Kapitel 1- 31

Moin Leude! Ich hatte das Gefühl, heute wäre eine Art Weihnachts - Special angebracht (auch wenn die Story nichts mit Weihnachten zu tun hat xD), deswegen hab ich hier eine komplette Fanfiction für euch. Ich hab die auf YouTube schon als Let's Read hochgeladen (dürften so 7 – 10 Parts sein) und wollte sie euch hier auch noch antun. Seid bitte nicht zu streng was Story und Formulierungen angeht, das ist meine erste selbst geschriebene Fanfiction und auch wenn ich sie nochmal überarbeitet habe merkt man meiner Meinung nach, dass die schon was älter ist. Aber naja, viel Spaß!

Kapitel 1

PoV Manu

Traurig saß ich vor meinem PC. Wie hatte das passieren können? Eine Träne lief über meine Wange und ich vergrub das Gesicht in den Händen. Arrogant? Überheblich? Wie hatte Palle mir sowas an den Kopf werfen können? War ich das wirklich? Ich hatte tatsächlich unfreundlich auf Palles Frage reagiert, aber einfach aus Überraschung, denn sowas hätte ich meinem besten Freund niemals zugetraut. Er hatte mich gefragt, ob wir uns treffen könnten. Persönlich. Ohne Maske. Obwohl er wusste, wie nervös mich dieses Thema machte. Ich hatte mir zwar schon oft vorgestellt und gewünscht, meinen besten Freund einmal persönlich zu treffen, aber ohne Maske? Allein der Gedanke machte mich unruhig. Was, wenn ich ihm nicht gefiel? Wenn er wegen meines Aussehens nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? Deswegen hatte ich ihm seinen Wunsch mich zu sehen ausgeschlagen. Hatte Palle angeschrien, was er sich denn gedacht habe. Hatte ihn nicht zu Wort kommen lassen. War enttäuscht gewesen. Hatte er nicht gesagt, er würde meine Privatsphäre respektieren? Zugegeben, ich hatte schon etwas überreagiert, aber die Situation hatte mich einfach komplett überfordert.

Plötzlich hatte Palle „Stopp!" geschrien. Mit zitternder Stimme hatte er gefragt: „Vertraust du mir nicht? Wie kann man nur so arrogant und überheblich sein? Ich dachte, du magst mich!" Dann hatte er den Teamspeak verlassen und ich war alleine zurückgeblieben. Noch nie hatte ich in seiner Stimme gleichzeitig so viel Trauer, Angst und Wut gehört. Es hatte mir echt Angst gemacht, aber das geschah mir recht. Ich hatte ihn gekränkt und verletzt. Sicher wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben und das war allein meine Schuld. Ich wünschte mir so sehr, ich hätte anders reagiert, nicht so aggressiv. Was hatte mich da nur geritten? Immerhin war es doch Palle gewesen, mein Palle, mein bester Freund, dem ich immer hatte vertrauen können und dem ich auch weiterhin vertrauen können wollte. Ich konnte diese Gedanken einfach nicht abstellen. Diese Nacht tat ich kein Auge zu.

Kapitel 2

PoV Palle

Schon seit einer Stunde lag ich auf meinem Bett und weinte. Was hatte ich mir nur bei der Frage gedacht? Die Antwort war doch von vornherein klar gewesen! Sicher wollte Manu nie wieder etwas mit mir zu tun haben und das war meine Schuld. Ich hatte wohl meinen besten Freund verloren.

Kapitel 3

PoV Palle

Glücklich saß ich in meinem Auto und sang beim Fahren laut und schief den Song mit, der in Radio lief. Ich war auf dem Weg zu den Videodays. Und das Beste: Manu würde auch da sein und nur ich wusste davon. Nach unserem Streit vor zwei Wochen hatten wir uns gründlich ausgesprochen und beschlossen, dass unsere Freundschaft zu wichtig war um sie einfach zu vergessen. Und irgendwann hatte Manu gestanden, dass er sich gerne mit mir treffen würde, aber eben mit Maske. Da wir uns bei keinem zu Hause verabreden wollten, hatte ich die Videodays als Treffpunkt vorgeschlagen. Er hatte gesagt, er würde die Maske zuerst aufbehalten und ich müsste ihn dazu überreden, sie abzunehmen. Und ich war mir sicher, dass ich das schaffen konnte. Ich musste. Denn ich wollte endlich wissen, wie das Gesicht zu dieser traumhaften Stimme aussah, wollte in seine Augen sehen, über seine Wangen streichen, durch seine Haare fahren... was? Also jedenfalls wollte ich einmal sein Gesicht sehen.

Kapitel 4

PoV Manu

Aufgeregt lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Meine Mutter rief von unten, dass ich meine Bahn verpassen würde, wenn ich mich nicht beeilte, aber ich hatte keine Ahnung, was ich anziehen sollte. Den blau schwarzen GLP – Pulli konnte ich nicht anziehen, das wäre zu auffällig, mich könnte jemand erkennen. Vorsorglich hatte ich sogar meine Haare zu einem Zopf gebunden, damit mich wirklich niemand erkannte – sicher ist sicher. Die Maske steckte noch in meinem Rucksack, ich würde sie aufsetzen, wenn ich ankam. Schließlich schlüpfte ich in mein Freedoom – Shirt. Das würde Palle sicher gefallen. Grinsend lief ich die Treppe runter und beeilte mich, meine Bahn zu erwischen.

Kapitel 5

PoV Manu

Suchend ließ ich meinen Blick über die Menge schweifen und hielt nach Palle Ausschau. Wo war er bloß? Ich ging weiter in einen Aufenthaltsraum, in dem es etwas ruhiger war. Hier ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. Inzwischen trug ich meine Maske und befand mich in einer Art VIP – Bereich zu dem Nicht – YouTuber keinen Zutritt haben. Mich hatten schon einige Leute angesprochen aber im Moment wollte ich nur mit Palle reden, also hatte ich meistens ziemlich abweisend reagiert.

In Gedanken versunken stellte ich mir unser erstes echtes Gespräch vor. Wie würden wir uns begrüßen? Ein einfacher Handschlag oder eine Umarmung? Und über was könnten wir reden? Minecraft, YouTube oder auch persönlichere Themen? Ich malte mir jede Einzelheit unseres Zusammentreffens aus – von Palles Kleidung bis hin zu seiner Reaktion auf mein Gesicht, sollte ich es ihm zeigen – da stand er plötzlich vor mir und grinste mich an. Erleichtert sprang ich auf und ohne weiter nachzudenken schloss ich ihn in die Arme. Er erwiderte die Umarmung sofort. Eine gefühlte Ewigkeit später lösten wir uns voneinander und Palle strahlte mich an. Mir wurde heiß unter der Maske – nur gut, dass er nicht sehen konnte, wie rot meine Wangen waren. Meine Fresse, warum lief ich eigentlich knallrot an, er war doch „nur" mein bester Freund, oder?

Wie er da so vor mir stand und mich angrinste sah er schon echt gut aus, um nicht zu sagen attraktiv. Ich hatte schon länger den Verdacht gehabt, dass da von meiner Seite mehr sein könnte als nur Freundschaft aber seit unserem Streit hatte ich das verdrängt. Doch jetzt? Ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden. Seine leuchtenden Augen, die markanten Gesichtszüge, diese faszinierenden Lippen und seine Haare, die so weich aussahen, dass ich sie am liebsten durchgewuschelt hätte. Er faszinierte mich. „Na, wie geht's?" „Äh... also... gut", stotterte ich und sah Palle unsicher an, woraufhin er in schallendes Gelächter ausbrach. Verunsichert sah ich ihn an. Hatte ich etwas falsch gemacht?

Er grinste: „Beruhig dich, ich wird dir schon nicht die Maske vom Kopf reißen." Ich entspannte mich. Er war nicht verärgert, weil ich mein Gesicht verdeckte. „Das hoffe ich für dich, du kleiner Fratz!", erwiderte ich in meiner Tumorstimme und das Eis war gebrochen. Glücklich begannen wir ein Gespräch. Tatsächlich drehte es sich anfangs um Minecraft und YouTube, doch wir lenkten es schon bald auf etwas privatere Themen. Ich berichtete Palle gerade von einem Streit mit meinem Halbbruder und er tröstete mich ein Bisschen und gab mir einige gute Tipps, da betrat ein Security – Beauftragter den Raum und wies Palle darauf hin, dass die Fans schon warteten. Hektisch stand Palle auf und verließ den Raum. Ich blieb alleine zurück und stellte mich auf eine lange Wartezeit ein.

Kapitel 6

PoV Palle

Die Fans jubelten mir zu und ich brüllte euphorisch zurück. Es war ein großartiges Gefühl, sie da alle stehen und winken zu sehen, aufgeregt meinen Namen kreischend, fast alle mit meinem Merch oder selbst bemalten Shirts mit meinem Skin oder Edgar drauf. Ich trat aus dem abgesperrten Bereich direkt in die Menge und wurde fast umgerannt. Lachend gab ich eine Stunde lang Autogramme, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Zu Manu.

Ob er wohl immer noch im Aufenthaltsraum saß und Löcher in die Luft starrte, wie bei meiner Ankunft? Es hatte so süß ausgesehen, wie er da gesessen hatte, den Kopf in die Hände gestützt und offenbar angestrengt nachdenkend. Ob er wohl an mich gedacht ha... Ich konnte den Satz nicht zu Ende denken, denn ein Mädchen stupste mich leicht von der Seite an und fragte: „Palle, ist alles OK?" Ich hatte wohl in die Luft gestarrt. Mist. „Ja, alles töfte!", antwortete ich hastig und... Moment, hatte ich gerade ernsthaft töfte gesagt? Manu!

Ich grinste und machte schließlich ein Foto mit dem Mädchen, das mich erwartungsvoll angesehen hatte. Zwei Stunden später leerte sich der Saal rasch und wurde dann für Besucher komplett gesperrt, kein Wunder, es war ziemlich spät geworden. Schuldbewusst hetzte ich in Richtung Aufenthaltsraum. Ich hatte Manu ganze drei Stunden warten lassen! Als ich die Türe aufstieß entwich mir ein Seufzen. Manu war weg. Aber was hatte ich auch erwartet – ich wäre sicher auch nicht sehr erfreut, wenn mich jemand drei Stunden warten ließ.

Obwohl... bei IHM hätte ich da vielleicht eine Ausnahme gemacht, ich hätte so gerne sein Gesicht gesehen, wo doch allein sein Körper so atemberaubend aussah. Und sich auch so anfühlte. Er war echt muskulös geworden und in dem engen Shirt das er heute trug war das echt gut zur Geltung gekommen. Jetzt erst fiel mir ein, was er da eigentlich für ein Oberteil getragen hatte –es war sein Freedom – Merch gewesen. Natürlich wusste ich, dass er dieses Shirt besaß, immerhin hatte er es mir sofort ganz stolz geschrieben, als er es bestellt hatte, aber heute hatte er es sicher nur wegen mir angezogen und ich Stoffel hatte es nicht bemerkt. Und jetzt war es eh zu spät. Es war mein erstes Treffen mit Manu gewesen und vermutlich auch das Letzte. Und ich hatte ihn nicht einmal dazu überreden können, die Maske abzunehmen, hatte das Thema, abgesehen von meiner Bemerkung am Anfang, nicht einmal erwähnt. Seufzend vergrub ich meinen Kopf in den Händen und eine einsame Träne lief meine Wange herunter.

Kapitel 7

PoV Palle

Plötzlich schlossen sich zwei kräftige Arme von hinten um mich und zogen mich von der Bank hoch. Ich war so perplex, dass ich mich nicht bewegte, als plötzlich eine Stimme „Was ist los?", in mein Ohr raunte. Zwar war es nur ein Flüstern und seine Stimme war durch die Maske noch zusätzlich gedämpft aber ich war mir trotzdem sicher, wer da hinter mir stand. Blitzschnell drehte ich mich um und fiel Manu um den Hals. Jetzt war er der Überraschte.

„Ich hab gedacht, du hattest keinen Bock mehr auf warten und bist schon weg", murmelte ich an seine Schulter, gerade so laut, dass nur er es hören konnte und hielt ihn bei diesen Worten immer noch fest umklammert. Er lachte. „Ich war mir nur was zu trinken holen!", grinste er. „So schnell wirst du mich nicht los!" Erleichtert schmiegte ich mich an ihn und als wir uns schließlich lösten meinte ich: „ Schickes Shirt! Wo hast du das denn her?" „Aus dem Shop von so 'nem Typen namens Paluten", grinste er. Ich hatte Manu wieder, meinen Manu!

Ich musste wohl abwesend gewirkt haben, denn Manu fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Hallo Palle, hörst du mir zu?" „Äh ja, was... was hast du gesagt?", fragte ich schnell. „Ich wollte fragen, ob wir was essen gehen, ich hab mega Hunger!" „Ja, klar!", willigte ich schnell ein und wir gingen los.

Kapitel 8

PoV Manu

Wir entschieden uns dazu, Pizza essen zu gehen. Nachdem wir die Bestellung aufgegeben hatten, saßen wir nebeneinander und unterhielten uns. Mir wurden zwar einige seltsame Blicke wegen meiner Maske zugeworfen aber vorerst störte uns das nicht. Erst, als die Pizzen da waren merkte ich, dass es nicht möglich war, unter der Maske zu essen. Meine Versuche sahen offenbar so lustig aus, dass Palle sich wirklich anstrengen musste um nicht in Gelächter auszubrechen. Resigniert legte ich mein Pizzastück auf den Teller zurück und Palle wurde wieder ernst. Er sah mir so gut es ging in die Augen und mir lief ein Schauer den Rücken herunter.

„Tja, ich fürchte, du musst die Maske abnehmen", sagte er leise. Mir war klar gewesen, dass ich mich ihm früher oder später zeigen würde, aber das war irgendwie doch etwas plötzlich. Und hier waren auch so viele Menschen... Trotzdem nickte ich Palle zu. Ich wollte mich ihm ja zeigen. Aber irgendwas in mir wehrte sich trotzdem erfolgreich – ich konnte mich nicht bewegen und meine Hände weigerten sich, die Maske über meinen Kopf zu ziehen. Ich sah Palle hilflos an und flüsterte dann: „Mach du das". Er lächelte und nickte dann.

Kapitel 9

PoV Palle

Ich sah ihm in die Augen. „Tja, ich fürchte, du musst die Maske abnehmen", raunte ich ihm zu. Manu nickte zwar, sah mich dann aber hilflos an und im selben Augenblick, als ich meine Hilfe anbieten wollte, sagte er leise: „Mach du das". Ich musste lächeln und nickte dann zustimmend.

Kapitel 10

PoV Palle

Langsam und vorsichtig kamen meine Hände seinem Gesicht immer näher. Wie gerne hätte ich ihn jetzt an mich gezogen... stattdessen schob ich meine Hände seitlich unter den Gummizug, der die Maske hielt und fuhr mit meinen Daumen unter das Plastik an Manus Wangen. Dann schob ich ganz vorsichtig die Maske hoch und blickte endlich in Manus Gesicht. Perfekt. Dieses Gesicht war einfach perfekt. Verträumt sah ich ihn an, meine Augen glitten über seine Stirn, die Augen, Manus weiche Lippen und ich war mir sicher, nie ein so perfektes Gesicht gesehen zu haben, bis mir etwas an seiner Wange auffiel.

Ich sah kurz genauer hin und erkannte eine Narbe, die sich von seinem rechten Wangenknochen über sein Gesicht bis zu seinem Kinn und von da aus tiefer bis zu seinem T – Shirt zog. Verwirrt blickte ich ihm in die Augen, die einen erkennenden und irgendwie auch schuldbewussten Ausdruck bekommen hatten. Was war nur los? Vorsichtig fragte ich: „Was ist da denn passiert?" Beschämt sah Manu erst auf seinen Teller, dann wieder zu mir und schließlich begann er, zu erzählen.

Kapitel 11

PoV Manu

Ich schämte mich für diese Geschichte. Sie war der Grund warum ich es hasste, jemandem mein Gesicht zu zeigen und warum ich mich auch bei Palle so lange gewehrt hatte. Ich hatte sie Palle eigentlich ersparen wollen, aber jetzt war es zu spät, er hatte mein Gesicht bereits gesehen und würde mich nur mit noch mehr Fragen löchern, wenn ich nicht antwortete, also nahm ich all meinen Mut zusammen und begann, zu erzählen, wie ich zu dieser Narbe gekommen war.

„Es ist in der neunten Klasse passiert. Ich hatte da ja eh keine Freunde in der Schule und gerade da hatte es so eine Gang auf mich abgesehen. Das waren vielleicht fünf oder sechs Jungs und die haben mich immer auf dem Nachhauseweg abgefangen und verprügelt. Sie hatten mir schon mal den Arm angebrochen, aber zu Hause hab ich da erzählt, ich wäre die Treppe runtergefallen, um nicht noch mehr verprügelt zu werden. Aber der Tag war schlimmer als alles vorher. Ich hatte am Abend einen wichtigen Termin und deswegen absolut keinen Bock, aufgehalten zu werden. Deswegen bin ich, naiv wie ich war, weggerannt. Die haben mich natürlich trotzdem eingeholt und der Anführer war richtig angepisst, weil er wegen mir rennen musste und hat mich schlimmer verprügelt, als die Male vorher. Und als ich schon dachte, sie wären fertig, hat er plötzlich sein Messer rausgeholt und gesagt, ich sollte eine Erinnerung bekommen, nie wieder wegzurennen."

Ich musste schlucken und in meinen Augen hatten sich Tränen gebildet. „Er hat mir diesen Schnitt verpasst. Es hat so unfassbar wehgetan. Plötzlich hab ich extrem angefangen, am Hals zu bluten, stärker als schon an der Wange, und da haben die gepeilt, dass sie meine Halsschlagader erwischt hatten. Alle sind weggerannt und dann bin ich ohnmächtig geworden. Bin dann im Krankenhaus aufgewacht und der Arzt hat mir gesagt, dass mich eine Passantin halb verblutet gefunden und sofort einen Krankenwagen gerufen hat. Niemand wusste, was passiert war, alle dachten, ich hätte Selbstmord begehen wollen und ich hab mich nicht getraut, die Wahrheit zu sagen. Wenigstens haben die mich in Ruhe gelassen, als sie mitbekommen haben, dass sie mich fast umgebracht hätten." Jetzt liefen mir die Tränen ungehemmt über meine Wangen.

„Ich bin so ein Feigling!" Dann wendete ich mich von Palle ab, damit er nicht sah, wie sehr ich weinte, aber er umarmte mich von hinten und drehte mich zu ihm um, dann sah er mir in die Augen und sagte: „Du bist kein Feigling. Du bist so unglaublich stark. Dass du das alles so überstanden hast..." Er sah mich weiter an, bis wir schließlich endlich anfingen unsere inzwischen stark abgekühlten Pizzen zu essen. Immer wieder warf mir Palle Seitenblicke zu, in denen sowohl Mitgefühl als auch Bewunderung lagen. Warum war mir nicht ganz klar aber ich genoss es, genauso wie Palles Hand, die immer noch wie selbstverständlich auf meiner Schulter ruhte. Da sah ich ein Blitzlicht aufleuchten.

Kapitel 12

PoV Palle

Verwundert sah ich auf und bemerkte einen etwa 18 – jährigen Jungen der sein Smartphone auf uns gerichtet hatte und zufrieden grinste. Kurz dachte ich, es sei ein schüchterner Zuschauer, aber der Junge kam auf uns zu, grinste provozierend und sagte genau so leise, dass nur wir es hören konnten: „GLP jetzt hab' ich dich!" Dann ging er rasch auf den Ausgang zu und verschwand. Manu hatte sich neben mir verkrampft und jetzt sprang er auf und hetzte dem Jungen hinterher.

Immer noch perplex sah ich ihm nach, blickte auf die langsam zufallende Türe. Erst das leise klicken, das die Türe von sich gab, als sie ins Schloss fiel riss mich aus meiner Starre. Geistesabwesend zog ich etwas Geld aus meiner Jackentasche und legte es für die Pizzen auf den Tisch. Dann rannte ich Manu hinterher nach draußen. Es war schnell kälter geworden und so schlug mir die kalte Nachtluft unangenehm entgegen. Ich blickte mich suchend um, konnte Manu nicht sehen und wurde schon leicht panisch, da hörte ich ihn. Und bei dem Geräusch, das er von sich gab, zog sich mein Herz zusammen.

Kapitel 13

PoV Manu

Gehetzt sprang ich auf und rannte dem Jungen nach. Adrenalin pumpte durch meinen Körper und verdrängte die Panik, die anfänglich in mir hochgekommen war. Ich holte den Jungen schnell ein, da ich schneller laufen konnte, packte sein T – Shirt von hinten und riss ihm das Handy aus der Hand. „Lösch das! Sofort!", zischte ich ihm mit unterdrückter Wut ins Gesicht.

Täuschend echt blickte er mir ängstlich ins Gesicht und ich wähnte mich schon erfolgreich, da stieß er mir mit voller Wucht sein Knie in die Seite. Vor Schmerz aufkeuchend krümmte ich mich zusammen, als auch schon der nächste Tritt in meinem Bauch landete. Ich sackte auf dem Boden zusammen und versuchte krampfhaft, mich nicht zu übergeben. Er riss mir das Handy wieder aus der Hand und sagte dann gefährlich leise: „Lass deine dreckigen Finger von Palle! Er hat jemand besseren verdient!"

Dann machte er Anstalten sich umzudrehen und ich sank auf dem Boden zusammen, da trat er mir ein letztes Mal in den Bauch und ich musste mich übergeben. Schadenfroh grinsend drehte er sich tatsächlich um und ging die Gasse entlang. Diese Szene kam mir viel zu bekannt vor.

Kapitel 14

PoV Palle

Ich lief in die Richtung aus der ich Manus unterdrückten Schrei gehört hatte und als ich in die Gasse einbog, bot sich mir ein schrecklicher Anblick. Manu lag auf dem Boden und erbrach die Pizza und der Junge, der ihm das angetan hatte, lief mir geradewegs in die Arme. In mir spürte ich Wut hochkochen und ich packte ihn an den Handgelenken, sodass ich ihm das Handy entreißen konnte.

Hektisch zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief die Polizei. Während dem Gespräch hielt ich den Jungen fest und sah immer wieder besorgt zu Manu, der ausgelaugt an einer Hauswand lehnte, ich traute mich aber nicht, mich zu bewegen, geschweige denn, den Jungen loszulassen.

PoV Manu

Palle schaute besorgt zu mir, während er mit der Polizei telefonierte und nachdem er aufgelegt hatte rief er immer wieder zu mir, ob es mir gut ginge und ich antwortete jedes Mal schwächer mit einem geflüsterten „Ja...", bis endlich die Polizei kam. Ich sah nur noch das Blaulicht durch meine halb geschlossenen Augenlider und hörte die Sirenen, dann wurde um mich herum alles schwarz, doch im Gegensatz zu dem Vorfall vor vielen Jahren wusste ich jetzt, dass ich in Sicherheit war, denn Palle war da, deswegen wehrte ich mich nicht, sondern ließ mich fast schon erleichtert in die Ohnmacht fallen.

Kapitel 15

PoV Manu

Als ich aufwachte, lag ich in einem Krankenhausbett und Palle saß neben mir. Er sah mich erleichtert an und sagte: „Manu! Endlich! Hast dir ja ganz schön Zeit gelassen, du Schlafmütze!", nach einem kurzen Blick auf den Kalender, der neben der Türe hing zu urteilen hatte ich mindestens einen Tag lang geschlafen. Ich blickte in Palles Gesicht und merkte, dass ihm die Zeit ziemlich zugesetzt haben musste.

Er hatte tiefe Augenringe und sein Gesicht war blass. Hatte er in den letzten Stunden überhaupt gegessen oder geschlafen? Als ich ihm in die Augen blickte, war ich überrascht von all den Emotionen, die mir daraus entgegenleuchteten. Ich konnte so viel Mitgefühl, aber auch Besorgnis und schließlich Erleichterung sehen, dass mir warm ums Herz wurde. Und wieder dieses andere Etwas, das mir auch schon in der Pizzeria aufgefallen war. Es hatte etwas von Bewunderung, aber hier und jetzt schwang noch mehr mit. Zuneigung.

Zeitsprung

Zwei Tage nach diesem Besuch war ich entlassen worden und jetzt lag ich schon seit mehreren Tagen in meinem Bett und konnte mich nicht dazu aufraffen, irgendwas zu tun. Traurig starrte ich die Wand an und machte mir schweren Herzens bewusst, wie sehr mir Palle fehlte. Im Krankenhaus in Köln hatte er mich jeden Tag für mehrere Stunden besucht und wir hatten geredet. Schon jetzt hatte ich das Gefühl, ihn so gut zu kennen, wie meinen besten Freund. Naja, eigentlich war er das ja, mein bester Freund.

Aber jetzt war ich wieder in Essen und würde ihn sicher länger nicht mehr sehen. Ich würde ihn so gerne besuchen, aber ich hatte irgendwie Bedenken, er könnte mich nervig finden, also schlug ich mir den Gedanken aus dem Kopf, ihn anzurufen, drehte mich auf die Seite und versuchte einzuschlafen. Wie schon so oft stellte ich mir vor meinem inneren Auge Palle vor, wie er vor mir stand. Er war so perfekt, sein Körper und sein Gesicht, ganz zu schweigen von seiner witzigen Art, die mich immer auf andere Gedanken brachte, wenn es mir schlecht ging und trotzdem konnte ich mit ihm auch offen über meine Probleme sprechen. Über diese Gedanken schlief ich ein.

Kapitel 16

PoV Palle

Manu fehlte mir jetzt schon. Jede Sekunde die ich nicht mit ihm verbrachte, kam mir irgendwie so... verschwendet vor. Ich wusste, dass es albern und irgendwie kitschig klang, aber bei ihm hatte ich mich immer sicher und bestätigt gefühlt, während ich jetzt wieder ganz alleine war. Ich spielte jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit dem Gedanken, ihn anzurufen, hatte aber Angst, er könnte sich bedrängt fühlen, das konnte er jetzt sicher am wenigsten gebrauchen.

Er war gerade erst in Essen angekommen und musste sich eingewöhnen. Aber ein kurzes Telefonat konnte doch nicht schaden, oder? Bis spät abends überlegte ich immer wieder, ihn anzurufen, aber als ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, es wenigstens zu versuchen und mein Daumen schon über dem grünen Telefon – Symbol schwebte wurde mir klar, dass er längst schlafen musste und mir sicher nicht dankbar wäre, wenn ich ihn jetzt aufwecken würde. Resigniert ging ich schlafen und hatte die ganze Nacht Albträume, die alle mit Manus Tod endeten.

Schweißgebadet wachte ich mitten in der Nacht auf. Als ich mich im Bett aufsetzte, fühlte ich mich wie gerädert. Ich schlief jetzt schon seit einer Woche so schlecht, weil ich Manu so unglaublich vermisste. Es tat weh, zu wissen, dass wir uns jetzt wahrscheinlich länger nichtmehr sehen würden, aber für ihn war das ja nur ein Treffen mit einem Freund gewesen, das katastrophal endete. „Und was war es für mich?", machte sich in meinem Hinterkopf ein Gedanke bemerkbar und traf mich wie ein Schlag in die Magengrube.

Es stimmte, es war auch für mich ein eigentlich normales Treffen gewesen, aber Manu hatte sich mir gezeigt. Sowohl sein Gesicht, als auch seinen Charakter. Auch wenn wir schon oft miteinander geredet hatten, auch außerhalb der Aufnahmen, hatte er sich doch anders verhalten, nicht so abgebrüht, sondern offener. Er war einfach perfekt und merkte es nicht. Ich dachte an den Moment, als ich ihm die Maske vom Kopf gezogen hatte. Er hatte irgendwie niedlich ausgesehen, mit den geröteten Wangen und seinen glänzenden grünen Augen.

Ich stellte mir sein Gesicht vor. Und meine Hände an seinen Wangen, wie sie sein Kinn liebkosten, meine Fingerspitzen über Manus Stirn und Schläfe streichelten und ich ihm durch die Haare wuschelte. In meiner Vorstellung legte ich meine Hände in seinen Nacken und verschränkte meine Finger. Seine Hände ruhten auf meiner Taille und er zog mich immer näher zu sich. Unsere Lippen bewegten sich aufeinander zu und... Ich schreckte auf und starrte geschockt auf meine Hände. War es das, was ich mir wünschte? War ich schwul? Mein Kopf schwirrte und ich bildete mir ein, ein Rauschen zu hören. Diese Frage sprang in meinen Gedanken herum, ich konnte sie nicht abschütteln. Verwirrt schlief ich endlich wieder ein.

Kapitel 17

PoV Manu

Als ich aufwachte hätte ich mich am Liebsten wieder in meinen Traum geflüchtet. Ich hatte von Palle geträumt und wir waren uns deutlich näher gekommen als nach den Videodays. Ich hatte schon seinen heißen Atem auf meinen Lippen spüren können, da war ich aufgewacht. Enttäuscht hievte ich mich aus dem Bett. Mein Blick fiel auf mein Handy, das unschuldig auf meinem Nachttisch lag. Kurzerhand schickte ich eine WhatsApp Nachricht an Palle, in der ich fragte: „Wollen wir nochmal Essen gehen, als Wiedergutmachung? Das erste Treffen haben wir irgendwie versaut..."

Schon als ich die Nachricht abgeschickt hatte, hätte ich sie am liebsten zurückgenommen. Das klang ja, als würde ich ihm die Schuld geben. ICH hatte den Abend verdorben, nicht WIR, geschweige denn ER. Okay, wenn ich mir jetzt noch mehr Gedanken machte, dann würde ich noch verrückt werden, also ging ich ins Badezimmer und lies mir kurzerhand ein Bad ein. Erleichtert lehnte ich mich im warmen Wasser zurück und genoss das prickelnde Gefühl des Badesalzes auf meiner Haut, das mir meine Schwester vor Ewigkeiten mal geschenkt hatte. Von dem Badezusatz ging ein leichter Geruch von Granatapfel und Goji – Beere aus. Ich atmete tief ein, ließ mich noch etwas tiefer in das warme Wasser gleiten und setzte meinen Tagtraum mit Palle fort. Spätestens jetzt konnte ich mir nichts mehr vormachen – ich liebte Palle.

Kapitel 18

PoV Palle

Seit zwei Stunden war ich schon joggen und hörte dabei dröhnend laute Musik. Zwar taten mir vom Laufen die Beine und von der Musik die Ohren weh, aber wenn ich mich auf den Schmerz und den Text der Lieder konzentrierte, dann musste ich nicht ständig an Manu denken. Ich hatte heute Vormittag vergeblich auf einen Anruf gehofft und mich selbst nicht getraut, den Anfang zu machen. Auf WhatsApp konnte ich ihm nicht schreiben, da Peterles Hund Tyson bei seinem letzten Besuch vor zwei Tagen meinen W-Lan Router kaputt gemacht hatte und mein Datenvolumen leer war, weil ich gezwungen gewesen war, ein Video über mein Handy hochzuladen. Neues Volumen zu buchen würde sich auch nicht lohnen, da morgen der neue Monat begann, also hatte ich warten müssen.

Drei Stunden lang hatte ich nur da gesessen und gedankenverloren mein Handy angestarrt, in der Hoffnung es würde aus heiterem Himmel anfangen zu klingeln und Manus Namen anzeigen. Aber den ganzen Vormittag war nichts passiert, bis ich mich schließlich aufgerafft hatte, etwas zu essen. Beim Essen waren meine Gedanken dann wieder zu Manu abgeschwiffen. Und zu seinem Körper... und ehe ich mich versah, war ich wieder bei der Frage angelangt, ob ich wirklich in Manu verliebt und damit schwul war.

Noch vor zwei Wochen hätte ich diese Frage ganz deutlich mit nein beantwortet, aber jetzt? Seit ich Manu gesehen hatte, spielten meine Gefühle verrückt. Unsere Berührungen hatten sich toll angefühlt und ich vermisste ihn, seine Art, sein Aussehen, seine Stimme, einfach alles an ihm sofort, wenn ich nicht bei ihm war. Aber etwas in mir sträubte sich immer noch dagegen, solche Gefühle für einen Jungen zuzulassen.

Ich verlangsamte mein Tempo und zog meine Kopfhörer aus den Ohren – ich musste ja trotzdem an ihn denken. Und dann kam mir ein Gedanke, der mich zusammenzucken ließ. Ich verkrampfte mich und spürte einen Stich in meinem Herzen. Denn ganz egal, was ich für Manu empfand – ich war mir ziemlich sicher, dass er hetero war und meine Gefühle niemals erwidern würde. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.

PoV Manu

Fröstelnd stieg ich aus der Badewanne. Ich hatte nicht einmal fünf Minuten darin gelegen, da war mir ein erschreckender Gedanke gekommen und auf einen Schlag hatte sich das Wasser nicht mehr warm und behaglich sondern kalt und abweisend angefühlt. Meine Augen brannten und immer wieder musste ich daran denken, dass Palle hetero war. Irgendwie war es ja die ganze Zeit klar gewesen, aber den Gedanken jetzt nochmal so formuliert zu haben, tat weh. Er ist hetero. Er wird deine Gefühle niemals erwidern. Schnell trocknete ich mich ab und schlurfte in mein Zimmer. Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen und verkroch mich unter der Decke, im Moment wollte ich niemanden sehen. Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Kapitel 19

PoV Palle

Schluchzend saß ich im Gras und vergrub mein Gesicht in den Händen, als mich jemand von hinten antippte. Ich schaute kurz auf und sah ein junges Mädchen. „Ähm, alles in Ordnung?", fragte sie schüchtern. „Passt schon", sagte ich mit gebrochener Stimme und wusste im selben Moment, dass ich mich extrem unglaubwürdig anhören musste. Sie zog nur eine Augenbraue hoch und sah mir in die Augen, was mich etwas verunsicherte. „Also... das ist... man, das geht dich nichts an!", sagte ich deswegen etwas lauter als beabsichtigt. Besorgt sah sie mir kurz ins Gesicht. Sie bemerkte meine blasse Haut und ihr Blick blieb kurz an meinen Augenringen und an meinen aufgesprungenen Lippen hängen.

„Du hast Liebeskummer.", sagte sie. Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich nickte leicht, woraufhin sie mich am Arm hoch zog und zu einer Bank in der Nähe führte. Ich ließ mich auf die Sitzfläche fallen und sie sah mich fragend an. „So, jetzt sag bitte was los ist. Wer ist die Glückliche und was ist passiert, dass du hier heulend in einem Park sitzt?" „Das ist das Problem", sagte ich mit immer noch leicht zitternder Stimme. „Es ist keine glückliche. Ich... ich bin schwul. Aber er nicht. Traurig starrte ich auf den Boden. Sie sah mich prüfend an und meinte dann: „Du musst ihn treffen." „Was?", fragte ich überrascht und sah sie an. „Du musst ihn treffen!", wiederholte sie, „Nur so kannst du herausfinden, ob er etwas für dich empfindet."

Es stimmte aber... „Ich traue mich nicht, ihn anzurufen", flüsterte ich leise. „Okay, dann mach ich das eben!", sagte sie kurzerhand und sah mich dann erwartungsvoll an. Anscheinend hatte ich bei ihren Worten mein Handy aus der Tasche gezogen und entsperrt, denn sie schnappte es sich blitzschnell und als ich keine Anstalten machte, ihr mein Smartphone wieder wegzunehmen, fragte sie: „Wie heißt er denn?" „Manu", antwortete ich geistesabwesend. Wollte sie ihn wirklich für mich anrufen? Was würde er sagen? Würde er überhaupt abnehmen?

Da ertönte ein tuten von meinem Handy und holte mich in die Wirklichkeit zurück. Nach dem dritten Klingeln, meldete sich eine aufgeregte Stimme. „Palle?" Mein Magen zog sich aufgeregt zusammen, als ich Manu hörte. „Ne, sorry", sagte das Mädchen neben mir gespielt bedauernd, „der ist grad nicht da. Ich bin seine Cousine. Und weil er gestern gesagt hat, dass er sich gerne nochmal mit dir treffen würde, dachte ich mir, ich frag einfach mal nach, ob du auch Interesse hättest." Entgeistert starrte ich das Mädchen an. Sie hatte gerade mit einer Leichtigkeit so viele Lügen glaubhaft über die Lippen gebracht, wie ich sie mir an einem ganzen Tag nicht ausgedacht hätte. Sie grinste mich nur frech an und wartete dann auf Manus Antwort.

„Also...", fing er an. Mein Herz schlug schneller und ich hoffte, er würde zustimmen. „Ich würde mich schon gern nochmal mit ihm treffen", sagte Manu in diesem Moment erfreut. Mir fiel ein Stein vom Herzen und das Mädchen, das immer noch mit Manu telefonierte lächelte mich triumphierend an. Die Beiden vereinbarten, dass Manu morgen nach Köln kommen würde und machten ein Restaurant aus, in dem wir uns treffen sollten. Von wegen, ich würde ihn vom Bahnhof abholen, so viel stand fest. Aber es sollte eine Überraschung werden, deswegen behielt ich mein Vorhaben für mich. Manu beendete das Gespräch, mit der Begründung, er müsse noch ein Video vorproduzieren.

Ich schwelgte immer noch in der Vorstellung, Manu morgen wieder zu sehen, sodass ich nicht merkte, dass das Mädchen neben mir noch immer etwas eintippte. Erst als sie mir mein Handy wieder gab und sagte: „Ich hab dir meine Nummer eingespeichert, solltest du nochmal meine Hilfe brauchen.", erwachte ich aus meiner Starre und sprang auf. Kurz umarmte ich sie und murmelte ein erleichtertes „Danke!" Sie lächelte, winkte kurz zum Abschied und ging dann weiter, als wäre nichts passiert. Gedankenverloren blickte ich auf das Display meines Handys und musste unwillkürlich lachen. Sie hatte sich als „Rettung in der Not" eingespeichert.

Kapitel 20

PoV Manu

Ich saß in meinem Zimmer auf dem Bett und konnte es nicht fassen. Da hatte mir doch tatsächlich gerade Palles Cousine ein Date mit ihm arrangiert. Naja, ein Treffen. Es Date zu nennen klang so schön, so richtig... Aber es war falsch. Egal. Morgen würde ich ihn endlich wieder sehen! Vorfreudig legte ich mich schlafen und träumte – wie zu erwarten – von Palle.

Am nächsten Morgen war ich schon relativ früh wach, wie immer wenn man auf etwas am Abend wartet, deswegen beschloss ich, noch ein Video aufzunehmen. Letztendlich lud ich es dann auch schon hoch, mit der Begründung, abends noch etwas vor zu haben und dann nicht mehr zum uploaden zu kommen. Nachdem das Video auf YouTube hochgeladen war, aß ich zu Mittag und packte dann meine Sachen. Ich nahm auch meine Maske mit, man konnte ja nie wissen, zu was ich die gebrauchen könnte.

Dann ging ich etwa 30 Minuten zu früh los. Ich wohnte zwar nah am Bahnhof, wollte aber nicht riskieren, meinen Zug zu verpassen. Meine Pünktlichkeit zahlte sich aus, denn ich ergatterte einen der heiß begehrten Sitzplätze. Erleichtert ließ ich mich in den Sitz sinken, setzte meine Kopfhörer auf und machte Musik an.

Kapitel 21

PoV Paluten

Mein Herz machte Luftsprünge, als ich den Zug einfahren sah, in dem Manu sitzen musste. Die Türen öffneten sich und ungeduldig suchte ich mit meinen Augen die Menschenmenge ab. Immer wieder hüpfte ich in die Luft um besser sehen zu können, wo Manu war. Wäre ich so groß wie er, wäre das kein Problem. Das Gleis leerte sich immer mehr und langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Hatte er seine Bahn verpasst, oder wollte er vielleicht doch nicht kommen? Leicht panisch griff ich nach meinem Handy um zu kontrollieren, ob er mir eine SMS oder WhatsApp Nachricht geschrieben hatte, aber nichts dergleichen.

Resigniert ließ ich meine Schultern sinken und war kurz davor, ihn anzurufen, als mich zwei kräftige Arme von hinten umschlangen und durch die Luft wirbelten. In einer Art Singsang rief Manu hinter mir: „Ich hab' meine Palette wieder!" Grinsend drehte ich mich zu ihm um aber das Lächeln gefror mir auf dem Gesicht, als ich nicht Manu sondern seine Maske sah.

Warum das denn? Wollte er sich distanzieren? Er musste meinen fragenden Blick bemerkt haben, denn er sah mir in die Augen und fragte fast schon verführerisch: „Willst du sie mir nochmal abnehmen?" Ich nickte nur langsam und bewegte meine Hände auf sein Gesicht zu. Am Rande bemerkte ich, dass seine Hände immer noch auf meiner Hüfte ruhten und er machte auch keine Anstalten, sie da wieder weg zu nehmen. Gut so. Wie beim ersten Mal legte ich meine Hände seitlich an seinen Kopf und glitt mit meinen Fingerspitzen unter den Gummizug, der seine Maske hielt. Meine Daumen strichen unter dem Plastik über seine Wangenknochen und vorsichtig zog ich ihm die Maske vom Kopf.

Endlich blickte ich in sein Gesicht, über seine Wangen und das Kinn zu seinen Lippen und schließlich in Manus glänzende Augen. Dieser Grünton war so wunderschön, dass ich regelrecht darin versank. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns aus unserer Umarmung und machten uns auf den Weg zum Ausgang. Manu ließ einen Arm um meine Schultern gelegt, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, nahm ihn aber schließlich doch kurz weg, um mir eine Türe aufzuhalten und danach machte er keine Anstalten, seinen Arm wieder um mich zu legen. Es war wohl nur eine freundschaftliche Geste gewesen...

Kapitel 22

PoV Manu

Alles in mir schrie danach, ihm meinen Arm wieder um die Schulter zu legen, aber ich hatte Angst, er würde nicht von mir berührt werden wollen, also ließ ich es. Da es noch zu früh war, um essen zu gehen, beschlossen wir, meine Sachen erstmal in Palles Wohnung zu bringen und dann ein Bisschen spazieren zu gehen.

Wir genossen die letzte Abendsonne im Park und schlenderten einen kleinen Bach entlang. Ich hatte mir einen Zopf gemacht und wir waren relativ alleine hier, deshalb machten wir uns keine Gedanken darüber, dass er, geschweige denn ich, erkannt werden könnte. Etwa eine Stunde später war es dunkler und etwas kühler geworden und wir hatten beide Hunger bekommen, also machten wir uns auf den Weg zu Palles Lieblingsrestaurant. Es war ein Italiener, allerdings war uns in letzter Zeit die Lust auf Pizza etwas vergangen, weswegen wir uns Pasta bestellten.

Beim Essen redeten wir, wie schon im Park, über alles Mögliche und ich hatte das Gefühl, ihn schon mein ganzes Leben lang zu kennen. Palle erzählte mir zum Beispiel, dass heute sein neuer W – Lan Router angekommen war, da Tyson den alten zerstört hatte. Das erklärte, warum er nicht auf meine WhatsApp Nachricht reagiert hatte. Später auf dem Heimweg fragte mich Palle, ob wir bei ihm noch einen Film anschauen würden und ich stimmte zu, überließ aber, naiv wie ich war, Palle die Auswahl, weswegen er sich für einen Horrorfilm entschied.

Na Super. Ich würde es zwar niemals zugeben, aber ich fürchtete mich extrem vor solchen Filmen. Im Endeffekt saß ich den ganzen Abend mit angezogenen Knien in eine Decke gewickelt auf der Couch, hatte meine Augen geschlossen und hielt mir krampfhaft die Ohren zu. Ich hoffte, Palle würde nichts merken und er schien tatsächlich so vom Film gefesselt zu sein, dass er nicht realisierte, dass ich mich seltsam verhielt.

Kapitel 23

PoV Palle

Der Film war super gewesen, aber irgendwie wirkte Manu total mitgenommen. War das Müdigkeit, oder hatte er sich vor dem Film gefürchtet? Ein leichtes Schuldgefühl überkam mich, weil ich mich direkt für einen Horrorfilm entschieden hatte, ohne nachzufragen, ob er solche Filme überhaupt mochte. Da ich das Gefühl hatte mich entschuldigen zu müssen, bot ich ihm an, bei mir zu übernachten und er nahm mein Angebot gerne an. Ich ging also ins Bett, während Manu es sich auf meiner Couch gemütlich machte. Ich war so müde, dass ich schon nach wenigen Minuten einschlief.

Kapitel 24

PoV Manu

Unruhig drehte ich mich um. Schon seit über zwei Stunden konnte ich nicht einschlafen, weil ich an diesen schrecklichen Film denken musste und so wälzte ich mich hin und her und suchte eine halbwegs bequeme Position. Die ganze Zeit sehnte ich mich nach Palle. Ich hatte das Gefühl, wenn er bei mir war, könnte er mich vor Albträumen schützen, also fasste ich einen Entschluss und hievte mich von der Couch hoch. Ich schlich in Palles Zimmer und tippte ihn vorsichtig an. Widerwillig drehte er sich auf die andere Seite, wachte aber nicht auf. Nochmal stupste ich ihn an, diesmal etwas heftiger und er wachte auf.

Fragend sah er mich an. Es war eine dumme Idee gewesen, ihn zu wecken, aber jetzt war er schon wach und wollte eine Erklärung. „Also ich... wegen dem... weil ich doch... also ich hatte bei dem Film... und jetzt...", versuchte ich krampfhaft, etwas halbwegs Sinnvolles von mir zu geben, aber erfolglos. Palle schien aber verstanden zu haben, denn er hob seine Decke ein Stück an und ich schlüpfte darunter. Seine Wärme und Das Gefühl, beschützt zu sein, das sich in mir breit machte, als er von hinten seinen Arm um mich legte, ließen mich fast sofort einschlafen.

Kapitel 25

PoV Palle

Als ich aufwachte spürte ich etwas Warmes neben mir und ich sah Manu, der sich in meinen Armen wie ein Katzenbaby zusammengerollt hatte. Andächtig strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schlich dann in die Küche. Ich wollte ihn mit einem Frühstück am Bett überraschen, was mir aber nicht gelang, denn gerade, als ich den Bacon, den ich gebraten hatte, zusammen mit Toast und Rührei auf einen Teller legte, tauchte Manu im Türrahmen auf.

Verschlafen rieb er sich die Augen und blickte mich mit großen Augen an. Das sah so niedlich aus, dass ich ihn unwillkürlich in den Arm nahm. Dann frühstückten wir in der Küche, wobei wir nicht viel redeten, allerdings war es kein angespanntes oder unangenehmes, sondern eher ein vertrautes Schweigen, das keine großen Worte brauchte. Den ganzen Nachmittag zockten wir, da es draußen etwas kühler geworden war und abends schauten wir wieder einen Film an, wobei ich diesmal darauf achtete, einen harmloseren zu wählen. Später, als wir ins Bett gingen, legte sich Manu wie selbstverständlich neben mich und ich hatte natürlich nichts dagegen, sondern schlang wie am Vortag meine Arme um ihn, bin wir einschliefen.

Kapitel 26

PoV Manu

Als ich aufwachte, hielt mich Palle noch immer im Arm, wie er es gestern schon getan hatte, nachdem ich mich dazu durchgerungen hatte, mich einfach zu ihm zu legen. Glücklicherweise schien ihn das nicht gestört zu haben, da wir beide bald eingeschlafen waren. Ich stand also auf und machte mich fertig, um dann irgendwann auch Palle zu wecken.

Nach dem Frühstück hatten wir einen Aufnahmetermin mit Maudado und Zombey, für den ich meinen Laptop benutzte und schließlich beschlossen wir, nochmal in die Stadt zu gehen. Als wir gerade durch eine Fußgängerzone schlenderten und uns ein Wenig umsahen, hörte ich jemanden neben uns „Palle!" schreien und kurz darauf umarmte ihn ein Mädchen, das wahrscheinlich etwa so alt war, wie ich. Schnell flüchtete ich in einen nahe gelegenen Laden, da ich nicht erkannt werden wollte, und lugte durch ein Schaufenster nach draußen. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich das Mädchen und Palle eng umschlungen dastehen sah, während sie sich küssten.

Entsetzt drehte ich mich um und stürzte in eine Umkleidekabine. Ich zog den Vorhang hinter mir zu und brach auf dem Stuhl zusammen. Immer mehr Gefühle, Ängste und Fragen stauten sich über mir auf. Sie ballten sich zusammen, um dann auf mich einzustürzen und mich zu Boden zu drücken. Ich wand mich und rang verzweifelt nach Luft, während mir immer mehr Tränen die Wangen hinunter liefen. Eine gefühlte Ewigkeit saß ich in der Kabine, wurde aber nicht bemerkt. Als ich mich endlich dazu aufraffen konnte, zu gehen, war ich komplett ausgelaugt und ein nervliches Wrack. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir zudem, dass ich mit total geröteten Augen und einer leicht angeschwollenen Nase aussah, als hätte ich die Grippe. Ich fühlte mich so schlecht wie noch nie.

Kapitel 27

PoV Manu

Ich saß in meiner Bahn nach Hause. Da ich es nicht über mich gebracht hatte, nochmal persönlich mit Palle zu reden, hatte ich ihm geschrieben, dass es in unserem Haus einen Wasserrohrbruch gegeben hätte und ich schnellstmöglich nach Hause müsste. Zum Glück hatte ich fast alle meine Sachen in meinem Rucksack gehabt, als ich losgegangen war, also musste ich auch nicht nochmal in Palles Wohnung.

Ich kämpfte immer noch mit den Tränen, wollte aber nicht im Zug vor versammelter Mannschaft anfangen zu weinen, deshalb versuchte ich, mich zu beherrschen. Endlich zu Hause angekommen warf ich mich auf mein Bett und schlief trotz meiner quälenden Gedanken relativ schnell ein, da mich das Weinen ausgelaugt hatte. So schreckliche Albträume wie ich sie in dieser Nacht hatte, hätten mir nicht einmal die schlimmsten Horrorfilme der Welt beschert. Und alle handelten von Palle.

Kapitel 28

PoV Manu

Die nächsten Tage waren pure Folter. Es ging mir ziemlich dreckig, ich konnte mich zu nichts aufraffen, lud auf YouTube nur noch jeden zweiten Tag etwas Vorproduziertes hoch, mit der Erklärung, ich hätte private Probleme. Ich kümmerte mich nicht mehr um mein Aussehen oder meinen Gesundheitszustand. Ich hatte mich seit einer Woche nicht mehr aufraffen können, duschen zu gehen und ich aß fast nichts mehr.

Ich wusste, dass sich meine Mutter Sorgen um mich machte, aber ich hatte keine Energie, um mich um sie zu kümmern. Es war schon schlimm gewesen, zu wissen, dass ich keine Chance bei Palle hatte, aber es brach mir das Herz, zu sehen, dass er eine Freundin hatte. Warum hatte er denn nie etwas gesagt? Wie so oft brach ich weinend auf meinem Schreibtischstuhl zusammen. Ich vermisste Palle so sehr wie nichts anderes, aber ich hatte mir trotz allem geschworen, mich nicht mehr mit ihm zu treffen, damit keine Wunden wieder aufrissen. Vorausgesetzt, sie würden überhaupt einmal heilen.

Mein Körper war ein einziges Wrack, seit ich fast nichts mehr aß, ich hatte fast fünf Kilo Gewicht in zwei Wochen verloren und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Mir fiel auf, dass ich seit zwei Tagen weder etwas getrunken noch gegessen hatte, also zwang ich mich, ein Glas Wasser herunterzuwürgen, dann legte ich mich erschöpft in mein Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.

Kapitel 29

PoV Palle

Manu war schon seltsam. Erst fuhr er ohne mir Bescheid zu sagen nach Hause und lies die Hälfte seiner Sachen bei mir liegen, jetzt ließ er seinen YouTube Kanal schleifen und reagierte nicht auf meine Versuche, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Das alles sah ihm gar nicht ähnlich und je länger er sich so komisch benahm, desto größer wurde meine Sorge, er könnte sich wegen mir so verhalten, deswegen fasste ich einen Entschluss.

Ich telefonierte mit den verschiedensten Leuten um Debitors Nummer zu bekommen und diskutierte schließlich noch über 30 Minuten mit ihm, aber schließlich bekam ich sie; Manus Adresse. Sofort setzte ich mich in den nächsten Zug und fuhr zu ihm. Während der Fahrt machte ich mir wie schon so oft Gedanken, was ich falsch gemacht haben könnte und mir fiel nichts ein, außer diesem seltsamen Kuss mit diesem Fangirl. Das war so ekelhaft gewesen! Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Der Grund für Manus seltsamen Verhalten war. Warum auch, er hatte schließlich keinen Grund für Eiversucht oder so.

Kapitel 30

PoV Manu

Ich lag auf dem Bett zusammengekauert wie ein Häufchen Elend. Ich hatte mal wieder von Palle und diesem Kuss geträumt und war schweißgebadet aufgewacht. Noch immer bekam ich eine leichte Gänsehaut, wenn ich an den Traum zurückdachte. Meine Gedanken wurden von der Türklingel unterbrochen. Da ich alleine zu Hause war, musste ich aufstehen und warf beim vorbei gehen einen kurzen Blick in den Spiegel. Ich sah schrecklich aus, mit meinen dunklen Augenringen, den aufgesprungenen Lippen und den eingefallenen Wangen. Egal, es war sicher nur der Postbote.

Mein aufgesetztes Lächeln verrutschte, als ich die Türe öffnete, denn wider Erwarten war es nicht die Post. Es war Palle. Perplex starrte ich ihn an. Unsicher lächelte er zurück. Wie in Trance ging ich zurück, um ihn reinzulassen und jetzt standen wir in unserem Flur und starrten uns an. Und in mir kochte etwas hoch. Feurig kroch es durch meinen ganzen Körper und durchströmte mich regelrecht. So wütend war ich schon lange nicht mehr gewesen und meine Wut musste raus. Ich vergaß alles um mich herum, sogar, dass Palle ja noch gar nichts von meinen Gefühlen wusste. Endlich wollte ich einfach nur noch raus schreien, was sich über zwei Wochen in mir aufgestaut hatte und ich konnte die Worte, die aus meinem Mund kamen nicht mehr aufhalten:

„Was machst du hier? Was willst du von mir? Was fällt dir ein, hier einfach aufzukreuzen, merkst du nicht, wie weh du mir tust? Ich will dich nie wieder sehen müssen! Warum machst du mir Hoffnungen, obwohl du eine Freundin hast?" Ich spuckte das Wort 'Freundin' förmlich aus. „ Und dann spammst du mich auch noch zu! Wenn du mir schon das Herz brichst, dann lass mich danach wenigstens in Ruhe! Hast du eine Ahnung, wie weh deine ganzen Nachrichten getan haben? Jede einzelne war wie ein Schlag ins Gesicht! Du hast mich schon verletzt, wie lang willst du mich noch quälen? Lass mich einfach in Ruhe und geh mit deiner Tusse ins Bett. Ich hab keinen Bock mehr auf deine Spielchen, was denkst du eigentlich, wer du bist?"

Das alles sprudelte aus mir heraus und als ich fertig war, fühlte ich mich wie eine leere Hülle. Ich wollte mich für meine Worte entschuldigen, aber mir fehlte die Energie. Ich fing an zu weinen und mir liefen kleine Sturzbäche die Wangen hinunter. Plötzlich spürte ich Palles Hand auf meiner Schulter und ich schüttelte sie sofort ab. „Manu...", setzte er an, doch ich drehte mich um und verpasste ihm eine Backpfeife. „Lass mich in Ruhe!", schrie ich ihn an. Er taumelte zwei Schritte zurück. „Ich... Es... Es tut mir Leid...", stammelte er perplex und hatte jetzt auch Tränen in den Augen. „Hau einfach ab!", sagte ich müde und blickte kurz zur Tür. „Manu bitte, hör mir doch zu!", sagte er verzweifelt, doch ich blaffte ein „Nein!" zurück. „Okay", sagte er jetzt gefährlich ruhig. „Wer nicht hören will muss fühlen!"

Kapitel 31

PoV Manu

Plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Völlig perplex stand ich da und rührte mich nicht. Ich hatte erwartet, dass er mich schlagen oder einfach gehen würde. Und jetzt küsste er mich? Wider Erwarten war dieser Kuss nicht schön sondern seltsam. Ich drückte ihn von mir weg und sah ihm verwirrt aber mit einer Spur Verärgerung in die Augen. „Was soll das?", fragte ich aufgebracht, „Ist es nicht genug, dass du mir das Herz brichst, musst du deine Freundin jetzt auch noch betrügen?" Ich sah ihn fast schon abfällig an und er blickte mir überrascht in die Augen.

„Das war nicht meine Freundin, die mich da geküsst hat, sondern eine seltsame Zuschauerin.", erklärte er langsam. Ich riss die Augen auf. Er hatte keine Freundin. Aber er hatte gerade versucht, mich zu küssen. Das bedeutete doch... Palle schaute mir in die Augen und als ob er meine Gedanken lesen könnte, flüsterte er „Ich liebe dich, Manu!" Diesmal war ich es, der den Kuss begann. Und mit einem Mal fühlte ich mich wieder lebendig. Es war das überwältigendste Gefühl der Welt, Palle endlich zu küssen. Und dieses Mal fühlte es sich durch und durch richtig an.

Epilog

PoV Palle

„Warte, ich helfe dir!", hörte ich eine lachende Stimme von vorne. Auch ich musste jetzt grinsen, als ich mir vorstellte, wie seltsam ich wohl aussehen musste, immerhin trug ich zwei Umzugskartons, die so hoch waren, dass ich nichtmehr drüber schauen konnte und außerdem hatte ich mir einige von den Kabeln, die wir hochtragen mussten kurzerhand um den Hals gewickelt.

Grinsend nahm Manu mir eine Kiste ab und wir stellten sie in sein zukünftiges Zimmer. Eine halbe Stunde später waren auch die restlichen Kisten und Kabel in unserer Wohnung und Manu legte mir von hinten die Hände um die Hüften. Leise flüsterte er: „Unsere erste gemeinsame Wohnung!" Glücklich drehte ich mich zu ihm um und legte meine Lippen sanft auf seine. Zusammen waren wir unschlagbar!

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Joa, wie gesagt, das war meine erste Story, bitte nicht zu streng sein, über Feedback freue ich mich natürlich trotzdem. Wenn noch andere Fragen, Rechtschreibfehler oder so euch nerven oder ihr mal wieder Hunger habt oder aufs Klo müsst, sagt Bescheid, gegen Letzteres kann ich aber trotzdem nichts machen. *wirft vorsorglich mit Klopapier um sich*

Wundert euch nicht über kleine Unterschiede zwischen diesem Text und den Let's Reads, ich habe die Story wie gesagt überarbeitet.

Bye!

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