres Essen.«
»Ach was!«
»Dem kannst du nicht widersprechen. Ich hab dich oft genug eingeladen.«
»... auf Kosten deines Bruders. Definitiv!«
»Das würd' ich so nicht sagen.« Schuldbewusstes Lächeln.
»Aber weißt du was ...« Sie neigte den Kopf zur Seite, schaute ihn direkt an. »So gut hab ich in Kirigakure selten gegessen.« Asaka wollte noch näher darauf eingehen, doch plötzlich zuckte sie zusammen, als hätte sie ein Insekt gestochen. »Mist!«
»Asaka, was ist?«
Die junge Frau richtete sich auf. Sie redete nicht um den heißen Brei herum, sondern kam direkt zur Sache: »Jemand ist uns gefolgt. Wir haben ungefähr vier Minuten Vorsprung.« Das Sonnenbad musste dann vorerst warten. Andererseits erstaunte es den Marionettenspieler, dass ihnen erst jetzt jemand folgte. Kankuro war immer noch der Bruder des Kazekage. Wenn er Suna ohne seine Geschwister verließ, hatte das etwas zu bedeuten.
Er sah sich auf der offenen Grünfläche um. Wie wahrscheinlich war es, dass ihr Verfolger mit ihrem Gegenspieler kollaborierte? Die Möglichkeit bestand. Es war logisch. Ein Problem, das sofort gelöst werden musste, bevor ein viel Größeres daraus entstand. »Wir können die Person nicht am Leben lassen«, stellte er nüchtern fest. Allerhöchstens befragen. Aber ob wir uns dann auf die Informationen verlassen können?
»Nein, das Risiko können wir nicht eingehen.« Sie waren sich einig. Der jungen Frau war der Ernst der Lage bewusst. Jede nicht endgültige Lösung würde dazu führen, dass die Person ihrem Auftraggeber Bericht erstatten würde. Schneidet man ihm die Zunge ab, wird er die Worte aufschreiben. Und so weiter ... Solang dieser Jemand nicht tot ist, wird es Wege geben.
Asaka war noch nicht fertig: »Allerdings muss die Person bis eben einen gewissen Sicherheitsabstand gewahrt haben. Dass sie sich dabei außer Trackreichweite befand, kann ein Zufall gewesen sein. Jetzt nähert sie sich. Was in etwa bedeutet, dass sie gewartet haben muss, bis wir uns auf der Lichtung niedergelassen haben, weil sie sowas wie einen Überfall plant. Dann muss sie aber auch mitbekommen haben, dass ich Tracker platziert hab, schließlich wusste sie über die bevorstehende spontane Rastpause Bescheid. Ein guter Shinobi würde demzufolge auf keinen Fall einfach drauflosrennen, sondern nach einem toten Winkel Ausschau halten, den es mit Sicherheit gibt.«
»Stimmt. Aber warum wird überhaupt ein Laie entsandt?« Kankuro widerstrebte es schon fast, einen Amateur in seine Show miteinbeziehen. Vielleicht für den Fall, dass die Person stirbt. Dann hätte man als Auftraggeber keinen großen Verlust gemacht. »Ich erledige das.«
»Nein.« Asaka holte tief Luft. »Ich mag es nicht, wenn Leute mir hinterherlaufen. Der Kontext spielt für mich keine Rolle. Es geht ums Prinzip. Ich kümmer mich darum.«
Dem Suna-Nin gefiel ihre Entschlossenheit. Dass sie ihm die Stirn bot. Normalerweise hasste er es, wenn andere Leute ihn herumkommandierten, aber die Kunoichi befand sich als Teampartnerin mit ihm auf einer Stufe. Und wenn sie einem Idioten unbedingt eine tödliche Lektion verpassen wollte, dann würde er ihr nicht im Weg stehen. Vorausgesetzt sie beeilte sich. Herausfordernd funkelte sie ihn an. Sie würde die Sache in fünf Minuten erledigen. Fünf Minuten waren für Kankuro in Ordnung. Das war in etwa die Zeit, die er gebraucht hätte. Mit dem Unterschied, dass er danach sein Equipment hätte säubern müssen. Von seinen Geschwistern hatte er dafür schon den ein oder anderen schiefen Seitenblick kassiert. Vor allem wenn die Frage aufkam: Wohin mit den Leichenteilen?
Er grinste süffisant. »Na gut. Aber was hast du vor?« Es interessierte ihn, weil Asaka ein paar nette Überraschungen auf Lager hatte.
»Diese Art von Person rennt gern mit dem Kopf gegen die Wand. Ich bin dafür, dass wir ihr ein Erfolgserlebnis gönnen, und sie hindurchrennen lassen.«
Kankuros Grinsen wurde breiter. Die Frau wusste, wie man eine vernünftige Show auf die Beine stellte. »Ich mag die Idee.« Sie stand ihm in Sachen Inszenierung in nichts nach.
»Ich weiß. Betrachte diese für dich exklusive Vorführung als Gegenleistung für das gute Essen.« Eine Vorführung. So hätte er das, was sie vorhatte, auch genannt.
»Wir sollten den Verfolger aber eventuell noch befragen können. Pass also auf.«
»Ähm ... Ich versuch's.«
»Asaka!«
»Vertrau mir.« Zuckersüßes Lächeln und ein Augenzwinkern. Kopfschüttelnd wandte sich der Suna-Nin ab. Jemanden nur halb zu töten, war schwer, trotzdem sollte sie sich Mühe geben. Er würde sich in der Zwischenzeit Gedanken machen, ob sich eine Befragung für sie lohnen würde. Mit rein spielte, dass der Auftraggeber die Person mit einem Genjutsu belegt haben könnte. Die Informationen mussten nicht korrekt sein, selbst wenn die Wahrheit gesprochen wurde. Doch wie wollten der Marionettenspieler und Asaka das in der kurzen Zeit überprüfen? Und was wäre, wenn der Auftraggeber nichts mit der Drohung zu tun hatte?
Zuerst aber musste Asaka ihren Gegner in Empfang nehmen. Kankuro schritt aufs Dickicht zu. Wie viele Minuten hatte er noch? Er bräuchte ein Versteck, von dem aus er möglichst gut sehen konnte. Für ihn kam nur ein Platz in der ersten Reihe infrage.
Unmittelbar nachdem er sich in Position begeben, taumelte der Typ auch schon auf die Kunoichi zu. Diese lachte auf, schließlich handelte es sich bei ihrem Gegner um eine echte ... Witzfigur. Der Kerl war das genaue Gegenteil von ihr. Die fettigen blonden Haare rahmten das kastenförmigen Gesicht ein. Seine Kleidung war teilweise zu klein, betonte Stellen, die man besser nicht betonen sollte. Von den Schuhen löste sich die Sohle ab und seine Bewegungen wirkten wie die eines Elefanten. Dann kann die Show ja beginnen!
»Für eine Frau wie mich, hättest du dir mit deinem Auftritt etwas mehr Mühe geben können, oder?« Sie versuchte gar nicht erst zu kaschieren, was sie von ihrem Gegner hielt: nämlich nichts.
Dieser baute sich vor Asaka auf, glaubte allen Ernstes, dass sie das einschüchtern würde. Kankuro war selten so schadenfroh gewesen, dabei war er diesmal nur Zuschauer.
»Huh, wo ist denn dein Partner? So ein kleines Ding wie dich, darf man doch nicht einfach so allein stehenlassen ...« Asaka ist fast so groß wie ich. Kankuro musste die Augen verdrehen, weil ihn die Situation an etwas erinnerte: Wenn er mit seinem Bruder unterwegs war, konnte dieser sich meist vor aufdringlichen Liebesbekundungen kaum noch retten. Richtig verliebt war aber keine von ihnen, und die Art – wie sie ihre Gefühle offenbarten – wurde von Mal zu Mal geschmackloser. Der Marionettenspieler wurde dabei stets links liegen gelassen. Schließlich war er nur: Der Bruder von ... Vielleicht lag es an seiner Gesichtsbemalung. Wobei ungeschminkte Menschen teilweise weniger Gesicht zeigten als er.
Unbeeindruckt stand die Kunoichi aus Kirigakure da. Was sollte sie auch darauf erwidern? Nichts an seinem verbalen Angriff hatte sie in irgendeiner Weise getroffen. Es gab quasi nichts zum Kontern, weswegen sie – als Teil ihres Plans – selbst zum Angriff ausholte: »Wurdest du ernsthaft losgeschickt, um mir hinterherzuspionieren? Klar, dein Stirnband ... Aber bist du dir sicher, dass du die Ninja-Akademie bestanden hast? Da lernt man doch eigentlich, wie man's richtig macht. Zumindest dachte ich das immer. Ist schwer zu sagen, wenn man Privatunterricht hatte. Trotzdem kenne ich im Gegensatz zu dir die Basics. Dein Überfall lässt mich ganz schön ... kalt.«
Angewidert verzog sie das Gesicht. Bisher hatte sie kein Fingerzeichen geformt. Sie wartete, bis ihr Gegner gänzlich die Beherrschung verlor. Da sie aber nur fünf Minuten Zeit hatte, bevor Kankuro ihr die Show stehlen würde, setzte sie noch einen oben drauf: »Weißt du, was mich hierbei am meisten schockiert ... wie wenig Achtung ein Mensch vor sich selbst haben kann. Schau dich doch mal an! Wenn du mit mir sprichst, ist es, als würdest du nach den Sternen greifen, aber deine Arme sind zu kurz.« Den letzten Satz fauchte sie ihm entgegen, als wär sie tatsächlich sauer deswegen, dabei war es ihr wahrscheinlich relativ egal. Bis auf die Tatsache, dass sich der Typ in ihrer Nähe aufhielt und bestimmt fürchterlich stank. Die Kunoichi hatte eine empfindliche Nase.
Der Verfolger hatte noch einen Schritt auf Asaka zugemacht. Hinter ihr erstreckten sich zwei Drittel der Lichtung. Sie befand sich definitiv in der besseren Position, was der Gegner aber nicht bemerkte. Sein Gesicht war rot angelaufen und ein anzügliches Grinsen erschien auf seinen aufgedunsenen Lippen. »Wenn du erst einmal unter mir liegst, sieht das ganz anders aus. Na warte, du billiges Weibsstück! Dir hat wohl noch keiner richtige Schläge verpasst. Vielleicht stehst ja sogar drauf. Du wirkst wie eine, die das heimlich geil findet.«
Der Suna-Nin war peinlich berührt, aber er konnte auch nicht wegsehen – ein echtes Dilemma! Das war ja noch unangenehmer als die Frauen, mit denen es sein Bruder manchmal zu tun bekam. Asaka tat ihm leid. Auf der anderen Seite würde Kankuro den weiteren Verlauf der Show genießen. Aber dachte der Kerl wirklich, dass er seine Teampartnerin einfach so zurücklassen würde? Spielte er ihnen vielleicht etwas vor? Oder hatte er insgeheim auf diesen Moment hingefiebert? Einen Moment, indem Asaka allein war.
Eventuell glaubt er, dass ich Feuerholz suche, oder irgendwas in die Richtung. Da ich mich aber noch immer in der Nähe befinde, müsste er meine Präsenz spüren können ... Eine Sache passt nicht. Hätte er uns von Weitem gehört, hätte er auch gehört, dass das ein Trick ist. Ein stark ausgeprägter Geruchssinn? Dann wüsste er, wo ich mich versteckt habe. Jede Form von Tracker würde Asaka mit ihren Eigenen aufspüren. Außer ... Der Gegner beobachtet uns von der Luft aus. Er sieht so nicht, wenn ich mich im Schutz der Baumkronen fortbewege, aber er sieht Asaka auf der Lichtung stehen. Allein. Scheinbar schutzlos. Als er den Trackradius überwunden hat, hat Asaka direkt das Signal erhalten, weil der Typ durchgehend sein Chakra benutzte. Das passt schon eher.
»Bist du fertig? Ich hab nicht ewig Zeit. Du auch nicht. Und ich prophezei' dir etwas: Du wirst sterben, ohne mich ein einziges Mal berührt zu haben. Weder meine Seele noch meinen Körper. Willst du mich vom Gegenteil überzeugen? Versuch's ruhig!« Dann war da ihre rechte Hand, die in bemerkenswerter Geschwindigkeit eine Reihe von Fingerzeichen formte. Ein Eisspiegel direkt hinter ihr und die Kunoichi begrüßte den freien Fall mit offenen Armen.
Der Kerl sah den Spiegel. »Wie süß! Nun, was hältst du davon?« Er konzentrierte sein Chakra und begab sich in Position. Offenbar war er ein Raiton-Nutzer. Ein Teil der Luft um ihn herum begann zu knistern, während er seinen Körper elektrisch aufzuladen schien. Im nächsten Schritt leitete er die generierte Energie in seinen Arm um. Er war wie Asaka Rechtshänder. Vier von fünf Fingern ausgestreckt, visierte er mit grimmiger Miene sein Ziel an: Asakas Eisspiegel. Sein Yonhon Nukite könnte sogar unter anderen Umständen beachtlichen Schaden anrichten. Wäre er nicht gefühlt erst auf Genin-Level. Eventuell überraschte er sie aber. »Ich hoff, von dir bleibt noch was übrig für danach.« Kaum hatte er das gesagt, stürmte er auf die Kunoichi zu.
Sein Jutsu traf den Spiegel, welcher in tausend Teile zerbarste. Und jedes dieser Teile bohrte sich in das Fleisch des Mannes. Das aus den Wunden austretende Blut lief über seinen ganzen Körper, tränkte das Gras. An einigen Scherben hingen Kleidungs- und Hautfetzen, allerdings waren die Verletzungen nur harmlos. Bisher. Asakas Chakra befand sich noch in den Scherben. Sie bräuchte eine Einzige von ihnen zu bewegen und diese würde die Aorta im Bruchteil einer Sekunde durchtrennen. Er würde verbluten und Asaka musste sich nicht extra die Hände für ihn schmutzig machen.
Der Typ stieß einen gequälten Schrei aus, gefolgt von einem Weiteren. Die Augen so weit aufgerissen, dass man dachte, der Inhalt würde im nächsten Moment aus den Höhlen springen. Schwer atmend suchte er Asaka. Diese hatte zwei neue Spiegel im 10-Meter-Abstand zum Kaputten erschaffen. Zwischen den Objekten – ein Abstand von einem Meter. Vielleicht änderte sich das Ergebnis, wenn ihr Verfolger es noch einmal mit mehr Kraft probierte ... Die Kunoichi stand im linken Spiegel. Wartete. Er würde etwas länger für die paar Meter brauchen, wenn er es noch einmal versuchen wollte. Möglicherweise brach er auch schon unterwegs zusammen.
Blindlings lief er los, als wäre das ein Wettbewerb, den er um jeden Preis gewinnen musste. Die Zielgerade vor Augen. Er jagte die Trophäe, war aber weit davon entfernt, ein Sieger zu sein. Der Verlierer der Stunde ... Dummerweise gab es nur den Tod als Trostpreis. Und kurz vorm Ziel wurde er ausgebremst. Zerschmettertes Glas, zerschmetterte Hoffnung. Ein Traum, der synchron mit einem Augapfel platzte. Seine Beine knickten zur Seite weg, der Rest folgte. Er kauerte mit schmerzverzerrtem Gesicht im Gras. An einer Vielzahl von Stellen hatten die Scherben ihn gehäutet, von seiner Kleidung war fast nichts mehr übrig und am linken Ellenbogen war ein Stück Knochen freigelegt worden. Nun war er wirklich nichts weiter als ein Häufchen Elend.
Als Finale der Show trat Asaka aus dem rechten Spiegel hervor. In seiner Verzweiflung versuchte ihr Gegner ihren Knöchel zu packen, doch sie unterband seine Bemühungen mit einer grazilen Fingerbewegung. Jedes Mal wenn er sich nun bewegte, zerbrachen die Scherben in immer kleinere Teile, stießen durch Haut und Gewebe, gelangten so tiefer und tiefer. Er wollte einen fremden Körper haben und nun besiegelten Fremdkörper sein Schicksal.
»Verdammt, du kleine DRECKIGE ... AHHH!« Allein sein wütendes Gebrüll sorgte dafür, dass Haut an weiteren Stellen aufriss. Mit dem Verhör müssten sie sich – wenn überhaupt – beeilen.
»Im Gegensatz zu dir bin ich sauber.« Sie konnte sich das Kichern nicht verkneifen, aber sie zählte nur Fakten auf.
Kankuro verließ sein Versteck, um sich das Spektakel aus nächster Nähe anzuschauen. Zum Glück steckten alle Scherben in dem Typen drin. Dann müsste er nicht aufpassen, wo er hintrat. Er wollte sich die Begeisterung nicht anmerken lassen, aber in gewisser Hinsicht war das, was dem Typen widerfahren war, Gerechtigkeit. Jemand, der so sprach und vor allem auch dachte, verdiente kein schnelles Ende. Sein Verhalten widerte den Suna-Nin an, und dabei spielte es keine Rolle, ob sich Leute so seinem Bruder oder Asaka gegenüber benahmen.
Jetzt stand allerdings die Frage im Raum, was sie mit dem Kerl machen würden ... Auf die mögliche Verhörmethode hatten sie sich ja indirekt schon geeinigt. Der Typ kam aus Kumogakure. Das bestätigte noch einmal, dass ihn jemand losgeschickt haben musste. Die Informationen könnten nützlich oder irreführend sein. Außerdem hatten sie bereits eine Spur. Andererseits dürften sie nichts unversucht lassen. Es ging hierbei um Gaara. Aus irgendeinem Grund wurde Kankuro aber das Gefühl nicht los, dass er das wichtigste Detail übersah.
»Was sagst du? Sollen wir ihn befragen?«
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