DER Moment
P.o.V Manuel
Ich war schwul und hatte mich in meinen besten Freund verliebt. Das hatte ich mir bereits eingestanden. Wieso also sollte ich das nicht ausnutzen? Ich sass immer noch gelassen auf Palles Schoss und lehnte mich an ihn. "Du Palle", begann ich, "ich bin schwul." So. Jetzt war es raus. Jetzt wusste er es. Ich habe mit vielen Reaktionen gerechnet: dass er aufsteht und davonrennt, dass er mir gratuliert oder wütend wird,... aber mit seiner Antwort hatte ich absolut nicht gerechnet: "Ich auch." Er seufzte erleichtert. "Warte was?!", platzte es aus mir heraus, "DU bist schwul?" Mit hochrotem Gesicht schaute er auf sein halb aufgegessenes Nutellabrot. "Ja...", japste er in einer unglaublich piepsigen Stimme. "Das ist ja TOLL!", ich umarmte ihn stürmisch. Wieso? Ich habe keine Ahnung. Palle räusperte sich und schob mich vorsichtig von seinem Schoss. Langsam stand er auf und ging Richtung Badezimmer. Er brauchte seine Ruhe und etwas Zeit zum verarbeiten. Das verstand ich natürlich. Ich setzte mich wieder an meinen Platz, als ich plötzlich das scheppernde Geräusch von zerbrechendem Glas vernahm. Was war das?! Sofort sprang ich auf und rannte Richtung Badezimmer, wo ich Palle vermutete.
P.O.V Paluten
Ich sass mit meinen Kleidern in der Badewanne und liess kaltes Wasser mit der Duschbrause auf meinen Körper prasseln. Im ganzen Bad lagen Scherben verteilt. Zugegeben, es war nicht die beste Idee gewesen, den kleinen runden Spiegel über dem Waschbecken mit meiner Faust einzuschlagen, aber meine Emotionen waren mit mir durchgegangen. Meine Hand schmerzte zwar sehr, aber das war nicht der Grund für meine Tränen.
Ich hatte gerade mehr oder weniger spontan gesagt, dass ich schwul sei.
War ich das? Stand ich auf andere Männer? Eigentlich hatte ich immer gedacht ich sei hetero... aber als Manu halb nackt auf meinem Schoss sass, muss ich zugeben, war er schon recht heiss... Aber hiess das gleich, dass ich schwul bin? Weil ich einen Freund attraktiv fand? Ich wusste es nicht. Nicht im geringsten.
"Patrick?" Manu klopfte leise an die Tür und öffnete sie einen Spalt. Verdammt. Warum hatte ich sie nicht abgeschlossen. Ich vergrub mein Gesicht tiefer in meinen Händen. Ich wollte nicht, dass er sah, wie fest ich geweint hatte. "Hey...", redete er sanft auf mich ein und bahnte sich einen Weg durch die Scherben zu mir. Er setzte sich auf den Badewannenrand und stellte das kalte Wasser ab. "Ist doch okay.", Manu streichelte mir sachte über den Rücken, "ist doch kein Problem homosexuell zu sein." Ich schluchzte immer noch vor mich hin, wollte etwas erwidern, war aber nicht fähig auch nur ansatzweise ein Wort herauszubringen. Manu streichelte immer noch meinen Rücken sanft auf und ab. Diese Berührung beruhigte mich und ich konnte fast wieder schluchzfrei atmen. Vorsichtig hob ich meinen Kopf aus meinen Händen und blickte Manu tief in die Augen. Lange ruhten unsere Blicke auf dem jeweils anderen. Rehbraun trifft auf Giftgrün. Ich brauchte nichts zu sagen, Manu verstand mich auch ohne Worte, ganz klar.
Behutsam nahm er mein Gesicht in seine warmen Hände. Er verweilte einige Sekunden und schloss dann die Augen. Ich machte es ihm gleich. Langsam kam er immer näher an mein Gesicht, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen uns lagen. Meine Gefühle spielten verrückt, trotzdem liess ich die Situation auf mich wirken.
Ein unbeschreibliches Kribbeln breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Alles wartete gespannt auf DEN Moment. Ich konnte schon Manus warmen Atem in meinem Gesicht spüren und hielt die Luft an. Alles in mir wollte es. ICH wollte es.
Und dann war es soweit. Jeder Muskel entspannte schlagartig und mein Gehirn schaltete vollkommen ab. Die letzten Millimeter, die unsere Lippen getrennt hatten, wurden durchbrochen und seine weichen Lippen lagen endlich auf meinen.
Behutsam bewegte Manu seine Lippen gegen meine und ich passte mich seinen Bewegungen an.
Viel zu schnell löste er sich wieder von mir, mein Gesicht immer noch in seinen weichen Händen. Erneut sahen wir uns tief in die Augen. Das grelle grün funkelte mehr als je zuvor und fast zeitgleich fingen wir an zu lächeln. Ein leichtes Lächeln, aber voller Liebe und Erleichterung. Alles um Manu herum blendete ich komplett aus. Wir waren in einer Welt, nur wir zwei. Dieser Moment schien ewig zu halten.
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