Melanie...

P.o.V Manuel

Ich sass einfach da und starrte in die Ferne. Die Sonne ging gerade unter und färbte die Wolken in ein blasses rosa.
Der Anblick faszinierte mich und sanft strich ich mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Wie schön es doch wäre, wenn ich mit Patrick hier sässe.
Ich stellte mir die Situation ganz genau vor: Zusammen sitzen wir auf der Parkbank dort vorne und blicken in den atemberaubenden Sonnenuntergang. Die Finger in einander verschränkt und dicht aneinander gekuschelt. Meine Hand begann zu kribbeln, als ich daran denke.
Dann schauen wir uns gegenseitig in die Augen, in seine wundervollen, braunen Augen.
Um das Bild noch klarer vor meinem Inneren Auge sehen zu können, schloss ich meine und stellte mir Palle vor. Wie er so vor mir sässe, lachend.
Langsam nähern sich unsere Gesichter, bis ich seinen Atem schon in meinem Gesicht spüren konnte. Ich spitzte meine Lippen und spürte sogar das leichte Kribbeln, kurz bevor meine auf seine treffen. Aber sie trafen sich nicht. Der imaginäre Palle löste sich in Luft auf und ich fand mich in der Realität wieder.

Ich muss ihn für mich zurückgewinnen! Ich möchte diesen Moment mit ihm erleben. Beschlossen stand ich auf und schritt wieder nach Hause. Wo könnte er sein? In Essen kannte er sich ja nicht besonders gut aus. Also könnte er wirklich überall sein.
Als ich wieder zu Hause bin, nehme ich als erstes mein Handy wieder in die Hand. Stimmt ja, Palle hatte mich blockiert gehabt...
Ich kontrollierte, ob dem immer noch so war. Leider ja.
Aber eine unbekannte Person hatte mir geschrieben.
Ich las kurz die Nachricht durch und konnte meinen Mund fast nicht mehr zuklappen.

'Heii Manu ❤️,
Ich habe beschlossen, dass du mir definitiv nicht gut tust. Deshalb will ich nichts mehr mit dir zu tun haben. Ich habe beschlossen sofort nach Hause zu fahren. Meinen Koffer wird eine gute Freundin von mir abholen kommen.
Auf niemals Wiedersehen
Patrick'

Er wollte nichts mehr mir mir zu tun haben. Ich hatte alles vermasselt. Ich hätte meine eigene Regel nicht brechen sollen. Ich hätte niemals meine Maske abnehmen sollen. Ich wollte gerade die unbekannte Nummer blockieren, als ich eine zweite Nachricht bekam:

'hlfe mor bei debior!'

Ich brauchte mehrere Versuche eh ich verstand. Irgendetwas war mit Peter. Aber er hatte doch gesagt, er müsse heute noch nach München? Seine Familie war schon seit einer Woche dort, um die Eltern von Daniela zu Besuchen.

Trotzdem brauchte jemand meine Hilfe - und das offensichtlich bei Debitor.
Ich packte nur das Nötigste ein und verliess meine Wohnung so schnell wie möglich. Ich rannte den mir vertrauten Weg, bis ich endlich schweratmend vor der Haustür meines Bruders stand. Ich kramte den Zweitschlüssel aus meiner Tasche. Theoretisch sollte ja niemand da sein.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete ich die Treppe hinauf bis zum 3. Stock. Gerade als ich den Schlüssel im Schloss umdrehen wollte, hörte ich Stimmen hinter der Tür. Aber kein Gespräch sondern... Fernseher! Wieso war jemand in Peters Wohnung und sah fern? Ich drehte den Schlüssel und betrat die Wohnung. Eine erschrockene Person sah mich an. Ihre eisblauen Augen weit aufgerissen, "Manu!? Wie... wieso.... was?!" Ich schaute sie genau so böse an. "Melanie...", hauchte ich. Sie war streng gesehen meine Halbschwester, aber ich zog es vor sie als Schlampe zu bezeichnen. Sie war die Tochter von der Frau mit der mein Vater meine Mutter betrogen hatte. "Was machst du hier?", fragte sie mich. "Das Selbe könnte ich dich fragen."
"Ach nur so. Darf man nicht mal seinen Halbbruder besuchen kommen?", säuselte sie. Sie hatte eine total falsche, freundliche Miene aufgesetzt, "wir haben uns auch schon lange nicht mehr gesehen." Meine Miene war kalt. Ich hatte rein gar keinen Grund freundlich zu sein, "Ja zum Glück und hoffentlich bleibt es auch so." "Ach Manu komm schon. Sein nicht so verklemmt. Das war damals keine Absicht. Echt nicht." Sie kam auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter. "Fass mich nicht an!", fuhr ich sie an, fegte ihre Finger von meiner Schulter und wich zwei Schritte zurück.
"Manu?!", hallte es gedämpft aus einem der Besenschränke.
Ich war mir zu 100% sicher, dass das eben Palle war, der meinen Namen gerufen hatte. "PALLE!", ich rannte zur kleinen Tür, aber Melanie reagierte schnell. Sie packte meine Schultern und wirbelte mich herum. "Lass das!", brüllte sie mich an, "Palle ist MEIN!"
Diese Worte hätten aus meinem Mund kommen sollen...

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